| Titel: | Zum Verhalten und zur Anwendung des Aluminiums. | 
| Autor: | Ed. Donath | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 18 | 
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                        Zum Verhalten und zur Anwendung des
                           								Aluminiums.
                        Von Ed.
                                 								Donath.
                        Zum Verhalten und zur Anwendung des Aluminiums.
                        
                     
                        
                           Anlässlich der bevorstehenden Veröffentlichung eines die Technologie des Aluminiums
                              									behandelnden Buches war es mir darum zu thun, über einige diesbezügliche Punkte
                              									vollständige Aufklärung zu erhalten. Zunächst handelte es sich darum, das Verhalten
                              									des Aluminiums gegen destillirtes und gegen gewöhnliches Gebrauchswasser genauer
                              									kennen zu lernen, da ja dasselbe mit Hinsicht auf seine Anwendung zu Koch- und
                              									Gebrauchsgeschirren von besonderer Wichtigkeit ist und in dieser Hinsicht eine ganz
                              									befriedigende Uebereinstimmung der verschiedenen vielfachen Urtheile kaum besteht.
                              									Die Litteratur hierüber ist bereits eine sehr reichhaltige. A. Lübbert und Röscher (Pharm. Centralbl.,
                              									1892, 545) verwerfen die Verwendung des Aluminiums zu Kochgeräthen schon wegen
                              									seiner beträchtlichen Angreifbarkeit durch Wasser bei Kochhitze allein. G. Lunge und E. Schmid
                                 										(Zeitschrift f. ang. Chemie, 1892, 8) dagegen treten auf Grund umfassender
                              									Versuche gegen diese Behauptungen auf, indem sie die Angaben der vorher Genannten
                              									unter Anderem auf die Resultate einer mangelhaften Versuchsanordnung zurückführen,
                              									bei welcher Blattaluminium angewendet wurde, welches bedeutend weniger
                              									widerstandsfähig, als das compakte Aluminiumblech, wie es thatsächlich verwendet
                              									wird. Lunge und Schmid
                              									haben indessen ihre Versuche mit verschiedenen Genussmitteln und Lösungen chemischer
                              									Präparate durchgeführt und nicht mit destillirtem oder Gebrauchswasser in Kochhitze.
                              										W. Ohlmüller und R.
                                 										Heyse (Arbeiten aus dem Kaiserl.
                                 										Gesundheitsamt, 8, S. 377, sowie Wagner-Fischer
                                 										Jahresb., 1892, 214) haben, obzwar sie das Angegriffen werden des
                              									Aluminiums durch Salzlösungen u.s.w. in verschieden hohem Grade constatirten, doch
                              									schliesslich die Folgerung aufgestellt, dass eine Schädigung der Gesundheit durch
                              									den Genuss von Speisen oder Getränken, welche in Aluminiumgeschirren gekocht oder
                              									aufbewahrt worden sind, bei den hierbei gewöhnlich in Betracht kommenden
                              									Verhältnissen nicht zu erwarten ist. Auch G. Rupp (D. p.
                                 										J. 1892 283 19) hält die Verwendung des
                              									Aluminiums zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen für Nahrungs- und Genussmittel
                              									für ganz unbedenklich. In demselben Sinne spricht sich Ballaud (Compt. rend., 114, S. 1536, sowie Wagner-Fischer Jahresb. 1892, 214) aus, ebenso Cl.
                                 										Winkler (Zeitschr. f. ang. Chem., 1892, 69) auf Grund schon 1876 begonnener
                              									praktischer Versuche. Stabsarzt Dr. Plagge (Deutsche
                                 										militärärztliche Zeitschr., 1892, sowie Chem.
