| Titel: | Maschinenelemente. | 
| Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 251 | 
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                        Maschinenelemente.
                        Maschinenelemente.
                        
                     
                        
                           I. Röhren und Rohrleitungen.
                           Aus Veranlassung des schweren Unfalles auf der „Brandenburg“ hat der Geheime Admiralitätsrath a. D. Gurlt in dem Verein deutscher
                                    										Maschineningenieure einen Vortrag gehalten, aus dem wir nach dem uns
                              									freundlichst zugesandten Auszuge Nachstehendes entnehmenDer Vortrag
                                       											ist ausführlich wiedergegeben in Glaser's
                                             												Annalen vom 1. Juli 1894.:
                           Um auf den Dampfern die zur Verdoppelung ihrer früheren geringen Geschwindigkeit
                              									erforderliche achtfache Maschinenkraft unterzubringen, ist im Laufe weniger
                              									Jahrzehnte das Gewicht der Maschinen auf ein Drittel, ihr Kohlen verbrauch auf ein
                              									Viertel für die Pferdekraft vermindert worden – hauptsächlich durch Steigerung des
                              									Dampfdruckes auf das Neun- und Zehnfache. Diesen enormen Spannungen hielt aber die
                              									altbewährte kupferne Dampfleitung namentlich da nicht mehr stand, wo sie gegen die
                              									Wirkungen des Dampfdrucks und hoher Temperaturen nicht zweckmässig befestigt oder in
                              									Folge ihrer Anordnung heftigen Wasserschlägen ausgesetzt war; gelöthete Röhren haben
                              									in Folge von Ueberhitzung oft spröde Stellen, gezogene schwer erkennbare Längsrisse.
                              									Viele Menschenleben sind den aus weit klaffendem Bruch ausgeströmten Dampfmassen zum
                              									Opfer gefallen. Sicherer scheinen schon die sehr festen und dehnbaren Kupferröhren,
                              									die nach Elmore's Verfahren galvanisch unter stetiger
                              									Pressung des sich bildenden Niederschlages hergestellt werden. Auch geschweisste
                              									schmiedeeiserne Dampfröhren werden neuerdings angewandt. Aber auch diese würden
                              									nicht widerstehen können, wenn angesammeltes Condensations- oder übergekochtes
                              									Kesselwasser unter der Einwirkung des Dampfes in ihnen seine furchtbaren Stösse
                              									ausübte, deren Wucht bei Versuchen, welche kürzlich die Kaiserl. Marine
                              									veröffentlichte, bis über das 30fache des angewandten
                              									Dampfdruckes betrug. Gegen solche völlig unberechenbare Stosswirkung gewährt den
                              									Dampfleitungen auch die immer mehr zur Anwendung kommende Drahtumwickelung keine
                              									volle Sicherheit, da sie zwar gegen Längsriss, nicht aber gegen Querbruch stärkt.
                              									Eine Handhabung der Absperrventile vom Oberdeck aus ist bei Leitungsbrüchen
                              									nothwendig, um nachfolgende Kesselexplosionen zu verhüten, lässt sich aber nicht so
                              									schnell bewirken, dass nicht die Dampfausströmung schon Unglücksfälle verursacht
                              									haben könnte. Auch selbsthätig wirkende Kesselabsperrungen sind in Bezug auf die
                              									erforderliche Schnelligkeit nicht zweifellos oder könnten im entscheidenden Moment
                              									einmal versagen.
                           So gibt es denn nur ein nach menschlicher Berechnung sicheres Mittel: völlige
                              									Isolirung der ganzen Dampfleitung von allen sie umgebenden Räumen durch
                              									Einschliessung derselben in ein weites starkes Stahlblechgehäuse mit über das
                              									Oberdeck hinausgeführten weiten und stets offenen Ausgangsröhren für den
                              									ausströmenden Dampf. Dies Gehäuse schützt die Dampfleitung auch im Fall eines
                              									Wassereinbruchs in einen von ihr durchlaufenen Schiffsraum und sichert den
                              									Weiterbetrieb der Maschine; sie schützt die dünnwandigen Dampfröhren auch bei einer
                              									schweren Maschinenhavarie oder im Gefecht gegen äussere, durch Maschinen oder
                              									Geschossbruchstücke drohende Verletzungen. Alle nicht zum Maschinenbereich gehörigen
                              									Schiffsräume müssten unbedingt gegen Eindringen von Dampf völlig abgeschlossen
                              									sein. Dass bei den meisten Dampfrohrexplosionen nicht bloss die zunächst vom
                              									Dampfstrom Getroffenen, sondern alle in dem Raum Befindlichen den Tod fanden, hat
                              									seine Ursache nicht in einer blitzschnellen Verbrühung auch dieser Entfernteren,
                              									sondern in der Sperrung des einzigen Ausgangs durch den Dampf, indem die allein zur
                              									Benutzung stehenden Treppen und Leitern im Kessel- oder Maschinenraum selbst in die
                              									Höhe, also mitten durch den Bereich des nach oben strömenden Dampfes führen. Diese
                              									Einrichtung haben die allermeisten Dampfer, daher ist auf allen diesen die
                              									Herstellung von Nothausgängen unbedingt erforderlich, die zunächst unten aus dem
                              									betreffenden Raum hinaus und erst ausserhalb desselben auf geräumiger Treppe nach
                              									dem Oberdeck zu entkommen gestatten. Kesselräume müssten an jedem Ende einen solchen
                              									Ausgang erhalten, weil dort, wo nur einer vorhanden, die Leute von ihm durch die
                              									Dampfausströmung abgeschnitten werden können. Auf einem Dampfer, wo letzteres der
                              									Fall war und wo alle Leute im Kesselraum, in den die Ausströmung erfolgte, getödtet
                              									wurden, blieben diejenigen, welche sich ganz nahe der letzteren in einem nach dem
                              									Maschinenraum führenden, offenen Gange befanden, unverletzt, weil der lebhaft nach
                              									oben strömende Dampf sofort einen starken Luftstrom aus dem Maschinen- nach dem
                              									Kesselraum erzeugte, der den Dampf nicht in jenen eindringen liess. Damit nun solche
                              									selbsthätige Luftströmung gesichert bleibe, ist jeder dieser Räume und jeder
                              									Nothtreppenschacht mit weiten, über das Oberdeck hinausgeführten, stets offenen
                              									Dampfausgangs- bezieh. Lufteintrittsröhren (natürlich mit Regendach) zu versehen.
