| Titel: | Gasglühlicht, dessen Geschichte, Wesen und Wirkung. | 
| Autor: | Wilh. Gentsch | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 193 | 
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                        Gasglühlicht, dessen Geschichte, Wesen und
                           								Wirkung.
                        Von Wilh.
                                 								Gentsch.
                        Mit Abbildungen.
                        (Abdruck untersagt.)
                        Gasglühlicht, dessen Geschichte, Wesen und Wirkung.
                        
                     
                        
                           Vorläufer des heutigen Gasglühlichtes.
                           Im Grunde genommen ist jede leuchtende Gasflamme ein Glühlicht, da ja
                              									Kohlenstofftheilchen aus den Bestandtheilen des Gases ausgeschieden und durch die
                              									Wärme der diese Zersetzung bewirkenden Flamme vor ihrer vollständigen Verbrennung
                              									zum Glühen gebracht werden. Wo dieser Vorgang fehlt, bleibt auch die
                              									Lichtentwickelung ausgeschlossen. Mit der Zeit hat sich jedoch unter der Bezeichnung
                              									Gasglühlicht die Vorstellung herausgebildet, dass gewisse fremde, nicht vom Gasstrom
                              									mitgeführte Körper von der Gasflamme erhitzt und so zur Lichtausstrahlung veranlasst
                              									werden. Wenn nun auch neuerdings dieser Begriff durch die Erfolge der Auer'schen Erfindungen eine Einschränkung auf die
                              									seltenen Erden als Glühmasse und die nicht leuchtende Bunsen-Flamme als Heizmittel
                              									erfahren hat, so sind die Beziehungen zu anderen Leucht- und Heizstoffen so enge,
                              									dass der Rückblick auf ältere Systeme gerechtfertigt ist.
                           Soweit die hierüber vorhandenen Aufzeichnungen ergeben, hat Drummond zuerst im J. 1826, nach anderen im J. 1828, das sogen. Kalklicht (Siderallicht, Hydroxygenlicht) erzeugt, und
                              									zwar durch Einwirkung eines Wasserstoff-Sauerstoffgebläses auf Kalkstifte, an deren
                              									Stelle wohl auch Magnesia- und später Zirkonstifte getreten sind. Die Knallgasflamme
                              									von 2 Vol. Wasserstoff und 1 Vol. Sauerstoff lässt die genannten Körper erglühen,
                              									wobei Kalk mit gelblichem, Magnesia mit bläulichem und Zirkon mit weissem Lichte
                              									leuchtet. Der Drummond'sche Apparat hat insbesondere
                              									zur Abgabe optischer Signale auf See Anwendung gefunden, für Zwecke der Beleuchtung
                              									aber erhebliche Uebelstände ergeben; einmal bildet ja die Beschaffung zweier Gase,
                              									wie Wasserstoff und Sauerstoff, für den Verbrauch in grossem Maasstabe ein grosses
                              									Hinderniss, dann aber sind die Glühkörper selbst unzuverlässig, sie springen oder
                              									nutzen sich in der Weise aus, dass der leuchtende Kern seine Stelle am Körper zu
                              									Ungunsten der Leuchtwirkung verändert.
                           An Stelle des Wasserstoffes setzt deshalb Tessié du
                                 										Motay (1867) das Leuchtgas, ein Destillationsproduct der Steinkohle,
                              									obgleich der Lichteffect hierdurch etwas verringert wird; nach seinen Angaben sind
                              									Anlagen im Tuilerienhofe und auf dem Platze vor dem Hotel de Ville ausgeführt
                              									worden, deren Betrieb sich aber als unökonomisch erwiesen hat.
                           Späterhin nimmt LinnemannJourn. f. Gasbel.,
                                    											1886 Bd. 29 S. 633. den Gedanken wieder auf, indem er die
                              									Leuchtgas-Sauerstofflamme auf eine Scheibe aus Zirkon wirken lässt, um so zunächst
                              									für wissenschaftliche Zwecke eine geeignete Beleuchtung zu schaffen. Obgleich das
                              									Zirkonscheibchen hierbei weissglühend wird, ist die intensive Strahlung nur auf eine
                              									Fläche von 5 mm Durchmesser beschränkt, so dass hohe Intensität erreicht wird.
                              									Versuche haben ergeben, dass bei einem Druck von 60 mm für das Gas und etwa dem
                              									15fachen Werthe für den Sauerstoff zur Erzeugung von
                           
                              
                                 60
                                 Kerzen
                                 24 l
                                 Leuchtgas
                                 15 l
                                 Sauerstoff
                                 
                              
                                 120
                                 „
                                 37 l
                                 „
                                 26 l
                                 „
                                 
                              
                                 200
                                 „
                                 48 l
                                 „
                                 44 l
                                 „
                                 
                              
                           erforderlich sind. Indessen erzeugt eine Flamme, welche für
                              									mehr als 120 Kerzen erforderlich ist, bereits einen pfeifenden Ton, so dass die
                              									Lichtentfaltung nach oben hin begrenzt wird.
                           Auch KochsJourn. f. Gasbel., 1889 S. 988 und 1891 S. 8.
                                    												(D. p. J. 1890 278 235.) hat eine, wissenschaftlichen (medicinischen)
                              									Zwecken dienende Lampe im Auge, für welche er die Zirkonerde zu porösen
                              									Leuchtkörpern auffrittet, um sie für den Angriff von Seiten der Flamme geeigneter zu
                              									machen; je nach Erforderniss bildet er Cylinder, Kegel, Kugeln. Es werden 40 Kerzen
                              									der Amylacetatlampe bei 25 l Leuchtgas- und 25 l Sauerstoffverbrauch angegeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 193
                              Fig. 1.Linnemann's Knallgasbrenner.
                              
                           DrossbachChem. Ztg., 1891 S. 328. beschreibt
                              									die Umwandelung eines Maughan-Brenners in einen Linnemann'schen Knallgasbrenner (Fig. 1).
                              										a ist die Bohrung für Leuchtgas (1 mm Durchmesser),
                              										b die 1 cm lange, sehr feine Bohrung für den
                              									Sauerstoff. Der Glühcylinder c besteht aus Zirkonerde,
                              									welche mit 8 Proc. geglühter Borsäure zusammen geschlagen und geglüht worden ist.
                              									Ceritoxyde sollen sich als zu leicht schmelzbar erwiesen haben.
                           Die bekannten Untersuchungen von Sir Humphrey Davey
                              									haben schon 1839 Alex. CruckshanksBrit. Spec., 8141
                                    											v. J. 1839. zu dem Vorschlage veranlasst, Quarz- oder
                              									Platinkörper durch nicht leuchtendes Gas zu erhitzen; insbesondere scheint es sich
                              									um Kugeln aus Platina oder Netzwerke aus diesem Metall, welche mit Kalk oder anderen
                              									Erden überzogen wurden, gehandelt zu haben.
                           Ein korbartiges Netzwerk aus Platindraht benutzt übrigens auch GillardBrit. Spec., 11080 v. J. 1846. in
                              									seiner Platingasbeleuchtung. Das hierzu erforderliche
                              									Gas erzeugt er durch Hindurchleiten von Wasserdampf durch glühenden Eisendraht, ein
                              									Verfahren, welches allerdings bald durch den Wassergasprocess ersetzt worden ist.
                              									Eine Anwendung hat das System unter anderem in dem bekannten Etablissement Christofle in Paris und in der Stadt Narbonne im
                              									Languedoc gefunden. An letzterer Stelle hat es sich während der Jahre 1856 bis 1865
                              									zwar als eine glänzende, aber auch äusserst empfindliche und deshalb praktisch
                              									minderwerthige Beleuchtung ergeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 194
                              Fig. 2.Schiltsky's Gasbrenner.
                              
