| Titel: | Ueber Schiffshebewerke. | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 227 | 
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                        Ueber Schiffshebewerke.Vgl. 1891 281 * 249. *
                                 										255.
                        Ueber Schiffshebewerke.
                        
                     
                        
                           Ueber Schiffahrtsschleusen und Schiffshebewerke hielt L.
                                    										Freytag im Fränkisch-Oberpfälzischen Bezirksverein deutscher Ingenieure
                              									einen inhaltreichen Vortrag, welcher in der Zeitschrift des genannten Vereins, 1894
                              									S. 1333, zum Abdruck gelangte. Wir übergehen die interessante geschichtliche
                              									Darlegung, welche die Entwicklung der Schleusenfahrten behandelt, und geben nur
                              									einen Auszug aus seinen Darlegungen über die Beförderung von Fahrzeugen auf
                              									geneigten Ebenen und in Hebewerken, deren Anwendung bei dem jetzt geplanten weiteren
                              									Ausbau der deutschen Wasserstrassen ebenfalls beabsichtigt worden ist.
                           Während die ältesten geneigten Ebenen zur Schiffsförderung sich in den Niederlanden
                              									befinden und aus sogen. Rollbrücken bestehen, wurde in Ausbildung dieses Princips
                              									die Benutzung geneigter Schienengleise vorgenommen.
                           Die Beförderung erfolgt durch Seile auf einer zweigleisigen Eisenbahn, welche sich in
                              									das Unterwasser fortsetzt und grosse Wagen zur Aufnahme der Schiffe trägt. Berg- und
                              									Thalfahrt gehen gleichzeitig vor sich, so dass die zu befördernden Gewichte nahezu
                              									ausgeglichen sind. Die Betriebskraft bildet Wasser oder Dampf. Der obere Kanallauf
                              									ist entweder durch eine Kammerschleuse abgeschlossen, in welche die Schiffe trocken
                              									hineingefahren werden, oder es setzen sich die Gleise über einen Scheitel in das
                              									Oberwasser fort. Beide Anordnungen finden sich am Morris-Kanäle in Nordamerika; wo
                              									23 zweigleisige Ebenen mit 10 bis 30 m Höhe bestehen. Die zweite Anordnung mit
                              									Führung der Gleise über einen Scheitel findet sich auch in Deutschland am
                              									Elbing-Oberländischen Kanal, welcher den Pinau-See mit dem Drausen-See verbindet.
                              									Die Seilebenen am Elbing-Oberländischen Kanal bestehen seit dem Jahre 1860 und haben
                              									sich bewährt, so dass man im J. 1879 daran ging, die am unteren Ende des Kanals
                              									angelegten fünf Kammerschleusen mit dem Aufwände von mehr als 1 Million Mark
                              									gleichfalls in eine Seilebene umzubauen. Die Höhenunterschiede zwischen Ober- und
                              									Unterwasser betragen bis zu 24,5 m. Die Neigung ist in den oberen Theilen 1 : 12, in
                              									den unteren 1: 24. Die Fahrtdauer nimmt durchschnittlich 10 Minuten in Anspruch.
                              									Allerdings ist die zu befördernde Schiffslast nur rund 50 t. Der Wagen mit
                              									vollbefrachtetem Schiff hat ein Gewicht von 84 t. Das Schiff steht mit seiner
                              									Längsachse in der Richtung der Gleise, so dass für Berg- und Thalfahrt je ein Gleis
                              									erforderlich ist. (Näheres im Wasserbau von Franzius und Sonne; auch
                              										Zeitschrift für Bauwesen, 1861.)
                           Bei Beförderung grösserer Lasten müssen mehrere Gleise und besondere Zugvorrichtungen
                              									benutzt werden. Bei Beförderung von Schiffen auf Wagen kann die Unterstützung der
                              									Fahrzeuge nur an einzelnen Punkten stattfinden und sind somit die Schiffe um so
                              									leichter Beschädigungen ausgesetzt, je grösser sie sind. Man versieht daher besser
                              									die Wagen mit Trögen, d.h. mit Wasserkästen aus Holz oder Blech, in welchen die
                              									Schiffe schwimmend befördert werden.
                           Die erste derartige Ausführung mit beweglichen Kammern erfolgte 1850 auf dem
