| Titel: | Fortschritte und Neuerungen auf dem Gebiete der Fabrikation von Stärke, Dextrin, Traubenzucker u.s.w. | 
| Autor: | I. Brössler | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 37 | 
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                        Fortschritte und Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Fabrikation von Stärke, Dextrin, Traubenzucker u.s.w.
                        Von Prof. I.
                                 								Brössler.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 21 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildung.
                        Fortschritte und Neuerungen auf dem Gebiete der Fabrikation von
                           								Stärke, Dextrin, Traubenzucker.
                        
                     
                        
                           B. Maisstärkefabrikation.
                           Diese Fabrikation gewinnt, wenn auch nicht in bedeutender Weise, denn doch immer mehr
                              									an Ausdehnung, sowohl als landwirthschaftlicher Betrieb als auch als industrieller
                              									Fabrikationszweig.
                           Wenn auch die glänzenden Betriebsresultate, welche vor noch nicht langer Zeit
                              									vielfach publicirt wurden, keineswegs in der Wirklichkeit erzielt werden können, so
                              									ist immerhin eine rationelle Verarbeitung von Mais neben richtiger Verwerthung der
                              									sehr nahrhaften Fabrikationsabfälle mit gutem Nutzen verbunden.
                           Die Verarbeitung des Maiskornes auf Stärke und Futter wird in verschiedenartiger Weise betrieben,
                              									obzwar gut eingerichtete Fabriken nur nach einer guten
                              									Methode arbeiten, die sich im Laufe der letzten zehn Jahre als die beste erwiesen hat.
                           Im Folgenden soll diese Methode kurz beschrieben werden, um so mehr, als wir auf
                              									einen ausführlichen Bericht über die Maisstärkefabrikation in Amerika hinweisen
                              									wollen, wo diese Fabrikation in grossartigem Maasstabe betrieben wird.
                           Die in gut eingerichteten Fabriken des Continents befolgte Methode der
                              									Maisstärkefabrikation zerfällt in folgende Operationen:
                           1) Putzen des Maiskornes;
                           2) Einweichen des Maiskornes in schwefligsäurehaltigem Wasser bis zum Weichwerden des Kornes;
                           3) successive Zerkleinerung des geweichten Kornes auf Schrotwalzen, feiner
                              									geriffelten Walzen und endlich Glattwalzen – oder Schroten des geweichten Kornes auf
                              									Schrotwalzen und nachheriges Mahlen auf einem Mahlgang (Nassmahlgang mit
                              									französischen Steinen – oder endlich Schroten, feines Mahlen auf Walzen und letztes
                              									Zerkleinern auf einer Schleudermühle (Desintegrator);
                           4) Entfernen der Hülsen und Keime aus dem Mahlgute durch Sieben;
                           5) Einweichen unter 10stündigem Rühren des Mahlgutes in schwefligsaurem Wasser
                              									während der Dauer von 24 bis 72 Stunden, je nach der Qualität des Maiskornes;
                           6) Sieben des aufgeschlossenen Gutes;
                           7) Verarbeitung der erhaltenen Rohstärkemilch.
                           Ad 1) ist zu bemerken, dass sämmtlicher Staub und fremde Körper aus dem Mais entfernt
                              									werden müssen, um reine Stärke zu erzeugen und um die Zerkleinerungsmaschinen
                              									(Walzen oder Mahlgänge) in ihrer Leistungsfähigkeit nicht zu
                              									beeinträchtigen.
                           Ad 2) ist einer der wichtigsten Processe in der Fabrikation; wenn das Einweichen
                              									nicht richtig, nämlich bis zum Weich werden, getrieben wird, so ist die Ausbeute
                              									eine mindere, wenn auch von da ab sehr sorgfältig gearbeitet werden sollte.
                           Durch das Einweichen in schwefligsäurehaltigem Wasser wird zugleich ein
                              									Aufschliessungs- und Bleichungsprocess eingeleitet; die im Maiskorne mit dem Kleber
                              									fest verkittete Stärke wird hier schon zum Theile gelockert und auch etwas
                              									gebleicht.
                           Ad 3). Die Zerkleinerung des geweichten Maiskornes muss eine vollkommene sein, weil
                              									die endgültige Aufschliessung der Stärke im Punkte 5 sonst nicht gelingt. Jedoch
                              									darf die Zerkleinerung keineswegs in der Weise geübt werden, dass die stark
                              									ölhaltigen Keime ganz zerrissen werden, da in diesem Falle die erzeugte Stärke
                              									niemals ganz weiss erhalten wird und auch nicht die Stärke ausgebracht werden kann,
                              									welche sich mit den zerrissenen Keimen innigst vermischt hat. Es leidet also auch
                              									die Ausbeute durch eine zu weit gehende Zerkleinerung. Wenn successive zerkleinert
                              									wird, so wird der Zweck am vollkommensten erreicht.
                           Am besten eignet sich hierzu eine combinirte Walzenstuhlung, bestehend aus einem Paar
                              									grob geriffelter Walzen, dann aus einem Walzenstuhl, bestehend aus zwei Paaren über
                              									einander stehender Walzen, von denen die oberen zwei Walzen fein geriffelt, die unteren zwei hingegen glatt sind.
                           Das letzte Walzenpaar quetscht bloss und die bis hierher gekommenen Keime des
                              									Maiskornes werden auch hier nicht zerrissen. Damit aber etwa noch bis hierher
                              									gelangte gröbere Körnerstücke zerschlagen werden und damit für das nun folgende
                              									Einweichen des Mahlgutes alles in eine möglichst homogene Masse verwandelt werde,
                              									lässt man die gequetschte Masse noch die Schleudermühle passiren.
                           Ad 4). Nachdem Hülsen und Keime hier fast ganz frei von ausbringbarer Stärke sind, so
                              									ist es gut, dieselben zu entfernen, damit dieselben nicht unnöthiger Weise von der
                              									schwefligen Säure in Operation 5 angegriffen werden und damit die schweflige Säure
                              									desto eher das endgültige Aufschliessen des Mahlgutes bewirken könne. Ausserdem wird
                              									es besser sein für die Resultate der Verfütterung, wenn Hülsen und Keime jetzt
                              									ausgesiebt und gewaschen werden.
                           Ad 5). Dieses Durcharbeiten des in schwefligsaurem Wasser (von etwa 2 bis 3 Proc.
                              										SO2-Gehalt) eingeweichten Mahlgutes hat bei
                              									Beginn des Mahlprocesses seinen Anfang zu nehmen und wird in der Weise fortgeführt,
                              									dass das von den Zerkleinerungsapparaten kommende Mahlgut continuirlich dem Bottich
                              									zugeführt wird, in welchem die vollständige Aufschliessung vor sich geht. Ist der
                              									für eine bestimmte Quantität des Mahlgutes vorbereitete Bottich gefüllt, so wird das
                              									Durcharbeiten, nachdem es etwa zusammengenommen 10 Stunden gedauert hatte,
                              									eingestellt und die Masse 1 bis 3 Tage (je nach der Qualität des Maises) der Ruhe
                              									überlassen. Das Verhältniss des einzuweichenden Mahlgutes zur Quantität des
                              									benöthigten schwefligsauren Wassers wählt man am besten wie 1 : 3, d.h. auf 1 Vol.
                              									Mahlgut nimmt man ungefähr 3 Vol. schwefligsaures Wasser.
                           
