| Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photographischen Reproductionsverfahren. | 
| Autor: | J. M. Eder, E. Valenta | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 65 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber die Fortschritte der Photographie und der
                           								photographischen Reproductionsverfahren.
                        Von J. M. Eder und E. Valenta.
                        (Schluss des Berichtes S. 43 d. Bd.)
                        Ueber die Fortschritte der Photographie und der photographischen
                           								Reproductionsverfahren.
                        
                     
                        
                           Photographische Papiere.
                           Der Verbrauch an sogen. „Celloidinpapier“
                              									(Chlorsilbercollodionpapier) gegenüber den Albumin- und Aristopapieren hat in
                              									Amateurkreisen in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. Das Celloidinpapier
                              									besitzt für Amateure in die Augen springende Vortheile, es copirt sehr rasch, gibt
                              									mit dünnen Matrizen brillante Abdrücke, die Bilder sind bequem aufzukleben – aber
                              									sie lassen sich schlecht retouchiren und die Collodionschicht ist empfindlicher als
                              									die Eiweisschicht; deshalb finden diese Papiere in den Kreisen der Fachphotographen
                              									noch immer nicht jene Verwendung, welche man ihnen prophezeite, wenngleich auch hier
                              									dem Albuminpapier durch dasselbe ein bedeutender Concurrent entstanden ist.
                           Man hat den Celloidinpapieren den Vorwurf gemacht, dass dieselben nicht haltbar seien
                              									und sich nach längerer oder kürzerer Zeit der Aufbewahrung bräunen. Diesem
                              									Uebelstande, welcher von einer Zersetzung des Silbernitrates (bezieh. Citrates oder
                              									Tartrates) herrührt, steuert man in neuerer Zeit durch Verwendung geeigneten
                              									Rohpapieres. Das zur Herstellung von Collodionpapier gebräuchliche Rohpapier ist
                              									sogen. Barytpapier, d.h. ein Rohpapier, welches mit einem Ueberzuge von Gelatine und
                              									Schwerspath versehen ist.
                           Dr. Liesegang bringt seit 1893 ein Barytpapier in den
                              										HandelLiesegang's photogr. Nachr., August 1893 S.
                                    											6. dessen Gelatinebarytschicht Weinsäure und Citronensäure
                              									enthält. Dieses Papier hat vor gewöhnlichem Barytpapier den Vortheil, dass die damit
                              									hergestellten photographischen Collodionpapiere sich monatelang aufbewahren lassen,
                              									ohne sich zu bräunen.
                           A. Lainer macht gleichfalls auf die Thatsache
                              									aufmerksam, dass es gut sei, geeignete Zusätze zur Barytgelatine zu machen, wenn man
                              									haltbare Celloidinpapiere herstellen will.
                           Vorschriften zur Herstellung von Emulsionen für Celloidinpapier siehe dieses Referat
                              									S. 46.
                           Die Celloidinpapiere des Handels besitzen häufig den Uebelstand, dass sie sich in den
                              									Bädern rollen; um diesen Uebelstand zu vermeiden, empfiehlt Dr. KrügenerD. R. P. Kl.
                                    											57 Nr. 18997. die Rückseite des Rohpapieres mit Lösungen von
                              									wasserunlöslichen Stoffen, wie Nitrocellulose, Traganth, Schellack, Sandarac u.s.w.,
                              									zu überziehen.
                           Von Herzheim in Düren wird ein Chlorsilbergelatinepapier
                              									in den Handel gebracht, welches, in analoger Weise wie dies E. Valenta für Auscopirpapiere zuerst beschriebenSiehe unsere früheren Referate., nur
                              									schwach ancopirt und hierauf entwickelt wird. Als Entwickler empfiehlt P. Hanneke in Berlin folgende Lösung:
                           
                              
                                 Wasser
                                 1000
                                 Th.
                                 
                              
                                 Krystallisirtes Natriumsulfit
                                 50
                                 „
                                 
                              
                                 Citronensäure
                                 8
                                 „
                                 
                              
                                 Salzsaures Paramidophenol
                                 7
                                 „
                                 
