| Titel: | Zusammensetzung von Gasgemischen, in denen Flammen verlöschen. | 
| Autor: | H. | 
| Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 213 | 
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                        Zusammensetzung von Gasgemischen, in denen
                           								Flammen verlöschen.
                        Zusammensetzung von Gasgemischen, in denen Flammen
                           								verlöschen.
                        
                     
                        
                           Frank Clowes publicirt in The
                                       										Chem. News, 1894 S. 27, die Resultate einer eingehenden Untersuchung über
                              									die Frage, wie viel Kohlensäure bezieh. wie viel Stickstoff der atmosphärischen Luft
                              									zugemischt werden muss, damit in ihr die Flammen verschiedener brennbarer Stoffe
                              									verlöschen.
                           Die Methode der Untersuchung war die folgende: EinGlascylinder wurde mit Luft
                              									und so viel Wasser, als später Kohlensäure oder Stickstoff zugemischt werden sollte,
                              									gefüllt, darauf in der pneumatischen Wanne das Wasser durch Kohlensäure bezieh.
                              									Stickstoff verdrängt und der Cylinder mit einer abgeschliffenen Glasplatte
                              									verschlossen. Zur Mischung der Gase wurde stets mit dem Wasser ein leichter Ball von
                              									bekanntem Volum mit in den Cylinder gegeben, der nach Entfernung des Wassers beim
                              									Schütteln des Gefässes rasch eine gleichmässige Durchmischung der Gase
                              									veranlasste.
                           Die so erzielten Gasmischungen zeigten bei der analytischen Controle eine mit der
                              									berechneten auf 0,2 bis 0,3 Proc. übereinstimmende Zusammensetzung.
                           Die Versuchsflammen waren 19 mm hoch. Sie wurden langsam in den Cylinder hinabgesenkt
                              									und schliesslich die obere Oeffnung des Cylinders wieder mit der abgeschliffenen
                              									Glasplatte verschlossen. Die Gase brannten aus einer Platindüse von 1 mm
                              									Durchmesser. Als flammen verlöschende Gasgemische galten solche, welche ein
                              									Auslöschen der Flamme spätestens in dem Augenblicke veranlassten, wenn diese beim
                              									langsamen Einsenken in den Cylinder ihre tiefste Stellung erreicht hatte.
                           Es wurde angenommen, dass ein Gasgemisch dann das Mindestmaass der für das Verlöschen
                              									der Flamme nöthigen Kohlensäure bezieh. Stickstoffmenge enthalte, wenn die Flamme in
                              									ihm beim Einsenken verlöschte, in einem Gemisch aber, das 1 Proc. weniger von dem
                              									auslöschenden Gas enthielt, einige Secunden nach beendetem Einbringen
                              									fortbrannte.
                           Die nachstehende Tabelle bringt die Mittelwerthe für die Gasgemische, welche im
                              									vorstehend erläuterten Sinne das Mindestmaass an auslöschendem Gas enthielten. Die
                              									Einzelwerthe, aus denen diese Mittel abgeleitet sind, zeigten Abweichungen bis zu 1
                              									Proc. in der Menge des auslöschenden Gases.
                           
                              
                                 Brennmaterial
                                 Auslöschender Kohlen-säurezusatz
                                 Auslöschender Stick-stoffzusatz
                                 
                              
                                 Zuge-fügteVolum-Pro-cente
                                 Volumprocen-tische Zusam-mensetzung
                                    											desGasgemisches
                                 Zuge-fügteVolum-Pro-cente
                                 Volumprocen-tische Zusam-mensetzung
                                    											desGasgemisches
                                 
                              
                                 O
                                 (N + CO2)
                                 O
                                 N
                                 
                              
                                 Absoluter Alkohol
                                 14
                                 18,1
                                 81,9
                                 21
                                 16,6
                                 83,4
                                 
                              
                                 Methylalkohol
                                 13
                                 18,3
                                 81,7
                                 18
                                 17,2
                                 82,8
                                 
                              
                                 Gewöhnliches   Lampenöl
                                 15
                                 17,9
                                 82,1
                                 23
                                 16,2
                                 83,8
                                 
                              
                                 Gleiche Volumina
                                 16
                                 17,6
                                 82,4
                                 22
                                 16,4
                                 83,6
                                 
