| Titel: | Elektrische Centralen mit Gasmotorenbetrieb. | 
| Autor: | R. Knoke | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 179 | 
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                        Elektrische Centralen mit
                           								Gasmotorenbetrieb.
                        Elektrische Centralen mit Gasmotorenbetrieb.
                        
                     
                        
                           In den meisten Städten finden heute eingehende Erwägungen statt, ob die Anlage einer
                              									elektrischen Centrale angezeigt erscheine oder nicht, und während in einer ganzen
                              									Reihe von Städten diese Frage bejaht wird, verhalten sich andere Städte schwankend
                              									und glauben, weitere Erfahrungen abwarten zu müssen. Diese Unentschiedenheit in
                              									einer Frage, zu deren Beurtheilung doch immerhin etwa 8jährige Ergebnisse vorliegen,
                              									hat ihren Grund in der theilweise niedrigen Verzinsung derartiger Anlagen. Es dürfte
                              									daher im allgemeinen Interesse liegen, in Folgendem auf einen anderen Weg der
                              									Schaffung elektrischen Lichtes bezieh. elektrischer Kraft hinzuweisen, der in
                              									zahlreichen Fällen ein besseres Ergebniss als bisher liefern dürfte und zugleich im
                              									Interesse der städtischen Gemeinden selbst liegen würde. Wir meinen den Betrieb
                              									derartiger Centralen anstatt mit Dampfanlagen mit Gasmotoren, und zwar in Form
                              									kleinerer Blockstationen.
                           Die grossen elektrischen Centralanlagen mit Dampfbetrieb erfordern naturgemäss die
                              									Aufwendung umfangreicher Kapitalien, welche sich anfangs nur verhältnissmässig
                              									schwach verzinsen, denn die Aussicht auf Vermehrung des Lichtbedarfes bedingt, dass
                              									das Kabelnetz von vornherein viel stärker und grösser angelegt wird, als für den
                              									ersten Bedarf erforderlich wäre. Ebenso müssen Gebäulichkeiten u.s.w. in gleichem
                              									Maasse von vornherein für eine Vergrösserung bemessen werden. Hieraus folgt, dass
                              									solche Werke, wenn sich nicht von vornherein eine grosse Zahl Stromabnehmer
                              									einstellt, wenig günstige Erträgnisse liefern, und der finanzielle Verlauf ist dann
                              									meist ein derartiger, dass diese Centralen in den ersten zwei Jahren zufolge der
                              									Installationen eine gute Verzinsung ergeben, dann in den nächsten Jahren sehr viel
                              									weniger abwerfen, ja theilweise mit Unterbilanz arbeiten, und erst dann allmählich
                              									mit dem Zunehmen der Stromabnehmer ein befriedigenderes Resultat aufweisen.
                           Diese finanziellen Ergebnisse sind nun nach der Elektrischen
                                       										Zeitschrift, 1894 Nr. 1, z.B. folgende gewesen. Es wurde ermittelt, dass
                              									bei den Werken in
                           
                              
                                 Barmen,
                                 Elberfeld,
                                 Hamburg,
                                 Hannover,
                                 Köln,
                                 Düsseldorf
                                 
                              
                                 7,65
                                 14,09
                                 18,05
                                 11,34
                                 6,62
                                 10,85 Proc.
                                 
                              
                           als Ueberschuss des Anlagekapitals entsteht. Dabei ist indess
                              									zu bemerken, dass die Zahl von Düsseldorf deshalb nicht ganz richtig ist,
                              									weil ein Betrag von über 84000 M. von früherer Zeit her mit in die Einnahme des in
                              									Rechnung stehenden Betriebsjahres hineingerechnet ist. Setzt man diese ab, so
                              									verringert sich der Düsseldorfer Procentsatz auf 7,12 Proc. Nun ist aber zu
                              									beachten, dass in den so berechneten Zahlen eine Abschreibung des Anlagekapitals
                              									nicht enthalten ist. Bringt man diese in Anrechnung, und zwar nur in der Höhe von 4
                              									Proc. wie sie in dem betreffenden Aufsatze der Elektrischen
                                 										Zeitschrift als richtig angenommen wird, so stellen sich die obigen Zahlen
                              									wesentlich ungünstiger.
                           Es verzinst sich dann das Anlagekapital mit
                           
                              
                                 3,65
                                 9,1
                                 14,6
                                 7,3
                                 2,6
                                 3,2 Proc.
                                 
