| Titel: | Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. | 
| Autor: | R. Zsigmondy | 
| Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 163 | 
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                        Ueber die Untersuchung und das Verhalten von
                           								Cement.
                        (Schluss des Berichtes S. 137 d. Bd.)
                        Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
                        
                     
                        
                           Verfasser hat ferner dieselben Cemente der Prüfung nach seiner bekannten
                              									Hochdruckdampfmethode unterworfen. Die Versuche ergaben nach 3tägiger Erhärtung beim
                              									Zerreissen nach 6stündigem Kochen die folgenden Festigkeitszahlen:
                           
                           
                              
                                 Cement-Nr.
                                 Bei 3 at
                                 Bei 6 at
                                 Bei 10 at
                                 Bei 20 at
                                 
                              
                                 
                                 k
                                 k
                                 k
                                 k
                                 
                              
                                   1) Mit 0,8 Proc. MgO
                                 12,0
                                 20,0
                                 27,5
                                   32,3*
                                 
                              
                                   2)   „   3,8    „    MgO
                                 10,0
                                 18,0
                                    33,0**
                                 23,5
                                 
                              
                                   4)   „   4,6    „    MgO
                                   9,0
                                 17,0
                                 28,0
                                 23,0
                                 
                              
                                   6)   „   5,7    „    MgO
                                   9,0
                                 14,0
                                      18,5***
                                 schon starkangekocht
                                 
                              
                                   7)   „   6,4    „    MgO
                                   6,0
                                 11,5
                                 schon an-gekocht, anden
                                    											KantenRisse
                                 zerkochtund mürbe
                                 
                              
                                   9)   „   9,1    „    MgO
                                 schon stär-kere Rise
                                 schon stär-ker ange-kocht
                                 zerkochtund
                                    											starkgequollen
                                 stark
                                    											ge-quollen,ganz zer-kocht undmürbe
                                 
                              
                                 10)   „ 11,5    „    MgO
                                 starke Risse
                                 gequollenund mürbe
                                 
                              
                                 11)   „ 13,2    „    MgO
                                 stark ge-quollen
                                 zerkochtund
                                    											starkgequollen
                                 
                              
                                 12)   „ 15,4    „    MgO
                                 stark ge-quollen undzerkocht
                                 