                              									Ohne diese Oeffnungen erhitzt sich, wie der Vortragende durch Versuche im Kleinen
                              									festgestellt hat, sowohl der Ausströmungsraum, wie der zugehörige Ausgangsschacht in
                              									wenigen Minuten auf fast 100° C., bei genügenden Oeffnungen dagegen der Raum selbst
                              									schon weit weniger, während in den Ausgangsschacht der Dampf überhaupt nur noch
                              									eindringt, wenn er aus einem Riss auf der Unterseite der Leitung, also zunächst nach
                              									unten strömt. Dieser ungünstigste Fall ist jedoch maassgebend und jeder Maschinen-
                              									und Kesselraum daher mit einer Anzahl durchlöcherter Röhren zu versehen, aus welchen
                              									man mit einem einzigen Handgriff einen starken Seewasserregen niederströmen lässt,
                              									der durch theilweise Condensirung des Dampfes die Temperatur im Raum noch weiter
                              									erniedrigt, und zugleich den Menschen, bis sie letzteren verlassen haben, die
                              									dringend nöthige rein äusserliche nasse Kühlung gewährt. Denn nach einer vom
                              									Vortragenden selbst gemachten Probe kann man grössere Hitze in den Athmungsorganen,
                              									also innerlich, als z.B. auf dem Handrücken vertragen. Welches übrigens die
                              									lebensgefährliche Temperatur der mit Wasserdampf gesättigten Luft ist, hat die
                              									Physiologie noch nicht ergründet, und es ist deshalb anzustreben, die Hitze nicht
                              									über die in Dampfbädern höchstens etwa zugelassenen 55° kommen zu lassen. Auch den
                              									in den Kohlenräumen Befindlichen muss ein schnelles Entkommen auf Leitern, die nach
                              									einem Einschüttloch führen, gesichert sein.
                           Die Einkapselung der Dampfleitung macht die Nothausgänge nicht entbehrlich, weil auch
                              									Maschinen- und Kesselbrüche nicht ausser Betracht bleiben dürfen. Das höchst
                              									mögliche Maass von Sicherheit zu schaffen, gebietetschon die Menschlichkeit
                              									gegen Maschinisten und Heizer; denn von ihrer unerschütterlichen Rühe und
                              									Kaltblütigkeit hängt heutzutage das Geschick des ganzen Schiffes und aller auf ihm
                              									ab, für deren Leben also jene Sicherung auch eine der stärksten Bürgschaften bietet.
                              									Bald wird auch der Oceanreisende bei der Wahl des Schiffes nicht mehr den höchsten
                              									Luxus, sondern die höchste Sicherheit, die es bietet, entscheiden lassen, dem Rheder
                              									aber würden seine vollbesetzten Schiffe die Auslagen und Opfer reichlich ersetzen,
                              									die er an Raum für Fracht und Passagiere gebracht hat, um jene Sicherheit zu
                              									schaffen, die heute dem Weltverkehr mehr Noth thut, als das Wettjagen über den
                              									Ocean, um dem anderen eine Stunde abzugewinnen.
                           In Glaser's Annalen vom 1. October 1894 macht A. Brandt, Director der Firma A. Borsig in Berlin, einige Entgegnungen, in denen er Folgendes
                              									ausführt:
                           Nach seiner Ansicht sind die Wasserstösse in den Dampfrohrleitungen nicht so
                              									erheblich, als Gurlt sie schildert; auch die
                              									Materialfehler hält er nicht für so erheblich, und glaubt, dass diese ursprünglich
                              									gar nicht vorhanden seien und vielfach erst durch die Anstrengungen beim Betriebe
                              									entstehen, z.B. durch die unvermeidlichen Molekularbewegungen in Folge wechselnder
                              									Temperatur. So sei das explodirte Rohr des Dampfers Elbe mit einem Probedruck von 20 bezieh. 23½ at, also mit dem doppelten
                              									Betriebsdrucke, abgepresst worden. Wenngleich das Material an der Bruchstelle um 13
                              									Proc. gegenüber dem übrigen Material verminderte Festigkeit besass, so kann doch
                              									dieser Materialfehler nicht als Ursache des Bruches gelten; vielmehr müssen in allen
                              									vorstehend berührten Fällen Constructionsfehler als Beschädigung angesehen werden.
                              									(Sollte nicht, wie das bei Druckproben an fertigen Kesseln vielfach nachgewiesen
                              									ist, der übergrosse Druck beim Abpressen den Keim zum Untergang gelegt haben? D.
                              									R.)
                           Der Vortragende betont alsdann die Nothwendigkeit, der Rohrleitung Gefälle nach der
                              									Maschine hin zu geben. Wo die örtlichen Verhältnisse nöthigen, die Leitungen
                              									ansteigen zu lassen, müssen diese Strecken möglichst senkrecht liegen. Auch macht er
                              									auf den Einfluss des Schlingerns der Schiffe bezüglich dieser Verhältnisse
                              									aufmerksam. Ebenso sind seine Bemerkungen über die Lage der Rohre und die
                              									Compensationsvorrichtung wohl zu beachten. Als Packung für die Rohrflanschen
                              									empfiehlt Brandt besonders die Metallpackung mittels
                              									Kupferringen von Staeding und Meysel (1893 287 * 35). Die von ihm dargelegten
                              									Constructionsgesichtspunkte seien bei vielen Rohrleitungen seit mehr als zehn Jahren
                              									und stets mit gutem Erfolg angewendet worden, auch habe er Hinweise angetroffen,
                              									dass die gleichen Grundsätze auch anderwärts Beachtung finden. Die Anwendung der
                              									Pendelrohre führe auch den nicht zu unterschätzenden Vortheil herbei, dass sogen.
                              									Passrohre fast nie erforderlich werden.
                           Wagerechte gerade Rohrleitungstheile, Dampfsammler u.s.w., dürfen nur in solcher
                              									Länge angewendet werden, dass sie durch zwei Unterstützungen hinreichend getragen
                              									werden. Bei Oeffnung des Dampfabsperrventils am Kessel erwärmt sich eine Rohrleitung
                              									stets zunächst in ihrem oberen Theil und hebt sich von etwaigen mittleren
                              									Unterstützungen ab. Wird dadurch die Entfernung der Stützpunkte zu gross, so sind
                              									Brüche, innere Corrosionen, Undichtigkeit der Flanschenverbindungen u.s.w. die
                              									Folge, Solche gerade Rohrleitungstheile müssen deshalb, wenn ihr Durchmesser
                              									von Belang ist, in Pendelstücke zerlegt werden. Bei Schiffen muss dies
                              									selbstverständlich mit Rücksicht auf das Schlingern mit entsprechender Vorsicht,
                              									nöthigenfalls unter Anwendung von Wasserscheidern u.s.w. geschehen.
