| Titel: | Ueber das Schneiden von Baumwollsammet. | 
| Autor: | H. Glafey | 
| Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 145 | 
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                        Ueber das Schneiden von
                           								Baumwollsammet.
                        Von H. Glafey,
                           								Ingenieur, Berlin.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 121 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber das Schneiden von Baumwollsammet.
                        
                     
                        
                           Bei den vorbesprochenen Ausführungsformen des Messers ist die Einrichtung so
                              									getroffen, dass bei einer eintretenden Fehlwirkung der Stoff selbst eine Sperrung
                              									löst und dadurch das Hereinziehen des Messers in eine Scheide veranlasst bezieh. das
                              									Messer frei drehbar macht, so dass es dem Zuge des Stoffes folgen kann. Diese
                              									Einrichtungen machten es nöthig, die Sperrung in einigem Abstande vom Messer
                              									anzuordnen, was zur Folge hat, dass das Messer bereits einen längeren Schlitz im
                              									Stoff erzeugt hat, ehe die Lösung eintritt. Um diesen Uebelstand durch
                              									augenblickliches Lösen der Sperrung zu beseitigen, hat die Actiengesellschaft The Fustian Cutting Machine Company, Limited, zu Ordsal
                              									Lane Mills in Salford nach dem Patent Nr. 63811 die Einrichtung so getroffen, dass
                              									das Messer durch seine Fehlwirkung den Stromkreis von Elektromagneten schliesst, die
                              									nun durch Ankeranziehung die Sperrung lösen und dadurch das Herausziehen und
                              									Wegdrehen des Messers in Richtung der Stoffbewegung veranlassen.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 145Messer der Fustian Cutting Machine Company. Die das Messer b in seiner Führung c festhaltende Hülse d
                              										(Fig. 36 und 37) ist in d2 drehbar zwischen
                              									zwei Armen d1 gelagert,
                              									welche in dem aus zwei parallelen Leisten aa
                              									zusammengesetzten Messergriff mittels Bolzen d3 frei beweglich aufgehängt und vor letzterem durch
                              									eine Querleiste d4 mit
                              									einander verbunden sind.
                           In seine Arbeitsstellung, welche die in Fig. 36 mit voll
                              									ausgezogenen Linien gezeichnete ist, wird das Messer unter Spannung einer den Bolzen
                              										d3 stets in der
                              									Pfeilrichtung zu drehen strebenden Zugfeder f durch
                              									einen ebenfalls auf dem Bolzen d3 sitzenden Sperrhebel e festgestellt, indem man das ausgelöste Messer, punktirte Stellung
                              										Fig. 36, zunächst
                              									mit der Schulter d5
                              									seiner Hülse hinter die Endkante e1 des Hebels e und dann
                              									beide Stücke nach unten dreht, bis das andere unterschnittene Ende e2 von e an dem halbrund ausgeschnittenen, im Griff aa drehbar gelagerten Sperrstift g, der dabei gegen den Widerstand einer Feder g1 aus seinem Wege
                              									gedreht wird, vorbei bewegt ist. Lässt man jetzt los, so wird das Hebelende e2 durch das Querstück
                              										d4 unter dem Zuge
                              									der Feder f gegen die Oberkante des an seiner Feder
                              									wieder vorgedrehten Sperrstiftes g gepresst. Letzterer
                              									bildet zugleich den Drehzapfen des Ankers h1 von Elektromagneten (Solenoiden) h, welche am Griff a
                              									angeordnet und mit der einen Polklemme einer Elektricitätsquelle, sowie mit der aus
                              									Metall hergestellten Messerführung c leitend verbunden
                              									sind. Die Feder g1
                              									wirkt zugleich als Abreissfeder. Unterhalb der Führung c ist in geringem Abstande eine mit der anderen Polklemme der
                              									Elektricitätsquelle verbundene Metallplatte i
                              									befestigt; zwischen welcher und der Führung c sich also
                              									der Stoff hindurchbewegt. Sticht nun die Führung durch den Stoff, so trifft sie
                              									sogleich gegen die Stromschlussplatte i; der Stromkreis
                              									schliesst sich über die Elektromagnete (Solenoide) h,
                              									welche sofort durch Ankeranziehung den Sperrstift g mit
                              									seiner Hemmkante unter dem Sperrhebel e wegdrehen,
                              									wodurch die Feder f frei wird und das Messer in
                              									derselben Richtung, in welcher sich die Stoffbewegung vollzieht, vom Stoff weg und
                              									gegen eine elastische Hemmung k schwingt. Durch die
                              									ungemeine Geschwindigkeit des Vorganges wird der nicht ganz zu vermeidende Schlitz
                              									im Stoff auf ein Geringes herabgemindert.
