| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Autor: | Eckhardt | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 188 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        (Schluss des Berichtes S. 164 d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           Zwei von Will näher beschriebene Hefearten bilden
                              									ebenfalls die Ursache trüben Bieres; eine derselben, welche nach den
                              									Beobachtungen von Krieger in nordamerikanischen
                              									Brauereien sehr verbreitet zu sein scheint, verleiht dem Bier gleichzeitig einen
                              									faulen, obstähnlichen Geschmack mit kratzend bitterem Nachgeschmack. Durch die
                              									Gegenwart der anderen Art nimmt das Bier einen unangenehm aromatischen Geschmack mit
                              									ungemein bitterem, adstringirendem Nachgeschmack an.
                           Ueber Saccharomyces pastorianus I siehe 1894 291 140.
                           Die als sommer-cloud in australischen obergährigen
                              									Bieren bekannte Krankheit, welche sich in Trübung und säuerlich bitterem Geschmack
                              									äussert, führt Bavay ebenfalls auf eine Hefenart
                              									zurück.
                           Von P. Lindner wurde in einer Brauerei eine der
                              									Unterhefe in allen Erscheinungen gleichende Hefeart beobachtet, welche ein Bier mit
                              									entsetzlich bitterem Geschmack erzeugte.
                           Ueber Biere, welche durch Mycoderma krank sind, siehe
                              									1893 289 84.
                           Die Krankheiten, welche Bakterien verursachen, äussern sich in verschiedener
                              									Weise.
                           Von den Essigsäurebakterien sind zwei, nämlich Bacterium
                                 										aceticum und Bacterium Pasteurianum, von Hansen näher beschrieben. Zeidler hat ebenfalls eine Art näher studirt, welche Bier immer schleirig
                              									machte, während eine von P. Lindner gezüchtete
                              									Essigsäurebakterie, welche wahrscheinlich mit Bacterium
                                 										aceticum identisch ist, einen schleimigen, sich schichtenweise absetzenden
                              									Bodensatz erzeugt.
                           Die im Bier Buttersäure erzeugenden Bakterien sind bis jetzt nicht näher bekannt.
                           In milchsauren Bieren findet man Langstäbchen, häufig zu
                              									zwei an einander hängend und einen stumpfen Winkel bildend; auch Sarcinaformen
                              									bedingen Milchsäurebildung.
                           Ueber das Umschlagen des Bieres, bewirkt durch Saccharobacillus Pastorianus, siehe 1894 291 141.
                           Das charakteristische Krankheitsbild der fadenziehenden und
                                 										langen Biere wird nach van Laer durch Bacillus viscosus Nr. I und II hervorgerufen. Auch
                              									Sarcinaarten bedingen nach P. Lindner's und Will's Beobachtungen das Langwerden der Biere.
                           Sarcinatrübe Biere zeigen einen feinen Schleier und
                              									häufig einen ziemlich fest am Boden der Flasche haftenden, zarten Belag.
                              									Unangenehmer Geruch und Geschmack wird bei sarcinatrüben
                                 										Bieren beobachtet; es entstehen durch die Gegenwart von Sarcinaarten
                              									Verfärbungen, ein Hellerwerden, zuweilen eine Rothfärbung.
                           Das Verhalten der Biere gegen Jod, gegen höhere Temperatur, eintretende Klärung,
                              									dauernde, anhaltende Verschleierung auch in den oberen Schichten der Bierprobe,
                              									Bildung von Häuten und andere Umstände geben auch ohne eingehende Untersuchung
                              									Anhaltspunkte für die Beurtheilung der Art der Trübung.
                           Nach den Versuchen von P. Gosio über die Conservirung des
                                 										Bieres mittels Kohlensäure (Referat in der Wochenschrift für Brauerei, 1893 S. 641) ergibt sich, dass Biere, mit
                              									Mycoderma vini und aceti geimpft; sich, falls sie einer Kohlensäureatmosphäre
                              									ausgesetzt werden, mehr als vier Monate unverändert erhalten. Auch die
                              									Fäulnissbakterien erweisen sich als unwirksam; es ist jedoch zu bemerken, dass eine
                              									Reincultur von Proteus vulgaris schon deshalb dem Biere
                              									nicht schadet, weil letzteres Milchsäure enthält.
                           Bei der Leichtigkeit, mit welcher das Bier unter Umständen einen Pechgeschmack
                              									annimmt, hat die von Brand behandelte Frage: „Welche Beschaffenheit soll ein Brauerpech
                                    										haben?“ (Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1892 S. 445) grosse Bedeutung.
