| Titel: | Ueber Zuckerbestimmung und über die Zuckergehalte der Gerbmaterialien, Gerbextracte, Gerbebrühen, sowie des unbeschwerten lohgaren Leders. | 
| Autor: | v. Schroeder, A. Bartel , W. Schmitz-Dumont | 
| Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 298 | 
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                        Ueber Zuckerbestimmung und über die Zuckergehalte
                           								der Gerbmaterialien, Gerbextracte, Gerbebrühen, sowie des unbeschwerten lohgaren
                           								Leders.
                        Von Prof. v. Schroeder, A. Bartel und Dr. W.
                                 										Schmitz-Dumont in Tharand.
                        (Schluss der Abhandlung S. 281 d. Bd.)
                        Ueber die Zuckerbestimmung und die Zuckergehalte der
                           								Gerbmaterialien u.s.w.
                        
                     
                        
                           V. Untersuchung über die Zusammensetzung und den Zuckergehalt
                              									normaler und mit Melasse verfälschter Quebrachoextracte.
                           Im J. 1890 wurden uns eine ganze Anzahl Proben auffallend billiger Quebrachoextracte
                              									zugeschickt, welche ein etwas fremdartiges dunkleres Aussehen hatten und nach dem
                              									abnormen Verhältniss zwischen gerbenden Stoffen und organischen Nichtgerbstoffen
                              									sich als verfälscht erwiesen. Da uns unzweifelhaft verfälschte Gerbextracte auf dem
                              									deutschen Markte bisher nicht begegnet waren, so erregte die Sache unser Interesse
                              									und haben wir die betreffenden Proben einer genaueren Untersuchung unterzogen. Die
                              									Resultate wollen wir in Folgendem mittheilen, bemerken dazu aber, dass diese
                              									verfälschten Extracte, nachdem die Sache in praktischen Kreisen bekannt wurde, sehr
                              									bald wieder vom Markte verschwanden. Es ist das auch bis jetzt der einzige uns
                              									bekannt gewordene Fall der Verfälschung eines Gerbextractes durch fremde Zusätze,
                              									und wir dürfen daher wohl behaupten, dass die in den Gerberzeitungen so häufig
                              									angezogene Extractverfälschung mit Zucker wenigstens bei uns eine grosse Seltenheit
                              									ist.
                           Die verfälschten Quebrachoextracte mit dem geringen Gerbstoffgehalt und der abnorm
                              									grossen Menge organischer Nichtgerbstoffe ergeben bei Bestimmung des direct
                              									reducirenden Zuckers nach unserem Verfahren ganz normale Zahlen. Nachdem wir aber
                              									die von Gerbstoff befreite Extractlösung ganz kurze Zeit mit etwas Säure erwärmt
                              									hatten, ergaben sich so grosse Zuckermengen, dass eine Verfälschung mit Melasse als
                              									ganz sicher anzunehmen war, und es handelte sich nun darum, den zugesetzten
                              									Rohrzucker der Melasse in den gefälschten Extracten richtig zu bestimmen. Zu diesem
                              									Zweck verfuhren wir in folgender Weise:
                           Zunächst bestimmten wir in dem Extract die Menge der direct reducirenden Körper genau
                              									nach der bisher befolgten Methode und berechneten das erhaltene Kupfer nach unserer
                              									Tabelle auf Traubenzucker. Darauf wurden 50 cc der durch Bleiessiglösung von
                              									Gerbstoff und durch Natriumsulfatlösung vom überschüssigen Blei in der früher
                              									beschriebenen Weise befreiten Extractlösung mit 10 cc verdünnter Schwefelsäure (1
                              									Volum englische Schwefelsäure und 5 Volum Wasser) versetzt, und zur Umwandelung des
                              									Rohrzuckers in Invertzucker im Wasserbade bis auf etwa 80° C. erhitzt.Oder man nimmt 10 cc Salzsäure von 1,125 spec.
                                    											Gew. Nach dem Abkühlen wurde die Säure mit verdünnter Natronlauge
                              									von bekanntem Gehalt neutralisirt und auf 100 cc aufgefüllt. Von dieser
                              									(nöthigenfalls nochmals filtrirten) Flüssigkeit wurden 25 cc zu einer zweiten
                              									Zuckerbestimmung verwendet, welche genau wie die erste mit Einhaltung der
                              									halbstündigen Kochdauer ausgeführt wurde. Von dem erhaltenen Kupfer wurde zunächst
                              									diejenige Menge abgezogen, welche, der verwendeten Substanzmenge entsprechend, nach
                              									der ersten Bestimmung auf den direct reducirenden Zucker entfiel. Für den Rest des
                              									Kupfers wurde die entsprechende Zuckermenge in der Allihn'schen TabelleVgl. die
                                    											citirte Abhandlung von Allihn, Journal für
                                       												praktische Chemie, N. F., Bd. 22 S. 63 und 69 bis 71.
                              									als Invertzucker abgelesen, der Invertzucker mit dem Factor 0,95 in Rohrzucker
                              									umgerechnet und auf die ursprüngliche Substanz berechnet. Diese Berechnung beruht
                              									auf der Angabe Allihn's, dass eine Invertzuckerlösung
                              									mit der alkalischen Kupferlösung bei halbstündiger Kochdauer genau ebenso viel
                              									Kupfer liefert, wie eine gleich starke Traubenzuckerlösung bei einmaligem Aufkochen,
                              									dass mithin die Allihn'sche Tabelle bei halbstündiger
                              									Kochdauer für Invertzucker gültig ist.
                           Zur Begründung dieses Verfahrens wurden zuvor folgende Versuche angestellt:
                           I. 5 g reinster Kandiszucker (mit 0,08 Proc. Wasser und 0,02 Proc. Asche) wurden auf
                              									500 cc gelöst, davon 100 cc mit 20 cc der verdünnten Schwefelsäure, wie soeben
                              									angegeben, invertirt, nach dem Abkühlen mit verdünnter Natronlauge neutralisirt und
                              									auf 200 cc gebracht.
                           In 25 cc der letzteren Lösung sind demnach 0,1316 g Invertzucker, entsprechend 0,1250
                              									g des ursprünglichen Rohrzuckers enthalten. Mit je 25 cc dieser Lösung wurde die
                              									Zuckerbestimmung ausgeführt und gefunden:
                           
                              
                                 1) 0,2590 g Kupfer, entsprechend0,1341 g Invertzucker
                                 = 0,1274 g
                                 Rohrzucker
                                 
                              
                                 2) 0,2600 g Kupfer, entsprechend0,1346 g Invertzucker
                                 = 0,1279 g
                                 Rohrzucker
                                 
                              
                                 3) 0,2575 g Kupfer, entsprechend0,1333 g Invertzucker
                                 = 0,1266 g
                                 Rohrzucker
                                 
                              
                                 4) 0,2560 g Kupfer, entsprechend0,1324 g Invertzucker
                                 = 0,1258 g
                                 Rohrzucker
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                                 
                              
                                 Mittel
                                 = 0,1269 g
                                 
                                 
                              
