| Titel: | Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. | 
| Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 89 | 
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                        Ueber die Untersuchung und das Verhalten von
                           								Cement.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
                        
                     
                        
                           Das vorliegende Referat schliesst an das letzte über den gleichen Gegenstand in D. p. J. 1891 281 114 an und
                              									umfasst die wichtigeren Publicationen und Verhandlungen der letzten 3 Jahre, welche
                              									sich auf die Untersuchung und das Verhalten von Cement beziehen.
                           Was die Cementprüfungsmethoden anlangt, so machen sich in neuerer Zeit Bestrebungen
                              									insbesondere nach zwei Richtungen hin geltend: Man trachtet Fehlerquellen, welche
                              									durch individuelle Eigenart des Experimentators die Richtigkeit der Resultate
                              									beeinträchtigen können, durch maschinelle Arbeit zu eliminiren; ferner wird von
                              									mehreren Seiten dahin gewirkt, die Zeitdauer der Cementuntersuchung durch Einführung
                              									beschleunigter Proben nach Möglichkeit abzukürzen. In ersterer Hinsicht sind in
                              									Amerika recht werthvolle Neuerungen eingeführt worden, durch Aufstellung einer
                              									Schüttelmaschine, welche das Anmachen des Cementes mit Wasser selbsthätig bewirkt
                              									und in den St. Louis Water Works schon seit längerer Zeit mit Erfolg angewendet
                              									wird.
                           Für die Einführung der beschleunigten Proben sind ja zu allen Zeiten Vorkämpfer
                              									aufgetreten, deren Bestrebungen in Deutschland und auch in anderen Staaten jedoch
                              									zumeist an dem Widerstände der Fabrikanten gescheitert sind. Man hat diesen Methoden
                              									vorgeworfen, dass sie dem Verhalten der Cemente in der Praxis nicht entsprechen,
                              									dass sie ungleichmässige Resultate ergeben und endlich, dass sie Cemente als
                              									schlecht bezeichnen würden, die sich in der Praxis gut bewährt haben. Neuerdings hat
                              									sich wieder die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Heisswasserprobe gerichtet und es
                              									ist ein Amerikaner, Ingenieur W. W. Maclay, in einem im
                              									Mai 1892 gehaltenen Vortrage warm für die Heisswasserprobe zur Bestimmung der
                              									Volumbeständigkeit eingetreten. Gegen diesen Vortrag, sowie gegen die
                              									Meinungsäusserungen anderer Vertheidiger der beschleunigten Proben hat man sich aber
                              									bis in die jüngste Zeit ablehnend verhalten. Es hat nun in der letzten
                              									Generalversammlung des Vereins deutscher Portlandcement-Fabrikanten Herr Prüssing, selbst Mitglied dieses Vereins, einen Vortrag
                              									gehalten, in welchem die Normenprüfung auf Volumbeständigkeit als unzureichend
                              									erklärt wird, indem manche Cemente diese Prüfung bestehen, die sich bei
                              									nachträglicher Verwendung als Treiber kennzeichnen. Prüssing tritt selbst für die Heisswasserprüfung ein, allerdings in einer
                              									von den bisher vorgeschlagenen Methoden etwas abweichenden Form.
                           Bei der grossen Bedeutung, welche einer scharfen Prüfung der Volumbeständigkeit für
                              									viele Verwendungsarten des Portlandcements zukommt, kann eine eingehendere
                              									Untersuchung dieses Gegenstandes nur mit Freuden begrüsst werden. Es unterliegt
                              									allerdings keinem Zweifel, dass eine derartige Untersuchung mit bedeutender Umsicht
                              									und Gründlichkeit angestellt werden muss, um ein klares Urtheil darüber zu gewinnen,
                              									welche von den einzelnen Methoden dem nachträglichen Verhalten der Cemente am besten
                              									entspricht.
                           In theoretischer Hinsicht ist der Zeitraum, auf welchen sich das vorliegende Referat
                              									bezieht, sehr fruchtbar gewesen. Es. ist da vor allem eine bedeutende Arbeit von Le Chatelier hervorzuheben. Dieser Autor hat es sich
                              									zur Aufgabe gemacht, die einzelnen im Portlandcement möglicher Weise enthaltenen
                              									Verbindungsstufen von Kalk und Kieselsäure, sowie diejenigen von Kalk und Thonerde
                              									herzustellen und in ihren Eigenschaften zu studiren. Auf Grund seiner Versuche kommt
                              									nun Le Chatelier zur Ueberzeugung, dass das Silicat
                              									3CaO, SiO2 den wesentlichen Bestandtheil guten
                              									Portlandcementes ausmacht, während das Silicat 2CaO, SiO2 einen Bestandtheil derjenigen Cemente bilden soll, die während des
                              									Erkaltens zerfallen. Die Aluminate des Kalkes, welche alle mit Wasser schnell
                              									erhärten, scheinen in erster Linie nur auf das Abbinden des Cementes von Einfluss zu
                              									sein, wie aus einer die Untersuchung Le Chatelier's in
                              									vortrefflicher Weise ergänzenden Arbeit von Candlot
                              									hervorgeht, die sich mit dem Studium des Verhaltens von Chlorcalcium und Gyps gegen
                              									Aluminate und Cemente befasst.
                           Aus dem Auftreten einer sehr wasserreichen krystallisirenden Doppelverbindung
                              									zwischen Gyps und Calciumaluminat erklären Candlot,
                                 										Michaëlis und auch Schott die treibende
                              									Wirkung des Gypszusatzes auf Portlandcement.
                           Die betreffenden Verbindungen sind isolirt und umkrystallisirt worden und haben nach
                              										Candlot die Formel: Al2O33CaO,2,5CaSO4, 59H2O, nach Michaëlis die Formel: Ca3Al2O6,3CaSO4, 30H2O. Bei der
                              									grossen Volum Vermehrung, welche die Aufnahme einer so bedeutenden Menge von Wasser
                              									bedingen muss, ist die treibende Wirkung der gypshaltigen Cemente erklärlich, sobald
                              									die Bildung dieser Verbindung einige Zeit nach dem Festwerden der Cemente
                              									erfolgt.
                           So wie in früheren Jahren, ist auch im letzten Zeitabschnitte mit grosser Energie an
                              									der Frage, welche Wirkung die Magnesia im gebrannten Cement äussere; gearbeitet
                              									worden; es hat sich eine grössere Anzahl von Autoren an den bezüglichen Discussionen
                              									betheiligt und die Untersuchung hat zu dem Ergebnisse geführt, dass vorläufig ein
                              									Gehalt von 5 Proc. Magnesia im Cement nicht als schädlich bezeichnet werden könne.
                              									Besonders hervorgehoben zu werden verdient eine Arbeit von Erdmenger, die den Nachweis liefert, dass die Magnesia nicht im Stande
                              									sei, eine äquivalente Menge Kalk im Cement zu ersetzen, sondern dass die wasserfreie
                              									Magnesia im Portlandcement anfangs die Rolle eines indifferenten Körpers spiele,
                              									etwa wie der Sand, in dem Maasse aber, in welchem sie sich allmählich hydratisirt,
                              									zu Volumvermehrungen und damit zu Treiberscheinungen Veranlassung gibt.
                           Dass die alte Ansicht, Portlandcement dürfe nur bis zur Sinterung gebrannt werden,
                              									nicht stichhaltig ist, geht aus einer vom theoretischen Standpunkte werthvollen
                              									Arbeit von W. Michaëlis hervor; es wird darin gezeigt,
                              									dass richtig zusammengesetzter Cement vom Mischungsverhältniss Kalk: (Kieselsäure +
                              									Sesquioxyde) = 2,4 auch geschmolzenwerden könne und dann sogar einen in jeder Hinsicht
                              									vortrefflichen Cement liefere.
                           Ueberblicken wir die Reihe der experimentellen Arbeiten, welche die Erkenntniss des
                              									inneren Wesens und des Verhaltens der Cemente, insbesondere der Portlandcemente zum
                              									Gegenstande haben, so muss man mit Befriedigung anerkennen, dass auf diesem Gebiete
                              									rege gearbeitet wird, und dass Industrielle wie Techniker in hohem Maasse bestrebt
                              									sind, nicht nur die Güte ihrer Waaren zu verbessern, sondern auch die Erkenntniss zu
                              									fördern.
                           Als mustergültig kann daher der Verein deutscher Portlandcement-Fabrikanten anderen
                              									Industriellen entgegengestellt werden, die mit grosser Zähigkeit immer noch am
                              									Althergebrachten hängen und sich zu ihrem eigenen Schaden den Fortschritten der
                              									wissenschaftlichen Arbeit verschliessen.
                           