                           SchiltskyD. R. P. Nr.
                                    											15438. entnimmt den Sauerstoff einem mit comprimirtem flüssigem
                              									Gase gefüllten Behälter B (Fig. 2), wobei eine Ventilspindel S und
                              									Druckregler R in der Leitung l einen gleichmässigen Gasstrom von bestimmtem Druck gestatten sollen; g führt den anderen Brennstoff zu, welcher sich bei f mit dem Sauerstoffe mischt, so dass die Flamme des
                              									Gemisches auf die Kalkscheibe k wirkt. Letztere wird
                              									von SeiffermannD. R.
                                    											P. Nr. 22806. wagerecht gelegt und die obige Stehlampe in eine
                              									Hängelampe verwandelt, indem die Achse des Lichtstrahlenbündels aus der Horizontalen
                              									in die Verticale gedreht wird. Ein, zwei oder mehr Sauerstoff-Leuchtgasflammen sind
                              									von unten gegen die Kalkplatte gerichtet. Die Mischung beider Gassorten erfolgt kurz
                              									vor dem Austritt aus dem Brenner in einer Platinhülse.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 194
                              Fig. 3.Brenner von Wolters und Roslin.
                              
                           Neben verschiedenen, hier nicht interessirenden Einrichtungen zur Herstellung,
                              									Regelung u.s.w. des von ihnen benutzten Oxygen- und Hydrogengases beschreiben Wolters und RoslinD. R. P. Nr. 17786. einen Brenner,
                              									welcher mit oder ohne Reflector aufrecht stehend oder liegend Verwendung finden
                              									könne; allenfalls soll das Licht durch Glaslinsen geleitet werden, vermuthlich um
                              									eine Streuung der intensiven Strahlen herbeizuführen. Der Glühkörper g (Fig. 3) besteht aus
                              									Kalk oder anderem geeigneten Material und empfängt die Hydrooxygenflamme aus dem
                              									Mischrohre k. Die Mischung der beiden Gase beginnt in
                              									der Düse m, durch deren mittlere Oeffnung aus a der
                              									Sauerstoff, durch deren seitliche Löcher aber aus b
                              									Wasserstoff eintritt; a und b lassen sich einzeln drosseln, wonach ein Hahn c den Zufluss aus den Leitungen h und o nach b und a gemeinsam schliesst bezieh. öffnet. Es ist Sorge
                              									getragen, dass stets erst der Wasserstoff zum Brenner gelangt. Ein Zündrohr z zweigt ebenfalls von der Wasserstoffleitung ab.
                           KhotinskyD. R. P. Nr.
                                    											14689. geht einen Schritt weiter, indem er Licht durch Glühen
                              									eines feuerfesten Stoffes in der Flamme brennbarer Flüssigkeiten oder eines
                              									brennbaren Staubes oder brennbarer Gase, z.B. flüssiger, pulverisirter oder
                              									gasförmiger Kohlenwasserstoffe, unter Zuhilfenahme des Sauerstoffes erzeugen will.
                              									Als Glühkörper werden Erden, insbesondere alkalische Erden, als Oxyde des Calciums,
                              									Bariums, Strontiums, Magnesiums, Aluminiums, Zirkoniums u. dgl., einzeln oder in
                              									Gemischen genannt.
                           BrinD. R. P. Nr.
                                    											13700. begnügt sich damit, Kohlenstangen beliebiger Art in
                              									Strahlen reinen Sauerstoffes zu verbrennen. Die Sauerstoffstrahlen sind hier gegen
                              									die Spitze der Kohlenstange gerichtet, so dass erstere den Lichtmittelpunkt
                              									einbegreift. An Stelle der festen Kohle könnte auch Erdöl oder ein anderer schwerer
                              									oder leichter flüssiger Kohlenwasserstoff treten, in welchem Falle die jenseits des
                              									Begriffes Glühlicht stehende, im Sauerstoff brennende Erdöl- u. dgl. Flamme
                              									resultiren würde.
                           In all den genannten Fällen tritt der Sauerstoff als nothwendiger Factor auf; die zur
                              									Herstellung der Licht emittirenden Körper verwandten Stoffe, wie Kalk, Magnesia,
                              									erfordern ja, wenn sie zur Weissglut gebracht werden sollen, eine ausserordentlich
                              									intensive Hitze, welche in vollkommenem Maasse nur die Knallgasflamme des
                              									Sauerstoff-Wasserstoffgemisches zu liefern im Stande ist. Die Beschaffung solcher
                              									Flammen für den Betrieb im Grossen bildet schon eine Schwierigkeit, welche eine
                              									allgemeine Einführung derselben bedürfender Systeme ausschliesst. Aber auch die
                              									Durchbildung der Apparate, die Brennerconstruction und die Mittel zur Verhütung der
                              									Knallgasbildung an falscher Stelle erheischen viele Sorgfalt, ohne welche die
                              									Handhabung gefährlich bleibt. Dies ändert sich auch nicht, wenn der Wasserstoff
                              									durch das leicht zu erhaltende Leuchtgas ersetzt wird, sobald dieses und der
                              									Sauerstoff vor der Verbrennung eine Mischung erfahren. Uebrigens hat diese
                              									Substitution eine Verringerung des Lichteffectes zur Folge, was jedoch angesichts
                              									der erleichterten Brennstoffzufuhr wohl in den Kauf genommen werden könnte. Der
                              									Abfall wird aber erheblich, wenn schliesslich, und dies wäre ja das Endziel, auch
                              									der Sauerstoff fortgelassen und das Leuchtgas in atmosphärischer Luft verbrennen
                              									würde. Es ist hierbei eben in Ueberlegung zu ziehen, dass neben dem für die
                              									Verbrennung nothwendigen Sauerstoff fast das vierfache Quantum des indifferenten
                              									Stickstoffes auftritt, welcher mit erwärmt werden muss. Will man also den Effect dem
                              									durch die Verbrennung im reinen Sauerstoff erzielten annähern, so erübrigt, die der
                              									Flamme zuzuführende Luft in entsprechender Weise vorzuwärmen.
                           Clamond hat diese Metamorphose der alten Glühlampe
                              									bereits Anfang der 60er Jahre bewerkstelligt. Gemäss älteren PatentschriftenD. R. P. Nr. 16640 und Nr. 21205.
                              									ordnet er bei dem als Hängelampe ausgeführten Leuchtapparat ein centrales, der
                              									Luftheizung dienendes Rohr an, welches von besonderen, radial gestellten
                              									Gasstichflammen hochgradig erhitzt wird und die unter Druck eingeführte Luft zum
                              									Brenner leitet. Bei ihrem Austritt aus einer Oeffnung reisst letztere das in eine Kammer
                              									eingeführte Gas mit, so dass ein Gemisch von Gas und hocherhitzter Luft – Clamond gibt für diese 1000° an – gegen einen Kalkstift
                              									oder einen Magnesiakorb wirkt. Bemerkenswerth ist, dass Clamond das netzartig gestaltete Geflecht zum Schutz beim Transport u.s.w.
                              									mit festem, aber verbrennbarem Stoff (Papier) umwindet. Auch wird der Glühkörper in
                              									diesem Falle in einen Platinkorb gehängt, welcher mittels Bajonnetverschlusses am
                              									Lampenkörper leicht lösbar befestigt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 195
                              Fig. 4.Clamond's Brenner.
                              
                           In einer älteren AusführungD. R. P. Nr.
                                    											25360., welche eine stehende Lampe betrifft, lässt Clamond durch einen Gasstrahl Luft in ein centrales
                              									Rohr einsaugen, aus dem das Gas-Luftgemisch zum Theil nach dem Brenner, zum Theil
                              									aber durch radiale Oeffnungen nach einem Raum entströmt, in dem es in kleinen
                              									Flammen verbrennt und so eine concentrische Luftkammer heizt. Die letztere wird von
                              									der, den Flammen, welche im Magnesiakorb brennen, zugeführten Luft
                              									durchstrichen.
                           Diese Construction scheint selbst Clamond gewagt
                              									vorgekommen zu sein, denn bald hat er dieselbe dahin abgeändertD. R. P. Nr. 26397. (Fig. 4), dass nur Gas durch Rohr C und den Sammelraum F zu
                              									den Brennerröhrchen d tritt. Die Heizung der Luftkammer
                              										E, welche durch einen Konus von unverständlichem
                              									Zweck getheilt wird, erfolgt durch besondere flache, durch Rohre h gespeiste Flammen, deren Producte durch Löcher i entweichen. Es soll durch diesen Apparat auch die
                              									Verwendung flüchtiger Oele ermöglicht werden. Noch sei einer späteren, wenig
                              									bedeutenden AbänderungD. R. P. Nr.
                                    											26404. Erwähnung gethan, bei der die Heizflammen des
                              									Magnesiakorbes statt aus Röhrenbündeln aus einer ringförmigen Kammer durch einwärts
                              									gerichtete Löcher schlagen und die Verbrennungsluft central eingeführt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 195
                              Fig. 5.Somzée's Brenner.
                              