                              
                                 13)   „ 19,2    „    MgO
                                 desgl. wieNr. 12
                                 
                              
                           * Auch Reinprobe noch ganz intact mit 47 k Festigkeit.
                           ** Reinprobe schwach angekocht, doch noch 36 k Festigkeit.
                           *** Reinprobe stärker angekocht, mürbe.
                           Die Hochdruckdampfmethode gibt demnach ein Mittel ab, sich in kurzer Zeit über das
                              									spätere Verhalten der Cemente zu orientiren.
                           Verfasser schlägt auf Grund seiner Versuche vor:
                           1) Dass neben der gewöhnlichen Normenprüfung auch die Hochdruckdampfprobe gemacht
                              									wird als Vorprobe, welche viel schneller ein klares Resultat ergibt als irgend eine
                              									andere Prüfung. Alle Cemente, welche nach Normenmanier bei 1 Cement: 3 Sand
                              									eingeschlagen werden, müssen nach 6stündigem Kochen bei 10 at (3 Tage nach dem
                              									Anmachen in den Apparat gegeben) nicht unter 16 k/qc halten. Als Nebenprobe kann man noch
                              									aufnehmen, dass die Reinproben bei 3 at Druck noch kein eigentliches Treiben und
                              									Erweichen ergeben dürfen. Die Hochdruckdampfprobe soll also hier zunächst
                              									entscheiden.
                           2) Für die analytische Feststellung der MgO-Menge soll für Preussen die kgl.
                              									Bergakademie in Berlin die entscheidende Instanz sein, und für die Feststellung des
                              									Hochdruckdampfresultates die kgl. Prüfungsstation in Charlottenburg.
                           Diese Vorschläge wurden in der 16. Generalversammlung des Vereins deutscher
                              									Portlandcement-Fabrikanten besprochen, ebenso wie auch ein Vorschlag des Capitän Maclay, die Cemente bei einer Temperatur von 195 bis
                              									200° F. zu prüfen, wurden aber, ebenso wie der letztere, von der Versammlung nicht
                              									angenommen.
                           Als Anhang zu seiner Magnesia-Broschüre bringt Erdmenger einen endgültigen
                                 										Beweis für die Treibwirkung der Magnesia im Portlandcement. Es ist
                              									neuerdings wieder die Frage aufgeworfen worden, ob nicht die zugeschlagene Magnesia,
                              									die den Antheil an basischen Oxyden erhöhe, das Treiben verursache, ob diejenige
                              									Magnesia, welche äquivalente Kalkmengen ersetzt, nicht unschädlich sei. Dass
                              									Magnesia den Kalk im Portlandcement auch nicht theilweise zu ersetzen im Stande sei,
                              									ist schon weiter oben ausgeführt worden. Eine von Schott neuerdings gemachte Annahme ist die, dass MgO anfangs todt, also
                              									unwirksam sein könne, später aber ihre chemische Wirkung wieder erlange und dann als
                              									stärkere Base gegenüber dem CaO auftrete, Magnesiasilicat bilde und entsprechende
                              									Mengen Kalk frei mache und letzterer die nachträglichen Treiberscheinungen
                              									veranlasse. Auch andere Forscher schreiben alles Treiben dem Kalke zu, so Le Chatelier und Candlot.
                              									Dass dem nicht so sei, soll durch die folgenden Versuche erwiesen werden:
                           Reiner Magnesit wurde bei starker Cementsintertemperatur gebrannt. Das specifische
                              									Gewicht der erhaltenen Magnesia stellte sich auf 3,43. Es wurden durch Kochen dieses
                              									Magnesiapulvers in Wasser bei gewöhnlichem Luftdruck, also bei 100° C., eine Reihe
                              									hydratisirter Magnesiamodificationen hergestellt, wobei die Magnesia nach
                              									vorherigem, jedesmaligem starken Trocknen nach jeder wiederholten Kochperiode sich
                              									als immer specifisch leichter und zartpulveriger werdend herausstellte, in dem
                              									Grade, als sie Wasser aufnahm, dasselbe chemisch bindend. Nach etwa 1wöchentlichem
                              									Kochen war immer erst ein Wässerungsgrad von etwa ⅔ Aequivalent Wasser erreicht auf
                              									1 Aequivalent MgO. Es wurde daher noch eine andere Menge im Hochdruckdampfapparat
