| Titel: | Fortschritte in der Eisen- und Stahlgiesserei. | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 109 | 
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                        Fortschritte in der Eisen- und
                           								Stahlgiesserei.
                        (Vorhergehender Bericht 1893 Bd. 290 * S.
                           								251.)
                        Mit Abbildungen.
                        Fortschritte in der Eisen- und Stahlgiesserei.
                        
                     
                        
                           I. Materialien. Ermittelung der Eigenschaften des
                              									Giessereistahls während des Giessens.
                           Seitdem man bemüht gewesen ist, den Stahl mehr und mehr zu Verbrauchsgegenständen
                              									auszugiessen, oder auch das zum Auswalzen bestimmte Stahlmaterial ohne weiteres zum
                              									Verarbeiten geeignet zu machen, ist man unaufhörlich bemüht gewesen, die
                              									Giessmethoden zu erforschen und zu vervollkommnen.
                           Wenn nun auch das Giessen der Blöcke, die zum Auswalzen bestimmt sind, nicht
                              									unmittelbar hierher gehört, so ist es doch angezeigt, die neueren Erfahrungen auf
                              									diesem Gebiete anzuführen, da sie theils directe Rückschlüsse auf die Formgiesserei
                              									gestatten, theils zu manchen Anregungen auf dem Gebiete der Formgiesserei geeignet
                              									sind, wie auch die nachfolgenden Mittheilungen aus Jern-Kont. Ann. vom Jahre 1893 bestätigen (siehe Oesterr. Zeitschrift, S. 258).
                           In denselben äussert sich Sebenius in bemerkenswerter
                              									Weise über die Darstellung von blasenfreiem Guss dahin, dass man angenommen habe,
                              									die Blasen entständen auf die Weise, dass der Metallstrahl beim Abzapfen in die
                              									geschmolzene Masse Luft mitführe und dass diese wenigstens theilweise zurückbleibe
                              									und in dem Bade Blasen bilde. Die Aussenblasen sollten sich dadurch gebildet haben,
                              									dass die Luft, welche an den mehr oder weniger rauhen Coquillwänden anhaftete, sich
                              									in Folge der hohen Hitze ausdehnte und in die eingefüllte Stahlmasse eindrang. Diese
                              									beiden Annahmen sollen aber sehr unhaltbar sein, da man bei näherem Eingehen findet,
                              									dass alle möglichen Gründe dagegen sprechen. Der einzige annehmbare Grund der
                              									Blasenbildung im Stahl ist der, dass das geschmolzene Metall ein grosses Bestreben
                              									hat, die mit ihm in Berührung kommenden Gase zu absorbiren. Beginnt der flüssige,
                              									mit Gasen
                              									gesättigte Stahl zu erkalten, so kann er diese Gase nicht länger gelöst enthalten;
                              									sie scheiden sich ab, können aber, wenn der Stahl schwer flüssig ist, nicht
                              									vollständig an die Oberfläche emporsteigen, sondern bleiben zum Theil in der
                              									Metallmasse zurück. Setzt man nun, wenn das Gas die Masse verlassen will, die
                              									Stahlpartikel einer Kraft in einer bestimmten Richtung aus und die Gasblasen einer
                              									Kraft in gerade entgegengesetzter Richtung, so kann man mit grossem Rechte annehmen,
                              									dass man die Blasenbildung im Guss los wird. Von diesem Princip ging Sebenius bei seiner Erfindung aus; sein Apparat bestand
                              									aus einer senkrechten Welle, die von passenden Lagern gestützt wurde. Auf dieser
                              									Welle sassen in wagerechter Richtung befestigte, sehr starke Rahmen, in denen die
                              									Coquillen so aufgehängt waren, dass sie beim Stillstand des Apparates senkrecht
                              									hingen, aber beim Rotiren eine wagerechte Lage in der radialen Richtung annahmen.
                              									Durch die Drehung des Apparates wurde so der flüssige Stahl einer Kraft ausgesetzt,
                              									welche denselben in radialer Richtung nach aussen zu schaffen strebte, während auf
                              									die Blasen in entgegengesetzter Richtung eingewirkt wurde. Zwar wurden die
                              									Stahlpartikel wie die Gasblasen der Centrifugalkraft ausgesetzt; da aber diese Kraft
                              									proportional dem Gewicht der rotirenden Masse und das Gasgewicht gegenüber dem
                              									Stahlgewichte verschwindend klein war, so wirkte die Centrifugalkraft, praktisch
                              									genommen, nur auf den Stahl, der kräftig gegen den Coquillboden gepresst wurde und
                              									die Blasen austrieb, welche rasch an die Stahloberfläche empor kamen.
                           Ein solcher Apparat war in Nykroppa fast ein Jahr in Gang und sollte Chargen von 3
                              									bis 4 t machen; ein 10-t-Apparat war in der Aufstellung begriffen. Die Ausführung
                              									hatte keine Schwierigkeiten und mit heissen Coquillen wurden alle Härtegrade
                              									dichter; alle Grade von 0,1 bis 0,6 werden auch bei Anwendung ganz kalter Coquillen
                              									blasenfrei; bei den Härtegraden von 0,65 bis 1,0 konnten mit kalten Coquillen kleine
                              									Aussenblasen bis zu ⅜ bis ¾ Zoll Tiefe vorkommen; aber auch im schlimmsten Falle
                              									konnte man immer 32 bis 35 Proc. der in den Flossen enthaltenen Blasen entfernen.
                              									Die centrifugirten Flossen wurden mit geringerem Kohlenverbrauch und Abbrand wie
                              									gewöhnlich geschweisst und ausgewalzt; da sie dicht waren, brauchten sie gerade nur
                              									so sehr erhitzt werden, als es das Walzen beanspruchte. Auch der Abfall beim
                              									Schneiden und Sägen des centrifugirten Stahles war kleiner und man sparte bisher um
                              									50 bis 60 Proc. Der Kohlenstoffgehalt war gleichmässiger vertheilt als sonst und an
