| Titel: | Tiegeldruckpressen. | 
| Autor: | E. Wentscher | 
| Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 8 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Tiegeldruckpressen.
                        Von E. Wentscher,
                           								Ingenieur, Berlin.
                        Mit Abbildungen.
                        Tiegeldruckpressen.
                        
                     
                        
                           Der grosse Nutzen der von dem Amerikaner Gordon
                              									erfundenen Tiegeldruckpresse, welche in Europa zum ersten Mal auf der Londoner
                              									Weltausstellung im J. 1862 bekannt wurde und bei ihrer Einführung in Deutschland das
                              									Lächeln der mittleren und namentlich der grösseren Buchdruckereien erregte, ist
                              									nunmehr so allgemein anerkannt, dass es kaum noch Druckereien geben dürfte, die ohne
                              									Tiegeldruckpressen arbeiten.
                           Die kennzeichnenden Merkmale der Gordon-Presse sind ein feststehendes, nahezu
                              									senkrechtes Fundament, an dem die Druckform befestigt ist, und ein nach Art eines
                              									zuklappenden Buches dagegen schwingender Drucktiegel, auf welchen der Arbeiter in
                              									der Offenlage das zu bedruckende Papier legt, während gleichzeitig die Form durch
                              									darüber hin und her bewegte Färb walzen eingeschwärzt wird. Abgesehen von der nicht
                              									wesentlichen Modifikation, Fundament und Tiegel schwingend anzuordnen, hat das
                              									Princip der Gordon-Presse bisher nur eine Verbesserung erfahren, und zwar durch die
                              									von dem Amerikaner Gally angegebene Tiegelbewegung, die
                              									aus der schwingenden kurz vor dem Drucke in eine geradlinige, senkrecht zur
                              									Druckform gerichtete übergeht, derart, dass der Druck sich über die ganze
                              									Druckfläche durchaus gleichmässig vertheilt. Constructiv ist dieses Princip am
                              									vollkommensten in der amerikanischen Colt's Armory-Presse von Thomson und in Deutschland in der Phönix-Presse von Schelter und Giesecke in Leipzig zur Ausführung
                              									gebracht. Nichtsdestoweniger erfreuen sich die Gordon-Presse bezieh. die sich an
                              									dieselbe anlehnenden Constructionen in Amerika wie in Europa immer noch grosser
                              									Beliebtheit und sind zur Zeit immer noch die am weitesten verbreiteten
                              									Tiegeldruckpressen.
                           Die Verbesserungen der ursprünglichen Tiegeldruckpresse beziehen sich vielmehr auf
                              									Einzelheiten, die indessen nicht zu unterschätzen sind, insofern, als dadurch einmal
                              									die Sicherheit des Betriebes, die Leistungsfähigkeit und das Anwendungsgebiet
                              									gewachsen sind, während andererseits die Qualität des Druckes sich im Laufe der
                              									Jahre wesentlich gebessert hat und in den besseren Constructionen kaum noch zu
                              									wünschen übrig lässt.
                           In einzelnen Specialfällen, wie z.B. bei Maschinen für Kartendruck, für endloses
                              									Papier, für Schön- und Widerdruck, sowie für Mehrfarbendruck, hat man das Gordon'sche Princip zum Theil mehr oder weniger
                              									aufgegeben und sich an Napier's ältere Presse (durchweg
                              									geradlinig gegen einander bewegte Tiegel) angelehnt.
                           Neuere Specialmaschinen dieser Art sind die Kartendruckmaschinen von A. Mundt in Berlin (D. R. P. Nr. 62631) und von Wilhelm und Hinze in München (D. R. P. Nr. 63256).
                              									Beide Maschinen arbeiten im Wesentlichen selbsthätig und bedürfen nur zeitweise der
                              									Controle durch einen Arbeiter, der nicht Drucker zu sein braucht. Die erstere Presse
                              									bedruckt übrigens die Karten bei einem Durchgang auf beiden Seiten.