                           Anstatt den lösenden Stromschluss durch Berührung der Messerführung mit einer Platte
                              										i herbeizuführen, kann man auch in geringem Abstand
                              									unter dem verlängerten, metallenen Ende a1 des Messergriffes aa
                              									quer liegend eine die Schlussplatte i ersetzende
                              									Metallstange anordnen und die Elektromagnete (Solenoide) h mit a1
                              									leitend verbinden, so dass, wenn die Führung durch den Stoff sticht, der
                              									nachfallende Griff den Stromkreis schliesst. Man kann dabei die Einrichtung ferner
                              									auch so treffen, dass die Schlusstange in Folge des Stromschlusses eine geringe
                              										Aufwärtsbewegungerfährt, um das Herausschwingen des Messers aus dem Schlitz zu
                              									unterstützen.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 146Messer der Fustian Cutting Mach. Co. Die Elektromagnete (Solenoide) h sammt Anker
                              									müssen nicht nothwendiger Weise ihren Ort am Messergriff erhalten, sondern man kann
                              									sie an jedem sonst passenden Theile des Maschinengestelles anordnen und den Anker
                              									mit dem alsdann für sich bestehenden Sperrstift g durch
                              									eine Zugschnur verbinden.
                           Die Erfahrung hat ergeben, dass trotz der Empfindlichkeit der angewandten Auslösungen
                              									der Schlitz im Stoff immer noch lang ausfällt, wegen der dem Stoff behufs schneller
                              									Arbeit zu gebenden grossen Geschwindigkeit. Um auch diesen Uebelstand zu beseitigen,
                              									hat die bereits genannte Fustian Cutting Machine
                                 										Company nach dem Patent Nr. 64914 das Messer derart eingerichtet, dass die
                              									Fehlwirkung neben der Verstellung der Klinge aus der Arbeitslage zugleich auch den
                              									Griff in Richtung der Stoffbewegung zurückschiebt und dadurch die
                              									Ausserthätigkeitsetzung des Messers beschleunigt. Zu dem Zweck ist der Messergriff
                              									oder -halter aus zwei Theilen derart zusammengesetzt, dass der vordere, das Messer
                              									nebst Auslösevorrichtung tragende Theil in den hinteren, zum Befestigen und Halten
                              									des Werkzeuges oberhalb des zu reissenden Stoffes dienenden Theil verschiebbar ist
                              									und zwar gegen den Druck einer elastischen Verbindung beider Theile. Das so
                              									eingerichtete Messer ist in den Fig. 38 bis 40 dargestellt.
                           a ist die Klinge, b
                              									der Abzugsstift, c die die Klinge zurückbewegende
                              									Feder, d der Griff oder Halter und e eine Vorrichtung zum Anklemmen des Werkzeuges an die
                              									Auflage e1. Der Griff
                              									besteht aus zwei losen Theilen d und d×, von denen d1 zum Festhalten
                              									bezieh. Feststellen dient, während d den eigentlichen
                              									Halter für Messer und Auslösevorrichtung bildet. Der Theil d× ist zu einer Führung ausgebildet, in
                              									welcher sich d verschieben lässt. Beide Theile sind
                              									durch eine Schraubenfeder f, welche in f1 an d und in f2 an d1 fasst, nachgiebig mit einander verbunden. Sticht
                              									nun die Klinge in den Stoff, so bewirkt letzterer durch seinen Druck nicht nur die
                              									Auslösung des Messers, sondern es schiebt zugleich auch den Theil d in d1 zurück. In Folge der so hervorgerufenen
                              									Doppelbewegung des Messers fällt der Schlitz im Stoff nur gering aus.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 146Messer der Fustian Cutting Mach. Co. Die in Fig.
