| Titel: | Neuere Schachtabteufen in wasserreichem Gebirge. | 
| Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 103 | 
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                        Neuere Schachtabteufen in wasserreichem
                           								Gebirge.
                        Mit Abbildung.
                        Neuere Schachtabteufen in wasserreichem Gebirge.
                        
                     
                        
                           Bei den bedeutenden Schwierigkeiten, welche das Durchteufen stark wasserführender
                              									Schichten und namentlich des Schwimmsandes nicht selten verursacht, dürfte die
                              									Zusammenstellung einiger neuerer Ausführungen dieser
                              									Art sowie von Vorschlägen für neue oder abgeänderte
                              									Verfahren für Fachleute von Werth sein.
                           
                        
                           I. Anwendung des Gefrierverfahrens.
                           Unter der Ueberschrift: Ein neuer Erfolg des Pötsch'schen
                                 										Gefrierverfahrens beim Schachtabteufen, bespricht, Professor W. Schulz in Aachen im Glückauf, Berg- und Hüttenmännische Zeitung zu Essen, 1892 S. 1053, die
                              									Anwendung des genannten Verfahrens bei den Gruben von Lens im Departement
                              									Pas-de-Calais in Frankreich.
                           Ueber die Gebirgsverhältnisse hatte man sich durch ein 80 m tiefes Bohrloch Kenntniss
                              									verschafft. Bis 10 m Teufe stehen Sande und sandige sowie merglige Thone an, dann
                              									folgen bis 40 m Schichten der Kreideformation und zwar wechselnde Lagen von thoniger
                              									weicher Kreide und fester, aber sehr zerklüfteter und rolliger Kreide, zum Theil mit
                              									Feuersteineinschlüssen; dazwischen treten einzelne sehr feste Kreidebänke auf. Bei
                              									40 m liegt eine völlig wasserundurchlässige Thonschicht und darunter blauer Mergel,
                              									der etwa 80 bis 100 l Wasser in der Minute führt.
                           Das Abteufen des Schachtes 10 wurde in der Weise begonnen, dass man 4,25 m bis zum
                              									Wasserspiegel niederging und auf einem Holzkranze eine Mauer von 6,5 m lichter Weite
                              									aufführte. Die Wandstärke betrug unten 45 cm und wuchs durch Ueberkragung im Rücken
                              									der Mauer bis 2 m. Darauf wurde innerhalb dieser Mauer, wenn auch unter mancherlei
                              									Unfällen, ein gemauerter Senkschacht von 5,5 m lichter Weite und 450 mm Wandstärke
                              									unter Haltung der Wasser bis 12,5 m Tiefe niedergebracht. Dann teufte man unter
                              									Anwendung von Getriebezimmerung bis 15,7 m weiter und baute auf einer ziemlich
                              									festen Bank drei hölzerne Keilkränze ein, als Fuss für eine demnächst aufzuführende
                              									gusseiserne Cuvelage von 4,8 m lichter Weite, die bis etwas über den Wasserspiegel
                              									hinaufreichte. Die Cuvelage hatte 25 mm Wandstärke, jeder Ring war 1 m hoch und
                              									bestand aus sechs Theilen. Der Raum zwischen Cuvelage und Mauer wurde betonirt, und
                              									auf dem obersten Ringe der Cuvelage eine Mauer bis zur Tagesoberfläche aufgeführt.
                              									Dann teufte man bis 19 m weiter ab und baute auf zwei Keilkränzen Cuvelage aus
                              									Eichenholz von 140 mm Stärkezum Anschlusse an die eiserne Cuvelage ein. Während
                              									des weiteren Abteufens mittels Getriebearbeit ersoff und verschlämmte der Schacht in
                              									Folge des Bruches eines Jochholzes, nachdem man 24,5 m Teufe erreicht hatte. Da
                              									inzwischen der Wasserzufluss auf 25 cbm in der Minute gestiegen war, auch der
                              									Fortschritt der Getriebearbeit nur ein sehr geringer gewesen war, so beschloss man,
                              									für das weitere Abteufen das Pötsch'sche Verfahren