                              									gekocht, und man erzielte da bereits bei 5 at nach 8 Stunden und bei 10 at nach 4
                              									Stunden, bei 15 at nach 2 Stunden und bei 25 at bereits nach 1stündigem Kochen die
                              									volle bezieh. fast vollständige Hydratisation der Magnesia. Es wurden nun von jeder
                              									Modifikation einem guten tadellosen Portlandcement je 20 Proc. des Magnesiapulvers
                              									bezieh. der Magnesiahydrate zugemischt, und zwar von letzteren stets eine solche
                              									Menge, dass nach Abzug des aufgenommenen Wassers noch
                              									20 Gew.-Th. reine, wasserfreie Magnesia auf je 100 Gew.-Th. Portlandcement kamen.
                              									Während die Hydratisation sich beim Ablöschen von Aetzkalkpulver auf einmal sogleich
                              									bis zu seinem Endstadium vollzieht und da sofort zartestes, puderartiges Pulver
                              									liefert, durchläuft die gleiche Hydratisation der stark geglühten Magnesia, selbst
                              									bei schon 100gradigem Kochen, erst nach und nach alle die die Magnesia mehr und mehr
                              									auflockernden Phasen, wenn man nicht den beschleunigten Weg des Kochens bei Wasser
                              									von 150 bis 200° und darüber einschlägt und so den Process dann auch bis auf das
                              									kürzeste Zeitminimum forcirt. Bei gewöhnlicher Temperatur kann der
                              									Hydratisationsprocess womöglich Jahre dauern.
                           Es wurden ferner zu 100 Th. Cement 20, 10 und 5 Th. CaO in Form von Kalkhydratpulver
                              									zugegeben und auch diese Mischungen der Hochdruckdampfprobe unterworfen. Die
                              									Resultate dieser Versuche finden sich in der nächstfolgenden Tabelle
                              									zusammengestellt.
                           Es ergibt sich daraus zunächst, dass die Magnesia um so geringere Wirkung auf das
                              									Verhalten des Cementes ausübt, je mehr sie hydratisirt ist, je weniger ihr
                              									specifisches Gewicht von vornherein beträgt, je mehr ihr also von vornherein die
                              									Möglichkeit genommen ist, durch weitere Wasseraufnahme ihr Volumen nachträglich zu
                              									vergrössern. Ferner zeigt sich, das abgelöschter Kalk nicht die Eigenschaft hat, den
                              									Cement in einen Kalktreiber zu verwandeln, und endlich geht aus den Versuchen
                              									hervor, dass die nachtheilige Wirkung der Magnesia nicht darin gesucht werden kann,
                              									dass dieselbe Kalk frei macht; denn. wenn letzteres der Fall wäre, so müsste
                              									Magnesiahydrat die gleiche Wirkung äussern.
                           Die Magnesiafrage wurde in Deutschland bekanntlich aufgerührt, veranlasst durch die
                              									enorm treibenden Eigenschaften des am Justizpalast in Cassel verwendeten Cementes.
                              										Schott hat nun diesen Cement näher untersucht und
                              									gefunden, dass derselbe aus einem natürlich vorkommenden Kalkstein ohne vorherige
                              									innige Mischung des Rohmaterialshergestellt wurde. Der betreffende Kalkstein enthält
                              									erbsengrosse Stücke von Kalkspath eingestreut, und es ist erklärlich, dass solches
                              									Material, wenn es direct gebrannt wird, zu Treiberscheinungen Veranlassung gibt.
                           Ueber das Verhalten der Magnesiacemente in der Praxis
                              									von F. Kawalewski (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 451 und 576). Verfasser hat die
                              									Eigenschaften magnesiahaltiger Cemente durch mehrere Jahre beobachtet und stellt die
                              									Resultate seiner Beobachtungen in einer Abhandlung zusammen. Das Verhalten der
                              									einzelnen Cemente wird besprochen nebst Angabe der chemischen Zusammensetzung der
                              									betreffenden Cemente.
                           In der folgenden Tabelle sind die Resultate der Untersuchung übersichtlich
                              									zusammengestellt:
                           