                        
                           A. Prüfung von Cement.
                           
                              a) Apparate und Verfahren.
                              Textabbildung Bd. 294, S. 90Fig. 1.Apparat zur Cementprüfung von Rüssel. Das Laboratorium für Cementuntersuchung der
                                    											St. Louis Water Works Extension wurde von S.
                                    											Bent Russel beschrieben (Engineering News,
                                 										1891 S. 2). Der Cement wird dort nicht mit der Hand angemacht, sondern mit Hilfe
                                 										einer Schüttelmaschine, deren Ansicht wir in Fig.
                                    											1 wiedergeben. Man bringt den Cement in einen Behälter mit gut
                                 										schliessendem Deckel, fügt nun eine genügende Menge Wasser hinzu und spannt den
                                 										Behälter in die Schüttelmaschine ein, in welcher die Mischung heftig geschüttelt
                                 										wird mit 500 bis 800 Stössen in der Minute. Man verfährt in folgender Weise: 24
                                 										g gesiebter Portlandcement werden mit 20 Proc. Wasser in den Becher gebracht. Je
                                 										zwei auf diese Weise beschickte Becher werden, mit dem Deckel versehen, auf dem
                                 										Tische der Schüttelmaschine befestigt, hierauf wird die Maschine in Bewegung
                                 										gesetzt und arbeitet etwa 1½ Minuten lang. Der Cement erscheint nach dem Abheben
                                 										des Deckels in eine plastische Masse verwandelt, die sich leicht herausnehmen
                                 										lässt und dann in die Form gedrückt und mit dem Messer geglättet werden kann.
                                 										Diese Art, Cement zu mischen, erfordert weniger Wasser als die Handarbeit und
                                 										kann auch mit geringerer Uebung ausgeführt werden. Es ist nur erforderlich die
                                 										Materialien genau zu wägen und abzumessen. Ein weiterer Vortheil ist der, dass
                                 										die Verdunstung des Wassers während des Mischens vermieden wird.
                              Es wird ferner eine Maschine zum Einschlagen der Cementproben beschrieben
                                 										und eine sinnreich construirte Zerreissmaschine, die anzeigt, ob das Probestück
                                 										richtig eingespannt ist.
                              W, Michaëlis beschreibt einen Apparat, den er zum Herausdrücken der Zugprobekörper aus
                                    											der Form verwendet und der den Vortheil bietet, dass die Probekörper
                                 										dabei nicht deformirt werden. (Thonindustrie-Zeitung, Jahrg. 15 S. 337.)
                              Faija's Patent-Cementversuchsmaschine. (Thonindustrie-Zeitung, Jahrg. 15 S. 700.)
                              Die ständige Commission zur Vereinbarung einheitlicher Prüfungsmethoden für Bau-
                                 										und Constructionsmaterialien in Berlin hat Mitglieder des Vereins deutscher
                                 										Cement-Fabrikanten eingeladen, an den Berathungen der ersteren theilzunehmen.
                                 										Dieser Einladung wurde Folge geleistet. Ein Vorschlag der Commission, statt der
                                 										bisher verwendeten Drahtsiebe, die mancherlei
                                 										Nachtheile besitzen, gelochte Siebe zur Prüfung der
                                 										Cemente zu verwenden, kam auch in der 14. Generalversammlung zur Sprache.
                                 										Versuche hatten ergeben, dass das gelochte Stahlsieb sich allerdings weniger
                                 										verändert als ein Drahtsieb, sich einzelne Löcher aber ausserordentlich leicht
                                 										verstopfen. Man erhält auch beim Vergleich mit den Normalsieben keine
                                 										übereinstimmenden Resultate. Trotzdem gibt der gesiebte Sand, gleichgültig ob er
                                 										durch das Blech oder durch das Drahtsieb gegangen ist, mit Portlandcement
                                 										verarbeitet die gleichen Festigkeitszahlen, vorausgesetzt, dass er von derselben
                                 										Bezugsquelle stammt.
                              Es wurde nun von der Versammlung beschlossen, die Normen in Bezug auf diesen
                                 										Punkt nicht abzuändern, aber zuzugeben, dass mit den gelochten Blechen fast
                                 										dieselben Wirkungen (bezüglich der Festigkeit) erzielt wurden, wie mit den
                                 										bisher verwendeten Drahtsieben.
                              Zu bemerken ist noch, dass laut Beschluss der Berliner Conferenz (1890) als
                                 										Normalsand im engeren Sinne, d.h. als solcher, auf den die Vergleiche sich
                                 										beziehen sollen, der Sand von Freienwalde gebraucht wird, der durch gelochte
                                 										Blechsiebe von solcher Beschaffenheit gegangen ist, dass der gewonnene Sand
                                 										zwischen denjenigen beiden liegt, von welchen der eine durch Drahtsiebe von 60
                                 										und 120 Maschen, der andere durch solche von 64 und 144 Maschen erzeugt ist.
                              Ueber die chemische und mechanische Prüfung von
                                    											Portlandcement berichtet Thomas B.
                                    											Stillman in Philadelphia. (Journal of the
                                    											American Chemical Society, 1893 Bd. 15 Nr. 4 und 1894 Bd. 16 Nr.
                                 										13.)
                              Verfasser beschreibt eine Reihe von Apparaten, die zur Untersuchung der Druck-
                                 										und Zugfestigkeit in Amerika, England und Frankreich zur Anwendung gelangen. Die
                                 										Abbildungen der betreffenden Apparate sind dem Texte eingefügt. Auf die
                                 										Wiedergabe des mechanischen Theiles der betreffenden Abhandlung wollen wir bei
                                 										späterer Gelegenheit zurückkommen.
                              Auch in der 17. Generalversammlung deutscher Portlandcement-Fabrikanten kamen die Apparate, welche zur Herstellung und Prüfung der
                                    											Normenkörper gebraucht werden, zur Sprache. Man einigte sich dahin,
                                 										eine Commission zu wählen, welche mit den Vertretern öffentlicher Laboratorien
                                 										sich in Verbindung zu setzen habe zur Ausarbeitung möglichst einheitlicher
                                 										Verfahren und zur Auswahl ganz bestimmter Apparate, mit Hilfe deren es leichter
                                 										wird, übereinstimmende Resultate zu erzielen. Der Vorstand beabsichtigt, die
                                 										Beschlüsse der Commission durch Circulare den Mitgliedern des Vereins bekannt zu
                                 										geben.
                              