                           Die Mundt'sche Maschine ist in den Fig. 1 und 2 schematisch in Seiten-
                              									bezieh. theilweise in Oberansicht dargestellt. Das Farbwerk zum Einfärben der beiden
                              									Formen a, b, sowie der ihre auf und ab gehende Bewegung
                              									bewirkende Mechanismus ist nicht angegeben, lässt sich aber unschwer ergänzen. Das
                              									Wesentliche ist die Wendevorrichtung für die auf einer Seite bedruckte Karte behufs
                              									Bedrückens auf der anderen Seite.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 8Kartendruckmaschine von Mundt. Die zu bedruckenden Karten befinden sich in dem Behälter 2, aus welchem sie mittels des vom Hebel 17 hin und her bewegten Schiebers 3 durch die Oeffnung 4 in
                              									regelmässiger Aufeinanderfolge herausgeschoben werden. Die Karte gelangt zunächst an
                              									die Stelle 5 und wird dann von der folgenden Karte nach
                              										6 geschoben. Hier wird sie von dem niedergehenden
                              									Stempel a auf der einen Seite bedruckt. Alsdann gelangt
                              									beim Vorschub der dritten Karte die erste in eine Hülse 7, welche jedesmal nach dem Vorschübe einer neuen Karte eine halbe
                              									Umdrehung ausführt. Hierauf gelangt eine neue Karte in die Hülse 7 und schiebt gleichzeitig die vorher eingetretene nach
                              										8, wo sie von dem niedergehenden Stempel b auf der anderen Seite bedruckt wird. Die auf beiden
                              									Seiten bedruckte Karte gelangt dann nach 9 und von hier
                              									über einen zweiten Behälter 10, in welchen sie durch
                              									einen (nicht dargestellten) Stempel hineingedrückt wird. Die Karten werden auf ihrem
                              									Transport in einer Bahn 1 geführt.
                           Die Hülse 7 ist in einer halbcylinderförmigen Höhlung der Bahn 1 untergebracht und bildet einen Schacht, in dem gerade
                              									eine Karte Platz findet. Sie ist mit Zapfen 11 in
                              									Lagern 12 gelagert. Der eine Zapfen trägt ein Zahnrad
                              										13, und dieses greift in ein Zahnrad 14 von doppelter Zähnezahl; letzteres sitzt mit dem
                              									vierzähnigen Sperrad 16 auf einer Welle 15. Sperrad 16 wird vom
                              									Hebel 17 mittels der Stange 18 und des lose um die Welle 15 schwingenden
                              									Armes 19 bethätigt, wobei mittels der Klinke 20 das Zahnrad 14 jedesmal
                              									eine Vierteldrehung und somit das Zahnrad13 bezieh. die Hülse 7
                              									eine halbe Umdrehung macht. Eine mit Schneide versehene, in Ausschnitte 22 der Nabe des Rades 13
                              									einfallende Schleiffeder 21 bewirkt die genaue
                              									Einstellung der Hülse 7 nach jeder Schaltung.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 9Kartentiegeldruckpresse von Wilhelm und Hinze. Die Einrichtung der Kartentiegeldruckpresse von Wilhelm und Hinze veranschaulichen die Fig. 3 und 4 in Seiten- bezieh.
                              									Oberansicht, aus denen gleichzeitig Farbwerk und Tiegelbewegung zu ersehen ist.
