| Titel: | Neue chemische Reactionen unter Benutzung des elektrischen Flammenbogens. | 
| Autor: | Haber | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 69 | 
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                        Neue chemische Reactionen unter Benutzung des
                           								elektrischen Flammenbogens.
                        Neue chemische Reactionen unter Benutzung des elektrischen
                           								Flammenbogens.
                        
                     
                        
                           Henri Moissan theilt in einer Serie von neun
                              									Abhandlungen im Bull. Soc. Chim., 1894 S. 998 u. ff.,
                              									die Resultate einer ausgedehnten Untersuchung mit, die er mit seinem elektrischen
                              									Ofen (Comptes rendus, Bd. 115 S. 1031, und Bd. 117 S.
                                 									679) ausgeführt hat, und die, obschon zunächst nur zu wissenschaftlichen Zwecken
                              									unternommen, zum Theil die erheblichste Bedeutung in technischer Hinsicht gewinnen
                              									dürften.
                           Die erste Abhandlung beschäftigt sich mit dem Verhalten des Diamanten im elektrischen
                              									Flammenbogen. Befestigt man einen Diamanten an einer Kohlenelektrode und lässt von
                              									dieser einen Lichtbogen nach einer anderen Kohlenelektrode so überspringen, dass der
                              									Diamant zunächst ausserhalb des Flammenbogens bleibt und langsam erhitzt wird, dreht
                              									dann allmählich die den Diamanten tragende Elektrode so, dass der Diamant in die
                              									volle Glut des Flammenbogens zu liegen kommt, so verwandelt er sich unter Aufblähen
                              									leicht und glatt in Graphit, der nach dem Erkalten in hexagonalen Blättchen
                              									vorgefunden wird. Moissan macht diesen Vorgang
                              									sichtbar, indem er das Bild der Elektroden und des Diamanten auf einen Schirm
                              									mittels eines stärkeren Lichtbogens projicirt. Dieselbe Erscheinung findet im
                              									elektrischen Ofen statt, wenn man einen Diamanten in einem Tiegel von Retortenkohle
                              									darin erhitzt. In diesem Falle beobachtet man deutlich, dass der Diamant zuvor nach
                              									seinen Spaltrichtungen zerfällt. Berücksichtigt man, dass ein Sauerstoffgebläse mit
                              									seiner Temperatur von 2000° kaum einen Anflug von Graphit auf der Oberfläche des
                              									Diamanten erzeugt, so erscheint diese Operation als eine schöne Erläuterung für die
                              									enorme Temperatur, die schon in einem Lichtbogen von massiger Stärke (70 Volt, 400
                              									Ampère) erzeugt wird.
                           Behandelt man amorphes Bor oder krystallisirtes Silicium in analoger Weise zwischen
                              									Kohlenelektroden im Flammenbogen, so verflüchtigen sich beide, das Bor ohne zuvor zu
                              									schmelzen, und finden sich nach beendeter Operation als Carbüre an der Spitze der
                              									Elektrode wieder.
                           Die zweite Abhandlung handelt von dem Kohlenstoffsilicium, das durch Acheson bereits bekannt und unter dem Namen Carborundum
                              									als werthvolles Schleifmittel der Technik zugeführt worden ist. Moissan gibt eine ganze Reihe von Methoden an, dasselbe
                              									zu bereiten. Die älteste, von ihm selbst herrührende, besteht im Lösen von Kohle in
                              									geschmolzenem Silicium in einem Gebläseofen. Der Schmelzkuchen hinterlässt beim
                              									Behandeln mit einem Gemisch von Salpetersäuremonohydrat und Flussäure das gut
                              									krystallisirte Carbür. Wesentlich leichter erfolgt dessen Bildung im elektrischen
                              									Ofen durch Zusammenschmelzen von äquivalenten Mengen Kohle und Silicium. Man erhält
                              									meist gelb, gelegentlich blau gefärbte Krystalle; aus ganz eisenfreiem Material
                              									können sie durchsichtig und farblos gewonnen werden. Ein weiterer Weg der
                              									Darstellung besteht in dem Zusammenschmelzen von Eisen, Kohle und Kieselsäure im
                              									elektrischen Ofen, wobei ein Metallklumpen gewonnen wird, der mit Königswasser,
                              									Salpeterflussäure und schliesslich mit chlorsaurem Kali und Salpetersäure behandelt
                              									Siliciumcarbür hinterlässt. Die vierte Methode der Darstellung ist die Acheson'sche – Reduction von Kieselsäure durch Kohle;
                              									die fünfte und eigenartigste die aus dampfförmiger Kohle und dampfförmigem Silicium.