                              
                                 Probe
                                 MgOinProc.
                                 
                                    \frac{\mbox{CaOMgO}}{\mbox{Al}_2\mbox{O}_3\mbox{Fe}_2\mbox{O}_3\mbox{SiO}_2}
                                    
                                 
                                    \frac{\mbox{SiO}_2}{\mbox{Al}_2\mbox{O}_3}
                                    
                                 Darrprobe
                                 Beobachtungen
                                 
                              
                                 I
                                 26,0
                                 3,13
                                 1,86
                                 treibt sehrwenig
                                 Probestücke zeigten  nach 4 Jahren un-  bedeutende
                                    											Risse.*
                                 
                              
                                 II
                                 20,0
                                 2,15
                                 1,18
                                 desgl.
                                 Desgl.
                                 
                              
                                 III
                                   1,8
                                 2,35
                                 1,40
                                 treibt stark;90 Tage
                                    											alteWasserprobezerfiel beimDarren
                                 Nach 1 Jahr starke  Risse. Festigkeit  gering; nach 8
                                    											Jah-  ren Zusammenhang  noch vorhanden.
                                 
                              
                                 IV
                                 17,0
                                 1,81
                                 1,49
                                 treibt nicht
                                 Nach 10 Jahren voll-  ständig intact und  hart. Mit der
                                    											Lupe  kein Risschen zu  entdecken.
                                 
                              
                                 V
                                 17,3
                                 1,84
                                 1,63
                                 treibt wenig
                                 Nach 3 Jahren rissig.  Risse bis 8 Jahre  zunehmend.
                                    											Nach  10 Jahren haben  sich dieselben
                                    											nicht  vergrössert.
                                 
                              
                                 VI
                                 18,5
                                 2,50
                                 3,99
                                 treibt stark
                                 Nach 8 Jahren voll-  ständig zerklüftet,  nur die
                                    											grösseren  Stücke zeigen noch  wenig Zusammen-  hang.
                                 
                              
                                 VII
                                 –
                                 1,92
                                 2,27
                                 volum-beständig
                                 Nach fast 10 Jahren  noch ganz gut
                                 
                              
                           * Ein nachträgliches Treiben ist in Folge des
                              										\frac{\mbox{CaOMgO}}{\mbox{Al}_2\mbox{O}_3\mbox{Fe}_2\mbox{O}_3\mbox{SiO}_3}
                              									Werthes als wahrscheinlich vorauszusagen; dass es bisher nicht eintrat, ist wohl dem
                              									sehr scharfen Brennen zuzuschreiben.
                           Aus dem Verhalten der untersuchten Cemente schliesst Verfasser, dass die
                              									Zerstörungsursache der Cemente nicht auf den Gehalt an Magnesia, sondern vielmehr
                              									auf die chemische Zusammensetzung der ersteren zurückzuführen ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 294, S. 165
                              Der Portlandcement enthält;
                                 										Glühverlust der hydratisirten Magnesia; Das Magnesiapulver wiegt lose eingefüllt
                                 										pro Liter; MgO; vom spec. Gew; Der Portlandcement ohne Magnesiazumischung
                                 										enthält 0,7 Proc. MgO; Der Portlandcement enthält CaO in Form von ganz
                                 										abgelöschtem Kalk; Vier bekanntere Portlandcementmarken zeigten folgendes
                                 										Verhalten:; Zwei ungewöhnlich vorzügliche Marken zeigten folgendes Verhalten;
                                 										Absolute Festigkeit in k/qc; Gekocht bei 5 at oder 150° C; Reiner Cement; 1 Cem.
                                 										: 3 Sand; Gekocht bei 10 at oder 18° C.; Gekocht bei 20 at oder 215° C.
                              
                           
                        
                           
                              Einwirkung von Seewasser und anderen
                                 										Flüssigkeiten auf Cement.
                              