                                 										41 und 42 in
                              									einer Seitenansicht bezieh. in gebrauchsfertigem und in ausgelöstem Zustande und in
                              										Fig. 43 in der
                              									Oberansicht dargestellte, ebenfalls von der Fustian Cutting
                                 										Machine Company herrührende Einrichtung für das Messer bezweckt, dessen
                              									Selbstauslösung beim Durchstechen des Stoffes mit grösserer Sicherheit eintreten zu
                              									lassen und ferner die auf Vergrösserung des Schlitzes im Stoff, sowie Verbiegung der
                              									Messerspitze hinwirkende plötzliche, schräg aufwärts nach hinten gerichtete
                              									Zurückbewegung des Messers zu verlangsamen, ohne dadurch die Augenblicklichkeit der
                              									Auslösung selbst zu beeinträchtigen. An dem die Messerführung 5 gegen den Stoff gelegt haltenden, in 2a aufgehängten Abzug 2
                              									ist drehbar ein nach vorn und hinten sich allmählich erweiterndes Stück 1 so angeordnet, dass es sich dichtgegen die Messerführung
                              									setzt bezieh. in eine Vertiefung derselben fasst. Sticht nun die Führung 5 durch, so kann der Stoff sich nicht zwischen Abzug
                              										2 und Führung 5
                              									einschieben, sondern er schiebt sich am Stück 1 unter
                              									Drehung desselben hinauf gegen den Abzug, der unter diesem Druck nachgibt, so dass
                              									die gespannte Feder 6 entlastet wird und den in 12 aufgehängten Messerhalter 13 zurückzieht (Fig. 42). Damit nun das Zurückziehen des Messers nicht zu plötzlich
                              									geschieht, wobei, indem das Messer sich schneller aufwärts bewegt, als der Stoff
                              									vorwärts gezogen wird, ersteres letzteren noch weiter aufschlitzen oder seine Spitze
                              									verbiegen würde, ist der Messerhalt er zapfen 12 durch
                              									Trieb 10 und Zahnstange 9
                              									in Verbindung mit dem Kolben 8 eines Cylinders 7, dessen Luftinhalt somit als Bremse der Plötzlichkeit
                              									der Messerbewegung entgegenwirkt und dieselbe mehr in Einklang mit der
                              									Geschwindigkeit des Stoffes bringt.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 147Fig. 44.Maschine zum Schneiden von Baumwollsammet der Fustian Cutting
                                    											Mach. Co. Die Fig. 44 und 45 veranschaulichen in zwei Seitenansichten eine Maschine zum Schneiden
                              									von Baumwollsammet, wie sie von der bereits, mehrfach erwähnten Fustian Cutting Machine Company nach 3 Angabe von Textil-Manufacturer zur Zeit in grosser Zahl verwendet
                              									wird. Diese Maschine gleicht im Wesentlichen der durch Patent Nr. 50716 geschützten,
                              									in den Fig. 31 und 32 veranschaulichten
                              									Maschine. Der zu schneidende Sammet wird unter dem Messer mit einer Geschwindigkeit
                              									von 2000 Fuss in der Minute entlang bewegt, die Liefermenge der Maschine ist somit
                              									eine sechsmal grössere als diejenige eines Handschneiders.