                           Hierauf erwidert Gurlt in Glaser's Annalen Nachstehendes:
                           Was zunächst die Unzuverlässigkeit des Materials betrifft, so bietet nach der Ansicht
                              										Brandt's eine Wasserdruckprobe der Dampfleitung mit
                              									dem doppelten Betriebsdruck vor der ersten Inbetriebsetzung und eine Wiederholung
                              									derselben alle acht bis zehn Jahre vollkommene Sicherheit gegen gefährliche Rohrbeschädigungen in Folge von Materialfehlern.
                           Für die kupfernen Rohrleitungen an Bord, welche dort bisher fast ausschliesslich
                              									Anwendung fanden und zunächst auch in Zukunft wohl noch weiter finden werden,
                              									besteht indessen diese vollkommene Sicherheit nicht; denn neue Rohrleitungen dieser
                              									Art, welche anstandslos jene Probe ausgehalten haben, sind kurze Zeit nach derselben
                              									aus Veranlassung von Materialfehlern aufgerissen und haben zum Theil sehr schwere
                              									Katastrophen herbeigeführt.
                           Was die in meinem Vortrage – sagt Gurlt – als besonders
                              									gefährlich bezeichneten Wasserstösse in der Dampfleitung betrifft, so können solche
                              									nach Brandt's Meinung überhaupt nicht entstehen, wenn
                              									die im Uebrigen richtig angelegte Leitung mit selbsthätiger Entwässerung versehen
                              									ist.
                           Dies mag für Landdampfleitungen zutreffen, sowohl in
                              									Bezug auf das in ihnen sich sammelnde Condensationswasser, als auf das durch
                              									Ueberkochen in dieselben gelangende Kesselwasser. Letzteres tritt, bei der
                              									Unbeweglichkeit der Dampflandkessel und der grossen Höhe des Dampfaustritts über der
                              									Oberfläche des Kesselwassers, wenn überhaupt, dann in so geringer Menge auf, dass
                              									man bei Landdampfmaschinen die selbsthätigen Wasserauswurfventile im Boden und
                              									Deckel der Dampfcylinder nicht für erforderlich erachtet, welche sich bei den
                              									Schiffsmaschinen als unentbehrlich erwiesen, aber selbst diese nicht immer haben vor
                              									Zertrümmerung bewahren können.
                           Das in den Schiffskesseln fast immer in Bewegung befindliche Wasser wird bei starkem
                              									Seegange oft Tage und Wochen lang so heftig umhergeschleudert, dass ein plötzliches
                              									und massenhaftes Uebertreten desselben in die meistens nicht hoch über dem
                              									Wasserspiegel ausmündende Dampfleitung sehr leicht erfolgen kann. Selbsthätige
                              									Vorrichtungen aber, welche diese Wassermasse sicher und ebenso schnell aus der
                              									Leitung entfernen, als sie in dieselbe eindrang, sind bis jetzt nicht bekannt
                              									geworden und auch wohl sehr schwer herzustellen; ehe solche nicht vorhanden, bleibt
                              									die Gefahr der in ihrer Wirkung ebenso furchtbaren, wie unberechenbaren Wasserstösse
                              									für die Schiffsdampfleitungen bestehen, und zwar in um so höherem Maasse, je mehr
                              									Biegungen in denselben vorhanden sind.
                           Aus letzterem Grunde dürfte auch ein Schiffsmaschinentechniker kaum geneigt sein, ein
                              									gerade angeordnetes Dampfrohr, welches z.B. von den Kesseln direct zum
                              									Hauptwassersammler im Maschinenraum und durch eine gewöhnliche Stopfbüchse in
                              									denselben hineingeführt ist, durch die von Brandt
                              									empfohlene Anordnung einer ihrer Länge nach aus Pendelstücken zusammengesetzten
                              									Rohrleitung zu ersetzen, da jedes dieser Stücke ein viermaliges, kurzes Umbiegen der
                              									letzteren mit sich bringt, abgesehenvon einer an sich nicht erwünschten Vermehrung der
                              									Dichtungsstellen. Das von Brandt als Veranlassung für
                              									seine Anordnung angeführte, wohl bei eisernen Dampfleitungen beobachtete Verbiegen
                              									derselben in Folge einer stärkeren Erwärmung ihres oberen Theils beim Dampfeinlassen
                              									kommt übrigens bei Anwendung der an Bord allgemein üblichen, ganz allmählichen
                              									Erwärmung der die Wärme überdies besser leitenden Kupferröhren kaum vor.
                           Ebenso wenig empfiehlt es sich, in einer geraden Schiffsdampfleitung, wie die oben
                              									erwähnte, die eine gewöhnliche Stopfbüchse, welche deren Längsausdehnung durch die
                              									Wärme völlig unschädlich macht, durch ein Querpendel von der dargestellten Art zu
                              									ersetzen. Denn erstens erhöht ein solches, mit Rücksicht auf das Schlingern des
                              									Schiffes, die von einem Wasserstoss drohende Gefahr in noch viel höherem Maasse, als
                              									die vorerwähnten kurzen Auslegungen der Längspendel, weshalb auch der Verfasser
                              									selbst für diesen Fall entsprechende Vorsicht und Anwendung besonderer
                              									Wasserscheider für nöthig erachtet – von denen natürlich das oben Gesagte ebenfalls
                              									gilt. Während zweitens die Gelenke eines solchen Querpendels in einer Landleitung
                              									während jeder Betriebsperiode nur zweimal – am Anfang durch Erwärmung, am Ende durch
                              									Abkühlung – eine ganz langsame Verdrehung erfahren und in der ganzen Zwischenzeit
                              									sich völlig ruhig verhalten, würden dieselben an Bord bei jedem stärkeren Seegang
                              									nicht nur beständigen Erschütterungen, sondern in Folge der elastischen Biegungen
                              									des Schiffskörpers auch unaufhörlichen kleinen Hin- und Herdrehungen ausgesetzt
                              									sein, welche nicht wohl die Anwendung gewöhnlicher Flanschenverbindungen gestatten,
                              									vielmehr an deren Stelle zwei Stopfbüchsen erfordern würden, auf deren ungünstig
                              									durch jene Erschütterungen u.s.w. beanspruchten Ankern die Sicherheit der
                              									Rohrleitung beruhen würde. Bei Anwendung des Querpendels würden drittens die
                              									sämmtlichen Rohrflanschen der ganzen Leitung sammt ihren Schrauben ausser dem Druck
                              									zum Dichthalten der Flanschen Verbindungen und ihrer sonstigen Beanspruchung durch
                              									Erschütterungen u.s.w. auch noch den vollen Dampfdruck auf den Rohrquerschnitt
                              									auszuhalten haben, während dieser letztere bei der gewöhnlichen Anordnung des
                              									geraden Dampfrohres mit einer Ausdehnungsstopfbüchse ganz in Fortfall kommt und nur
                              									die durch das Rohr verbundenen Endtheile – im obigen Beispiel also die Kessel und
                              									der Hauptwassersammler – gegen diesen Druck abgestützt werden müssen, was bei ihrer
                              									ohnehin nothwendigen sicheren Befestigung im Schiffe leicht mitberücksichtigt werden
                              									kann.