                           M. J. Powers theilt Beobachtungen über die Erhärtung von Cement beim Anmachen mit Salzwasser mit
                              										(Engineering News, 1891 S. 481). Verfasser kommt zu
                              									dem Resultate, dass Salzlösungen die Erhärtung innerhalb der ersten Wochen zwar
                              									beschleunigen, die Festigkeit der mit Salzwasser angemachten Cementproben aber
                              									später bedeutend hinter derjenigen der mit Süsswasser angemachten Cementproben
                              									zurückbleibt.
                           Wirkung des Seewassers auf Portlandcement von Dobrynski (Thonindustrie-Zeitung, 1892 S. 64). Verfasser verwendet einen Cement mit
                              									23 Proc. SiO2, 64 Proc. CaO, 11,5 Proc. Fe2O3, Al2O3 und 0,15 Proc.
                              										SO3 und beobachtet die Abbindezeit und Art der
                              									Erhärtung, wenn der Cement mit verschieden concentrirten Salzlösungen angemacht
                              									wird.
                           Die Resultate der Beobachtungen sind in nachstehenden zwei Tabellen zusammengestellt.
                              									Von Interesse ist das Verhalten der Chlorbariumlösungen, die eine Erhöhung der
                              									Zugfestigkeit veranlassen, wahrscheinlich in Folge einer chemischen Umsetzung, die
                              									zur Bildung von Bariumsilicat Veranlassung gibt.
                           Schumann sprach in der 15. Generalversammlung über den Einfluss verschiedener Flüssigkeiten auf die
                                 										Erhärtung der Portlandcementmörtel. Normengemäss hergestellte Probekörper,
                              									1 Cement: 3 Sand und 1 Cement: 1 Sand, wurden in Erdöl, Vulkanöl und Rüböl gebracht
                              									und in gewissen Zeitabständen auf Festigkeit geprüft. Die Resultate der Untersuchung
                              									sind übersichtlich in einer Tabelle zusammengestellt. Es zeigte sich, dass die
                              									Probekörper in Wasser am besten erhärten, dann folgt Erdöl, dann Vulkanöl und
                              									schliesslich Rüböl, in welchem die Probekörper theilweise zerstört wurden; es ist
                              									dies leicht verständlich, da Rüböl in der Weise auf Cement einwirken kann, dass eine
                              									Kalkseife gebildet wird, welche Reaction die Erweichung undunter Umständen auch die
                              									Zerstörung der Cemente herbeiführen kann. Es ergab sich im Allgemeinen, dass die
                              									dichteren Proben dem Einflusse der Oele besser widerstanden, als die weniger dichten
                              									Proben. Aehnliche Beobachtungen wie an den Oelen wurden auch an den Abwässern einer
                              									Färberei gemacht. Auch die Einwirkung zweier Mineralwässer wurde studirt. Die beiden
                              									Wässer verhielten sich bei gewöhnlicher Temperatur fast so wie Brunnenwasser,
                              									dagegen wirkte das Wiesbadener Kochbrunnenwasser bei 55° entschieden kräftigend auf
                              									die Erhärtung der Cementmörtel, deren Zugfestigkeit (1 : 3) nach 1jährigem Liegen in
                              									solchem Bade auf 41 k/qc gestiegen war, in gewöhnlichem Wasser der gleichen Temperatur dagegen
                              									nur auf 33,3 k/qc.
                           Tabelle I.
                           
                              
                                 
                                 Die zur Erlangung der
                                    											Normalconsistenzerforderliche Wassermenge
                                 Beginn des Erhärtens
                                 Bindezeit
                                 
                              
                                 Reiner Cement
                                 28 Proc. Wasser
                                 5 Minuten
                                 12 Minuten
                                 
                              
                                 Zusatz von Procent
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 6
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 6
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 6
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 M.
                                 St. M.
                                 St. M.
                                 St. M.
                                 St. M.
                                 M.
                                 St. M.
                                 St. M.
                                 St. M.
                                 St. M.
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 28
                                 29
                                 29
                                 30
                                 30
                                   8
                                 0  12
                                 0  23
                                 0  55
                                 3  00
                                 29
                                 0  35
                                 0  55
                                 1  15
                                 4  20
                                 
                              
                                 Chlorbarium
                                 29
                                 30
                                 31
                                 32
                                 33
                                 15
                                 1  20
                                 2  30
                                 4  40
                                 6  40
                                 45
                                 2    5
                                 3  30
                                 5  40
                                 9  40
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 28
                                 29
                                 29
                                 30
                                 31
                                 12
                                 0  18
                                 1  20
                                 1  50
                                 3  40
                                 32
                                 1    5
                                 1  40
                                 2  30
                                 5  30
                                 
                              
                                 Chlorammonium
                                 28
                                 29
                                 29
                                 30
                                 30
                                 15
                                 0  15
                                 0  30
                                 1  10
                                 3  20
                                 31
                                 0  45
                                 1  25
                                 1  40
                                 1  30
                                 
                              
                           Tabelle II.
                           
