| Titel: | Neuerungen in der Schleiferei. | 
| Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 176 | 
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                        Neuerungen in der Schleiferei.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 151 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Schleiferei.
                        
                     
                        
                           II. Die künstliche Schleifscheibe.
                           Werden die nach Härtebeschaffenheit, Farbe und Ansehen möglichst gleichartigen Blöcke
                              									von Schmirgelstein bezieh. Korund in Stampfwerken zu Sand oder Pulver gepocht und
                              									dieses nach Korngrösse gesichtet, so ist das Grundmaterial zur Herstellung von
                              									festen Schleifscheiben oder zum Belegen von Holzlederscheiben bezieh. Lederbändern
                              									gegeben. Dieser gesichtete Schmirgel- oder Korundsand wird mit einem Bindemittel,
                              									Cement, Tannit (Leder), vulkanisirtem Kautschuk, Celluloid u. dgl., zu einem
                              									gleichmässigen Teig gemengt, in Formen gebracht bezieh. in dieselben unter starkem
                              									Druck gepresst, getrocknet, gebrannt oder in Oefen verglast, wie es gerade die Art
                              									des Bindemittels verlangt.
                           Je nach der inneren Beschaffenheit des Bindemittels, dem Mischungsverhältnisse
                              									desselben zum Grundmaterial, der Bindekraft und Festigkeit des Bindemittels und
                              									endlich der besonderen Eigenschaft des letzteren, die Kanten der Sandkörner trotz
                              									gehöriger Bindung freizulegen, ändert sich die Brauchbarkeit der
                              									Schleifscheiben.
                           Da jeder Schleifvorgang sich in der Weise abwickelt, dass einzelne Schneidkanten der
                              									Schleifscheibenkörner mit grosser Geschwindigkeit und unter Druck am Werkstück
                              									vorbeigeführt werden, so wird das Ergebniss der Schleifarbeit als ein Product aus
                              									Schnittfestigkeit des Werkstückmaterials, aus Normaldruck zwischen diesem und
                              									der Schleifscheibe und endlich aus der Schnittgeschwindigkeit anzusehen sein.
                           Erfahrungsgemäss steigt die Schleif Wirkung mit der Schleifgeschwindigkeit und es
                              									findet die letztere ihre natürliche Begrenzung in der absoluten Festigkeit des
                              									Bindemittels und des Grundstoffes.
                           Während die Umfangsgeschwindigkeit der natürlichen Schleifsteine 12 bis 15 m/Sec.
                              									(ausnahmsweise sogar bis 20 m/Sec.) beträgt, steigt die Geschwindigkeit der
                              									Schleifscheiben bis 29 m/Sec. Eine Steigerung dieser Geschwindigkeit ist
                              									nicht wahrscheinlich, doch ist die höchste zulässige Geschwindigkeit
                              									anzustreben.
                           Der zweite Factor, der normal gerichtete Arbeitsdruck, bedingt die Genauigkeit der
                              									Schleifarbeit.
                           Mit dem Normaldruck steigen die Spannungen in den Maschinengliedern, und mit den
                              									Schwankungen dieser Spannungsgrösse ändert sich die richtige Lage der
                              									Angriffsstelle. Auch die in Durchbiegungen des Werkstückes sich äussernde Wirkung
                              									dieses Arbeitsdruckes muss berücksichtigt werden. Wenn auch keine Schleifwirkung
                              									ohne Normaldruck möglich erscheint, so ist doch ein gewaltiger Unterschied zwischen
                              									starkem und schwachem Arbeitsdruck.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 175Verschiedene Anordnungen von Schleifscheiben. Da aber die Genauigkeit der Schleifwirkung mit dem Verschwinden dieses
                              									Arbeitsdruckes zunimmt, eine Schleifwirkung bei sehr kleinem Arbeitsdruck aber nur
                              									dann noch möglich ist, wenn die Schnitt- oder Angriffsfähigkeit der Scheibenkörnung
                              									den vollkommensten Grad erreicht, d.h. wenn die einzelnen Kanten der Schleifkörner
                              									scharf und unverdeckt zur Wirkung kommen, so ist in dieser Richtung ein Fortschritt
                              									angegeben.
                           Um die Schleifscheiben angriffsfähig zu erhalten, wird das Bindemittel in Sodawasser
                              									schwachlöslich gemacht, so dass bei fortdauernder Schleif arbeit immer neue
                              									Körnerkanten der Oberfläche frei gelegt werden, ohne dass jedoch die innere Masse
                              									des Schleifkörpers wasseraufnahmefähig ist.
                           Diese letztere fatale Eigenschaft, ferner die bei derErwärmung der Scheibe
                              									eintretende ungleiche Aenderung der Scheibenform, welche die Folge einer ungleichen
                              									Mischung von Sand und Bindemittel vor dem Abformen ist und die noch dazu eine
                              									Regelung der Massenvertheilung ganz unmöglich macht, sind Uebelstände, die selten
                              									abänderbar sind. Dahingegen ist die achsenrichtige Befestigung der Scheibe auf der
                              									Welle oder eine darauffolgende genaue Formgebung leicht erreichbar.
                           Die Schleifkörper, gerade oder abgeschärfte Kreisscheiben, Ringe und sogen.
                              									Tellerscheiben (Fig. 30
                              									bis 36), sitzen am