                           Ueber die Analyse von Brauerpech berichtet Brand in der Zeitschrift für
                                 										das gesammte Brauwesen, 1893 S. 67: Während in früherer Zeit nur reines
                              									Fichtenpech zur Anwendung kam, werden jetzt verschiedene Mischungen aus Colophonium,
                              									verschiedenen Fetten und fetten Oelen, Harzölen, Paraffinen, Erdwachsarten für sich
                              									oder mit reinem Pech gemischt, dargestellt und diese Mischungen als Brauerpech in
                              									den Handel gebracht. Es ist nothwendig, wenigstens annähernd die Zusammensetzung des
                              									zu verarbeitenden Peches kennen zu lernen.
                           Zur Bestimmung der Löslichkeit des Peches in Weingeist (zugleich Bestimmung von
                              									Paraffin und Wachsarten) übergiesst man 100 g gröblich zerkleinerten Peches mit 200
                              									cc 95procentigen Alkohols und lässt unter fleissigem Umrühren so lange stehen, bis
                              									keine Pechtheilchen mehr vorhanden sind. Man beachte nun die etwa vorhandenen
                              									grobflockigen Ausscheidungen, die man auf einem Filter sammelt und dann mit
                              									kochendem Alkohol behandelt. Etwa vorhandenes Wachs oder Paraffin löst sich hierbei
                              									auf und scheidet sich nach dem Filtriren in der Kälte wieder aus; es wird auf einem
                              									Filter gesammelt. Durch Bestimmung seines Schmelzpunktes, sowie durch Erhitzen auf
                              									einem Platinblech kann leicht seine Identität nachgewiesen werden. Der in heissem
                              									Weingeist ungelöst gebliebene Rückstand enthält zumeist kleine Holz- und
                              									Rindentheilchen, auch Sand und andere Verunreinigungen, manchmal aber auch
                              									absichtlich zugesetzte mineralische Farben, die dem künstlichen Pech beigemischt
                              									wurden, um ihm das eigenthümlich trübe, opalisirende Aussehen zu geben, welches dem
                              									reinen Fichtenharz eigen ist. Um zu ermitteln, ob die zugesetzte mineralische Farbe
                              									aus chromsaurem Blei besteht, wird dieselbe im Reagensglase mit verdünnter Kalilauge
                              									schwach erwärmt und abfiltrirt. Die alkalische Flüssigkeit, die bei Gegenwart von
                              									chromsaurem Blei schon gelblich gefärbt ist, lässt beim Uebersättigen mit Essigsäure
                              									das chromsaure Blei als gelben Niederschlag fallen. Enthält der Rückstand grössere
                              									Mengen organischer Substanz, so zerstört man die letztere durch Glühen, schmilzt den
                              									Glührückstand mit Salpeter und Soda und weist in der gelben Schmelze die Chromsäure
                              									nach; in dem in Wasser unlöslichen, in Salpetersäure jedoch löslichen Theil kann man
                              									mit Schwefelwasserstoff das Blei fällen. Oft wird auch, um dem fertigen Peche ein
                              									undurchsichtiges, trübes, dem Naturpeche ähnliches Aussehen zu geben, in die
                              									flüssige Pechmischung Wasserdampf eingeblasen. Diese Peche zeigen beim Bruche am
                              									Aussenrande eine sehr dünne, durchsichtige, klare Schicht, die bei längerem Lagern
                              									des Peches an Dicke zunimmt. Solche Peche spratzen meist beim Erhitzen und lassen
                              									dadurch rasch das zugesetzte Wasser erkennen.
                           Da es beim Pech keinen eigentlichen Schmelzpunkt gibt, indem dasselbe nur langsam aus
                              									dem festen in den flüssigen Zustand übergeht, so ist die Schmelzpunktbestimmung, die
                              									nach verschiedenen Methoden vorgenommen wird, nicht ganz einfach. Brand empfiehlt folgendes Verfahren: Möglichst fein
                              									zerriebenes Pechmehl wird in ein dünnwandiges Schmelzpunktbestimmungsröhrchen
                              									gebracht und nach der Befestigung an einem Thermometer in einem mit Wasser
                              									gefüllten Becherglas langsam erwärmt; der Uebergang von dem mehlig Undurchsichtigen
                              									zum Klarwerden und Zusammensintern ist sehr scharf.
