| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 164 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 294 S.
                           								285.)
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           IV. Bier.
                           Ueber normale Bestandtheile im Bier, welche als anormal
                                 										angesehen werden können, berichtet J. Brand in
                              									der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1893 S.
                              									417.
                           Oxalsäure findet sich als Product der Gährung in Form von oxalsaurem Kalk in
                              									Bierabsätzen.
                           Schweflige Säure findet sich in fast allen Bieren, sie scheint ein Gährungsproduct zu
                              									sein.
                           Ein Borsäuregehalt rührt vom Hopfen her (Zeitschrift für das
                                 										gesammte Brauwesen, 1892 S. 426).
                           Auch alkaloidähnliche Körper finden sich im Biere (siehe Lermer, sowie Fassbender und Schöpp) und haben schon zu grundlosen Verdächtigungen
                              									Veranlassung gegeben.
                           Endlich ist ein die scheinbare Salicylsäurereaction
                                 										bedingender Körper zu nennen.
                           Ueber den letzteren berichtet J. Brand in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1893 S. 303. Es
                              									ist dieser Stoff auch von Ehrich (Der Bierbrauer, 1893
                              									S. 465) und Munsche (Wochenschrift für Brauerei, 1893
                              									S. 739) in wässerigen Auszügen von Caramelmalzen beobachtet worden; er findet sich
                              									im sogen. isomaltosereichen Malzauszug Uhlmann's. Es
                              									ist Brand gelungen, ihn aus Caramelmalz darzustellen
                              									und seine Eigenschaften zu studiren. In der Zeitschrift für
                                 										das gesammte Brauwesen, 1894 S. 131, beschreibt er seine Versuche, den
                              									interessanten Körper, dem er den Namen Maltol gibt, aus
                              									den bei der Caramelmalzbereitung entweichenden Dämpfen darzustellen. Es ist ihm dies
                              									nicht gelungen. Dagegen führten die Versuche, welche er in einer Malzkaffeefabrik
                              									ausführte, zu gutem Resultate. In genanntem Betriebe werden die gleichen Bedingungen
                              									eingehalten, wie bei der Caramelmalzbereitung; es wird Grünmalz verwendet und es
                              									entsteht thatsächlich als Zwischenproduct Caramelmalz, welches jedoch zur
                              									Erzielung einer dunkleren Farbe und eines höheren Röstaromas bedeutend höher erhitzt
                              									wird. Die aus der durchbohrten Achse der Rösttrommel entweichenden Dämpfe haben in
                              									einem bestimmten Zeitpunkt die Eigenschaft, mit verdünntem Eisenchlorid benetztes
                              									Papier intensiv violett zu färben. Durch Verdichtung der Dämpfe gewann Brand aus 1 hl Malz etwa 2 bis 3 l eines empyreumatisch
                              									und stechend riechenden Condensates, aus dem er durch Extraction mit Aether oder
                              									besser mit Chloroform das leicht krystallisirende und durch Sublimation bequem zu
                              									reinigende Maltol in grösserer Menge erhalten konnte. Das Maltol hat die Formel C6H6O3; es geht zweifelsohne aus dem Zucker des Malzes
                              									unter Abspaltung von Wasser hervor. Die Substanz hat die Eigenschaft eines Phenols,
                              									löst sich in Natronlauge und wird durch Kohlensäure wieder ausgefällt; sie reducirt
                              									Silberlösung in der Kälte, Fehling'sche Lösung in der
                              									Wärme, zeigt aber im Uebrigen nicht die Reactionen der Aldehyde, d.h. sie färbt z.B.
                              									nicht fuchsinschweflige Säure und gibt weder ein Phenylhydrazon noch ein Oxim. Der
                              									Schmelzpunkt der Krystalle liegt bei 148° C. Maltol gibt mit Eisenchlorid behandelt
                              									eine prachtvolle purpurviolette Färbung, während die Salicylsäurereaction, daneben
                              									verglichen, einen mehr blauvioletten Ton gibt. Mit Sicherheit lässt sich das Maltol
                              									von der Salicylsäure durch sein Verhalten gegen Millon's Reagens unterscheiden. Letzteres soll frisch bereitet sein, am
                              									besten nach der Vorschrift von Nickel (auf 1 cc
                              									Quecksilber 9 cc concentrirte Salpetersäure und Zusatz des gleichen Volumens
                              									Wasser). Eine sehr verdünnte Salicylsäurelösung gibt, mit ein paar Tropfen Millon'schem Reagens gekocht, eine intensive
                              									Rothfärbung, während das Maltol diese Farbenreaction nicht gibt. Man hat also in
                              									dieser Reaction ein Mittel in der Hand, zu unterscheiden, ob die violette Färbung,
                              									wenn solche beim Behandeln der Aetherrückstände aus Würze und Bier mit Eisenchlorid
                              									entsteht, von Salicylsäure oder von Anwendung von Caramelmalz herrührt.