                              Gary verurtheilt die Schickert'sche Hebelpresse als unvollkommen und unzuverlässig; dagegen
                                 										wird von mehreren Mitgliedern des Vereins die Güte und Brauchbarkeit der Presse
                                 										von Amsler-Laffon hervorgehoben, deren allgemeiner
                                 										Verwendung nur der hohe Preis von 1500 Francs im Wege stehe.
                              Einem Aufsatze in der Thonindustrie-Zeitung, 1894 S.
                                 										501, entnehmen wir die Beschreibung und Abbildung der von J. Amsler-Laffon und Sohn in Schaff hausen
                                 										construirten Maschine zur Bestimmung der Druckfestigkeit
                                    											von Cementkörpern. Die Maschine ist eine hydraulische Presse, deren
                                 										Flüssigkeitsdruck durch ein System von Kolben so weit reducirt wird, dass er mit
                                 										dem Gegendrucke einer Quecksilbersäule von bequemer Höhe gemessen werden
                                 										kann.
                              Textabbildung Bd. 294, S. 91Amsler-Laffon-Presse. In Fig. 2
                                 										bis 4 ist A der Druckkolben, B
                                 										und C sind die Kolben, welche zur Reduction des
                                 										Druckes, der unter dem Kolben A herrscht, dienen.
                                 											D ist das Quecksilbermanometer, dessen
                                 										wesentlicher Theil eine oben offene Glasröhre ist. Der Probekörper E liegt zwischen den beiden Druckplatten F und G, von denen die
                                 										erstere mit einer Kugelfläche auf dem Druckkolben A
                                 										aufliegt und sich von selbst einstellen kann. Die obere Platte G wird mittels des Handrades J in passende Höhe gebracht.
                              Der Cylinder K, in welchem sich der Kolben A bewegt, ist mit Ricinusöl gefüllt. Wird die
                                 										Stange L in den Cylinder K gedrückt, so wird der Kolben A gehoben,
                                 											B dagegen abwärts getrieben. Der Kolben B drückt auf den grösseren Kolben C und dieser wieder auf die darunter befindliche
                                 										Flüssigkeit, Quecksilber, auf dem etwas Maschinenöl schwimmt, nur um den Kolben
                                 										zu schmieren. Das Quecksilber füllt den unteren Theil des Cylinders M und die nach dem Glasrohre des Manometers
                                 										führende Rohrleitung aus. Auf zwei Scalen können der Totaldruck in Tonnen
                                 										(1 t = 1000 k) und die Kilo-Quadratcentimeter abgelesen werden.
                              Dem Maximaldrucke von 30000 k auf den Kolben entspricht eine Höhe der
                                 										Quecksilbersäule von etwa 140 cm.
                              Zur Feststellung des Druckes, bei welchem der Probekörper bricht, dient eine
                                 										sinnreich construirte Schwimmervorrichtung.
                              Zur Erzeugung des Druckes wird die Stange L mit
                                 										Hilfe eines Kurbelgetriebes und zweier Zahnräder in den Kolben K gepresst. Die Kurbel N bewegt das kleine Zahnrad O, dieses
                                 										überträgt seine Drehung auf das grössere Zahnrad P,
                                 										das gleichzeitig als Schraubenmutter auf der nicht drehbaren Stange L sitzt.
                              Sollen die Angaben des Manometers genau sein, so müssen die Kolben A, B, C reibungslos spielen. Diese Forderung wird
                                 										bei der Maschine dadurch in hohem Maass erfüllt, dass die drei Kolben A, B, C zwar leicht spielen, aber so genau
                                 										gearbeitet sind, dass keine Lederdichtung o. dgl. erforderlich ist (wie bei
                                 										anderen hydraulischen Pressen), um starken Flüssigkeitsverlust zu verhindern. Es
                                 										ist natürlich nicht zu vermeiden, dass allmählich etwas Oel zwischen Kolben und
                                 										Cylinderwand durchdringt, das Quantum ist aber so klein, dass man erst nach
                                 										wochenlanger Benutzung der Maschine die Füllung der Cylinder ergänzen muss. Die
                                 										Reibung der Kolben B und C wird noch ferner dadurch reducirt, dass diese beim Arbeiten der
                                 										Maschine selbsthätig in beständig oscillirender Bewegung erhalten werden.
                              Eine eingehende Beschreibung von Bauschinger's Tasterapparat zur Ermittelung der Volumbeständigkeit von
                                    											Cementen findet sich in der Thonindustrie-Zeitung, 1894 S. 201.
                              Apparat zur Bestimmung des specifischen Gewichtes von
                                    											Cement, Cementprobekörpern, pulverförmigen und körnigen Stoffen aller
                                    											Art von L. Erdmenger und Mann (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 919). 50 g Cement werden in einem
                                 										Messgefäss von 50 cc Inhalt abgewogen. Man lässt aus einer von unten nach oben
                                 										in 50 cc getheilten Bürette Terpentinöl, Erdöl u. dgl. in das Messgefäss
                                 										fliessen, bis dasselbe bis zur Marke gefüllt ist, und dividirt die
                                 										zurückgebliebene Flüssigkeitsmenge, in Cubikcentimeter ausgedrückt, durch 50;
                                 										der Quotient ist gleich dem specifischen Gewicht der Substanz. Die Bürette ist
                                 										mit einem Schwimmer versehen und von einem Mantel umgeben, in welchen Kühlwasser
                                 										gebracht werden kann.
                              