                              
                           Auscopirpapiere für Entwickelung bringen in neuerer Zeit Dehors und Delandres in Paris in den Handel.
                              									Vorschriften zum Entwickeln von Copien auf Celloidin- und Aristopapier geben AillandRevue de Photogr. Genève, 1893 S.
                                       											39., WarnerkeAmateur. Photogr., S. 163.,
                                 										Henry SmithJourn. Photogr., 1893 S. 687.
                              									u.a.
                           Die in neuester Zeit vielfach in den Handel gelangenden Celloidinmattpapiere erfreuen
                              									sich einer ziemlichen Beliebtheit bei Amateuren, da die mittels dieser Papiere
                              									erhaltenen Bilder einen eigenthümlichen matten Glanz besitzen, welcher dieselben
                              									unter Umständen Tusch- oder Sepiazeichnungen ähnlich erscheinen lässt.
                           Die matte Oberfläche dieser Papiere wird durch Herabsetzen des Collodiongehaltes der
                              									Emulsion, Wahl entsprechender Rohpapiere u.s.w. erhalten.
                           Zur Herstellung von glanzfreien Bildern auf Zeichenpapier wird folgende Präparation
                              									des Papieres empfohlenBrit. Journ. of Phot., October
                                    									1893.:
                           6 g Schellack werden in einer Lösung von 12 g Borax in 30 cc Wasser gekocht; die
                              									Flüssigkeit wird klären gelassen und nach dem Filtriren mit 0,6 g Salmiak versetzt.
                              									Diese erhaltene Lösung wird mittels Pinsel auf das Papier gestrichen und nach dem
                              									Trocknen durch Schwimmenlassen auf 8- bis 12procentiger Silbernitratlösung
                              									sensibilisirt. Im Uebrigen ist die Behandlung jene des gewöhnlichen
                              									Salzpapieres.
                           
                        
                           Tonen und Fixiren photographischer Copien.Siehe unser Referat in D. p. J.
                                    										1894.
                           Die verschiedenen Sorten von Celloidin- und Aristopapieren des Handels verhalten sich
                              									häufig beim Tonen verschieden; es wird deshalb, wenn es sich um eine bestimmte Farbe
                              									handelt, gut sein, sich der den Gebrauchsanweisungen für die betreffende Papiersorte
                              									beigegebenen Vorschriften zu bedienen. Trotzdem sind einige Tonungsmethoden von
                              									ziemlich allgemeiner Verwendbarkeit.
                           
                           Ein derartiges, dabei sehr einfaches Tonfixirbad, welches bei richtiger
                              									Benutzung gute haltbare Copien, welche selbst nach langer Zeit nicht vergilben,
                              									liefert, beschreibt E. ValentaPhotogr. Corresp.,
                                    											1894.:
                           
                              
                                 A)
                                 Wasser
                                 1000
                                 Th.
                                 
                              
                                 
                                 Bleinitrat
                                 10
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 Fixirnatron
                                 200
                                 „
                                 
                              
                           Diese Lösung wird filtrirt und vor dem Gebrauche werden je 100 cc derselben mit 5 Th.
                              									Chlorgoldlösung (1 : 100) versetzt.
                           Das Bad tont sofort und soll, um die Möglichkeit einer Schwefeltonung und damit das
                              									Nachgilben der Bilder auszuschliessen, jedesmal kurz vor dem Gebrauche aus der
                              									haltbaren Yorrathslösung, welche sehr billig herzustellen ist, frisch bereitet und
                              									nicht zu stark ausgenutzt werden.
                           GaedickeEder's Jahrb. f. Phot. f. 1894, S.
                                    										7. empfiehlt den Zusatz von Borsäure zum Tonfixirbade. (Diese bewirkt
                              									zwar eine raschere Tonung, zersetzt aber, wenn auch sehr langsam, das Fixirnatron
                              									unter Schwefelabscheidung. Anm. d. Ref.)
                           Bühler in Mannheim empfiehlt für sein Celloidinpapier
                              									folgendes Goldtonbad:
                           
                              
                                 Lösung I.
                                 Destillirtes Wasser
                                 5000
                                 Th.
                                 
                              
                                 
                                 Geschmolzenes Natriumacetat
                                 200
                                 „
                                 
                              
                                 Lösung II.
                                 Wasser
                                 1000
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 Rhodanammonium
                                 20
                                 „
                                 
                              
                           Zwei Stunden vor dem Gebrauche werden 500 Th. von Lösung I mit 100 Th. von Lösung II
                              									gemischt und 30 Th. Chlorgoldlösung (1 : 100) zugegossen.
                           Bromsilbercopien lassen sich leicht in Rötelton
                              									erhalten, wenn man die fixirten Copien mit einer 15procentigen Kupferchloridlösung
                              									behandelt (Umwandelung des Bildes in AgCl + Cu2Cl2), gut wäscht und dann einen Augenblick in gelbe
                              									Blutlaugensalzlösung taucht, abermals wäscht und mit 2 Proc. Kupferchloridlösung
                              										behandelt.Phot. Rundsch., 1894 S. 27.
                           NamiasBrit. Journ. of Photogr., 1893 S.
                                    										104. empfiehlt, dem Uran-Blutlaugensalztonbad Rhodanammonium
                              									zuzusetzen, wodurch der Tonungsprocess rascher und vollständiger vor sich geht. Namias mischt Lösungen von Ferridcyankalium in Wasser
                              									(1 : 400) und Urannitrat (10 Th.), Rhodanammonium (50 Tb.), Eisessig (10 Th.) in
                              									Wasser (1000 Th.) zu gleichen Theilen.
                           