                           Es sind demnach für 100 angewendeten Rohrzucker 101,5 gefunden, was eine ganz
                              									befriedigende Uebereinstimmung ist.
                           II. Es wurden 1,6000 g Kandiszucker auf 200 cc gelöst und 20 cc Bleiessig zugesetzt.
                              									Von dieser Lösung wurden 100 cc mit 10 cc Natriumsulfatlösung versetzt und filtrirt.
                              									Von dem Filtrat wurden 100 cc mit 20 cc verdünnter Schwefelsäure invertirt, nach dem
                              									Abkühlen neutralisirt und auf 200 cc aufgefüllt. Es enthalten demnach 25 cc der
                              									invertirten Lösung 0,0871 g Invertzucker, entsprechend 0,0827 g Rohrzucker. In je 20
                              									cc der invertirten Lösung wurde die Zuckerbestimmung ausgeführt und gefunden:
                           
                              
                                 0,1750 g Kupfer, entsprechend0,0895 g Invertzucker
                                 = 0,0850 g
                                 Rohrzucker
                                 
                              
                                 0,1745 g Kupfer, entsprechend0,0893 g Invertzucker
                                 = 0,0848 g
                                 Rohrzucker
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                                 
                              
                                 Mittel
                                 = 0,0849 g
                                 
                                 
                              
                           Demnach für 100 angewandten Rohrzucker gefunden 102,7, was ebenfalls noch ganz
                              									zufriedenstellend ist.
                           Aus diesen beiden Versuchen ergibt sich, dass man den Rohrzucker in der angegebenen
                              									Weise sehr annähernd richtig bestimmen kann, und dass auch die Behandlung mit
                              									Bleiessig und Natriumsulfatlösung mit nachheriger Inversion das Resultat nicht
                              									abändert. Es wurde nun noch ein Versuch gemacht, bei dem zwei festen
                              									Quebrachoextracten genau bekannte Mengen reinen Rohrzuckers zugesetzt wurden, und
                              									der da zeigen sollte, wie weit man diesen zugesetzten Zucker richtig wiederfinden
                              									könne. Hierzu war es natürlich nöthig, in den reinen Extracten vorher nicht nur die
                              									Menge des direct reducirenden Zuckers zu bestimmen, sondern dieselben auch daraufhin
                              									zu untersuchen, ob sich bei denselben nach vorhergehender, auf die angegebene Art
                              									ausgeführter kurzer Invertirung ein Mehrgehalt an Zucker ergibt, der als Rohrzucker
                              									zu berechnen und von dem Ergebniss für Rohrzucker bei dem mit Zucker verfälschten
                              									Extract abzuziehen sein würde. Das Resultat stellt sich wie folgt:
                           III. a) Von zwei festen Extracten A und B wurden gelöst:
                           A = 15,8100 g auf 250 cc
                           B = 20,0000 g auf 300 cc
                           200 cc der Extractlösung wurden nach der gegebenen Vorschrift mit Bleiessig und
                              									Natriumsulfatlösung behandelt. Von dem Natriumsulfatfiltrat sind 50 cc zu je zwei
                              									Bestimmungen des direct reducirenden Zuckers verwendet worden, während wir 50 cc
                              									genau nach der Vorschrift invertirten und in der erhaltenen Flüssigkeit wieder je
                              									zwei Zuckerbestimmungen ausführten. Dabei wurde im Mittel beider Bestimmungen
                              									erhalten:
                           
                              
                                 
                                 A
                                 B
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Direct reducirender Zucker als Trauben-    zucker
                                    											berechnetInvertzucker als Rohrzucker
                                    											berechnet
                                 3,232,59
                                 3,801,13
                                 
                              
                                 Gesammtzucker als Rohzucker
                                    											berechnet
                                 5,66
                                 4,74
                                 
                              
                           b) Von den beiden Extracten wurden mit reinem Kandiszucker gelöst:
                           
                              
                                 A =
                                 21,9730 g
                                 Extract
                                 + 2 g
                                 Kandiszucker
                                 auf
                                 300 cc
                                 
                              
                                 B =
                                 18,0000 g
                                 „
                                 + 2 g
                                 „
                                 „
                                 250 cc
                                 
                              
                           wonach A = 9,11 Proc. und B = 11,11 Proc. zugesetzten
                              									Rohrzucker enthält.
                           200 cc dieser Extractlösung wurden mit Bleiessig und Natriumsulfat behandelt,
                              									filtrirt und 50 cc des Filtrates genau wie unter a) invertirt und je zwei
                              									Zuckerbestimmungen ausgeführt. Das Gesammtresultat war:
                           
                              
                                 
                                 A
                                 B
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Gesammtzucker als Rohrzucker berech-    net in den mit
                                    											Kandis versetzten    ExtractenGesammtzucker als Rohrzucker
                                    											berech-    net in den reinen Extracten
                                 14,95  5,66
                                 16,23  4,74
                                 
                              
                                 Demnach Rohrzucker gefundenRohrzucker den Extracten
                                    											zugesetztMehr (+) oder weniger (–) an Rohr-    zucker gefunden als
                                    											zugesetzt
                                   9,29  9,11+ 0,18
                                 11,4911,11+ 0,88
                                 
                              
                           Der zugesetzte Rohrzucker ist demnach fast ganz genau in derselben Menge
                              									wiedergefunden, und damit ist erwiesen, dass die Zuckerbestimmungen nach den
                              									gegebenen Vorschriften zu richtigen Resultaten führen müssen.
                           
                           Wir haben nun zunächst eine Anzahl reiner fester
                              									und teigförmiger Quebrachoextracte analysirt und bei
                              									ihnen zugleich auch die beiden Zuckerbestimmungen ausgeführt. Die Extracte Nr. 1 bis
                              									4 sind Ottensener Fabrikate, die uns direct von der Fabrik zugingen. Die Nr. 5 ist
                              									französischer Extract von E. Dubosc in Havre, Nr. 6 ist
                              									Hamburger Extract aus der Fabrik von Dr. L. Weitz. Die
                              									letzten drei Proben Nr. 7 bis 9 sind ältere Fabrikate der Gesellschaft Flora in Hamburg. Die Resultate ersieht man aus
                              									folgender Zusammenstellung und ist beim Mittel die Analyse des festen Extractes, die
                              									zu Ende des vorigen Abschnittes angeführt wurde, mit eingerechnet. Die Zuckergehalte
                              									sind das Mittel aus je zwei Einzelbestimmungen, die ganz gut übereinstimmten. Die
                              									dabei gewogenen Kupfermengen schwankten von 0,0670 bis 0,2490 g.
                           