                           Jedoch kann dieses Verhältniss auch geändert werden, je nach den Erfahrungen,
                              									die der Fabrikant mit den ihm zur Verfügung stehenden Maisqualitäten macht.
                           Wenn in einer herausgenommenen Probe der Säuregeschmack nicht mehr gefunden, sondern
                              									eher ein mehliger Geschmack wahrgenommen wird, so ist die Aufschliessung beendigt,
                              									die Proteïnstoffe sind gelöst und die Stärke aus dieser innigen Verbindung frei
                              									gemacht. Es erübrigt nunmehr, das Stärkemehl gut herauszuwaschen durch sorgfältiges
                              									Sieben und die gewonnene Rohstärkemilch zu waschen und zu trocknen.
                           Ad 6). Um das vollständig aufgeschlossene Gut von Hülsenresten, Keimresten und
                              									schleimigen Körpern (Nichtstärke) zu trennen, wird das eingeweichte Mahlgut wieder
                              									aufgerührt und einem systematischen Siebprocess unterworfen.
                           Man lässt unter Zufluss von reinem Wasser die aufgeschlossene Masse zuerst durch ein
                              									grobes Sieb, entweder Rüttelsieb oder Cylindersieb, dann durch ein feineres
                              									Rüttelsieb oder Cylindersieb laufen und von da in die Sammelbottiche für die
                              									Rohstärkemilch.
                           Der Cylinder- resp. Siebauswurf wird mit Wasser gewaschen bis zur vollkommen
                              									neutralen Reaction und bildet den zweiten Theil des gewonnenen Futters. Der erste
                              									Theil wurde durch Sieben des Mahlgutes gewonnen, bevor dasselbe in die
                              									Aufschliessungsbottiche gelangt.
                           Zur Bespannung der oben genannten Siebe nimmt man am besten für das grobe Sieb
                              									Messinggewebe Nr. 70 und für das feinere Sieb Messinggewebe Nr. 100.
                           Ad 7). Die gesiebte Rohstärkemilch wird in grossen Bottichen aufgesammelt und 8 bis
                              									10 Stunden der Ruhe überlassen. Nachdem man nach Ablauf dieser Zeit das überstehende
                              									Wasser abgezogen hat, wäscht man wenigstens noch einmal mit frischem Wasser, rührt
                              									auf und lässt die Stärkemilch durch ganz feine Rüttel- oder Cylindersiebe
                              									laufen.
                           Diese Siebe bespannt man am besten entweder mit Seidengaze Nr. 18 oder mit
                              									Messinggewebe Nr. 140.
                           Aus diesen feinen Sieben gelangt die gereinigte Stärkemilch entweder auf die sogen.
                              									Rinnen, Fluthen oder Tische, wo die Trennung des gelblichen, grünlichen
                              									Glutenstärkeschlammes von der feinen Stärke zu geschehen hat, oder man trennt diese
                              									beiden Körper in rascher und sicherer Weise mit Hilfe der Centrifuge.
                           Der Rinnenbetrieb erfordert eine grosse und unausgesetzte Aufmerksamkeit, wenn die Raffinirung der
                              									Stärke gelingen soll, während die Centrifuge in stets sicherer Weise die Stärke von
                              									dem Schlamme trennt.
                           Für den Rinnenbetrieb sprechen die Billigkeit desselben und die geringeren
                              									Anschaffungskosten, hingegen arbeitet die Centrifuge sicher und rasch.
                           Der von den Rinnen ablaufende Stärkeschlamm enthält fast alles Protein des Maiskornes
                              									und bildet die Schlempe der Maisstärkefabriken, welche entweder für sich oder mit
                              									den Hülsen und Keimen gemischt zur Verfütterung gelangt.
                           Im Allgemeinen erhält man von 100 k verarbeiteten Maises 100 l Schlempe.
                           Die Behandlung der Stärke nach der Rinne oder nach der Centrifuge ist fast dieselbe,
                              									wie die Behandlung der Weizenstärke.
                           Ueber Stärketrockenanlagen will ich in einem späteren Artikel berichten.
                           In der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1894 Bd.
                              									17 Nr. 39, 40, 41 und 42, veröffentlicht Dr. Joseph
                                 										Kriegner in New York äusserst interessante Artikel, welche hier möglichst
                              									ausführlich wiedergegeben werden sollen, weil sie für unsere Verhältnisse manche
                              									wichtige Fingerzeige enthalten. Wir können zwar nicht überall finden, dass die in
                              									Amerika üblichen Arbeitsmethoden mustergültig sind, und werden auch am betreffenden
                              									Orte unsere kritischen Bemerkungen hinzufügen. In allen Fällen jedoch bieten die
                              									Artikel vieles Interessante über die amerikanischen Verhältnisse der
                              									Maisstärkeindustrie.
                           