                           Nach Hayduck's Untersuchungen über den Hopfengerbstoff und
                                 										seine Bedeutung für den Brauereibetrieb (Wochenschrift für Brauerei, 1893
                              									S. 813) schwankt der Gerbstoffgehalt in den Bieren zwischen 0,02 und 0,01 Proc.
                           Ueber den Kochsalzgehalt des Bieres bemerkt Moritz (durch Wochenschrift für
                                 										Brauerei, 1893 S. 319), dass er kein Bier angetroffen, das mehr als 1,783 g
                              									im Liter enthalten hätte, und dass eine solche Menge weder Durst erregen, noch
                              									gesundheitsschädlich wirken könne.
                           Nach der von A. Bau über die Kohlenhydrate des
                                 										Bierextractes erschienenen Arbeit (Wochenschrift
                                 										für Brauerei, 1893 S. 1) enthält ein mit Hefe Saaz erzieltes Bier keine
                              									Maltose, nur noch Isomaltose; ein Bier aber, das durch Hefe Frohberg vergohren
                              									wurde, weder Maltose noch Isomaltose. Die Anwesenheit von Melibiose bezieh.
                              									Raffinose in Bier und in Würze bezweifelt Bau. Beim
                              									Behandeln von Bier mit Alkohol und Aether erhielt Bau
                              									einen Rückstand, welcher mit Phenylhydrazin ein aus feinen Nadeln bestehendes Osazon
                              									vom Schmelzpunkt 90 bis 93° lieferte, welches also weder von Maltose noch Isomaltose
                              									herrühren kann, auch nicht identisch ist. mit einem aus unreiner Hopfengerbsäure
                              									dargestellten Osazon, dessen Schmelzpunkt bei 189 bis 195° liegt. Vielleicht kommt
                              									im Bier noch ein unvergährbarer Körper vor, der ein höheres Reductionsvermögen
                              									besitzt als das Dextrin.
                           
                           Valentin hat in den Transactions of the Institute of Brewing, 1893 S. 85 (Referat: Wochenschrift für Brauerei, 1893 S. 227), eine Vergährungsmethode zur Untersuchung dunkler Biere
                              									ausgearbeitet, welche sich auf die Annahme gründet, dass Dextrin bei Gegenwart von
                              									Kaltwassermalzauszug oder Diastase durch Hefe vollständig vergährbar ist.
                           Eine Kritik dieser Arbeit liefert Morris in den Transactions of the Institute of Brewing, 1893 S. 169
                              										(Wochenschrift für Brauerei, 1893 S. 622).
                           Ueber das Ebullioskop schreibt Hercules Tornöe (Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1893 S. 198). Der Verfasser gibt einer festen Scala des
                              									Thermometers gegenüber einer beweglichen den Vorzug und stellt in einer Tabelle die
                              									Beziehungen zwischen Temperaturerniedrigung und Alkoholgehalt fest. Er bespricht
                              									dann die Methode der Aichung der Instrumente mittels wässeriger Alkohollösungen.
                              									Uebergehend auf die Anwendung des Ebullioskopes zur Analyse des Bieres entwickelt er
                              									den Einfluss des Extractgehaltes auf das Resultat. Bedeutet a den wahren Alkoholgehalt des Bieres, p den
                              									mittels des Ebullioskopes ermittelten und e den
                              									Extractgehalt, so gilt a=p-\frac{p\,.\,e}{100}. Zur Correction
                              									müsste also e bekannt sein. Als annähernd richtig kann
                              									aber auch die Formel a = p – 0,0136 p2 benutzt werden.