                              
                                 
                                 
                                    Feste
                                       												Quebrachoextracte
                                    
                                 
                              
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 6
                                 7
                                 8
                                 9
                                 Mittel
                                 
                              
                                 WasserGerbende StoffeOrganische
                                    											Nichtgerb-    stoffeExtractascheUnlösliches
                                   18,15  70,67    7,00    2,33    1,85
                                   17,17  73,50    7,00    0,83    1,50
                                   18,67  69,66  10,00    0,67    1,00
                                   21,63  67,17    9,25    1,25    0,70
                                   15,51  70,17  12,33    1,17    0,82
                                   15,54  69,17  13,83    1,17    0,29
                                   15,12  74,34    7,33    1,33    1,88
                                   14,84  78,83    4,50    1,00    0,83
                                   16,76  74,84    6,33    1,50    0,57
                                   17,01  72,24    8,42    1,24    1,09
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                                    100,00
                                    
                                 
                              
                                 Direct reducirender    Zucker als Trauben-    zucker in Proc.Invertzucker als Rohr-    zucker in Proc.
                                     3,23    2,59
                                     2,44    0,00
                                     2,91    1,41
                                     3,80    1,13
                                     2,93    0,25
                                     2,82    2,94
                                     1,69    2,00
                                     1,69    0,00
                                     1,56    1,08
                                     2,41    1,27
                                 
                              
                           Auf 100 Th. gerbende Stoffe kommen hier 11,58 Th. organische Nichtgerbstoffe und 3,31
                              									Th. direct reducirender Zucker, während nach den früher mitgetheilten 5
                              									Quebrachoholzanalysen bei dem Holz auf 100 Th. gerbende Stoffe 6,55 Th. lösliche
                              									organische Nichtgerbstoffe und 1,02 Th. Zucker sich berechnen. Die Gründe für dieses
                              									grössere Hervortreten der Nichtgerbstoffe und des Zuckers in einem Extract, im
                              									Gegensatz zum Rohmaterial, haben wir oben schon angegeben, und hier sieht man, dass
                              									im Quebrachoholz thatsächlich Stoffe vorhanden sind, die leicht in direct
                              									reducirenden Zucker übergeführt werden können. Als Durchschnitt für die Praxis ist
                              									72,24 Proc. gerbende Stoffe wohl etwas zu hoch, weil die festen Extracte meist mit
                              									einem etwas grösseren Wassergehalt in den Handel kommen. Für feste Quebrachoextracte
                              									des Handels wird man rund 70 Proc. rechnen können, wo man dann auf 100 Th. gerbende
                              									Stoffe 3,44 Th. direct reducirenden Zucker haben würde.
                           
                              
                                 
                                 
                                    Teigförmige
                                       												Quebrachoextracte
                                    
                                 
                              
                                 10
                                 11
                                 12
                                 13
                                 14
                                 Mittel
                                 
                              
                                 WasserGerbende StoffeOrganische
                                    											Nicht-    gerbstoffeExtractascheUnlösliches
                                   44,20  45,69    7,15    1,27    1,69
                                   43,16  47,80    3,45    1,86    3,73
                                   46,02  43,50    8,45    0,75    1,28
                                   45,02  38,78  11,55    1,47    3,18
                                   43,11  46,91    6,21    0,89    2,88
                                   44,60  44,75    6,98    1,10    2,51
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                                    100,00
                                    
                                 
                              
                                 Direct reduciren-    der Zucker als    Traubenzucker    in Proc.Invertzucker als    Rohrzucker in    Proc.
                                     3,67    0,00
                                     2,25    0,94
                                     3,44    0,80
                                     3,22    3,14
                                     4,18    0,52
                                     2,94    1,08
                                 
                              
                           Die Zusammensetzung von fünf teigförmigen Quebrachoextracten zeigt vorstehende
                              									Zusammenstellung. Die Nr. 10 bis 13 sind Ottenser Fabrikate, Nr. 14 bezieht sich auf
                              									eine Einsendung aus der Praxis und liegt hier jedenfalls wohl auch ein Hamburger
                              									Fabrikat vor. Im Mittel ist auch hier die eine am Ende des vorigen Abschnittes
                              									mitgetheilte Analyse inbegriffen.
                           Das Verhältniss zwischen gerbenden Stoffen und Nichtgerbstoffen ist hier ähnlich wie
                              									bei den festen Extracten, während die Menge an direct reducirendem Zucker etwas
                              									grösser ist. Auf 100 Th. gerbende Stoffe berechnen sich nach dem Mittel 15,60 Th.
                              									organische Nichtgerbstoffe und 6,57 Th. direct reducirender Zucker. Die nach dem
                              									Invertiren erhaltene Zuckermenge, als Rohrzucker berechnet, schwankt bei festen und
                              									teigförmigen Extracten von 0 bis 3,14 Proc. und beträgt bei beiden Extracten im
                              									Mittel etwa 1 Proc.
                           Die Analyse von sechs Proben der erwähnten mit Melasse verfälschten
                              									Quebrachoextracte, die uns theils aus der Praxis, theils durch die
                              									Farbholzextractfabrik zu Ottensen zugingen, führte zu folgenden Resultaten:
                           
                              
                                 
                                 Mit Melasse verfälschte
                                    											Quebrachoextracte
                                 
                              
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 6
                                 
                              
                                 WasserGerbende StoffeOrganische
                                    											Nicht-    gerbstoffeExtractascheUnlösliches
                                   15,11  51,33  28,92    2,91    1,73
                                   15,93  52,17  26,33    3,33    2,24
                                   13,54  46,75  32,78    4,66    2,27
                                   16,67  57,66  21,17    3,50    1,00
                                   17,27  57,89  20,45    3,27    1,12
                                   18,32  52,57  23,40    3,33    2,38
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                                 Direct reduciren-    der Zucker als    Traubenzucker    in Proc.Invertzucker als    Rohrzucker in    Proc.Auf 100
                                       												Theile    gerbende Stoffe    kommen orga-    nische Nicht-    gerbstoffe
                                     1,76  13,86  56,34
                                     3,66    7,98  50,47
                                     1,93  18,3370,12
                                    											(!)
                                     2,81    8,67  36,57
                                     2,73    8,02  35,33
                                     1,77  13,20  44,51
                                 
                              
                           Dass diese Extracte verfälscht sind, ergibt sich ohne weiteres aus dem Verhältniss
                              									zwischen den gerbenden Stoffen und organischen Nichtgerbstoffen. Bei normalen festen
                              									und teigförmigen Extracten hatten wir im Mittel auf 100 Th. gerbende Stoffe 11,58
                              									Th. bezieh. 15,60 Th. organische Nichtgerbstoffe gefunden, hier dagegen ergeben sich
                              									auf 100 Th. gerbende Stoffe etwa 35,33 bis 70,12 (!) Th. Nichtgerbstoffe. Die
                              									Extracte müssen mit einer Substanz verfälscht sein, welche keinen oder sehr wenig direct
                              									reducirenden Zucker enthält, welche dagegen sehr reich an Rohrzucker ist, und
                              									zugleich nicht unbeträchtliche Mengen Mineralstoffe enthält. Das beweisen die
                              									normalen Zahlen für Traubenzucker in den verfälschten Extracten und die hohen
                              									Rohrzuckergehalte, die von 7,98 bis 18,33 Proc. schwanken, während man bei derselben
                              									Bestimmung in unverfälschten Quebrachoextracten im Mittel 1 Proc. und im Maximum 3
                              									Proc. findet. Den höheren Gehalt an Mineralstoffen in der zugesetzten Substanz
                              									beweisen die abnorm hohen Extractaschen, die bei den verfälschten Extracten von 2,91
                              									bis 4,66 Proc. gehen und im Mittel 3,50 Proc. betragen, – in den normalen Extracten
                              									geht die Extractasche von 0,75 bis 2,33 Proc. und kann im Mittel zu rund 1 Proc.
                              									angenommen werden. Eine Substanz, die nur Spuren von Traubenzucker, dagegen aber
                              									viel Rohrzucker enthält, und die zugleich so billig ist, dass ihre Benutzung zur
                              									Verfälschung von Gerbextracten lohnend erscheint, kann nur die Melasse sein, deren
                              									Zusatz auch die bedeutende Erhöhung des Mineralstoffgehaltes vollkommen erklärt. Ein
                              									weiterer Umstand, der den Zusatz von Melasse beweist, ist der erhöhte
                              									Stickstoffgehalt der gefälschten Extracte, denn die Melasse enthält im Vergleich zu
                              									einem Gerbextract nicht unbedeutende Mengen Stickstoff. In dem festen
                              									Quebrachoextract Nr. 2 fanden wir 0,14 Proc. Stickstoff, in dem verfälschten Extract
                              									Nr. 1 dagegen 0,49 Proc. Um diese Verhältnisse noch deutlicher zu machen, haben wir
                              									eine Melasse analysirt und versucht, aus der Zusammensetzung dieser Melasse und
                              									eines reinen Quebrachoextractes die Zusammensetzung eines gefälschten Extractes zu
                              									berechnen. Dass man dabei zu Zahlen kommt, die vollständig dem hier vorliegenden
                              									Analysenresultat für die gefälschten Extracte entsprechen, beweist die folgende
                              									Zusammenstellung. Bei der Berechnung sind 70 Proc. des reinen Extractes Nr. 2 und 30
                              									Proc. Melasse angenommen, und die Mischung auf den Wassergehalt des gefälschten
                              									Extractes Nr. 1 berechnet:
                           