                              									der Oberfläche war er grösser als im Kern. Der Rotator für 3 bis 4 t hatte 6750 M.
                              									gekostet, ausschliesslich der Triebkraft.
                           Sebenius glaubt, dass seine Methode für manchen Guss,
                              									z.B. von Zahnrädern und complicirten Maschinentheilen, weniger passen dürfte, wohl
                              									aber ganz besonders zur Fabrikation von Kanonen und Kanonenkugeln geeignet sei.
                           Eine ganze Reihe von Methoden sind vorgeschlagen, das Gusseisen bezieh. den Gusstahl
                              									mechanisch zu prüfen und geeignete Probestücke während des Abgiessens in kürzester
                              									Frist herzustellen, da eine genaue wissenschaftliche Untersuchung in der kurzen, zur
                              									Verfügung stehenden Zeit unthunlich ist. Bemerkenswerthe Mittheilungen hierüber
                              									enthält Stahl und Eisen in Nr. 20 vom 15. October 1894
                              									aus der Feder von Ledebur nach Th. D. West im American Machinist vom
                              									30. August 1894. In denselben stellt der Verfasser einige neue Gesichtspunkte auf,
                              									welche auch für deutsche Giessereileute beachtenswerth zu sein scheinen.
                           Statt der für die Festigkeitsprüfung gewöhnlich benutzten Quadratstäbe wendet West Stäbe von kreisrundem Querschnitt an, da ein
                              									Rundstab gleichmässiger abkühlt als ein Quadratstab, dessen Ecken rascher als die
                              									mittleren Theile der Begrenzungsflächen Wärme abgeben. Will man die Stäbe abdrehen,
                              									so eignet sich die runde Form besser als die quadratische.
                           Stäbe von 1 Quadratzoll Querschnitt, also etwa 28,57 mm Durchmesser, und 381 mm
                              									Gesammtlänge bei 304,8 mm freier Auflage sind gut geeignet. Die Stellen, wo der
                              									Probestab auf den Schneiden aufliegen soll, werden durch eingegossene Kerben
                              									bezeichnet, damit die Belastung bei der Prüfung stets in gleichem Abstande von dem
                              									beim Giessen unten befindlichen Ende des Stabes angreift.
                           Die Stäbe sollen stehend, und zwar von unten gegossen werden, da beim liegenden Gusse
                              									geringe Abweichungen in der Feuchtigkeit der Gussform, dem festeren oder lockeren
                              									Einstampfen und der Dünnflüssigkeit des Metalls erhebliche Unterschiede in den
                              									Prüfungsergebnissen veranlassen können. Das Modell für den Guss zweier Probestäbe
                              									hat unter dem Einguss einen Sumpf, welcher den Zweck hat, zu verhüten, dass durch
                              									das von oben niederstürzende Metall Sand losgerissen und in die Form geführt werde.
                              									In dem Sumpfe sammelt sich sofort flüssiges Metall, welches den Stoss aufnimmt und
                              									so die Form schützt. Der Einguss hat 16 mm Durchmesser, die Einmündungen sollen
                              									nicht über 13 mm weit sein, um sich leicht abbrechen zu lassen. Zwei leere
                              									senkrechte Räume dienen zum Messen der Dünnflüssigkeit des eingegossenen Metalls.
                              									Sie sind 203 mm hoch und 19 mm weit, während ihre untere Mündung nur 3 mm misst. Je
                              									dünnflüssiger das Metall ist, desto höher steigt es in diesen Räumen empor.
                           Da das flüssige Metall an dem unteren Ende der Probestäbe stärker als an dem oberen
                              									Ende treibt, sind die Modelle zu den Stäben unten etwa 0,8 mm im Durchmesser
                              									schwächer gehalten als oben. Der Sand wird ziemlich fest eingestampft; wenn derselbe
                              									Arbeiter stets zur Herstellung der Gussformen benutzt wird, erlangt er bald die
                              									erforderliche Uebung, das Einstampfen so zu regeln, dass die Stäbe an beiden Enden
                              									gleich stark ausfallen.
                           Sollen die Stäbe vor dem Prüfen abgedreht werden, so gibt man ihnen in der Mitte eine
                              									Verdickung, indem man vor dem Einformen einen aus zwei Hälften bestehenden
                              									Hohlcylinder an der betreffenden Stelle um das Modell herum legt.
                           Um auch die Neigung des Gusseisens zum Weisswerden (Abschrecken) prüfen zu können,
                              									legt man zwei halbcylindrische Gusschalen von 76 mm Länge und 11 mm Stärke, welche
                              									den unteren Theil des Modells umschliessen, vor dem Einstampfen in den Formkasten
                              									ein.
                           Die Modelle zu den Probestäben und dem Eingüsse sind nur lose mit dem Modell zu den
                              									Einlaufen und dem Kanal verbunden und ragen mit ihren oberen Enden aus der Stirnwand
                              									des Formkastens heraus. Wenn nun das Einstampfen beendet ist, zieht man sie, bevor
                              									man den Oberkasten abhebt, von hier aus der Gussform heraus, um jedes Beklopfen des
                              									Modells zu vermeiden und ganz genaue Abgüsse ohne die sonst unvermeidliche Gussnaht
                              									an den Fugen der Form zu erhalten. Alsdann wird der Oberkasten abgehoben, und nun,
                              									nachdem auch die Modelle herausgenommen sind, werden in der Gussform mit Hilfe einer
                              									Lehre Marken angebracht, welche ein genaues Messen der Schwindung des Gusseisens
                              									ermöglichen. In dem Abgüsse sind diese Marken kleine Zapfen in bestimmtem Abstande
                              									von einander. Die eine dieser Marken befindet sich in dem abgeschreckten Theile des
                              									Probestabes, und die Gusschale trägt eine entsprechende Vertiefung als Gussform für
                              									die Marke. Demnächst werden die Gussformhälften zusammengesetzt, verklammert und
                              									abgegossen.
                           Trocknen der Gussform ist bei weichem Gusseisen nicht unbedingt erforderlich, aber um
                              									so zweckmässiger, je härter es ist.