                              									Monkland-Kanal in Schottland bei Blackhill, in der Nähe von Glasgow. Die
                              									zweigleisige schiefe Ebene überwindet mit ein Zehntel Neigung einen
                              									Gefällunterschied von 29 m. Die Tröge haben 21,3 m Länge und 4,36 m Breite bei 0,61
                              									m Wassertiefe. Das Gesammtgewicht des Wagens beträgt nur 70 bis 80 t. Eine
                              									Dampfmaschine vermittelt die Bewegung. Tm Jahre werden 12000 Schiffe befördert.
                              									Diese Seilebene dient lediglich dem Transport leerer Schiffe, während die beladenen
                              									durch Doppelschleusen, welche parallel zur schiefen Ebene liegen, befördert
                              									werden.
                           Etwas abweichend hiervon ist die im Chesapeake-Ohio-Kanal erbaute, mit 8,3 Proc.
                              									Neigung angelegte Dodge-Schleuse (Zeitschrift für Bauwesen, 1879),
                              									deren Tröge 30 m Länge und 4,5 m Breite haben, sowie die seit 1876 im Betrieb
                              									stehende schiefe Ebene von Georgestown mit ein Zwölftel Neigung und 11,6 m
                              									Höhenunterschied für Schiffe von 110 bis 115 t Tragfähigkeit. Bei diesen beiden
                              									Anlagen ist nur ein Trog vorhanden, der auf vier Schienen ruht und durch zwei auf
                              									Seitengleisen laufende Wagen im Gleichgewicht erhalten wird. Die Bewegung wird durch
                              									eine Turbine erzeugt.
                           Im J. 1884 hat Peslin einen Plan für die Verbindung der
                              									Maas mit der Scheide ausgearbeitet, bei welchem ein Gefälle von 51,2 m mittels einer
                              									einzigen Seilebene von ein Zwanzigstel Neigung für Schiffe von 300 t Tragfähigkeit
                              									überwunden wird. Da hierbei das zu bewegende Troggewicht einschliesslich des Wagens
                              									auf rund 600 t zu stehen kommt und bei Längsbeförderung der Druck der Laufrollen
                              									sich ungleichmässig auf die Schienen vertheilt, so schlägt Peslin vor, den Trog durch Senkrechtschnitte in mehrere – in diesem Falle
                              									fünf – Theile zu zerlegen, so dass jeder Theil einem Güterwagen gleicht, dessen
                              									Räder den Bewegungen der Schienen folgen können. Die Dichtung zwischen je zwei Wagen
                              									wird durch Kautschukstreifen erzielt, ohne dass die Beweglichkeit der einzelnen
                              									Kammerwagen hierunter leidet. Die Bewegung wird durch ein am untersten Kammerwagen
                              									befestigtes Drahtseil ertheilt. so dass die einzelnen Wagen selbst mit einer Kraft
                              									gegen einander gepresst und abgedichtet werden, welche aus der Neigung der schiefen
                              									Ebene und dem Gewichte der Kammerwagen resultirt. Die Kosten der Gesammtanlage
                              									veranschlagt Peslin auf 1200000 Frcs. Die grosse
                              									Längenentwickelung der schiefen Ebene, welche bei diesem Entwurf über 1 km beträgt,
                              									begründet Peslin damit, dass hierdurch 1 km an
                              									Kanallänge gespart werden könne, während die Zeit zum Befahren der schiefen Ebene
                              									nur 20 Minuten, entsprechend einer Geschwindigkeit von 0,83 m/Sec. betrage.
                              									(Näheres Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
                                 										Architektenvereins, 1891.)
                           Anfang der 80er Jahre hat Gonin einen Entwurf für den
                              									Kanal du Centre gefertigt, wobei er Seile und Ketten der schiefen Ebene durch
                              									hydraulische Pressen ersetzt. In einer der ganzen Länge nach oben offenen
                              									Rohrleitung bewegt sich ein mit dem Kammerwagen verbundener Kolben. Der wasserdichte
                              									Abschluss erfolgt in sinnreicher Weise durch eine biegsame Stahllamelle. (Näheres
                              										Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
                                 										Architektenvereins, 1890.)