                              
                                 
                                 Melasse
                                 Reiner festerExtractNr. 2
                                 VerfälschterExtractNr. 1
                                 Mischung aus70 Proc. Nr. 2und 30
                                    											Proc.Melasse bei15,11 Proc.Wassergehalt
                                 
                              
                                 WasserGerbende StoffeOrganische
                                    											Nicht-    gerbstoffeExtractascheUnlösliches
                                   17,91–  72,83    9,26–
                                   17,17  73,50    7,00    0,83    1,50
                                   15,11  51,33  28,92    2,91    1,73
                                   15,11  52,72  27,61    3,48    1,08
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                                 Direct reducirender    Zucker als Trauben-    zucker in Proc.Invertzucker als    Rohrzucker in Proc.Gesammtstickstoff in    Proc.
                                     1,23  48,42    1,86
                                     2,44    0,00    0,14
                                     1,76  13,86    0,49
                                     2,14  15,03    0,68
                                 
                              
                           Damit dürfte der Zusatz von Melasse zu den untersuchten sechs Extracten wohl
                              									hinlänglich bewiesen sein.
                           
                        
                           VI. Uebersicht über die Beziehung der Gehalte an gerbenden
                              									Stoffen und Zucker für die wichtigsten Gerbmaterialien und Gerbextracte.
                           Nachdem wir in den Abschnitten III und IV die Zuckergehalte der festen
                              									Gerbmaterialien und Gerbextracte besprochen haben, wollen wir in Folgendem noch
                              									eine kurze Uebersicht über die wichtigsten der gewonnenen Resultate in der Weise
                              									geben, dass wir die Durchschnittsgehalte an Zucker und Gerbstoff tabellarisch
                              									zusammenstellen, und dabei zugleich angeben, wie viel man nach unserer Untersuchung
                              									im Mittel auf 100 Th. gerbende Stoffe an Zucker, d.h. säurebildenden Stoffen,
                              									rechnen kann. Was die Gerbstoffgehalte anbetrifft, so bemerken wir, dass nur die
                              									Zahlen für die Eichen- und Fichtenrinde wirkliche Mittel aus bereits
                              									zusammengestelltem Untersuchungsmaterial sind, wie das ja an den betreffenden
                              									Stellen im Abschnitt II auch angegeben ist. Für die übrigen Gerbmaterialien haben
                              									wir definitive Zusammenstellungen des uns vorliegenden sehr umfangreichen Materials
                              									noch nicht machen können, und es sind die Zahlen daher nur als vorläufig
                              									abgeleitete, immerhin aber sehr annähernd richtige runde Mittelwerthe aufzufassen.
                              									Wir geben daher für den Gerbstoff auch keine Minima und Maxima an und behalten uns
                              									vor, über die Gerbstoffgehalte der Gerbmaterialien in späteren Abhandlungen noch
                              									genauere Mittheilungen zu machen. In der folgenden Tabelle sind die Gerbmaterialien
                              									in der Weise geordnet, dass diejenigen, welche auf 100 Th. Gerbstoff die grössere
                              									Menge Zucker enthalten, voraus stehen. Die Minima und Maxima beziehen sich beim
                              									Zucker immer nur auf diejenige Zahlenreihe, aus welcher das angegebene Mittel
                              									wirklich abgeleitet ist, während einzelne ausserdem eventuell noch gefundene
                              									grössere oder kleinere Werthe, wie aus dem Texte an den betreffenden Stellen
                              									ersichtlich ist, nicht berücksichtigt sind.
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Gerbende Stoffein Proc.im
                                    											Mittel
                                 Zuckergehlatin Proc.
                                 Auf 100 Th.gerbende Stoffekommen
                                    											säure-bildende Stoffe
                                 
                              
                                 imMittel
                                 Mini-mum
                                 Maxi-mum
                                 
                              
                                 Fichtenloheextracte
                                 25,00
                                 7,84
                                 4,58
                                   9,44
                                 31,4
                                 
                              
                                 Fichtenlohe
                                 11,63
                                 3,53
                                 2,65
                                   4,47
                                 30,4
                                 
                              
                                 Eichenlohe (Jungrinde)
                                 10,10
                                 2,65
                                 1,75
                                   3,46
                                 26,2
                                 
                              
                                 Dividivi
                                 41,50
                                 8,39
                                 7,98
                                   8,83
                                 20,2
                                 
                              
                                 Algarobilla
                                 43,00
                                 8,23
                                 6,24
                                 10,49
                                 19,1
                                 
                              
                                 Myrobalanen
                                 30,00
                                 5,35
                                 3,15
                                   7,05
                                 17,8
                                 
                              
                                 Sumach, italienischer
                                 28,00
                                 4,53
                                 –
                                 –
                                 16,2
                                 
                              
                                 Eichenholzextracte, slavo-    nische
                                 28,00
                                 3,07
                                 2,47
                                   3,92
                                 11,0
                                 
                              
                                 Kastanienholzextracte,    flüssige normale
                                 30,00
                                 2,87
                                 2,61
                                   3,53
                                   9,6
                                 
                              
                                 Valonea
                                 28,80
                                 2,69
                                 1,21
                                   3,57
                                   9,3
                                 
                              
                                 Cayotarinde
                                 22,00
                                 1,65
                                 –
                                 –
                                   7,5
                                 
                              
                                 Trillo der Valoneen
                                 43,50
                                 2,41
                                 –
                                 –
                                   5,5
                                 
                              
                                 Garouille
                                 25,00
                                 1,00
                                 0,67
                                   1,51
                                   4,0
                                 
                              
                                 Rove
                                 29,00
                                 1,13
                                 –
                                 –
                                   3,9
                                 
                              
                                 Quebrachoextracte, feste
                                 70,00
                                 2,41
                                 1,04
                                   3,80
                                   3,4
                                 