                              									anzuwenden. Nach Entfernung der Pumpen wurden in der Schachtscheibe auf einem Kreise
                              									von 1,9 m Halbmesser 8 und ausserhalb der Schachtscheibe in 1,5 bis 2 m Entfernung
                              									von den Schachtstössen noch 20 Löcher 42,5 m tief niedergebracht, so dass dieselben
                              									den wassertragenden Thon durchteuften und noch 1,5 m im blauen Mergel standen. Nach
                              									Einhängen der Gefrierröhren wurden die Verrohrungen der Bohrlöcher entfernt. Die Ammoniak-Kältemaschine, System Osenbrück, war von der Maschinenfabrik
                                 										Germania in Chemnitz geliefert worden. Als Gefrierflüssigkeit diente
                              									Chlorcalciumlauge, welche anfänglich mit – 7° C. eingeleitet wurde und mit – 3° C.
                              									austrat, später mit – 17° C. eintrat und mit – 14° C. in den Kälteerzeuger
                              									zurückgepumpt wurde. Die Dauer des Gefrierens betrug 203 Tage; nach im Ganzen 227
                              									Tagen wurde mit dem Abteufen begonnen, der Wassergehalt des Gebirges dürfte etwa 40
                              									Proc. betragen haben.
                           Das Abteufen im Gefrierkörper erfolgte zum Theil durch Schiessarbeit, zunächst
                              									innerhalb des früheren Ausbaues; man baute die vorher erwähnte hölzerne Cuvelage und
                              									die Getriebezimmerung aus, auch wurden die drei untersten Ringe der eisernen
                              									Cuvelage herausgenommen, da dieselben um etwa 15 cm zu ovalem Querschnitt
                              									zusammengedrückt waren. Das letztere dürfte dadurch veranlasst sein, dass die
                              									Gefrierröhren verschiedenen Abstand vom Ausbau hatten. Dann wurde im Gefrierkörper
                              									ohne vorläufigen Ausbau bis in den blauen Mergel abgeteuft und der neue Schachttheil
                              									nach Herausnehmen der acht inneren Gefrierröhren durch gusseiserne Cuvelage von 4,8
                              									m lichter Weite in zwei Sätzen von 22,2 und 8,7 m sicher gestellt. Der Fuss jedes
                              									Satzes ruht auf einem hölzernen und einem darauf liegenden eisernen Keilkranze von
                              									250 mm Breite und 280 mm Höhe. Der unterste Keilkranz wurde bei 42,74 m Teufe
                              									verlegt, d.h. 0,25 m tiefer, als die Tiefe der Bohrlöcher betragen hatte. Der
                              									Anschluss der unteren Sätze an die oberen erfolgte, nachdem der Raum hinter der
                              									Cuvelage mit Beton verfüllt war; durch Einbringen eines hölzernen Keilkranzes.
                           Die einzelnen Ringe der neu eingebauten Cuvelage waren aus je zehn Segmenten mit
                              									inneren Flanschen und Verstärkungsrippen zusammengesetzt. Die Höhe der Ringe beträgt
                              									1,497 m, ausserdem wurden halbe Ringe von 0,748 m Höhe verwendet. Die Wandstärke
                              									beträgt im oberen Satze 35 mm, im unteren 40 mm. Die 40 bezieh. 45 mm starken
                              									Flanschen haben 85 mm Breite, die Verbindung der einzelnen Theile erfolgte durch 30
                              									mm starke Schraubenbolzen, unter Kopf und Mutter wurden zur Dichtung Eisen- und
                              									Bleiringe gelegt. Die Dichtung zwischen den Flanschen besteht aus 3 mm starken
                              									Bleieinlagen.
                           Als die Cuvelage fertig gestellt war, liess man mm nicht das
                                 										Gebirge aufthauen, sondern man teufte unter fortgesetztem Umlauf der
                                 										Gefrierlauge in den äusseren Röhren den Schacht im Kreidemergel weiter bis 52,25
                                 										m Tiefe ab,
                              									wobei 8 l Wasser in der Minute zuflössen, und baute auch diesen Schachttheil in
                              									der oben beschriebenen Weise in eiserner Cuvelage aus. Dann erst wurde der
                              									Gefrierprocess unterbrochen und die Gefrierröhren nach Einleiten von Dampf