                              Die Fabrikation der Stärke, des Dextrins,
                                 										der Glucose und des Traubenzuckers aus Mais in den Vereinigten Staaten von
                                 										Nordamerika von Dr. Jos. Kriegner.
                              
                           Der grösste Theil des in den Vereinigten Staaten producirten Maises wird verfüttert,
                              									ein kleiner Theil kommt in Form von Nahrungsmitteln in den Handel und die kleinste
                              									Menge, etwa 22 Millionen Bushels, werden auf Stärke,
                                 										Stärkesyrup und Stärkezucker verarbeitet.
                           Nach dem am 15. März 1894 von der Census-office herausgegebenen Extra-Bulletin
                              									existirten im Censusjahre 1890 im Ganzen 80 Stärkefabriken in den Vereinigten
                              									Staaten mit einem Anlagekapital von 5 Millionen Dollars = 20 Millionen Mark, in
                              									welchen durchschnittlich 3121 Personen beschäftigt waren, deren Gehälter und Löhne
                              									sich auf über 1 Million Dollars = 4 Millionen Mark beliefen. Der Werth des
                              									verarbeiteten Rohmaterials betrug über 5 Millionen, der Werth der erzeugten Producte
                              									über 9 Millionen Dollars oder 36 Millionen Mark.
                           In der oben genannten Zahl von 80 Fabriken sind auch die wenigen und unbedeutenden
                              									Weizen- und Kartoffelstärkefabriken der Vereinigten Staaten mit inbegriffen.
                           Von den 80 angeführten Fabriken erzeugen 30 Stärke aus Mais, von welch letzteren 21
                              									Fabriken nach den neuesten Methoden arbeiten und
                              									ungefähr 200 Millionen Pfund Stärke produciren.
                           Die bedeutendsten Stärkefabriken der Vereinigten Staaten sind:
                           1) T. Kingsford and Sons, in Firma: Oswego Starch Factory in Oswego, N. Y. (Die älteste und
                              									grösste Maisstärkefabrik in Amerika. – Thomas Kingsford
                              									fing schon 1833 an, Stärke aus Mais zu fabriciren, und diese Fabrikation wurde durch
                              									die Familienmitglieder desselben bis beute fortgeführt und auch entwickelt.)
                           2) Glen Cove Manufacturing Company in der Nähe der Stadt
                              									New York auf Long Island (war früher eine der bedeutendsten Stärkefabriken).
                           3) William F. Piel Company in Indianapolis, Indiana.
                           4) Gilbert Starch Company in Des Moines, Iowa.
                           5) Ottumwa St. Co. in Ottumwa, Iowa.
                           6) Firmenich Manufacturing Co. in Peoria, Illinois.
                           7) Julius J. Wood Starch Co. in Columbus, Ohio.
                           8) Georg Tox Starch Co. in Cincinnati, Ohio.
                           9) Muzzy St. Co. in Elkhardt, Indiana.
                           10) Voorhees St. Co. in Danville, Illinois.
                           11) Excelsior St. Co. in Elkhardt, Indiana.
                           12) Niagara St. Co. in Buffalo, New York.
                           13) Topeka St. Co. in Topeka, Kansas.
                           14) Sleeper St. Co. in Des Moines, Iowa.
                           Die angeführten Fabriken, mit Ausnahme der Oswego Starch
                                 										Factory, haben sich mit noch einigen kleineren Fabriken seit einigen Jahren
                              									zu einem Trust vereinigt.
                           
                           Um allen gesetzlichen Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, nennt sich dieser
                              									Trust: The National Starch Manufacturing Company und
                              									hat seinen Sitz in Covington, Kentucky, genommen, da die Gesetze dieses Staates für
                              									Trusts am liberalsten sind.
                           Präsident dieser Gesellschaft ist Hiram Duryea von der
                              										Glen-Cove-Gesellschaft, Vicepräsident ist William F. Piel von Indianapolis.
                           Der Verfasser meint, dass es nicht leicht sei, commercielle oder technische Auskünfte
                              									von den genannten Fabriken zu erhalten, da die Betriebe aufs ängstlichste gehütet
                              									werden; jedoch sei es ihm durch seine vieljährige Thätigkeit in Stärke- und
                              									Glucosefabriken der Vereinigten Staaten als Chemiker, Techniker und Betriebsleiter
                              									möglich gewesen diese Fabrikationszweige praktisch kennen zu lernen, und daher sei
                              									er auch im Stande die dabei befolgten Methoden eingehend zu beschreiben.
                           
                              Die Fabrikation der Stärke.
                              