                              
                                 Mimosenrinden
                                 32,00
                                 0,91
                                 0,33
                                   1,57
                                   2,8
                                 
                              
                                 Knoppern
                                 30,00
                                 0,65
                                 0,54
                                   0,71
                                   2,2
                                 
                              
                                 Quebrachoholz
                                 22,00
                                 0,25
                                 0,10
                                   0,65
                                   1,1
                                 
                              
                           Ueberblickt man diese Tabelle, so stimmt dieselbe im Allgemeinen mit den praktischen
                              									Erfahrungen überein, indem die in der Columne III an der Spitze stehenden
                              									Gerbmaterialien diejenigen sind, welche sich durch grösste Säurebildung auszeichnen,
                              									während die zuletzt kommenden durch ihre sehr geringe Fähigkeit, Säure zu bilden,
                              									bekannt sind. Der Praxis geläufige Gegensätze sind in dieser Beziehung die Fichten-
                              									und Eichenlohe einerseits; sowie die Holzextracte andererseits, und von den
                              									letzteren ist es besonders Quebracho, dessen ganz verschiedene Fähigkeit zur
                              									Säurebildung immer betont wird. An Quebracho schliessen sich in dieser Beziehung eine Reihe
                              									anderer Gerbmaterialien an, welche, wie Knoppern, Mimosenrinden, Rove u.s.w.,
                              									ebenfalls eine sehr geringe säurebildende Fähigkeit haben. Zwischen den Eichen- und
                              									Kastanienholzextracten und unseren einheimischen Lohen stehen Dividivi, Algarobilla
                              									und Myrobalanen, die einen höheren Zuckergehalt haben, und die im Verhältniss zum
                              									Gerbstoffgehalt als Gerbmaterialien mit mittlerer säurebildender Fähigkeit
                              									bezeichnet werden können. Manche Beobachtungen der Praxis erklären sich aus den
                              									vorstehenden Resultaten ganz ungezwungen, und man kann danach wenigstens zum Theil
                              									das leitende Princip begründen, das die Praxis bei der Combination der verschiedenen
                              									Gerbmaterialien zu befolgen hat. Auf diese Seite der Sache wollen wir indessen hier
                              									nicht näher eingehen, weil uns das zu sehr in praktische gerberische Details führen
                              									würde, und wir werden in Zukunft vielfach noch Gelegenheit haben, auf die Resultate
                              									der vorstehenden Tabelle zurückzukommen.
                           Um nicht falsch verstanden zu werden, möchten wir uns aber noch eine Bemerkung
                              									erlauben. Die die Fehling'sche Kupferlösung direct
                              									reducirenden zuckerartigen Bestandtheile der Gerbmaterialien sind gewiss ein
                              									Hauptmaterial zur Bildung der Säure bei der Gährung der Gerbebrühen, und daher hat
                              									es ohne Zweifel eine Berechtigung, wenn wir, wie das in vorstehender Tabelle
                              									geschehen ist, die Gerbmaterialien nach ihrem Verhältniss zwischen Gerbstoff und
                              									Zucker ordnen und zunächst danach ihre säurebildende Fähigkeit messen. Damit allein
                              									ist die Sache aber nicht erschöpft. Es wäre sehr gut denkbar, dass andere
                              									Bestandtheile unter den löslichen organischen Nichtgerbstoffen ebenfalls bis zu
                              									einem gewissen Grade bei der Säurebildung betheiligt sind, und ebenso ist gewiss
                              									anzunehmen, dass, wo in einem Gerbmaterial Stärkemehl vorhanden ist, dieses unter
                              									geeigneten Bedingungen in Säure übergehen kann. Danach müsste es dann auch bei ein
                              									und demselben Gerbmaterial einen wesentlichen Unterschied bedingen, ob wir dasselbe
                              									kalt oder heiss auslaugen und nur die erhaltene Brühe benutzen, oder ob wir dasselbe
                              									in Substanz verwenden und es zum Frischmachen in die Brühen und als Streumaterial in
                              									die Gruben bringen. Endlich käme, wenn man eine gute Schwellung durch die gebildeten
                              									Säuren ins Auge fassen will, bis zu einem gewissen Grade wohl auch die Qualität der
                              									Säure in Betracht. Darüber liegt aber nur sehr wenig brauchbares
                              									Untersuchungsmaterial vor, so dass man, abgesehen von den Eichen- und
                              										FichtenlohenVgl. in dieser
                                    											Beziehung J. Wladlka: Zur Kenntniss der organischen
                                       												Säuren in Fichtenbrühen; Gerber, 1890 S. 3, 15, 28 und
                                    										61., in dieser Beziehung über die einzelnen Gerbmaterialien nicht
                              									viel sagen kann. Es bleibt nach allen Seiten hin noch sehr viel zu erforschen übrig,
                              									und wir legen unserer eigenen Arbeit daher keineswegs einen abschliessenden Werth
                              									bei, wir möchten dieselbe nur als den ersten Versuch zu einer besseren
                              									wissenschaftlichen Behandlung und Orientirung auf dem betreffenden Gebiete
                              									betrachtet wissen.
                           
                        
                           VII. Ueber Zuckergehalte in Gerbebrühen.
                           Um zu zeigen, welche Zuckergehalte in Gerbebrühen vorkommen und wie die Zuckergehalte
                              									in Gerbebrühen sich verändern, wollen wir zunächst die Untersuchung eines
                              									Brühenganges mittheilen, der aus einer Rosslederextractgerberei in der Nähe von
                              									Hamburg herstammt.Vgl. v. Schroeder: Ueber Gerbung mit Fichtenextract und
                                       												Quebrachoextract; Deutsche Gerberzeitung, 1889 Nr. 38.
                              									In dieser Gerberei wird ein Gemenge von gleichen Theilen Fichtenlohe und
                              									Quebrachoholz extrahirt und mit der erhaltenen Extractbrühe der Brühengang täglich
                              									nachgebessert. Die Blössen kommen zuerst in die schwächste Gerbebrühe Nr. 5, in
                              									welcher sie ungefähr eine Woche verbleiben, dann kommen sie auf etwa eine Woche in
                              									die folgende stärkere Brühe Nr. 4, und so fort bis zur stärksten Brühe Nr. 1, aus
                              									welcher sie, nach einer Gerbdauer von insgesammt 35 Tagen, fertig durchgegerbt
                              									herauskommen. Die Nachbesserung der Brühen geschieht täglich und zwar in folgender
                              									Weise: Von der schwächsten Brühe Nr. 5 wird ein gewisses Quantum ausgeschöpft und
                              									durch Brühe aus Nr. 4 ersetzt, in Nr. 4 wird dann eine entsprechende Menge aus Nr. 3
                              									zugegeben u.s.w. bis Nr. 1, wo das fehlende Quantum durch Extractbrühe ersetzt wird.
                              									Die aus Nr. 5 zuerst ausgeschöpfte ausgebrauchte Brühe wird nicht fortgeworfen,
                              									sondern sie wird statt Wasser bei der Extraction des Gerbmaterialgemisches mit
                              									verwendet. Dadurch erklärt es sich, dass die Extractbrühe Säure enthält und
                              									verhältnissmässig reicher an organischen Nichtgerbstoffen ist, als das der Fall sein
                              									würde, wenn zur Extraction des Gerbmaterials nur reines Wasser zur Anwendung käme.
                              									Die folgende Tabelle zeigt die Zusammensetzung dieser Brühen, und. ist in derselben,
                              									wie auch bei allen folgenden Brühen, die Gesammtsäure nach der Koch'schen Methode titrirt und als Essigsäure in
                              									Rechnung gebracht.
                           Gerbebrühen aus einer Extractgerberei in der Nähe von Hamburg.
                              									100 cc Brühe enthalten Gramm:
                           