                           Zum Nachweis von Harzöl in Brauerpech benöthigt man eine alkoholische Kalilauge, die
                              									sich Brand in der Weise bereitet, dass er 200 g
                              									Kalihydrat in destillirtem Wasser löst und die Lauge auf 250 cc bringt; 25 cc dieser
                              									concentrirten Lauge füllt er dann mit starkem Weingeist in einem Kolben auf 200 cc
                              									auf, schüttelt ordentlich um und giesst von dem eventuell vorhandenen, nun
                              									ausgeschiedenen kohlensauren Kali ab. 5 g Pech werden mit 10 cc 95gradigen Alkohols
                              									in einem Erlenmeyer-Kolben am aufsteigenden Kühler erhitzt, bis vollständige Lösung
                              									eingetreten ist. Nach dem Erkalten wird von etwa vorhandenen unlöslichen Substanzen
                              									abfiltrirt. Zur klaren Harzlösung werden nun 10 cc 10procentiger alkoholischer
                              									Kalilauge gegeben, 5 Minuten am aufsteigenden Kühler gekocht und, nachdem die
                              									Flüssigkeit etwas erkaltet, mit 50 cc destillirten Wassers versetzt. Ist Harzöl oder
                              									Schmieröl vorhanden, entsteht eine sehr starke milchige Trübung. Die trübenden
                              									Bestandtheile vereinigen sich nach mehrstündigem Stehen bei 30 bis 50° C. zu
                              									Tropfen, die man nach dem Waschen mit Wasser auf ihre Eigenschaften prüfen kann.
                              									Reines Harzöl gibt beim Erhitzen auf Platinblech reinen Harzgeruch, während
                              									Schmieröle den paraffinartigen Geruch erkennen lassen.
                           Reines Fichtenpech, in obiger Weise verseift, gibt beim Verdünnen mit Wasser schwache
                              									Trübung, die bei vierstündigem Stehen in einem warmen Wasserbad verschwindet.
                              									Colophonium gibt sofort eine klare Lösung, ebenso mit Fettarten oder fetten Oelen
                              									versetztes Colophonium oder Fichtenharz. Werden grössere Mengen Peches (etwa 50 g)
                              									in obiger Weise behandelt, lässt sich leicht so viel Harzöl erzielen, dass durch
                              									Siedepunktbestimmung, Löslichkeitsverhältnisse im Aceton u.s.w. die Identität
                              									festgestellt werden kann.
                           Die Prüfung des Peches auf Fette und fette Oele läuft auf die Darstellung der
                              									Fettsäureester hinaus, die dann in Fettsäuren zerlegt werden.
                           3 g des zu untersuchenden Peches werden in 30 cc absoluten
                              									Alkohols gelöst und in massig starkem Strome trockenes Salzsäuregas eingeleitet. Die
                              									Flüssigkeit befindet sich in einem Cylinder, der durch Einstellen in Eiswasser
                              									gekühlt wird. Das Salzsäuregas entwickelt man am besten aus 50 g Kochsalz und 100 cc
                              									eines erkalteten Gemisches von 700 g concentrirter, reiner Schwefelsäure (spec. Gew.
                              									1,84) und 175 g Wasser. Das hieraus entbundene Gas genügt für zwei Bestimmungen.
                              									Nach kurzem Einleiten treten schmierig-harzige Ausscheidungen auf, die sich
                              									allmählich zu Ballen vereinigen. Nach ½ Stunde, wenn kein Gas mehr absorbirt wird,
                              									wird die gesammte Flüssigkeit in ein grösseres Becherglas gebracht, mit destillirtem
                              									Wasser auf etwa 5 Volumina verdünnt und so lange gekocht, bis die saure Flüssigkeit
                              									ganz klar geworden ist. Nach dem Erkalten erstarrt die auf der Oberfläche des
                              									Wassers schwimmende Harzmasse und kann von der sauren Flüssigkeit leicht getrennt
                              									werden. Die Harzmasse wird nun in etwa 30 bis 40 cc Aether gelöst, noch einmal mit
                              									dem gleichen Volumen destillirten Wassers gewaschen und mit einer Mischung von 5 cc
                              									einer 10procentigen weingeistigen Kalilauge und 50 cc destillirten Wassers tüchtig
                              									durchgeschüttelt. Es entstehen zwei Schichten; die obere ätherische enthält den
                              									Ester der betreffenden Fettsäure, welche durch diese verdünnte Kalilauge nicht
                              									angegriffen wird, die untere, die wässerig-alkalische Harzseifenlösung, welche nun
                              									mit Wasser in allen Verhältnissen mischbar ist. Durch Fällen mit verdünnter Säure
                              									lässt sich daraus das reine Harz gewinnen. Die ätherische Lösung wird verdampft, man
                              									erhält den Ester der Fettsäure, der durch Kochen mit 10procentiger weingeistiger
                              									Kalilauge leicht verseift wird und eine wasserlösliche Seife gibt, die beim Fällen
                              									mit Säure die Fettsäure ergibt.