                              									herausgezogen. Der Schacht erwies sich danach als völlig gelungen, und das Wasser
                              									der oberen Schichten war abgesperrt. Das weitere Abteufen ging glatt von statten, bis 85,5 m Teufe wurde der Schacht noch in eiserner
                              									Cuvelage ausgebaut, dann in Mauerung von 500 mm Wandstärke. Mitte October 1892 stand
                              									der Schacht bei 173 m Teufe im Steinkohlengebirge, der Wasserzufluss betrug 3 l in
                              									der Minute.
                           Nach diesem Erfolge wurde das Abteufen des folgenden Schachtes gleich von vornherein
                              									nach dem Pötsch'schen Verfahren in Angriff genommen.
                              									Der Schacht wurde bis 3,5 m Tiefe mit Hand geteuft und eine 350 mm starke Mauer von
                              									6,2 m lichter Weite bis zur Rasensohle aufgeführt; darauf wurden auf einem Kreise
                              									von 5,2 m Durchmesser 20 Bohrlöcher im gegenseitigen Abstande von 0,850 m, ausserdem
                              									in 1,1 m Entfernung vom Schachtmittel noch vier Bohrlöcher, und zwar sämmtlich 42 m
                              									tief, noch 1,5 m in den blauen Mergel hinein niedergebracht. Nach Einhängen der
                              									Gefrierröhren von 130 mm Weite und der Laugeneinführungsröhren von 40 mm Weite wurde
                              									mit dem Gefrierprocess begonnen; letzterer dauerte 75 Tage, während das Abbohren der
                              									24 Löcher 54 Tage in Anspruch genommen hatte. Bis zu 35 m wurde mit 3,7 m
                              									Durchmesser, dann mit 4,4 m Durchmesser abgeteuft. Der vorläufige Ausbau bestand aus
                              									hölzernen 16eckigen Jöchern von 140 mm Stärke, welche durch 90 mm starke angenagelte
                              									Bolzen mit einander verbunden wurden. Die Entfernung der Jöcher von Mitte zu Mitte
                              									betrug 1,05 m, verzogen wurde mittels Bretter. In 45 Tagen hatte man die Teufe von
                              									41,75 m erreicht, was einer täglichen Leistung von 0,93 m entspricht; in dieser
                              									Tiefe wurde ein hölzerner Keilkranz gelegt und darauf die eiserne Cuvelage von 3,68
                              									m lichter Weite und 45 mm Wandstärke wie in Schacht Nr. 10 eingebaut; die Ringe
                              									waren sechstheilig. Von 35 m Teufe ab erfolgte die Nachnahme der Stösse durch
                              									Schiessarbeit mit gepresstem Pulver in Absätzen von 1,5 m. Im Schachte herrschte im
                              									Abteufen eine Temperatur von etwa – 5° C., in oberer Teufe von – 7° C., die
                              									Gefrierlauge floss mit – 20° C. ein und trat mit – 17° C. aus. Das Abteufen wurde
                              									durch eine an die Esse der Dampfkesselanlage angeschlossene Wetterlutte ventilirt,
                              									die Beleuchtung erfolgte durch elektrische Glühlichter. Die Belegung bestand beim
                              									Einbau der Cuvelage aus je acht Mann in vier 6stündigen Schichten; da, wo der
                              									Schacht nicht zu erweitern war, erforderte der Einbau eines Ringes einschliesslich
                              									Betonirung zwischen Froststoss und Rückseite 16 Stunden, in dem oberen Theile des
                              									Schachtes wurde einschliesslich Nachnehmen der Stösse ein Ring in 24 Stunden
                              									eingebaut. Im Ganzen wurden zum Einbau der Cuvelage 32 Tage gebraucht, so dass die
                              									tägliche Leistung für die völlige Herstellung des Schachtes sich auf 0,2 m stellte.
                              									Ueber die Kosten des Abteufens werden Mittheilungen nicht gemacht, doch sollen
                              									dieselben verhältnissmässig gering gewesen sein.
                           Ein Beweis für das Vertrauen, welches das Pötsch'sche
                              									Verfahren im Kohlenbecken von Pas-de-Calais geniesst, ist der Umstand, dass auf den
                              									Gruben von Dourges ein neuesSchachtabteufen nach dieser Methode in Betrieb
                              									genommen ist.
                           