                           An einem Ende des Tisches a sind seitlich und rückwärts
                              									drei verstellbare Winkel k angebracht, zwischen welchen
                              									der Kartenblock gehalten wird. Davor befindet sich eine Brücke l mit Durchlasschieber m,
                              									welcher, der Dicke der Karten entsprechend, mittels eines in der Brücke gelagerten
                              									Excenterhebels n regulirt werden kann. Ein Schlitten
                              										d bewegt sich in Führungen unter dem Arbeitstische;
                              									er ist mit Greifern e und der Auftragwalze f versehen. Die Greifer bewegen sich in Schlitzen g des Arbeitstisches, ragen aus denselben hervor und
                              									können der Stärke der zu bedruckenden Karten entsprechend mittels Stellschrauben
                              									regulirt werden. Die Farbwalze f ist in senkrechten
                              									Federgehäusen ii gelagert, welche an zwei am Schlitten
                              									befestigten Armen i1i1 angebracht sind. Der
                              									Tiegel b mit dem Drucksatze, dessen Stellung mittels
                              									Schrauben r regulirt werden kann, wird durch
                              									Spiralfedern s getragen. Diese Federn ruhen auf den
                              									Quertheilen t1 der zu
                              									beiden Seiten des Gestelles prismatisch geführten Stangen t. Letztere tragen je eine kleine Rolle u,
                              									mittels welcher der Tiegel mit dem Drucksatze von den auf der Hauptwelle A befestigten Excentern v
                              									gehoben wird. An der Innenseite der Excenter v
                              									gelagerte Röllchen v1
                              									führen mittels der entsprechend geschweiften Querstücke t2 den Tiegel b abwärts und bewirken dadurch den Druck.
                           Die Farbwalze f überträgt die Farbe von dem Farbteller
                              										c auf die Druckform, wenn diese beim Vorgehen des
                              									Schlittens d sich in angehobener Stellung befindet.
                              									Der Farbteller ist in einer durch einen Arm O mit
                              									der Brücke l verbundenen Büchse c1 elastisch gelagert, senkt sich, wenn
                              									die Walze f ihn verlässt, und führt dabei gleichzeitig
                              									jedesmal die zur Vertheilung erforderliche kleine Drehung aus. Dazu dient ein in der
                              									Büchse c1 angeordnetes
                              									Schaltwerk. Die Greifer e sind an der hinteren Seite
                              									ein wenig abgeschrägt, so dass sie beim Rückgang des Schlittens ohne anzustossen
                              									unter dem Kartenblocke hindurchgehen. Die gedruckten Karten endlich fallen nach
                              									einander auf den Ablegetisch y.
                           Weitere Maschinen mit geradlinig bewegtem Satz- bezieh. Drucktiegel sind die
                              									Tiegeldruckpressen von Mailänder. in Cannstatt (D. R.
                              									P. Nr. 67852) und von Diehl in Heidelberg (D. R. P. Nr.
                              									64042). Beide Maschinen arbeiten mit der vollkommeneren Cylinderfärbung und besitzen
                              									besondere Bogenanlege- und Auslegevorrichtungen, vermöge derer ein directes Anlegen
                              									des Bogens auf dem Drucktiegel unnöthig wird. Ein solches Anlegen würde auch mit
                              									erheblichen Schwierigkeiten verknüpft sein, da die Drucktiegel wagerecht liegen und
                              									mit ihren Druckflächen nach unten gekehrt sind. Anstatt dessen legt man den Bogen
                              									auf einen seitlich frei heraustretenden Anleger ahmen, der ihn zwischen die beiden
                              									Tiegel bringt und nach erfolgtem Druck nach der entgegengesetzten Seite hin ausführt
                              									(Maschine von Diehl) bezieh. bei der Presse von Mailänder einem besonderen Ausführungsrahmen
                              									übergibt.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 9Fig. 5.Tiegeldruckpresse von Mailänder. Letztere Maschine ist in Fig. 5 in
                              									Seitenansicht dargestellt und besteht in ihren Haupttheilen aus der Grundplatte, den
                              									beiden Seitentheilen, dem Drucktiegel D, der behufs
                              									Zurichtung hochgeklappt werden kann, dem Satztiegel S,
                              									der durch die Zugstange Z mit der Kurbelwelle K verbunden ist und so sich auf und ab bewegt, dem
                              										Färbwerk,rechts,
                              									und den Anlege- bezieh. Auslegevorrichtungen T und T1, die in den Fig. 6 und 7 in Oberansicht
                              									dargestellt sind. Dieselben bestehen aus Gleitstücken PP1, die sich