                              									freien Spindelende oder in der Spindelmitte zwischen den Lagern.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 176Anordnung von Schleifwellen. Durch die sogen. fliegende Anordnung (Fig. 32 bis 34) wird die
                              									Zugänglichkeit erhöht, die Genauigkeit der Führung aber herabgemindert. Bei
                              									schwacher Spindel, ausgelaufenem Lager, wird bei stärkerem Druck die Schleifscheibe
                              									weifen, schlagen und zittern.
                           Die Schleifscheiben (Fig.
                                 										30 bis 32 und
                              										35) arbeiten mit
                              									dem Umfange und mit der günstigsten Geschwindigkeit, die Ringscheiben (Fig. 33 bis 36) vornehmlich mit der
                              									Stirnfläche, also mit verschiedener Geschwindigkeit und nur zum Theil mit dem
                              									äusseren Umfang. Um bei Stirnscheiben mit dem kleinsten Aufwand an Schmirgelmaterial
                              									die günstigste Schleifwirkung zu erhalten, wird der Ring zu einer Schüssel (Fig. 36), einem Teller
                              									mit Hochrand und verstärktem Boden, ausgebildet.
                           Schleifscheibe und Welle oder Spindel werden durch Vermittelung von Zwischenringen,
                              									Scheiben und Nabenkörper (Fig. 41) durch Reibung oder Kitt (Fig. 32) verbunden. Um
                              									das Wegfliegen zersprungener Scheibentheile zu verhindern, sind die Gummiringe in
                              									die eisernen Klemmscheiben eingelassen (Fig. 42). Bei
                              									Schleifringen erfolgt diese Sicherung oft durch übergreifende Scheibenränder (Fig. 33).
                           Um Material zu sparen, wird bei den Schleifscheiben der Naxos-Union J. Pfungst in Frankfurt a. M. die Korundmasse um eine eiserne
                              									Nabenscheibe (Fig. 41)
                              									mit gezahnter Mittelleiste gleich umgegossen, während Miesner und Pape in Lübeck ihre Schmirgelscheiben durch zwei in das
                              									Nabelloch eingelegte Gummipuffer (Fig. 42) gegen Stösse
                              									sichern.
                           Ganz eigenartig ist die Federausgleichung bei den Schleifscheiben der Messer Elastic Rotator Co. in Philadelphia, Pa., welche
                              									nach American Machinist, 1893 Bd. 16 Nr. 29 * S. 5, in
                              										Fig. 43 dargestellt
                              									ist. Auf einen Ringkörper B mit Aussengewinde werden
                              									zwei Klemmscheiben C geschraubt, welche die
                              									Schleifscheibe halten. In diesem Ringkörper liegen fünf Schraubenbolzen, auf welchen
                              									Bündel von Doppelfedern aufgesteckt sind, die sich an Stifte der eigentlichen Nabe
                              										A stützen. Durch diese Federkuppelung soll die
                              									Scheibe, unabhängig von der Spindellage, um eine vollständig freie Achse laufen.
                           Eine von Landis herrührende Verbindung der
                              									Schleifscheibe mit dem Nabenkörper ist in Fig. 37 nach American Machinist, 1893 Bd. 16 Nr. 31 * S. 3, bezieh.
                              										Fig. 38 nach Nr. 33
                              									* S. 3 vorgeführt. Die Nabenscheibe b wird auf einen
                              									Kegelstumpf der Spindel a geschraubt und dadurch von
                              									selbst centrirt, während ein Deckring c mittels
                              									Schrauben die Schleifscheibe d festklemmt. Weil diese
                              									Schleifscheibe nur mit dem äusseren Umfang arbeitet, ist das Nabenstück b glockenförmig ausgebildet, damit die Druckebene
                              									möglichst an das Lagerauge gerückt wird, dafür ist aber in Fig. 38 die Stirnfläche
                              									der Schleifscheibe durch Abkröpfung derselben über das Nabenstück vorgelegt, wodurch
                              									es zugleich möglich wird, die Stirnfläche der Scheibe zum Schleifen
                              									heranzuziehen.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 176Verschiedene Befestigungsweisen für Schleifscheiben. Zum Hohlschleifen (Fig. 39) müssen die Schleifkörper an schwachen Spindeln vor langen, stark
                              									vorragenden Spindelbüchsen laufen. Um nun bei dieser durch die Verhältnisse
                              									bedingten leichten Ausführung den Einfluss des Riemenzuges auf die Schleifspindel zu
                              									beseitigen, findet eine möglichst centrale, gelenkige Verkuppelung der
                              									Schleifradspindel a mit der Riemenscheibenwelle b statt. Dadurch wird auch die Schleifradspindel von
                              									den Erschütterungen durch den Betriebsriemen und von den wechselnden Spannungen
                              									desselben befreit. In Fig.
                                 										40 ist eine Spindellagerungzum Hohlschleifen zur Darstellung gebracht, deren
                              									fester Zapfen a eine Verstellbewegung erhält, über dem
                              									die Rohrspindel b mit der Riemenscheibe c geschoben ist und die mittels einer Kegelscheibe d axial gehalten ist. Auf diese Rohrspindel b wird der Zapfen e mit
                              									dem Schleifkörper f geschraubt. Diese von A. Rössler (D. R. P. Nr. 17644) herrührende Ausführung
                              									wird in neuerer Zeit auch von Bouhey an seiner
                              									Schleifbank angewendet. (Vgl. 1889 272 * 18.)
                           