                           Man lässt den Abguss in der Form erkalten, bis er mit der Hand sich anfassen lässt,
                              									und nimmt ihn dann heraus. Zunächst wird die Schwindung in der angedeuteten Weise
                              									gemessen. Ueber die untere Marke wird eine mit entsprechender Oeffnung versehene
                              									Lehre gesteckt; ein Mikrometer an dem oberen Ende der Lehre dient zur ganz genauen
                              									Ermittelung des Abstandes der Marken von einander.
                           Dasselbe Mikrometer wird benutzt, um nach vorgenommener Bruchprobe den Durchmesser
                              									der Stäbe an der Bruchstelle zu messen.
                           Um die Tiefe der Härtung an der abgeschreckten Stelle zu messen, legt man den Stab,
                              									nachdem er auf seine Bruchfestigkeit geprüft wurde, an der gehärteten Stelle auf die
                              									Kante eines Ambosses und schlägt ihn durch. Er zerspringt leicht, wenn man die
                              									Kerbe, mit der er, wie erwähnt, bei der Bruchprobe auf den Schneiden aufliegt, nach
                              									oben hält und nun den Schlag ausführt.
                           Die Neigung des Gusseisens zum Lunkern wird in folgender Weise gemessen: Die Gussform
                              									ist oben offen; das obere Ende der Gussform wird durch die Formkastenwand gebildet;
                              									welche hier auf 25,4 mm Dicke verstärkt und so weit ausgebohrt ist, dass die Modelle
                              									bequem hineinpassen. Füllt man nun beim Giessen die Gussform bis zum oberen Rande
                              									an, so bewirkt hier die Berührung mit dem Formkasten eine rasche Erstarrung, während
                              									das darunter befindliche Metall länger flüssig bleibt, allmählicher schwindet und
                              									dabei unterhalb jenes zuerst erstarrten Deckels einen Saugtrichter bildet. Nach dem
                              									Erkalten wird der Abguss aufrecht gestellt, und aus einem Messglase, wie man es in
                              									chemischen Laboratorien benutzt, giesst man tropfenweise Wasser in die Höhlung, bis
                              									sie vollständig angefüllt ist. Die Menge des verbrauchten Wassers dient als Maass
                              									für die Neigung zum Saugen; je grösser diese ist, desto grösser muss bei der
                              									Benutzung des Gusseisens für die Giesserei der verlorene Kopf sein, desto länger
                              									muss man nachgiessen, wenn man dichte Abgüsse erlangen will.
                           Mehrfach ist trotz aller bisher angestellter Versuche die Thatsache bezweifelt
                              									worden, dass das Gusseisen ebenso wie das Wasser beim Erstarren sich zunächst
                              									ausdehnt, bevor die Schwindung vor sich geht. West
                              									beschreibt in seiner Abhandlung einige von ihm mit dem gleichen Erfolge wiederholte
                              									Versuche, welche in anschaulicher Weise den Vorgang vor Augen führen und zugleich
                              									ein Messen der stattfindenden Ausdehnung ermöglichen. Sie mögen zum Schlusse auch
                              									hier Erwähnung finden.
                           Am einfachsten ist folgender Versuch: A in Fig. 1 ist die Gussform für eine Gusseisenmassel von
                              									ungefähr 2,5 m Länge, auf der einen Seite durch eine feststehende Stein wand B, auf der anderen Seite durch einen Ziegelstein C begrenzt. Gegen den Ziegelstein legt sich ein
                              									Eisenstab D von 1,8 m Länge und 38 mm im Quadrat stark,
                              									dessen eines Ende im Abstande von ungefähr 0,6 m vom Ziegelsteine zwischen zwei
                              									eingerammten Stäben drehbar eingeklemmt ist, während das andere Ende auf einem
                              									Ziegelsteine aufruht. Nunmehr wird das flüssige Metall eingegossen. Nach einigen
                              									Minuten gewahrt man, wie der Eisenstab allmählich aus seiner ursprünglichen Lage in
                              									die punktirt gezeichnete verschoben wird. Genauere Messungen ermöglicht die in Fig. 2 dargestellte Vorrichtung. A ist eine im Herde hergestellte Gussform für einen
                              									Eisenstab von 1,21 m Länge, 98,5 mm Tiefe und 70 mm Breite. Sie ist an der einen
                              									Seite durch einen Ziegelstein B geschlossen, welcher
                              									durch einen Eisenblock C von ungefähr 500 k Gewicht in
                              									seiner Lage festgehalten wird, an der gegenüberliegenden Seite durch ein Stück
                              									Gaskohle D, welche derartig in dem Herdsande befestigt
                              									ist, dass sie durch den Druck des flüssigen Metalls nicht, wohl aber durch die
                              									stattfindende Ausdehnung des erstarrenden Abgusses verschoben werden kann. Die
                              									Gussform und die Gaskohle sind mit einer kleinen galvanischen Batterie und einem
                              									Galvanometer (in der Abbildung nicht angegeben) in solcher Weise verbunden, dass der
                              									Strom hindurchgeht, so lange der Abguss und die Gaskohle sich in Berührung befinden,
                              									aber unterbrochen wird sobald die Berührung aufhört. K
                              									ist ein Ständer mit einer in 1/16 Zoll getheilten Scala an dem oberen Ende und
                              									einem Zeiger I, welcher bei L seinen Drehungspunkt hat und unten eine wagerecht stehende, gegen die
                              									Gaskohle stossende Nadel F trägt. Der längere Arm des
                              									Zeigers ist 24 Zoll, der kürzere 6 Zoll lang, also Verhältniss 1 : 4. Der Ständer
                              										K wird vor dem Beginn des Versuchs so aufgestellt,
                              									dass die Nadel eben die Kohle berührt und der Zeiger auf Null steht. Bei einem
                              									Versuche mit dieser Vorrichtung wurden nun folgende Beobachtungen gemacht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 111
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 111
                              Fig. 2.
                              