                                 										Ztg., 1892, 1198), der Versuche mit destillirtem, Trink- und
                              									Gebrauchswasser und den verschiedensten Nahrungs- und Genussmitteln anstellte,
                              									spricht sich ebenfalls, obzwar in den meisten Fällen verschiedenartige Veränderungen
                              									des Aluminiums wahrnehmbar waren, doch dahin aus, dass gegen die Verwendung
                              									desselben weder vom praktischen und ökonomischen, noch vom sanitären Standpunkte
                              									Bedenken erhoben werden könnenAusser den angeführten
                                    											ist noch eine Reihe von Publikationen über das Verhalten und die Verwendung
                                    											des Aluminiums anderweitig veröffentlicht worden..
                           In besonders exakter Weise hat Göpel in der
                              									Physikalisch-technischen Reichsanstalt in Berlin (Zeitschrift für Instrumentenk., 1892, 419) die Widerstandsfähigkeit des
                              									Aluminiums gegen Wasser geprüft und kam zu dem Schlusse, dass Aluminium von Wasser
                              									verschiedenster Zusammensetzung, insbesondere von warmem Gebrauchswasser, nicht
                              									unbeträchtlich angegriffen werde, wobei zumeist eine Gewichtszunahme der
                              									betreffenden Objecte stattfinde.
                           Im Laboratorium der Physikalisch-technischen Reichsanstalt wurde schliesslich die
                              									Einwirkung des lufthaltigen Wassers auf Aluminium noch von F. Mylius und F. Rose (Zeitschr. f. Instrumentenk., 1893, 77) untersucht.
                              									Lufthaltiges Wasser greift das Aluminium stets viel stärker an, als reines Wasser;
                              									hiebei treten stets gewisse Mengen leicht nachweisbaren Wasserstoffsuperoxydes auf,
                              									dessen Bildung bei der Oxydation verschiedener anderer Metalle bei Gegenwart von
                              									Wasser bekanntlich schon von Schönbein, sowie von M. Traube studirt wurde. Das im technischen Aluminium
                              									stets enthaltene Eisen reducirt das entstehende Wasserstoffsuperoxyd besonders rasch
                              									unter Bildung von braunem Eisenrost, wodurch braune und überhaupt dunkle Flecke auf
                              									den betreffenden Objekten entstehen.
                           Obzwar fast alle der angeführten Untersuchungen allerdings zu Gunsten der Anwendung
                              									des Aluminiums in besagter Richtung sprechen und dieselben auch bereits die
                              									Einführung und Verwendung desselben thatsächlich entschieden haben, hielt ich mit
                              									Rücksicht auf einige der angeführten Resultate, bevor ich in dem Eingangs
                              									angekündigten Buche ein definitives Urtheil abgab, doch noch eine weitere Prüfung
                              									des Aluminiums in dieser Richtung nicht für überflüssig, und es wurden deshalb in
                              									meinem Laboratorium noch folgende Versuche zu diesem Zwecke ausgeführt: Durch
                              									Waschen mit Aether-Weingeist entfettete, getrocknete und gewogene Streifen von
                              										AluminiumhartblechDasselbe wurde von der
                                    											Fabrik von Neuhausen bezogen, und sind Analysen desselben schon mehrerseits
                                    											angeführt worden. wurden in Bechergläsern einerseits mit
                              									destillirtem Wasser, andererseits mit den hier vorzugsweise verwendeten
                              									Gebrauchswassern, wovon eines ein filtrirtes Flusswasser, das andere ein
                              									Quellenleitungswasser ist, durch dieselbe Zeit (48 Stunden) gekocht, unter stetem
                              									Zusatz des Verdampften.