                        
                           III. Vorrichtungen zum Abdrehen bezieh. Abrichten der
                              									Schmirgelschleifscheiben und Schleifsteine.
                           Zum Abdrehen der Korundschmirgelscheiben eignet sich am besten Boort und schwarzer
                              									Diamant.
                           Der Diamantsplitter wird in einem kleinen Stahlcylinder mit rascher Hitze
                              									eingeschweisst, eingelöthet bezieh. eingestaucht oder eingeklemmt und dieser
                              									Stahlcylinder in einen Stahlhalter (Fig. 44) eingesetzt und
                              									im Drehbanksupport eingespannt.
                           Es ist kaum gerathen, den Diamantsplitter unmittelbar einzuklemmen, weil derselbe
                              									dann leicht verloren geht.
                           Bekannt sind ferner die glasharten Zahnrollen oder Rillenscheiben (Fig. 45), welche in
                              									einem Halter kreisen, sobald dieselben an den abzurichtenden Schleifstein angesetzt
                              									werden. Auch zum Formgeben von Schmirgelschleifscheiben werden ähnliche Werkzeuge in
                              									Anwendung gebracht.
                           Nach dem amerikanischen Patent Nr. 430204 vom 25. September 1889 bezieh. vom 17. Juni
                              									1890 wird von Ph. Wrigley in Chicago die aus Fig. 46 und 47 ersichtliche
                              									Vorrichtung hergestellt und in der Weise angewendet, dass die Rollenebene schräg zur
                              									Ebene der Schleifscheibe steht, der Rollenhalter aber Unterstützung und Führung in
                              									einer V-Auflage findet.
                           D. F. Walker in Philadelphia, Pa., bauen nach American Machinist, 1892 Bd. 15 Nr. 2 * S. 6, einen
                              									Schleifsteinabrichter (Fig.
                                 										48), der aus einer auf der Trogbahn ruhenden anstellbaren Querwange
                              									besteht, auf der ein Schlitten bewegt wird, auf welchem der Werkzeugträger
                              									aufgeschraubt ist. Derselbe besteht aus einem durch das grössere Handrad
                              									drehverstellbaren Cylinder, in welchem ein kleiner cylindrischer Kolben durch eine
                              									Schraubenspindel axiale Verschiebung durch das kleinere Handrad erhält. In diesem
                              									Kolben wird als Werkzeug ein Stück Gasrohr eingespannt.
                           Trier's Abrichter (vgl. D. p. J. 1891 281 * 33)
                              									findet immer mehr Verbreitung und hat in neuerer Zeit sogar in der grossen
                              									Steinbearbeitung Eingang gefunden.
                           Diese Vorrichtung, welche die Maschinenbaugesellschaft
                                 										Karlsruhe baut, besteht im Wesentlichen aus einer flachen oder
                              									cylindrischen Quer bahn A (Fig. 49), welche in
                              									Klemmlagern B sitzt, die auf der Trogbahn des
                              									Schleifsteins aufgeschraubt werden. Auf dieser gleitet ein Schlitten G und in diesem ein Querkolben D winkelrecht hierzu durch eine Schraube stellbar. Schräg zur Achse vom
                              									Kolben D ist an demselben ein Zapfen K eingeschraubt, auf dem ein aus dünnem Stahlblech
                              									gepresster Trichter O sammt der Bodenverstärkung
                              										L kreisen kann. In Fig. 50 ist der
                              									Arbeitsverlauf einer Schleifsteinabrichtung dargestellt. Während durch I der Steinmantel mit einer Schaltung von 1 mm für jede
                              									Steinumdrehung abgerichtet wird, kann durch allmähliche Lösung der Schraube D (Fig. 49) die Schräge II angearbeitet werden, und nach einer Verdrehung des
                              									Kolbenkörpers G um 180° wird entweder der Mantel nach
                              										III weiter abgerichtet, oder nach IV und V die Seitenflächen
                              									des Schleifsteins gerade gemacht.
                           Die Schnittiefe soll beim Abrichten des Mantels 7 mm und an der Seite 3 mm nicht
                              									überschreiten, wobei es sich empfiehlt, um ein Ausbrechen der Steinränder zu
                              									verhindern, das Abrichten des Mantels von den Seiten nach der Mitte vorzunehmen.
                           
