| Titel: | Die Elektricitätswerke zu Hanley. | 
| Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 42 | 
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                        Die Elektricitätswerke zu Hanley.Elektr. Zeitschr., 1894.
                        Die Elektricitätswerke zu Hanley.
                        
                     
                        
                           Die Vorarbeiten des Unternehmens wurden einer Commission überwiesen, welche nach
                              									einem eingehenden Studium der verschiedenen Systeme sich entschloss, primäre
                              									Wechselströme hoher Spannung anzuwenden und die Vertheilung nach dem
                              									Niederspannungssystem vorzunehmen. Die Anwendung dieses Systems ermöglicht nicht nur
                              									die Errichtung der Werke ausserhalb der Stadt, sondern zugleich auch eine leichte
                              									Erweiterung derselben. Nachdem alle concurrenzfähigen Firmen Offerten eingereicht
                              									hatten, wurde das Angebot der Brush Electrical Engineering
                                 										Company, Ltd., angenommen. Die feierliche Eröffnung des Werkes fand am 26.
                              									Juli 1894 statt, doch hatte die Gesellschaft schon lange vor dieser Zeit die
                              									ständige Beleuchtung der Hauptstrassen durchgeführt.
                           Die Erzeugerstation liegt auf einem Terrain in der Nähe des Kanals und der
                              									Bethesda-Landstrasse. Der Maschinenraum ist 20,5 m lang und 10,5 m breit. Das
                              									Kesselhaus und der Raum für die Bogenlichtmaschinen und Condensatoren sind je 15 m
                              									lang und 9,25 m breit. Die Gebäude sind unter Leitung des Stadtingenieurs J. Lobley mit Rücksicht auf spätere Erweiterungen
                              									errichtet.
                           Der Dampf wird für den ersten Ausbau der Anlage von 3 Lancashire-Kesseln von je 8,5 m
                              									Länge und 2,1 m Durchmesser geliefert. Jeder Kessel, der mit den jüngsten
                              									Verbesserungen ausgerüstet ist, ist für einen Betriebsdruck von 9⅓ at gebaut, und
                              									die Feuerung geschieht mit Hilfe mechanischer Kohlenaufschütter. Die Kohlen werden
                              									direct vom Kahn auf eine Plattform gebracht, von wo sie durch Fallen in die
                              									Kohlenaufschütter hinabgelangen.
                           Die Hauptdampfleitung, aus Schmiedeeisen mit einem Durchmesser von 150 mm, bildet
                              									einen Ring und ist mit Ventilen versehen, welche die Isolirung jedes Abschnittes
                              									derselben gestatten. Die Abzweigungen nach den Hauptdampfmaschinen haben 100 und 75
                              									mm Durchmesser. Die Abdampfleitungen aus Gusseisen von 225 mm und weniger
                              									Durchmesser öffnen sich nach Belieben entweder nach den Condensatoren oder direct in
                              									die Luft. Ein selbsthätiges Ventil in der Leitung ermöglicht dem Abdampf den
                              									Austritt in die freie Luft, wenn die Condensationsanlage stillgesetzt wird.
                           Gegenwärtig ist nur eine Condensationsvorrichtung von 93 qm Kühlfläche vorhanden,
                              									doch sind Vorkehrungen für eine Erweiterung getroffen. Das Kühlwasser wird dem Kanal
                              									entnommen. Die wagerechten Raworth'schen Luft- und
                              									Circulationspumpen, welche auf einer und derselben Grundplatte befestigt sind,
                              									werden von einer Zwillingsdampfmaschine angetrieben. Dieselbe Dampfmaschine treibt
                              									auch die Hauptspeisepumpen. Das Speisewasser wird aus dem Ausgusskasten der
                              									Luftpumpe entnommen. Ausser dem ist noch eine weitere Pumpe vorhanden, welche zur
                              									Wasserlieferung für alle Kessel ausreicht und entweder kaltes Wasser aus einem
                              									Brunnen oder durch den Abdampf vorgewärmtes Wasser aus einem Reservoir zuführt.
                           Dampfmaschinen für Privatbeleuchtung sind gegenwärtig vier vorhanden, zwei zu 200
                              									 und zwei zu 100  Dieselben sind stehende Brush-Compoundmaschinen.
                              									Die 200pferdigen Maschinen haben Cylinder von 380 und 635 mm Durchmesser bei 405 mm
                              									Hub und machen 167 Umdrehungen in der Minute, während die kleineren Maschinen
                              									Cylinder von 280 mm und 457 mm Durchmesser bei 305 mm Hub besitzen und 200
                              									Umdrehungen in der Minute machen. Die Hochdruckcylinder sind mit Kolbensteuerung,
                              									die Niederdruckcylinder mit gewöhnlicher Schiebersteuerung versehen. Dieselben
                              									werden durch einen Schwungradregulator regulirt, der auf das Hochdruckventil wirkt.
                              									Der Regulator ist mit Raworth'scher Patentregulirung
                              									ausgerüstet.