                        
                           Pigmentdruck.
                           Unter dem Namen „Charbon velours Process“ wurde
                              									von V. ArtiqueAnleitung zur Ausführung des neuesten
                                       												Kohleverfahrens – ohne Uebertragung von Victor Artique, Karlsruhe 1894. ein Kohledruckverfahren
                              									veröffentlicht. Das neue Pigmentpapier, welches bei der eigenartigen Behandlung,
                              									welche der Erfinder für dasselbe vorschreibt, sehr schöne sammetschwarze Bilder
                              									liefert, die den Eindruck von Kupferdrucken machen, besitzt eine schwach rauhe,
                              									tiefschwarze Oberfläche und dürfte dessen Schicht aus Gummi, Leim und feinst
                              									vertheiltem Russ bestehen. Das Arbeiten mit diesem Papiere lässt sich eintheilen
                              									in:
                           1) Sensibilisiren des Papieres,
                           2) Copiren unter Zuhilfenahme eines Photometers,
                           3) Entwickeln des unsichtbaren Bildes.
                           Das Sensibilisiren geschieht in der Weise, dass man das Papier auf der Rückseite mit
                              									einer Lösung von 5procentiger kalter Kaliumbichromatlösung bestreicht und dieses
                              									Bestreichen 10 Minuten lang fortsetzt. Darauf wird der Ueberschuss der Lösung
                              									mittels eines trockenen Pinsels entfernt und das Papier in einem dunklen Raume, an
                              									Bindfaden aufgehangen, getrocknet.
                           Nach dem Trocknen ist es lichtempfindlich geworden und soll nun möglichst rasch
                              									verarbeitet werden.
                           Das Copiren erfolgt im gewöhnlichen Copirrahmen; da aber das Bild nicht sichtbar ist,
                              									muss natürlich ein Photometer benutzt werden, und eignet sich hierzu jedes
                              									Photometer, z.B. das Vogel'sche oder Sawyer'sche Scalenphotometer, welches einen Streifen
                              									Celloidinpapier, für das die Copirzeit des betreffenden Negatives ermittelt wurde,
                              									enthält. Man legt das Photometer gleichzeitig mit dem Pigmentpapier aus und copirt
                              									bis zum ermittelten Grade der Scala. Die Entwickelung des Bildes geschieht nicht wie
                              									bei den gewöhnlichen Pigmentpapieren mit warmem Wasser, sondern wird in der Art
                              									durchgeführt, dass man das Papier mit reinem, kaltem Wasser durch Durchziehen
                              									befeuchtet und mit Klammernschicht nach oben auf einer Glasplatte befestigt. Man
                              									giesst nun eine Mischung von feinstem Sägemehl und Wasser von 27° C. so lange über
                              									das steil zu haltende Papier, bis das Bild in allen seinen Details zu sehen ist.
                              									Dann wird die Copie in kaltes Wasser gelegt, bis die gelbe Farbe des Papiers
                              									verschwunden ist, und das Papier freiwillig trocknen gelassen eventuell vorher in
                              									einer 5procentigen Alaunlösung die Schicht gehärtet. Das Verfahren hat den Vorzug
                              									vor anderen Druckverfahren, dass man durch entsprechende Leitung des
                              									Entwickelungsprocesses härtere und weichere Bilder erzielen kann und dass diese
                              									Bilder sehr haltbar sind.
                           