                              
                                 
                                 Ex-tract-brühe
                                 Gerbebrühen
                                 
                              
                                 Nr. 1
                                 Nr. 2
                                 Nr. 3
                                 Nr. 4
                                 Nr. 5
                                 
                              
                                 Gerbende StoffeOrganische
                                    											Nicht-    gerbstoffeMineralstoffe
                                 1,3530,9380,278
                                 1,0580,8180,259
                                 0,8220,7400,243
                                 0,5240,6690,237
                                 0,2490,6070,214
                                 0,0970,4350,163
                                 
                              
                                 
                                 2,569
                                 2,135
                                 1,805
                                 1,430
                                 1,070
                                 0,695
                                 
                              
                                 GesammtsäureZuckerSpecifisches Gewicht    bei
                                    											17,5° C.
                                 0,1570,1211,0108
                                 0,1610,0801,0090
                                 0,1650,0471,0076
                                 0,1800,0311,0062
                                 0,2260,0171,0048
                                 0,2440,0111,0034
                                 
                              
                           Diese Zahlen sprechen bezüglich des Zucker- und Säuregehaltes für sich selbst: In der
                              									Extractbrühe und stärksten Gerbebrühe ist der Zuckergehalt am grössten und der
                              									Säuregehalt am kleinsten. Je länger die Gährung im Brühengang dauert, um so mehr
                              									verschwindet der Zucker und nimmt die Säure zu, bis endlich in der schwächsten Brühe
                              									der Zucker sein Minimum und die Säure ihr Maximum erreicht.
                           Als Gegenstück zu dem soeben besprochenen lehrreichen Brühengange können folgende
                              									Bestimmungen dienen, die sich auf Farben aus einer kleinen Sohlledergerberei
                              									beziehen; welche mit Fichten- und Eichenlohe arbeitet. Eine Stufenfolge ist hier gar
                              									nicht wahrzunehmen, nicht einmal im Gerbstoffgehalt, und das liegt unzweifelhaft in
                              									der ausserordentlich unrationellen Art und Weise, in welcher die Brühen ganz nach
                              									Gutdünken und Befinden bald mit grösseren, bald mit kleineren Mengen frischer Lohe und Sauerbrühe
                              									nachgebessert werden. Leider sind die Gerbstoffbestimmungen hier seiner Zeit nur
                              									nach der Löwenthal'schen Methode ausgeführt? sonst
                              									würde sich noch deutlicher herausstellen, wie gehaltlos diese Brühen bei ihrem
                              									verhältnissmässig hohen specifischen Gewicht sind. Die Zuckergehalte schwanken für
                              									100 cc von 0,000 bis 0,067, – eine Beziehung zum Säuregehalt kann aber hier wegen
                              									der Art und Weise der Zubesserungen natürlich nicht hervortreten. Die Proben sind
                              									alle den 3. December entnommen, und in der Tabelle ist angegeben, an welchem Datum
                              									die letzte Zubesserung erfolgte.
                           100 cc Brühe enthalten Gramm:
                           
                              
                                 FarbeNr.
                                 
                                 Wann die letzteZubesserungerfolgte
                                 Gesammtgehaltan festenStoffen
                                 SpecifischesGewicht bei17,5° C.
                                 Gerbstoff nachLöwenthal'scherMethode
                                 Zucker
                                 Säure
                                 
                              
                                 4
                                 III
                                 29. November30. November
                                 0,6540,721
                                 1,00281,0030
                                 0,0440,049
                                 0,0000,006
                                 0,0170,030
                                 
                              
                                 Mittel
                                 –
                                 0,688
                                 1,0029
                                 0,047
                                 0,003
                                 0,024
                                 
                              
                                 3
                                 IIIIII
                                 29. November29. November29. November
                                 1,4131,5581,367
                                 1,00621,00671,0059
                                 0,0600,0660,067
                                 0,0190,0670,052
                                 0,2090,2780,287
                                 
                              
                                 Mittel
                                 –
                                 1,446
                                 1,0063
                                 0,064
                                 0,046
                                 0,258
                                 
                              
                                 1
                                 IIIIIIIVVVIVIIVIIIIX
                                 23. October     2. November     2.
                                    											November19. November19. November24. November26.
                                    											November  1. December  1. December
                                 1,2860,7651,1371,3081,2271,4111,2051,5441,280
                                 1,00561,00301,00471,00571,00541,00601,00501,00671,0056
                                 0,0560,0540,0610,0660,0710,0590,0800,0930,093
                                 0,0270,0090,0280,0480,0350,0270,0490,0460,048
                                 0,4170,2260,3560,4260,3480,3220,2780,3650,269
                                 
                              
                                 Mittel
                                 –
                                 1,240
                                 1,0053
                                 0,070
                                 0,035
                                 0,334
                                 
                              
                           In vielen Fällen ist der Zuckergehalt hier höher, wenn der Gerbstoffgehalt grösser
                              									ist, d.h. wenn vor kürzerer Zeit mit frischer Lohe nachgebessert worden ist, – es
                              									trifft das aber auch nicht in allen Fällen zu.
                           In der folgenden Zusammenstellung ist:
                           Nr. 1 eine frische Extractbrühe, die in der Hauptsache
                              									aus Eichenholz hergestellt ist.
                           Nr. 2 ist eine frische Extractbrühe aus reinem
                              									Quebrachoholz. Beide Brühen dienen zum Nachbessern der Farben in den betreffenden
                              									Gerbereien und enthalten als frisch hergestellte Brühen noch keine Säure.
                           Nr. 3 und Nr. 4 sind zwei Gerbebrühen aus einer
                              									Riemenledergerberei.
                           Nr. 5 eine gute Sauerbrühe, in der Hauptsache aus
                              									Eichensauerlohe gewonnen, die in der Lehrgerberei der deutschen Gerberschule zur
                              									Anstellung der Schwellfarben für die geschwitzten Sohlleder gedient hat.
                           In 100 cc sind enthalten Gramm:
                           
                              
                                 
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 
                              
                                 Gerbende StoffeOrganische
                                    											NichtgerbstoffeMineralstoffe
                                 2,5601,6700,350
                                 2,7980,1990,039
                                 0,6760,7430,120
                                 0,7430,8990,150
                                 0,2340,7960,164
                                 
                              
                                 GesammtsäureZucker
                                 4,580–0,220
                                 3,036–0,006
                                 1,5390,1630,050
                                 1,7920,2060,043
                                 1,1940,4260,042
                                 