                           Die Maschine ist mit einem besonderen Antrieb ausgestattet, welcher gestattet, das
                              									Gewebe in den Fällen, wo das Messer dasselbe durchdrungen hat, in langsame
                              									Rücklaufbewegung zu versetzen, damit erstens die Schnittstelle gefunden und zweitens
                              									das Messer wieder eingesetzt werden kann. Die besondere Ausführung dieser
                              									Antriebvorrichtung ergibt sich aus den Fig. 46
                              									bis 48 und ist
                              									folgende:
                           Textabbildung Bd. 294, S. 147Fig. 45.Maschine zum Schneiden von Baumwollsammet der Fustian Cutting
                                    											Mach. Co. Die festgelagerte Welle a trägt in der Mitte
                              									ihrer Länge eine Scheibe d, in welcher diametral
                              									gegenüberliegend die beiden Bolzen l drehbar gelagert
                              									sind, deren jeder auf der einen Seite der Scheibe d ein
                              									Zahnrad m und auf der anderen Seite der genannten
                              									Scheibe ein Zahnrad k trägt. Die beiden Zahnräder m stehen mit einem Zahnrad n in Eingriff, dessen Nabe c die
                              									Riemenscheibe c1 trägt.
                              									Jedes Rad k arbeitet mit einem Rad i zusammen (Fig. 46 und
                              										48) das auf einem
                              									Bolzen der Scheibe d drehbar ruht und in den innen
                              									verzahnten Ring e eingreift, welcher lose auf der Achse
                              										a ruht und auf seinem Umfang mit Mitnehmern g1 ausgestattet ist.
                              									Diese Mitnehmer greifen in geeignete Aussparungen an der Innenseite der den Zahnring
                              										e überdeckenden Riemenscheibe b1, welche mit dem Triebrad o auf ihrer Nabe frei drehbar auf der Achse a
                              									angeordnet ist. Links von der Scheibe c1 befindet sich auf der Achse a die Losscheibe b2. Läuft der Riemen auf dieser Scheibe, so wird die
                              									Maschine keine Bewegung ausführen. Wird der Riemen vom Arbeiter mittels eines
                              									Tritthebels von der Scheibe b2 auf die Scheibe c1 überführt, so setzt das Triebrad n die
                              									Räder m in Umdrehung und somit auch die auf den
                              									gleichen Achsen l mit denselben sitzenden Räder k. Diese veranlassen ihrerseits wieder eine Drehung der
                              									Räder i, also auch des Zahnringes e. Der Zahnring e nimmt,
                              									da sich seine Sperrnasen g1 in die Aussparungen der Scheibe b1 einlegen, diese Scheibe mit und veranlasst durch
                              									dieselbe mittels des Zahnrades o einen Antrieb der
                              									Maschine derart, dass der Stoff sich langsam unter dem Messer entlang bewegt. Bringt
                              									man dagegen den Riemen auf die dritte Scheibe b1, so wird diese direct angetrieben und gibt der
                              									Maschine einen schnellen Gang, wie er für das Arbeiten erforderlich ist.In diesem Fall gleitet die
                              									Scheibe b1 mit ihren
                              									Vertiefungen über die Sperrnasen hinweg. Tritt eine Fehlwirkung des Messers ein, so
                              									schiebt der Arbeiter den Riemen von der Scheibe b1 auf die Scheibe c1 und die Maschine läuft langsam. Das vom Arbeiter
                              									gehaltene Messer wird in der Noppenreihe eingesenkt und der Riemen wieder auf
                              									Scheibe b1 geschoben.