                           Hierbei zeigte das mit destillirtem Wasser behandelte Blech äusserlich fast gar keine
                              									wahrnehmbare Veränderung, obzwar ein Streifen von 8,3832 g um 0,006 g zugenommen
                              									hatte. Der immer in Wasser eingetaucht gewesene Theil hatte seine blanke Oberfläche
                              									beibehalten und nur der mehr oder minder mit der Luft in Berührung gekommene,
                              									während der Behandlung herausragende Theil war etwas matter, mit einem schwachen
                              									Hauch eines weissen Ueberzuges versehen. Im destillirten Wasser selbst war keine
                              									Spur einer Ausscheidung wahrzunehmen und auch die entsprechende Prüfung desselben
                              									auf Thonerde nach dem Eindampfen ergab ein negatives Resultat. Wurden dem
                              									destillirten Wasser nur einige Cubikcentimeter einer verdünnten wässerigen (chemisch
                              									reinen) Wasserstoffsuperoxydlösung zugefügt, so zeigte sich bald eine bedeutend
                              									energischere Einwirkung, die ganze eingetauchte Oberfläche der Blechstreifen wurde
                              									sofort matt und dunkler. Das destillirte Wasser trübte sich zusehends durch
                              									Abscheidung eines feinen, sich sehr schwer absetzenden Niederschlages, welcher als
                              									Thonerde erkannt wurde. Wenn nun bei der Berührung von Aluminium mit lufthaltigem
                              									destillirtem Wasser, wie F. Mylius und F. Rose speciell berichten, und wie dies von M. Traube auch für andere elektropositivere Metalle
                              									nachgewiesen ist, sich gewisse Mengen von Wasserstoffsuperoxyd bilden, so ist der
                              									Angriff des Aluminiums zweifellos auf die Einwirkung dieses Körpers zurückzuführen,
                              									der aber nur bei gleichzeitigem Luftzutritt entstehen kann, während die Einwirkung
                              									des destillirten Wassers für sich selbst auf compactes Blech, wie es thatsächlich in
                              									der Praxis zur Verwendung gelangt, wohl nicht in Betracht gezogen werden kann.
                           Bei den in derselben Weise vorgenommenen Versuchen mit filtrirtem Flusswasser
                              									erfolgte bald eine sichtbare Corrosion, die Entstehung grosser, dunkler,
                              									schwarzgrauer und brauner Flecken von rauher Beschaffenheit, stellenweise Bildung
                              									eines weissen Ueberzuges, sowie die Ausscheidung weisslicher Flocken im Wasser. Der
                              									mit destillirtem Wasser abgespülte und getrocknete Blechstreifen zeigte bei einem
                              									Gewicht von 7,2531 g hierbei eine Gewichtszunahme von 0,0667 g. Im
                              									Quellenleitungswasser waren die Erscheinungen zwar ähnliche, aber bedeutend
                              									schwächer; ein Streifen von 7,5415 g zeigte eine Gewichtszunahme von 0,0361 g.
                           Die Versuche mit dem filtrirten Flusswasser wurden dann nach längerem Zeitraume
                              									wiederholt, da ein solches insbesonders wenn es, wie im vorliegenden Falle, auch
                              									Industrieabwasser aufnimmt, bekanntlich beträchtlichere Schwankungen hinsichtlich
                              									bestimmter Bestandtheile seiner Zusammensetzung zeigt. In allen Fällen war die
                              									Veränderung der Aluminiumblechstreifen eine auch äusserlich wahrnehmbare, nur war
                              									mitunter die Bildung brauner und grauer Flecken vorwiegend, anderemale aber war
                              									wieder die Ausscheidung weisslicher Flocken reichlicher. Bei einem im Frühjahre zu
                              									einer Zeit vorgenommenen Versuche, wo über die Qualität dieses hier auch als
                              									Trinkwasser verwendeten filtrirten Flusswassers vielfache Klagen geführt wurden und
                              									die Reactionen auf Nitrate auch grössere Spuren derselben erkennen liessen, traten
                              									vorzugsweise erstere Erscheinungen in stärkerem Grade auf, während bei späteren, im
                              									Sommer angestellten Versuchen die letzteren wahrzunehmen waren; dabei zeigte das
                              									verwendete Flusswasser kaum wahrnehmbar mehr die Reaction auf Nitrate und
                              									Nitrite.