                              
                           Bei den beiden Extractbrühen tritt der höhere Zuckergehalt der Brühe aus
                              									Eichenholz, gegenüber dem ausserordentlich geringen Zuckergehalt der reinen
                              									Quabrachaholzbrühe, sehr charakteristisch hervor. Die beiden Riemenlederbrühen sind
                              									ganz normale Brühen, bei denen die Zucker- und Säuregehalte zu einander im
                              									umgekehrten Verhältniss stehen. Sehr charakteristisch ist die Zusammensetzung der
                              									Sauerbrühe mit dem verhältnissmässig geringen Gehalt von gerbenden Stoffen und hohen
                              									Gehalt an organischen Nichtgerbstoffen, – dabei ist der Säuregehalt sehr hoch und
                              									der Zuckergehalt ein mittlerer, so dass aus dem vorhandenen Zucker bei fortgehender
                              									Gährung noch weitere Säure entstehen könnte.
                           Es möge uns erlaubt sein, hier noch zwei Versuche anzuführen, die die Entstehung der
                              									Säure aus dein Zucker der Gerbebrühen direct zeigen.Vgl. Deutsche
                                       												Gerberzeitung, 1890 Nr. 74 und 75.
                           I. Aus einer Eichenlohe wurde eine frische Brühe hergestellt, die mit 0,221 Proc.
                              									Gerbstoffgehalt als schwache Gerbebrühe gelten konnte. Den 9. Juli wurde diese Brühe
                              									mit etwas Weissbeize versetzt, – sie blieb bis zum 21. Juli stehen, wo sich eine
                              									bedeutende Abnahme des Zuckergehaltes und das Vorhandensein von Säure zeigte, die in
                              									der süssen Brühe nun entstanden war. Der Gerbstoffgehalt der Brühe blieb dabei
                              									unverändert.
                           II. Ein ganz ähnlicher Versuch wurde mit einer frischen Eichenlohbrühe gemacht, die
                              									mit Sauerbrühe gemischt wurde und vom 22. bis zum 30. Juli stehen blieb. In dieser
                              									Zeit hatte die ursprünglich vorhandene Säure zugenommen, während der Zuckergehalt
                              									abgenommen hatte. Auch hier blieb der Gerbstoffgehalt unverändert. Diese
                              									Verhältnisse sind aus folgenden Zahlen zu ersehen:
                           100 cc enthalten Gramm:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 
                                 9. Juli
                                 21. Juli
                                 22. Juli
                                 30. Juli
                                 
                              
                                 Gerbende StoffeOrganische
                                    											NichtgerbstoffeMineralstoffe
                                 0,2210,1470,020
                                 0,2180,1000,020
                                 0,1920,1830,032
                                 0,1900,1550,035
                                 
                              
                                 SäureZucker
                                 0,3880,0000,066
                                 0,3380,0250,006
                                 0,4070,0560,033
                                 0,3800,0690,011
                                 
                              
                           Zu einem weiteren Versuch wurde aus Eichen- und Fichtenlohe gewonnene Sauerbrühe aus
                              									einer Tharander Gerberei genommen, dieselbe wurde filtrirt und in 3 l des Filtrates
                              									etwa 10 g reiner Traubenzucker gelöst. Diese Flüssigkeit blieb vom 29. Juli bis zum
                              									6. August stehen und wurde in dieser Zeit mehrmals untersucht. Dabei ergab sich
                              									nachstehendes Resultat:
                           100 cc enthalten Gramm:
                           
                              
                                 
                                 29. Juli
                                 30. Juli
                                 1. August
                                 4. August
                                 6. August
                                 
                              
                                 Gerbende StoffeOrganische
                                    											NichtgerbstoffeMineralstoffe
                                 0,2401,4010,187
                                 0,2401,3600,187
                                 0,2401,2540,189
                                 0,2401,0990,189
                                 0,2441,0950,188
                                 
                              
                                 SäureZucker
                                 1,8280,4530,415
                                 1,7870,4610,350
                                 1,6830,4530,237
                                 1,5280,4400,055
                                 1,5270,4360,053
                                 
                              
                           Denkt man sich von der ursprünglichen Sauerbrühe
                              									die zugesetzte Zuckermenge abgezogen, so hat dieselbe eine ganz ähnliche
                              									Zusammensetzung wie die aus der Lehrgerberei untersuchte Sauerbrühe, sie ist dabei
                              									aber noch etwas reicher an Säure. Vom 29. Juli bis zum 6. August ist die Menge der
                              									gerbenden Stoffe, der Mineralstoffe und der Säure so gut wie unverändert geblieben,
                              									der Zucker ist dagegen bis auf einen geringen Rest verschwunden, und nahezu um
                              									denselben Betrag hat die Menge der organischen Nichtgerbstoffe in der Brühe
                              									abgenommen. Es ist das ein sehr bemerkenswerthes Resultat, denn wir ersehen aus
                              									demselben, dass Zucker zersetzt worden ist, ohne dass eine weitere Säurebildung
                              									eingetreten ist. Der Zucker muss dabei zum grössten Theil in gasförmige resp.
                              									flüchtige Zersetzungsproducte aufgelöst worden sein, das ist mit Sicherheit aus der
                              									entsprechenden Abnahme der Gesammtmenge der organischen Nichtgerbstoffe zu
                              									entnehmen. Warum in dem vorliegenden Falle, bei reichlich vorhandenem Zucker, aus
                              									demselben keine weitere Säurebildung eingetreten ist, darüber lassen sich nur
                              									Vermuthungen aussprechen. Ein Fehlen der hiezu nöthigen Fermente in der Sauerbrühe
                              									ist nach den Hänlein'schen Untersuchungen doch nicht
                              									gut anzunehmen, und es wäre das Nächstliegende, den Stillstand der Säurebildung
                              									durch ein in der Brühe bereits vorhandenes Maximum an Säure zu erklären. Dem würde
                              									die Thatsache entsprechen, dass nach unseren vielfachen Säurebestimmungen in
                              									Gerbebrühen etwa 0,5 Gesammtsäure in 100 cc wirklich das Maximum ist, das wir in
                              									denselben gefunden haben. Damit stehen aber Angaben von anderer Seite herVgl. die citirte Arbeit von J. Wladika, Gerber, 1890 S. 62.
                              									nicht im Einklang, und es muss die Beantwortung dieser Frage daher weiteren
                              									Versuchen vorbehalten bleiben. Jedenfalls ersieht man aber aus unserem Versuche, dass die Zersetzung des Zuckers in Gerbebrühen nicht
                                 										nothwendig immer von Säurebildung begleitet sein muss, sondern dass diese
                                 										Zersetzung unter Umständen auch nach anderen Richtungen hingehen kann.In dem vorliegenden Falle war wenigstens ein
                                    											Theil des Zuckers in Folge von alkoholischer Gährung verbraucht, in der
                                    											Brühe konnte Alkohol durch die Jodoformreaction nachgewiesen
                                    										werden. Wie hier der Zucker, ohne dass Säurebildung eingetreten war,
                              									in gasförmige und flüchtige Endproducte aufgelöst worden ist, so müssen auch im
                              									Laufe des Gerbeprocesses ganz regelmässig grosse Mengen der in den Brühen gelösten
                              									organischen Nichtgerbstoffe zerstört werden. Es ergibt sich das ebensowohl aus
                              									Versuchen, wie auch aus der genaueren Betrachtung eines gerberischen Betriebes, in
                              									welchem die ausgenutzten Brühen, wie häufig geschieht, nicht fortgeworfen, sondern
                              									immer wieder von Neuem zu Extractionen benutzt werden. Fände diese Auflösung und
                              									Zersetzung der organischen Nichtgerbstoffe nicht statt, so müssten dieselben sich im
                              									Laufe der Zeit in den Brühengängen der Gerbereien in viel höherem Maasse anhäufen,
                              									als das thatsächlich der Fall ist.
                           