                              									Die Bremsscheibe o1
                              									wirkt in der bereits früher erläuterten Weise (Fig. 26 bis 28). Das Einsetzen des
                              									Messers in eine neue Noppenreihe erfolgt in der Längenrichtung des Gewebes in
                              									Abständen von etwa 14 Yards, während sich dies beim Schneiden auf dem Kurzrahmen mit
                              									der Hand alle 2 Yards nothwendig macht. Die auf der Maschine geschnittenen Sammete
                              									haben somit weit weniger Ansatzstellen als die mit der Hand geschnittenen; ausserdem
                              									zeigt der Sammet in Folge der festen Lagerung des Messers eine grössere
                              									Gleichmässigkeit in der Florhöhe.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 148Fig. 46.Antriebvorrichtung der Fustian Cutting Mach. Co. Eine vollständige Beseitigung der Einsatzstellen des Messers innerhalb der
                              									Stoffbahn wird bei denjenigen Maschinen erreicht, bei welchen das Gewebe von Anfang
                              									bis Ende unter dem Schneidemesser entlang bewegt wird. Die ersten
                              									Aufzeichnungen über derartige Sammetschneidemaschinen befinden sich in dem
                              									Englischen Patent Nr. 1916 A. D. 1792 von James Brown,
                              									Pateley Bridge, Yorkshire. Das zu schneidende Gewebe wurde bei der in dieser
                              									Patentschrift beschriebenen Maschine mittels zweier Walzen, deren eine durch Kurbel
                              									in Umdrehung versetzt wurde, unter einem Rahmen entlang bewegt, in welchem eine
                              									Anzahl Messer neben einander angebracht waren. Diese Maschine hat hinsichtlich der
                              									Stofführung und Gestaltung der Messer vielfache Veränderungen erfahren (vgl. z.B.
                              									die englischen Patente Nr. 7069/85, 5643/86). Gleichzeitig hat man aber auch
                              									versucht, die Schleifengänge auf den Webstuhl selbst unmittelbar nach ihrer
                              									Herstellung dadurch aufzuschneiden, dass man den Stuhl mit geeigneten, an ihrem Ort
                              									verbleibenden Schneidvorrichtungen ausgestattet hat, unter welchen sich das Gewebe
                              									hinwegbewegt.
                           Die letztbezeichneten Vorrichtungen sind wohl kaum über den Versuch hinausgekommen,
                              									ebenso wie diejenigen Stühle, welche mit in Richtung der Kette hin und her gehenden
                              									Messern ausgestattet sind (Fig. 1 bis 20). Ihre wesentlichen Vertreter mögen deshalb nur kurz erwähnt
                              									werden.
                           Klemme und Co. in Crefeld und Emil Hoster in Burgwaldniel haben vorgeschlagen, die Polfäden auf dem
                              									Stuhl selbst dadurch zu zerschneiden, dass an den erforderlichen Stellen biegsame
                              									Drähte mittels eines besonderen Schaftes eingewebt werden, welche die Polfäden einem
                              									feststehenden Schneidapparat zuführen.
                           Ueber dem zu schneidenden Gewebe, parallel zu der Lade und kurz vor dem Anschlag
                              									derselben, ist eine Achse a angebracht (Fig. 49 und 50). Dieselbe ist an den
                              									Seitengestellen des Stuhles angeschraubt und so gelagert, dass die auf derselben
                              									sich befindenden sogen. Schwerter b mit ihren unteren,
                              									geraden Flächen das Gewebe c leicht pressen.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 148Antriebvorrichtung der Fustian Cutting Mach. Co. Die Schwerter, deren sich so viel auf der Achse befinden, als das Gewebe
                              									Längsschnitte erhalten soll, bestehen aus dünnen Stahlplättchen. Die Spitzen t derselben sind stark verjüngt und endigen in ein
                              									einige Millimeter langes Röhrchen. Vom Punkt d eines
                              									jeden Schwertes aus geht ein dort befestigter, feiner Stahldraht e durch eine seitlich an dem Schwert angebrachte und
                              									bis zu dem Röhrchen führende Rinne, dann durch das Röhrchen, durch das Riet und
                              									einen besonderen Kamm und ist an einer hinter den Kämmen gelagerten Stange in der
                              									Weise befestigt, dass sich der Draht massig gespannt befindet.