                           Der Process, die Stärke rein zu gewinnen, vollzieht sich
                              									in zwei auf einander folgenden, genau zu unterscheidenden Perioden.
                           Zuerst muss nämlich die Stärke aus den sie begleitenden Stoffen, in welchen sie
                              									ursprünglich eingelagert ist, frei gemacht und dann die
                              									so erhaltene rohe Stärke von den fremden Stoffen geschieden werden.
                           Das erste Stadium der Stärkefabrikation, das Freimachen der Stärke, zerfällt in vier
                              									Manipulationen:
                           1) Das Einweichen des Maises;
                           2) das Zerkleinern des geweichten Maises;
                           3) das Trennen des zerkleinerten Mehlkörpers;
                           4) das Auslösen der Stärke aus dem Gluten.
                           Das Einweichen des Maises ist eine sehr einfache (!) Operation, aber doch sehr
                              									wesentlich, da vom richtigen Einweichen die leichtere
                              									Verarbeitung des Maises mit abhängt. Der Einweichprocess wird in grossen, hölzernen
                              									Bottichen von zumeist 25000 k Mais Fassungsraum durchgeführt. Der Mais läuft direct
                              									vom Elevator oder den Vorrathsbehältern (bins), nachdem er abgewogen wurde oder ein
                              									Zählwerk passirt hat, ungemahlen in die Bottiche. Man
                              									thut gut, den Bottich vorher halb mit Wasser zu füllen, weil dadurch der Mais besser
                              									gewaschen wird.
                           Zum Einweichen nimmt man Wasser von möglichst hoher Temperatur, aber doch nur so
                              									hoch, dass keine Verkleisterung der Stärke eintreten kann. Als Regel gilt, dass der
                              									Mais um so besser und schneller weicht, je wärmer das Weichwasser ist. Dagegen soll
                              									der Mais möglichst kalt verkleinert bezieh. vermählen werden. Man nimmt 60 bis 66°
                              									C. im Maximum für das erste Wasser und wechselt
                              									dasselbe nach 12 bis 24 Stunden und dann jeden Tag einmal, indem man mit der
                              									Temperatur des Weichwassers in der Weise heruntergeht, dass man in 3 bis 4 Tagen auf
                              									32 bis 38° C. angekommen ist.
                           Im Winter hält man das Weichwasser immer etwas wärmer als im Sommer. Der Mais muss
                              									bis ins Innerste vom Wasser durchdrungen sein, wenn der Weichprocess als vollendet
                              									und befriedigend angesehen werden soll.
                           Man stellt die Weichbottiche, wenn irgend möglich, über
                              									den Zerkleinerungsapparaten auf; jedoch steht nichts im Wege den geweichten Mais
                              									mittels Schnecke und Elevator zu den Mühlen zu schaffen, obwohl es immer misslich
                              									ist nassen Mais mit diesen Maschinen zu transportiren, da leicht Störungen
                              									durch Steckenbleiben vorkommen.
                           Zur Zerkleinerung des geweichten Maises können gewöhnliche Mühlen oder auch
                              									Quetschwalzen oder eine Combination. von beiden benutzt werden.
                           Der einfachste Fall ist ein Mahlgang mit guten
                              									französischen Steinen, flach und scharf gehauen, dicht gestellt. Es wird gerade so
                              									viel Wasser zum Mahlen benutzt, dass ein feiner, weicher
                                 										Brei erzielt wird, welcher sich nicht scharf und sandig anfühlen darf,
                              									sondern weich und sanft.
                           Ein guter Müller kann mit einer Mühle von 3 Fuss Diameter etwa 1000 Bushel = 25 t in
                              									24 Stunden mahlen (!). Ein etwas zu grobes oder nachlässiges Mahlen verursacht
                              									ziemliche Verluste an Ausbeute.
                           Aber auch ein Zuviel im Mahlen ist schädlich. Verfasser
                              									hat gefunden, dass ein Verlust von 2 bis 4 Proc. an Stärkesubstanz eintritt, wenn
                              										zu fein gemahlen wird.
                           Aber auch die Qualität und das spätere Verarbeiten der Stärke leiden bedeutend durch
                              									ein zu feines Mahlen. Es wird dadurch nämlich ziemlich viel Nichtstärke, Zellhaut,
                              									Pectinstoffe mechanisch abgerieben, die Keime werden sehr in Anspruch genommen,
                              									bringen mehr Fett und schmierige Massen in die Rohstärke, erschweren die nachherige
                              									Verarbeitung und verringern die Qualität der producirten Stärke. Diese Fehler treten
                              									in den meisten Fabriken aus dem Grunde nicht auf, weil man mit dem Mahlen nicht zu
                              									weit geht, da die Ausbeute nicht im Verhältniss zu der aufgewendeten Arbeit
                              									steht.
                           Ein zweimaliges Mahlen ist aus den oben angeführten Gründen zu verwerfen. Verfasser
                              									hält eine Combination von Walzen mit Mühle für sehr gut. Die Mühlen können dadurch
                              									auf das Doppelte ihrer Leistungsfähigkeit gebracht werden. Da die Walzenarbeit
                              									bedeutend billiger im Betrieb, geringe Kraft und Aufmerksamkeit erfordert, die
                              									Maismasse nicht so ungünstig zerrieben wird und ein Theil des sachkundigen Aufhauens
                              									der Mühlsteine entfällt, so ergeben sich dadurch bedeutende Vortheile. Man kann den
                              									roh durch die Mühle gegangenen Mais zur besseren Zerkleinerung mit sehr gutem
                              									Erfolge hinterher durch dichtgestellte Walzen passiren lassen, wodurch die
                              									Vorbereitung und Zerkleinerung vorzüglich gelingt. Oder es wird der geweichte Mais
                              									mittels cannelirter Walzen vorgequetscht, dann in einem Agitator mittels schnell
                              									rotirender, stumpfer Messer geschlagen, wodurch die Keime vom Mehlkörper befreit
                              									werden: dann werden die Keime durch Abschlemmen getrennt und das Uebrige auf Mühlen
                              									fein gemahlen. Dieses letztere Verfahren hält der Verfasser für besonders gut.
                           Damit beim Mahlprocess keinerlei Störungen oder Unregelmässigkeiten durch das
                              									Hineingerathen fremder grösserer Körper, wie Eisentheile, Schrauben oder Nägel,
                              									eintreten, ist es nöthig, den Mais sehr sorgfältig zu reinigen.
                           Der Verfasser hat die Einrichtung getroffen, dass in der Abflussrinne zwischen Mühle
                              									und Sieb eine Abflussöffnung angebracht wird, welche gewöhnlich geschlossen ist,
                              									aber im Bedarfsfalle schnell geöffnet werden kann. Diese Abflussöffnung führt zu dem
                              									noch zu mahlenden Gut zurück, damit auf diese Weise etwa grob gebliebener Mais
                              									neuerdings auf die Mühle gelangen könne.
                           Das gemahlene Gut wird auf mit Seidengaze bespannten Schüttelsieben von den Hülsen
                              									und Keimen befreit.
                           