                              
                                 Vorschlag von Gobert.
                                 
                              Ingenieur Gobert in Brüssel, welcher den oben
                                 										beschriebenen Arbeiten nach dem Pötsch'schen
                                 										Verfahren beigewohnt hatte, schlägt in den Comptes
                                    											rendus, 1894 S. 34, ein Gefrierverfahren mit Hilfe von wasserfreiem Ammoniakgas vor.Vgl. auch
                                       													Revue universelle, 1894 Bd. 25 S. 112,
                                       												und Oesterr. Zeitschrift, 1894 S.
                                       											396. Die ganze Anordnung ist derjenigen von Pötsch nachgebildet, in das Rohrsystem wird
                                 										flüssiges Ammoniak gepumpt, dasselbe verdampft in den Gefrierröhren und entzieht
                                 										hierbei dem umgebenden Gebirge Wärme, das Ammoniakgas wird wieder abgesaugt und
                                 										in einer Compressionspumpe zur Flüssigkeit verdichtet, worauf der Kreislauf von
                                 										Neuem beginnt. Um eine ausgiebige Verdampfung des Ammoniaks in den Gefrierröhren
                                 										zu erreichen, tritt dasselbe nicht wie die kalte Lauge bei Pötsch am unteren Ende der inneren Rohre aus, diese
                                 										haben vielmehr eine schlangenartig oder schraubenförmig gekrümmte Form, sind am
                                 										unteren Ende geschlossen und lassen auf ihrer ganzen Länge das flüssige Ammoniak
                                 										durch feine Bohrungen in einzelnen Strahlen austreten. Als besonderen Vortheil
                                 										seines Verfahrens führt Gobert an, dass der beim
                                 											Pötsch'schen Verfahren in den Gefrierröhren
                                 										vorhandene Ueberdruck vermieden wird, dieser könnte veranlassen, dass durch
                                 										Undichtheiten des Rohrsystems Lauge in das umgebende Gebirge tritt und die
                                 										Bildung der Frostmauer erschwert. Aus der nachstehenden Uebersicht der Beziehung
                                 										zwischen der Verdampfungstemperatur und dem absoluten Drucke des Ammoniakgases ergibt sich,
                                 										dass allerdings in den Gefrierröhren ein wesentlich geringerer Druck vorhanden
                                 										sein wird als ausserhalb derselben.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 294, S. 104
                                 Fig. 1.Rohrverbindung nach Gobert.
                                 A, A1 Rohre. m Muff. bb
                                    											Bleidichtung
                                 
                              
                                 
                                    Absoluter Druck
                                    0,9
                                    1,0
                                    1,15
                                    1,46
                                    1,84 at
                                    
                                 
                                    Verdampfungstem-    peratur
                                    – 35°
                                    – 32°
                                    – 30°
                                    – 25°
                                    – 20° C.
                                    
                                 
                              Bei etwaiger Undichtheit des Rohrsystems würde Wasser von aussen in die Rohre
                                 										eintreten. Die Verbindungen der einzelnen Rohrlängen sind daher sehr sorgfältig
                                 										ausgeführt, wie Fig. 1 zeigt; dabei ist die
                                 										gleichmässige äussere cylindrische Form, welche für das Einführen der Rohre
                                 										erwünscht ist, gewahrt und die Festigkeit der Verbindungsstellen ist annähernd
                                 										gleich dem Rohrquerschnitte. Ein Versuch, welcher
                                 										in einem Wasserbehälter von 1,7 m Tiefe mit einem Gefrierrohre von 10 cm
                                 										äusserem Durchmesser vorgenommen wurde, ergab nach 32 Stunden die Bildung einer
                                 										6,4 bis 10 cm starken Eisschicht.
                              
                           
                        
                           II. Das Niederbringen von Senkschächten.
                           
                              
                                 Niederbringen eines Senkschachtes
                                    											mittels Taucherarbeit.
                                 