                           Somzée versucht bei seinem ersten BrennerD. R. P. Nr. 26988. (Fig. 5) die Vorwärmung überhaupt zu vermeiden, obwohl
                              									er gleichfalls eine Kapsel a aus durchlöchertem Kalk
                              									oder poröser Magnesia benutzt, der er ein Platingewebe b aufstülpt. Er empfiehlt auch die Anordnung von Platinschwamm,
                              									dessen Schmelzpunkt etwas erhöht worden ist; wohl auch, die Glühmasse zur Erhöhung
                              									des Glanzes mit Kohlenstaub zu bedecken. Der Brenner selbst ist in der Weise
                              									gestaltet, dass das aus einer Düse D austretende Gas
                              									durch F Luft ansaugt, sich mit dieser in der bauchigen
                              									Kammer M mischt, dass das Gemisch nochmals bei L Luft aufnimmt und endlich durch Rohre E unter die Kapsel a
                              									tritt, wo es mit blauer Flamme verbrennen soll. Der Erfolg hat kaum befriedigt; der
                              									Constructeur macht deshalb einen Schritt rückwärtsD. R. P. Nr. 27484., und zwar sehr
                              									unglücklich dadurch, dass er Luft mit den Verbrennungsproducten einer Gasflamme sieb
                              									mischen lässt und dieses Gemisch mit in die erwähnte Kammer M einführt, welche übrigens regelbare Lufteinlässe erhält.
                           Der schon erwähnte Gedanke, flüssige Kohlenwasserstoffe zur Glühlichtbeleuchtung
                              									heranzuziehen, ist übrigens mehrfach anzutreffen. So hat ChaimsonovitzD. R. P. Nr.
                                    											27519. einen allerdings etwas absonderlichen Apparat
                              									vorgeschlagen. Derselbe beruht in der Hauptsache darauf, dass Alkohol oder ein
                              									anderer flüchtiger Kohlenwasserstoff von einem Docht in ein Verdampfrohr gesaugt
                              									wird, dass die entwickelten Dämpfe Luft mitreissen und so ein Dampf-Luftgemisch zur
                              									Verbrennung gelangt, welches Platin- oder Iridiumdrähte in Glut versetzt. Die Wärme
                              									wird dann zum Verdampfrohr zurück geleitet. Chaimsonovitz verfällt sogar auf den Gedanken, die Wirkung eines
                              									elektrischen Stromes und der Alkoholflamme auf den Leuchtkörper zu vereinigen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 195
                              Popp's Brenner.
                              
                           Gelegentlich der in den Jahren 1882 und 1883 gewesenen Ausstellung im Krystallpalast
                              									zu London hat Popp's pneumo-hydrisches
                              									Beleuchtungssystem eine weiter gehende Aufmerksamkeit erregt, ohne dass es Popp gelungen wäre, seine Schöpfung lebensfähiger, als
                              									es die Vorgängerinnen gewesen, zu machen. In der That begegnen wir auch hier
                              									demselben Hemmniss, nämlich der Voraussetzung weitaus zu grosser Mittel, um an sich
                              									schwer erglühende Körper in der nothwendigen Weise zu erhitzen.
                           Es wird ein Gemisch von Luft oder einem anderen, die Verbrennung ermöglichenden Gas
                              									mit Leuchtgas oder einem anderen gas- oder dampfförmigen KohlenwasserstoffD. R. P. Nr. 23408. dadurch
                              									gewonnen, dass beispielsweise Luft, welche unter Druck steht, in die Gasleitung
                              									axial eingeführt wird. Die Mischung erfolgt also in einer besonderen Leitung und
                              									wird also solche den Brennern zugeführt. Die Construction der letzteren ist dem
                              									Bestreben entsprungen, zur Erzielung der erforderlichen Verbrennungstemperatur
                              									innerhalb der Glühkappe das Heizmittel entsprechend vorzuwärmen. An die Zuleitung
                              									schliesst sich das centrale Rohr i an (Fig. 6), auf welchem der
                              									aus Metall oder feuerfestem Material bestehende Kopf k
                              									senkrecht verstellbar ist. Der letztere trägt einen feuerfesten Aufsatz, dessen
                              									parabolischer Theil
                              										n geneigte, dessen unterer Rand m eine möglichst grosse Anzahl kleine Löcher aufweist.
                              									Ein Konus o aus Kupfer o. dgl. legt sich mittels der
                              									Ansätze r auf Rohr i auf
                              									und hat untere Löcher p. Das brennbare Gemisch streicht
                              									aus i durch Konus o,
                              									Löcher p, Kopf k, die
                              									Kappe m n und verbrennt ausserhalb der letzteren, das
                              									Platingewebe q erhitzend. Bei der in Fig. 7 dargestellten
                              									Abänderung tritt eine Vereinfachung ein, indem das Gasgemisch aus i durch Löcher r direct in
                              									den Kopf eintritt und, sich an o erwärmend, durch den
                              									ebenfalls durchbohrten Aufsatz l austritt.
                           Die mannigfachen, schon berührten Uebelstände, welche die künstlichen Mittel zur
                              									Erhöhung der natürlichen Temperatur einer Leuchtgasflamme mit sich bringen, sind nun
                              									von FahnehjelmD.
                                    											R. P. Nr. 29098 und Nr. 34807. dadurch vermieden worden, dass er
                              									die Glühkörper lediglich der Einwirkung von Wassergasflammen aussetzt. Er benutzt
                              									als Brenner die auch für Leuchtgas gebräuchlichen Lochbrenner und Zweiloch- oder
                              									Fischschwanzbrenner, ohne dass andere Systeme ausgeschlossen würden. Fahnehjelm bildet die Glühkörper als feine, runde oder
                              									platte Nadeln oder Lamellen aus, welche, in passender Anzahl (bis zu 100 und
                              									darüber) neben einander in einem aus Metall, Porzellan oder Thon bestehenden Rücken
                              									eingesetzt, einen Kamm (Fig.
                                 										8) bilden, dessen Enden sich am besten der Flammenform anpassen, oder als
                              									haarnadel- bezieh. schleifenförmig gebogene Nadeln (Fig. 9) einfach auf einem
                              									metallenen Haken aufgereiht und so über die Flamme gehängt werden, oder aber ein
                              									wagerechtes Strahlenbüschel über einem ringförmigen Lochbrenner darstellen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 196
                              Fahnehjelm's Glühkörper.
                              
                           Für die Glühmasse selbst hebt Fahnehjelm Magnesia
                              									hervor, welche sich durch Wohlfeilheit, weisses Licht, geringe Empfindlichkeit gegen
                              									Temperaturwechsel und geringe Absorption von Feuchtigkeit auszeichnet, gleich ob sie
                              									als niedergeschlagene kohlensaure Magnesia, als fein zertheilter Magnesit oder als
                              									magnesiareicher (calcinirter oder nicht calcinirter) Dolomit zur Verwendung gelangt.
                              									Doch sollen auch andere feuerfeste Oxyde, wie Kalk, Zirkonerde, Kieselsäure u.s.w.,
                              									sowie feuerfeste Mineralien, wie Kaolin, Cyanit, Quarz, bezieh. deren Mischungen in
                              									Betracht kommen.
                           Die gepulverte feuerfeste Masse wird mit einer wässerigen Lösung von Stärke, Gummi o.
                              									dgl. Bindemitteln zu einem geschmeidigen Teig angerührt, welchen dann eine Presse in
                              									bekannter Weise in dünne Stränge zieht. Diese werden zerschnitten, getrocknet und
                              									auf die Glühkämme verarbeitet, nachdem besser ein vorheriges Glühen der Nadeln
                              									zwecks Ausbrennens des organischen Bindemittels und Austreibens von Kohlensäure und
                              									Wasser erfolgt ist. Es erscheint an dieser Stelle das Fahnehjelm'sche Recept von Belang, die Nadeln in der hohen Temperatur der
                              									Wassergasflamme geschmeidig werden zu lassen, damit sie sich nach der Form der
                              									Flamme biegen können. Der Glühmasse wird dieserhalb ein passendes Flussmittel, bei
                              									Verwendung von Magnesia oder Kalk beispielsweise Kieselsäure, Kaolin oder
                              									Borsäure, zugesetzt.
                           Die Fälle, in denen Wassergas zur Verfügung gestanden hat und das Fahnehjelm-System
                              									für die Beleuchtung eingeführt worden istSchultz-Knaudt in Essen, Julius Pintsch in Fürstenwalde.,
                              									haben es dargethan, dass das letztere gesund sei; sie haben es als praktisch und
                              									billig erkennen lassen. In dem Umstände jedoch, dass es an das Wassergas gebunden
                              									ist, an ein Gas, welches trotz mehrfacher Versuche eine allgemeine Verwendung nicht
                              									gefunden hat und wohl kaum finden wird, ist der Hauptgrund zu suchen, wegen dessen
                              									auch Fahnehjelm den Bann nicht hat brechen können,
                              									welcher über den Bestrebungen zur Einführung einer Gasglühlichtbeleuchtung
                              									schwebte.
                           