                           Vorstehende Erörterung dürfte darthun, dass die in meinem (Gurlt's) Vortrage zum Ausdruck gebrachten Anschauungen über die den
                              									Schiffsdampfleitungen innewohnenden Gefahren und die Nothwendigkeit besonderer
                              									Sicherheitsvorkehrungen gegen dieselben durch den besprochenen Aufsatz nicht
                              									alterirt werden; und zwar gilt dies nicht allein von der grossen Masse der
                              									vorhandenen neueren Dampfer – welchen auch Brandt jene
                              									Gefahren nicht abspricht –, sondern bis auf weiteres auch von den künftig zu
                              									erbauenden Schiffen, und hier vielleicht in noch höherem Maasse, so lange nämlich
                              									das Bestreben besteht, immer noch höhere Dampfspannungen zur Anwendung zu
                              										bringen.Wir bringen
                                    											hier die selbsthätigen Absperrventile, die in dem französischen Regulative
                                    											für die Zuleitung von jedem Kessel aus vorgeschrieben sind, in Erinnerung,
                                    											die ausführlich beschrieben sind an folgenden Stellen: 1885 258 * 484. 1887 264 *
                                    											358. 1888 267 * 244. 1892 285 * 272. 1893 290 * 153. Die
                                    											Anwendung und Ausbildung dieser Armaturtheile kann nicht dringend genug
                                    											empfohlen werden.(D. R.)
                           Aus Veranlassung desselben Unfalles bespricht Haedicke in Stahl und Eisen, 1894 Nr. 13, die
                              									elastischen Röhrenverbindungen und macht insbesondere auf die mitunter vorkommenden
                              									hohen Spannungen bei Richtungsänderungen und damit in Zusammenhang stehenden
                              									Constructionen von Stopfbüchsen aufmerksam und führt Folgendes aus:
                           Der erste Umstand, welcher bei Verwendung langer Dampfleitungen Aufmerksamkeit
                              									erheischt, ist die Ausdehnung und Zusammenziehung, welche in Folge des
                              									Temperaturwechsels auftreten.
                           Der Ausdehnungscoëfficient des Eisens ist 0,00115 für 100°. Legt man eine
                              									Dampfspannung von 5 bis 6 at Ueberdruck zu Grunde, so kann man mit einer
                              									Temperaturdifferenz von rund 150° rechnen, was für eine 10 m lange Rohrleitung 17 mm
                              									ergibt. Für Kupfer ist etwa der 1½ fache Werth einzusetzen, was auf eine Bewegung
                              									von 25 mm des freien Endes eines am anderen Ende festgelegten 10 m langen
                              									Kupferrohres führt. Die Unzulässigkeit, eine solche Leitung starr mit Kessel und
                              									Maschine u.s.w. zu verbinden, ist bekannt. Die Mittel, welche diesem Umstand
                              									Rechnung tragen, sind das Knie, der Bogencompensator, der Linsencompensator und die
                              									Stopfbüchse. Hierzu tritt noch die freie Lagerung eines mehreren neben einander
                              									liegenden Kesseln gemeinsamen Rohres, bei welchem man die Ableitung in der Mitte
                              									anbringt.
                           Bei einigen der angegebenen Constructionen tritt noch die sehr wesentliche Frage der
                              									Aufnahme der Spannungen hinzu.
                           Das Knie und ebenso der Bogencompensator sind als stabile Organe anzusehen. An beiden
                              									Enden verschlossen und einer inneren Spannung ausgesetzt, unterliegen sie nur
                              									denjenigen Bewegungen, welche wir bei der Bourdon-Manometerfeder zur Spannungsangabe
                              									ausgenutzt finden. Diese Bewegungen sind gering und geben zu Bedenken nur in wenigen
                              									Fällen Veranlassung.
                           Anders liegt es mit der Stopfbüchse. Hier kommt der volle, dem Rohrquerschnitt
                              									entsprechende Dampfdruck zur Geltung. Für einen lichten Durchmesser von 20 cm und 5
                              									at Ueberdruck erhalten wir eine nach beiden Seiten hin auf Trennung wirkende Kraft
                              									von 314 . 5 = 1570 k, welche unbedingt aufgenommen werden muss, falls man nicht
                              									einen bedenklichen dauernden Druck wirken lassen will, zu dessen Aufnahme
                              									beispielsweise 3 Stück ¾zöllige Schrauben erforderlich sein würden. Die
                              									Vernachlässigung dieses Umstandes kann sehr ernste Folgen haben, namentlich wenn ein
                              									Knie auf die Stopfbüchse folgt.
                           Noch bedenklicher ist der Linsencompensator. Bei diesem kommt ein Durchmesser zur
                              									Berechnung des Dampfdruckes in Betracht, welcher zwischen dem des Rohres und dem des
                              									Compensators liegt und von der Nachgiebigkeit des Bleches abhängt. Nehmen wir
                              									denselben zu 30 cm an, so erhalten wir, wieder bei 5 at Ueberdruck, eine
                              									aufzunehmende Spannung von 707 . 5 = 3535 k, wozu etwa 7 Stück ¾zöllige Schrauben
                              									verwendet werden müssten. Dieser Umstand wird indessen wohl selten übersehen, da
                              									stets die Rohrenden festgelegt werden und die Ausdehnung sich nur durch
                              									Vergrösserung und Verkleinerung der Linsendicke geltend macht.