                              
                                 
                                 Zugfestigkeit in k/qc
                                 
                              
                                 nach 7 Tagen
                                 nach 28 Tagen
                                 
                              
                                 Cement und 3 Th. Sand ohne Zusatz
                                 9,75
                                 12,83
                                 
                              
                                 Cement und 3 Th. Sand mit Zusatz        Proc.
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 6
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 6
                                 
                              
                                 Chlormagnesiumlösung
                                 11,0
                                 10,85
                                 11,0
                                 9,25
                                 8,7
                                 13,7
                                 13,5
                                 13,5
                                 11,5
                                 10,5
                                 
                              
                                 Chlorbariumlösung
                                 10,5
                                 10,5
                                 12,6
                                 12,7
                                 13,3
                                 13,5
                                 13,5
                                 14,7
                                 14,7
                                 15,2
                                 
                              
                                 Chlorammoniumlösung
                                 10,5
                                 10,25
                                   9,0
                                   8,7
                                   8,5
                                 12,7
                                 12,7
                                 12,0
                                 11,5
                                 10,7
                                 
                              
                                 Chlornatriumlösung
                                 10,75
                                 10,5
                                 10,0
                                   9,7
                                   8,6
                                 13,0
                                 13,0
                                 12,7
                                 11,5
                                 11,0
                                 
                              
                           
                        
                           
                              Volumänderungen, Verhalten bei
                                 										Frostwetter, Litteratur.
                              
                           Ueber Schwindrisse im Cementmörtel. F. Kawalewski
                              									beschreibt eingehend die Schwindrisse bei Plattenproben und ihre
                              									Unterscheidungsmerkmale von den Treibrissen. (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 96.)
                           Zur Bestimmung der Haftfestigkeit des Cementes soll man
                              									nach W. Michaëlis den Mörtel nicht einschlagen, sondern
                              									mit einem höheren Wasserzusatz anmachen, als plastischen Mörtelbrei auffüllen und
                              									nur andrücken und abstreichen.
                           Dr. Tomeï macht darauf aufmerksam, dass die Bemerkung im
                              									Buche Portlandcement und seine Anwendung im Bauwesen:
                                 											„Der gelagerte Cement bindet immer langsamer ab als der
                                    										frische“, in dieser Allgemeinheit ausgesprochen, unrichtig sei. (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 893.)
                           Verfasser führt eine Reihe von Cementen an, welche anfangs langsam binden, nach 2 bis
                              									3 Monaten schneller bindend werden und dann nach 9 bis 12 Monaten Lagerung wieder
                              									langsam abbinden. Durch Gypszusatz lässt sich dieses Rascherwerden nicht vollständig
                              									vermeiden. (Vgl. Candlot weiter oben.)
                           Uebereinstimmend mit Candlot fand ferner der
                              									Verfasser, dass, wenn Cement mit angefeuchtetem Sand gemischt wird, 10 Minuten damit
                              									liegen gelassen und schliesslich mit dem Rest des Wassers angemacht wird, er
                              									langsamer abbindet, als wenn man auf einmal die ganze Wassermenge hinzusetzt. Als
                              									Beispiel möge der folgende Versuch angeführt werden:
                           Der Cement band rein in 8 Minuten ab.
                           1) Mit 13 Proc. Wasser und 3 Th. Normalsand band er in 15 Minuten und ergab:
                           
                              
                                 Zugfestigkeit nach
                                 
                              
                                 7 Tagen
                                 28 Tagen
                                 5 Monaten
                                 
                              
                                 10,9 k
                                 16,6 k
                                 23,0 k
                                 
                              
                           2) Der Normalsand mit 3 Proc. Wasser angefeuchtet und mit dem Cement gemischt, sodann
                              									10 Minuten liegen gelassen und dann mit den noch fehlenden 10 Proc. Wasser gemischt.
                              									Dieser Mörtel band erst nach 2¼ Stunden und zeigte dieselbe Festigkeit wie 1):
                           
                              
                                 Zugfestigkeit nach
                                 
                              
                                 7 Tagen
                                 28 Tagen
                                 5 Monaten
                                 
                              
                                 11,8 k
                                 16,7 k
                                 23,4 k
                                 