                           
                              b) Bindezeit, Temperatureinflüsse.
                              Feststellung der Bindezeit hydraulischer Bindemittel
                                 										von W. Michaëlis (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 1090). Nach W.
                                    											Michaëlis weisen die Normen eine Lücke auf; man ist nicht im Stande
                                 										Cemente, die innerhalb 1 Minute abbinden, nach Normen Vorschrift richtig zu
                                 										prüfen.
                              Dem Versuche auf Abbinden nach den Normen hat ein Vorversuch voraufzugehen, und
                                 										dies geschieht in einfachster Weise so, dass man etwa 20 bis 30 g des
                                 										Bindemittels in eine kleine Schale oder kleinen Napf schüttet, mit einem
                                 										beliebigen Stempel mit gerader Endfläche von etwa 3 bis 5 cm Durchmesser massig
                                 										zusammendrückt und damit eine ebene Oberfläche erzeugt, dann vorsichtig, ohne
                                 										das Pulver aufzurühren, 20 bis 25 cc Wasser am Seitenrande des Gefässes einfüllt
                                 										und darauf sofort den Napf oder die Schale 10- bis 20mal aus 1 bis 2 cm Höheauf den Tisch
                                 										ruckweise aufsetzt; dabei dringt das Wasser hinreichend in das Pulver ein, und
                                 										nun beobachtet man mit Hilfe eines Nagels oder Glasstabes, ob das Bindemittel
                                 										innerhalb einer Minute schon anzieht oder erhärtet ist bezieh. in welchem
                                 										Zeitraum.
                              Die Bestimmung der Bindezeit von Portlandcement kam
                                 										in der 15. und 16. Generalversammlung des Vereins deutscher
                                 										Portlandcement-Fabrikanten zur Sprache. Schiffner
                                 										empfiehlt dem Verein die folgenden Anträge zur Annahme:
                              1) Der Verein möge dahin wirken, dass durch ein geeignetes Verfahren die
                                 										Herstellung einer gleichmässigen und der Praxis möglichst nahe kommenden
                                 										Mörtelconsistenz herbeigeführt werde, weil letztere die erste Bedingung für die
                                 										einheitliche Ermittelung und Vergleichung der Bindezeit von Portlandcement
                                 										ist.
                              2) Der Verein wolle principiell aussprechen und an geeigneter Stelle zur Geltung
                                 										bringen, dass bei dem sehr wesentlichen Einfluss der Temperatur des Cementes,
                                 										der Luft und des Wassers auf die Abbindung des Portlandcementes die Bestimmung
                                 										der Bindezeit nur dann von wirklich praktischem Werth ist, wenn sie unter
                                 										solchen Verhältnissen geschieht, die den Verhältnissen bei der Verwendung des
                                 										Cementes entsprechen.
                              In der 17. Generalversammlung (1894) theilte Schiffner nun die vorläufigen Versuchsergebnisse der Commission mit.
                                 										Da dieselben noch nicht abgeschlossen sind, so wollen wir hier nur die von Schiffner ausgesprochenen Sätze mittheilen:
                              1) Das Abbinden ist weder der Temperatur, noch dem Wasserzusatze einfach
                                 										proportional.
                              2) Bei niedriger Temperatur ist der Wasserbedarf für den Mörtel geringer und die
                                 										Grösse des Wasserzusatzes von viel stärkerem Einfluss als bei höheren
                                 										Temperaturen.
                              Ueber den Einfluss der Temperatur auf die Abbindezeit des
                                    											Portlandcementes von Dr. B. Kosmann. (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 214.)
                              Golinelli prüft den Einfluss
                                    											der Temperatur auf die Abbindezeit der Portlandcementmörtel. Die
                                 										enormen Unterschiede in der Abbindezeit durch Erhöhung der Temperatur um 5
                                 										bezieh. 14° C. sind aus der folgenden Tabelle zu ersehen:
                              Angabe der Abbindezeiten bei folgenden Temperaturen und
                                 										Wassermengen:
                              
                                 
                                    Versuchsreihe I.Temperatur des
                                       												Wassersund der Luft = 16° C.Wasserverbrauch= 30
                                       												Proc.
                                    Versuchsreihe II.Temperaturdes Wassers =
                                       												21° C.der Luft = 30° C.Wasserverbrauch= 32 Proc.
                                    Versuchsreihe III.Temperatur des
                                       												Wassersund der Luft = 16°
                                       												C.Wasserverbrauchverschieden
                                    
                                 
                                          Nr. 1    4 St. 00 M.
                                             0 St. 10 M.
                                    3 St. 45 M. 29 Proc. W.
                                    