                           Zwei weitere Pläne, welche sich von den bisherigen insofern wesentlich unterscheiden,
                              									als das Schiff während des Transportes quer zur Richtung der Seilebene steht, wurden
                              									in den letzten Jahren von Flamant und fast gleichzeitig
                              									von Th. Hoech, von letzterem insbesondere für die
                              									Verbindung des Mittellandkanals mit der Weser bei Porta Westfalica, entworfen.
                           Die Beförderung eines Schiffes auf Seilebenen in der Querlage ist wohl nicht neu. Der
                              									Labat'sche Querstapel in Rouen, welcher den Zwecken der Schiffsreparatur dient und
                              									Schiffsgefässe von 1800 t Gewicht aufnehmen kann, besteht schon über 20 Jahre. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
                                 										Architektenvereins, 1890.) Jedoch werden dort die Schiffe trocken
                              									befördert, bei den Entwürfen von Flamant und Hoech hingegen in Trögen. Die Querlage des Schiffes
                              									ermöglicht das Oeffnen der Tröge zu beiden Seiten, so dass ein Schiff ausfahren
                              									und gleichzeitig ein anderes einfahren kann. Zum mindesten aber ist bei dieser
                              									Anordnung der grösste Theil des Widerstandes beseitigt, der sich beim Ein- und
                              									Ausfahren der Schiffe bei Kammerschleusen oder nur einseitig geöffneten Trögen
                              									geltend macht. Beide Entwürfe unterscheiden sich hauptsächlich dadurch, dass Flamant gleichzeitig zwei Tröge, den einen zu Berg, den
                              									andern zu Thal, befördert, während Hoech den zweiten
                              									Trog durch Ballastwagen ersetzt. Während sich Hoech mit
                              									8 Proc. Neigung der Seilebene begnügt, geht Flamant auf
                              									50 Proc. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
                                 										Architektenvereins, 1890 und 1891; Centralblatt der
                                 										Bauverwaltung, 1891.)
                           Greve kam im J. 1885 auf den originellen Gedanken, die
                              									schiefe Ebene als geneigte Kammer und das Unterthor als Stau wagen auszubilden, vor
                              									welchem das Schiff sammt dem aufgestauten Wasser bis zum Oberthore gefahren bezieh.
                              									auf gleiche Weise thalwärts befördert wird. Die Ausführung dürfte indess wohl an der
                              									schwer zu erreichenden Betriebsicherheit sowie an den grossen Kosten langgestreckter
                              									Kammern scheitern. (Centralblatt der Bauverwaltung,
                              									1885.)
                           Als Vorläufer der Trogschleusen mit senkrechtem Hub erscheinen vereinzelte
                              									Ausführungen, bei denen das Schiff aus dem Wasser genommen und mit Winden gehoben
                              									wird. Eine solche Einrichtung bestand beispielsweise in Freiberg in Sachsen. Bei
                              									grösseren Fahrzeugen dürfte sich jedoch einzig und allein die Hebung in Trögen
                              									empfehlen. Da die Tröge bei verhältnissmässig geringer Breite eine grosse
                              									Längenausdehnung haben und in Folge der beweglichen Wassermasse selbst bei geringer
                              									Neigung eine schon wesentliche Verschiebung des Schwerpunktes erfahren, so ist die
                              									Parallelführung des Troges von ausserordentlicher Wichtigkeit. Ist beispielsweise
                              									ein Trog durch zwei unter sich communicirende hydraulische Pressen unterstützt,
                              									welche gemeinsam angetrieben werden, so eilt bei der geringsten Neigung des Troges
                              									in Folge der Schwerpunktsänderung das eine Druckorgan vor. Hierdurch nimmt die
                              									Schwerpunktsverschiebung zu. Der Trog kippt, sofern er nicht durch Führung oder
                              									sonstige Regelungsapparate in seiner Gleichgewichtslage gehalten wird.
                           Auf die vielen in dieser Hinsicht gemachten Vorschläge, von denen sich einige sofort
                              									als unbrauchbar, andere, darunter die Selbststeuerung von Hoppe, als ausserordentlich sinnreich und praktisch verwerthbar erwiesen
