| Titel: | Plattenpresse mit elektrisch erwärmten Pressplatten für Appreturzwecke. | 
| Autor: | Glafey | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 181 | 
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                        Plattenpresse mit elektrisch erwärmten
                           								Pressplatten für Appreturzwecke.
                        Mit Abbildungen.
                        Plattenpresse mit elektrisch erwärmten Pressplatten für
                           								Appreturzwecke.
                        
                     
                        
                           Das Behandeln von Geweben auf der Plattenpresse erfolgt bekanntlich im Allgemeinen in
                              									der Weise, dass zwischen die einzelnen Stoff lagen Presspäne eingeschoben und die so
                              									eingespänten Stoffstücke unter Einschaltung von Pressplatten in der Presse auf
                              									einander geschichtet werden.
                           J. Sarfert in Reichenbach, Voigtland, hat nun die
                              									Pressplatten beseitigt und wendet, um sämmtlichen Stofflagen während des Druckes
                              									möglichst gleichmässig Wärme zuzuführen, nur elektrisch geheizte Pressspäne (vgl. den Bericht in D. p. J. 1894 292 254) an.
                           Emil Claviez in Chemnitz dagegen behält Presspäne und
                              									Pressplatten bei, umgeht jedoch die den alten Plattenpressen anhaftenden Uebelstände
                              									dadurch, dass er die Platten auf elektrischem Wege
                              									heizt.
                           Das Erwärmen der „Pressplatten“ erfolgte bisher in besonders construirten
                              									Oefen oder durch Dampf. Der erstbezeichnete Weg hat, trotzdem die alten mit
                              									Kohlenfeuerung versehenen Oefen zum Erwärmen der Pressplatten in neuerer Zeit durch
                              									solche mit Gasheizung ersetzt worden sind, mehrere wesentliche Nachtheile und
                              									zwar:
                           
                           1) Die Platten werden ungleich erwärmt;
                           2) die Platten kühlen sehr schnell ab und zwar schon während des Einsetzens in die
                              									Presse;
                           3) die Platten müssen in heissem Zustand eingesetzt werden, wodurch die Handhabung
                              									sehr erschwert wird;
                           4) das Erhitzen dieser Platten ist kostspielig, unsauber und zeitraubend.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 182
                              Fig. 1.Plattenpresse mit elektrisch erwärmten Pressplatten für
                                 										Appreturzwecke.
                              
                           Wesentlich vortheilhafter gestaltet sich der zweite der oben bezeichneten Wege, das
                              									Erwärmen der Pressplatten durch Dampf, doch auch dieses Hilfsmittel zeigt noch
                              									vielfache Mängel, die für die praktische Verwerthung von Nachtheil sind. Abgesehen
                              									von dem grossen Anschaffungswerth und den durch den starken Dampfverbrauch
                              									verursachten erheblichen Betriebskosten, liegt ein Hauptübelstand in dem leichten
                              									Undichtwerden der Platten und der daraus für die Waare und Presspäne entstehenden
                              									Gefahr des Verderbens. Auch die Instandhaltung der Rohrleitungen, Ventile und deren
                              									Verpackung erfordert grosse Aufmerksamkeit. Ebenso lassen sich ohne wesentliche
                              									Aenderung der Kesseldampfspannung nur geringe Temperaturänderungen vornehmen, die
                              									Erreichung von hohen Temperaturen aber ist wegen des zu befürchtenden Undichtwerdens
                              									schwierig. Die Ueberführung der Platten aus dem kalten in den heissen Zustand
                              									erfolgt zu schnell, so dass die ersten und letzten Falten meistens zu viel Glanz
                              									haben. Das Abkühlen der Platten endlich geht sehr langsam vor sich.
                           Alle diese Uebelstände will nun Emil Claviez in Chemnitz
                              									dadurch beseitigen, dass er die Pressplatten durch den elektrischen Strom erhitzt.
                              									Die Einrichtung der Pressplatten ist zu diesem Zweck nach den Patenten Nr. 75371 vom
                              									5. Mai 1893 und Nr. 78076 vom 25. Mai 1893 die folgende:
                           In einem am besten aus Schmiedeeisen hergestellten Hohlkörper a (Fig. 1 und 2), welcher geeignet ist,
                              									den sehr grossen Druck der Presse b auszuhalten, sind
                              									im Inneren in entsprechender Anzahl und Anordnung elektrische schlecht leitende
                              									Körper (Nickelindraht u.s.w.) isolirt von der Wandung eingelegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 182
                              Plattenpresse mit elektrisch erwärmten Pressplatten für Appreturzwecke.
                              