                              									Erhitzt man den Boden eines langgezogenen Kohletiegels im elektrischen Ofen auf die höchste
                              									erreichbare Temperatur, nachdem man zuvor ein Stück Silicium eingebracht hat, so
                              									setzen sich im oberen kälteren Tiegeltheil prismatische, fast farblose, sehr harte
                              									und brüchige Nadeln des Carbürs an. Von den Eigenschaften der Verbindung, welche Moissan genau beschreibt, sei erwähnt, dass ihre Dichte
                              									mit 3,12 der des Diamanten sehr nahe liegt, ihr Aussehen aber – hexagonale Prismen –
                              									keine Verwechselung mit Diamanten gestattet. Sie ritzen Chromstahl und Rubin, sind
                              									gegen Sauerstoff und Schwefel bei allen Temperaturen, gegen Chlor bis zur Rothglut
                              									beständig, werden weder durch Salpeter oder chlorsaures Kali beim Schmelzen noch von
                              									den Mineralsäuren beim Kochen angegriffen. Nur Bleichromat, Aetzkali und Potasche
                              									zerstören bei hohen Temperaturen die Verbindung, deren Zusammensetzung – SiC – von
                              										Moissan unter Benutzung der Einwirkung dieser
                              									Substanzen festgestellt wurde.
                           Eine weitere Abhandlung beschäftigt sich mit dem Carbür des Bors, Bo6C, welches bereits von Joly
                                 										(Comptes rendus, Bd. 97 S. 456) in geringer Menge gewonnen wurde, und
                              									welches Moissan auf fünf verschiedenen Wegen gewinnen
                              									lehrt. Die Verbindung steht dem Carbür des Siliciums in ihren Eigenschaften sehr
                              									nahe, übertrifft dasselbe aber an Härte, da der Diamant, der mit Carborundum nur
                              									gerade polirt, aber niemals geschnitten werden kann, leicht mit Borcarbid zu
                              									facettiren ist. Es ist deshalb nicht zweifelhaft, dass diese Verbindung technisch
                              									eine Zukunft hat, um so mehr, als ihre Darstellung leicht von statten geht. Ihre
                              									Bildung vollzieht sich erstens, wenn der elektrische Flammenbogen zwischen Kohlen
                              									übergeht, die borsaure und kieselsaure Thonerde enthalten, zweitens, wenn Bor, wie
                              									eingangs beschrieben, im elektrischen Flammenbogen verflüchtigt wird. Eine dritte
                              									Methode der Gewinnung besteht in der Erhitzung reinen Bors in einem kleinen
                              									Retortenkohlentiegel mit Deckel auf 3500°. Es wird viertens erhalten, wenn stark
                              									borhaltiges Eisen im Kohletiegel im elektrischen Ofen geschmolzen wird. Das Eisen
                              									wird nach dem Erkalten durch Salzsäure und Königswasser entfernt und hinterlässt
                              									Graphit und Borcarbid als Rückstand. Siliciumhaltiges Eisen liefert daneben
                              									Siliciumcarbid. Schliesslich wird die Verbindung in sehr schön krystallisirter Form
                              									gewonnen, wenn Zuckerkohle und Bor im elektrischen Ofen in schmelzendem Silber oder
                              									Kupfer gelöst werden.
                           Zur Darstellung eignen sich insbesondere die folgenden Verfahren: 1) Erhitzen eines
                              									Gemenges von 12 Th. Kohle und 6 Th. Bor in einem Kohletiegel durch einen Strom von
                              									250 bis 300 Ampère und 70 Volt. Die Operation ist in 6 bis 7 Minuten beendet und
                              									liefert eine schwarze graphitartige Masse von glänzendem Bruch, die Spuren
                              									beginnender Schmelzung zeigt. Andauerndes Kochen mit rauchender Salpetersäure lässt
                              									sie in ein Krystallpulver zerfallen, aus welchem durch 6malige Behandlung mit
                              									chlorsaurem Kali und Salpetersäure das Carbid isolirt wird. 2) Eisen mit einem
                              									Ueberschuss von Bor und Kohle, in gleicher Weise wie bei der vorstehend
                              									beschriebenen Gewinnung erhitzt, liefert einen Schmelzklumpen, der nach der
                              									Behandlung mit Königswasser fast ausschliesslich Borcarbid hinterlässt. Das Product
                              									ist in diesem Falle schlecht krystallisirt; von etwas Graphit wird es durch
                              									chlorsaures Kali und Salpetersäure befreit.