                              									in wagerechten Führungen FF1 bewegen und je einen Flachstab OO1 tragen. Auf letzteren sind die den Bogen tragenden
                              									Rechenstäbe ww1 je nach
                              									dem Papierforrnat verstellbar angebracht. Der Auslegerahmen T1 trägt ausserdem ein Zahnsegment l (Fig. 8 Seitenansicht),
                              									welches dazu dient, den mit einem Zahnrad z versehenen
                              									Stab O1 mit den vier
                              									Querstäben w11 ehe er
                              									zum Stillstand kommt, um seine Achse zu drehen und den Bogen auf den Auslegetisch zu
                              									legen. Der Flachstab O der Anlegevorrichtung ist mit
                              										P durch ein Scharnier verbunden, um beim Einheben
                              									der Form auf die Seite gelegt werden zu können. Die Rechenstäbe w desselben tragen zwei Anlegemarken, welche nach dem
                              									Format gestellt werden können, während die Stäbe w1 vier Marken besitzen, zwischen welche der
                              									bedruckte Bogen fällt, wenn die Greifer g und g1 des Drucktiegels D denselben loslassen.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 10Tiegeldruckpresse von Mailänder. Der Gang der Maschine ist folgender: Der zu bedruckende Bogen wird auf den
                              									Rahmen T gegen dessen Anlegemarken gelegt; alsdann
                              									schiebt sich derselbe mittels der Hebel- und Zugstangenverbindung abc und des betreffenden Excenters auf der Kurbelwelle
                              									unter den Drucktiegel D, gegen welchen der Bogen
                              									mittels Greifer g und g1 festgedrückt wird, worauf der Rahmen T wieder zurückgeht. Gleichzeitig bewegen sich die drei
                              									Auftragwalzen mittels der Hebel G, H und J und des betreffenden Excenters über den Satz hin und
                              									zurück und schwärzen denselben ein; hierauf geht der Satztiegel S hoch und bewirkt den Druck. Alsdann bewegt sich der
                              									Satztiegel S wieder abwärts, und der Rahmen T1 schiebt sich mittels
                              									der Hebel und Zugstangen def unter den Drucktiegel D. Die Greifer g und g1 öffnen sich, der
                              									Bogen fällt auf die Stäbe w1 und wird nun beim Rückgang des Rahmens T1 von demselben mitgenommen. Am Ende seines Hubes
                              									stösst letzterer mit dem Bolzen m (Fig. 8) des Zahnsegmentes
                              										l gegen eine Nase und wird auf diese Weise
                              									angehalten, während der Rahmen noch einige Centimeter weiter läuft. In Folge dessen
                              									macht der Segmenthebel l einen Ausschlag und
                              									Zahnrad z bezieh. Stab O
                              									eine halbe Umdrehung, wobei der ausgeführte Bogen auf den Auslegetisch gelegt wird.
                              									Eine Spiralfeder bringt sodann beim nächsten Vorgang des Rahmens T1 alle Theile in ihre
                              									Normallage, indem sie den Hebel l wiederum bis gegen
                              									den Anschlag q führt.
                           Die Diehl'sche Presse ist für Zweifarbendruck bestimmt.
                              										Fig. 9 und 10 zeigen das
                              									schwingende Fundament derselben, Fig. 11 die
                              									Bogen-Anlege- und -Auslegevorrichtung. Das um Achse Z
                              									schwingende Fundament A hat zwei Abflachungen zur
                              									Aufnahme der beiden Formen a1a2, während die dazwischen liegenden cylindrischen
                              									Flächen b1b2 als
                              									Verreibungstische für die Farbe dienen, welche von zwei Farbwerken geliefert wird,
                              									von denen je eines seitlich zum Fundament angeordnet ist. Die Auftragwalzen werden
                              									durch Federdruck gegen letzteres gepresst und rollen über die Formen, wenn das
                              									Fundament mittels des in Zahnrad C auf Achse Z eingreifenden Zahnseetors D von der Curvenscheibe w1 aus nach rechts bezieh. links um 180°
                              									herumschwingt. Dadurch gelangen abwechselnd die Formen a1a2 in Druckstellung, nachdem jede Form vor jedem
                              									Druck zweimal eingefärbt worden ist. Um das Fundament in der Druckstellung
                              									festzuhalten, wird durch die auf der Hauptwelle K
                              									sitzende Curvenscheibe y1 mittels Hebels y ein in s1 und s2 geführter Riegel e3. rechtzeitig
                              									vorgeschoben, der in Aussparungen e1 bezieh. e2 der auf Z sitzenden
                              									Scheibe E eintritt und während der Druckperiode im
                              									Eingriff mit denselben bleibt.