                           
                           Bei den Schiffsdampfmaschinen tritt zu diesen beiden Erscheinungen noch das
                              									Erzittern, dem der ganze Schiffskörper mehr oder weniger ausgesetzt ist, sowie die
                              									ausserordentliche Erhöhung, welche die Dampfspannung in neuester Zeit erfahren
                              									hat.
                           Die Erzitterungen erfordern selbst bei sehr kurzen Leitungen Vorsichtsmaassregeln.
                              									Man findet daher häufig bei dicht neben einander liegenden Dampfcylindern die Linse
                              									verwendet, in anderen Fällen trompetenartigen Anschluss. Beide Constructionen sind
                              									nur für kleine Bewegungen bestimmt.
                           Zu diesen Ausgleichsmitteln tritt nun noch wieder die Stopfbüchse, gegen deren
                              									Verwendung zuweilen schwere Bedenken zu erheben sind. Ein in der Marine
                              									verschiedentlich verwendetes Absperrventil ist dasjenige, welches mit seiner
                              									Rohrleitung durch eine Stopfbüchse verbunden ist. Offenbar hat eine derartige
                              									Stopfbüchse einen Sinn, wenn sie Bewegungen des Rohres aufzunehmen hat, erfordert
                              									aber gebieterisch eine Sicherung der Stabilität. Bewegungen des Rohres sind
                              									vorauszusehen, wenn dasselbe gerade fortgeführt wird und irgendwo, am Kessel oder
                              									auf dem Wege eines gestützten Kniees einen festen Widerhalt hat. Der das Rohr
                              									hinaustreibende Druck beträgt beispielsweise bei einer Spannung von 12 at und einer
                              									lichten Rohrweite von 30 cm 707 . 12 = 8484 k, zu dessen Aufnahme 8 bis 9 Stück
                              									1zöllige Schrauben nothwendig sein würden. Es ist dies eine Kraft, die nicht
                              									ungestraft übersehen werden darf. Mit dieser Kraft werden die beiden, an den Enden
                              									des Rohres befindlichen Objecte aus einander gepresst. Das Ventil wird z.B. nach
                              									links, der andere Gegenhalt nach rechts gedrängt, und es ist zweifelhaft, ob beide
                              									Theile ohne weiteres als so widerstandsfähig angesehen werden können, dass man ihnen
                              									die Aufnahme dieses Druckes auf die Dauer unbedenklich überlassen kann. Es erscheint
                              									vielmehr erforderlich, Ventil und den anderen Gegenhalt sorgfältig mit einander zu
                              									verbinden. Das Rohrende kann sich dann vorschriftsmässig in der Stopfbüchse hin und
                              									her bewegen und diese wird voll und ganz ihren Zweck erfüllen.
                           Vorsicht ist ferner geboten, wenn das Rohr einen ∞-förmigen Verlauf nimmt. Hier ist
                              									die nachgiebige Eigenschaft des Kniees noch nicht in genügender Weise vorhanden.
                              									Unter der Voraussetzung der freilich bereits schwieriger herzustellenden Abstützung
                              									der Anschlüsse an den beiden Rohrenden wird auch hier die Stopfbüchse spielen und
                              									ihre Aufgabe leisten.
                           Anders ist es bei der Verwendung eines vollen Kniees. Hier genügt selbst eine auf
                              									irgend eine Weise erreichte Starrheit des Ventils und des anderen Rohrendes nicht,
                              									sondern es muss noch dafür gesorgt werden, dass das Rohr sich aus der Stopfbüchse
                              									nicht herausziehen kann, denn auf die diesbezügliche Widerstandsfähigkeit des
                              									Kniees, einer Kraft von 8½ t gegenüber ist nichts zu geben. Hier ist nun die sogen.
                              									Stopfbüchssicherung eingeführt worden. Es gibt deren zwei Formen. Man versieht das
                              									Rohr mit einem Flansch und hält diesen mit Hilfe besonderer Schrauben oder der
                              									verlängerten Stopfbüchsschrauben fest. Die andere Form besteht in der Anbringung
                              									eines Ringes am Ende des Rohres, welcher durch die Packung zurückgehalten wird. Mit
                              									dieser Anordnung ist die Nothwendigkeit verbunden, die Stopfbüchsringe zweitheilig
                              									zu machen. In beiden Fällen ist allerdings gegen ein Herausziehen des Rohres
                              									gesorgt. Wenn schon diese beiden Sicherungen ihre Aufgabe als solche zu erfüllen im
                              									Stande sind, so geben sie doch in Verbindung mit der Stopfbüchse zu eigenartigen
                              									Betrachtungen Veranlassung. – Wir denken uns eine solche Stopfbüchse mit
                              									Flanschensicherung fertig montirt. Der Monteur wird mit Rücksicht auf die beim
                              									Dampfeinlassen zu erwartende Ausdehnung die Muttern angedreht haben, so also, dass
                              									sie eben lose anliegen. Jetzt wird angewärmt. Das Rohr dehnt sich aus und die
                              									Stopfbüchse kommt als solche zur Wirkung, gestattet also das Einschieben des
                              									Rohrendes. In Folge dessen löst sich der Flansch von der Mutter ab und zeigt den der
                              									Ausdehnung des Rohres entsprechenden Spielraum. Jetzt wird mehr Dampf gegeben; es
                              									beginnt die Spannung desselben sich geltend zu machen. Das Rohr hat, in Folge der
                              									Temperaturerhöhung, eher die Tendenz, weiter nach einwärts als nach auswärts zu
                              									gehen, und da es auf diese Weise dem Ventil keinen Halt mehr geben kann, so ist dies
                              									auf die eigene Festigkeit angewiesen. Es kommt jetzt darauf an, ob der Flansch
                              									desselben dem grossen Moment gewachsen ist, welches sich auch aus dem Dampfdruck und
                              									dem Hebelarm desselben, dem Abstand der Rohrmitte vom unteren Flansch, berechnen
                              									lässt. In Wirklichkeit wird das Ventil etwas nachgeben und vielleicht durch Lecken
                              									des unteren Flansches seinen Protest gegen die Mangelhaftigkeit der Rohrverbindung
                              									kundgeben, bis die Mutter zur Anlage gelangt und damit die Sicherung in Thätigkeit
                              									tritt. Dies kann jedoch nur dann von Erfolgsein, wenn das Rohr als Zugorgan wirken
                              									kann, also möglichst in gerader Linie bis zu einem festen Halt fortgeführt ist. Noch
                              									schlimmer würden sich die Folgen zeigen, wenn der Monteur den Sicherheitsmuttern von
                              									Anfang an Luft gegeben haben würde, in welchem Falle die Widerstandsfähigkeit des
                              									Ventils noch weit mehr beansprucht werden würde. Denn in diesem Fall kommt die
                              									Sicherung überhaupt nicht zur Geltung. Es erscheint unzweifelhaft, dass die
                              									Stopfbüchse hier nur selten einen Zweck haben kann, wenn nicht eine Absteifung des
                              									anderen Rohrendes stattgefunden hat. Dann aber hat die Sicherung wieder keinen Sinn.