                        
                           Glühkörper.
                           
                              1) Zusammensetzung.
                              Vor der Zeit der bahnbrechenden Erfindungen Dr. Auer's sind, wie wir es zum Theil auch schon im ersten Kapitel kennen
                                 										gelernt haben, eine ganze Reibe von Stoffen mit mehr oder weniger anhaltendem
                                 										Erfolge zu Zwecken der Gasglühbeleuchtung benutzt worden, wenn hierbei auch die
                                 										Bunsen-Flamme ohne Zuhilfenahme künstlicher Mittel seltener zu bemerken gewesen
                                 										ist. Neben dem Kalk beim Drummond'schen Lichte
                                 										treten insbesondere die Platinmetalle und die alkalischen Erden, als Oxyde des
                                 										Calciums, Bariums, Strontiums, Magnesiums, auf, auch Aluminium und Zirkonium
                                 										werden genannt. Die Platinmetalle haben die ganze Reihe der Schwermetalle, wie
                                 										Gold, Silber, Wolfram, Mangan, Eisen, Chrom, Kobalt, Nickel u.a., in den Bereich
                                 										der Versuche gezogen, ohne dass diese Körper im Zustande des Elementes, als
                                 										blanke Metalle oder in Form von Salzen Bedeutung erlangt hätten.Vgl. v.
                                          													Kemmann, Ueber Glühkörper für Gasglühlicht, Glaser's Annalen, 1894 S. 481
                                       											ff. Ebenso wenig, wenn nicht noch minder von Belang sind die
                                 										Alkalimetalle: Kalium, Natrium, Lithium, Rubidium, Cäsium geblieben. Von den
                                 										Erdalkalimetallen wird insbesondere Magnesium allein oder in verschiedenen
                                 										Verbindungen fast immer als Glühmasse angeführt; die älteren Ausführungen haben
                                 										deshalb auch ihre Existenzfähigkeit von vornherein untergraben, da sie sich
                                 										keines lebensfähigen Leuchtmittels haben bedienen können. Unstreitig wohnt ja
                                 										den aus den Erdalkalimetallen hervorgegangenen Körpern ein erhebliches
                                 										Lichtemissionsvermögen inne; sie sind jedoch nicht feuerbeständig, verflüchtigen
                                 										in der Flamme, sind spröde und lassen sich, wenn sie von zu starker Flamme
                                 										einmal verbogen sind, nicht mehr nach der letzteren formen.
                              Die Erkenntniss, dass eine leuchtende Flamme, in welcher ja Kohlenstoff
                                 										ausgeschieden und durch Erhitzen zur Lichtentwickelung gebracht wird, eine
                                 										äusserst mangelhafte Ausnutzung der durch die Verbrennungswärme gebotenen
                                 										Energie darstellt, dass in ihr nur ein verschwindender Theil des
                                 										Arbeitsvermögens in Licht umgewandelt, also zweckentsprechend verwerthet, der
                                 										weitaus grösste Theil aber in Form meist lästiger Wärme abgegeben wird,
                                 										rechtfertigt die Anzahl der Experimente, wenn diesen auch zumeist die Logik als
                                 										Richtschnur ermangelt. Darüber ist man ja nicht lange im Zweifel geblieben, dass
                                 										eine neue Beleuchtungsart im grossen Maasstabe nur mit einem Heizmittel erfolgen
                                 										konnte, welches ebenso leicht wie die bisherigen Leuchtstoffe erhältlich und
                                 										ohne Rücksicht auf die Lichtentfaltung thunlichst vollkommen verbrennt. Diese Bedingungen
                                 										haben ganz selbstverständlich auf den Bunsen-Brenner hingewiesen, in dem
                                 										bekanntlich die vor der Verbrennung erfolgende Mischung von Leuchtgas und Luft
                                 										die Bildung einer nicht leuchtenden bezieh. bläulichen bis blaugrünen Flamme und
                                 										eine hochgradige Vollkommenheit der Verbrennung bewirkt. Als Ersatz für den
                                 										nicht mehr ausscheidenden leuchtenden Kohlenstoff war nun ein Körper zu
                                 										ermitteln, welcher folgenden Bedingungen gerecht werden musste. Er sollte ein
                                 										starkes Lichtausstrahlungsvermögen besitzen, sollte feuerbeständig sein, seine
                                 										Gestalt nicht verändern, weder sintern noch verdampfen, wohl aber
                                 										widerstandsfähig sein. Diese weitgehende Aufgabe in einem solchen Maasse gelöst
                                 										zu haben, dass wir in den Besitz einer lebensfähigen Gasglühbeleuchtung gelangt
                                 										sind, ist das unbestreitbare Verdienst von
                              Dr. Carl Auer von Welsbach,
                              welcher die sogen. seltenen Erden für die Leuchtzwecke
                                 										erschlossen hat. Um Irrthümer auszuschliessen, sei vorweg geschickt, dass
                                 										allerdings schon vor Auer von einigen seltenen
                                 										Erden bekannt gewesen ist, dass sie in der Hitze Licht ausstrahlen. Diese
                                 										Kenntniss ist da selbstverständlich, wo mit ihnen Laboratoriumsversuche
                                 										angestellt worden sind. Von der Feststellung dieser vielleicht ganz unbemerkt
                                 										gebliebenen Thatsache bis zu der praktischen Verwerthung der Erscheinung ist
                                 										jedoch eine grosse Kluft vorhanden gewesen, welche eben durch die Erfindungen
                                 											Auer's überbrückt worden ist.
                              Die seltenen Erden, wie Lanthanoxyd, Yttriumoxyd u.s.w., strahlen
                                 										verhältnissmässig wenig Licht aus. Mc Kean hat z.B.
                                 										gefunden, dass unter Benutzung eines Brenners von 85 1 Gasverbrauch in 1 Stunde
                                 										und 25 mm Druck
                              
                                 
                                    Thoriumoxyd
                                    3,56
                                    Hefner-Lichte
                                    (bläulichweiss)
                                    
                                 
                                    Lanthanoxyd
                                    28,32
                                    „
                                    (weiss)
                                    
                                 
                                    Yttriumoxyd
                                    22,96
                                    „
                                    (gelblichweiss)
                                    
                                 
                                    Zirkonoxyd
                                    5,36
                                    „
                                    (weiss)
                                    
                                 
                                    Ceroxyd
                                    5,02
                                    „
                                    (röthlich)
                                    