                           Nach dem Gesagten erscheint es mir als zweifellos, dass Aluminium von der
                              									Beschaffenheit und dem Grade der Reinheit, wie er dem Aluminiumhartblech entspricht
                              									in der Form, in der es thatsächlich zur Verwendung gelangt, durch luftfreies,
                              									kochendes, destillirtes Wasser keine Veränderung erfährt, während es von kochendem
                              									natürlichem Wasser mehr oder minder verändert und angegriffen wird. Es erschien mir
                              									nun wünschenswerth, zu ermitteln, welche von den Bestandtheilen der natürlichen
                              									Wasser vorzugsweise diese Veränderung bewirken. In mehreren selbst neueren
                              									litterarischen Quellen ist angegeben, dass Chloride und Sulfate der Alkalien in
                              									ihren entsprechend verdünnten Lösungen auf Aluminium nur unbeträchtlich lösend oder
                              										verändernd
                              									einwirken. Die Kohlensäure der natürlichen Wasser, sei es nun im freien oder
                              									halbgebundenen Zustande, wirkt, wie neueste Versuche von Dr. Neumann-Wenden in Czernowitz dargethan haben, nicht auf Aluminium ein. Es
                              									wären demnach also noch die Sulfate und Chloride der alkalischen Erden, die
                              									salpetrigsauren und salpetersauren Salze, sowie die organischen Substanzen der
                              									natürlichen Wasser hier in Betracht zu ziehen.
                           Es wurden nun in ähnlicher Weise Versuche angestellt mit nahezu gesättigter
                              									Gypslösung, mit einer Lösung von je 0,3 g Bittersalz und 0,26 g kryst.
                              									Magnesiumchlorid im Liter, sowie mit Lösungen von je 0,01 g Kaliumnitrat, Nitrit und
                              									Ammoniumnitrat im Liter. Das mit Gypslösung gekochte Aluminiumblech zeigte
                              									äusserlich gar keine Veränderung, die Oberfläche war vollständig blank und
                              									unverändert geblieben (der Blechstreifen von 9,030 g hatte bloss um 0,0016
                              									zugenommen). Mit Bittersalzlösung war ebenfalls nur eine äusserst schwache, kaum
                              									wahrnehmbare Veränderung erfolgt, mit Chlormagnesiumlösung aber zeigte sich eine
                              									deutliche und gleichmässige Corrosion der Oberfläche des Bleches, jedoch ohne
                              									Bildung brauner oder dunkelgrauer Flecke und Abscheidung eines Niederschlages. Die
                              									stärksten Veränderungen zeigten die mit Kaliumnitrat-, Nitrit- und
                              									Ammoniumnitratlösung gekochten Bleche, obzwar diese Lösungen, wie angegeben,
                              									bedeutend verdünnter waren. Die dabei beobachteten Veränderungen und
                              									Corrosionserscheinungen an den Blechen waren ziemlich ähnliche wie sie bei den
                              									Versuchen mit den früher genannten Gebrauchswassern beobachtet wurden, der in der
                              									Flüssigkeit entstandene weisse, dichtflockige Niederschlag bestand aus reinem
                              									Thonerdehydrat.
                           Zweifellos ist die Corrosion und Veränderung, welche Aluminium durch Nitrate und
                              									Nitrite erfährt, die bei weitem stärkste, welche die verschiedenen Bestandtheile,
                              									die in einem Gebrauchswasser vorkommen können, ausüben. Es sei hiebei daran
                              									erinnert, dass, nach Stutzer, Aluminium, sowie
                              									insbesondere nach A. Devarda (Chem. Ztg., 1892, 1952) Legirungen desselben mit Zink und Kupfer, welche
                              									wegen ihrer grossen Sprödigkeit sich wie Glas fein pulvern lassen, zur quantitativen
                              									Ueberführung von Nitraten in Ammoniak verwenden lassen.