                              
                           Langsam bindender Cement ist gegen diese Behandlung unempfindlich.
                           Verfasser bespricht ferner das Verhalten des Portlandcementes bei längerer Erhärtung
                              									im Freien.
                           Als Ergänzung der vorjährigen Veröffentlichung machte Dr. Tomeï in der heurigen Generalversammlung noch einige Mittheilungen über
                              									die Fortsetzung seiner Versuche. Zug- und Druckfestigkeit stehen nach Verfasser in
                              									einem grossen Missverhältniss; wir nehmen für das Verhältniss Zug: Druck die Ziffern
                              									1 : 8 und 1 : 9 an, aber dieses Verhältniss geht bei manchen Handelscementen
                              									herunter bis auf 1 : 6,6.
                           In folgender Tabelle ist die Schwindung von Betonmischungen bei verschiedenem
                              									Sandzusatz angeführt:
                           
                           Schwindung in Procenten der Länge beim Erhärten in der Luft
                              									von verschiedenen Mischungsverhältnissen.
                           
                              
                                 Mischungsverhältniss
                                 Erhärtungsdauer
                                 
                              
                                 7 Tage
                                 28 Tage
                                 90 Tage
                                 180 Tage
                                 360 Tage
                                 
                              
                                 
                                 Alles minus
                                 
                              
                                      1 Cement A + 0 Sand
                                 0,026
                                 0,093
                                 0,118
                                 0,194
                                 0,260
                                 
                              
                                   1      „      A + 1    „
                                 0,037
                                 0,052
                                 0,087
                                 0,093
                                 0,160
                                 
                              
                                   1      „      A + 0    „
                                 0,035
                                 0,030
                                 0,065
                                 0,070
                                 0,130
                                 
                              
                                   1      „      A + 3    „
                                 0,025
                                 0,035
                                 0,060
                                 0,065
                                 0,125
                                 
                              
                                   1      „     A + 6    „
                                 0,025
                                 0,025
                                 0,045
                                 0,057
                                 0,100
                                 
