| Titel: | Einseitig ansprechender elektrischer Radtaster von H. Hattemer. | 
| Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 184 | 
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                        Einseitig ansprechender elektrischer
                           								Radtaster von H. Hattemer.
                        Mit Abbildungen.
                        Einseitig ansprechender elektrischer Radtaster.
                        
                     
                        
                           Der Hattemer'sche Radtaster hat die Bestimmung, auf eingleisigen Eisenbahnstrecken verwendet zu werden, um
                              									daselbst die zur Thätigmachung einer an entfernter Stelle angebrachten, elektrischen
                              									Signal Vorrichtung erforderliche Stromschliessung zu bewirken, sobald die Räder
                              									eines Zuges, und zwar eines Zuges von bestimmter
                              									Fahrtrichtung, über den Apparat hinweggehen. Die in entgegengesetzter Richtung
                              									verkehrenden Züge dürfen demnach beim Befahren des Radtasters eine Stromschliessung
                              									nicht hervorrufen (vgl. 1892 283 * 165 und * 166).
                           Textabbildung Bd. 294, S. 184Elektrischer Radtaster. Der eigentliche Stromschliesser und die zarteren Theile des Radtasters
                              									befinden sich in einem gusseisernen Gehäuse GG (Fig. 1 und 2), das wetterdicht
                              									abgeschlossen ist und an geeigneter Stelle, d. i. etwa 1000 bis 1500 m vor dem
                              									zugehörigen elektrischen Signal – darunter ist in der Regel ein Ueberwegläutewerk (vgl. 1892 283 * 169) verstanden – im Gleise angebracht wird. Die Befestigung
                              									geschieht an jenem Schienenstrange, der mit Bezug auf die Richtung der Züge, durch
                              									welche die Stromschliessung hervorgerufen werden soll, rechts liegt, und zwar erfolgt dieselbe mit Hilfe der beiden kräftigen
                              									Pratzen P und P1 (Fig. 1), welche den
                              									Schienenfuss von rückwärts umgreifen und vorn durch Schrauben s bezieh. s1 und Vorlegelappen l
                              									bezieh. l1 unverrückbar
                              									festgeklemmt werden. Zwischen dem Gehäuse GG und der
                              									Eisenbahnschiene SS, und zwar knapp neben dem
                              									Schienenkopfe, liegt die 1 m lange, an den beiden Enden abgeschrägte Druckschiene
                              										DD1 (Fig. 1 und 2), welche von den zwei
                              									mit ihr durch Gelenkszapfen p und p1 verbundenen
                              									Kurbelarmen b und b1 getragen wird. Die Drehachsen i und i1 der letzteren lagern einerseits in der Vorderwand
                              									des Radtastergehäuses GG, andererseits in den an der
                              									Rückwand des Gehäuses angegossenen Lagern g und g1. Innerhalb des
                              									Gehäuses sitzen auf den Drehachsen i und i1 die Winkelhebel ac bezieh. a1c1 fest, deren längere Arme a und a1 sich
                              									gegen federnde Widerlager stemmen, welche am Gehäuseboden angebracht sind,
                              									während die kurzen Arme c und c1 von kräftigen Spiralfedern F bezieh. F1 nach abwärts gezogen werden. Bei dieser Ruhelage
                              									wird durch die beiden Kurbeln b und b1 die Druckschiene DD1 so hoch gehalten,
                              									dass sie die Oberkante der Eisenbahnfahrschiene SS um 5
                              									mm überragt. DD1 ist
                              									überdem auch noch in der Mitte durch einen um die Achse q (Fig. 1)
                              									beweglichen Bügel B unterstützt, den eine kräftige, in
                              									der Zeichnung nicht ersichtliche Spiralfeder nach aufwärts drückt.
                           Fährt ein Eisenbahnfahrzeug an dem Radtaster vorüber, so gelangt jedes rechtsseitige
                              									Rad auf die Druckschiene DD1 und drückt dieselbe nieder. Dabei wird das Rad beim Anlaufe,
                              									vorausgesetzt, dass sich das Fahrzeug in der Richtung von D gegen D1
                              									bewegt, die Schiene DD1
                              									wie einen einarmigen Hebel niederdrücken, dessen Drehpunkt sich bei p1 befindet, und
                              									demzufolge wird der Arm a gehoben, a1 dagegen kräftiger
                              									gegen den Gehäuseboden gepresst. Sobald aber das Rad über die Mitte von DD1 hinausgelangt,
                              									ändert sich das bestandene Verhältniss, indem DD1 wie eine Wippe umkippt und nunmehr der
                              									Gelenkszapfen p den Drehpunkt eines einarmigen Hebels
                              										D D1 bildet; es
                              									wird sonach a gesenkt und dafür a1 gehoben. Ist das Rad endlich
                              									vollständig über DD1
                              									hinweggefahren, dann bringen die Federn F und F1, sowie die unter dem
                              									beweglichen Bügel B wirksame Spirale alle bewegten
                              									Theile wieder in die ursprüngliche Ruhelage zurück. Ganz die gleichen Vorgänge
                              									vollziehen sich, wenn das den Radtaster überfahrende Fahrzeug aus entgegengesetzter
                              									Richtung kommt, jedoch wird in diesem Falle natürlich zunächst p den Drehpunkt der Auflaufschiene bilden und der Arm
                              										a1 hochgehoben,
                              									dann aber; nachdem das Rad über die Mitte von DD1 weg ist, a gehoben
                              									und a1 gesenkt
                              									werden.