                              									haben, vermag ich hier nicht näher einzugehen. (Vgl. Pfeifer: Hydraulische Hebungen und Trogschleusen mit lothrechtem Hub;
                              									weitere Vorschläge finden sich in der bereits erwähnten Abhandlung von Hoech, Centralblatt der Bauverwaltung, 1891.)
                           Die Gewichtsausgleichung bei Trogschleusen kann erfolgen: 1) durch Zugorgane (Seile,
                              									Ketten), 2) durch Druckorgane (hydraulische Pressen), 3) durch Schwimmer.
                           Bei den ersteren beiden Arten werden zweckmässig zwei Tröge in Verbindung gebracht,
                              									von denen gleichzeitig der eine gehoben, der andere gesenkt wird. Der Antrieb
                              									erfolgt durch Mehrfüllung des zu senkenden Troges, und diese nur wenige Centimeter
                              									betragende Ueberfüllung ist der einzige Wasserverlust, welcher bei Trogschleusen in
                              									Frage kommt. Bei vorwiegendem Thaltransport beladener Fahrzeuge, wie dies
                              									beispielsweise beim geplanten Kanal vom Ruhrkohlengebiet nach dem Rheine der Fall
                              									sein wird, kann
                              									sogar in Folge der verschiedenen Tauchtiefe beladener und leerer Fahrzeuge eine
                              									Speisung der oberen Haltungen erfolgen.
                           Die ersten betriebsfähigen Trogschleusen wurden vor beiläufig 50 Jahren im Grand
                              									Western-Kanal bei Taunton angelegt. Die Tröge sind aus Holz hergestellt und für
                              									Schiffe von rund 8 m Länge, 2 m Breite und 0,70 m Tiefgang bemessen. Das zu
                              									überwindende Gefälle beträgt 14 m. Die beiden Tröge hängen an drei Ketten, welche
                              									über gegenseitig gekuppelte Kettenrollen gelegt sind und so gemeinsam angetrieben
                              									werden. Die Bewegung wird durch Uebergewicht in der Wasserfüllung des zu senkenden
                              									Troges eingeleitet. Die Regelung besorgt ein Bremswerk. Die Hebung nimmt 3 Minuten
                              									in Anspruch. (Pfeifer: Hydraulische Hebungen und
                              									Trogschleusen mit lothrechtem Hub.)
                           Im J. 1875 führte Edwin Clark das erste lothrechte
                              									Trogschleusenwerk unter Benutzung hydraulischer Druckorgane in Cheshire bei Anderton
                              									aus, und zwar für Schiffe von 100 t Tragfähigkeit. Der Unterschied im Wasserspiegel
                              									beträgt 15,35 m. Jeder der beiden Schleusentröge mit je 250 t Gesammtgewicht ruht
                              									auf einem Tauchkolben von 0,90 m Durchmesser. Die Wasserpressung beträgt 37 k/qcm. Die beiden
                              									Cylinder sind durch eine Rohrleitung von 127 mm Weite mit einander verbunden. Die
                              									Regelung erfolgt durch eine Abschlussvorrichtung im Verbindungsrohre. (Bellingrath: Studien über Bau und Betriebsweise eines
                              									deutschen Kanalnetzes, Berlin 1879, Ernst und Korn.)
                           Diese Trogschleuse arbeitete 7 Jahre hindurch ohne Störung, bis im J. 1882 ein
                              									Cylinderbruch erfolgte, der jedoch keine schweren Folgen nach sich zog und rasch
                              									wieder ausgebessert werden konnte. (Zeitschrift des Vereins
                                 										deutscher Ingenieure, 1890 S. 280.)
                           Weitere Entwürfe fertigte Clark für die an Stelle von
                              									fünf Kammerschleusen im J. 1888 erbaute Trogschleuse im Kanal von Neufossé bei Les
                              									Fontinettes in Frankreich für Schiffe von 300 t Tragfähigkeit und für die
                              									gleichfalls 1888 erbaute Trogschleuse im Kanal du Centre bei La Louvière in Belgien
                              									für Schiffe von 400 t Tragfähigkeit. (Zeitschrift des
                                 										Vereins deutscher Ingenieure, 1890 S. 280, Engineering, 1884 Bd. 2 S. 30 und 101, 1888 Bd. 1 S. 201, 1888 Bd. 2 S.
                              									358.)
                           Die hauptsächlichsten Angaben über diese drei hydraulischen Schiffshebewerke sind aus
                              									folgender Tabelle zu entnehmen.
                           