                           Nach dem Verfasser sind in den amerikanischen Fabriken andere Siebconstructionen
                              									nicht in Verwendung oder höchstens nur in älteren Fabriken.
                           Die Schüttelsiebe sind immer 3 Fuss breit (Breite der in den Handel kommenden
                              									Seidengaze) und haben gewöhnlich eine Länge von 6 Fuss mit ziemlich starker Neigung,
                              									die durch Stellvorrichtungen verändert werden kann. Angetrieben werden die Siebe
                              									durch eine rasch rotirende gekröpfte Welle, welche denselben eine energische
                              									Bewegung ertheilt. Die Siebe sind meist mit Seidengaze Nr. 12, Nr. 15 oder Nr. 16
                              									belegt, d.h. es befinden sich 120, 150 oder 160 Seidenfäden auf 1 Zoll Länge.
                           Das Waschen auf den Sieben muss sorgfältig ausgeführt werden, denn die Ausbeute an
                              									Stärke hängt auch von dem vollständigen Auswaschen der Treber ab.
                           Vor allem darf keine Störung im Zufluss des Wassers stattfinden. Nach Kriegner ist ein einfaches, mit kleinen Spritzlöchern
                              									versehenes Wasserzuflussrohr unbrauchbar, weil die immer im Wasser vorhandenen oder
                              									sich bildenden Unreinigkeiten, Schlamm u.s.w., die Löcher bald verstopfen. Es soll
                              									daher die Wasserspeisevorrichtung eine offene, leicht zu reinigende Rinne sein.
                           Nachdem die Aufgabe des Waschens die ist, mit möglichst wenig Wasser alle Stärke aus den Trebern zu bringen, weil sonst
                              									ungeheure Mengen von Wasser verbraucht werden und die so erzeugte Rohstärkemilch zu
                              									dünn wird: daher ist es nicht gleichgültig, wie das
                              									Wasser auf das Sieb gebracht wird.
                           Nach dem Verfasser besteht in den amerikanischen Fabriken die Einrichtung, das Wasser
                              										direct auf die Seidengaze zu spritzen. Dieses
                              									Verfahren hält der Verfasser für ganz unrichtig, weil dann ein grosser Theil des
                              									Wassers unbenutzt durch das Sieb geht. Eine einfache Latte unter der Stelle
                              									angebracht, wo das Wasser aufspritzt, ist schon besser.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 40
                              