                              
                           Die Verzinsung ist also stellenweise eine sehr geringe und erheblich niedriger als
                              									bei Gasbetrieb, wie nachfolgend dargelegt sei.
                           Es ist schon eine allgemein bekannte Thatsache, dass Consumenten, namentlich
                              									Geschäftsleute, welche nur irgend nennenswerther Mengen elektrischen Stromes
                              									bedürfen, sich denselben durch Anlage einer kleinen eigenen Station mittels einer
                              									Gasmaschine viel billiger herstellen können, als durch Bezug des Stromes von den
                              									städtischen Centralen. Und wenn das möglich ist bei Bezahlung des Betriebsgases zu
                              									den gewöhnlichen Verkaufspreisen desselben, um wie viel besser müssen sich solche
                              									Gasdynamocentralen rentiren, wenn die städtischen Verwaltungen selbst Bau und
                              									Betrieb in die Hand nehmen, da letztere sich das Betriebsgas zum Selbstkostenpreise
                              									berechnen. Die Gasanstalten in den städtischen Betrieben sind durchweg Anlagen,
                              									welche dem Stadtsäckel einen guten Nutzen bringen; wenn also die Städte elektrische
                              									Beleuchtung durch Gasmaschinenbetrieb mit städtischem Gas einrichten, so können, da
                              									nunmehr aus der elektrischen Anlage der entsprechende Nutzen gezogen wird,
                              									selbstverständlich die wirklichen Gestehungskosten des Gases dabei in Ansatz
                              									gebracht werden.
                           Dass solche elektrische Centralen mit Gasmotorenbetrieb immer häufiger werden, hat
                              									nicht zum wenigsten auch darin seinen Grund, dass in den letzten Jahren
                              									ausserordentliche Vervollkommnungen der Gasmotoren stattgefunden haben, durch welche
                              									der Gasverbrauch derselben sich weit günstiger gestaltet, als früher.
                           Das Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung
                              									bringt S. 210 Jahrg. 1889 eine Mittheilung, dass im Magdeburger Schauspielhause ein
                              									40pferdiger Zwillingsmotor der Gasmotorenfabrik Deutz
                              									sich befindet, der bei voller Belastung 30,22 cbm Gas für 1 Stunde gebraucht. Das
                              									macht auf 1  stündlich rund ¾ cbm Gas. Derselbe Motor hat aber, nach der
                              									gleichen Quelle, bei einer Belastung von 18,6  fünf Sechstel der eben
                              									genannten Gasmenge gebraucht, nämlich 25,9 cbm Gas; die Nutzleistung dieser Maschine
                              									wurde also bei einer nur wenig geringeren Belastung sehr viel ungünstiger und
                              									kostspieliger. Man war damals noch nicht in der Lage, die ärmeren Gasgemische, die
                              									bei nicht voller Belastung nöthig werden, wenn man den Gang der Maschine
                              									gleichmässig erhalten will, gut zur Entzündung zu bringen. Man musste deshalb, und
                              									die meisten übrigen Motorenfabriken thun solches bei den genannten Zwillings- und
                              									anderen für solche Beleuchtungsanlagen angewandten Motoren auch heute noch, bei ganz
                              									geringen Belastungen die Arbeitsweise ändern und die Ladungen zeitweise ganz
                              									aussetzen, um nur überhaupt die Maschine im Gange zu erhalten. Damit geht aber die
                              									Gleichmässigkeit des Ganges bei geringeren Belastungen verloren, und derartige
                              									Motoren sind dann zur directen Lichterzeugung überhaupt unbrauchbar.
                           Welche Fortschritte dem gegenüber aber heute gemacht sind, zeigen z.B. zwei
                              									35pferdige Motoren der Firma Gebrüder Körting in
                              									Körtingsdorf bei Hannover, welche einerseits Eincylindermotoren sind (somit auch in
                              									der Anlage billiger als Zwillingsmotoren) und welche andererseits einen so niedrigen
                              									Gasverbrauch aufweisen, wie er bisher von anderer Seite nicht erreicht worden
                              									ist.
                           Der Gasverbrauch dieser für den Betrieb der elektrischen Blockstation
                              									Kaiserstrasse-Bethmannstrasse in Frankfurt a. M. dienenden Körting'schen Motoren wurde seitens der elektrotechnischen Versuchsstation
                              									in Frankfurt festgestellt und ergaben sich dabei folgende Werthe:
                           