                           Der Einfluss, den die organischen Substanzen der Gebrauchswasser auf Aluminiumblech
                              									ausüben, lässt sich sehr schwer feststellen, da reine Lösungen derselben, welche
                              									nicht gleichzeitig die anderen corrosiven Bestandtheile der Gebrauchswasser
                              									enthalten, gar nicht, Lösungen anderer, nur halbwegs ähnlich wirkender, künstlich
                              									dargestellter Substanzen kaum herstellbar sind, indem die Natur dieser organischen
                              									Bestandtheile der Gebrauchswasser überhaupt noch nicht aufgehellt und dieselben
                              									zudem auch verschiedenartig beschaffen sind. Selbst wenn man die organischen
                              									Bestandtheile der Gebrauchswasser als indifferent gegen Aluminium betrachtet, was,
                              									nebenbei gesagt, nicht vorauszusetzen ist, so lässt sich doch mit einiger
                              									Bestimmtheit sagen, dass diejenigen Bestandtheile der Gebrauchswasser, die in
                              									hygienischer Beziehung am bedenklichsten angesehen werden müssen, auf Aluminiumblech
                              									die stärkste Wirkung ausüben, und es ist, wie ich glaube, nicht gewagt, zu
                              									behaupten, dass wenn man Aluminiumblechstreifen der gleichen Zusammensetzung mit
                              									denselben Mengen verschiedener Gebrauchswasser durch dieselbe Zeit kocht, aus der
                              									Art und dem Grad der Veränderung der Bleche ein gewisser vergleichender Schluss
                              									auf die Beschaffenheit dieser Wasser gezogen werden kann.
                           Bei dieser Corrosion des Aluminiumbleches, selbst wenn sie dem äusserlichen Aussehen
                              									nach eine beträchtlichere zu sein scheint, gehen jedoch in die Wasser nur
                              									verhältnissmässig geringe Mengen von Thonerde eventuell von Eisenoxyd über; die
                              									dunklere Färbung, Entstehung brauner und dunkelgrauer Flecken rührt zweifellos davon
                              									her, dass, nachdem alles technisch verwendete Aluminiumblech stets gewisse Mengen
                              									von Eisen, Kohlenstoff und Silicium enthält, durch die oberflächliche Wegätzung des
                              									Aluminiums eine Verbindung dieser genannten Körper, welche durch die Wasser nicht
                              									angegriffen werden, zurückbleibt. Bei Berücksichtigung der angeführten Resultate und
                              									der vielen anderen in dieser Richtung schon gemachten Beobachtungen und Erfahrungen
                              									lässt sich demnach gegen die Verwendung des Aluminiums zu Kochgeschirren vom
                              									hygienischen Standpunkte allein kein gewichtigerer Einwurf erheben, zum Mindesten
                              									keiner, der schwerwiegender wäre, wie der, der gegen die Verwendung unzweckmässig
                              									emaillirter Gefässe geltend gemacht werden kann.
                           Von weiterer Wichtigkeit für die Verwendung des Aluminiums zu häuslichen und
                              									technischen Zwecken erschien mir sein Verhalten gegen Fette und Fettsäuren. Obzwar
                              									bisher schon mehrfach angegeben war, dass sich Aluminium gegen Fette und Fettsäuren
                              									als sehr widerstandsfähig erweist, wurden ebenfalls diesbezüglich noch einige
                              									Versuche angestellt. Aluminiumblechstreifen wurden in Bechergläsern in ranzige
                              									Butter, Palmöl, rohe Oelsäure (Eläin) und in (technische) Stearinsäure so
                              									eingetaucht, dass ein Theil derselben herausragte und dieselben nun unter
                              									zeitweiligem Herausziehen und Wiedereintauchen bei 60° durch drei Tage erhitzt.
                              									Letzteres war nach meinen anderweitigen Erfahrungen wegen des gleichzeitigen
                              									besseren Luftzutrittes nothwendig. Die Blechstreifen wurden dann mit
                              									Aether-Weingeist gewaschen, getrocknet und gewogen. Bei ranziger Butter wurde bei
                              									einem Gewichte von 9,2690 g eine Gewichtsabnahme von 0,0003 g, bei Palmöl bei 8,7298
                              									g eine Gewichtszunahme von 0,0029 g und bei Oelsäure und Stearinsäure gar keine
                              									Gewichtsveränderung constatirt; dabei war die Oberfläche der Streifen in allen
                              									Fällen unverändert und fast genau so blank wie vorher gefunden.