                           In nachstehender Zeichnung ist ein Sieb mit Waschvorrichtung veranschaulicht. Die
                              									geneigte Linie A A repräsentirt die Siebfläche, B B I ist ein Kanal, der den von den Mühlen kommenden
                              									Stärkebrei den Sieben zuführt. Bei d, wo der
                              									Wasserstrahl frei auf das Seidengewebe fällt, läuft offenbar ein grosser Theil des
                              									Wassers unausgenutzt durch; bei e, wo durch Anbringen
                              									einer Latte der directe Durchgang verhindert wird, werden die mit Wasser gemischten
                              									Treber über die Siebfläche f geführt und entlassen das
                              									mit Stärke beladene Wasser nach unten. Besser noch erfolgt die Mischung der Treber
                              									mit Wasser und das Auswaschen der Stärke durch trogartige Rinnen, welche quer über
                              									die Siebe laufen, wie in g und h
                              									ersichtlich gemacht ist. Die von den oberen Stellen kommenden Treber mischen
                              									sich mit frisch zuströmendem Wasser und werden über die nächst untere Siebabtheilung
                              									geführt. Mit drei bis vier solchen Trögen hat Verfasser leicht ein vollständiges
                              									Auswaschen der Stärke erzielt.
                           Der Zufluss des Mahlgutes muss im Verhältniss zur bestimmten Leistungsfähigkeit des
                              									Schüttelsiebes ein möglichst genau geregelter sein. Ein Zuwenig beeinträchtigt die
                              									Leistungsfähigkeit, ein Zuviel gibt Verlust an Stärke.
                           Wenn auch die Rüttel- oder Schüttelsiebe manche Vortheile gegenüber den
                              									Cylindersieben haben, so lässt sich nicht leugnen, dass ein Cylindersieb, welches in
                              									der hohlen Achse ein kräftiges Brauserohr hat, den von einem Ende des Siebes
                              									eintretenden Brei in dem Maasse als er sich dem anderen (Auswurfsende) nähert, viel
                              									besser auswaschen kann als ein Rüttelsieb. Man ist nicht im Stande die
                              									Wasserzuführung auf dem Rüttelsiebe so zu gestalten, dass alle Theile des Breies
                              									gleichmässig mit dem Auswaschwasser zusammentreffen. Es ist dies noch eher möglich
                              									im rotirenden Cylindersiebe, weil in demselben die Breitheile stets geworfen und
                              									gewendet werden. Noch besser gelingt die Auswaschung des Breies in (kreisförmigen)
                              									Cylindersieben, welche aus einander stossenden Cylindern bestehen, deren Wände
                              									gelochte Bleche sind und an deren innerer Wandung eine Blechspirale die successive
                              									Führung des Breies vom Eintritt bis zum Austritt derart gestattet, dass der langsam
                              									vorrückende Brei gedreht, gewendet und geworfen wird und dabei immer von dem innen
                              									in der Achse des Cylindersiebes liegenden Brauserohr Wasser bekommt.
                           In der Weise construirte Cylindersiebe sind unter dem Namen Extractions- oder
                              									Auswaschcylinder bekannt und in vielen gut eingerichteten Kartoffel- und
                              									Maisstärkefabriken vorhanden.
                           Wenn es die localen Verhältnisse erlauben, so ist es das Beste die Siebe direct mit
                              									den Mühlen zu verbinden. Je zwei Siebe von der oben angegebenen Grösse mit je einer
                              									Mühle. Die Speisung der Siebe durch Rohre mit Ventilen oder Hähnen ist zu verwerfen,
                              									da sehr leicht durch die im Mahlgute enthaltenen Hülsen und Keime Verstopfungen
                              									vorkommen können.
                           Verfasser empfiehit zur Speisung der Siebe eine Einrichtung, die sich in
                              									amerikanischen Fabriken bewährt hat. Der gemahlene Maisbrei wird nämlich
                              									continuirlich in einen kleinen Behälter gepumpt, in welchem ebenso viele
                              									verschiebbare, oben offene Rohre stecken, als Siebe gespeist werden sollen; nach
                              									unten stehen diese Rohre mit den Siebspeiserohren in Verbindung. Durch Auf- und
                              									Abschieben der Rohre wird der Zufluss leicht so regulirt, dass in jedes Rohr die
                              									gleiche Qualität einfliesst.
                           Die von den Sieben ablaufende Stärkemilch wird in Bottichen zur Weiterverarbeitung
                              									aufgesammelt. Es ist sehr empfehlenswerth, die in den ersten Abtheilungen des Siebes
                              									abfliessende dickere Stärkemilch für sich aufzufangen
                              									und die weiter vorn durch die Siebe gelangende viel verdünntere Stärkemilch
                              									ebenfalls in besondere Bottiche zu leiten. Dadurch hat man auch eine bessere
                              									Controle des Mahl- und Siebprocesses. Man kann die erste, ungefähr 6° B. wiegende
                              									Stärkemilch aufbessere Qualität verarbeiten und die
                              									zweite, etwa 2° B. wiegende Milch durch Absetzenlassen concentriren zur
                              									Weiterverarbeitung.
                           In der von den Sieben kommenden Stärkemilch ist noch Zellstoff, Fett und namentlich Gluten vorhanden. Das Gluten ist aber mit den
                              									Stärkekörnern fest verkittet. Ehe man an eine Trennung der Stärke von den genannten
                              									Körpern denken kann, muss vor allem das Gluten entfernt werden. Dieses wurde früher
                              									allgemein durch einen Vergährungsprocess entfernt. Man liess die Stärke, wie sie von
                              									den Sieben läuft, einfach 8 bis 14 Tage in Bottichen stehen. Es trat bald eine
                              									Bakteriengährung unter Bildung von Buttersäure, Essigsäure und Milchsäure ein. Das
                              									Gluten wurde dabei vollständig zersetzt unter Bildung übelriechender Producte und
                              									die Stärke so frei gemacht. Für das Fallenlassen dieser Methode waren maassgebend
                              									der Aufwand an Zeit und Raum, der auftretende üble Geruch und die gänzliche
                              									Zerstörung des werthvollen Glutens.
                           In neuerer Zeit wendet man daher zur Lösung des Glutens chemische Mittel an, und zwar
                              									verdünnte Natronlauge, nachdem RitthausenVgl. D. p. J. 1892
                                    												285 215. nachgewiesen hat, dass
                              									das Maisfibrin, d. i. das Gluten des Maises, leicht in sehr verdünnten Alkalien
                              									löslich ist. Man gibt eine solche Quantität verdünnter Natronlauge zur
                              									Rohstärkemilch, dass der Gehalt an Alkali ungefähr 0,1 Proc. beträgt, und die
                              									Stärkemilch ist sofort zur weiteren Verarbeitung
                              									bereit. Beim Zusatz der Natronlauge muss man vorsichtig sein, namentlich darf die
                              									Lauge nicht zu concentrirt sein, weil sonst die Stärke leicht verkleistert.
                           Man bekam aber bei Befolgung des sogen. Alkaliprocesses keine schön weisse Stärke und
                              									das hierbei gelöste Gluten ging, insbesondere im Sommer, bei der weiteren
                              									Verarbeitung leicht in Fäulniss über.
                           Beim sogen. sauren Process wird eine wässerige Lösung
                              									von schwefliger Säure zur Isolirung des Glutens benutzt. Der Mais wird in Wasser
                              									geweicht, welches (zumeist) 0,4 Proc. schweflige Säure gelöst enthält.Der Gehalt von nur 0,4 Proc. SO2 dürfte kaum ausreichen.D. Ref.
                           Die schweflige Säure wird durch Verbrennen von Schwefel bei regulirtem Luftzutritt
                              									hergestellt und das sich entwickelnde Gas lässt man in einem Koksthurm von
                              									herabrieselndem Wasser absorbiren. Die schweflige Säure im Weichwasser dient sowohl
                              									als Lösungsmittel des Glutens wie auch als Lockerungsmittel, als Conservirungsmittel
                              									und als Bleichmittel der Stärke.
                           Ist die Stärke aus den sie umhüllenden Stoffen durch das Einweichen, Mahlen, Sieben,
                              									Waschen und durch Gährung oder Anwendung chemischer Mittel frei gemacht, so kommt
                              									die letzte und wichtigste Arbeit zur Gewinnung der Stärke, nämlich die Trennung
                              									derselben von den sie verunreinigenden Bestandtheilen – die sogen. Tischarbeit.
                           Die „Tischarbeit“, wie sie der Verfasser beschreibt, unterscheidet sich nicht
                              									von der „Rinnenarbeit“ der Weizen-, Kartoffel- und Maisstärkefabrikation der
                              									europäischen Fabriken. Es ist daher nicht nöthig, die Schilderung dieser genugsam
                              									bekannten Arbeit zu wiederholen.