                              									Begnügt man sich hiermit nicht, so kann man e und somit
                              									auch den Werth \frac{p\,.\,e}{100} berechnen mittels folgender
                              									Gleichung:
                           Sb –
                              										Sp = s – 1
                           oder
                           s = 1 + Sb – Sp,
                           wo s das specifische Gewicht des entgeisteten und zum
                              									ursprünglichen Gewicht verdünnten Bieres, Sb und Sp die specifischen Gewichte des Bieres und des
                              									verdünnten Alkohols, welcher dem Extract als Lösungsmittel dient, bezeichnen. Der
                              									Alkoholgehalt, welcher dem specifischen Gewicht Sp entspricht, ist der durch das Ebullioskop
                              									gefundene uncorrigirte Werth. Die Analysenresultate, welche man schliesslich erhält,
                              									sind bei untergährigen Bieren sehr zuverlässige, dagegen entsprechen dieselben
                              									weniger bei sehr extractreichen obergährigen Bieren. (Der Mechaniker Chr. H. G. Olsen, Bogstadveien, Christiania, liefert
                              									vom Verfasser geaichte und beglaubigte Instrumente.)
                           Da es nach F. Czerny's Angaben über die Bestimmung des Farbengrades der Würze und des Bieres (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1893 S. 39;
                              									1894 291 143) nicht möglich ist, durch eine auch noch so
                              									genaue quantitative Bereitung einer aus geröstetem Malzextract bestehenden
                              									Farbstofflösung einen ständigen Grundton zu erzielen, so muss man die
                              									Farbenintensität der Lösung bestimmen, wozu sich als Vergleichsflüssigkeit die Lintner'sche Lösung (4 g Eisenammoniakalaun vermischt
                              									mit 2 cc Normal-Schwefelsäure und mit Wasser auf 100 cc aufgefüllt) eignet. Es wird
                              									dann bei Bestimmung der Farbentiefe von Würze oder Bier genau so gearbeitet, wie bei
                              									der Lintner'schen Methode; man verdünnt das Bier
                              									bezieh. die Würze so lange mit Wasser, bis es den Ton des Normal-Farbenextracts
                              									angenommen hat, welcher mit der Lintner'schen Einheit
                              									übereinstimmt. Zur Ausführung eignet sich das Lintner'sche Colorimeter (1894 291 143) und zur
                              									Berechnung wird ebenso verfahren wie bei Lintner.
                              									Eine grosse Erleichterung gewährt die Herstellung einer Farbenscala.
                           Nach Aubry's „Ein Beitrag zur Colorimetrie des Bieres“
                                 										(Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1893 S. 275) sind die mit
                              									Einhaltung von Czerny's Angaben hergestellten
                              									Farbenextracte nicht haltbar. Aubry empfiehlt deshalb,
                              									ein gemischtes Anilinfarbenpulver (welches als Biercouleur in den Handel kam) mit
                              									20procentigem Weingeist aufzulösen und damit unter Zugrundelegung des Lintner'schen Colorimeters eine Farbenscala
                              									herzustellen.
                           Ueber die Brauchbarkeit der Fluoresceïnreaction zum Nachweis
                                 										von Saccharin im Bier macht F. Gantter in der
                              										Zeitschrift für analytische Chemie, 1893 Bd. 32 S.
                              									309, Mittheilungen. So lange man nicht die Harze, die während der Untersuchung mit
                              									in die ätherische Lösung übergehen, aus dieser wieder ausscheiden kann, ist die
                              									Fluoresceïnprobe nicht brauchbar. Der Verfasser hält den Nachweis, der auf der Süsse
                              									des Saccharins beruht, für genügend; es kann das Saccharin von Hopfenharz und
                              									Hopfenbitter durch Auskochen mit Wasser genügend getrennt werden.
                           Zum Nachweis des Saccharins im Bier empfehlen Lindemann und Mattew (Bulletin
                                 										de la Société chimique, 1893 Bd. 9 S. 441), das Bier mit Schwefelsäure
                              									stark anzusäuern und mit Aether zu überschichten. Die Flüssigkeiten kommen nur in 5
                              									bis 10 mm hohen Schichten über einander zu stehen. Nach 24stündiger Berührung wird
                              									der Aether abdestillirt. Der Rückstand kennzeichnet sich durch seinen süssen
                              									Geschmack und die Möglichkeit der Umwandelung in Salicylsäure. Wenn bittere und
                              									harzige Stoffe den süssen Geschmack überdecken, lässt man den Trockenrückstand mit
                              									einigen Cubikcentimetern kalter concentrirter Schwefelsäure 5 Minuten in Berührung,
                              									verdünnt sodann mit Wasser, filtrirt und schüttelt mit Aether aus. Der bei
                              									Verdampfung des letzteren hinterbleibende Rückstand hat nach der Neutralisation
                              									einen süssen Geschmack.