                        
                           Aufarbeitung von photographischen Abfallösungen.
                           Ueber die Verwendbarkeit des Zinkstaubes zur Gewinnung von Edelmetallen aus
                              									photographischen Abfalllösungen berichtet Dr. A.
                                 										StiebelPhotogr. Corresp., 1894.:
                           Von den zur Ausfällung von Gold, Silber und Platin aus photographischen Abfallösungen
                              									benutzten Mitteln hat sich bis jetzt eigentlich nur die Schwefelleber zur Ausfällung
                              									von Silber, der Eisenvitriol zur Ausfällung von Gold in den photographischen
                              									Laboratorien einen Platz verschaffen können. Zink und Eisen in Form von Spänen oder
                              									Blech sind nur weniger in Anwendung gekommen und zwar hauptsächlich da, wo es sich
                              									um die Wiedergewinnung von Platin gehandelt hat.
                           Die Wiedergewinnung der Edelmetalle mittels der erwähnten Stoffe ist umständlich und
                              									zeitraubend. Stiebel empfiehlt deshalb dann, wenn es
                              									sich um die Fällung von solchen Metallen aus photographischen Abfallösungen
                              									(gebrauchte Tonbäder, Tonfixirbäder, Fixirbäder u.s.w.) handelt, Zinkstaub zu
                              									verwenden.
                           Die Reducirfähigkeit des Zinkstaubes ist demgemäss eine sehr grosse, so wird z.B.
                              									Chlorsilber, welches durch Zinkblech oder -späne nur bei Gegenwart von verdünnter
                              									Säure einigermaassen rasch und vollständig reducirt wird, beim Mischen mit der
                              									berechneten Menge Zinkstaub und reinem Wasser augenblicklich mit grosser Heftigkeit
                              									– starker Wärmeentwickelung – zersetzt, so dass die Gegenwart von vielem Wasser
                              									erforderlich ist, um die Reactionswärme zu massigen.
                           Man arbeitet am besten mit neutralen, alkalischen Lösungen oder auch schwach saueren
                              									Lösungen; grösseren Säureüberschuss nimmt man aber besser durch Zusatz von Alkali weg, da man
                              									sonst die zum Abstumpfen der Säure nöthige Menge Zinkstaub fast in der ganzen Menge
                              									mehr zusetzen müsste, als wenn die Lösung neutral oder alkalisch ist.
                           Versuche ergaben, dass bei richtiger Anwendung des Zinkstaubes 98 Proc. des in
                              									solchen Lösungen enthaltenen Edelmetalles gefällt werden.
                           1) Erhält man Silber, Gold und Platin in einer Operation;
                           2) umgeht man das Ansäuern einer Schwefelleberlösung, welches ebenso lästig für die
                              									Geruchsorgane als es schädlich ist für in demselben Raume vorhandene Präparate;
                           3) besitzt die Methode gegenüber dem Ausfällen mit Zinkblech den Vortheil der
                              									grösseren Raschheit, sowie den Vorzug, dass die gewonnene, manchmal sehr kleine
                              									Menge Edelmetall sich in einer grösseren Menge pulverförmigen Materials gleich
                              									massig vertheilt, wodurch beim Abfiltriren einem mechanischen Verlust eher
                              									vorgebeugt werden kann.
                           Bedingung zur Erzielung eines guten Resultates ist Anwendung der richtigen Menge,
                              									etwa fünfmal so viel als man Edelmetall vermuthet, höchstens schwach saure Lösung
                              									und gleichmässige Vertheilung des Zinkstaubes in der Lösung.
                           Da der Zinkstaub öfter nicht unbedeutende Mengen Arsen enthält, empfiehlt es sich,
                              									die Fällung an einem zugigen Orte unter Beobachtung der nöthigen
                              									Vorsichtsmaassregeln vorzunehmen.
                           Auch A. Lainer empfiehlt die Verwendung von Zinkstaub
                              									zum obigen Zwecke.Photogr. Corresp., 1894.
                           