                           Den Rinnen- oder Tischbetrieb richtig zu führen, ist wohl die schwierigste Operation in der Stärkefabrikation, insbesondere dort, wo
                              									keine Centrifugen angewendet sind.
                           Möglichst reine Stärke zu gewinnen, bei möglichst höchster Ausbeute, wäre das Ziel der Rinnenarbeit.
                              									Beide Zwecke vollkommen zu erreichen, gelingt in der Praxis mit der Rinnenarbeit
                              									nicht oder nur in sehr seltenen Fällen.
                           Im Folgenden sollen fast wörtlich die Resultate der „Tischarbeit“ nach
                              									dem Verfasser angeführt werden:
                           Ungefähr 85 Proc. der festen Bestandtheile der Rohstärke lagern sich auf den
                              										„Tischen“ als Stärke ab, während etwa 15 Proc. mit dem Gluten weglaufen.
                           Die aus den Tischen gestochene grüne Stärke wird in Trockenräume gebracht. Das
                              									Trocknen geschieht mit grosser Sorgfalt, unterscheidet sich jedoch von dem in Europa
                              									üblichen Verfahren im Wesentlichen nicht, so dass ich diese Manipulation übergehen
                              									kann.
                           (Gerade hier wäre es wünschenswerth gewesen, von dem Verfasser zu hören, wie die
                              									weiche, grüne Stärke von den Tischen direct in die
                              									Trockenräume gebracht und dort behandelt wird. Es gelingt nämlich der Trockenprocess
                              									nicht besonders gut, wenn man die sehr wasserreiche Stärke von den Rinnen direct in
                              									die Trockenräume bringt; solche Stärke enthält zwischen 30 bis 40 Proc. Wasser, an
                              									den unteren Theilen der Tische gewiss noch mehr, und wird in den Trockenstuben
                              									sowohl auf Horden als auch auf Latten oder Brettern zuvörderst zerfliessen und in
                              									höchst unscheinbaren Formen trocknen. Abgesehen davon wird die Trocknung viel mehr
                              									kosten und längere Zeit in Anspruch nehmen, als wenn man der grünen Stärke vor Eintritt in die Trockenstuben das Wasser bis zu 25
                              									Proc. entzieht. Alle Erfahrung spricht dafür, die Stärke nicht direct von den Rinnen
                              									in die Trockenstuben zu bringen. Der Ref.)Der
                                    											Verfasser hat gewiss die Sache nicht so gemeint, sondern diese Manipulation
                                    											als selbstredend gehalten.
                           Für den Fabriksbedarf und Grosshandel wird die Stärke in Fässer von etwa 260 Pfund,
                              									für den Kleinhandel und Handverkauf in Pfundpackete gepackt. Die nach dem sauren Process durch Einweichen mit schwefliger Säure
                              									gewonnene Stärke gibt, direct getrocknet, keinen Abfall an Schmutz oder
                              									Schabestärke. Der Wassergehalt dieser Stärke nach dem Trocknen beträgt 12 Proc.
                           Die nach dem sauren Verfahren erzeugte Stärke ist sehr schön weiss, während die mit
                              									Hilfe von Alkalien hergestellte Stärke minder schön ist. Die saure Stärke gibt einen dünnen Kleister. Aus
                              									diesem Grunde wird sie von den Waschanstalten, Papiersack- und
                              									Pappschachtelfabrikanten als minderwerthig bezeichnet und nicht gern genommen. Diese
                              									Fabrikanten beurtheilen die Ausgiebigkeit der Stärke nach der Dickflüssigkeit des
                              									Stärkekleisters, welcher bei einem gewissen Verhältniss von Stärke zu Wasser
                              									resultirt; dagegen ist die saure Stärke sehr geschätzt von den Baumwollspinnereien
                              									und den Appreturanstalten, welche dieselbe als Schlichte, Appretur und
                              									Beschwerungsmittel anwenden.
                           Der Kleister von saurer Stärke ist zäh und elastisch, dringt mehr ins Innere der
                              									Gewebe und zwischen die Gewebe ein, ohne sie merklich zu steifen, füllt die Poren
                              									aus, gibt ihnen einen feinen, weichen, soliden Griff, ohne die Beschwerung und
                              									Appretur merken zu lassen; das damit appretirte Zeug nimmt leichter Oel auf.
                           Die alkalische Stärke, das ist die Stärke, welche aus
                              									der rohen Stärkemilch durch Zusatz von 0,1 Proc. Aetznatron nach der Tischarbeit
                              									resultirt, hat eine im Vergleich zur sauren Stärke mattweisse, perlglänzende Farbe
                              									mit einem Stich ins Graue. Sie wird zum Steifen der
                              									Wäsche wegen ihres grösseren Steifungsvermögens vorgezogen und gibt einen bei gleichem
                              									Verhältniss von Wasser zu Stärke dickeren Kleister.
                           Zum Appretiren und Beschweren von Baumwollgeweben ist die alkalische Stärke weniger
                              									geeignet, weil sie nicht so sehr ins Innere der Gewebe dringt, zu sehr steift und
                              									leicht abblättert. Die mit alkalischer Stärke appretirten Zeuge nehmen kein Oel
                              									auf.
                           Die verschiedenen Eigenschaften der beiden Stärkesorten sind bedingt durch die Mengen
                              									von Säure oder Alkali, welche in der Stärke vorhanden
                              									sind.
                           (Jedenfalls arbeiten die amerikanischen Fabriken, bei welchen nicht eine Stärke von
                              									saurer oder alkalischer Reaction bestellt wird, auch so, dass sie sich bemühen, eine
                              									reine, schön weisse Stärke von neutraler Reaction herzustellen. Gewiss gibt es auch
                              									dort eine gute Stärke und eine minder gute. Ein tadelloses Stärkefabrikat darf
                              									selbstredend weder geringe Mengen einer Säure, noch auch geringe Mengen von Alkalien
                              									enthalten. Aus einer tadellosen so gearteten Stärke kann sich der Consument gewiss
                              									durch Zusätze von Säuren oder Alkalien das machen, was er braucht. Der Ref.)
                           Das von den Stärketischen ablaufende Wasser enthält ziemlich alles Gluten, ausserdem die kleinsten Stärkekörner, welche sich wegen
                              									ihrer Kleinheit schlechter absetzen und leichter fortgeschwemmt werden, ferner Oel,
                              									welches aus den Keimen beim Mahlen frei gemacht wurde und in die Rohstärkemilch
                              									übergeht, ausserdem fein gemahlenes Zellgewebe. Es fliessen ungefähr 10 Proc. der
                              									Gesammtstärke des Maises mit dem Gluten ab.
                           Ist der Mais in schwefliger Säure geweicht worden, so wird das Glutenwasser direct
                              									durch Filterpressen gepumpt, wobei das Gluten als gelblichgrüner feuchter Kuchen
                              									gewonnen wird. Wurde die Stärkemilch vor dem Ueberlaufen über die Tische mit
                              									Alkalizusatz behandelt, so wird das Gluten vorher (?)
                              										durch Ansäuren ausgefällt.
                           Das feuchte Gluten wird dann in Trockentrommeln unter Durchgang von heisser Luft
                              									getrocknet und mit Hilfe von Desintegratoren in gröbliches Pulver verwandelt,
                              									welches als sehr werthvolles und geschätztes Futtermittel von hohem Eiweiss-, Fett-
                              									und Stärkegehalt (aber arm an Aschenbestandtheilen) unter dem Namen Glutenmeal (Klebermehl) in den Handel kommt.
                           Das Glutenmeal enthält gewöhnlich 30 bis 35 Proc. Eiweiss, ebenso viel Stärke, 8
                              									Proc. Fett und 10 Proc. Feuchtigkeit.
                           Ein anderes Abfallproduct der Maisstärkefabrikation ist der Slop (Schlempe). Mit diesem Namen werden die gröberen Bestandtheile des
                              									Maises bezeichnet, solange sie noch feucht und frisch sind. Der Slop besteht
                              									namentlich aus den Keimen und Hülsen des Maises und wird, wenn möglich, noch frisch
                              									an die Farmer und Viehbesitzer der Umgebung billig abgegeben. Im Winter ist der
                              									Absatz des Slop ziemlich gut. Im Sommer jedoch und namentlich bei grossen Betrieben
                              									ist es nicht möglich, allen Slop frisch abzusetzen. Der grösste Theil wird dann
                              									ebenfalls getrocknet und dadurch in eine dauerhafte Handelswaare umgewandelt. Oft
                              									werden die leichteren Hülsen durch Ausblasen in roher Weise getrennt und als Bran bezeichnet, während die zurückbleibenden Keime als
                              									sehr fettes und stickstoffreiches Kraftfutter als Germes (Keime) verkauft werden, oder sie werden gemahlen, warm
                              									ausgepresst, in Oel und Oelkuchen umgewandelt.
                           Auch trocknet man den Slop einfach mit oder ohne Zusatz von Gluten, um ihn
                              									stickstoffreicher zu machen, und bringt ihn als Dairy
                                 										feed (Milchfutter) in den Handel.
                           Aus dem Mais werden ungefähr erhalten:
                           