                                 
                                           „   2  10  „   00  „
                                             5  „    00  „
                                    9  „   30  „   28    „      „
                                    
                                 
                                           „   3    2  „   10  „
                                             0  „    16  „
                                    0  „   38  „   29    „      „
                                    
                                 
                                           „   4    8  „   24  „
                                             0  „    33  „
                                    8  „     5  „   29,5 „      „
                                    
                                 
                                           „   5    2  „   10  „
                                             0  „    20  „
                                    4  „     5  „   31,5 „      „
                                    
                                 
                                           „   6    2  „   00  „
                                             0  „    15  „
                                    2  „     0  „   30    „      „
                                    
                                 
                                           „   7    2  „   30  „
                                             0  „    10  „
                                    –
                                    
                                 
                              Die Normenvorschrift ist daher streng einzuhalten. (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 115.)
                              Im Anschlusse daran macht L. TetmajerThonindustrie-Zeitung, 1893 S.
                                       											187. Mittheilungen über die auf diesen Gegenstand bezüglichen
                                 										Untersuchungen in der Anstalt zur Prüfung von Baumaterialien am
                                 										schweizerischen Polytechnicum.
                              Es ergab sich, dass verschiedene Portlandcemente durch wechselnde Temperaturen
                                 										verschieden beeinflusst werden. Für Portlandcemente gleicher Provenienz oder
                                 										solche ähnlicher Beschaffenheit erscheinen dagegen die Abhängigkeitsverhältnisse
                                 										der Temperatur zum Erhärtungsbeginne und zur Bindezeit ähnlich geartet, so dass
                                 										die Möglichkeit vorliegt, von den bei bestimmter Temperatur erhobenen
                                 										Erhaltungszuständen eines Portlandcementes auf rechnerischem Wege auf die
                                 										gleichnamigen Zustände anderer Temperaturen zu schliessen.
                              Trägt man in einem Coordinatensystem die Temperaturen als Abscissen auf, die
                                 										Bindezeiten als Ordinaten, so erhält man für das Bindemittel einen Linienzug,
                                 										der sich oft unschwer in ein mathematisches Gewand kleiden lässt, wie folgendes
                                 										Beispiel zeigen soll:
                              Guter Portlandcement mit 59,4 Proc. CaO, 24,1 Proc., SiO2, 8,3 Proc. Al2O3, 2,1 Proc. Fe2O3 und 2,03
                                 										Proc. CaSO4 und mit 17 Proc. Rückstand auf dem
                                 										4900-Maschen-Sieb wurde bei verschiedenen Temperaturen der Erhärtung
                                 										überlassen.
                              Bezeichnet:
                              c die Temperatur der Luft, somit
                                 										auch diejenige des erhärtenden Cementbreies in Grad Celsius;
                              t0
                                 										die Zeit bis zum Eintritt des Erhärtungsbeginnes;
                              t die Zeit bis zum Eintritt der
                                 										Abbindung (Bindezeit) (beide in Centesimalstunden), so wird t0 und t ausgedrückt durch:
                              t_0=\frac{90,0}{4,0+c}-1,5 und
                                 											t=\frac{244,7}{6,1+c}-1,8.
                              Nachstehende Tabelle gibt eine Uebersicht über die Uebereinstimmung zwischen den
                                 										Ergebnissen der directen Beobachtung und der Berechnung des Erhärtungsbeginnes
                                 										und der Bindezeit nach vorstehenden Formeln:
                              
                                 
                                    TemperaturinGrad Cels.
                                    Erhärtungsbeginn t0
                                    Bindezeit t
                                    
                                 
                                    beobachtet
                                    berechnet
                                    beobachtet
                                    berechnet
                                    
                                 
                                    
                                    Std. Min.
                                    Std. Min.
                                    Std. Min.
                                    Std. Min.
                                    
                                 
                                    50
                                      0    10
                                      0    10
                                        2     30
                                      2    33
                                    
                                 
                                    45
                                      0    15
                                      0    20
                                        3       0
                                      2    59
                                    
                                 
                                    40
                                      0    30
                                      0    32
                                        3     30
                                      3    30
                                    
                                 
                                    35
                                      0    45
                                      0    48
                                        4       0
                                      4    08
                                    
                                 
                                    30
                                      1      0
                                      1    08
                                        5       0
                                      4    58
                                    
                                 
                                    25
                                      1    30
                                      1    36
                                        6     10
                                      6    04
                                    
                                 
                                    20
                                      2    15
                                      2    15
                                        7     30
                                      7    34
                                    
                                 
                                    15
                                      3    30
                                      3    14
                                      10       0
                                      9    48
                                    
                                 
                                    10
                                      5      0
                                      4    56
                                      13       0
                                    12    48
                                    
                                 
                                      5
                                      9      0
                                      8    30
                                      20       0
                                    20    14
                                    
                                 
                                      0
                                    21      0
                                    21      0
                                      38       0
                                    38    18
                                    
                                 
                              Einfluss der Mörtelbearbeitung auf die
                                    											Zugfestigkeitsresultate von Golinelli in
                                 										Karlstadt. Verfasser zeigt durch Versuche, dass man bei 3 Minuten langem
                                 										Durcharbeiten der Mörtelmasse bedeutend geringere Festigkeitszahlen erhält als
                                 										bei normengemässem 5 Minuten langem Durcharbeiten der Masse. Um die
                                 										individuellen Fehler zu eliminiren, welche durch verschiedenartige Ausführung
                                 										des Durcharbeitens hervorgebracht werden können, schlägt Verfasser vor, das
                                 										Mischen von Cement und Wasser mit Hilfe einer kleinen Mörtelmaschine
                                 										vorzunehmen. (Thonindustrie-Zeitung, 1894 S. 30;
                                 										vgl. auch obiges Referat über die Apparate der St. Louis Water Works.)
                              