                              
                                 Gebremste Leistung in 
                                 39,9
                                 39,8
                                 35,2
                                 20,1
                                 
                              
                                 Gasverbrauch für 1     stündlich in cbm
                                    											bei    18° C. Gaswärme
                                   0,518
                                   0,516
                                   0,505
                                   0,629
                                 
                              
                                 Gasverbrauch für 1     stündlich in cbm
                                    											bei    0° C. Gaswärme
                                   0,484
                                  0,482
                                   0,476
                                   0,587
                                 
                              
                                 Leergangsgasverbrauch bei 0° C: 6,181 cbm.
                                 
                              
                           Das dabei verwendete Gas war das der englischen Gasanstalt mit 4900 bis 5200 W.-E.
                              									auf 1 cbm.
                           Es ist das ein ganz vorzügliches Resultat der Körting'schen Fabrik und sind, wie erwähnt, gleiche Zahlen von anderen Firmen
                              									bisher nicht bekannt geworden, so dass man berechtigt sein würde, die Körting'schen Motoren für die besten heutigen Motoren
                              									zu erklären. Bemerkt sei noch, dass die Motoren sogen. Gasdynamo sind, d.h. die Dynamomaschinen sind mit den Motoren direct
                              									gekuppelt, und haben auf Grund der oben genannten Ergebnisse unter anderen auch die
                              									elektrischen Laboratorien der technischen Hochschulen Charlottenburg-Berlin (Prof.
                              									Dr. Slaby) und Karlsruhe gleiche Maschinen der Körting'schen Fabrik erhalten.
                           Die obigen Zahlen zeigen also, mit welchen Gasverbrauchszahlen man heute bei
                              									Gasmotoren rechnen kann, und sei nunmehr in Folgendem einmal eine Rentabilitätsrechnung einer derartigen elektrischen
                                 										Blockstation mit Gasmotorenbetrieb gegeben, um darzuthun, dass die
                              									Rentabilität derartiger Centralen erheblich günstiger ist als diejenige von den
                              									bestehenden grossen Centralen mit Dampfbetrieb. Die nachfolgend behandelte Centrale
                              									für einen grösseren Häuserblock entspricht etwa derjenigen der
                              									Kaiserstrasse-Bethmannstrasse in Frankfurt a. M., welche mit den obigen Körting'schen Gasdynamo betrieben wird. Da ferner eine
                              									derartige Blockstation sowohl Privatunternehmen wie städtisches Unternehmen sein
                              									kann, so soll die Rentabilitätsrechnung doppelt aufgestellt werden, und zwar einmal
                              									für einen Gaspreis von 6 Pfg., wie derselbe ungefähr
                              									den Selbstkosten der Gasanstalt entspricht, und für einen Gaspreis von 12 Pfg. für 1 cbm, welcher Preis wohl im Durchschnitt für
                              									Motorengas gezahlt wird.
                           Die Centralstation soll genügen für die Versorgung mit Strom von im Ganzen 1200
                              									Glühlampen bei ausreichender Reserve, und ist für eine derartige Station, wie die
                              									oben erwähnte Frankfurter Blockstation zeigt, trotz reichlicher Raumbemessung nur
                              									eine Grundfläche von 100 qm erforderlich.
                           Zur Aufstellung gelangen im Erdgeschoss zwei Gasdynamo von normal 165 Ampère bei 115
                              									Volt, maximal 210 Ampère bei 115 Volt; dieselben dienen auch zum Laden einer
                              									Accumulatorenbatterie. Zur Aufnahme der Auspuffrohre sind zwei Schornsteine
                              									vorgesehen, welche die Ventilation des unteren Raumes und des im ersten Stock
                              									befindlichen Accumulatorenraumes übernehmen. Die Verbindung beider Stockwerke