                           Zeitdauer des Eingiessens 17 Secunden. 1 Minute nach dem Eingiessen stand der Zeiger
                              									noch auf Null. 1 Minute 30 Secunden nach dem Eingiessen war der Zeiger um 1/16 Zoll, 1
                              									Minute 50 Secunden um ⅛ Zoll, 3 Minuten 10 Secunden um ¼ Zoll, 5 Minuten 20 Secunden
                              									um ⅜ Zoll, 8 Minuten 5 Secunden um 7/16 Zoll, 11 Minuten 30 Secunden um 15/32 Zoll, 12
                              									Minuten 5 Secunden um ½ Zoll weiter gerückt. Von diesem Zeitpunkte stand der Zeiger
                              									unverrückt; 25 Minuten 15 Secunden nach dem Eingiessen zeigte das Galvanometer, dass
                              									die Berührung der Gaskohle mit dem Abgüsse aufgehört hatte; die Schwindung hatte
                              									jetzt begonnen.
                           Die beschriebenen Versuche liefern auch den Beweis, dass es fehlerhaft ist, die
                              									Probestäbe, welche zum Messen der Schwindung dienen sollen, zwischen festliegenden
                              									Endflächen zu giessen, wie es häufig geschieht. Die Stäbe können sich nicht
                              									ausdehnen, und das Ergebniss wird unrichtig.
                           