                              In der Oesterr. Zeitschrift, 1894 S. 61,Vgl. auch
                                       												die Notiz in Oesterr. Zeitschrift, 1893 S.
                                       												503, Revue universelle, 1894 Bd. 25 8.
                                       												1. beschreibt Prof. G.
                                    											Nordenström ein Schachtabteufen der Actiengesellschaft
                                 										Kropp bei Bjuf in Schonen. Daselbst sollte zur
                                 										Ausrichtung einer tieferen Sohle in den im Abbau begriffenen Kohlenflözen ausser
                                 										den beiden bereits vorhandenen Schächten ein dritter Schacht bis zu 64 m
                                 										abgeteuft werden, wobei zwischen 14 und 35 m sehr wasserreiche Schichten von
                                 										Schwimmsand mit Gesteinsgruss und Rollsteinen Schwierigkeiten bereiteten, die
                                 										bei den früheren Schachtabteufen nicht aufgetreten waren und auch nach den
                                 										Ergebnissen ausgeführter Bohrungen nicht erwartet wurden.
                              Das Abteufen eines rund gezimmerten Schachtes bis zu 18 m Gesammtteufe, und zwar
                                 										durch 7 m Lehm, dann durch grobe und feine Sande mit Rollsteinen, ging bei wenig
                                 										Wasserzudrang gut von statten, darauf nahm jedoch der Wasserzugang bedeutend zu
                                 										und bei etwa 20 m Gesammtteufe versagten wegen des stark sandhaltigen Wassers
                                 										die Pumpen trotz wiederholter Abänderung der Ventile; die Wasser gingen etwa 5 m
                                 										auf.
                              Nachdem durch eine Tiefbohrung im Schachte festgestellt war, dass die losen
                                 										wasserreichen Schichten noch weitere 14 m anstanden und erst hierunter fester
                                 										Sandstein vorhanden war, wurde zunächst von Pötsch
                                 										ein Kostenanschlag erbeten, derselbe erforderte:
                              
                                 
                                    Für Herstellung der Frostmauer und    Miethe der
                                       												Eismaschine
                                    74660
                                    M.
                                    
                                 
                                    Für 11 Stück 175 mm weite und je    35 m tiefe
                                       												Bohrlöcher
                                    24750
                                    „
                                    
                                 
                                    Für Abteufen innerhalb der Frost-    mauer
                                    13532
                                    „
                                    
                                 
                                    Für Frachten, Kohlen, Geräthe, Mate-    rialien und
                                       												verschiedene Löhne
                                    33750
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––
                                    
                                 
                                    Hauptsumme
                                    146698
                                    M.
                                    