                                 
                              entwickeln. Ebenso ist ihre Haltbarkeit eine äusserst
                                 										geringe. Mischt man jedoch, wie Auer angegeben hat,
                                 										seltene Erden unter sich oder mit Magnesia oder Zirkonoxyd im molekularen
                                 										Zustande und glüht diese Mischung heftig, so entstehen eigenartige Körper,
                                 										welche an Lichtemissionsvermögen sowohl wie an Widerstandsfähigkeit die
                                 										einzelnen Bestandtheile weit übertreffen. So werden Mischungsverhältnisse,
                                 										wie
                              60 Proc. Magnesia, 20 Proc. Lanthanoxyd, 20 Proc.
                                 										Yttriumoxyd
                              oder
                              60 Proc. Zirkonoxyd, 30 Proc. Lanthanoxyd, 10 Proc.
                                 										Yttriumoxyd
                              oder
                              50 Proc. Zirkonerde, 50 Proc. Lanthanoxyd.
                              als solche von günstigem Resultat bezeichnet.D. R. P. Nr. 39162. Hierbei
                                 										lässt sich Yttriumoxyd durch ein Gemenge von Ytteriterden, das Lanthanoxyd durch
                                 										ein Gemenge didymfreier, wenig Cer enthaltender Ceriterden ersetzen. Der
                                 										steigende Gehalt an Yttriumoxyd macht das Licht gelblichweiss, unbeschadet der
                                 										Intensität des letzteren. Durch Zusatz von entsprechenden Mengen des an sich
                                 										orangefarben leuchtenden Neodymzirkons kann man die oben genannten blendend
                                 										weiss strahlenden Körper nach dem Gelb, durch einen solchen von dem grün
                                 										leuchtenden Erbinzirkon nach dem Grün zu abtönen. In den Magnesiaverbindungen
                                 										spielt die Magnesia, in den Zirkonverbindungen spielen jedoch die seltenen
                                 										Erden die Rolle der Base. Ein Körper, in welchem Magnesia und Zirkon zugleich
                                 										auftreten, besitzt deshalb, wie Versuche auch bestätigt haben, die guten
                                 										Eigenschaften der obigen Mischungen nicht.
                              Die Bestandtheile der letzteren werden in Form von Salzen, welche durch Glühen
                                 										unter Zurücklassung der Leuchtmasse zerstört werden, in den erforderlichen
                                 										Verhältnissen in Lösung gebracht. Mit dieser Lösung wird ein vorher mit
                                 										Salzsäure ausgewaschenes Gewebe (Pflanzenfaser) getränkt, durch wenige Minuten
                                 										anhaltendes Glühen aber verascht, so dass der poröse, bei Weissglut biegsame und
                                 										schweissbare Glühkörper erübrigt. Die Gestalt des letzteren ist, wie wir später
                                 										noch sehen werden, zweckmässig so gewählt, dass die Flamme umhüllt wird.
                              Es möge eine Bemerkung über die hier im Vordergrund stehende Cergruppe bezieh.
                                 										Zirkongruppe eingeschaltet werden. Das Cer wurde 1803 im Mineral Cerit von Berzelius, Klaproth und Hisinger entdeckt, später jedoch auch in anderen Mineralien, wie
                                 										Ytterocerit, Orthit, Euxenit, Gadolinit, Pyrochlor, Monazit, Lanthanit, Thorit,
                                 										Orangit, gefunden. Mosander wies 1839 im Cerit auch
                                 										Lanthan und Didym nach. Das Zirkon ist länger bekannt, tritt krystallisirt, in
                                 										abgerundeten Körnern, auch eingesprengt in Granit, Syenit u.s.w. auf, und zwar
                                 										hyazinthroth (Edelstein), bräunlich oder wasserhell; seine Hauptfundorte sind
                                 										der Ural, Ceylon, Böhmen, aber auch Tyrol, Norwegen und die Rheingegend. Im
                                 										Uebrigen sind grössere Lager der früher wenig beachtet gewesenen Mineralien in
                                 										Nordamerika, Sibirien, Grönland und Skandinavien erschlossen worden.
                              Wir verfehlen nicht, darauf hinzuweisen, dass Auer
                                 										schon in seinen ersten Veröffentlichungen empfiehlt, zum Schütze der aus etwa
                                 										0,2 mm dicken Fäden bestehenden Gewebe gegen die Zerreissung durch die
                                 										veraschenden Flammen mit stärkeren Fäden zu durchziehen. Die gefährlichen
                                 										Stellen des Mantels werden wohl auch nachträglich nochmals mit der Lösung
                                 										bestrichen oder in dieselbe getaucht, so dass sich hier nach dem Glühen stärkere
                                 										Schichten bilden. Der Mantel oder Strumpf wird an einem Platindraht befestigt,
                                 										indem man die Befestigungsstelle in gleicher Weise wie die zu verdickenden
                                 										Theile des Körpers behandelt, und zwar entweder unter Benutzung derselben
                                 										Lösung, aus welcher letzterer hervorgegangen, oder einer solchen von gleichen
                                 										Theilen Magnesium- und Aluminiumnitrat; mit Zusatz von Phosphorsäure, oder auch
                                 										Berylliumnitrat.
                              Auer schliesst aber weder die Verwendung
                                 										fadenförmiger Körper, noch die Benutzung amorpher, gelatinöser oder überaus fein
                                 										krystallinisch niedergeschlagener Gemenge aus.
                              Später führte Auer das Thoroxyd einD. R. P. Nr. 41945., welches
                                 										eine erhebliche Steigerung der Lichtausstrahlung der bereits bekannt gegebenen
                                 										Glühkörper bewirkt; es ist dies sowohl hinsichtlich der Magnesia- und
                                 										Zirkonmäntel, wie auch bezüglich der Verbindungen des Thoroxyds mit Lanthanoxyd
                                 										oder Neodymoxyd, Praseodymoxyd, Erbinoxyd zu constatiren, welch letztere
                                 										farbiges Licht (gelb, orange, grünlich) liefern. Dagegen erfordern Verbindungen
                                 										des Thoroxyds mit Magnesia oder mit Magnesia und Aluminiumoxyd (stark sinternd) eine
                                 										höhere Temperatur, als sie die Bunsen-Flamme bietet; ebenso bleiben aus Ceroxyd
                                 										mit Magnesia, oder Zirkonoxyd, Lanthanoxyd, Yttriumoxyd, oder Thoriumoxyd
                                 										entstandene Strümpfe in der Bunsen-Flamme unscheinbar.
                              Um den fertig veraschten Körper transportfähig zu machen, wird er in eine
                                 										verdünnte Lösung von Kautschuk oder in Collodium o. dgl. getaucht, so dass ein
                                 										festerer Ueberzug entsteht, welcher in der Bunsen-Flamme bei Benutzung des
                                 										Strumpfes sofort zerstört wird.
                              Die beobachtete Abnahme des Lichtstrahlungsvermögens hat Auer anscheinend früher lediglich darauf zurückgeführt, dass sich
                                 										feuerbeständige Staubtheile der Atmosphäre auf der Oberfläche der Körper
                                 										ansammeln. Und um deren beeinträchtigende Wirkung zu beheben, hat Auer eine RegenerirungD. R. P. Nr. 44016. in der
                                 										Weise vorgenommen, dass er den erhärteten Mantel nochmals mit einer Lösung des
                                 										Lanthanoxyds u.s.w. imprägnirte, trocknete und durch die Flamme des Brenners das
                                 										auskrystallisirte Salz zu Erde umformte.
                              In neuerer Zeit hat Auer die Reihe seiner
                                 										Glühkörpercompositionen noch durch Einführung von UranoxydD. R. P. Nr. 74745. vermehrt;
                                 										letzteres wird entweder mit Thoroxyd aliein oder mit den bereits angegebenen
                                 										Mischungen zu einem intensiv leuchtenden Körper von grosser
                                 										Glühwiderstandsfähigkeit verarbeitet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 295, S. 198
                                 Fig. 9a.Anfertigung von Auer's Gasglühlichtmänteln.
                                 