                           Ohne Zweifel bieten die so dargestellten Stäbe bei einiger Uebung und
                              									praktischer Erfahrung eine Reihe zuverlässiger Anhaltspunkte über die Beschaffenheit
                              									des zu erwartenden Giessereimateriales und dessen Eigenschaften bezüglich der
                              									bevorstehenden Verarbeitung. Eine erspriessliche Praxis ist hier um so eher zu
                              									erzielen, als die Probestäbe aufgehoben werden zu etwaigen nachträglichen
                              									Vergleichungen.
                           Wir lassen hier noch einige neuere Angaben über die Grösse des Schwindemaasses
                              									folgen. Jüngst gibt für die verschiedenen Eisensorten
                              									nachfolgende Tabelle an:
                           
                              
                                 
                                 Graphit
                                 GesammterKohlen-stoff
                                 Silicium
                                 Mangan
                                 Phosphor
                                 Schwinde-maass
                                 
                              
                                 Hellgrau, feinkörnig
                                 2,08
                                 2,80
                                 2,29
                                 0,86
                                 0,81
                                 1/105
                                 
                              
                                 Grau, feinkörnig
                                 2,22
                                 2,71
                                 2,24
                                 0,45
                                 0,93
                                 1/98
                                 
                              
                                 Hellgrau, feinkörnig
                                 2,38
                                 2,88
                                 3,21
                                 1,86
                                 0,90
                                 1/95
                                 
                              
                                 
                                 2,89
                                 3,43
                                 1,46
                                 0,75
                                 0,93
                                 1/93
                                 
                              
                                 
                                 2,53
                                 3,45
                                 1,63
                                 1,75
                                 0,85
                                 1/89
                                 
                              
                                 
                                 2,64
                                 3,44
                                 1,39
                                 2,20
                                 0,86
                                 1/78
                                 
                              
                                 Weissgrau
                                 1,97
                                 1,97
                                 9,50
                                 0,62
                                 0,33
                                 1/70
                                 
                              
                                 Weiss
                                 0,49
                                 3,14
                                 0,84
                                 0,26
                                 0,73
                                 1/65
                                 
                              
                                 Weiss
                                 –
                                 3,61
                                 0,99
                                 3,23
                                 0,67
                                 1/58
                                 
                              
                           Nach Uhland's Rundschau kann man im Allgemeinen
                              									nachstehende Zahlen für das Schwindemaass annehmen:
                           
                              
                                 bei
                                 grauem Roheisen
                                 1/96
                                 
                              
                                 „
                                 Tiegelstahl
                                 1/65
                                 
                              
                                 „„
                                 Flusseisen (weicher Stahl)Weisseisen, gewöhnlichem
                                 1/55 bis
                                    												1/60
                                 
                              
                                 „
                                 reinem Eisen
                                 1/41
                                 
                              
                           Diese Zahlen können auf absolute Genauigkeit allerdings keinen Anspruch machen, denn
                              									es ist bekannt, dass je heisser das Eisen gegossen wird, um so stärker auch das
                              									Schwindemaass ist. Ein geübter Giesser wird jedoch nur selten von den obigen Angaben
                              									abweichende Verhältnisse erzielen, da er es in der Hand hat, das flüssige Eisen zur
                              									richtigen Zeit zu benutzen und erst dann zu vergiessen, wenn es bis zum praktisch
                              									brauchbaren Grade abgekühlt ist, d.h. wenn es noch hinreichend dünnflüssig ist, um
                              									die Formen genau auszufüllen, aber hinreichend abgekühlt ist, um wenig zu
                              									schwinden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)