                           
                           Textabbildung Bd. 294, S. 149Schneidevorrichtung von Klemme und Co. und Hoster. Derselbe wird nun so eingewebt, dass er von dem demselben zugetheilten
                              									besonderen Kamm beim Kreuzen der Grundkette in den oberen Theil des Faches f (Fig. 49) beim Eintragen
                              									des Polschusses mit der Grundkette abwärts geführt wird, wodurch derselbe ungebunden
                              									zwischen das Grundgewebe und die zu zerschneidenden Polschüsse zu liegen kommt.
                              									Letztere werden mit dem Aufrollen des Gewebes durch den Kettenregulatorbaum mittels
                              									des Drahtes auf die Spitzen der Schwerter geleitet und hierauf durch die über
                              									denselben liegenden, auf einer drehbaren Achse g
                              									befindlichen Messer h, welche genannte Spitze leicht
                              									berühren, zerschnitten. Auf den Spitzen der Schwerter sind die Polschüsse etwas
                              									gespannt.
                           Die Achse g liegt parallel zu der Achse a, und ist dieselbe ebenfalls in den Seitengestellen
                              									des Stuhles gelagert. Die Messer, aus dünnen Stahlscheiben bestehend, sind auf
                              									irgend eine Weise auf der Achse g befestigt und
                              									besitzen mehrere hervorragende Schneiden i, welche beim
                              									Stumpfwerden durch Drehung der Achse abwechselnd vorgeschoben werden können. Die
                              									Messer haben genau die Dicke der Schwerter, so dass über einem jeden der letzteren
                              									sich eines derselben befindet.
                           Damit sich dieselben nicht verschieben können und genau in ihrer Stellung
                              									verharren, sind dieselben durch Schrauben und Stellringe zusammengepresst. Fig. 49 zeigt den
                              									Querschnitt, Fig. 50
                              									die obere Ansicht. Anstatt der Achse g mit den Messern
                              									könnte auch irgend eine andere Vorrichtung zum Schneiden der Polschüsse angewendet
                              									werden; so könnte z.B. auch der obere Theil der Schwerterspitzen mit einer Schneide
                              									versehen werden. Ebenfalls würde an der Stelle des Drahtes ein starker Zwirnfaden,
                              									Darm- oder Haarseite u.s.w. benutzt werden können.
                           Harold Lee in Bolton (Lancaster) webt ausser den
                              									Grundkettenfäden besondere Führungskettenfäden ein, welche in den Florschläuchen
                              									frei liegen und nach Passiren der Kreismesser derart in aufsteigender Richtung
                              									abgezogen werden, dass sie die Florschleifen gegen die Messer führen.
                           Im Gestell aa des Webstuhles ist die Kurbelwelle bb zum Antriebe der Lade cc gelagert (Fig.
                                 										51 bis 53).
                              									Neben den gewöhnlichen Kettenfäden dd kommt noch die
                              									Führungskette ee vor, welch letztere auf einem
                              									besonderen Baume f aufgewunden und weiterhin durch
                              									besondere Zeugringelchen des Geschirres g
                              									hindurchgezogen ist. Bei Musterweberei wird das Geschirr von einer Jacquard-Maschine
                              									regiert, bei gewöhnlicher, einfacher Weberei mittels besonderer Litzen. Die
                              									Führungskette geht mit der gewöhnlichen Kette durch das Rietblatt h.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 149Schneidevorrichtung von Harold Lee. Zwischen dem Riet h und dem Brustriegel i (s. Fig. 53) wird die ganze
                              									doppelte Kette unter einer Schiene k weggeführt, danach
                              									aber die Führungskette e allein nach aufwärts geleitet,
                              									über eine Stange (oder Rollen) l weg, um auf einen Baum
                              										m aufgewickelt zu werden.
                           Die Zahl der angewendeten Führungskettenfäden richtet sich nach dem gegebenen Muster,
                              									und sie werden derart vertheilt, dass zwei von ihnen auf jede flottliegende Stelle
                              									kommen und dass sie bezieh. die ersten und letzten Kettenfäden bilden, über welchen
                              									der Einschuss flottliegt, wie dies Fig. 52
                              									veranschaulicht.