                        
                           VIII. Resultate der Zuckerbestimmungen für unbeschwerte
                              									lohgare Leder.
                           Was die Zuckergehalte in normalen lohgaren Ledern, die nicht mit Traubenzucker
                              									beschwert sind, anbetrifft, so haben wir die Methode, deren wir uns im Gange der
                              									Lederanalyse zur Zuckerbestimmung bedient haben, schon im Abschnitt II beschrieben.
                              									Die speciellen Resultate unserer Lederanalysen beabsichtigen wir in besonderen
                              									Publicationen in nächster Zeit zu besprechen, und liegt uns hier nur daran, die
                              									Ergebnisse für die Zuckerbestimmungen der Vollständigkeit wegen zusammenzufassen.
                              									Wie sich aus unseren Zahlen ergibt, ist der Zuckergehalt in den Ledern oft ein ganz
                              									verschwindender, derselbe steigt nur sehr selten auf 1 Proc. und etwas mehr. In der
                              									folgenden Zusammenstellung beziehen sich die Zahlen auf den lufttrockenen Zustand
                              									mit dem durchschnittlichen Wassergehalt von 18 Proc. Bei den Riemenledern und
                              									Oberledern, die im fertigen Zustande immer mehr oder weniger gefettet sind, haben
                              									wir von dem unmittelbaren Analysenergebniss das Fett zuerst abgezogen und die
                              									übrigen Zahlen dann auf den lufttrockenen Zustand mit 18 Proc. Wasser berechnet.
                              									Dabei ist angenommen, dass das Leder im lufttrockenen ungefetteten Zustand 0,82
                              									Proc. Fett enthält. Die Zuckergehalte bei Riemenledern und Oberledern beziehen sich
                              									also auf den lohgaren ungefetteten Zustand mit demselben Wassergehalt wie bei den
                              									übrigen Ledern, und im fertigen gefetteten Zustande müssen die Zuckergehalte daher
                              									für diese Ledersorten im Allgemeinen noch etwas kleiner ausfallen, als die folgende
                              									Tabelle ergibt.
                           
                              
                                 Art der untersuchten Leder
                                 AnzahlderAna-lysen
                                 Zuckergehalt Proc.
                                 
                              
                                 Mini-mum
                                 Maxi-mum
                                 Mittel
                                 
                              
                                   1) Rheinische Sohlleder,
                                    											reine      Eichengerbung, altes Gruben-      system
                                 18
                                 Spur
                                 0,39
                                 0,13
                                 
                              
                                   2) Sohlleder, alte Grubengerbung,      Eichenlohe und Fichtenlohe,      ohne oder mit nur sehr
                                    											ge-      ringem Zusatz fremder gerb-      stoffreicherer
                                    											Gerbmaterialien
                                   9
                                 0,02
                                 0,27
                                 0,13
                                 
                              
                                   3) Sohlleder gegerbt unter Zu-      hilfenahme fremder gerbstoff-      reicherer
                                       												Gerbmaterialien resp.      unter Zuhilfenahme von stär-      keren
                                       												Extractbrühen
                                 13
                                 0,05
                                 0,25
                                 0,13
                                 
                              
                                   4) Sogen. Norddeutsche Sohlleder
                                   5
                                 0,16
                                 0,36
                                 0,28
                                 
                              
                                   5) Oesterreichische Sohlleder:      Terzen und ein Pfundleder
                                 11
                                 0,30
                                 1,39
                                 0,66
                                 
                              
                                   6) Diverse Sohlleder
                                 18
                                 Spur
                                 0,99
                                 0,19
                                 
                              
                                   7) Vacheleder, deutsche in
                                    											der      Hauptsache
                                 26
                                 Spur
                                 1,07
                                 0,29
                                 
                              
                                   8) Vacheleder, nach englischem      System
                                    											gegerbt
                                 10
                                 0,05
                                 0,75
                                 0,31
                                 
                              
                                   9) Riemenleder, deutsche
                                 13
                                 Spur
                                 0,65
                                 0,12
                                 
                              
                                 10) Riemenleder, englische,
                                       												belgische,      russische
                                   9
                                 Spur
                                 0,50
                                 0,17
                                 
                              
                                 11) Oberleder: Fahlleder (Rindleder)
                                 10
                                 Spur
                                 0,31
                                 0,13
                                 
                              
                                 12) Oberleder: Kipse
                                   5
                                 Spur
                                 1,22
                                 0,37
                                 
                              
                                 13) Oberleder: Rossleder
                                   7
                                 Spur
                                 0,17
                                 0,11
                                 
                              
                                 14) Oberleder: Kalbleder
                                 17
                                 Spur
                                 0,48
                                 0,15
                                 
                              
                           Nimmt man den Durchschnitt aus den 14 Klassen der untersuchten Leder, so erhält man
                              									die Zahl 0,26 Proc. als Durchschnitt, berechnet man dagegen aus den 171
                              									Lederanalysen das richtige arithmetische Mittel, so erhält man 0,22 Proc. Hiernach können wir für die unbeschwerten lohgaren Leder als
                                 										Durchschnitt einen Zuckergehalt von 0,25 Proc. annehmen, wobei Schwankungen
                              									von Spuren an Zucker bis zu etwa rund 1,40 Proc. vorkommen können. Bei Ledern, die
                              									nachweislich beschwert waren, haben wir Zuckergehalte von 1,50 bis etwa 16 Proc.
                              									gefunden. Es ist daher in den meisten Fällen sehr leicht, das Vorhandensein einer
                              									Zuckerbeschwerung schon durch die Zuckerbestimmung allein nachzuweisen, und
                              									Schwierigkeiten können nur entstehen, wenn der Zuckerzusatz ein sehr geringer
                              									gewesen ist, so dass der Gehalt nicht viel über das Maximum steigt, das bei normalen
                              									Ledern vorkommen kann. Auf die Besprechung der Untersuchungsresultate für beschwerte
                              									Leder wollen wir später in einem besonderen Artikel zurückkommen. Aus
                              									Zuckerbestimmungen, die Herr Simand in seiner
                              									angeführten Abhandlung für zehn unbeschwerte Leder mittheilt, ergibt sich eine
                              									Schwankung von 0 bis 1,17 Proc. und würde sich als Mittel 0,49 Proc. berechnen.
                              									Dieses höhere Durchschnittsresultat erklärt sich vielleicht daraus, dass Herr Simand hauptsächlich österreichische Terzen in der Hand
                              									gehabt hat, die auch nach unseren Analysen etwas grössere Zuckergehalte ergeben, es
                              									kann aber auch reiner Zufall sein, da es sich hier ja nur um eine ganz kleine Anzahl
                              									von Ledern handelt. Die Grenzen, die Simand angibt,
                              									stimmen dagegen mit unseren Resultaten ganz gut überein.