                           Ueber dem Fundament bewegt sich alternirend der senkrecht geführte Drucktiegel.
                              									Dieser trägt zwei wagerechte Führungsstangen L (Fig. 11), auf denen eine
                              									mit Greifern H ausgestattete Schiene durch geschlitzte
                              									Arme O mittels geeigneten Excenters r1, Stange r und Hebel q parallel mit
                              									sich derart hin und her geschoben wird, dass der vom Anlegetisch zur Rechten durch
                              									die Greifer gefasste und in die gezeichnete Mittelstellung der Arme O geführte Bogen in dieser Lage so lange verbleibt, bis
                              									die beiden Drucke stattgefunden haben, worauf die Arme weiter nach links schwingen
                              									und die sich öffnenden Greifer den Bogen auf einen Auslegerechen fallen lassen, der
                              									ihn gewendet, Druckseite nach oben, auf den Auslegetisch legt. Während des Druckes
                              									ruht der Bogen auf den Haltern u, die gleichfalls am
                              									Tiegel sitzen und beim Hochgehen desselben in bekannter Weise den Bogen von der Form
                              									abheben.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 10Diehl'sche Presse. Während die beiden zuletzt beschriebenen Maschinen durch bequeme
                              									Anlegeeinrichtungen und selbsthätige Auslege Vorrichtungen den Arbeiter zu entlasten
                              									suchen, um die Leistung der Presse zu erhöhen und das Drucken grösserer Formate zu
                              									ermöglichen, tritt neuerdings mehr und mehr das Bestreben in den Vordergrund, die
                              										Maschinenvon der
                              									Geschicklichkeit des bedienenden Arbeiters ganz unabhängig zu machen. Als das
                              									geeignetste Mittel dafür scheint man allgemein die Einrichtung der Tiegeldruckpresse
                              									für endloses Papier zu halten, nachdem man mit selbsthätigen Anlegeapparaten für
                              									einzelne Bogen bisher noch keine endgültigen Erfolge zu erzielen vermochte.
                           Eine Tiegeldruckpresse für Bollenpapier von J. F. Klein
                              									in München (D. R. P. Nr. 63017) ist in Fig. 12 und 13 im Längsschnitt
                              									bezieh. Querschnitt dargestellt. Fig. 14 gibt eine
                              									schematische Ansicht der Maschine bei geöffneter Tiegelstellung.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 11Tiegeldruckpresse von Klein. Die Bewegung der Hauptwelle A wird durch
                              									Kurbelräder rR und Kurbelstangen aa auf eine Traverse E
                              									übertragen, welche in den um Achse C schwingenden
                              									Hebeln ff1 gelagert und
                              									durch Gelenkstangen gg1
                              									mit dem um die feste Achse F schwingenden Drucktiegel
                              										T verbunden ist. Die Hebel ff1 sitzen excentrisch auf der
                              									schwingenden Achse G, derart, dass im Momente des
                              									Druckes sowohl die Stangen aa, als auch die Hebel ff1 ziehend auf die
                              									Traverse E einwirken.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 11Fig. 14.Tiegeldruckpresse von Klein. Kurbelrad r greift in ein zweites Kurbelrad
                              										r1 auf Welle B ein, die am anderen Ende eine Kurbel trägt. Hierdurch
                              									wird mittels der Leitstangen b und zweier Hebel c die Achse C in
                              									schwingende Bewegung versetzt und diese durch Hebel d
                              									und Gelenke e dem unteren Tiegel D mitgetheilt. Damit letzterer so lange ruht, bis der
                              									obere theilweise wieder gehoben ist, sind die Stangen b
                              									an ihrer Verbindung mit c mit Schlitzen versehen, die
                              									einen theilweisen Leergang gestatten.