                           Die Reihenfolge des Hebens der Arme a und a1 ist also je nach der
                              									Laufrichtung der Fahrzeuge ungleich, und eben auf diesem Umstände beruht die
                              									einseitige Wirksamkeit des Stromschliessers. Es trägt nämlich das untere Ende von
                              										a an einer Drehachse ein Winkelstück mn, dasdurch einen Anschlag verhindert ist, sich nach links
                              									aus seiner in Fig. 2,
                              									dem Längsschnitte des Gehäuses GG, dargestellten Lage,
                              									bei welcher der Arm n annäherungsweise lothrecht steht,
                              									zu bewegen, während das Umkippen gegen rechts durch eine Feder verhindert wird.
                              									Unter dem kürzeren lappenförmigen Schenkel m des
                              									Winkelstiftes befindet sich ein Hebestift o, der
                              									seitlich aus dem unteren Ende des Armes a1 vorsteht. Wird der Arm a ohne sonstige Beeinflussung gehoben – und das geschieht, wie vorher
                              									gesehen wurde, jedesmal, wenn ein Rad von D aus auf die
                              									Druckschiene DD1
                              									gelangt –, so stösst der Schenkel n nach aufwärts gegen
                              									den Arm d des um x
                              									drehbaren Hammers h und wirft diesen, den für
                              									gewöhnlich eine Feder und ein fixer Anschlag in der gezeichneten Lage festhalten,
                              									zur Seite, so dass er nach rechts auf den elastischen Stellstift t niederstürzt. In diesem Momente presst ein auf der
                              									Hammerachse x festsitzendes Excenter zufolge seiner
                              									geänderten Lage zwei isolirte Contactfedern, die sich sonst nicht berühren, an
                              									einander und veranlasst hierdurch einen Stromschluss. Sobald sich dann der Arm a mit mn wieder senkt,
                              									wird auch der Hammer sammt dem auf seiner Achse sitzenden Excenter durch die früher
                              									erwähnte Feder in die Ruhelage zurückgebracht. Wenn also der Radtaster in der
                              									Richtung von D nach D1 überfahren wird, werden ebenso viele
                              									Stromschliessungen entstehen, als der Zug Achsen hat.
                           Bei den Zügen aus entgegengesetzter Richtung hebt hingegen jedes einzelne Rad beim
                              									Anlaufe zuerst den Arm a1, und hierbei dreht der unter n greifende
                              									Stift das Winkelstück mn nach rechts, so dass dann,
                              									wenn das Rad die halbe Druckschiene passirt hat und den Arm a hebt, der Schenkel n noch zur Seite gekippt
                              									ist und nicht gegen d stösst, sondern rechts hinter die
                              									Achse x gelangt; der Hammer h bleibt in diesem Falle in seiner Ruhelage und es können somit auch keine
                              									Stromschliessungen entstehen.
                           Die Leitungen, welche zu den in den Figuren nicht ersichtlich gemachten zwei Federn
                              									des Stromschliessers zuzuführen sind, treten isolirt durch die beiden im Bodenstücke
                              										k (Fig. 1) eines
                              									Gehäusevorsprunges vorhandenen Oeffnungen in das Kasten innere. Eine dieser
                              									Leitungen kann übrigens die Erdleitung sein und dann unisolirt bleiben oder auch
                              									unmittelbar durch den Metallkörper der Vorrichtung ersetzt werden, wenn der
                              									Radtaster ohne weiteres benutzt wird und nicht etwa die Bedingung gestellt ist, dass
                              									derselbe oder vielmehr der Stromschliesser desselben ausschliesslich nur durch
                              									darüber wegfahrende Eisenbahnfahrzeuge thätig gemacht
                              									werden könne. Dem letztgedachten Ansinnen lässt sich jedoch leicht entsprechen, wenn
                              									nebst dem geschilderten einseitig ansprechenden Radtaster auch noch ein zweiter
                              									Streckencontact in dieselbe Signalleitung eingeschaltet wird, der – etwa wie die
                              									bekannten Siemens und Halske'schen
                              									Schienendurchbiegecontacte (Quecksilbercontacte) – zwar für beide Zugsrichtungen,
                              									aber nur für Eisenbahnfahrzeuge anspricht. Diese zwei mit einander verbundenen
                              									Streckencontacte müssen durch die darüber wegfahrenden Züge natürlich ganz
                              									gleichzeitig thätig gemacht und deshalb an derselben Gleisstelle und zwar an den
                              									beiden Schienensträngen so angebracht werden, dass sie sich rechtwinkelig zur
                              									Gleisachse genau gegenüberliegen.