                              									miteinander geschieht durch eine eiserne Wendeltreppe.
                           Vorgesehen ist eine Accumulatorenbatterie von 62 Zellen mit einer Ladestromstärke von
                              									147 Ampère, einer Capacität von 572 Ampèrestunden bei einer maximalen Entladung von
                              									190 Ampère. Das Schaltbrett ist an einer Stelle angebracht, von welcher aus sich die
                              									ganze Anlage mit Leichtigkeit übersehen lässt, und ist mit allen erforderlichen
                              									Apparaten reichlich ausgestattet.
                           Die Vertheilung des Stromes geschieht nach dem einfachen Zweileitersystem mit einer
                              									Lampenspannung von 110 Volt. Mit diesem System kann ein Beleuchtungsgebiet von etwa
                              									600 bis 700 m Durchmesser noch bequem versorgt werden. Im Leitungsnetz sollen bei
                              									maximaler Beanspruchung desselben nicht mehr als 7 Volt, das sind 6 Proc. der
                              									Energie, verloren gehen.
                           Erfahrungsgemäss brennen unter normalen Verhältnissen von der Gesammtzahl der
                              									angeschlossenen Lampen nicht mehr als 65 bis 70 Proc. gleichzeitig; im vorliegenden
                              									Falle würden das bei 1200 Lampen 750 gleichzeitig brennende sein, und diese können
                              									von nur einer Maschine und der Accumulatorenbatterie versorgt werden, so dass die
                              									zweite Maschine Reserve ist. Um möglichst sparsam zu arbeiten, würde man in den
                              									Zeiten geringsten Lichtbedarfes, in welchem die Gasmaschine noch ungünstig belastet
                              									arbeiten würde, die Accumulatoren allein benutzen. In den übrigen Zeiten würde die
                              									Batterie eine stets bereite Reserve bilden. Es lassen sich die Betriebszeiten der
                              									Gasmotoren dann so einrichten, dass die Batterie in den späten Vormittagsstunden
                              									geladen wird und der Motor nur während des Hauptlichtbedartes, also des Abends nicht
                              									länger als bis etwa 11 Uhr läuft, so dass man mit einfacher Betriebsmannschaft
                              									auskommt.
                           Wir lassen nun einen kurzgefassten Kostenanschlag folgen, der nach einer genauen
                              									Aufstellung ermittelt ist und für Verhältnisse passt, bei denen ein besonderes
                              									Leitungsnetz nicht erforderlich ist.
                           
                              
                                 A.
                                 Baukosten.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                   Ein einfaches Haus von 100 qm bebauter Grund-  fläche,
                                    											zweistöckig; einschliesslich Erwerb des  Grund und Bodens dafür, nebst
                                    											den Funda-  menten für die Gasdynamo und einem Brunnen  zur
                                    											Kühlwasserleitung
                                 9700
                                 M.
                                 
                              
                                 B.
                                 Maschinenanlage.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                   Zwei Nr. 30 Patent-Präcisionsgasdynamo (System  Körting) für normal 165 Ampère bei 115 Volt
                                    											und  maximal 210 Ampère bei 115 Volt, vollständig  betriebsfertig
                                    											aufgestellt, mit den Nebenschluss-  regulatoren, vollständiger
                                    											Rohrleitung, einer  Elektromotorpumpe mit Anlasswiderstand
                                    											nebst  Rohrleitung für das Kühlwasser, den zwei Gas-  uhren, dem
                                    											Gasdruckregulator, dem nöthigen  Schutzgeländer und den Abdeckplatten
                                    											im Ma-  schinenraum insgesammt
                                 30000
                                 „
                                 