                           
                           Waren dem Peche ausser Fett auch Harz oder Schmieröl
                              									zugegeben, so fallen diese beim Verdünnen der weingeistigen Seifenlösung mit Wasser
                              									wieder aus.
                           Die von Milkowski in der Zeitschrift für analytische Chemie von Fresenius, 1890 Bd. 29 S. 573,
                              									ausgearbeitete Methode der Untersuchung von Brauerpech
                              									kann Brand nicht empfehlen.
                           Fette, Oele und feste Fette, wie Talg u.s.w., aus Mischungen abzuscheiden, ohne zu
                              									verseifen oder zu esterificiren, gelingt nach folgender Methode ausgezeichnet: 10 g
                              									möglichst zerkleinertes Pech werden in 100 cc Methylalkohol aufgelöst; es bildet
                              									sich so keine Emulsion, sondern das betreffende Oel scheidet sich schon, während
                              									sich das Harz löst, in öligen Tröpfchen am Boden ab.
                           Um sich rasch von den Eigenschaften eines Peches zu überzeugen, empfiehlt Brand, einen Pichversuch im Kleinen anzustellen. In
                              									einem Messinggefässe, das durch einen doppelt durchbohrten Kork verschlossen werden
                              									kann, werden 15 g Pech erhitzt. Durch die eine Oeffnung des Korkes reicht ein
                              									Thermometer in das schmelzende Pech hinein, durch die andere Oeffnung ist eine
                              									weite, 10 cm hohe Glasröhre eingesteckt, welche als Kühl- und Abzugsrohr für
                              									allenfalls sich bildende Dämpfe dient. Hat das Pech die Temperatur von 300°
                              									erreicht, wird es in ein kleines, aus Eschenholz gedrehtes, vorher auf 100° C.
                              									erhitztes Fässchen gegossen. Bei dieser Procedur tritt jeder Nebengeruch, der durch
                              									Zusätze von Fetten, Oelen u.s.w. bedingt ist, sehr deutlich hervor, vorhandene
                              									Feuchtigkeit macht sich durch. Spratzen bemerkbar. Der Versuch gibt auch Aufschluss
                              									über Härte und Gleichmässigkeit des Pechüberzuges. Ist das gepichte Gefäss
                              									ausgekühlt, so wird dasselbe, ohne es vorher mit Wasser auszuschwenken, mit
                              									destillirtem Wasser gefüllt und etwa 1 bis 2 Tage bedeckt damit stehen gelassen,
                              									worauf man mit dem Wasser eine Geschmacksprobe vornimmt. Gute Peche ertheilen dem
                              									Wasser einen schwachen, aromatischen Pechgeschmack.
                           Ueber den Vinophor finden sich in der Allgemeinen Zeitschrift für Bierbrauerei und
                                 										Malzfabrikation, 1893 S. 1189, einige Mittheilungen von Welleba. Den Erfindern ist es danach gelungen, einen
                              									chemisch indifferenten Stoff zu finden, der grosse Härte mit Politurfähigkeit und
                              									Elasticität vereint und der gleichzeitig sich in beliebiger Dicke auf Eisen und Holz
                              									u.s.w. auflagern lässt. Es sind mit dem Materiale Versuche zur Herstellung von
                              									Gährbottichen und Lagerfässern gemacht worden. Die Transportgebinde können mit dem
                              									Materiale ebenfalls bekleidet werden, wodurch das Pichen erspart wird. Das Fass
                              									lässt sich vor der jedesmaligen neuen Verwendung durch Dämpfen reinigen.
                           Ueber die Bedeutung, welche technisch exact ausgeführte
                                 										Versuche für die Betriebsleitung haben, hielt A.
                                 										Lang einen Vortrag (Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1893 S. 409). Die Versuche können die quantitativen und die
                              									qualitativen Verhältnisse im Betriebe zum Gegenstande haben; sie können sich auch
                              									mit neuen Vorrichtungen und Maschinen befassen.
                           Als Beispiel für eine vollständige Controle, welche sich auf die quantitativen und
                              									qualitativen Vorgänge bei der Malz- und Bierbereitung bezieht, sind die Mittheilungen aus der Nürnberg'schen Brauerei in
                                 										Stockholm von Braumeister Ernst L. Hartmann
                              										(Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1893 S.
                              									123) zu bezeichnen.
                           In der Aufstellung über den Brennmaterialverbrauch der
                                 										Versuchs- und Lehrbrauerei in Berlin von W.
                                 										Goslich findet sich ein genauer Ausweis für die in den einzelnen
                              									Brauereiabtheilungen benöthigte Kohle.
                           
                              Eckhardt.