                                 
                              Rechnet man, wie bei der späteren Ausführung, 35,5 m Teufe einschliesslich des
                                 										wasserdichten Anschlusses im Liegenden des schwimmenden Gebirges, so entfallen,
                                 										ohne die Materialien für den wasserdichten Ausbau, auf 1
                                    											m Schachttiefe rund 4100 M.
                              Man entschloss sich jedoch, in der Hoffnung, billiger zum Ziele zu gelangen, zur
                                 										Ausführung eines Senkschachtes. Zuerst wurde der
                                 										übrigens auch beschädigte Holzschacht umgebaut und derart erweitert, dass ein 4
                                 										m weiter gemauerter Senkschacht darin niedergebracht werden konnte. Der
                                 										Schachtschuh wurde aus Stahlplatten über Tage zusammengenietet und 15 m unter
                                 										der Hängebank verlegt; auf demselben wurde eine Bohlenrüstung, aus vier
                                 										wasserdicht zusammengefügten, 75 bis 100 mm dicken eichenen Ringen bestehend, angebracht. Die Mauerstärke betrug an der Basis
                                 										des Senkschachtes 640 mm und verjüngte sich später bis zu 20 m Höhe auf 515 mm,
                                 										diese Stärke wurde dann beibehalten. Um beim Senken die Reibung zu verkleinern,
                                 										wurde der Schacht auswendig mit 25 mm dicken, gehobelten Brettern bekleidet, die
                                 										an Holzringe festgenagelt wurden, welche zu diesem Behufe in das Mauerwerk
                                 										eingelegt waren. Durch den Schuh und den ganzen Senkschacht gingen acht starke
                                 										eiserne Tragstangen hindurch, die oben in 58 mm starke stählerne Senkschrauben
                                 										endeten. Die Muttern der letzteren ruhten auf einer über der Schachtmündung
                                 										angebrachten Balkenlage.
                              Durch Ausschachten mit der Hand konnte der Senkschacht um weitere 3,8 m
                                 										niedergebracht werden, dann sass derselbe jedoch auf Rollsteinen fest auf und
                                 										war auch etwas aus dem Lothe gekommen. Man baute deshalb den unteren Theil des
                                 										Holzschachtes unter gleichzeitiger Erweiterungum und entfernte die
                                 										Erdmasse rund um den Senkschacht, dadurch kam derselbe wieder ins Loth und sank
                                 										auch etwas weiter. Versuche, das Ausschachten mittels eines englischen Excavators Jessop's Patent Grab zu bewirken,
                                 										misslangen wegen der steinigen und festen Natur der Schichten; aus gleichem
                                 										Grunde konnten Sackbohrer nicht benutzt werden. Von
                                 										der Methode der Luftschleusen wurde wegen der
                                 										umständlichen Vorarbeiten und der Aufstellung von Compressoren abgesehen.
                              Da das weitere Abteufen mit Hand nur sehr langsam und unter grossen
                                 										Schwierigkeiten, mitveranlasst durch das Heben der sandigen Wasser, vorrückte,
                                 										schlug der leitende Ingenieur Lindblad vor, Taucher zu Hilfe zu nehmen. Von der Stockholmer Taucher- und Bergungsgesellschaft
                                 										wurden vier Taucher und zwei Wärter mit zwei Apparaten gesandt und in den
                                 										Schacht eine doppelte Bühne – unabhängig vom Senkschachte – eingehängt zur
                                 										Aufnahme der Wärter und Luftpumpen.
                              Darauf begann die Taucherarbeit am 23. September 1891 in einer Wassertiefe von
                                 										4,95 m, bei einer Schachttiefe von 19,84 m unter Tage. Die Massen wurden mittels
                                 										Blechtonne gefördert, besondere Schwierigkeiten bereiteten im Beginne der Arbeit
                                 										die vielen Rollsteine zum Theil von dem bedeutenden Gewichte bis 2000 k.
                                 										Kleinere Blöcke wurden mittels einer klauenförmigen Schere am Seile gefördert,
                                 										in grössere Blöcke wurde mittels langer Stossbohrer von der unteren Bühne aus,
                                 										während der Taucher das untere Ende führte, ein 4 bis 5 cm weites Loch
                                 										gestossen, in welchem dann ein starker Haken zum Anschlagen des Seiles durch
                                 										Keile befestigt wurde; einzelne Steine wurden durch kleine Dynamitschüsse
                                 										gesprengt. Mit besonderer Aufmerksamkeit musste das etwaige Aufsitzen des
                                 										Schachtschuhes auf Rollsteine beobachtet und der Schacht dann, um ein Schief
                                 										werden zu verhindern, an den Senkschrauben nur langsam bis zur Entfernung der
                                 										Rollsteine nachgelassen werden.
                              Bei diesen Arbeiten senkte sich auch das umgebende Gebirge mit dem Holzausbau