                              
                                 C.
                                 Accumulatoren.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                   Eine Accumulatorenbatterie, bestehend aus  62 Zellen
                                    											mit einer Capacität von 572 Ampère-  Stunden, bei 147 Ampère Ladestrom
                                    											und  190 Ampère maximal Entladestrom, d.h. 380  Glühlampen 3
                                    											Stunden lang mit Strom ver-  sorgend, betriebsfertig aufgestellt, nebst
                                    											der  Schwefelsäure, dem Untergestell, Säuremesser,  Glasfüssen,
                                    											Polschuhen, Isolatorenverbindung  mit dem Schaltbrette bez.
                                    											Doppelzellenschalter
                                 16000
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 55700
                                 M.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                 Uebertrag
                                 55700
                                 M.
                                 
                              
                                 D.
                                 Schaltbrett, Leitungen, Apparate und Zubehör
                                 3000
                                 „
                                 
                              
                                 E.
                                 Beleuchtung der Station mittels 12 Glühlampen
                                 500
                                 „
                                 
                              
                                 F.
                                 Ein Aufzug, eine compl. Winde
                                 500
                                 „
                                 
                              
                                 G.
                                 Werkstattseimrichtung
                                 300
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 60000
                                 M.
                                 
                              
                           Um die Betriebskostenberechnung aufzustellen, sei angenommen, dass jede der als
                              									gleichzeitig brennend angenommenen 750 Lampen, à ½ Ampère, 900 Stunden im Jahre
                              									brennt, eine Annahme, die weit unter den Ergebnissen städtischer Centralen liegt
                              									(z.B. Hannover mit 1400 Stunden). Man erhält so die Zahl von jährlich
                              										900\,\times\,\frac{750}{2}=337500 Ampère-Brennstunden.
                           Die Dynamo geben bei voller Belastung 90 Proc. der von den Motoren abgegebenen Kraft
                              									als Elektricität wieder, bei einer mittleren Belastung von nur ¾, wie sie
                              									durchschnittlich im Jahresbetriebe auftreten dürfte, eine Nutzleistung von 87 Proc.;
                              									d.h. also, man würde mit jeder von der Gasmaschine geleisteten Pferdekraft im
                              									Jahresdurchschnitt 0,87 × 736 erzeugt
                                    											theoretisch 736 Watt oder Volt-Ampère. = 640 Watt oder bei einer
                              									Spannung von 115 Volt 640 : 115 = 5,56 Ampère leisten. Theilt man mit dieser Zahl in
                              									die oben angegebenen 337500 Ampère-Brennstunden, so erhält man jährlich 60600
                              									- Stunden.
                           Der Gasverbrauch der Motoren ist nun, wie aus den oben mitgetheilten
                              									Versuchsergebnissen zu ersehen, 0,550 cbm bei voller Belastung, bei halber Belastung
                              									0,630 cbm. Da man mit ¾ Belastung zu rechnen hat, so sei der Gasverbrauch mit 0,6
                              									cbm für 1  und Stunde eingesetzt, was einen Gasverbrauch von jährlich 0,6 ×
                              									60000 = 36360 cbm ergibt. Diese Zahl würde richtig sein, wenn die gesammte Energie
                              									von den Gasmaschinen direct gedeckt würde; die aus der Accumulatorenbatterie
                              									entnommene Energie ist aber nur etwa 75 Proc. der eingeladenen, und wenn wir
                              									annehmen, dass etwa 40 Proc. der Gesammtenergie den Accumulatoren entnommen werden,
                              									so haben wir nach den obigen Angaben des Gasverbrauches noch etwa 15 Proc.
                              									aufzuschlagen, dann ergibt sich ein jährlicher Gasverbrauch von rund 42000 cbm,
                              									welche 2520 M. bei einem Gaspreise von 6 Pfg. für 1 cbm, 5040 M. bei einem solchen
                              									von 12 Pfg. kosten.
                           Das Kühlwasser für die Station kann einem besonders für diesen Zweck angelegten
                              									Brunnen entnommen werden, aus welchem es zweckmässig durch eine kleine
                              									Elektromotorpumpe geholt wird. Zur Reserve könnte ein Anschluss an das städtische
                              									Wasserwerk vorgesehen werden. Der Schmierölverbrauch beträgt nach unseren
                              									Erfahrungen etwa 1/100 1 für 1 -Stunde, bei 60600 × 1,15 = 70000 -Stunden,
                              									also 700 l à 70 Pfg. = 490 M. Für Putzmaterial soll rund ein Betrag von 300 M.
                              									ausgeworfen werden.
                           Die Instandhaltung der Accumulatorenbatterie wird von der Lieferantin gegen eine
                              									Vergütung von 5 Proc. des Kostenpreises derselben übernommen, und die Batterie nach
                              									10 Jahren mit ihrer vollen Leistung übergeben. Für den Ersatz von Schwefelsäure bei
                              									derselben werden noch 200 M. angenommen.
                           Für die Bedienung der Anlage genügen zwei Mann vollständig, für welche wir 3000 M.
                              									Entlohnung ansetzen. Ausserdem nehmen wir noch 500 M. an für die Verwaltung der Centrale,
                              									welche von einem Beamten der Gasanstalt im Nebendienst versehen werden kann, sofern
                              									es sich um eine städtische Anlage handelt, die aber ganz fortfällt, wenn ein
                              									Privatmann sich die Anlage herstellt. Danach sind, abgesehen von dem Gasverbrauche,
                              									folgende Betriebskosten aufzuwenden:
                           