                        
                           Korn- und Lineaturverfahren.
                           Ein autotypisches Verfahren ohne die Anwendung eines Netzes wurde von Miethe und Hesekiel zum
                              									Patent angemeldet. Dasselbe besteht darin, dass auf sogen. Platinpyramidenkornpapier
                              									(ein Platinpapier, dessen Oberfläche mit einem pyramidenförmigen Korne versehen ist)
                              									ein positives Bild erzeugt wird und von diesem Positiv bei schräger Beleuchtung ein
                              									Negativ hergestellt wird. Dieses Negativ kann in Folge der Körnung des erwähnten
                              									Papieres analog einem Rasternegative zur Herstellung einer Hochdruckplatte benutzt
                              									werden. (Atelier des Photographen, 1894.)
                           Die directe Herstellung von sogen. Rastern (Lineaturnetzen zur Zerlegung der Halbtone
                              									in Striche und Punkte für die Zwecke der Autotypie) wird von einigen amerikanischen
                              									und deutschen Firmen mit vorzüglichem Erfolge betrieben. So erzeugt die
                              									amerikanische Firma Max Lewy in Philadelphia derartige
                              									Rasterplatten (von den Amerikanern Screens genannt), welche allgemeine Anerkennung
                              									fanden. Diese Raster bestehen aus zwei Linienplatten, deren parallele Linien sich
                              									unter einem Winkel von 90° kreuzen, und welche mittels Canadabalsam verkittet sind.
                              									Die Linien werden mittels einer eigens hierzu construirten Maschine mit starken,
                              									feinst geschliffenen Diamanten in Spiegelglas gezogen, dann geätzt und die
                              									vertieften Linien mit dauerhafter brauner Farbe ausgegossen.
                           Auch die Firmen Gaillard in Berlin und Hebensperger in München erzeugen heute derartige direct
                              									auf Glas gezogene Lineaturen, welche sich immer mehr Eingang in die Praxis
                              									verschaffen.
                           Ueber das in Amerika heute fast allgemein angewendete Kupferemailverfahren, eine neue
                              									Methode der Autotypie, berichtet E. Valenta:Eder's Jahrb. f. Phot
                                       												f. 1894, S. 465.
                           Die amerikanischen Autotypien zeigen häufig eine Zartheit in den Halbtönen und eine
                              									Klarheit der Lichter, wie man dieselbe sonst nur bei Lichtdrucken zu sehen gewohnt
                              									ist. Die Herstellung dieser Autotypien geschieht mit Hilfe eines eigenartigen
                              									Verfahrens, welches in Amerika schon seit längerer Zeit im Gebrauche steht und sich
                              									auch in neuester Zeit bei uns einzubürgern beginnt. Die Amerikaner verwenden zur
                              									Herstellung dieser Autotypien Kupferplatten, welche mit einer sehr zarten,
                              									lichtempfindlichen Schicht von relativ grosser Empfindlichkeit überzogen sind, und
                              									brennen die Bilder nach dem Entwickeln und Trocknen mittels eines gewöhnlichen Bunsen'schen Gasbrenners ein.
                           Das so entstandene, tief braun gefärbte „Emailbild“ besteht aus einer sehr
                              									dünnen, festen, den Säuren und Eisenchloridlösungen, wie selbige bei den
                              									verschiedenen Aetzprocessen Verwendung finden, widerstehenden Schicht, und es wird
                              									die Aetzung in einem einzigen Bade durchgeführt.
                           Zur Herstellung der erwähnten lichtempfindlichen Schicht verwenden die meisten
                              									Autoren, von denen bisher Publicationen über das Verfahren vorliegen, sogen.
                              									Fischleim, d. i. flüssigen Leim, welcher im Handel auch unter dem Namen Syntheticon,
                              									fish glue u.s.w. erhältlich ist. Dieses Product bildet eine trübe, bräunlich bis
                              									gelblich gefärbte dicke Flüssigkeit, welche sehr unangenehm nach Trimethylamin
                              									riecht und sich durch hohes Klebevermögen auszeichnet. Der im Handel vorfindliche
                              									Fischleim enthält ziemliche Mengen von freier Säure, unter denen Essigsäure in
                              									erster Linie zu erwähnen ist.
                           Er lässt sich auch, wenn man ihn stark mit Wasser verdünnt, nur schlecht durch
                              									Filtriren von den trübenden Theilen befreien, und dies ist der Grund, weshalb von
                              									verschiedenen Autoren, unter anderen z.B. von Dr. Aarland, und vor ihm von Seite des englischen Journales The Photogramm eine Reinigung mittels Albumin
                              									vorgeschlagen wurde.Liesegang's photographisches Archiv, 1864 S.
                                    											289. Nach den Mittheilungen der erwähnten Fachzeitschrift wird
                              									diese Reinigung in der Weise durchgeführt, dass man gleiche Theile Fischleim, Wasser
                              									und frisches Eiweiss (von Hühnereiern) vermischt und die Mischung zum Kochen
                              									erhitzt.
                           Bei den Versuchen, welche Valenta im photochemischen
                              									Laboratorium der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie durchführte, ergab
                              									sich, dass eine Reinigung, wenn man sich strenge nach dieser Vorschrift halten
                              									wollte, unmöglich wäre, indem bei Verwendung der angegebenen Mengen Albumin eine
                              									breiige weisse Masse resultirt, welche nur mit Mühe kaum den zehnten Theil der in
                              									ihr enthaltenen Flüssigkeit abgibt. Diesen Versuchen zufolge wären anstatt 240
                              									höchstens 50 Th. Eiweiss auf 480 cc Leim und Wasser zu verwenden.
                           Der gereinigte Fischleim wird mit Ammoniumbichromat mit oder ohne Albuminzusatz zur
                              									Herstellung der lichtempfindlichen Masse verwendet. Diese selbst wird bei längerem
                              									Stehen bis zu einem gewissen Grade lichtempfindlicher und es übertrifft die
                              									Lichtempfindlichkeit der genannten Mischungen jene von Chromalbumin weitaus; dieselbe
                              									ist also eine verhältnissmässig grosse und es genügen 1 bis ½ Minuten Belichtung in
                              									der Sonne, um gute Bilder zu bekommen.
                           Die verschiedenen Präparationen, welche bisher in Vorschlag gebracht wurden, sind in
                              									der folgenden Tabelle zusammengestellt:
                           