                           Diese elektrischen Rheostaten e stehen mit einem
                              									entsprechend leicht lösbaren Stöpselcontact d (Fig. 1 und 3) mit der elektrischen
                              									Leitung f und durch diese mit dem Schaltbrett T in Verbindung. Diese Platten werden nach Bedürfniss
                              									im kalten Zustande zwischen die zu pressende und eingespänte Waare in die Presse
                              									gelegt.
                           Der Arbeitsvorgang und die Wirkungsweise dieser einfach gestalteten Pressplatten
                              									ergibt sich aus folgenden Betrachtungen:
                           Nachdem die Pressplatten P zwischen die Waare in kaltem
                              									Zustande hineingelegt worden sind und die Presse b
                              									gefüllt ist, werden die elektrischen Stöpselcontacte d
                              									in die entsprechenden Oeffnungen der Platten geschoben und somit die Rheostaten c mit dem Schaltbrett T in
                              									Verbindung gebracht. Sobald nun auf dem Schaltbrett die Verbindung mit der
                              									elektrischen Quelle mittels geeigneter Stöpselung F
                              									herbeigeführt ist, durchströmt der elektrische Strom die Rheostaten in den
                              									Pressplatten und erhitzt dieselben. Je nach der Stärke des durchgeschickten
                              									elektrischen Stromes wird diese Erhitzung mehr oder weniger stark sein, man hat also
                              									das Mittel an der Hand, den Wärmegrad der Pressplatte auf diejenige Höhe zu bringen,
                              									welchen die zu pressende Waare erfahrungsgemäss erfordert. Hierin liegt ein
                              									wesentlicher Vorzug der Erfindung gegenüber den bestehenden Pressen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 182
                              Fig. 4.Plattenpresse mit elektrisch erwärmten Pressplatten für
                                 										Appreturzwecke.
                              
                           Die bisher angewendeten Mittel waren an eine gewisse, aus praktischen Gründen nicht
                              									zu überschreitende Höhe der Temperatur gebunden. Aber bekanntlich erfordern die
                              									verschiedenen Waaren, wie Wolle, Seide, Plüsch, Sammet, Papier, verschiedene
                              									Temperaturen zur Hervorbringung eines dauerhaften Glanzes. Durch die Anwendung der
                              									vorliegenden Pressplatte ist man in den Stand gesetzt, je nach Bedürfniss den
                              									Wärmegrad innerhalb der Presse selbst zu erzeugen und zu regeln.
                           Ist der Arbeitsvorgang so weit vorgeschritten, dass die Waaren entsprechende Zeit
                              									lang der Einwirkung der heissen Pressplatte ausgesetzt worden sind, so wird die
                              									Zufuhr von Wärme durch einfaches Lösen der elektrischen Contacte herbeigeführt, die
                              									Platte kühlt sich ab und kann mit der Waare aus der Presse entfernt werden.
                           