                           Bei dieser Methode führt der Umstand zu Complicationen, dass das Eisen eine
                              									Borverbindung bildet. Kupfer und Silber sind von dieser Eigenheit frei. Die
                              									bequemste und expeditivste Methode der Bereitung des Carbids besteht deshalb im
                              									Erhitzen eines Gemenges von Bor (66 Th.) mit Zuckerkohle (12 Th.) und mit
                              									Kupferfeilspänen aus reinem Kupfer. Man verwendet 150 g Kupfer auf 15 g des
                              									Bor-Kohle-Gemenges und heizt 6 bis 7 Minuten mit einem Strom von 350 Ampère und 70
                              									Volt. Man erhält einen oberflächlich geschwärzten Kupferklumpen, der beim Behandeln
                              									mit gewöhnlicher Salpetersäure glatt und leicht das gut krystallisirte Carbid
                              									liefert, das nur noch eine kleine Menge Graphit enthält, die durch abwechselndes
                              									Behandeln mit concentrirter Salpetersäure und chlorsaurem Kali einerseits und
                              									kochender Schwefelsäure andererseits beseitigt werden kann.
                           Das Borcarbid bildet schwarze glänzende Krystalle, besitzt die Dichte 2,51, wird von
                              									Sauerstoff bei 500° noch nicht, wohl aber bei 1000° verbrannt. Chlor zerlegt es
                              									bereits unter 1000°. Im Uebrigen wird die Verbindung gleich dem Siliciumcarbid nur
                              									von Bleichromat und schmelzenden kaustischen oder kohlensauren Alkalien angegriffen,
                              									während sie gegen alle anderen Reagentien eine unbegrenzte Widerstandsfähigkeit
                              									besitzt.
                           Zu diesen Kohlenstoffverbindungen, welche durch ihre enorme Widerstandsfähigkeit
                              									gegen Reagentien ausgezeichnet sind, stehen im Gegensatz die Carbide von Calcium,
                              									Barium, Strontium und Aluminium. Die Kohlenstoffverbindungen der Erdalkalimetalle,
                              									die in unreinem Zustande bereits von anderen Forschern erhalten und untersucht
                              									wurden, lassen sich im elektrischen Ofen leicht in reinem, krystallisirtem
                              									Zustand gewinnen. Von ihren Eigenschaften ist die bemerkenswerthe, mit Wasser und
                              									verdünnten Säuren einen regelmässigen und völlig reinen Strom von Acetylen zu
                              									liefern. Ihnen schliesst sich das Carbid des Aluminiums an, das im elektrischen Ofen
                              									aus Aluminium und Kohle entsteht, die Formel Al3C4 besitzt und in schönen gelben, durchscheinenden
                              									Krystallen von 2,36 spec. Gew. krystallisirt. Mit Wasser zerfällt es glatt in
                              									Thonerdehydrat und Methan. Diese Carbüre besitzen
                              									sämmtlich eine relativ geringe Widerstandsfähigkeit gegen Reagentien und starke
                              									reducirende Eigenschaften.
                           Besonderes technisches Interesse beanspruchen Moissan's
                              									in einer weiteren Abhandlung niedergelegte Untersuchungen über das Chrom. Das Chrom
                              									ist bislang als Metall nur in Form des Chromstahls benutzt worden, weil es nur in
                              									Form von Ferrochrom, verbunden mit Eisen und Kohle, technisch gewonnen werden
                              									konnte. Moissan hat das Verdienst, die bequeme
                              									Gewinnung eisenfreien Chroms in grösserem Maasse aus dem leicht zugänglichen
                              									Chromoxyd mit Hilfe des elektrischen Ofens gelehrt zu haben. Unter Benutzung der mit
                              									beweglichen Elektroden versehenen Modifikation seines Ofens konnte er im
                              									Laboratorium einen Block von 20 k herstellen, der ausser Chrom nur Kohlenstoff
                              									enthielt. Das Chrom bildet mit dem Kohlenstoff zwei gut definirte krystallisirte
                              									Verbindungen Cr3C2
                              									und Cr4C, von denen die erste den
                              									Erdalkalimetallcarbiden anzureihen ist, da sie von verdünnter Salzsäure zerlegt
                              									wird. Ueber das chemische Verhalten des zweiten gibt Moissan nichts Näheres an. Das Carbid Cr4C
                              									bildet sich aus Chrom und Kohle im Gebläseofen. Die höhere Temperatur des
                              									elektrischen Ofens veranlasst die Bildung von Cr3C2. Die nadeiförmigen Krystalle von Cr4C treten deshalb nur sporadisch bei der Reduction
                              									des Chromoxyds im elektrischen Ofen auf. Der Kohlenstoffgehalt des im Flammenbogen
                              									erzeugten Chroms dürfte deshalb, obgleich die mittlere Zusammensetzung des Productes
                              									der Formel Cr4C nahe kommt, wesentlich auf einen
                              									Gehalt an Cr3C2
                              									zurückzuführen sein.