                           
                              
                              c) Beschleunigte Methoden (Heisswasserprüfung, Hochdruckdampfprobe).
                              Die beschleunigten Methoden zur Prüfung von
                                    											Portlandcement kamen in der 14. Generalversammlung des Vereins
                                 										deutscher Portlandcement-Fabrikanten zur Sprache. Schumann hielt darüber einen Vortrag, an den sich eine lebhafte
                                 										Debatte anschloss. Die beschleunigten Proben auf Volumbeständigkeit (Glühprobe, Darrprobe und Kochprobe) haben das Gute, dass sie das Kalktreiben der
                                 										Portlandcemente in kurzer Zeit erkennen lassen. Aber sie lassen nicht umgekehrt
                                 										den Schluss zu, dass ein Cement zu verwerfen sei, der die Proben nicht besteht;
                                 										denn es werden auch tadellose Cemente durch diese Proben zerstört.
                              Heintzel erwähnt seitliche Rissbildungen, welche bei
                                 										Kuchen; nachdem sie die Normenprobe bestanden hatten, bei mehrwöchentlichem
                                 										Liegen an der Luft auftraten. Schott und Dyckerhoff erklären diese Eisse als Schwindrisse,
                                 										die sich bei Verwendung von reinem Cement immer bilden und auch die Veranlassung
                                 										zu den Zerstörungen am Stephansdome zu Wien gegeben haben. Je feiner der Cement,
                                 										desto mehr Wasser braucht er, desto mehr schwindet er. Reiner Cement feinster
                                 										Mahlung zerfiel an der Luft in lauter feste; kleine Stücke. Bei Verwendung an
                                 										der Luft muss daher der Cement durch Sandzusatz gemagert werden.
                              Es kam schliesslich auch die Hochdruckdampfmethode
                                 										zur Sprache.
                              Die Versammlung spricht sich gegen die Annahme der beschleunigten Proben aus, da
                                 										dieselben manchen Cement als fehlerhaft erscheinen lassen, der sich nachher bei
                                 										der Verwendung doch ganz gut bewährt.
                              Dobrynski macht Mittheilungen über die Kochprobe bei Portlandcement. Die fünf folgenden
                                 										Cementproben wurden der Kochprobe unterworfen:
                              
                                 
                                    
                                    I
                                    II
                                    III
                                    IV
                                    V
                                    
                                 
                                    SiO2
                                    22,4
                                    24,2
                                    22,9
                                    19,3
                                    18,1
                                    
                                 
                                    Fe2O3 + Al2O3
                                    12,5
                                    10,8
                                    11,7
                                    10,2
                                    10,9
                                    
                                 
                                    CaO
                                    61,0
                                    63,2
                                    64,3
                                    67,9
                                    69,8
                                    
                                 
                              Obgleich die drei ersten Proben richtig zusammengesetzt waren, zeigten sämmtliche
                                 										Cemente Treiberscheinungen. I, II und III hatten gegen die Mitte zu sich
                                 										verjüngende Radialrisse; IV ist in mehrere Stücke zerfallen und V in einen
                                 										weichen Brei zersetzt worden. Die Glasplattenkuchenproben der drei, ersten
                                 										Cemente waren nach 4 Wochen tadellos, die der Cemente IV und V zeigten
                                 										Verkrümmungen und netzartige Risse.
                              Das Treiben in der Kochprobe verliert sich bei guten Cementen schon nach 2 Tagen.
                                 											(Thonindustrie-Zeitung, 1892 S. 331.)
                              Erdmenger hat gefunden, dass eine beschleunigte
                                 										Erhärtung der Probekörper eintritt, wenn man etwa 14 Stunden nach dem Anfertigen
                                 										der Probekörper dieselben 14 Stunden in gleicher Weise erhitzt wie die
                                 										Treibproben bei Cementkugeln. Ueber das Nähere und die beigegebene Tabelle vgl.
                                 										die Originalarbeit (Thonindustrie-Zeitung, 1892 S.
                                 										556). Erdmenger hat schon früher gezeigt (1878),
                                 										dass bereits erhärtete Cementsandmörtel durch Erhitzen ihren Wassergehalt
                                 										abgeben und sodann mürbe werden, dass sie aber, nachher in Wasser eingelegt,
                                 										ihre Festigkeit wieder erhalten, allerdings nur dann, wenn sie nicht zu
                                 										hoch erhitzt wurden. Die alte Festigkeit kehrt nach etwa 2 Wochen wieder zurück.
                                 										Die gewöhnliche Kochprobe hält Erdmenger nicht für
                                 										ausreichend.
                              In einer Mittheilung: Zur Frage der Magnesia im
                                    											Portlandcement, vertheidigt Erdmenger
                                 										seine Hochdruckdampfprobe gegen verschiedene
                                 										Einwände, welche von Seiten anderer Mitglieder der Magnesia-Commission erhoben
                                 										wurden. (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 786 und
                                 										812.) Verfasser führt darin unter anderem auch aus, dass die Hochdruckdampfprobe
                                 										verhältnissmässig leicht auszuführen ist, und gibt eine Anleitung, wie dies am
                                 										einfachsten zu bewerkstelligen ist.
                              Deval bespricht die Heisswasserprüfung von Cement. (Thonindustrie-Zeitung, Jahrg. 15 S. 384 und 407.)
                              W. Michaëlis hält die Glasplattenkuchenprobe für unzuverlässig und empfiehlt übereinstimmend
                                 										mit Tetmajer die Kochprobe als richtigstes Mittel,
                                 										ein Treiben der Portlandcemente rechtzeitig zu erkennen. (Thonindustrie-Zeitung, Jahrg. 15 S. 994.)
                              Ueber die normengemässe und andere in den letzten Jahren
                                    											vorgeschlagenen Prüfungsmethoden des Portlandcementes hielt Dr. Prüssing in der am 24. Februar 1894 stattgehabten
                                 										Generalversammlung des Vereins deutscher Portlandcement-Fabrikanten einen
                                 										interessanten Vortrag.
                              Redner führt zunächst zwei Beispiele an, welche darthun, dass die Normenprüfung
                                 										unter Umständen nicht ausreiche, um allen Anforderungen; die an einen guten
                                 										Portlandcement gestellt werden können, zu genügen. Die Kunststein- und
                                 										Röhrenfabrikanten, welche den Cement mit geringem Wasserzusatz (6 bis 8 Proc.)
                                 										mischen und ihre Waaren dann unter der hydraulischen Presse herstellen, können
                                 										leicht dadurch geschädigt werden, dass der Cement, der die Normenprüfung gut
                                 										bestanden hatte, unter Umständen nach der Verwendung deutliches Treiben
                                 										zeigt.
                              Prüssing verlangt eine Verschärfung der
                                 										Normenprüfung und bespricht eine, seit einer Reihe von Jahren von ihm verwendete
                                 										Heisswasserprüfung, die sich stets gut bewährt hat.
                              100 g reiner Cement werden mit 5 bis 7 Proc. Wasser – je nach
                                 										der Feinheit der Mahlung richtet sich der Wasserzusatz – angemacht, und zwar so,
                                 										bis das Wasser ganz gleichmässig den Cement befeuchtet hat, dann werden sie in
                                 										eine cylindrische Forin gefüllt, gleichmässig in derselben vertheilt und mit
                                 										Hilfe eines Stempels und einer starken Presse – als welche eine kräftige
                                 										Copirpresse gut verwendbar ist – zu runden, scharfkantigen, festen Kuchen
                                 										gepresst. Die Form für diese Presskuchen ist folgendermaassen construirt: Auf
                                 										eine gehobelte eiserne Platte von 13 bis 14 mm Stärke wird die aus Messing
                                 										bestehende, dreitheilige, innen cylindrische Form gesetzt und durch einen
                                 										kräftigen, federnden, aber mit einer Schraube anziehbaren Ring zusammengehalten.
                                 										Die Form hat, um dem starken Druck durch die Presse widerstehen zu können, oben
                                 										eine Wandstärke von 2,5 mm und unten von 7 mm und ist mit einem Absatz zur
                                 										Auflage für den Ring versehen. Der eiserne Stempel ist genau der cylindrischen
                                 										Form eingepasst. Die Cementpresskuchen können sofort nach Herstellung, ohne
                                 										beschädigt zu werden, der Presse entnommen werden. Der Schraubenschlüssel dient
                                 										zum Anziehen bezieh. Lösen der Schraube des Ringes. Der fertige Presskuchen
                                 										bleibt zunächst zur Erhärtung 24 Stunden gegen Ausdünstung geschützt in einem
                                 										Kasten liegen und wird dann unter Wasser gelegt. Ein Cement, der, auf diese
                                 										Weise geprüft, keine Kantenrisse oder Verbiegungen zeigt, wird sich bei
                                 										jeglicher Verwendung in kaltem Wasser als volumbeständig erweisen. Ein zweiter
                                 										solcher Kuchen wird nach 24stündiger Erhärtung an der Luft einige Stunden unter
                                 										kaltes Wasser und dann in ein Bad, welches durch Dampf ständig auf + 90° C.
                                 										erhalten wird, gelegt. Er wird nach 24stündigem Aufenthalt in letzterem
                                 										besichtigt und, wenn er gut geblieben, 1 Monat lang in demselben gelassen.
                              