                           Der untere Tiegel D gleitet auf zwei an den
                              									Gestellwänden befestigten Schienen L Die Verbindung von
                              										e
                              									und d wird durch eine Gabel bewirkt, die
                              									gestattet, den Tiegel auszulösen und vor- oder rückwärts zu bewegen, um den Satz
                              									bequem einheben und etwaige Correcturen leicht vornehmen zu können.
                           Das endlose Papier wickelt sich von der auf Achse Q in
                              									Böcken N gelagerten Papierrolle ab und gelangt durch
                              									eine Oeffnung M des Gestelles zwischen die beiden
                              									Tiegel und von da durch eine Oeffnung M1 nach der Transportwalze w bezieh. den Transportscheiben w1. Letztere sind auf ihrer Achse nach der
                              									Papierbreite verstellbar, um das Papier nur am unbedruckten Bande gegen w zu pressen.
                           Die Bewegung der Transportwalze erfolgt von dem konischen Bad R1 aus, das mit R im Eingriff steht. R1 trägt auf seiner Bückseite eine Gewindespindel,
                              									mittels welcher ein Kurbelzapfen s radial verschoben
                              									und somit der Kurbelradius geändert werden kann. Die Drehung von R1 wird durch einen
                              									Zwischenhebel t und eine Kurbel u auf eine Achse I übertragen, die durch eine
                              									Kurbel u1 und eine
                              									Leitstange q (Fig. 12) auf ein
                              									Frictionsschaltwerk mit veränderlichem Hub einwirkt, wodurch der Abzug des Papiers
                              									beliebig geregelt werden kann. Das Papier passirt endlich die Messer yy1 der
                              									Schneidvorrichtung vv1.
                           Beim Hin- und Hergang des Fundaments D passirt die Form
                              									unter dem Farbwerke F1
                              									und wird von diesem eingefärbt. Die Farbwalzen greifen mit Zahnrädern in die
                              									Zahnstangen ZZ1 ein,
                              									welche von den Stangen aa1 aus durch die Lenker H in Uebereinstimmung
                              									mit dem Fundamente D hin und her bewegt werden.
                           Für endloses Papier und zur gleichzeitigen Erzeugung des Schön- und Wiederdruckes ist
                              									die in Fig. 15 in
                              									Ansicht und in Fig. 16
                              									im Längsschnitt dargestellte Tiegeldruckpresse der Maschinenfabrik Molitor und Co. in Heidelberg (D. R. P. Nr. 67855)
                              									eingerichtet.
                           Das die beiden Formen xy tragende Fundament A ruht mit seinen beiden Naben in den Seitengestellen
                              										S1 und S2 und ist durch Keile
                              									mit denselben fest verbunden. Durch A führt eine Achse
                              										Z, welche die beiden dreiarmigen Hebel B1 trägt; an diese
                              									greifen zwei Pleuelstangen C1 an, die mit Kurbelzapfen des Hauptantriebes DE verbunden sind. An die Hebel B1 greifen weitere Pleuelstangen C3 und C5 an, die an die
                              									Drucktiegel F1F2 angelenkt sind und
                              									beide Tiegel gleichzeitig gegen die Formen pressen.