                              
                                 Nr.
                                 Verfahren nach
                                 AmerikanischerFischleim
                                 KöhnerLeim
                                 WeisserLeim
                                 Gummi
                                 Ammonium-bichromat
                                 Chrom-säure
                                 Ammoniak
                                 Wasser
                                 TrockenesEiweiss
                                 Eiweiss
                                    											ausfrischenHühner-eiern
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 g
                                 g
                                 g
                                 g
                                 g
                                 g
                                 g
                                 g
                                 g
                                 
                              
                                 1
                                 The Photogramm, Januar
                                    											1894
                                 60 g
                                 –
                                 –
                                 –
                                 8
                                 –
                                 –
                                 180
                                 –
                                 60
                                 
                              
                                 2
                                 Dasselbe Journal, Februar 1894
                                 120 g gereinigterFischleim **
                                 –
                                 –
                                 –
                                 8
                                 –
                                 –
                                   60
                                 –
                                 60
                                 
                              
                                 3
                                 Sachers in Toronto,
                                    											Amerika *
                                 50 g
                                 –
                                 –
                                 –
                                 2
                                 1
                                 2
                                 150
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 4
                                 
                                    G. Aarland
                                    
                                 120 g gereinigterFischleim **
                                 –
                                 –
                                 –
                                 8
                                 –
                                 –
                                 120
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 5
                                 
                                    R. Sachers
                                    
                                 30 g
                                 –
                                 –
                                 –
                                 2
                                 –
                                 4
                                   30
                                 –
                                 15
                                 
                              
                                 6
                                 Beilage zur photographischenChronik 1894
                                 –
                                 –
                                 –
                                 50
                                 8
                                 –
                                 5 cc
                                 200
                                 –
                                 60
                                 