                           Die Wechselstrommaschinen von der Mordey-Victoria-Type werden von den Dampfmaschinen
                              									mittels eigener Hanfseile angetrieben. Zwei derselben laufen bei 430 Umdrehungen in
                              									der Minute und haben eine Capacität von je 100 Kilowatt, während die anderen beiden
                              									600 Umdrehungen in der Minute machen und eine Leistung von 50 Kilowatt besitzen. Die
                              									Spannung beträgt in beiden Fällen 2000 Volt. Die Anker sind feststehend, während die
                              									Feldmagnete sich drehen. Diese Maschinen könnenohne Rücksicht auf ihre verschiedenen Grössen
                              									parallel geschaltet werden. Die Schmierung der Lager geschieht selbsthätig und zwar
                              									mittels kleiner Pumpen, die einen gleichmässigen Oelzufluss unterhalten.
                           Die Erregeranlage besteht aus zwei Brush-Victoria-Dynamos von je 10000 Watt und kann
                              									jede sämmtliche Wechselstrommaschinen erregen. Dieselben werden durch kurze Riemen
                              									direct von den Triebrädern getrieben, welche auf die Wellen der beiden 50
                              									Kilowattmaschinen aufgekeilt sind. Jeder Erreger hat ein Schaltbrett, welches zur
                              									Parallelschaltung der Erreger auf die Erregersammelschienen eingerichtet ist. Auf
                              									Schiefer aufgewickelte Platinoidwiderstände mit Gleitcontact werden im
                              									Nebenschlusstromkreis zur Regulirung der Spannung der Erreger und damit der Spannung
                              									in der ganzen Station benutzt. Das Stationsvoltmeter befindet sich in der Nähe
                              									dieser Widerstände. Gegenüber jeder Wechselstrommaschine befindet sich eine
                              									Schaltwand, enthaltend doppelpolige Bleisicherungen und Umschalter zur Verbindung
                              									der Maschine mit den Hauptsammelschienen, ferner ein Wechselstromampèremeter, ein
                              									Voltmeter und ein Ampèremeter im Stromkreise der Feldmagnete. Ferner ist ein Stöpsel
                              									vorhanden zur Verbindung der Wechselstrommaschine mit dem Synchronisator. Das Brett
                              									des letzteren enthält zwei Synchronisatoren und Lampen nebst doppelpoligen
                              									Umschaltern zur Verbindung des Synchronisators mit den Hauptsammelschienen. Es trägt
                              									ferner das Hauptampèremeter und den registrirenden Zähler Schallenberger'scher Construction. Von diesem Brett führen die
                              									Hauptsammelschienen nach den Vertheilungsbrettern, deren gegenwärtig zwei vorhanden
                              									sind. Jedfes derselben ist mit einem Ampèremeter und doppelpoligem
                              									Hochspannungsausschalter, sowie mit Bleisicherungen versehen.
                           Die Vertheilung geschieht durch Vertheilungsleitungen mit 100 Volt Spannung, welche
                              									von den an passenden Punkten der Stadt gelegenen Transformatorenunterstationen
                              									ausgehen. Diese Leitungen bestehen aus einem Paar Kupferkabeln von 100 Proc.
                              									Leitungsfähigkeit, welche mit vulkanisirtem Bitumen isolirt und in gusseiserne
                              									Rinnen gelegt sind. Die Rinnen sind mit gusseisernen Deckeln abgedeckt. Die
                              									Hochspannungsspeiseleitungen bestehen aus concentrischen Kupferkabeln, die mit
                              									vulkanisirtem Kautschuk und Leinenband isolirt sind; dieselben sind mit Hanfgarn
                              									umsponnen und compoundirt und in gusseiserne Röhren verlegt, die innen und aussen
                              									mit Compoundmasse bekleidet sind. In geeigneten Zwischenräumen sind
                              									Verbindungskästen vorgesehen. Die Verbindungen sind nach dem Patent von Raworth-Geipel hergestellt. Die Transformatorenkammern
                              									sind mit Mordey-Victoria-Transformatoren für 18 Kilowatt ausgerüstet.
                           Die Hauptstrassen der Stadt werden durch Brush-Bogenlampen erleuchtet, die auf
                              									ornamentalen Pfosten angebracht sind und von Maschinen, die mit der
                              									Privatbeleuchtung nichts zu thun haben, gespeist werden. Die Nebenstrassen werden
                              									durch Glühlampen beleuchtet, die mittels Lobley's
                              									patentirten selbsthätigen Schaltapparates eingeschaltet werden, sobald die
                              									Bogenlichtbeleuchtung beginnt, so dass durch blosse Einschaltung in der Station
                              									sämmtliche Strassen gleichzeitig beleuchtet werden. Für die Bogenlichtbeleuchtung
                              									sind 2 Brush'sche Hauptschlussmaschinen vorhanden,
                              									deren jede 125000 Watt bei 8 Ampère und 900 Umdrehungen in der Minute zu leisten
                              									vermag. Diese Bogenlichtmaschinen werden von zwei stehenden
                              									Tandem-Dampfmaschinen angetrieben, deren Cylinder 150 und 250 mm Durchmesser haben,
                              									während der Hub 200 mm und die Umdrehungszahl 200 in der Minute ist. Zum Antriebe
                              									haben diese eigene Hanfseile. Die Zuleitung für die Bogenlichtbeleuchtung besteht
                              									aus einem mit vulkanisirtem Kautschuk isolirten Kabel, das mit präparirtem
                              									Leinenband geschützt, mit Compoundmasse umgeben und in Gusseisenröhren verlegt ist.
                              									Für diese Leitungen sind Geipel's patentirte
                              									teleskopische Strassenkästen, die ganz aus Gusseisen hergestellt sind,
                              									verwendet.