| Titel: | Neuer Erdöldestillirkessel. | 
| Autor: | K. | 
| Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 212 | 
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                        Neuer Erdöldestillirkessel.
                        Mit Abbildung.
                        Neuer Erdöldestillirkessel.
                        
                     
                        
                           Dem Oberingenieur der Ungarischen Schiffbau- und
                                 										Maschinenfabrik-Actiengesellschaft Danubius in Budapest, J. Popelka, ist ein Erdöldestillirkessel patentirt
                              									worden, welcher sich in seiner Anordnung wesentlich von den üblichen cylindrischen
                              									Destillirkesseln unterscheidet.
                           Der nebenstehend abgebildete Kessel A ist eiförmig und
                              									sein senkrechter Durchmesser 1½- bis 2mal grösser als der wagerechte. Im unteren
                              									Theile des Destillirkessels ist ein Feuerrohr a
                              									eingebaut, welches durchwegs geschweisst und, am Ende behufs ausgiebiger Dilatation
                              									mit einem angeschweissten Wellrohr b versehen, an die
                              									flachen Böden mit dreifacher Naht angenietet ist.
                           Um die freie Ausdehnung des Kessels zu ermöglichen, ohne die Vorfeuerung der
                              									zerstörenden Wirkung derselben auszusetzen, ist das erste Pratzenpaar e bei der Vorfeuerung starr mit dem Mauerwerke
                              									verbunden, während die anderen Pratzen f mit Rollagern
                              									versehen sind.
                           Dieses Feuerrohr, an dessen beiden Enden je ein Boden von etwa 1300 mm Durchmesser
                              									angeschweisst ist, wird mit dem eigentlichen Kesselboden durch dreifache Nietung
                              									verbunden.
                           Hierdurch wird ein vollkommen niet- und nahtloser erster Feuerzug erreicht, welcher
                              									das Schweissen von Nieten und Nähten vollkommen ausschliesst. Die Heizgase des
                              									zweiten Feuerzuges c bestreichen die seitlichen Wände
                              									des Kessels und treffen bis zu einer Kessellänge von 7 m ausser den Bodennieten
                              									keine Naht. Dasselbe gilt auch für den dritten Feuerzug d, welcher unterhalb des Kessels geführt ist.
                           Da die stetige Wallung des Rohöles oberhalb dem convexen Theile des Feuerrohres hier
                              									ein Ansammeln des sich ausscheidenden Koks und der festen Bestandtheile verhindert,
                              									werden sich dieselben naturgemäss am untersten Theile des Kessels, welcher im
                              									dritten Zuge liegt, ablagern, wo ein Ausglühen der Bleche vollkommen ausgeschlossen
                              									ist.
                           Die Feuergase des ersten und zweiten Zuges treffen im Verhältnisse zum Inhalte des
                              									Destillirkessels grosse und völlig reine Heizflächen, welche bis zum vollendeten
                              									Destillationsprocess nicht abgesperrt zu werden brauchen.
                           Das am hinteren Boden befindliche Mannloch ist mit einer verschliessbaren Mauernische
                              									umgeben, wodurch, falls die Dichtung des Mannloches beim Inbetriebsetzen des
                              									Kessels sich als mangelhaft erweist, durch die obere Oeffnung im Mauerwerk Sand oder
                              									Asche eingeschüttet und dadurch ein Anbrennen verhütet werden kann.
                           Durch die eiförmige Form des Kessels soll sich der Vortheil ergeben, dass bei
                              									grösstmöglicher Heizfläche die Rückstände ein Minimum erreichen.
                           Der erste Erdöldestillirkessel dieser Construction wurde für die Budapester Mineralölfabrik-Actiengesellschaft vormals Adolf
                                 										Berg und Co. ausgeführt, welche mit demselben gute Betriebsresultate
                              									erzielte. Die Dimensionen dieses Kessels waren die folgenden:
                           
                              
                                 Grosse Achse
                                 
                                 5100
                                 mm
                                 
                              
                                 Kleine Achse
                                 
                                 3750
                                 mm
                                 
                              
                                 Länge
                                 
                                 8000
                                 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser des Feuerrohres
                                 
                                 800
                                 mm
                                 
                              
                                 Fassungsraum
                                 
                                 1000
                                 hl Rohöl
                                 
                              
                                 Gewicht
                                 etwa
                                 26700
                                 k
                                 
                              
                           Im Verhältniss zur Grösse war die Destillationsdauer die gleiche wie bei den alten
                              									Kesseln, sie betrug 6 Tage. Für Entleerung, Reinigung und Neufüllung waren 2 Tage
                              									erforderlich. Der Kohlenverbrauch betrug bei etwa 80procentiger Abtreibung 15 bis 16
                              									Proc. Salgo-Tarjáner Kohle gegenüber 20 Proc. bei den alten Kesseln (Salgo-Tarjáner
                              									Kohle ist eine Braunkohle von 4680 Cal. und kostet in Budapest 60 Kr. ö. W. pro 100
                              									k). Die Kosten für Kohlen stellen sich für 100 k Rohöl auf 9 bis 9,6 Kr. ö. W.
                              									Dadurch, dass die beim Cracking-Process sich bildenden Kokspartikel sich beim neuen
                              									Kessel auf dem im dritten Zug liegenden Boden ablagern, ist ein Anbrennen
                              									ausgeschlossen und wird dadurch eine wesentlich höhere Betriebssicherheit erzielt.
                              									Auch auf dem Flammrohre wurde keine Koksablagerung beobachtet. Die Budapester Mineralölfabrik-Actiengesellschaft
                              									verarbeitete in dem Popelka'schen Kessel ein Gemisch
                              									galizischer Rohöle und Cracking-Destillate, deren specifisches Gewicht zwischen
                              									0,860 und 0,890 lag. Die erhaltenen Destillate waren heller und reiner, die
                              									Cracking-Destillate um etwa 8 bis 10° des tausendtheiligen Aräometers leichter als
                              									die aus den alten Cracking-Kesseln bei gleicher Arbeitsweise.
                           Textabbildung Bd. 294, S. 212Neuer Erdöldestillirkessel. In Folge des durch die Eiform des Kessels erzielten hohen Steigraumes,
                              									welchen die Oeldämpfe zu passiren haben, lässt sich zu Ende der Destillation der
                              									Cracking-Process ohne Schwierigkeiten durchführen.
                           Es mag- nicht unerwähnt bleiben, dass alle älteren cylindrischen Erdöldestillirkessel
                              									unter Benützung des oberen Blechmantels nebst Dom und gesammter Armatur auf das neue
                              									System aptirt werden können.
                           
                              
                                 K.