                              
                                 7
                                 
                                    Calmens
                                    
                                 60 g
                                 –
                                 –
                                 –
                                 4
                                 –
                                 –
                                 120
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           * Eder's Jahrb. f. 1894.
                           ** Entspricht 60 g käuflichem Fischleim.
                           Fast sämmtliche Vorschriften schreiben Fischleim vor.
                           Die Verwendung von Fischleim bietet aber, ganz abgesehen von dem üblen Gerüche des
                              									rohen Fischleimes, mehrere Nachtheile, deren bedeutendster in dem Umstände zu suchen
                              									sein dürfte, dass der im Handel vorkommende Fischleim bezüglich Darstellung,
                              									Wassergehalt u.s.w. kein constantes Product ist, sondern ein sehr differirendes.
                              									Abgesehen von dem verschiedenen Gehalte der einzelnen Fischleimsorten an trockenem
                              									Leim, ist auch der Gehalt und die Art der zur Flüssigmachung des Leimes benutzten
                              									Säuren bei den verschiedenen Sorten von flüssigem Leim sehr verschieden. Dass dies
                              									bei einem Körper, der die Grundlage eines Verfahrens bildet, nicht wünschenswerth
                              									erscheint, liegt auf der Hand.
                           Valenta ersetzte deshalb den Fischleim durch
                              									gewöhnlichen Kölner Leim und substituirte dem theuren frischen Hühnereiweiss das
                              									billigere trockene Handelspräparat; er gibt folgende Vorschrift:
                           100 g Kölner Leim werden in 600 cc Wasser quellen gelassen und hierauf auf dem
                              									Wasserbade geschmolzen. Die resultirende Flüssigkeit kann leicht durch Zusatz von 2
                              									bis 4 g trockenem Eieralbumin (in der nöthigen Menge Wassers gelöst) geklärt werden,
                              									indem man auf dem Wasserbade das Gemisch etwa 15 Minuten fast auf 100° C. erhitzt.
                              									Das Albumin coagulirt dabei und lässt sich leicht abfiltriren.
                           60 cc von dieser Lösung werden mit einer Lösung von 3,5 g trockenem Eiweiss in 30 cc
                              									Wasser vermischt und hierauf bei Ausschluss des Tageslichtes 30 cc einer
                              									10procentigen Ammoniumbichromatlösung zugefügt. Die auf diese Weise hergestellte
                              									Lösung ist sehr lichtempfindlich und braucht nicht, wie dies viele Fischleimrecepte
                              									vorschreiben, 8 bis 12 Stunden zu stehen, sondern kann sofort filtrirt und verwendet
                              									werden.
                           Die Flüssigkeit ist dunkel gefärbt und ziemlich leicht flüssig, so dass ein Zusatz
                              									von Ammoniak, wie von anderer Seite empfohlen wurdeSiehe Tabelle., nicht nöthig
                              									erscheint. Die Kupferplatten werden sorgfältig überpolirt und hierauf mit
                              									Alkohol; Wasser und mit der obigen Lösung abgerieben; danach wird die Lösung
                              									aufgegossen und mit Hilfe einer Centrifuge der Ueberschuss von Flüssigkeit entfernt.
                              									Es hinterbleibt eine sehr dünne Schicht, welche mit Hilfe von geeigneten
                              									Vorrichtungen vorsichtig unter geringem Erwärmen (30 bis 40° C.) getrocknet
                              									wird.
                           Bei allen diesen Manipulationen ist Staub sorgfältig zu vermeiden, indem anderenfalls
                              									Punkte in der Schicht entstehen, welche zur Bildung von Flecken Veranlassung
                              									geben.
                           Die getrocknete Platte wird unter einem Rasternegativ (dasselbe soll eher flau als
                              									contrastreich sein und es eignen sich zur Herstellung solcher Negative die feinen
                              									amerikanischen Originalraster besser als Raster, welche auf photographischem Wege
                              									hergestellt wurden) belichtet.
                           Die Copirzeit beträgt bei Sonnenlicht 1 bis 2 Minuten. Die Platte wird sodann in
                              									einer Schale in fliessendes Wasser gelegt und ist die Entwickelung in 2 bis 3
                              									Minuten vollendet.
                           Das Bild wird unter der Brause gut abgespült und hierauf über einem Gasofen
                              									vorsichtig getrocknet. Ein Behandeln mit Methyl violett, wie dies häufig
                              									vorgeschrieben wird, ist durchaus nicht nöthig, indem selbst die feinsten Details im
                              									Bilde sich nach dem Trocknen leicht erkennen lassen. Bei unterexponirten Bildern
                              									zeigt sich ein stellenweises Auslassen der Lineatur, bei überexponirten Bildern ist
                              									der Grund gedeckt und es zeigen solche Bilder nach dem Einbrennen eine gleichmässig
                              									bräunliche Farbe und nehmen dieselben keine Aetzung an. Das Einbrennen geschieht am
                              									besten mittels eines kleinen Gasofens, dessen Flammen die Platte gleichmässig
                              									erwärmen. Die Temperatur steigt hierbei bis fast 400° C. und das Bild nimmt eine
                              									chocoladebraune Farbe an.
                           Man lackirt die Rückseite der eingebrannten Kupferplatte und ätzt sodann in einem
                              									Eisenchloridbade von 30° B. Die Aetzung dauert in der Regel nicht länger als 10 bis
                              									12 Minuten und ist das Resultat bei gehöriger Beobachtung der nöthigen
                              									Vorsichtsmaassregeln ein vorzügliches.
                           Man erhält Bilder von jenen angenehmen Abstufungen zwischen Licht und Schatten und
                              									präciser Wiedergabe aller feinen Details, wie wir sie sonst eben nur bei guten
                              									Lichtdrucken gewohnt sind, und dabei ist das Verfahren so einfach und leicht
                              									durchführbar, dass es Aussicht hat, sich auch bei uns in Bälde Bahn zu brechen und
                              									in gewissen Fällen dem heute hier gebräuchlichen Verfahren der Autotypie in Zink
                              									Concurrenz zu bieten.
                           