                           Hiernach ist ersichtlich, dass diese Führungsketten niemals mit dem Grund des Gewebes
                              									verarbeitet werden, sondern auf dessen Oberfläche liegen, jedoch nur unterhalbderjenigen
                              									Einschussfäden, welche, wenn aufgeschnitten, den Flor des Gewebes bilden sollen. Es
                              									folgt hieraus, dass nach dem Zerschneiden der Florfäden die Führungsketten
                              									vollständig ausser jeden Zusammenhang mit dem Gewebe kommen.
                           Unmittelbar vor der Schiene k ist eine Welle o gelagert, auf welcher lose eine Anzahl dünner
                              									Stahlmesser p von Scheibengestalt aufgesteckt sind.
                              									Diese mit scharfer Schneidkante versehenen Messer werden (z.B. durch Schnurenbetrieb
                              										qr) in schnelle Umdrehung versetzt. Der Abstand der
                              									Messer p von einander ist ein solcher, dass zwischen je
                              									zweien derselben auf dem Wege von Schiene k nach Stange
                              										l bezieh. zwischen o
                              									und Brustbaum i je ein Führungskettenfaden bequem
                              									hindurch gehen kann. Weiterhin sind die Messer betreffs ihres Abstandes von dem
                              									Brustbaume i unter Benutzung von Stellschrauben so
                              									eingestellt, dass sie den Grund des Gewebes nicht zu berühren vermögen, sondern nur
                              									die Florfäden, und zwar erfahren die letzteren vermöge Ansteigens der Führungskette
                              										e (nach Stange l) eine
                              									Anhebung gegen die Messerschneiden, um so mit Sicherheit zerschnitten werden zu
                              									können (Fig. 53). Das
                              									Gewebe nn geht nach dem Aufschneiden seiner Florfäden
                              									über i zu dem Zeugbaume s
                              									des Stuhles in übrigens bekannter Weise.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 150Fig. 54.Schneidemaschine für Baumwollsammet von Drey. Die Führungskette e wird, bevor sie zwischen
                              										i und die Messer p
                              									gelangt, jeweils an Ort und Stelle erhalten durch die flottliegenden Einschussfäden,
                              									unter welchen sie hinweggeht (Fig. 52); sie bezweckt und bewirkt ihrerseits aber mittels des Ansteigens
                              									nach l die Erhaltung jedes Messers p in der Mitte von je zwei flottliegenden Theilen.
                           In der Figurenweberei, besonders wenn gewünscht wird, eine durch aufgeschnittenen
                              									Flor gebildete Figur auf Atlas-, Damast- oder anderem Grunde zu erzeugen, leiten die
                              									Führungskettenfäden die Schneidewerkzeuge p aus der
                              									Bahn einer aufgeschnittenen Figur bis in die Mitte der entgegengesetzten Bahn der
                              									nächsten Florfigur hinüber, unbeirrt durch die Grösse des quer zum Gewebegrunde
                              									gemessenen Abstandes einer Figur von der anderen.
                           Wenn zwar der Schneideapparat in der Zeichnung als mit dem Webstuhle verschmolzen
                              									dargestellt ist, so erhellt doch ohne weiteres, dass dasselbe Gewebe, welches auf
                              									dem veranschaulichten Stuhle hervorgebracht wird, auch auf einem gewöhnlichen
                              									Webstuhle zu weben ist, insofern nur die Führungskette in der vorstehend angegebenen
                              									Weise mit eingezogen und im Anschluss an den Webstuhl in besonderem Gestelle die
                              									vorbeschriebene Schneidevorrichtung aufgestellt wird.