                              Es hat sich herausgestellt, dass fast alle Cemente, welche nach 28 Tagen
                                 											„Treiben“ zeigten, dieses auch schon nach 24stündigem Aufenthalte in
                                 										Wasser von 90° C. thaten, dass also das 1tägige Verweilen der Proben in heissem
                                 										Wasser schon genügt, um den Cement als „Treiber“ zu charakterisiren.
                              Prüssing hat 24 Cement marken nach den
                                 										verschiedensten Verfahren geprüft und stellt die Resultate seiner Prüfung in
                                 										einer grossen Tabelle zusammen. Redner hält die Darr- und Kugelprobe für
                                 										unsicher; die Hochdruckdampfprobe für zu scharf, dagegen die Kochproben für
                                 										ausreichend, nur wünscht er die Anfertigung der Probekörper anders, als bisher
                                 										gebräuchlich ist.
                              Verfasser schlägt ferner vor, dass vor allem Gewicht auf die Prüfung der
                                 										Druckfestigkeit gelegt und diejenige der Zugfestigkeit bei Seite geschoben
                                 										werde. Es ist nach Verfasser auch wohl angängig, eine beschleunigte
                                 										Prüfungsmethode der Festigkeit des Portlandcementes in den Normen zuzulassen,
                                 										und er hält als solche die Druckprobe eines Mörtelkörpers aus 1 Cement zu 3
                                 										Normalsand, welcher 1 Tag an der Luft und 6 Tage unter heissem Wasser von + 90°
                                 										C. erhärtete, geeignet.
                              Verfasser stellt schliesslich den Antrag, dass von der Versammlung eine
                                 										Commission von mindestens fünf Mitgliedern zur Revision der Normen ernannt
                                 										werde. Diesem Antrage ist durch Wahl einer Commission entsprochen worden.
                              