                           Die Affinirung des Metalls versuchte Moissan zuerst
                              									durch Benutzung eines Ueberschusses von Oxyd bei der Reduction, in diesem Fall
                              									erhält man aber ein sauerstoffhaltiges Product. Die Gewinnung von fast kohlefreiem
                              									Chrom gelingt dagegen, wenn man in Gegenwart von geschmolzenem Kalk operirt, welcher
                              									unter Bildung von Calciumcarbid den meisten Kohlenstoff des Chroms aufnimmt. Man
                              									erhält so ein feinkörniges Metall von nur 1,5 bis 1,9 Proc. Kohle, das schöne, an
                              									die krystallinischen Massen des Wismuths erinnernde Krystallagglomerate zu bilden
                              									vermag. Die Entkohlung ist bei diesem Verfahren nicht durchgreifend; bei dem
                              									Versuche, sie zu vervollständigen, vereinigte sich Chrom und Calciumoxyd zu einem
                              									schön krystallisirenden Calciumchromoxyd. Erhitzt man aber kohlehaltiges Chrom,
                              									eingebettet in dieses gepulverte Doppeloxyd von Chrom und Kalk, in einem
                              									elektrischen Ofen aus Kalk, so resultirt nunmehr kohlefreies Chrom. Dieses reine
                              									Metall besitzt die Dichte 6,92 bei 20°, ist völlig unmagnetisch und wesentlich
                              									schwerer schmelzbar als Platin. Das kohlenstoffhaltige Chrom mit 1,5 bis 1,9 Proc.
                              									Kohlenstoff ist etwas leichter schmelzbar, kann aber immerhin durch ein
                              									Sauerstoffgebläse, wie es zur Platinschmelze benutzt wird, nicht verflüssigt werden.
                              									Nur diejenigen Stellen, welche von der sauerstoffreichen Flamme unmittelbar berührt
                              									werden, zeigen beginnende Schmelzung, gleichzeitig aber verbrennt das Metall unter
                              									Funken sprühen, so dass nicht die Hitze der Flamme allein, sondern die vereinigte
                              									Wirkung der Flamme und des brennenden Metalls als Grund für die Schmelzung der
                              									anliegenden Theile anzusprechen ist. Das kohlefreie Chrom verbrennt im Gebläseofen
                              									viel leichter als das kohlehaltige unter sehr lebhafter Feuererscheinung zu
                              									Sesquioxyd. Im elektrischen Ofen ist das Chrom bei genügender Stromstärke so flüssig
                              									wie Quecksilber, und Moissan vermochte mit einem Strom
                              									von 70000 Watt (1000 Ampère) in einem grösseren solchen Ofen 10 k Chrom von 1,69
                              									Proc. Kohlenstoffgehalt mit Leichtigkeit in eine gut gussfähige Schmelze zu
                              									verwandeln.
                           Ein Gehalt an Kohlenstoff vermehrt die Härte des Chroms überaus. Während das reine
                              									Metall leicht zu feilen ist, besitzt ein Metall von 1,5 bis 3 Proc. Kohlenstoff eine
                              									solche Härte, dass es nur mittels Schlei Instrumenten, die mit Diamanten armirt
                              									sind, bearbeitet werden kann.
                           Das reine Metall nimmt gleich dem Eisen gut Politur an und zeigt polirt einen
                              									schönen, dem Aussehen des Eisens an Weisse überlegenen Glanz.
                           Chemisch ist das reine Chrom gegenüber den atmosphärischen Einflüssen so gut wie
                              									völlig widerstandsfähig. Im Sauerstoffstrome verbrennt es bei 2000° und es vereinigt
                              									sich bei 700° mit Schwefel. Mit Silicium liefert es im elektrischen Ofen ein gut
                              									krystallisirendes Carbid, das nach Härte und Widerstandsfähigkeit gegen Reagentien
                              									den Carbiden des Siliciums und Bors sich anreiht. Mit Bor liefert es eine Verbindung von
                              									ähnlichen Eigenschaften. Salzsäuregas greift bei dunkler Rothglut Chrom leicht an,
                              									wässerige Salzsäure reagirt in concentrirtem Zustande in der Kälte wenig, in
                              									verdünntem gar nicht, in der Wärme hingegen findet in beiden Fällen Einwirkung
                              									statt. Rauchende Salpetersäure und Königswasser sind in der Kälte ohne Einwirkung.