                           Das Papier geht von der Papierrolle G über die
                              									Spannwalzen g und g1, den Tiegel F2, zwischen zwei
                              										weiterenSpannwalzen g3
                              									und g4 hindurch; dann
                              									über die Führungswalzen h1h2h3 und zwischen den
                              									Spannwalzen g5 und g6 hindurch nach dem
                              									Tiegel F1, von wo aus
                              									es die letzten Spannwalzen g8 und g7 und
                              									Führungswalze h4
                              									passirt, um endlich nach den Abzugwalzen i1 und i2, Perforirwalzen J2, weiteren
                              									Abzugwalzen i3 und i4, Klemmstücken k1 und k2 und dem Ausleger oder Falzapparat zu gelangen. Ist
                              									auf dem so eingezogenen Papier bei dem Zusammengehen der Tiegel der Druck erfolgt,
                              									so ziehen die Abzugwalzen i1 bis i4 und
                              									Perforirwalzen, welche zeitweilig durch konische Getriebe v1 und v2 und Antriebrad V
                              									bewegt werden, beim Oeffnen der Tiegel wieder ein neues Stück Papier vor. Von den
                              									Walzen J2 wird das
                              									Papier perforirt, hängt jedoch noch mit dem Papierstrange zusammen und läuft,
                              									geführt durch Bänder, zur Klemmvorrichtung k1 und k2, woselbst es zeitweilig kurz vor der perforirten
                              									Stelle festgeklemmt wird. Bewegen sich die Tiegel wieder zum Druck, so muss der
                              									Papierstrang die Bewegung mitmachen. Da aber, wie erwähnt, der Bogen zwischen den
                              									Klemmstücken festgehalten ist, so wird das Papier an der perforirten Stelle
                              									abreissen. Dieser Vorgang wiederholt sich, nach jedem Druck. Der Abzug des Papiers
                              									muss so geregelt werden, dass sich Schöndruck und Wiederdruck genau decken. Dies
                              									lässt sich durch Verstellen der Leit- oder Führungswalzen h2 und h3, die in Schlitzen gelagert sind,
                              									bewerkstelligen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 294, S. 12
                              Tiegeldruckpresse von Molitor und Co.
                              
                           Das Auftragen der Farbe auf den Satz geschieht vor jedem Druck
                              									durch ein rotirendes Farbwerk, welches durch je zwei Räder R3 und R4 angetrieben wird. Das Farbwerk besteht aus zwei
                              									Farbkästen L1 und L2 mit Ductorwalzen,
                              									Massereib walzen l1 und
                              										l2 und zwei
                              									Stahlreibwalzen l3 und
                              										l4; ferner aus
                              									sechs Auftragwalzen m1 bis m6 und
                              									vier Stahlreibwalzen n1
                              									bis n4. Die Walzen m1 bis m6 und n1 bis n4 sitzen mit ihren
                              									Zapfen in Schlitzen von Scheiben, die mit den Rädern R3 mitrotiren, wobei sie Farbe von den
                              									Walzen l3h1 des feststehenden
                              									Theiles der Farbwerke entnehmen, dieselbe auf den Trommeltheilen W1W2 verreiben und auf
                              									die Formen xy auftragen.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 12Tiegeldruckpresse von Brouer.Fig. 17 und 18 veranschaulichen im
                              									Längsschnitt eine neue Tiegeldruckpresse mit Cylinderfarbwerk für endloses Papier
                              									und Zweifarbendruck von H. Brouër in Leer (D. R. P. Nr.
                              									74710).
                           Innerhalb der beiden Gestellwände bewegt sich auf Rollen a der Tisch b auf und ab, der die beiden
                              									Formen c und c1 trägt. Der Antrieb erfolgt von der Welle d, deren Zahnrad e das Rad
                              										e1 der Krummzapfen
                              									welle ii1 treibt,
                              									wodurch mittels der Hebel- und Stangen Verbindung fgh
                              									der Tisch b auf und ab bewegt wird. Die Stangen l, die den Tiegel m
                              									tragen, sind auf einem Ende dadurch geführt, dass sie mit einem Schlitz die Achse
                              										i umfassen. Rollen n
                              									an den Stangen l greifen in Curven k des Rades e1 und einer entsprechenden Curvenscheibe ein. Bei
                              									einer Umdrehung wird so der Tiegel m einmal gegen die
                              									Form c, ein anderes Mal gegen die Form c1 gepresst.
                           Jede der beiden Formen c und c1 hat ihr Farbwerk. Die Farbwerke
                              									bestehen aus je zwei festgelagerten Auftragwalzen o3, je einem Reibcylinder o und o1, je
                              									einer Reibwalze o2,
                              									Springwalzen o4,
                              									Ductorwalzen und Farbbehältern s. Durch eine Zahnstange
                              									an der Unterseite des Tisches werden zwei Zahnräder auf den Zapfen p und p1 hin und her gedreht, die durch Kettentriebe die
                              									Hauptwalzen o und o1 der Farbwerke bewegen.