                           Behufs Nachweis von Saccharin bei Gegenwart von
                                 										Salicylsäure verfährt Hairs nach Apothekerzeitung, Bd. 8 S. 50, in der Weise, dass er
                              									die mit Salzsäure angesäuerte Lösung der beiden Substanzen mit Bromwasser im
                              									Ueberschuss versetzt, dann stark schüttelt und den Niederschlag, in welchem
                              									Salicylsäure sich befindet, auf einem Filter sammelt. Nach Entfernung des Broms im
                              									Filtrat wird dieses mit Aether ausgeschüttelt, der Aether dann mit einigen Tropfen
                              									einer Lösung von Natriumbicarbonat versetzt und abgedunstet. Es hinterbleibt das
                              									süss schmeckende Saccharin, das nach der Kalischmelze die Salicylsäurereaction
                              									gibt.
                           Späth empfiehlt in der Zeitschrift für angewandte Chemie, 1893 Bd. 19 S. 579, für den Nachweis von Saccharin im Bier, das Hopfenbitter mit
                              									Kupfernitrat zu entfernen; es bildet dieser Körper im Bier einen Niederschlag, der
                              									an eine Mischung von Aether und Petroläther kein Hopfenbitter mehr abgibt, so dass
                              									das Saccharin in dem erhaltenen Extract qualitativ durch den Geschmack und
                              									quantitativ nach Ueberführung der Sulfongruppe in Schwefelsäure nachgewiesen werden
                              									kann.
                           Der Jodindicator zur Bestimmung des Säuregrades in gefärbten
                                 										Pflanzenextracten, Würze, Bier u. dgl. betitelt sich eine in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1893 S. 243,
                              									erschienene, von Hagen Petersen verfasste Arbeit. Da es
                              									nicht möglich ist, die färbenden Substanzen aus Würze und Bier zu entfernen, ohne
                              									die Säuren zu verändern, da es ferner nicht gelingt, die Säuren von den übrigen
                              									Bestandtheilen zu scheiden oder dieselben in eine äquivalente Menge einer
                              									unlöslichen oder flüchtigen Säure umzuwandeln, die gebräuchliche Methode der
                              									Säurebestimmung jedoch bei den jetzt verwendeten Indicatoren unsichere Resultate
                              									gibt, kam H. Petersen auf den Gedanken, dass ein sehr
                              									intensiv färbender Indicator vielleicht die Farbe überwiegen könne. Er probirte die
                              									Jodstärke. Bekanntlich ist ein Gemisch von Jodkalium, jodsaurem Kali und Stärke eine
                              									besonders feine Probeflüssigkeit für Säuren. Das frei werdende Jod kann durch
                              									Hyposulfitlösung titrirt werden. Organische Säuren brauchen nun aber sehr lange zur
                              									Zersetzung des angeführten Gemisches. Man kann dann nach Kjeldahl sein Ziel dadurch erreichen, dass man vor der Einführung von
                              									Jodid und Jodat einen Ueberschuss von Hyposulfit zusetzt und den Rest hiervon mit
                              									einer Jodlösung zurücktitrirt. Diese Methode ist jedoch für praktische Anwendung zu
                              									umständlich und lässt sich ausserdem nicht auf saure Phosphate, die sich in
                              									organischen Infusen häufig vorfinden, anwenden. Wenn man dagegen die Säure, z.B.
                              									Essigsäure mit Natronlauge und zwar mit einer ziemlich kohlensäurefreien, zu
                              									neutralisiren sucht, so wird vor der vollständigen Neutralisation ein kleiner
                              									Tropfen der nur ganz schwachen Säure aus einer Mischung von Jodid und Jodat sofort
                              									wenig Jod frei machen, das man durch die Stärkereaction entdecken kann. Bei den zur
                              									besseren Beurtheilung der Methode vorgenommenen vergleichenden Titrirungen mit
                              									Lackmus, Phenolphtaleïn und dem Jodindicator verwendete H.
                                 										Petersen folgende Lösungen:
                           1) 1/20-Normal-Natronlauge, welche vorher mit gelöschtem Kalk behandelt worden,
                           2) den Jodindicator.