                              
                                 Schmierölverbrauch
                                 490
                                 M.
                                 
                              
                                 Putzmaterial
                                 300
                                 „
                                 
                              
                                 Accumulatorenversicherung 5 Proc. von    16000 M
                                 800
                                 „
                                 
                              
                                 Schwefelsäureersatz
                                 200
                                 „
                                 
                              
                                 Bedienung der Anlage
                                 3000
                                 „
                                 
                              
                                 Verwaltung
                                 500
                                 „
                                 
                              
                                 Reparaturen
                                 1000
                                 „
                                 
                              
                                 Abschreibung 7,5 Proc. von 60000 M.
                                 4500
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 10790
                                 M.
                                 
                              
                           Hierzu würde bei einem Gaspreise von 6 Pfg. der Gasverbrauchsbetrag von 2520 M.
                              									kommen, so dass die Gesammtbetriebskosten sich auf 10790 + 2520 = 13310 M. beliefen.
                              									Bei einem Preise von 12 Pfg. beträgt der Gasverbrauch, wie oben nachgewiesen, 5040
                              									M. und der Gesammtbetrag ist 10790 + 5040 = 15830 M.
                           Die Einnahmen würden betragen bei dem billigen Satz von 3,5 Pfg. für die
                              									Glühlampenstunde, welcher dem Gaspreise gleichkommen würde, 2 × 0,035 × 337500 M. =
                              									23590 M.
                           Im ersten Falle würde sich das Kapital von 60000 M. mit 17,1 Proc. im zweiten Falle
                              									mit 12,9 Proc. verzinsen. Die Verzinsung des Kapitals würde also eine völlig
                              									befriedigende sein, wobei eine Abschreibung von 7,5 Proc. eingesetzt ist. Nimmt man
                              									aber nur eine solche von 4 Proc. vor, wie das bei den eingangs erwähnten Centralen
                              									mit Dampfbetrieb geschehen ist, so würde sich das Anlagekapital sogar mit 20,6 Proc.
                              									im ersten, und mit 16,5 Proc. im zweiten Falle (Gaspreis 12 Pfg. für 1 cbm)
                              									verzinsen.
                           Dieses Ergebniss ändert sich indess noch etwas, wenn nicht eine reine Blockstation,
                              									sondern eine Centrale mit etwas ausgedehnterem Leitungsnetze in Frage kommt. Wenn
                              									letzteres z.B. 6000 M. kosten würde, so tritt bei einer Abschreibung von 4 Proc.
                              									eine jährliche Mehrausgabe von 240 M. ein, wodurch sich die Verzinsung des nunmehr
                              									66000 M. betragenden Anlagekapitals auf 18,3 Proc. bezieh. auf 14,6 Proc. (Gaspreis
                              									12 Pfg. für 1 cbm) stellt. Dieses Ergebniss ist somit erheblich günstiger als das
                              									der meisten grossen Dampfcentralen, und lässt erkennen, dass derartige Werke eine
                              									gute Kapitalanlage sind. Es erklärt sich daraus auch die Thatsache, dass sich selbst