                           Es ist noch zu erwähnen, dass man bei Benutzung der neuen Pressplatten
                              									verschiedenartige Waare in ein und derselben Presse verschiedenen Wärmegraden
                              									aussetzen kann, je nachdem man den elektrischen Strom länger oder kürzer durch die
                              									Wärmeplatten hindurchschickt.
                           Zu diesen bedeutenden Vortheilen kommen noch weitere hinzu:
                           Dadurch, dass die Pressplatten kalt eingelegt werden, ist ein schnelles, sorgfältiges
                              									und sauberes Arbeiten in der Presse selbst möglich. Eine Ungleichmässigkeit von
                              									Glanz und Griff in der Waare wird durch die gleichmässige Erwärmung der Platten
                              									durch den elektrischen Strom vermieden.
                           Nach Vollendung des Appreturprocesses ist es erforderlich, dass die Platte sowohl,
                              									als die Waaren schnell erkalten, um den Arbeitsvorgang nicht aufzuhalten und eine
                              									sofort verpackbare Waare zu erhalten. Zu diesem Zweck hat der Erfinder nach dem
                              									Patent Nr. 78076 die Pressplatte folgendermaassen weiter ausgebildet:
                           In die Hohlplatte P (Fig.
                                 										4) ist zwischen die Rheostaten ein aus dünnen Röhren gebildeter Rost r gelegt, dessen einzelne Rohre mit feinen Löchern
                              									versehen sind. Der Rohrrost r ist in sich geschlossen
                              									und steht mittels eines Eingangsrohres l aus dem
                              									Inneren des Hohlkörpers hervor. Dieses hervorstehende Rohr ist mit Gewinde versehen,
                              									so dass ein Schlauch luftdicht aufgeschraubt werden kann, um die Rohre mit Pressluft
                              									in Verbindung zu bringen. An der entgegengesetzten Seite ist die Pressplatte mit
                              									einer Oeffnung f versehen, welche zugleich zur Aufnahme
                              									des den elektrischen Strom schliessenden Stöpsels d
                              									dient.
                           Zum Zwecke der Abkühlung der Platte werden die einzelnen zwischen den Waaren
                              									gepackten Platten P mit der Pressluftleitung in
                              									Verbindung gebracht, so dass dieselbe in die Rohre r r
                              									gelangt. Die Pressluft wird aus allen Löchern der Röhren heraustreten, an die oberen
                              									und unteren Deckel der Platte gelangen und denselben und der darüber gepackten Waare
                              									die Wärme entziehen. Durch die Oeffnung f in dem Rahmen
                              									wird die in das Innere derselben getretene Luft nach aussen befördert, um von Neuem
                              									frischer kühler Luft Platz zu machen. Der Abkühlungsprocess kann hierdurch zu jeder
                              									beliebigen Zeit eingeleitet und ausgeführt werden.
                           Die Pressplatten werden von der Firma Gebrüder
                                 										Schreihage in Chemnitz in Sachsen ausgeführt und haben sich z.B. bei Wilhelm Vogel in Chemnitz, Bernhard Dietel in Reichenbach, Schneider und
                                 										Claviez in Mylan, Louis Hirsch in Gera, J. J. Marx in Lambrecht, H.
                                 										Hempel in Reichenbach, Kirbach und Söhne in
                              									Pappendorf u.s.w. auf das vortheilhafteste bewährt.
                           Bezüglich der Betriebskosten darf nach Angaben der Fabrikanten angenommen werden,
                              									dass dieselben selbst bei kleinen Anlagen eine Ersparniss von etwa 50 Proc. ergeben.
                              									Hierzu kommt noch, dass vorhandene Lichtanlagen, die sonst nur verhältnissmässig
                              									wenige Stunden im Jahre, im Sommer theilweise gar nicht im Betriebe sind,
                              									wirthschaftlicher ausgenutzt werden. Jede hydraulische Presse oder Spindelpresse ist
                              									ohne welche Aenderung verwendbar.
                           Die Verbindung der einzelnen Platten mit dem Schaltbrett erfolgt bei der in Fig. 1 wiedergegebenen Ausführungsform durch 2 bis 3 m
                              									lange Doppelkabel, welche an beiden Enden Contactstöpsel tragen, von denen der eine
                              									in ein entsprechendes, in der Platte eingelassenes Contactstück eingreifen
                              									kann, während der andere in ein entsprechendes Untertheil, welches sich auf dem
                              									Schaltbrett befindet, gesteckt wird. Jede Platte hat also ihren eigenen
                              									Stöpselschalter und eine doppelpolige Bleisicherung. Bei den Normalschaltbrettern
                              									für maximal 30 Platten sind ausserdem für je 6 Platten ein Hauptschalter nebst
                              									doppelpoliger Hauptbleisicherung vorgesehen. Hinter dem Schaltbrett befindet sich
                              									eine Stöpsel Vorrichtung für die gesammte nöthige Stromstärke. Diese beträgt für die
                              									Platte bei 110 Voltanlagen 5 bis 6 Ampère, bei 65 Voltanlagen 8 bis 9 Ampère. Von
                              									der hinter dem Schaltbrett befindlichen Hauptstöpsel Vorrichtung führt das
                              									Hauptkabel zur Dynamomaschine. Da in vielen Fällen mehrere Pressen vorhanden sind,
                              									so ist das Schaltbrett fahrbar eingerichtet, um mit ein und demselben Schaltbrett
                              									alle Pressen bedienen zu können.
                           Soll also gepresst werden, so wird das Schaltbrett vor die fertig eingesetzte Presse
                              									gefahren. Die Plattenstöpsel werden in die Platten eingeschoben. In das hinter dem
                              									Schaltbrett befindliche Kuppelungsuntertheil wird der von der Decke herabhängende
                              									Hauptstöpsel eingesteckt. Inzwischen ist die Dynamomaschine eingerückt und nun
                              									werden einfach die für je 6 Platten gemeinsamen Schalter eingeschaltet. Nach 25 bis
                              									40 Minuten – je nach Temperaturbedarf – sind die Platten der Presse, welche
                              									inzwischen zugedrückt wurde, heiss. Die Plattenstöpsel werden aus den Platten
                              									herausgezogen. Die Hauptkuppelung hinter dem Schaltbrett wird ebenfalls gelöst und
                              									man fährt mit dem Schaltbrett zur nächsten Presse, welche inzwischen eingesetzt ist.
                              									Hier werden die Plattenstöpsel wieder in die Platten gesteckt; der hier ebenfalls
                              									von der Decke herabhängende Anschlusstöpsel wird in die Hauptkuppelung eingeschoben
                              									und in etwa einer halben Stunde ist auch diese Presse fertig. Die Bedienung der
                              									Presse erfolgt durch einen Mann, während sonst zwei nöthig waren.
                           Die Platten werden von der obenbezeichneten Firma im Allgemeinen in zwei
                              									Normalgrössen ausgeführt und zwar:
                           640 × 860 mm
                           und
                           570 × 740 mm.
                           Der Preis der Normalplatte beträgt zur Zeit nach Angaben dieser Firma für das Stück
                              									60 M. Der Preis der completen Schaltvorrichtung einschliesslich Verbindungskabel
                              									zwischen Schaltbrett und Platte nebst Plattenstöpsel beträgt für die Platte 32,50
                              									M.
                           
                              Glafey.