                        
                           IV. Die Schleifmaschinen.
                           Der Schleifarbeit entsprechend gliedern sich auch die Maschinen zum Schleifen.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 177Abrichten der Schleifscheiben. Vom 3 m grossen Sandstein der Grobschleiferei bis zur
                              									Genauschleifmaschine, mit der eine Arbeit bis zu 1/7000 mm Genauigkeit geliefert wird, ist
                              									ein weites Feld für Zwischenmaschinen frei, mögen dieselben nun mit natürlichen
                              									Steinen oder künstlichen Schleifscheiben arbeiten, nass oder trocken schleifen,
                              									einfach oder mit den vollkommensten Bewegungsmechanismen ausgerüstet sein.
                           Weil aber die Angriffsstelle eine wechselnde Lage erhalten soll, die beim einfachen
                              									Messerschleifen in der quer gerichteten Schwingungsbewegung des Werkstückes liegt,
                              									auch der Andruck geregelt werden soll, so werden die vollkommensten Schleifmaschinen
                              									mit Vorrichtungen ausgerüstet sein, die jene Bewegungen selbsthätig durchführen
                              									können. Eine Gliederung der Schleifwerke für die Metallbearbeitung würde sich in
                              									folgender Weise entwickeln:
                           Schleifsteine für Grobschleiferei, Schleifsteine für den Werkstattbetrieb,
                              									Schleifsteine für feine Messerschleiferei, alle ohne selbsthätigen Schaltbetrieb;
                              									Polirschleifscheiben und Schleif- und Polirmaschinen mit Schlittenbetrieb;
                              									Schleifmaschinen mit Pendelgestell; Schleifmaschinen für Maschinentheile,
                              									Schleifmaschinen zum Schärfen der Schneidstähle,der Fräsewerkzeuge, Bohrer
                              									und Drehbankspitzen; Maschinen zum Schleifen cylindrischer Walzen und endlich die
                              									Genauschleifbänke mit selbsthätigen Schalt- und Wechselbetrieben.
                           Werden bei dieser Maschine alle Umstände gehörig berücksichtigt, so ist mit derselben
                              									eine Genauigkeit des Arbeitsergebnisses erreichbar, welche mittels Drehen auch nicht
                              									annähernd zu erzielen ist.
                           