                                 										nach und nach um etwa 2 m, da in Folge Eindringens des Schwimmsandes in den
                                 										Schacht wesentlich mehr Massen gefördert wurden, als dem Schachtvolumen
                                 										entsprach. Der gezimmerte Schacht wurde daher nochmals umgebaut und durch einen
                                 										quadratischen Schacht von 7 m Seitenlänge ersetzt.
                              Darauf wurde die Taucherarbeit fortgesetzt. Der Sandstein, welchen der Schacht
                                 										bei 18,6 m Wassertiefe erreichte, zeigte eine Neigung der Schichtflächen von
                                 										1°30' und hatte eine unregelmässige Oberfläche, es mussten daher noch 150 mm
                                 										Sandstein ausgehauen werden, um den Schachtschuh vollständig zum Aufsitzen zu
                                 										bringen, dann wurde, da ein weiteres Niedergehen des Schachtes nicht zu
                                 										erreichen war, nach Einbringen einer verlorenen Bretterverschalung der Raum
                                 										unter dem Schachtschuhe durch Cementmörtel aus 1 Th. Cement und 2 Th. Sand
                                 										ausgefüllt. Als man nach 3 Wochen das Wasser sümpfte, hatte zwar, wie sich
                                 										später beim Aufräumen zeigte, der Cementmörtel gehalten, es entstand jedoch an
                                 										der Schachtsohle ein Durchbruch von Sand und Grus, so dass die Pumpen ausser
                                 										Betrieb kamen.
                              Daher entschloss man sich, wiederum unter Verwendung der Taucher, noch weiter im
                                 										Sandstein bis zur Erreichung festen Gesteins auszuschachten und diesen
                                 										Schachttheil durch Einbau gusseiserner Ringe zu sichern. Jeder Ring bestand
                                 										aus 16 Segmenten, hatte 4 m Durchmesser bei 600 mm Höhe, 25 mm Wandstärke und
                                 										125 mm Flanschenbreite.
                              Das Abteufen im Sandstein musste 2 m fortgesetzt werden, bis man festen Stein
                                 										erreichte, und fand theils mittels Schiessarbeit, theils mittels Keilhauenarbeit
                                 										statt, die Sumpf- und Einbruchlöcher wurden vom Gerüste aus gestossen. Die drei
                                 										Eisenringe passten sehr gut zusammen, da die Flanschen glatt gehobelt und die
                                 										Bolzenlöcher genau gebohrt waren; die Abdichtung gegen das Gestein und der Ringe
                                 										gegen einander, sowie der wasserdichte Anschluss an den Schuh des Senkschachtes
                                 										wurde durch Cementmörtel bewirkt. Das Abteufen der 2 m im Sandstein und der
                                 										Einbau der drei Eisenringe beanspruchte über 4 Monate Zeit. Hiermit waren 35,5 m
                                 										Schachttiefe und 20,6 m Wassertiefe erreicht.
                              Dem Cementmörtel liess man 4 Wochen Zeit zum Erhärten, beim Sümpfen des Schachtes
                                 										ergab sich, dass der Abschluss vollständig geglückt war, der Wasserzufluss
                                 										betrug nur 0,34 cbm in der Minute, während er im Schwimmsande bei 18 m
                                 										Schachttiefe 1 cbm betragen hatte. Die Vollendung des Schachtabteufens bis zu 64
                                 										m Tiefe erfolgte in gewöhnlicher Weise, der fertig gestellte untere Schachttheil
                                 										wurde in 300 mm starke Mauerung gesetzt.
                              Die Taucherarbeit fand in Wassertiefen von 5 bis 21
                                 										m, und zwar in 5stündigen Schichten statt; bei den geringeren Tiefen blieben die
                                 										Taucher 2 Stunden bei der Arbeit und ruhten dann oben 15 bis 20 Minuten aus, in
                                 										den grösseren Tiefen arbeiteten sie ½ bis 1 Stunde und ruhten 10 bis 30 Minuten.
                                 										Die Leistung betrug für einen Taucher und die 5stündige Schicht
                                 										im Schwimmsande bei 11,5 m mittlerer Wassertiefe im Mittel 0;75 cbm
                                 										Ausschachtung, im Sandstein bei 19,6 m mittlerer Wassertiefe 0,14 cbm.
                                 										Künstliche Beleuchtung wurde nicht angewendet und wäre wahrscheinlich auch in
                                 										dem sehr trüben Wasser zwecklos gewesen.
                              Die beschriebene Taucherarbeit dürfte die umfangreichste sein, die bis jetzt für
                                 										bergmännische Zwecke ausgeführt wurde, an 119 Arbeitstagen wurde während 2370
                                 										Taucherstunden in mit Steinen gemengtem Schwimmsande ausgeschachtet und dann an
                                 										148 Arbeitstagen während 2577 Taucherstunden in Sandstein abgeteuft und die
                                 										Cuvelirung nebst Cementguss ausgeführt.
                              Die Kosten für die Schachtarbeit bis zu 35,5 m Tiefe
                                 										ausschliesslich der Materialien für den wasserdichten Ausbau betrugen:
                              