                              Zu der heute innegehaltenen Fabrikation der Auer'schen Präparate, wie sie von der Deutschen
                                    											Gasglühlicht-Actiengesellschaft in Berlin betrieben wird, werden als
                                 										Träger der Imprägnirungsmasse aus feinster ägyptischer Baumwolle gewebte
                                 										Tricotschläuche benutzt, welche in der angedeuteten Weise insbesondere
                                 										vollständig von Fett gesäubert, mit der Salzlösung getränkt und dann getrocknet
                                 										werden. Nachdem man sie in passende Längen zerschnitten und mit Asbestschlinge
                                 										versehen, erfahren die rohen Glühkörper eine Bearbeitung mittels eines
                                 										Falzbeines auf einem hölzernen Dorn, worauf sie, auf einen Konus aus
                                 										Messingstäbchen aufgesetzt, der Einwirkung nach unten gerichteter Stichflammen
                                 										so ausgesetzt werden, dass die Veraschung vom Kopf des Strumpfes nach dem
                                 										unteren Ende bis etwa auf ein Drittel seiner Länge fortschreitet.
                              Bei dieser Arbeitsperiode hatte man sich bislang eines einfachen Bunsen-Brenners
                                 											A bedient, welcher in der in Fig. 9a veranschaulichten Weise gegen den Kopf des
                                 										zu veraschenden Glühkörpers B gerichtet wurde.
                                 										Die Flamme umspülte den oberen Theil des letzteren, bis dieser etwa bis zur
                                 										Marke a hin abgebrannt war, was etwa 1 Minute
                                 										währte, worauf der Brenner für den nächsten Körper in Benutzung trat, während
                                 										die weitere Veraschung des ersteren selbsthätig bis zu Ende erfolgte. Die
                                 										Einhaltung des Verfahrens soll jedoch mancherlei Unzuträglichkeiten mit sich
                                 										gebracht haben, so das Entweichen von Gas durch die Luftlöcher des Mischrohres,
                                 										die Behinderung durch den Gasschlauch, wohl auch eine, bei späterer Behandlung
                                 										allerdings zu beheben gewesene Deformirung des Körpers in Folge einseitigen
                                 										Anblasens der Flamme u. dgl. KrügerD. R. P. Nr. 79239. (Deutsche Gasglühlicht-Actiengesellschaft) hat die
                                 										Einrichtung zweckmässiger in der Weise getroffen (Fig.
                                    											9b), dass er einen etwa am Arbeitstisch zu befestigenden Brenner
                                 										vorsieht, dessen Mischraum A stets senkrecht steht,
                                 										während das rechtwinkelig abgebogene Rohr in einen Ring R ausläuft; an diesem sind Düsen D so
                                 										gestellt, dass die austretenden Flammen den Mantel eines Kegels bilden, dessen
                                 										Spitze in die Rotationsachse des Ringes R fällt.
                                 										Der Kopf des Glühkörpers B wird ringsum gleich
                                 										massig getroffen und ebenfalls wie oben nur so lange der Flammenwirkung
                                 										ausgesetzt, bis der Strumpf zu zwei Drittel verascht ist. Die Glühkörper werden
                                 										dann auf geeigneten Ständern unter den Brenner geschoben oder gedreht. Krüger will auch allenfalls Pressgas bezieh.
                                 										Pressluft verwenden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 295, S. 198
                                 Fig. 9b.Anfertigung von Krüger's Gasglühlichtmänteln.
                                 
                              Entgegen dem nun folgenden älteren Verfahren des Klarbrennens, wobei der
                                 										veraschte Glühkörper über einer Bunsen-Flamme erhitzt und gleichzeitig mittels
                                 										Glasstäbchen geglättet und geformt wurde, eine Manipulation, welche
                                 										ausserordentlich geschickte Arbeitskräfte voraussetzte, hat die Deutsche Gasglühlicht-Actiengesellschaft den
                                 										folgenden Weg eingeschlagen.D. R. P.
                                       												Nr. 77384. Das Formen wird von der Flamme selbst vollzogen,
                                 										zu welchem Zwecke sie den veraschten Mantel mit genügender Stärke, aber auch
                                 										ringsum gleich-massig treffen muss. Es wird hierzu ein Brenner c (Fig. 10) benutzt,
                                 										dessen Ausströmungsöffnungen auf einem Konus (allenfalls auch auf dem Mantel
                                 										eines Cylinders) angeordnet sind, so dass die Flammen b trichterförmig nach aussen brennen und zwar unter einem Drucke von
                                 										1,0 m Wassersäule und darüber. Führt man den Körper von Hand oder mittels
                                 										mechanischer Vorrichtungen über dem Brenner auf und nieder, so werden die
                                 										erglühenden Theile des Gewebes geweitet und geglättet. Bei einiger Vorsicht
                                 										dürfte sich auf diesem Brenner auch schon der rohe Glühkörper abbrennen lassen, so
                                 										dass der erste Brennprocess erspart würde.
                              Auf demselben Grundgedanken ist übrigens die Einrichtung Pflücke'sD. R. G. M. Nr.
                                       												15101. (Fig. 10a) getroffen,
                                 										welcher auf eine Mischkammer für Pressluft, Sauerstoff und Leuchtgas einen Kopf
                                 											a mit wagerecht gerichteten Löchern aufsetzt,
                                 										wenn die Form des Strumpfes geweitet werden soll. An Stelle von a tritt ein Kopf b mit
                                 										schräg nach oben gebohrten Löchern, wenn der obere Theil des Glühkörpers zu
                                 										runden oder sonstwie zu gestalten ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 295, S. 199
                                 Fig. 10.Das Klarbrennen der Deutschen
                                    											Gasglühlicht-Actiengesellschaft.
                                 
                              Die früher durchgeführte Aufhängung des fertigen Glühkörpers an einem ausserhalb
                                 										desselben herabgeführten Draht ist zweckmässig dahin abgeändert worden, dass ein
                                 										centrales Stäbchen den Träger bildet, so dass dieser den Körper nicht
                                 										verdeckt.
                              Frederick Lawrence RawsonD. R. P. Nr. 43012. hat einen
                                 										correcten Auer'schen Glühkörper dadurch erzielen
                                 										wollen, dass er denselben über einen runden, etwas konischen Platindorn formt
                                 										und, während er noch auf dem Dorn sitzt, der Hitze einer Gebläseflamme aussetzt.
                                 										Für den sicheren Transport ist aber der Vorschlag Rawson's hervorzuheben, demgemäss der gebrauchsfähige Mantel in eine
                                 										Lösung von Paraffin in flüchtigen Kohlenwasserstoffen oder in geschmolzenes
                                 										Paraffin getaucht wird, so dass nach dem Herausheben eine Paraffinschicht auf
                                 										dem Körper erstarrt, welche durch die Bunsen-Flamme ohne Rückstand entfernt
                                 										wird.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 295, S. 199
                                 Fig. 10a.Der Brenner zum Klarbrennen von Pflücke.
                                 