                           Derselbe wird in folgender Weise zubereitet: 50 cc gesättigte
                              									Lösung von jodsaurem Kali werden mit ½ g Stärke gekocht; wenn diese „gelöst“
                              									ist, setzt man etwa 10 g Jodkalium dazu; die Mischung färbt sich gewöhnlich gelb von
                              									freiem Jod; man entfärbt sie darum in der Wärme mit einigen Tropfen einer schwachen
                              									Hyposulfitlösung. Wenn man jetzt auch das Ganze auf 50 cc bringt, krystallisirt doch
                              									nach und nach jodsaures Kali heraus, was indessen ohne Bedeutung ist. Die Lösung
                              									wird in einer vollen Flasche und im Dunkeln aufbewahrt. Nach und nach färbt sie sich
                              									roth. Wenn man die Flüssigkeit verwenden will, giesst man ein wenig in ein
                              									Reagensglas, entfärbt sie warm mittels ½ oder 1 Tropfen Hyposulfitlösung und giesst
                              									sie in ein kleines Glas mit einem Kork versehen, durch welchen ein Glasstäbchen
                              									geführt ist.
                           Bei der Titration werden 2 Tropfen von dem Jodindicator auf einem weissen Teller auf
                              									2 cm Diameter ausgebreitet; in die Mitte des ausgebreiteten Indicatortropfens bringt
                              									man einen Tropfen der zu untersuchenden Flüssigkeit. Mit concentrirter Säure wird
                              									der Tropfen sofort schwarz, blau (oder gelb) gefärbt; mit verdünnter Säure zeigt
                              									sich ein dunkler Ring rings um den eingebrachten Tropfen, entweder gleich oder
                              									einige Minuten später. Ein ungemischter Tropfen des Jodindicators färbt sich
                              									natürlich auch allmählich durch die Kohlensäure der Luft in etwa 5 Minuten, wenn das
                              									Entfärben richtig getroffen ist.
                           In ungefärbten Lösungen ist Lackmus empfindlicher als dieser Indicator. Die Säure in
                              									den sauren Salzen von den stärkeren Säuren wirkt auf den Jodindicator wie freie
                              									Säure, dagegen rufen Na2HPO4 und NaHCO3 keine
                              									Färbung hervor. Die Endreactionen mit dem Jodindicator auf Phosphorsäure sind
                              									überhaupt nicht scharf, jedoch ist der Fehler noch nicht allzu gross. Na2HPO4 wirkt auf den
                              									Jodindicator ungefähr neutral. Die Farbe der Würze und des Bieres hindert die
                              									Anwendung der Methode nicht. Der Verfasser ist der Ueberzeugung, dass man mittels
                              									des Jodindicators besser als mit den bis jetzt verwendeten Indicatoren eine scharfe
                              									Reactionsgrenze bei zymotechnischen Säuretitrirungen erreichen kann und dass daher
                              									die Bestimmungen, die von verschiedenen Analytikern ausgeführt werden, sich besser
                              									vergleichen lassen als bisher.
                           Nach einem Vortrag, den A. Lasche über die Bestimmung von Zuckerarten durch Vergährung (Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung, 1893 S. 2337)
                              									hielt, kann man die in Würze und Bier vorkommenden Zuckerarten mittels der Hefe
                              										„Ly“ (vom Typus Frohberg), der Hefe Nr. 25 (vom Typus Saaz), dem
                              									Saccharomyces Joergensenii und dem Saccharomyces apiculatus bestimmen. Saccharomyces
                              									apiculatus vergährt Dextrose; Saccharomyces Joergensenii Dextrose und Saccharose;
                              									Hefe Nr. 25 vergährt Dextrose, Saccharose und Maltose; Hefe „Ly“ endlich
                              									vergährt Dextrose, Saccharose, Maltose und Isomaltose. Aus der Differenz der bei den
                              									verschiedenen Gährungen gefundenen Kohlensäuremengen kann man auf die Menge der
                              									angeführten Zuckerarten schliessen.
                           Eine Zusammenfassung unserer derzeitigen Kenntnisse über die „Krankheiten des Bieres, deren Erscheinungsformen und Ursachen“
                              									gibt H. Will in der Zeitschrift
                                 										für das gesammte Brauwesen, 1893 S. 333.
                           Trübungen durch Tröpfchen von Hopfenharz. Harztrübe
                              									Biere enthalten sattgelbbraune Kügelchen mit schmalem, dunklem Rand, der meist
                              									scharf begrenzt und von helleren Linien unterbrochen ist. Um Harzkügelchen von
                              									Glutinkörperchen immer unterscheiden zu können, ist die Anwendung alkoholischer
                              									Alcannatinctur zu empfehlen, wodurch die Harztropfen zinnoberroth gefärbt werden.