                              
                                 J. E. Reinecker's
                                    											Genau-Bundschleifmaschine.
                                 
                              J. E. Reinecker in Chemnitz-Gablenz bauen eine
                                 										Genau-Rundschleifmaschine, die zu den vollkommensten der bekannten Ausführungen
                                 										dieser Maschinengattung gehört.
                              Textabbildung Bd. 294, S. 178Genau-Rundschleifmaschine von Reinecker. Die nach Originalzeichnungen in Fig. 51 bis 58 dargestellte Maschine besteht aus einem
                                 										Bettkasten a mit Führungsbahnen für die Tischplatte
                                 											b, auf welcher die obere Tischplatte c in Winkelstellung zur Führungsbahn gebracht
                                 										werden kann. Hierdurch ist auch das Schleifen kegelförmiger Werkstücke
                                 										ermöglicht, welche zwischen Spindelstock d und
                                 										Reitstock e eingespannt sind.
                              Das Werkstück kann nun mit kreisender Spindel d,
                                 										beim Genauschleifen auch zwischen todten Spitzen laufen, weshalb am Spindelstock
                                 											d zwei Riemenscheiben vorgesehen sind.
                              Beim Schleifen langer cylindrischer Werkstücke werden Durchbiegungen derselben
                                 										durch Verwendung von geeigneten Gegenhaltern f
                                 											(Fig. 53) oder Setzstöcken (Fig. 57) sorgfältig vermieden. Diese werden an
                                 										einer, den Schlittentisch bc brückenartig frei
                                 										übergreifen den festen Trogplatte g angeschraubt.
                                 										Je nach Bedarf kann mit fliegendem Schleifrad (Fig. 51) oder mit
                                 										einer unmittelbar an die Antriebscheibe angeschlossenen Schleifscheibe
                                 										gearbeitet werden. Auch wird beim Hohlschleifen an Stelle der fliegenden
                                 										Schleifscheibe eine Riemenscheibe angebracht, welche die Hohlschleifspindel
                                 											(Fig. 58) bethätigt.
                              Zu diesem Behufe wird der Schleifradlagerkörper h
                                 											(Fig. 53) mit seiner Unterplatte i um 180° verdreht, worauf an deren Hintertheil die
                                 										Hohlschleif Vorrichtung (Fig. 58) Aufstellung
                                 										findet.
                              Dieses Drehstück i ist mit einem Schlitten k verbunden, welcher mittels eines selbsthätigen
                                 										Spindeltriebwerkes eine von dem Tischhube abgeleitete, normal gerichtete
                                 										Schaltbewegung erfährt, die in ihrer Grösse bis zu 1/7000 mm herabgesetzt werden kann.
                                 										Durch diese Einrichtung erhält die vorstehende Maschine eine ganz besonders
                                 										wichtige und bedeutungsvolle Vervollkommnung, die darin besteht, dass der
                                 										Arbeitsdruck zwischen Schleifscheibe und Werkstück gleichbleibend erhalten, mit
                                 										einem anderen Wort, dass der Schleif vor gang wirklich ununterbrochen
                                 										fortgeführt werden kann, so dass derselbe unabhängig von den Spannungszuständen
                                 										der Maschinenglieder das denkbar genaueste Schleifergebniss liefert, was bei
                                 										keiner der bisher bekannten Schleifmaschinen erreichbar war. Weil die
                                 										Schleifradspindel, abgesehen von der überaus kleinen Schaltbewegung, feststehend
                                 										ist, genügt zu deren Antrieb eine einfache Riemenscheibe, welche an der zweiten
                                 										Decken welle sitzt. Neben dieser ist eine lange Trommel für den Betrieb der
                                 										beiden Spindelstockscheiben d angeordnet. Mittels
                                 										einer dreiläufigen Stufenscheibe wird die zweite von der ersten Deckenwelle mit
                                 										dreifachem Geschwindigkeitswechsel betrieben. Von der ersten Deckenwelle wird
                                 										überdies mittels einer dreiläufigen Stufenscheibe l
                                 											(Fig. 52) das
                                 										Triebwerk für die Hubbewegung des Tisches bethätigt. Durch Winkelwellen (Fig. 52) wird ein
                                 										Winkelradwendetriebwerk m
                                 										(Fig. 55 und 56), ein
                                 										Schneckenrad n und von diesem aus mittels
                                 										Stirnräder o eine Bandtrommel p getrieben, um die sich mittels Leitrollen q ein an den beiden Tischenden befestigtes
                                 										Stahlband zu zwei Drittel des Umfanges schlingt. Je nachdem nun durch die
                                 										Anschlagknaggen r des Tisches b (Fig. 55) durch den
                                 										Hebel s die Zahnmuffe m des Wendetriebwerkes eingestellt wird, findet die Umkehrung der
                                 										Tischbewegung statt. Damit diese Umsteuerung selbsthätig durchgeführt werde, ist
                                 										am unteren Hebelende s eine Keilschneide vorhanden,
                                 										welche im Beginn des Anschlages einen federbelasteten Hebel t niederdrückt, durch welchen bei Ueberschreitung
                                 										der Mittellage der Hebel s in der Ausschlagrichtung
                                 										weiter bewegt wird. An der linksseitigen Leitrolle q ist ferner durch Vermittlung einer federnden Kegelreibungskuppelung
                                 										ein Zahnbogen u angeschlossen, der ein Getriebe v und damit eine Büchse mit dem Hebel w bethätigt, dessen Drehbewegung durch Anschläge
                                 										begrenzt wird, welche in einem festen Kreisschlitz y stellbar sind. Am freien Ende dieses Hebels w sitzt ein Sperrkegel, der in die äusseren Zähne der Grifftrommel z einsetzt. Um einen Seitenzapfen dieser Trommel
                                 											z ist ein Getriebe a1 frei drehbar, welches aber zugleich
                                 										in ein freies Rad b1 mit 50 Zähnen und ein Rad c1 mit 51 Zähnen greift, das aber auf der Welle
                                 											d1
                                 										festsitzt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 294, S. 179
                                 Fig. 53.Genau-Rundschleifmaschine von Reinecker.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 294, S. 179
                                 Genau-Rundschleifmaschine von Reinecker.
                                 