                              									Denn diese wirkt erst, nachdem der Sicherungsflansch bezieh. -ring zur Anlage
                              									gekommen ist, nachdem also das Ventil sich bereits um das Maass der Ausdehnung des
                              									Rohres einseitig abgebogen hat, was ihm aber nicht zugemuthet werden darf. Alles
                              									dies kann vermieden werden durch eine Vorrichtung, welche von dem früheren kaiserl.
                              									Marineingenieur Glass angegeben worden ist.
                           Man führt nämlich das Rohr durch das Ventil durch und schliesst es dort ab. Dadurch
                              									wird es in eine stabile Leitung übergeführt und es wird die zweifelhafte Verwendung
                              									der besprochenen Sicherungen unnöthig gemacht. Das Rohr kann sich frei in der
                              									Stopfbüchse bewegen, und auf das Ventil kommt gar keine seitliche Kraft.
                           Hat das Rohr aber ein Knie, so wird sich beim Anwärmen nur dann eine Lücke zwischen
                              									der Mutter und dem Sicherungsflansch zeigen, wenn das Knie nicht elastisch wirkt.
                              									Hat es dagegen einige Länge, ist es also ein Knie in dem bisher angenommenen Sinne,
                              									d.h. nachgiebig, so wird sich das Rohrende einfach gar nicht hineinschieben, da beim
                              									Anwärmen die Ausdehnung durch die Elasticität des Knies unter Mitwirkung der meist
                              									nicht geringen Reibung der Stopfbüchse aufgehoben wird. Sobald aberdie eigentliche
                              									Dampfspannung zu wirken beginnt, legt sich der Sicherheitsflansch erst recht gegen
                              									die Muttern, bezieh. gegen die Packung. Die Stopfbüchse kommt also gar nicht zur
                              									Geltung. Die Sicherheitsvorrichtung aber ist dann nur als eine Correctur des Fehlers
                              									zu betrachten, welcher in der Anordnung der Stopfbüchse liegt. Die einfache feste
                              									Flanschenverbindung bietet hier ohne weiteres die erforderliche Sicherheit. Fehlt
                              									aber auch die Sicherung, so gestaltet sich der Vorgang wie folgt:
                           Mit der furchtbaren Gewalt von 8½ t wird das Rohr zunächst herausgedrängt und findet
                              									darin nur Widerstand in der Festigkeit des Knies. Dasselbe wird sich etwas
                              									zusammengeben und der Flansch muss brechen. Kann das zweite Knie nachgeben, so wird
                              									das Ventil unbeschädigt bleiben können und der Vorgang mit dem Herausschleudern des
                              									Rohrendes seinen Abschluss finden.
                           Kann das Knie nicht nach unten nachgeben, so will sich das obere Knie um seinen
                              									Stützpunkt drehen und es tritt eine Componente auf, welche auf das Ventil nach oben
                              									wirkt. Die Gefahr liegt nahe, dass der Flansch bricht; seine Widerstandsfähigkeit
                              									könnte der gewaltigen Aufgabe nicht gewachsen sein.
                           Erscheint hiernach die Anbringung einer Sicherung für die Stopfbüchse unabweislich,
                              									so muss man trotzdem gegen die einseitige Stopfbüchse überhaupt Bedenken erheben.
                              									Bei gerader Leitung oder steifem Knie würde die Anordnung der Doppelstopfbüchse nach
                              									dem Glass'schen Vorschlag warm zu empfehlen sein. Bei
                              									vollem, d.h. als nachgiebig anzusehendem Knie dürfte die feste Flanschverbindung der
                              									immerhin recht bedenklichen einfachen Stopfbüchse vorzuziehen sein, wobei aber eine
                              									Versteifung des Ventils erforderlich sein wird. Auch hier kann die Doppelstopfbüchse
                              									verwendet werden, wenn man in der Lage ist, das Knie durch ein geeignetes Zugorgan
                              									in sich abzustützen. Dann würden Knie und Ventil, jedes für sich, entlastet und doch
                              									die erforderliche Beweglichkeit gewährleistet sein.
                           Einen sehr beachtenswerthen Vortrag über die Frage: „Welches sind die besten
                                 										Dichtungsmaterialien für hohe Dampfspannungen, und wie haben sich dieselben
                                 										bewährt?“ hat der Oberingenieur des Württembergischen
                              									Kesselüberwachungsvereins, Lechner, auf der
                              									Delegirtenversammlung in Eisenach gehalten. Der übersichtliche Vortrag ist
                              									veröffentlicht in Mittheilungen aus der Praxis des
                                 										Dampfkessel- und Dampfmaschinenbetriebes, 1894 Nr. 20; wir müssen uns
                              									jedoch hier auf diesen Hinweis beschränken.
                           Bemerkenswerthe Mittheilungen über Röhren macht Nr. 21 von Stahl und Eisen, Jahrg. 1893, gelegentlich eines Berichtes über die
                              									Ausstellung in Chicago. Es heisst in demselben: Röhren aus
                                 										schmiedbarem Eisen: Das Hauptinteresse boten die Röhren aus schmiedbarem
                              									Eisen. Es ist noch nicht lange her, als man behauptete, solche Röhren, wenn sie
                              									geschweisst werden sollten, seien nur aus Schweisseisen herzustellen. Dann lernte
                              									man das an sich viel bessere Flusseisen schweissen, und der grösste Theil
                              									geschweisster Röhren besteht heutigen Tages aus Flusseisen. Aber jede Schweissung
                              									hat bekanntlich ihre Mängel, welche sich nie ganz beseitigen lassen und welche nur
                              									durch sorgfältige Proben unschädlich gemacht werden können. Aus diesem Grunde hat
                              									man schon lange versucht, schweissnahtlose Röhren herzustellen, ohne mit den
                              									Versuchen zum Abschluss gekommen zu sein, wie die Ausstellung bewies.