                           Es ist deshalb zweifellos, dass Fette und Fettsäuren selbst bei Zutritt von Luft
                              									nahezu ohne jede Einwirkung auf Aluminium sind; das Aluminium kann in dieser
                              									Richtung als das widerstandsfähigste aller unserer technisch verwendeten Metalle
                              									angesehen werden. Bei dem stark elektropositiven Charakter dieses Metalles ist
                              									dieses Verhalten von vornherein nicht gleich erklärlich; man muss jedoch in Betracht
                              									ziehen, dass das Aluminium ungleich schwieriger als diese Metalle selbst bei massig
                              									hoher Temperatur sich oxydirt (allerdings dann später in viel energischerer Weise);
                              									dass das gebildete Oxyd einen schwächer basischen Charakter als z.B. Eisenoxydul,
                              									Zinkoxyd, Kupferoxydul besitzt und deshalb die Neigung zur Bildung von fettsauren
                              									Thonerdeseifen eine viel geringere ist.
                           Das Aluminium eignet sich daher zweifellos besonders zur Erzeugung von
                              									Versandtgefässen für Fette und fettreiche Produkte, sodann in Form von
                              									Aluminiumfolie als zweckmässigstes Emballagirungsmittel für fetthaltige
                              									Nahrungsmittel und Conserven; es wird ferner ausser den bereits bekannten noch
                              									weitere Verwendungen als zweckmässiges Constructionsmaterial für manche Zwecke der
                              									Fettindustrie finden, zum Umschmelzen von Fetten und Fettsäuren, zu Leitungsröhren
                              									für solche, zu Krystallisirtassen für Fettsäuren statt der bisherigen verzinnten
                              									oder emaillirten Gefässe, welche, abgesehen von ihrer Schwere, noch den Nachtheil
                              									haben, dass bei der geringsten Verletzung des Ueberzuges sofort ein energischer
                              									Angriff des Eisens und deshalb Missfärbung der Fettsäuren erfolgt.
                           Bei dem Umstände, dass schon geringe Mengen gewisser färbender Metalloxyde auf die
                              									Eigenschaften der Carbolsäure einen Einfluss besitzen, wurde schliesslich noch das
                              									Verhalten geschmolzenen reinen wasserfreien Phenols, sowie einer 10procentigen
                              									kochenden Phenollösung in beiden Fällen bei 60stündiger Einwirkung und häufigerem
                              									Lüften untersucht. Geschmolzenes wasserfreies Phenol zeigte nicht die geringste
                              									Einwirkung, weder Gewichtszunahme noch Abnahme oder äussere Veränderung der
                              									Oberfläche; dagegen war bei den kochenden 10procentigen Phenollösungen die Bildung
                              									mehrerer kleiner, gelblich gefärbter Fleckchen wahrzunehmen, wobei der
                              									Probeblechstreifen von 7,9501 g eine Gewichtsabnahme von 0,0051 g zeigte. Zweifellos
                              									war hier die Veränderung vorzugsweise durch die Wirkung des lufthaltigen Wassers
                              									eingeleitet und durch die Säurewirkung des Phenols dann unterstützt.
                           Es dürfte sich immerhin empfehlen, die Verwendung des Aluminums bei der technischen
                              									Darstellung der reinen Carbolsäure, z.B. zur Erzeugung von Kühlschlangen, statt der
                              									bisherigen silbernen, zur Erzeugung von Versandtgefässen und zu anderen Zwecken zu
                              									versuchen, wenn dies nicht vielleicht schon geschehen sein dürfte.
                           Brunn, im Juli 1894.