                                 
                                    Für Taucherarbeit, Reise- und Transportkosten
                                    29022
                                    M.
                                    
                                 
                                    Für sonstige Löhne
                                    16790
                                    „
                                    
                                 
                                    Für Kohlen, Materialien und sonstige Unkosten
                                    11318
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––
                                    
                                 
                                    Hauptsumme
                                    57130
                                    M.
                                    
                                 
                              d.h. rund 1600 M. für 1 m Schachttiefe, also etwa 39 Proc.
                                 										der von Pötsch veranschlagten Summe.
                              Die Gesammtkosten des 64 m tiefen Schachtes betragen 181913 M., oder 2840 M. für
                                 										1 m, ohne Maschine, Kessel und Inventar.
                              
                           
                              
                                 Niederbringen eines Senkschachtes
                                    											mit Hilfe eines concentrischen Getriebeschachtes.
                                 
                              Nach einer Notiz in der Abhandlung „Versuche und Verbesserungen beim
                                    											Bergwerksbetriebe in Preussen während des Jahres 1892“ (Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im
                                    											preussischen Staate, 1893 S. 188) wurdein der Nähe von Obernkirchen, Regierungsbezirk Cassel, bei Anlage
                                 										eines neuen Förderschachtes etwa 3400 m westlich von einem bereits bestehenden
                                 										Schachte zunächst der Versuch gemacht, das Abteufen in Getriebearbeit von
                                 										achteckigem Querschnitte niederzubringen. Man hatte den Schachtpunkt mittels
                                 										einer Strecke unterfahren und ein Bohrloch auf diese niedergebracht, durch
                                 										welches nahe unter Tage 23 m zähflüssiger, wasserreicher, thoniger Sand mit
                                 										Lagen von Diluvialgeschieben bis zu 1,2 m Grösse nachgewiesen worden war. Der
                                 										Versuch misslang.
                              Darauf entschloss man sich zum Abteufen im todten Wasser
                                    											mittels gusseisernen Senkschachtes. Die von Heinrich Horlohé, Emscherhütte, gefertigten geschlossenen Ringe des
                                 										Senkschachtes hatten 4 m lichten Durchmesser, 1 m Höhe, 0,031 bis 0,039 m
                                 										Wandstärke und ein Gewicht von je 4000 bis 5700 k. Von je drei Ringen sind zwei
                                 										mit je einer, der dritte mit vier Wasserabflussöffnungen versehen, welche vom
                                 										Schachtinneren aus durch stählerne Deckel verschlossen werden. Der gleichfalls
                                 										aus einem Stück bestehende Senkschuh besitzt bei
                                 										einem lichten Durchmesser von 4,162 m, einer Höhe von 0,60 m und einer
                                 										Wandstärke von 0,05 m ein Gewicht von 3000 k und ist mit 25 senkrecht laufenden
                                 										Verstärkungsrippen versehen. In der Mitte trägt der Schuh einen Flansch, welcher
                                 										den bequemen Anschluss eines etwaigen Unterbaues aus Ringsegmenten
                                 										ermöglicht.
                              Als die im Schwimmsande lagenweise auftretenden Gerölle dem weiteren Sinken des
                                 										eisernen Schachtes einen unüberwindlichen Widerstand entgegensetzten, teufte
                                 										man, nachdem ein erster Getriebeschacht von 6 m lichter Weite und auch ein
                                 										zweiter solcher von 7 m Weite zu Bruche gegangen waren, einen dritten
                                 										Abtreibeschacht von achteckigem Querschnitte um den
                                    											Senkschacht herum ab und entfernte die unter dem Senkschuhe sitzenden
                                 										erratischen Blöcke durch Sprengschüsse. Darauf ging man mit dem Senkschachte im
                                 										todten Wasser unter Anwendung eines Sackbohrers weiter nieder, bis man abermals
                                 										auf grosse Gerölle stiess. Um auch diese zu beseitigen, teufte man den äusseren
                                 										Getriebeschacht unter seigerem Anstecken mit eichenen
                                    											Pfählen weiter ab. Letztere waren 4 m lang, 0,30 m breit, 0,10 m dick
                                 										und hatten an den Seiten Nuth und Feder, die zugeschärften Fussenden waren mit
                                 										eisernen Schuhen, die Köpfe mit eisernen Ringen versehen; das Eintreiben
                                 										erfolgte mittels Rammbärs von 500 k Gewicht unter Geradführung durch zwei bis
                                 										drei Lehrjöcher. Aus dem ringförmigen Raume zwischen Senkcylinder und
                                 										Getriebeschacht wurde das thonige Schwimmsandgebirge ausgeschachtet und darauf
                                 										ebenso wie früher die Entfernung der erratischen Blöcke bewirkt.
                              Durch abwechselnde Anwendung beider Abteufarten wurde der Schacht bis in die
                                 										wassertragenden Schichten glücklich niedergebracht, der wasserdichte Anschluss
                                 										an die letzteren ist völlig geglückt.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)