                              
                                 
                                 pro Bushelà 56 Pfund
                                 pro 100 k
                                 
                              
                                 Wasserfreie Stärke
                                 26–29
                                 46,5–52
                                 
                              
                                 Glutenmeal
                                 10
                                 18
                                 
                              
                                 Slop getrocknet
                                 10
                                 18
                                 
                              
                           Hierbei ist zu bedenken, dass ein Verlust an löslicher Substanz des Maises im Betrage
                              									von 4 bis 5 Proc. eintritt, ferner dass der Mais, wie er durchschnittlich zur
                              									Fabrikation in den Vereinigten Staaten gelangt, einen Wassergehalt von 15 bis 17
                              									Proc. hat. Guter, trockener Mais von 12 bis 13 Proc. Wasser wird meist als
                              									Exportmais besser bezahlt und kommt weniger zur Verarbeitung.
                           Hat man für die Zwecke der Stärkefabrikation die Auswahl des Rohmaterials, so wird
                              									speciell auf dünne Schale, kleinen Keim, grossen Mehlkörper und ausgereiftes Korn
                              									gesehen. Die mikroskopische Untersuchung auf die Grösse der Stärkekörner ist
                              									empfehlenswerth, weil grössere Stärkekörner eine höhere Ausbeute und bessere
                              									Qualität an Stärke geben. Der Wassergehalt muss natürlich immer in erster Linie in
                              									Rechnung gezogen werden.
                           
                              Oelgewinnung aus den Maiskeimen.
                              
                           Die Maiskörner enthalten etwa 50 Proc. Oel. Zur Oelgewinnung werden die nach dem
                              									Trocknen durch Ausblasen von den Hülsen getrennten Keime gemahlen, in Oelpressen
                              									warm ausgepresst und in Oel und Oelkuchen gesondert.
                           Das Maisöl hat in rohem Zustande eine gelblichrothe Farbe und einen
                              									charakteristischen Maisgeruch. Bei längerem Stehen setzt es etwas schwerer lösliches
                              									Fett in Körnern ab. Das specifische Gewicht ist 0,917. Maisöl gehört zu den nicht
                              									trocknenden Oelen; es ist in Aether, Chloroform und Benzin löslich.
                           Nur grosse Maisstärkefabriken, die beispielsweise etwa 25000 Bushels Mais
                              									verarbeiten, gewinnen Maisöl aus den Keimen und es wird in solchen Fabriken ein
                              									eigenthümliches Verfahren zur Abtrennung der Keime befolgt. Der Mais wird in
                              									gewöhnlicher Weise in schwefligsaurem Wasser eingeweicht, worauf er zwischen
                              									cannelirten Walzen zerquetscht wird; dabei werden die Keime, weil sie elastisch
                              									sind, nicht mitzerquetscht, sondern nur der Mehlkörper.
                           Um die Keime und Hülsen besser von dem Mehlkörper zu trennen, wird der Brei in Trögen
                              									mittels schnell rotirender stumpfer Messer einer energischen Bearbeitung unterzogen.
                              									Sind auf diese Weise die Keime und Hülsen von dem Mehlkörper ziemlich vollständig
                              									losgelöst, so wird der Stärkebrei auf 8° B. gebracht und in einen langen Trog
                              									einfliessen gelassen, welcher in seinem unteren Theil ein langsam gehendes Rührwerk
                              									besitzt. Die Keime schwimmen auf der specifisch schwereren Stärkemilch oben ab,
                              									werden von der Stärke abgesiebt, ausgewaschen, getrocknet und Oel und Oelkuchen
                              									durch Auspressen getrennt.
                           Die von den Keimen befreite Stärkemilch mit den gröberen Partikeln des Mehlkörpers
                              									passirt die Mühlen und wird dann weiter verarbeitet.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)