                           An die Reibcylinder oo1
                              									sind je zwei Lenkerstangen q
                              									und q1 angelenkt. Die
                              									letzteren drehen mit Hilfe von Sperrklinken die Ductorwalzen, während die ersteren
                              									die Springwalzen o4 in
                              									Schwingung versetzen.
                           Die Verreibwalzen o1
                              									werden in Richtung ihrer Achsen dadurch verschoben, dass sie in je einem Rahmen
                              									gelagert sind, der gelenkig mit den Armen zweier in den Gestellwanden gelagerten
                              									Spindeln verbunden ist. Diese Spindeln erhalten eine um ihre Achse hin und her
                              									schwingende Bewegung durch Lenkerstangen t1, die mit den Rädern p
                              									und p1 und den Spindeln
                              									durch Kugelgelenke verbunden sind.
                           Der Papierstrang geht über die an den beiden Enden des Tiegels befindlichen Rollen
                              										u von der Papierrolle her unter dem Tiegel
                              									hindurch, vv sind die Papierzuführungswalzen, v1v1 die
                              									Abführungswalzen. Beide Walzenpaare bewegen sich mittels eines sie verbindenden
                              									Kettentriebes mit gleicher Geschwindigkeit. Die Walzen vv werden von einer Sperrklinke w am Zahnrad
                              										w1 geschaltet, in
                              									welches ein schwingender Sector w1 eingreift. Die von der Curvenscheibe y aus bewegte Lenkerstange x kann in veränderlichem Abstand vom Schwingungsmittelpunkt mit dem Sector
                              										w2 verbunden
                              									werden.
                           Walze u2 dient als
                              									Spannrolle für das Papierband, während man durch die mittels Hebels u4 verstellbare Walze
                              										u3 im Stande ist,
                              									das Papier so zu reguliren, dass es an der richtigen Stelle von dem Messer zz1 abgeschnitten
                              									wird.
                           Das Messer wird durch den schrägen Arm b2 des Tisches b und die
                              									von demselben bethätigte Hebel- und Staugenverbindung z2z3z4 rechtzeitig bewegt, während das abgeschnittene
                              									Papierblatt auf die Papierablage niederfällt. Beim Tischniedergang läuft die Rolle
                              									am Hebel z2 unter dem
                              									ausweichenden Arme b2
                              									hindurch.
                           Durch Auswechseln des Excenters y gegen ein
                              									entsprechendes Doppelexcenter ist man im Stande, das Papier bereits nach jedem
                              									einzelnen Druck weiterzuführen und mit nur einer Farbe zu bedrucken.
                           Fig. 18 zeigt eine
                              									Modifikation der Presse mit schwingendem Tiegel. Stange l greift dann an einem besonderen Hebel l1 an. Der Tiegel schwingt um Zapfen m2 in den Gestellwänden
                              									und der am Tiegel bei m1 angelenkte Hebel l1 gleitet mit einer Schleife unter Vermittelung
                              									eines Gleitsteines auf dem Zapfen l2 des Maschinengestelles.
                           Die Curve k (Fig. 18) führt die Rolle
                              										n auf der Stange l in
                              									zwei Stellungen in Kreisnutenstücken von kurzen Radien. Diese Stellungen entsprechen
                              									den beiden Andrücken des Tiegels gegen die beiden Formen c und c1.
                              									Dazwischen liegt eine Stellung von mittlerem Radius. Diese entspricht der mittleren
                              									punktirten Tiegelstellung, bei welcher die Formen unter dem Tiegel wechseln. Dem
                              									mittleren Radius gegenüber hat die Curve h einen
                              									grossen Radius. Wenn die Rolle n in diesem Theil der
                              									Curve steht, so ist der Tiegel weit geöffnet. Bei dieser Stellung kann man einzelne
                              									Bogen anlegen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)