                              									Verdünnte Salpetersäure greift das Metall langsam an, während Schwefelsäure in
                              									concentrirtem und verdünntem Zustande lösend wirkt. Bemerkenswerth ist das Verhalten
                              									des Metalls gegen Sublimat, das in wässeriger Lösung Uebergang in Chromsäure
                              									veranlasst.
                           Im Kohlensäurestrom zeigt Chrom bei Weissglut die eigenthümliche Eigenschaft, sich
                              									gleichzeitig zum Theil zu oxydiren, zum Theil zu carburiren. Dies Verhalten erklärt,
                              									warum es nicht gelingt, kohlehaltiges Chrom in kohlensäurehaltigen Flammen selbst
                              									bei Anwendung von Kalktiegeln zu entkohlen. Schmelzendes Kaliumnitrat bezieh.
                              									-chlorat lösen das Metall, während schmelzendes Kali es nicht angreift.
                           Für die technische Zukunft des Chrommetalls vielversprechend erscheint, dass es zu
                              									0,5 Proc. dem Kupfer zugesetzt, dessen mechanische Widerstandsfähigkeit verdoppelt,
                              									während es die Politurfähigkeit nicht vermindert und die Dauerhaftigkeit der Politur
                              									gegenüber den Atmosphärilien vermehrt. Auch mit Aluminium soll es werthvolle
                              									Legirungen liefern, über welche einstweilen noch nichts Näheres bekannt ist.
                           Weiter verdanken wir Moissan Mittheilungen über
                              									Verunreinigungen des Aluminiums, welche neben den bekannten Beimengungen kleiner
                              									Mengen Eisen und Silicium bisher übersehen worden sind. Dies sind Stickstoff und
                              									Kohlenstoff. Der Stickstoffgehalt gibt Veranlassung zur Bildung von Ammoniak beim
                              									Lösen von Aluminium in reiner Kalilauge. Der Kohlenstoffgehalt, welcher nicht
                              									unbeträchtlich ist (0,1 bis 0,15 Proc.), lässt sich nachweisen, wenn man Aluminium
                              									einem Chlorwasserstoff- bezieh. Jodwasserstoffstrome aussetzt und das erhaltene
                              									graue Product in verdünnter Salzsäure löst. Die zurückbleibende Kohle enthält keine
                              									Spur Graphit und verbrennt glatt im Sauerstoffstrome. Zur analytischen Bestimmung
                              									löst man Aluminium in Kalilauge und verbrennt den ausgewaschenen und getrockneten
                              									Rückstand im Sauerstoffstrome. Der Kohlenstoff sowohl wie der Stickstoff vermindert
                              									die Zugfestigkeit und die Dehnbarkeit des Aluminiums. Gelegentlich enthält das
                              									Aluminium winzige Spuren Bor, die von der zur Herstellung der Elektroden benutzten
                              									Borsäure herstammen. Die Beseitigung der drei wesentlichen Verunreinigungen, Eisen,
                              									Silicium und Kohlenstoff, von denen Kohlenstoff aus den Elektroden, Silicium
                              									wesentlich aus der angewandten Thonerde und Eisen aus dem Material der Tiegel, der
                              									Elektroden und auch aus der Thonerde stammt, bildet eine noch ungelöste Aufgabe.
                              									Bezüglich des Siliciums gibt Moissan einen
                              									bemerkenswerthen Fingerzeig, indem er darauf hinweist, dass eine einfache Schmelzung
                              									unter einer Decke von Fluoralkali den Siliciumgehalt des von ihm benutzten Metalls
                              									von 0,81 auf 0,57 Proc. brachte. Die genaue Zusammensetzung eines von ihm seiner
                              									Untersuchung zu Grunde gelegten Aluminiums war:
                           
                              
                                 Aluminium
                                 98,02
                                 
                              
                                 Eisen
                                 0,90
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,81
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 0,08
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 Spur
                                 
                              
                           Schliesslich sei erwähnt, dass die Dichte des Magnesiumoxyds, mit deren Feststellung
                              										Moissan sich beschäftigt hat, mit wachsender
                              									Temperatur von 3,1 bis 3,65 zunimmt. Es findet anscheinend Polymerisirung der
                              									Magnesiamolekel statt, und dieser Umstand macht erklärlich, dass die Magnesia, von
                              									den anderen Erdalkalimetalloxyden abweichend, bei keiner Temperatur durch Kohle
                              									reducirt wird.
                           
                              Haber.