                              									in Städten mit elektrischen Centralen eine Menge von Einzelanlagen befinden und
                              									nebenher noch geschaffen werden, wie das z.B. in Frankfurt a. M., Berlin, Dresden
                              									u.s.w. der Fall ist.
                           Es sind denn auch in der letzten Zeit mehrfach Stimmen laut geworden, welche
                              									derartigen Elektricitätswerken mit Gasmotorenbetrieb eine grosse Zukunft in Aussicht
                              									stellen, und äussert sich z.B. die erste wissenschaftliche Autorität auf diesem
                              									Gebiete, Prof. Dr. Slaby in Berlin, zur Zeit Rector der
                              									technischen Hochschule Charlottenburg, dahin, dass diesen Gasdynamo ein ungemein
                              									glücklicher Gedanke zu Grunde liege. Derartige Elektricitätswerke mit Gasbetrieb
                              									haben ferner den Vorzug sehr geringen Raumbedarfes und erhöhter Nutzleistung wegen
                              									Fortfall der Riemenübertragung, auch besitzen sie eine grössere Betriebssicherheit
                              									zufolge der directen Kuppelung und der geringen Umfangsgeschwindigkeit der Anker und
                              									wegen der dadurch bedingten weiten Entfernung der die höchsten Spannungen
                              									führenden Drähte. Ebenso dürften die geringen Anlage- und Betriebskosten, die
                              									einfache Wartung, der Fortfall der Wasserbeschaffung und Kohlenanfuhr ein Vorzug für
                              									derartige Elektricitätswerke sein. Auch die stete Betriebsbereitschaft spielt hier
                              									eine wichtige Rolle, denn der Lichtbedarf schwankt durch Aufziehen von Gewitter- und
                              									Schneewolken in sehr grossen Grenzen und kann dem mit einer Gasmotorenanlage leicht
                              									gefolgt werden, mit einer Dampfanlage dagegen nicht.
                           Städte, in denen elektrische Centralen noch nicht vorhanden sind, und vornehmlich
                              									diejenigen, in denen die Gasanstalt städtisch ist, dürften deshalb besser thun, die
                              									grossen Dampfcentralen zu meiden und an deren Stelle kleinere Centralen oder
                              									Blockstationen mit Gasmotorenbetrieb anzulegen. Derartige Anlagen sind sogar, wie
                              									oben dargelegt war, auch dann noch rentabel, wenn die Gasanstalt Privatbesitz ist
                              									und das Gas nicht zu Selbstkosten bezogen werden kann. Durch derartige Centralen
                              									wird nicht allein der Betrieb der Gasanstalten gefördert, weil deren Leistung erhöht
                              									und zu einer gleichmässigeren gemacht wird, sondern die Städte sichern sich auch
                              									dauernd einen erheblichen Nutzen an dem Verbrauch des Gases bezieh. dem Verkaufe des
                              									elektrischen Lichtes. Die Gasanstalten arbeiten ja heute durch die Concurrenz der
                              									Dampfcentralen schon ungünstiger als früher und sind ja durch Einführen des Kochens,
                              									Löthens u.s.w. mit Gas bestrebt, ihren Consum wieder zu beleben. Der hier dargelegte
                              									Weg würde daher gerade die widerstreitenden Interessen der Gasanstalten und der
                              									Elektricitätswerke vereinigen und liegt daher um so mehr im Interesse der Städte, da
                              									hierdurch die Rentabilität der Gasanstalt gesichert bleibt und das Bedürfniss der
                              									Zeit nach Elektricität gedeckt wird.
                           
                              R. Knoke.