                              
                           Es ergibt sich daraus, dass die Schwindung ganz stufenweise mit dem Sandzusatze
                              									abnimmt; eine Bestätigung der von Dyckerhoff öfter
                              									ausgesprochenen Ansicht.
                           Es zeigt sich ferner, dass nach 1 Jahre abwechselnder Beanspruchung verschiedener
                              									Probekörper durch Luft und Wasser stets Schwindung eingetreten ist.
                           Bei denjenigen Probekörpern, welche die ersten 90 Tage im Wasser und dann abwechselnd
                              									je 14 Tage in Luft und Wasser erhärteten, ist beim reinen Cement ein Schwinden von
                              									0,063 Proc. festzustellen, während derselbe Cement, nur im Wasser erhärtend, eine
                              									Dehnung von 0,015 Proc. noch zeigt. Die zugehörigen Sandproben 1 : 3 zeigten
                              									ebenfalls ein grösseres Schwinden bei der abwechselnden Beanspruchung (– 0,134
                              									Proc.), als nur bei der Erhärtung im Wasser (– 0,062 Proc.).
                           Bei den Körpern, die zunächst 90 Tage an der Luft und dann abwechselnd in Wasser und
                              									Luft erhärteten, ist das Endergebniss nach 1 Jahr fast gleich. Dasselbe betrug bei
                              									reinem Cement bei der abwechselnden Beanspruchung – 0,225 Proc., bei nur
                              									Lufterhärtung – 0,246 Proc. Die zugehörigen Normenproben 1 : 3 ergaben im ersten
                              									Falle – 0,150 Proc., im letzteren – 0,136 Proc. Also in beiden Fällen fast
                              									dasselbe.
                           Die hydraulischen Bindemittel Norddeutschlands bespricht
                              									Regierungsbaumeister R. Kuntze. Verfasser spricht für
                              									die ausgedehntere Verwendung von billigeren Cementen, die sich für viele Zwecke sehr
                              									gut eignen, und namentlich dort, wo die hervorragenden Eigenschaften des
                              									Portlandcementes nicht ausgenutzt werden, angewendet werden sollten. (Centralblatt der Bauverwaltung, 1892.)
                           H Möller, Professor in Braunschweig, berichtet in der
                              										Deutschen Bauzeitung, 1893 S. 255, über
                              									Betonproben, die bei Frostwetter mit einem von den Braunschweiger Cementwerken unter Mitbenutzung von granulirter Schlacke
                              									hergestellten Cement angestellt wurden. Dieser Cement besitzt die Eigenschaft, nach
                              									wenigen Minuten Bindezeit vom Wasser nicht mehr mechanisch aufgelöst zu werden; er
                              									fühlt sich wie Thon fettig an und trotzt der auflösenden Wirkung des Wassers schon
                              									während der ersten Minuten Bindezeit.
                           Die Versuche ergaben, dass sich unter Verwendung einer Mischung von 1 Vol.-Th.
                              									Braunschweiger Cement, 4 Th. Kies und 5 Th. Ziegelbrocken selbst bei Temperaturen
                              									bis zu 4° C. Kälte ein haltbarer Beton herstellen lässt, dessen Bruchfestigkeit bei
                              									mittelgutem Ziegelmaterial etwa 15 k beträgt und bei gutem Einstampfen und
                              									vorzüglichen Ziegeln noch mehr betragen dürfte.
                           Einige Worte über Cementlitteratur von Golinelli (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 659). Verfasser führt die bekanntesten
                              									Werke aus der Cementlitteratur an, spricht sein Urtheil über einige dieser Werke aus
                              									und erwähnt unter anderem, dass es eine merkwürdige Erscheinung sei, dass Werke
                              									von unanfechtbarem Werth, wie das von Michaëlis, Klose,
                                 										Feichtinger und Hauenschild, noch nicht in
                              									Neubearbeitung erschienen sind, sondern sich in dem ehrwürdigen Alter von 10 bis 30
                              									Jahren repräsentiren. Von neuen Werken sind zu erwähnen:
                           Tarmin, Cement und Kalk (Neubearbeitung von Gerstenbergk's „Cemente“) 1892.
                           Zwick, Hydraulischer Kalk und Portlandcement. (Neue
                              									Auflage.) 1892.
                           Heusinger v. Waldegg, Die Kalk- und Cementbrennerei, II.
                              									Theil. (Neue Auflage.) 1892.
                           Vom Verein deutscher Portlandcement-Fabrikanten wurde ferner ein Werk über Portlandcement und seine Anwendung im Bauwesen
                              										herausgegeben.Berlin
                                    											1892. Wie schon aus dem Titel des Werkes hervorgeht, befasst sich
                              									dasselbe hauptsächlich mit der Anwendung des Portlandcementes; wer in dem von den
                              									Fabrikanten herausgegebenen Werke einiges über die Fabrikation des Cementes zu
                              									finden hofft, wird das Buch wieder enttäuscht aus der Hand legen. Das Werk beginnt
                              									mit einer recht interessanten historischen Einleitung, geht auf die Eigenschaften
                              									und die Prüfung des Portlandcementes über und behandelt dann, wie schon erwähnt, mit
                              									besonderer Ausführlichkeit und als Hauptgegenstand die Anwendung des
                              									Portlandcementes.
                           Eingehend werden die Eigenschaften des Betons und dessen Verarbeitung erörtert, und
                              									an ganzen Reihen von Beispielen wird gezeigt, in welcher Weise Betonbauten
                              									zweckmässig zur Ausführung gelangen. Zahlreiche Abbildungen erleichtern das
                              									Verständniss des Textes. Das Werk wird hauptsächlich Ingenieure interessiren und
                              									diejenigen Unternehmer, welche beabsichtigen, Betonbauten ausführen zu lassen, oder
                              									den Portlandcement in einer oder der anderen Form verwenden wollen.
                           
                              Dr. R. Zsigmondy.