                           Geschweisste Röhren: Die gewöhnliche Schweissung ist
                              									bekanntlich die in der Längsnaht des Rohres. Sie ist noch heute die üblichste. Der
                              									nöthige Druck wird dabei durch eine unbewegliche Furche (Zangenfurche mit Dorn beim
                              									Ziehen) oder durch eine bewegliche Furche (Walzenfurche mit oder ohne Dorn beim
                              									Walzen) ausgeübt. Die Schweissung kann in jedem Falle stumpf oder mit Ueberlappung
                              									ausgeführt werden. In ersterem Falle ist der Regel nach die Haltbarkeit grösser.
                              									Solche Schweissung genügt selbst für hohe Drucke bis zu 10 at und darüber, wenn der
                              									Durchmesser des Rohres nicht zu gross ist. Ein Beweis dafür war in den Röhren der
                              									Babcock- und Wilcox-Dampfkessel geliefert.
                           Grössere Gegenstände dieser Art, welche aus schmiedbarem Eisen hergestellt werden
                              									sollen, sind sehr schwierig zu schweissen und erfordern ungemein grosse
                              									Geschicklichkeit der Arbeiter. Auch in dieser Richtung stand eine deutsche Firma
                              									obenan, und zwar Fitzner in Laurahütte, Oberschlesien.
                              									Die Ausstellung, welche bei allen Sachverständigen grosse Beachtung fand, war reich
                              									an verschiedenen geschweissten Gegenständen. Abgesehen von geschweissten Röhren
                              									jeder Art, waren besonders geschweisste Gefässe für Brauereien (Kühlapparate),
                              									dichte Einsätze für Holzgefässe, namentlich für Cellulosefabriken, Gefässe für
                              									zusammengepresste Kohlensäure, Sauerstoff und andere Gase, Leuchtgasbehälter, hohle
                              									Wellen, Retorten, Tiegel und Gefässe für elektrolytische Anstalten zu sehen. Das
                              									merkwürdigste Stück war ein 65,5 Fuss langes, 31 Zoll weites Dampfrohr. Man hatte es
                              									ausgestellt, um zu zeigen, dass die Schweissung keine Grenzen kenne, als die der
                              									Transportfähigkeit. Das Rohr wog 3½ t und hatte 5/16 Zoll Wandstärke. Eine hohle Welle,
                              									die ausgestellt war, hatte 16 Fuss Länge, 12 Zoll äusseren Durchmesser und eine
                              									Wandstärke von ¾ Zoll, während eine für einen artesischen Brunnen bestimmte Röhre
                              									nur 3/16 Zoll
                              									Dicke hatte und mit angeschweissten Ansätzen für die Verbindungen versehen war.
                              									Meines Wissens – sagt der Referent – wird beim Schweissen Wassergas gebraucht,
                              									welches für diesen Zweck sich wohl bewährt, während es als Feuerungsmaterial im
                              									Allgemeinen vollkommen Fiasko gemacht hat. Alle anderen vorgeschlagenen
                              									Schweissungen, wie die spiralförmige, welche die Eisenhüttenleute noch 1890 mit
                              									aussichtsvollen Hoffnungen beobachten konnten, sind wieder verschwunden.
                           Die elektrische Schweissung war nur in unvollkommenen Proben zu sehen, bald geschah
                              									sie unter Wasser, also in Wasserstoffatmosphäre (vgl. 1893 290 * 73. * 97. * 127), bald durch Durchleitung des elektrischen Stromes
                              									durch die zu schweissenden Theile, bald durch Aufleitung des elektrischen Stromes.
                              									Wohl ist zu erwarten, dass sich bei Ausbildung der nöthigen Instrumente (vgl. Sitzungsbericht der Verhandlungen des Vereins zur
                                 										Beförderung des Gewerbfleisses; 1893, Octobersitzung) das letztere
                              									Verfahren Bahn brechen werde, aber für grössere Gegenstände bedarf es doch noch
                              									vieler Fortschritte.
                           Interessant war noch die Ausstellung der Tyler Tube and Pipe
                                 										Co. in Washington, weil sie, um die Biegungsfähigkeit der bereits
                              									geschweissten Röhren besonders zu bewahren, Holzkohleneisen benutzt. Die Röhren
                              									waren von ausgezeichneter Beschaffenheit, aber es ist nicht daran zu denken, ein so
                              									theures Material allgemein anzuwenden.
                           Ungeschweisste Röhren: Die Unvollkommenheit der
                              									Schweissung bei billigen Verfahren einerseits, der hohe Preis vollkommener
                              										SchweissungenAnm. d. Red.
                                    											von Stahl und Eisen. Der Gegensatz zwischen
                                    											billigen unvollkommenen Schweissungen und theuren vollkommenen Schweissungen
                                    											besteht in der Praxis nicht. Den Röhrenwalzwerken verursacht die
                                    											Schweissarbeit keine Schwierigkeit, so dass von einer Unvollkommenheit
                                    											geschweisster Röhren für die Praxis, mit Ausnahme einiger
                                    											Sonderverwendungen, u. E. überhaupt nicht die Rede sein kann. Der Beweis ist
                                    											leicht zu erbringen, dass ein billiges stumpfgeschweisstes Rohr von 34mm
                                    											äusserem und 24 mm lichtem Durchmesser 500 at Druck, ein überlappt
                                    											geschweisstes Flusseisenrohr von 140 mm äusserem Durchmesser und 6,5 mm
                                    											Wandstärke 250 at Druck aushält. Versuche haben bewiesen, dass überlappt
                                    											geschweisste Röhren fast nie an der Schweisstelle gebrochen sind.
                              									andererseits hat schon lange zu Versuchen angeregt, Röhren ohne Schweissnaht
                              									herzustellen.
                           Die ältesten Versuche, dies durch Pressung, in ähnlicher Weise wie bei Blei, nur in
                              									höherer Temperatur, zu erreichen, sind gescheitert. Ebenso hat sich das sogen.
                              									Fingerhutverfahren, welches bei Kupfer mit grossem Vortheil Verwendung findet, und
                              									bei welchem aus einer runden Scheibe allmählich ein zuerst an einer Seite
                              									geschlossenes Rohr erzeugt wird, als praktisch für Eisen nicht brauchbar
                              									erwiesen.
                           Vier praktisch brauchbare Verfahren für diesen Zweck zeigt indessen trotzdem die
                              									Ausstellung.