                              
                                 Colza und Erdöl-    kerze
                                 14
                                 18,1
                                 81,9
                                 22
                                 16,4
                                 83,6
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 58
                                   8,8
                                 91,2
                                 70
                                   6,3
                                 93,7
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 24
                                 16,0
                                 84,0
                                 28
                                 15,1
                                 84,9
                                 
                              
                                 Methan
                                 10
                                 18,9
                                 81,1
                                 17
                                 17,4
                                 82,6
                                 
                              
                                 Aethylen
                                 26
                                 15,5
                                 84,8
                                 37
                                 13,2
                                 86,8
                                 
                              
                                 Kohlengas
                                 33
                                 14,1
                                 85,9
                                 46
                                 11,3
                                 88,7
                                 
                              
                           Der verwendete Stickstoff wurde durch Erhitzen einer Lösung von KNO2, ClNH4 und K2Cr2O7 entwickelt und enthielt 0,3 Proc.
                              									Verunreinigungen. Die Kohlensäure wurde aus Marmor und Salzsäure erzeugt und mit
                              									Wasser gewaschen.
                           Eine besondere Reihe von Versuchen lehrte, dass die Zusammensetzung der auslöschenden
                              									Gasgemische von der Flammengrösse nicht abhängt, wenigstens nicht innerhalb des
                              									untersuchten Grössenintervalls von 10 bis 37,5 mm Flammenhöhe.
                           Aus seinen Beobachtungen zieht der Verfasser folgende Schlüsse:
                           1) Verschiedene indifferente Gase üben bei gleicher Menge eine ungleiche auslöschende
                              									Wirkung.
                           2) Kohlensäure übertrifft den Stickstoff an auslöschender Kraft.
                           3) Die von einem Docht brennenden Flammen verlöschen alle nahe bei der gleichen
                              									Gaszusammensetzung.
                           4) Brennende Gase zeigen diese Gleichartigkeit nicht.
                           5) Es besteht kein einfaches Verhältniss bei brennenden Gasen zwischen dem
                              									Procentgehalte an Sauerstoff in der umgebenden Atmosphäre, bei dem sie verlöschen,
                              									und der Sauerstoffmenge, welche sie zu ihrer Verbrennung benöthigen.
                           Das Ausgehen der Flammen, die vom Docht brennen, vollzieht sich in der Weise, dass
                              									die Flamme immer kleiner wird, bis sie schliesslich verlischt. Die Flammen
                              									brennender Gase hingegen werden grösser, brennen fahl und verlöschen dann
                              									plötzlich.
                           Die Gründe für die grössere auslöschende Kraft der Kohlensäure sieht der Verfasser
                              									ausser in dem von Waldie früher betonten Umstände, dass
                              									die Verbrennungsproducte in einer dichteren Atmosphäre rascher fortdiffundiren und
                              									die Flamme in einer solchen deshalb kälter wird als in einer minder dichten,
                              									auch noch in der höheren specifischen Wärme der Kohlensäure und in der geringeren
                              									mittleren Geschwindigkeit der Gasmolekeln, die eine trägere Sauerstoffzufuhr zur
                              									Flamme in der mit Kohlensäure gegenüber der mit Stickstoff verdünnten Luft zur Folge
                              									hat.
                           Verfasser glaubt, dass die Annahme, Kohlensäure werde durch eine brennende
                              									Wasserstofflamme theilweise desoxydirt, angesichts des Umstandes, dass die
                              									Wasserstofflamme leichter in mit Kohlensäure als in mit Stickstoff verdünnter Luft
                              									verlöscht, nicht wahrscheinlich sei.
                           Der Umstand, dass Wasserstofflammen einen Zusatz von 58 Proc. Kohlensäure zur Luft
                              									erfordern, ehe sie ausgehen, ist bezüglich der Sicherheitslampen für Bergleute sehr
                              									erheblich.
                           Eine Nachschrift des Verfassers macht darauf aufmerksam, dass seine Ergebnisse,
                              									zusammengehalten mit einer Mittheilung von J. R. Wilson
                              										(American Journ. of Pharm., Bd. 1 Nr. 12), der
                              									zufolge ein Kaninchen wenigstens 1 Stunde ohne Schaden eine Luft, der 25 Proc.
                              									Kohlensäure zugemischt war, athmen konnte, die Annahme zu entkräften geeignet sind,
                              									dass ein Gasgemisch, in dem eine Lampe ausgeht, nicht mehr athembar sei.
                           
                              
                                 H.