                           Das letztere findet nun bei allen denjenigen Schneidevorrichtungen statt, welche sich
                              									aus der im oben genannten englischen Patent beschriebenen Maschine entwickelt haben,
                              									eine besondere Florführungskette kommt jedoch dabei nicht zur Verwendung. Diese
                              									Maschinen, welche besonders in den letzten Jahren eine durchgreifende
                              									Vervollkommnung erfahren haben, dürften nach Angaben von Textil-Manufacturer die Maschinen der Zukunft sein, selbst wenn sie nicht
                              									die gleiche Productionskraft besitzen wie diejenigen Maschinen, bei welchen der
                              									Stoff in einen hin und her laufenden Rahmen gespannt wird. Die Anschaffungskosten
                              									sind geringere und die Abnutzung keine so grosse, wie bei den genannten übrigen
                              									Maschinen.
                           Eine Schneidemaschine für Baumwollsammet, welche, um eine bedeutende Länge des in
                              									endlose Bandform gebrachten Gewebes aufstapeln zu können, mit einem Lege- und
                              									Wendeapparat ausgestattet ist, der eine regelmässige Faltung, Wendung und
                              									Weiterbeförderung des Gewebes herbeiführt, ist in Fig.
                                 										54 dargestellt. Die Maschine, welche von Oscar
                                 										Drey in Manchester, England, herrührt und Gegenstand des D. R. P. Nr. 61011
                              									A. D. 1889 ist, besitzt die folgende Einrichtung:
                           Das durch Verbindung seiner Enden in die endlose Form gebrachte aufzuschneidende
                              									Florgewebe b wird, wie aus Fig. 54 ersichtlich, über die Triebwalze d,
                              									Presswalze e, die auf geeignete Weise bewegt werden,
                              									Leitwalze n, Walzen f, gg
                              									und hh, Trommel j, das
                              									endlose Tuch k, die Leitwalze c, Spannstäbe mmm und Leitwalzen cccn gezogen. Sobald die Maschine in Betrieb gesetzt
                              									wird, bewegt sich das Gewebe in der Richtung des Pfeiles den zwischen b1 und b2 ruhend angeordneten
                              									Messern entgegen, welche den Flor aufschneiden. Hierauf wird das bereits theilweise
                              									aufgeschnittene Gewebe über die Walzen den und gg gezogen, welche letztere auf Armen g1g1 montirt sind, die
                              									eine schwingende Bewegung zu dem Zwecke erhalten, um das Gewebe in Falten zu
                              									legen.
                           Letztere haben eine solche Länge, dass sie über den durch die drei Walzen h gebildeten Sattel und mit ihren Enden auf die
                              									rotirende Trommel j zu liegen kommen. Letztere bildet
                              									mit den Walzen l und dem endlosen Tuch k einen Wendeapparat und ist mit dem Legeapparat so
                              									combinirt, dass bei der fortgesetzten Drehung der Trommel j die allmählich zwischen das Tuch k und den
                              									Trommelumfang gelangenden Falten umgewendet werden, d.h. die auf dem Sattel unten
                              									liegenden Falten kommen hierdurch auf dem Tisch k oben
                              									zu liegen und umgekehrt.
                           An Stelle der Trommel j und des endlosen Tuches k kann man auch zwei endlose Bänder oder Streifen
                              									verwenden, die über einander oder unter einem beliebigen Winkel geneigt angeordnet
                              									sind und in entgegengesetzter Richtung sich bewegen. In diesem Falle wird das
                              									aufzuschneidende Florgewebe auf dem oberen Band oder Streifen gefaltet, welcher es
                              									dann auf das untere und längere Band in analoger Weise umlegt, wie es bezüglich der
                              									Trommel j und des Tuches k
                              									beschrieben wurde.
                           Die gleichzeitige Anwendung einer grossen Zahl von Messern neben einander in einer
                              									Maschine hat sich mitder Zeit als unvortheilhaft herausgestellt, weil die Einstellung der Messer
                              									ziemliche Schwierigkeiten bietet. Man hat deshalb die Messerzahl bei den neueren
                              									Maschinen verkleinert und führt das Gewebe wiederholt unter den Messern hinweg. Bei
                              									jedesmaligem Durchlaufen des Gewebes durch die Maschine wird das Gewebe in Folge des
                              									Streckens und Aufschneidens der Reihen etwas verschmälert.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)