                              Wenn nun mittels eines Schieberiegels e1 dieses Zahnrad
                                 											b1 festgehalten
                                 										wird, so muss eine volle Rechtsumdrehung des Trommelrades z eine entsprechende Linksdrehung des Rades c1 und zwar um
                                 										einen Centriwinkel hervorbringen, welcher \frac{1}{50} einer
                                 										vollen Umdrehung von z
                                 										ist. Diese auf je einen Tischdoppelhub entfallende Winkeldrehung der Welle
                                 											d1 wird mittels
                                 										eines Schneckentriebwerkes f1, welche Mutter zur festgeklemmten
                                 										Schraubenspindel g1
                                 										ist, eine verhältnissmässige Schaltung des Schleifradschlittens hervorrufen.
                              Textabbildung Bd. 294, S. 179Fig. 57.Genau-Rundschleifmaschine von Reinecker. Es sei g1
                                 										= 5 mm die Steigung der Schraubenspindel g1 und z = 150 die
                                 										Zähnezahl des Trommelrades z, sowie f1 = 4 die
                                 										Uebersetzung im gleichbenannten Schneckentriebwerk, so ist die auf einen
                                 										doppelten Tischhub entfallende lineare, zur Tischbewegung normalgerichtete
                                 										Schaltbewegung λ bei einer Einzahnschaltung des
                                 										Schalthebels
                              
                                 \lambda=\frac{g_1}{f_1\,z}=\frac{5}{4}\,.\,\frac{1}{150}\,.\,\frac{1}{50}=\frac{1}{6000}\mbox{
                                    											mm}
                                 
                              bei einer Schaltung von zehn Zähnen
                              \lambda=\frac{1}{600}\mbox{ mm}.
                              während die grösste mögliche Schaltung mit 127 Zähnen
                              \lambda=\frac{127}{6000}=0,0201\mbox{ mm}
                                 										oder \lambda=\frac{1}{50}\mbox{ mm}
                              beträgt.
                              Textabbildung Bd. 294, S. 179Fig. 58.Genau-Rundschleifmaschine von Reinecker. Dadurch aber, dass die unterste Führungsplatte k1 selbst zu Schrägstellungen
                                 										eingerichtet ist, kann bei abgewölbten Schleifscheiben diese Schaltung ohne
                                 										weiteres abgemindert werden, so zwar, dass die zur Tischführung winkelrecht
                                 										ausgeführte Schaltung
                              σ = λ .
                                    											cos α
                              wird, wenn α der
                                 										Ablenkungswinkel von der Senkrechten ist.
                              Wäre z.B.
                              α = 30°; cosα = 0,866,
                              so wird für
                              
                                 \ambda=\frac{1}{6000}\mbox{ mm}
                                 
                              \sigma=\frac{0,866}{6000}=0,000144\mbox{ mm}
                                 										oder \frac{1}{6940}\,\sim\,\frac{1}{7000}\mbox{ mm}
                              der Vorschub senkrecht zur Tischbahn sein.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)