                           Das erste ist das Mannesmann-Schrägwalzverfahren, dessen Producte in zwei
                              									vortrefflichen Ausstellungen im Bergwerks- und im Fördergebäude aufgestellt waren.
                              									(Verfahren und Producte sind den Lesern unseres Journals ausreichend bekannt, um
                              									hier nochmals besprochen zu werden.) Man kann nur bedauern, dass der geniale Gedanke
                              									des Erfinders in der praktischen Durchführung so vielen Schwierigkeiten begegnet
                              									ist, dass eine allgemeine Anwendung für Eisen bisher noch nicht hat stattfinden
                              									können, während für Kupfer, Messing und Aluminium diese Schwierigkeiten nicht
                              									hinderlich im Wege standen. Wir zweifeln nicht, dass das Verfahren trotzdem, wenn
                              									auch immer in Anwendung auf ein beschränkteres Gebiet, als der Erfinder erhofft
                              									hatte; sich seinen Weg bahnen werde.
                           Das zweite ist das Ehrhard'sche Verfahren, welches den
                              									Mitgliedern des Vereins deutscher Eisenhüttenleute ebenfalls durch den eigenen
                              									Vortrag des Erfinders bekannt geworden ist und welches durch eine zwar kleine, aber
                              									allgemeine Aufmerksamkeit erregende Ausstellung im Fördergebäude vertreten war. Die
                              									Einfachheit des Verfahrens, das erforderliche Loch in ein festes Eisenstück durch
                              									Einführen eines Dorns zu erzeugen, wobei die zwischen Eisenstück und Form frei
                              									gebliebenen Oeffnungen durch das vom Dorn verdrängte Metall ausgefüllt worden, nimmt
                              									ungemein für das Verfahren ein, und die ausgestellten Proben zeigten die Möglichkeit
                              									einer recht mannigfaltigen Anwendung.
                           Das dritte Verfahren ist das Bethlehemer Verfahren zur Herstellung hohler Wellen. Es
                              									schliesst sich an das vorige an. Auch hier wird das Loch durch einen Dorn erzeugt,
                              									aber es kommt nicht auf eine genaue äussere Form an, da der ausgehöhlte Block
                              									nachher noch unter der hydraulischen Presse auf stets stärkere Dornen ausgeschmiedet
                              									wird. Die hierbei benutzten Flusseisenblöcke sind schon beim Gusse durch die
                              									hydraulische Presse gedichtet, dann erst wird der Dorn durchgepresst, welcher eine
                              									entsprechende Metallmasse nicht, wie bei Ehrhard,
                              									verdrängt, sondern ausstösst (punscht). So hat man Löcher von 14 Zoll Durchmesser
                              									durch Blöcke von 6 Fuss Länge gebracht.
                           Das vierte Verfahren ist das schon früher erwähnte schwedische, nach welchem
                              									Hohlkörper durch Ausguss des noch flüssigen Kerns von Blöcken gebildet werden.
                           Dass die ungeschweissten Hohlkörper für viele Zwecke die geschweissten weit
                              									übertreffen, unterliegt keinem Zweifel, ob aber irgend eines der durch die
                              									Ausstellung bekannt gegebenen Verfahren geeignet sein wird, die gewöhnlichen Röhren
                              									für Hochdruck billig genug zu ersetzen, mag fraglich sein. Keines sämmtlicher
                              									Verfahren erscheint geeignet, mit einem einzigen Vorgange ein fertiges Rohr zu
                              									bilden. Wahrscheinlich bedürfen sämmtliche Hohlkörper, sie mögen durch irgend eines
                              									der vier Verfahren hergestellt sein, zur Bildung längerer Rohre noch der Nacharbeit
                              									durch Walzen oder Ziehen. Diese Nacharbeit kostet in jedem Falle Geld, und deshalb
                              									werden vorläufig alle diese Producte nur dann Anwendung finden können, wenn ihre
                              									Eigenschaften denjenigen der geschweissten Röhren so weit voran stehen, dass die
                              									Mehrkosten dadurch aufgewogen werden, und dies wird immer nur für besondere Zwecke
                              									der Fall sein, also für Granaten, Gefässe für gepresste Gase und Flüssigkeiten,
                              									Hochdruckdampfröhren (Locomotivsiederöhren) u.s.w.
                           Wir lassen hier noch eine Aeusserung der Werkmeister-Zeitung, die naturgemäss den praktischen Standpunkt im Auge
                              									hat, folgen. Nach derselben werden Stopfbüchsen in Dampfleitungen wohl hier und da
                              									angewendet, es ist aber durchschnittlich kein gutes Resultat damit erzielt worden.
                              									Bei Stopfbüchsen kommt es sehr oft vor, dass dieselben sich festsetzen und, wenn
                              									nicht immer darauf geachtet wird, rosten dieselben (bei Eisen) fest und functioniren
                              									nicht mehr. Bei Rothguss- oder Messingstopfbüchsen ist es dasselbe, nur dass diese
                              									nicht rosten, aber festsetzen, ausserdem undicht werden. Die Stopfbüchsen sollen
                              									doch als Compensatoren dienen, um das Länger- und Kürzerwerden der Leitungen
                              									auszugleichen. Am besten haben sich dazu die kupfernen Compensatoren (Federrohre) in
                              									Lyraform bewährt und sind dieselben auf den grossen Werken in Betrieb. Diese
                              									Federrohre, welche auf die Längenausdehnung der Leitung berechnet sein müssen, geben
                              									dem geringsten Druck nach und bewirken so ein stets gleichmässiges Functioniren.
                              									Wenn dieselben bei Anschaffung auch theurer sind als eiserne Stopfbüchsen, aber doch
                              									noch billiger als Stopfbüchsen aus Rothguss, so haben sie doch den Vortheil, stets
                              									gleichmässig zu functioniren. In Lauenburg in Pommern sah der Berichterstatter vor
                              									kurzem mehrere eiserne Stopfbüchsen liegen, die 1 bis 1½ Jahre in Betrieb gewesen,
                              									aber total festgerostet und zerfressen waren. Diese sind alle durch kupferne
                              									Federrohre ersetzt, und so liegen auf verschiedenen Werken die Stopfbüchsen als
                              									werthloses Material. Die Firma Eisenberg und Schmöger
                              									in Dortmund liefert diese kupfernen Federrohre als Specialität und ist dieselbe gern
                              									bereit, jede Auskunft zu ertheilen bezieh. mit näheren Erklärungen zu dienen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)