                              									Harztrübes Bier hinterlässt auf der Zunge und im Gaumen einen bitteren, ziemlich
                              									hartnäckigen Geschmack.
                           Stärke- und Kleistertrübungen werden wesentlich durch
                              									die der Stärke nahestehenden Dextrine hervorgerufen, die sich bei der Bildung
                              									geringer Mengen Alkohol ausscheiden. Kleine glänzende Körnchen, die zu traubigen
                              									Massen vereint sind, in anderen Fällen auch neben den Körnchen, diese
                              									einschliessend, feine, sich mit Jod ebenfalls blaufärbende Flöckchen bilden die
                              									Ursache der Trübung. Zuweilen finden sich auch sehr dünne Häutchen von
                              									ausgeschiedener Stärke vor. Oefters ist mit Stärketrübung auch gleichzeitig
                              									Eiweisstrübung verbunden.
                           Eiweisstrübungen können in verschiedenen Typen
                              									auftreten. Das Bier kann gleichmässig oder flockig durch sehr feine und vielfach
                              									gefaltete häutige Eiweissausscheidungen, welche zuweilen Glutinkörperchen
                              									einschliessen, getrübt sein. Die trübenden Bestandtheile sitzen, wenn sie nicht
                              									flockig sind, meist schwer ab.
                           Bei einem anderen Typus von Eiweisstrübung werden feine oder grobe Flocken im Bier in
                              									Schwebe gehalten, welche aus unbestimmt geformten Massen bestehen. Dieselben
                              									schliessen in der Regel ein körniges Gerinnsel und Glutinkörperchen ein. Beim Stehen
                              									des Bieres ballen sich die Flocken zusammen und sitzen häufig schon nach wenigen
                              									Stunden, meist aber erst nach längerer Zeit an der Wandung des Gefässes und am Boden
                              									locker ab, wo sie voluminöse Niederschläge bilden.
                           Bei einem dritten Typus eiweisstrüber Biere, die schielig oder ganz schwach durch
                              									ungemein feine Flöckchen getrübt sind, finden sich, erst durch Färbung mit Anilinfarben erkennbar,
                              									ungemein feine, in der Flüssigkeit oft in eigenthümlicher Weise vertheilte
                              									Partikelchen vor, neben welchen auch noch relativ grössere Eiweissausscheidungen,
                              									entleerte Glutinkörperchen u.s.w. vorkommen können. Beim Erwärmen in Wasser findet
                              									kein Aufklären, keine Auflösung der trübenden Bestandtheile statt. Diese Form der
                              									Trübung, welche bei hellen Bieren häufig vorkommt und mit der Gegenwart grösserer
                              									Mengen Gummi verbunden ist, kann man wohl als Gummitrübung bezeichnen.
                           Die Trübung durch Glutinkörperchen kann besonders bei
                              									sehr starker Abkühlung von Bier eintreten und äussert sich in einer feinflockigen
                              									oder schwach schleirigen Beschaffenheit. Vorhandene Flocken bestehen aus unbestimmt
                              									geformter Eiweissubstanz, in welcher eine sehr grosse Anzahl von Körnchen
                              									verschiedener Form und Grösse eingeschlossen ist. Einzelne Körnchen zeigen das
                              									Aussehen von Bläschen. Beim Erwärmen auf 30 bis 40° C. werden solche Biere
                              									durchsichtiger, ebenso bei langsamem Zusatz von Alkohol, bevor eine Ausscheidung von
                              									Dextrin eintritt. Will unterscheidet bei den
                              									Glutinkörperchen, welche aus eiweissartiger Substanz bestehen, eine dichtere
                              									membranartige Hülle von geringerer Quellungsfähigkeit gegenüber einem sehr
                              									quellungsfähigen, in verdünnten Reagentien (z.B. Alkohol) leicht löslichen Inhalt.
                              									Beim Erwärmen in Bier löst sich der Inhalt der Glutinkörperchen, wodurch ein
                              									Aufklären des Bieres bedingt ist. Eiweisstrübungen und Eiweissausscheidungen kann
                              									man bei pasteurisirtem Bier öfter beobachten. Die von Topf (1894 291 143) beschriebene Korktrübung
                              									ist hier auch anzuführen.
                           Eine zweite Kategorie von Krankheiten des Bieres ist durch Organismen verursacht. Ueber Hefetrübung durch Saccharomyces ellipsoideus
                              									II und pastorianus III siehe 1894 291 140.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)