                              Die wachsenden Erfolge der Auer'schen Erfindungen
                                 										lassen es begreiflich erscheinen, dass die früher verhältnissmässig nur
                                 										kümmerlich vegetirende Gasglühbeleuchtung das Zielobject zahlreicher
                                 										wirklicher und vermeintlicher Erfinder der meisten Culturstaaten geworden ist.
                                 										Hatte nun Auer auch die seltenen Erden für sich in
                                 										Anspruch genommen, so stand ja die ganze Reihe der stark Liebt emittirenden
                                 										alkalischen Erden frei. Um diese gute Eigenschaft nutzbar zu machen, ohne
                                 										Uebelstände mit in den Kauf zu nehmen, welche die aus den alkalischen Erden
                                 										hergestellten Glühkörper aufweisen – sie sind nicht haltbar, nicht schweissbar,
                                 										wohl aber spröde, sie verdampfen, kurz, sie sind praktisch unbrauchbar –, hat
                                 										man sie mit Ueberzügen versehen, welche die Widerstandsfähigkeit erhöhen sollen.
                                 										Ihr Bestreben aber, in wenigen Brennstunden um ein bedeutendes Maass zu
                                 										schwinden, hat man nicht beheben können. Sie sind bislang für das Gasglühlicht
                                 										fast ebenso bedeutungslos geblieben, wie die Vorschläge zur Einlage von
                                 										unverbrennlichen organischen oder metallischen Fäden in die Körper behufs deren
                                 										Verstärkung, zur Herstellung der Leuchtkörper aus plastischen Erden, aus
                                 										Gespinnsten von Quarzfäden, aus Asbest u. dgl. m. Als Belege für die vorhandenen
                                 										Bestrebungen sollen hier einige Beispiele Platz finden.
                              So will FahnehjelmD. R. P. Nr. 62020. Glühkämme
                                 										o. dgl., welche aus den Oxyden des Magnesiums, Calciums, Berylliums oder
                                 										Zirkoniums bezieh. aus Verbindungen derselben bestehen, mit einem Ueberzuge aus
                                 										den feuerbeständigen Oxyden der Schwermetalle: Mangan, Chrom, Kobalt, Nickel,
                                 										Kupfer und Wolfram versehen. Die letztgenannten Oxyde werden fein gepulvert in
                                 										einer Lösung von Stärke, Gummi, Wasserglas o. dgl. suspendirt, oder in Säuren,
                                 										oder als Salze in Wasser, Spiritus u.s.w. gelöst. Die Glühkörper werden sodann
                                 										in die betreffende Lösung eingetaucht oder die letztere wird mittels einer
                                 										Bürste aufgetragen.
                              HaitingerD. R. P. Nr. 66117. erhält durch Glühen eines
                                 										molekularen Gemisches von Thonerde und Chromoxyd nach dem Erkalten einen
                                 										rosaroth gefärbten Körper, welcher Licht von röthlichgelbem Ton ausstrahlt. Zum
                                 										Imprägniren von Geweben lässt sich beispielsweise eine Lösung von 100 Th.
                                 										käuflichen Aluminiumnitrats und 8 bis 16 Th. zuvor in Salpetersäure gelösten
                                 										Chromhydroxyds in Wasser verwenden. Die Gegenwart fixer Säuren (Phosphorsäure),
                                 										kleiner Mengen Alkalien oder feuerfester Oxyde (Zirkonoxyd) soll die Bildung des
                                 										Körpers nicht behindern. Der Ersatz des Chromoxyds durch Manganoxyd bewirkt,
                                 										dass der Körper ein schwächeres, gelblicheres Licht ausstrahlt.
                              SchneiderD. R. P. Nr. 72202. will dem Glühkörper ein festes
                                 										Gerippe aus unverbrennbaren Stoffen, wie Fäden aus Platin, Quarz, Kieselsäure,
                                 										Asbest u.s.w., belassen. Entweder er verwebt diese Fäden in den zu veraschenden
                                 										Träger oder er taucht ein Gewebe aus unverbrennbaren Fäden wiederholt in eine
                                 										Flüssigkeit, in welcher fein vertheilte Fasern schwimmen, so dass sich eine
                                 										verbrennbare Faserschicht bilden soll, welche später imprägnirt wird.
                              Auch EcklD. R. P. Nr. 73173. bedient sich des Asbestes in allen
                                 										seinen Abarten, den er jedoch in Lamellen (von 0,1 bis 0,5 mm Breite) schneidet
                                 										oder perforirt und als cylindrischen oder konischen Hohlkörper über die Flamme
                                 										setzt. In der Flamme verflüchtigt das Wasser und es bleiben die Oxyde der
                                 										Metalle, welche der Glimmerart zu Grunde liegen (Thonerde, Kali oder Natron,
                                 										Magnesia, Lithion, Eisenoxyd). Durch Ueberziehen mit leicht glühenden Oxyden
                                 										(Eintauchen in eine Lösung von Chlorlithium und Magnesia oder Jodkalium u.s.w.)
                                 										soll die Leuchtkraft gesteigert werden können. Der Glimmer wird oben und unten
                                 										in doppelwandige Hülsen geklemmt, welche durch einen Stab mit einander verbunden
                                 										sind und von denen die untere auf den Brennerrand aufgesteckt wird.
                              Endlich soll noch der Rosenthal'scheD. R. P. Nr. 74758. Glühkörper
                                 										aus gebrannter Porzellanerde Erwähnung finden. Da es sich um die Herstellung
                                 										eines dünnwandigen (Rosenthal spricht von 0,1 mm)
                                 										porösen Körpers handelt, benutzt Rosenthal ein
                                 										Drahtnetz, über welches ein feines Gewebe gezogen wird. Dieses wird mit der
                                 										Porzellanerde bestrichen, welche während einer Stunde trocknet. In einer Muffel
                                 										wird die Masse festgebrannt, wobei das Gewebe ausfällt und die Poren in dem
                                 										Porzellanmantel zurücklässt.
                              Der Vollständigkeit wegen sei noch ausgeführt, dass der Gedanke nahe liegt, für
                                 										die Gasbeleuchtung Glühkörper in Erwägung zu ziehen, welche für Zwecke der
                                 										elektrischen Beleuchtung hergestellt worden sind. Zur Erzielung der Lichtwirkung
                                 										ist es ja in erster Linie erforderlich, Stoffe zu bilden, weiche in der
                                 										Bunsen-Flamme in intensives Erglühen gerathen und dabei der Hitze an der
                                 										Atmosphäre zu widerstehen vermögen. Eine mit BorstickstoffSchw. Pat. Nr. 2530, 2531, 2537, 2580,
                                       												2587, 2588. oder Siliciumstickstoff, mit schwer schmelzbaren
                                 										Metallen, wie Molybdän, Wolfram, Chrom u.a., auf chemischem bezieh.
                                 										elektrolytischem Wege überzogene verkohlte Pflanzenfaser, deren Mantel sie vor
                                 										Zerstörung schützt, steht, namentlich wenn der Mantel gleichfalls Licht
                                 										emittirt, dem Gasglühlicht an sich nicht fern. Versuche mögen wohl auch nach
                                 										dieser Richtung hin genügend stattgefunden haben. Ihr Ergebniss hat aber eben
                                 										nur die Ueberlegenheit des Auer'schen Körpers um so
                                 										schärfer kennzeichnen können.
                              Endlich sei auf die ungemein ausgedehnte englische Patentlitteratur hingewiesen,
                                 										welche jedoch trotz ihrer Mannigfaltigkeit nur Belangloses behandelt und
                                 										Anspruch auf eine besondere Kritik nicht erheben kann. Erwähnt seien nur Lake'sProv. Spec. 225 v. J. 1882. prophetische Ausführungen,
                                 										nur Aufgaben, deren Lösung eben im Wesentlichen Auer bewirkt hat. Bescheidenere Grenzen haben sich beispielsweise StephanBrit. Spec. 1038 v. J. 1880., Davies   „      
                                          													„     3263 „  „  1882. Schoth   „       „     5337
                                          												„  „  1882., Paget und Kintner   „       „     6805
                                          												„  „  1889., Hirschfeld   „       „     2689
                                       											„  „  1893. u.a. gezogen, indem sie allerdings bestimmte
                                 										Verfahren einschlagen. Dass sie aus dem Rahmen englischer Patente in die Praxis
                                 										getreten seien, ist nicht verlautbart.
                              