                           
                              d) Festigkeit, Abnutzbarkeit, chemische Untersuchung von Cementen.
                              Vergleichende Untersuchungen über das Verhalten von Portland- und Puzzolancement wurden in
                                 										der königl. Prüfungsstation für Baumaterialien in Berlin angestellt und das
                                 										Ergebniss derselben in der 14. Generalversammlung des Vereins deutscher
                                 										Portlandcement-Fabrikanten (Protokoll S. 12) mitgetheilt. Es ergibt sich daraus,
                                 										wie ja auch aus früheren Untersuchungen hervorgeht (vgl. 1889 273 587), dass der Puzzolancement geringere
                                 										Festigkeitszahlen aufweist als Portlandcement, ferner, dass die 4-Wochenprobe
                                 										mit 3 Th. Sand (Normenprobe) die günstigste Probe für Puzzolancement ist.
                                 										Unter allen anderen Verhältnissen, nach langer Zeit oder in reinem Zustande,
                                 										oder an der Luft geprüft verhält sich Puzzolancement wesentlich ungünstiger als
                                 										Portlandcement, besonders wenn die Proben breiförmig eingefüllt werden und an
                                 										der Luft erhärten. Die für Portlandcement aufgestellten Normen können darum für
                                 										den Vergleich von Portlandcement mit Puzzolancement nicht benutzt werden.
                              Schon 1891 hat sich Meyer dahin ausgesprochen, dass
                                 										die Normen nicht das einzige Mittel zur Werthschätzung der Portlandcemente
                                 										abgeben können und dass namentlich auf übertriebene Festigkeit zuviel Gewicht
                                 										gelegt wird. In der 15. Generalversammlung kam der Gegenstand wieder zur
                                 										Sprache. Meyer führt einige Zahlen an, welche
                                 										beweisen, dass Cement mit zunehmendem Kalkgehalte an Druckfestigkeit zwar
                                 										zunehme, an Volumbeständigkeit aber Einbusse erleide.
                              Schumann untersucht die Abnutzbarkeit verschiedener
                                 										hydraulischer Mörtel (17. Generalversammlung). – Verfasser arbeitet mit einem
                                 										nach seinen Angaben construirten Schleifapparat und findet, dass bei
                                 										verschiedenen Klassen von Bindemitteln die Druckfestigkeit keinen Maasstab für
                                 										deren Abnutzbarkeit abgibt und dass der schon öfter ausgesprochene Satz, dass
                                 										die Normenprobe kein Werthmesser für verschiedene hydraulische Bindemittel sein
                                 										kann, aufs Neue bestätigt wird. Die Abnutzbarkeit scheint vorzugsweise von der
                                 										Dichte der Bindemittel abhängig zu sein.
                              Bei der Klasse der Portlandcemente scheint dagegen eine gewisse Abhängigkeit der
                                 										Abnutzung von der Druckfestigkeit vorhanden zu sein.
                              Alden H. Brown untersucht Dünnschliff aus
                                 										Portlandcement unter dem Mikroskop und kommt zu dem Schlusse, dass die mikroskopische Untersuchung eines Cementes ein
                                 										Mittel an die Hand gibt, die Güte eines Cementes zu beurtheilen. (Engineering News, 1891 S. 481.)
                              Zur Bestimmung des kohlensauren Kalkes im
                                    											Cementrohmehl empfiehlt H. Dobrynski die
                                 										Titration mit Salzsäure und Natronlauge unter Anwendung von Phenolphtaleïn als
                                 										Indicator. (Thonindustrie-Zeitung, 1892 S. 414 und
                                 										1083.)
                              Schema zur Analyse von Portlandcement von Th. Stillman.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 294, S. 94
                                 Man wäge 2 g des fein
                                    											gepulverten und getrockneten Materials, behandle in einer Porzellanschale
                                    											mit 50 cc HCl und 5 cc HNO3, verdampfe zur
                                    											Trockne; man füge 25 cc HCl und 100 cc H2O
                                    											hinzu, erhitze zum Kochen und filtrire in eine ¼-l-Flasche. Der Kolben wird
                                    											bis zur Marke aufgefüllt; Lösung: Man nehme 100 cc der Lösung, mache
                                    											dieselbe mit Ammoniak in einem 300 cc fassenden Becherglase alkalisch; 1)
                                    											Rückstand: Man schmelze den Rückstand in einem Platintiegel mit kohlensaurem
                                    											Natron-Kali, löse in Wasser, verdampfe unter Zusatz von HCl zur Trockne,
                                    											nehme das Lösliche mit Wasser und HCl auf; Rückstand: SiO2; SO3. Die
                                    											Schwefelsäure wird in 50 cc der Lösung durch Fällen mit BaCl2 in geringem Ueberschuss als Bariumsulfat
                                    											bestimmt; 3) Rückstand: Fe2O3 und Al2O3. Man trockne und verbrenne das
                                    											Filter, schmelze den Rückstand im Silbertiegel mit KHO, behandle mit Wasser,
                                    											koche und filtrire; 4) Lösung: Man füge Ammoniumoxalat in geringem
                                    											Ueberschuss zu, lasse 4 Stunden stehen und wasche den Niederschlag mit
                                    											verdünntem Ammoniak; Lösung: Al2O3. man fälle die Thonerde mit Ammoniak. Das
                                    											Filtrat wird nicht weiter untersucht; Rückstand: Fe2O2; Die
                                    											Lösung enthält Al2O3 deren Gewicht aus der Differenz gefunden
                                    											wird oder auch direct bestimmt werden kann; 5) Rückstand: CaC2O4 wird
                                    											geglüht und als CaO gewogen; 6) Lösung: Man verdampfe in einer Platinschale
                                    											zur Trockne, glühe bis zur Entfernung der Ammonsalze; man füge zum Rückstand
                                    											50 cc H2O, koche, filtrire und wasche; 7)
                                    											Rückstand: MgO. Man trockne, glühe und wäge den Rückstand; 8) Lösung:
                                    											Enthält Na2O, K2O und MgO. Man versetzt mit H2SO4 in geringem Ueberschuss,
                                    											verdampft zur Trockne und wägt den Rückstand. Man löst in 50 cc H2O, mischt gut und theilt in 2 Theile zu je
                                    											25 cc; 1. Theil. Man füge etwas HCl hinzu, dann NH3 und fälle das Mg als MgNH4PO4. Die Summe der Alkalisulfate kann aus der
                                    											Differenz bestimmt werden; Das Kalium wird mit PtCl4 gefällt, ohne vorherige Entfernung der
                                    											Schwefelsäure.
                                 
                              
                              Chemische Untersuchung von Trass von J. J. Pennik. (The
                                    											Ingineer, 1893 Nr. 8.)
                              Zur Analyse der Portlandcemente mit besonderer
                                    											Berücksichtigung der Magnesiabestimmung von Dr. A. Häser. (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S.
                                 										1086.)
                              In der oben citirten Abhandlung von Stillman gibt
                                 										Verfasser ein Schema zur Analyse von Portlandcement, nach welchem die chemische
                                 										Untersuchung des genannten Materials in seinem Laboratorium zur Ausführung
                                 										gelangt. Wir geben dieses Schema vorstehend in freier Uebersetzung.
                              Hierzu möchte ich mir einige Bemerkungen erlauben: 2 g Cement ist etwas viel für
                                 										eine einfache Cementanalyse; es genügt vollkommen 1 g, ja man kann noch weniger
                                 										nehmen und erreicht damit den Vortheil, dass man bei annähernd gleicher
                                 										Genauigkeit mit dem Waschen schneller fertig wird.
                              Ferner sind 50 cc Salzsäure (deren Concentration leider nicht angegeben ist) sehr
                                 										viel, falls sich die Angabe auf die in den Laboratorien gewöhnlich verwendete
                                 										Salzsäure von 1,2 spec. Gew. bezieht. Die Hauptsache bei der Aufschliessung ist,
                                 										dass das Material als möglichst feines Pulver angewendet werde, dann
                                 										erfolgt die Aufschliessung auch mit einer viel geringeren Menge von Salzsäure
                                 										schnell und vollständig.
                              Die Trennung von Eisen und Thonerde durch Schmelzen mit Aetzkali verdient
                                 										jedenfalls Beachtung, da sie von der bei uns gebräuchlichen Bestimmung von Eisen
                                 										in dem Gemenge der beiden Oxyde etwas abweicht. Es dürfte übrigens das
                                 										Aufschliessen der geglühten Oxyde mit Aetzkali einige Schwierigkeiten bieten,
                                 										ähnlich wie dies auch der Fall ist bei der Aufschliessung mit saurem
                                 										schwefelsaurem Kali.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)