                        
                           
                           Lichtdruck, Photolithographie und
                              									Umdruckverfahren.
                           Zur Herstellung der lichtempfindlichen Schicht für Lichtdruckplatten verwendet R. F. Friis folgende Lösung:
                           
                              
                                 Gelatine
                                 50
                                 g
                                 
                              
                                 Wasser
                                 600
                                 cc
                                 
                              
                                 Ammoniumbichromat
                                 10
                                 g
                                 
                              
                                 Kaliumbichromat
                                 12
                                 g
                                 
                              
                                 Chromalaun
                                 0,5
                                 g
                                 
                              
                           Die Gelatine wird in Wasser quellen gelassen, dann im Wasserbade geschmolzen und zum
                              									Kochen erhitzt. Nach 10 Minuten lässt man auf 40 bis 50° C. abkühlen und setzt das
                              									Chromsalz und schliesslich den Chromalaun, in Wasser gelöst, tropfenweise unter
                              									Umrühren zu. Der Zusatz von Chromalaun trägt viel zur Kornbildung bei. Schliesslich
                              									wird filtrirt. Auf 200 qc Plattenfläche werden etwa 10 cc Flüssigkeit aufgegossen.
                              									Vor dem Druck wird die getrocknete Platte mit einer Aetzflüssigkeit, bestehend
                              									aus:
                           
                              
                                 Glycerin
                                 500
                                 cc
                                 
                              
                                 Wasser
                                 300
                                 cc
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 15
                                 g
                                 
                              
                           übergossen. Lange exponirte Platten müssen längere Zeit, kurz
                              									exponirte unter Zusatz von Ammoniak mit dieser Flüssigkeit behandelt werden. (Beretninger fra Densk fotogr. forening.)
                           S. Vidal theilt ein Verfahren mit, nach welchem mittels
                              									des Hektographen oder Autocopisten Vervielfältigungen durch Belichtung hergestellt
                              									werden können. Man legt die zu vervielfältigende Zeichnung auf die durch ein
                              									Chrombad lichtempfindlich gemachte Gelatine und belichtet im Copirrahmen, wodurch
                              									der Fond der Zeichnung, welcher möglichst gut deckend auf durchscheinendem Papier
                              									gemacht sein soll, gehärtet und für die Annahme der Druckfarbe empfänglich gemacht
                              									wird. Dies entspricht dem gewöhnlichen zur Photolithographie benutzten Processe und
                              									gibt ein negatives Druckbild. Wird aber diese Copie mit einer festen schwarzen Farbe
                              									eingewalzt, welche bald eintrocknet, so ist man im Stande, durch nachheriges
                              									Einfärben mit Anilinfarbe von dieser die gewünschten positiven Abdrücke zu nehmen,
                              									wobei man es in der Hand hat, durch partielles Einfärben mit verschiedenen Farben,
                              									mehrere Farben neben einander zu verwenden. (Papier-Zeitung, 1893 Nr. 92 S. 2674.)
                           Richard Thomas in Wien nahm ein Patent (D. R. P. Nr.
                              									62937) auf ein Verfahren des Umdruckes von Oelfarben von
                                 										ungestrichenem Papier, darin bestehend, dass die Oelfarben, mit gepulvertem
                              									Harz gemischt, auf unpräparirtes Papier aufgetragen, mit Harz eingestaubt und unter
                              									Benetzen der Rückseite des Papieres mit wässerigem Terpentinöl umgedruckt
                              									werden.
                           Ein neues Verfahren zum Bedrucken von keramischen Glaswaaren wurde von A. Schütte zum Patente angemeldet.Centralblatt für
                                       												Glasindustrie und Keramik.
                           Bei photolithographischen Uebertragungen von Plänen, Karten u. dgl. erscheint es
                              									wünschenswerth, Verzerrungen zu vermeiden. Solche haben ihren Grund häufig in dem
                              									Umstände, dass die in der üblichen Weise auf Papier hergestellte Uebertragung
                              									breiter wird, wenn sie angefeuchtet wird, und an Länge zunimmt, wenn sie beim
                              									Uebertragen die Presse passirt.
                           HusbandEder's Jahrb. f. Phot. f. 1894, S.
                                    										480. vermeidet diesen Fehler, indem er statt Papier Zinnfolie
                              									anwendet. Das Verfahren stellt für Strich arbeiten eine Modifikation des sogen.
                              										„Papyrotypprocesses“, für Halb ton eine solche von Husband's Papyrotintverfahren dar.
                           Die Vortheile, welche das Verfahren bietet, sind folgende:
                           1) Das Bild auf dem Stein oder der Zinkplatte ist nicht verzerrt;
                           2) die Uebertragung lässt sich leichter reinigen und nimmt während des Uebertragens
                              									keine Falten an;
                           3) man braucht weniger Gelatinelösung und die Uebertragung trocknet in der Hälfte der
                              									Zeit, welche sonst hierzu erforderlich ist.