                           
                              2) Gestaltung.
                              Es sei unter Bezugnahme auf die vorstehenden Auslassungen kurz zusammengefasst,
                                 										dass man im Grossen und Ganzen drei Gruppen von Gasglühkörpern unterscheidet,
                                 										und zwar solche, welche aus einem formbaren, der Verarbeitung sowohl, wie dem
                                 										Glühprocess widerstehenden Stoff hergestellt werden; ferner solche, denen ein
                                 										Gerippe bei ihrer Herstellung als Stütze dient, welches jedoch beim Glühen
                                 										ausfällt, und endlich solche, welche bei der Fabrikation ein festes Skelett
                                 										erhalten, das auch während des Glühens erhalten bleibt, zumeist auch bei der
                                 										Lichtentwickelung mitwirkt. Unter die zweite Kategorie fällt, wie bekannt, das
                                 											Auer'sche Erzeugniss; im Uebrigen erhellt es
                                 										ohne weiteres, dass insbesondere nach dem Erfolge des letzteren die Vorschläge
                                 										zur Benutzung einzelner Elemente oder deren Combinationen schier unzählig
                                 										geworden sind, ohne dass bislang ein angestrebtes Ziel erreicht worden wäre.
                              Wichtiger ist, da einmal ein praktisch ausreichend haltbarer Körper vorhanden,
                                 										die Frage nach der geeignetsten Gestaltung desselben. Hier häufen sich vor und
                                 										nach Auer die Gedanken wild durch einander, selten
                                 										einige Logik verrathend. Von den Platten und Stiften des Kalklichtes, welches ja
                                 										dem eigentlichen Gasglühlicht zu fremd gegenübersteht, sei hier abgesehen. Ihnen
                                 										schliessen sich die Körbe aus Platin, Magnesia u.s.w. an, zu deren Erglühen die
                                 										sich natürlich entwickelnde Flamme nicht genügend ist, sondern die
                                 										Inanspruchnahme eines Gebläses erforderlich wird. Zum Theil tritt dann die
                                 										Flamme selbst, zum Theil aber streichen deren Verbrennungsproducte durch die
                                 										Poren des Geflechtes. Nun ist es feststehend, dass letzteres dann in die hellste
                                 										Glut versetzt wird, wenn es in die heisseste Zone der Flamme gebracht ist. Der
                                 										Korb und die stets wechselnde Stichflamme lassen sich aber nicht so an einander
                                 										anpassen, dass der erstere und der heisseste Theil der letzteren sich decken,
                                 										von der raschen Veränderung des Geflechtes selbst nicht zu reden. Die
                                 										intensivste Zone und der Korb werden sich günstigsten Falles stets schneiden,
                                 										bald unter kleinerem, bald unter grösserem Winkel, so dass bald ein breiterer,
                                 										bald ein schmälerer Ring die stärkste Erhitzung erfährt. Gilt dies für den
                                 										Mantel des Glühkörpers, so ist ähnlich das Verhältniss der Flamme zum Boden,
                                 										welcher auch mehr oder weniger leuchtet, je nachdem er von dem Scheitel der
                                 										intensiven Flammenzone entfernt ist, die überdies bei der unter erhöhtem Druck
                                 										arbeitenden Flamme stark zerrissen erscheint. Alle diese Umstände machen es
                                 										erklärlich, dass von einer günstigen Ausnutzung der Flamme zur Lichtentfaltung
                                 										nicht recht die Rede sein kann. Eine vollkommene Verwerthung ist eben nur dann
                                 										zu erwarten, wenn der Leuchtkörper von der heissesten Zone bestrichen wird.
                                 										Entfernt sich die letztere von dem ersteren, d.h. auch, wird die Flamme zu gross
                                 										oder zu klein, so sinkt der Effect.
                              Die gleiche Betrachtung führt übrigens zu dem Schluss, dass die unregelmässig
                                 										brennende Heizflamme eine wechselnde Beleuchtung ergeben muss, da ja schwankende
                                 										Mengen des Glühkörpers in hellstes Strahlen gerathen.
                              Diesem Uebelstand dürfte wohl auch kaum die von SchothBrit. Spec. 5337
                                       												v. J. 1882. getroffene Einrichtung abgeholfen haben, welcher
                                 										zwei und mehr Platinkörbe über einander setzt, und so einzelne
                                 										Verbrennungskammern bildet.
                              Ueberdies sei darauf hingewiesen, dass der energische Durchtritt der
                                 										Verbrennungsproducte durch die Oeffnungen des Glühkörpers zu einem grossen Theil
                                 										die Deformation und Zerstörung des letzteren in Folge rein mechanischer
                                 										Einwirkung verschulden mag. Zulässig ist wohl auch die Nutzanwendung der v. Helmholtz'schenSchill. Journ. f.
                                          													Gasbel., 1893. Versuche über die Durchlässigkeit der
                                 										Gase für Lichtstrahlen auf den vorliegenden Fall, in welchem eine dicke Schicht
                                 										von, den Leuchtkörper einschliessenden Gasen die Lichtstrahlung desselben nach
                                 										aussen beeinträchtigt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 295, S. 201
                                 Lungren's Brenner mit Glühfaden.
                                 
                              LungrenAmerikanische Patente Nr. 365832, 367534. hat das
                                 										Lichtmittel (Magnesia, Zirkon u.s.w.) zu Fäden, und zwar zu glatten oder
                                 										gewundenen, verarbeitet, diese im Kreis gebogen und einzeln oder doppelt (Fig. 11 und 12) über die nicht
                                 										leuchtende (Gas- und Luftgemisch- oder Wassergas- u. dgl.) Flamme eines
                                 										gewöhnlichen Schnittbrenners angeordnet; der Glühfaden ist wohl auch nach der
                                 										Flamme F geformt worden. Die Befestigung erfolgte
                                 										mittels Platindrähte S. Welchen Beleuchtungswerth
                                 										eine solche Ausführung hat, ist aus dem oben Gesagten ohne weiteres zu schätzen,
                                 										wenn man erwägt, dass der Glühkörper nur einen verschwindenden Theil des
                                 										intensiven Flammenmantels trifft, und nicht die Verbrennungswärme, sondern die
                                 										Verbrennungstemperatur die wesentliche Rolle spielt. Bei der Empfindlichkeit und
                                 										leichten Beweglichkeit der Schnittbrennerflamme, was insbesondere von deren
                                 										Grenzräumen gilt, ist es ferner fast selbstverständlich, dass nur ein Theil
                                 										derselben den Glühfaden trifft. Dies muss Lungren
                                 										des öfteren passirt sein, da er bald eine Führung D
                                 										für die Flamme vorgesehen hat (Fig. 13).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 295, S. 201
                                 Fig. 14.Auer's Strumpf.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 295, S. 201
                                 Barnett'sche Brenner.
                                 
                              Von wesentlich anderen und richtigen Gesichtspunkten ist die Gestaltung des
                              
                           
                              
                                 Auer'schen Glühkörpers
                                 
                              erfolgt. Die ruhig brennende Bunsen-Flamme hat einen
                                 										festen Mantel, welcher der Form als Vorwurf hat dienen können. Der Auer'sche „Strumpf“ (Fig. 14), welcher für den Gasglühkörper mit Recht
                                 										vorbildlich geworden ist, schmiegt sich der Flamme von aussen an, lässt aber an
                                 										seinem oberen Ende einen Austritt für die Verbrennungsproducte. Die Flamme
                                 										entwickelt sich frei, durch ihren Mantel den grössten Theil des Leuchtmediums
                                 										intensiv erhitzend. Die Heizgase treten nur zum verschwindenden Theil durch die
                                 										Poren des Glühkörpers, so dass nur eine sehr dünne, sich an den letzteren
                                 										anschliessende Gasschicht aussen hoch steigt. Dies mag wohl auch mit zu dem
                                 										ruhigen Licht gerade des Auer'schen Glühstrumpfes
                                 										beitragen, dessen Lichtstrahlen nicht durch verschieden brechende Gasschichten
                                 										fortwährend nach wechselnden Richtungen abgelenkt werden. Dass übrigens Flamme
                                 										und Glühkörper in bestimmter Beziehung zu einander stehen, könnten ein paar von
                                 											Schilling 1893 durchgeführte MessungenSchill. Journ. f.
                                          													Gasbel. u. Wasservers., 1893 S. 309 f. bestätigen.
                                 										In dem einen Fall erzielte eine Auer'sche
                                 										Lampe bei 75 1 Gasverbrauch und normalem Gasdruck 55 H.-L., nach 900
                                 										Brennstunden unter denselben Verhältnissen jedoch 49,6 H.-L. Bei Vermehrung des
                                 										Gasconsums auf 85 l (durch Aufbohren der Ausströmlöcher) unter Beobachtung
                                 										desselben Druckes stieg die Leuchtkraft auf 53 H.-L., bei einer solchen auf 105
                                 										l sogar auf 74,8 H.-L. Anderenfalls aber hatte die Steigerung des Gasverbrauchs
                                 										einer Lampe, welche bei 64 l 50,8 H.-L. gab, auf 103 l die Verminderung der
                                 										Leuchtkraft bis auf 23,6 H.-L. zur Folge. Mit anderen Worten hatte sich in dem
                                 										ersten Falle der Glühkörper erweitert gehabt, so dass ihn nur der Mantel der
                                 										vergrösserten Flamme erreichen konnte; im zweiten Falle hatte die Vergrösserung
                                 										der letzteren die Entfernung der intensiven Flammenhülle bewirkt.
                              Wenngleich zugegeben werden soll, dass das Fahnehjelm'sche, für Wassergas eingerichtete Licht seinen Zweck
                                 										erfüllt, so muss andererseits bemerkt werden, dass die von dem Erfinder
                                 										angewandten Nadeln nicht den Nutzeffect der Auer'schen Körper geben können. Ebenso wenig geschieht dies bei den
                                 										geschlitzten oder gelochten Cylindern (Fig. 15) Barnett'sBrit. Spec. 13129 u. 14091 v. J. 1889., welcher auch
                                 										über Kreuz gelegte, gelochte Bänder (Fig. 16) über den
                                 										Rundbrenner hängt. Auch einen aus Röhrchen a
                                 										zusammengesetzten Cylinder hat Barnett
                                 										vorgeschlagen. Ueber den Werth der bisherigen Abweichungen von der Auer'schen Glühkörperform lässt sich auf Grund der
                                 										obigen Auslassungen ein günstiges Urtheil nicht bilden.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)