                              
                                 Hydraulisches Hebewerk zu
                                 Anderton8. Juli 1875
                                 Les Fontinettes20. April 1888
                                 La Louvière20. Juli 1888
                                 
                              
                                 Wasserspiegelunterschied (Hubhöhe)
                                 m
                                 15,35
                                 13,13
                                 15,40
                                 
                              
                                 Trogabmessungen
                                 m
                                 22,85 : 4,75 : 1,37
                                 40,30 : 5,60 : 2,00
                                 4,30 : 5,80 : 2,40
                                 
                              
                                 Tragfähigkeit der Schiffe
                                 t
                                 100
                                 300
                                 400
                                 
                              
                                 Presskolbendurchmesser
                                 mm
                                 915
                                 2000
                                 2000
                                 
                              
                                 Innerer Durchmesser des Presscylinders
                                 mm
                                 952
                                 2078
                                 2060
                                 
                              
                                 Gewicht des gefüllten Troges
                                 t
                                 250
                                 800
                                 1100
                                 
                              
                                 Pressung der Kolbenfläche
                                 at
                                 37,2
                                 25
                                 34
                                 
                              
                                 Wandstärke der gusseisernen Cylinder
                                 mm
                                 95
                                 60
                                 Gusseisen 100Stahl 50
                                 
                              
                                 Abdichtung der Trogthore
                                 
                                 Kautschukwulste
                                 Kautschukhose (Luft)
                                 Kautschukkeile
                                 
                              
                                 Theoretischer Wasserverbrauch für eine Schleusung
                                 cbm
                                 16
                                 68
                                 75
                                 
                              
                                 Zeit zum Durchschleusen
                                 Min.
                                 8
                                 20
                                 15
                                 
                              
                                 Kosten der Gesammtanlage
                                 M.
                                 977000
                                 1496000
                                 1200000
                                 
                              
                           Zu erwähnen ist noch der aus dem Jahre 1888 stammende Entwurf von Hoppe mit Unterstützung der Tröge durch je zwei
                              									hydraulische Pressen. (Petri: Schleusen und mechanische
                              									Schiffshebewerke, Glaser's Annalen, Sonderabdruck 1888.)
                           Da die Hauptschwierigkeit bei Erbauung hydraulischer Hebewerke in der Herstellung und
                              									Abdichtung der grossen, unter hoher innerer Pressung stehenden Druckcylinder liegt,
                              									wozu bei Hebung grösserer Lasten, wie sie die gegenwärtigen Bestrebungen in der
                              									Anlage der Schiffahrtstrassen erfordern, noch die Schwierigkeit der Regelung
                              									mehrerer gleichmässig arbeitender hydraulischer Druckorgane kommt, hat man sich in
                              									neuerer Zeit mehr und mehr den Trogschleusen auf Schwimmern zugeneigt.
                           Hierbei möchte ich kurz einschalten, dass man auch die Anwendung von Pressluft
                              									versuchte. Seiler entwarf im J. 1860 eine Schleuse nach
                              									diesem Grundsatz. Doch zeigte sich, dass Pressluft als Druckorgan für Trogschleusen
                              									nicht anwendbar ist. (Pfeifer: a. a. O.)
                           Prüsmann hat einen sehr geschickten Entwurf für ein
                              									Schiffshebewerk auf Schwimmern gefertigt. Die Gutehoffnungshütte hat diesen Entwurf
                              									weiter verfolgt und ein betriebsfähiges Modell im Maasstab 1 : 15 im Auftrag der
                              									königl. Kanalcommission zu Münster herstellen lassen. Das Princip dieses
                              									interessanten Schiffshebewerkes ist in einer Broschüre der Gutehoffnungshütte
                              									eingehend dargelegt. (S. auch Zeitschrift des
                                 										österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1894.) Prüsmann legt die Schwimmer in je einen besonderen,
                              									oben verengten Schacht und umgibt die Verbindungsconstruction zwischen Trog und
                              									Schwimmer mit einem Cylindermantel, in den das Schachtwasser während der Senkung des
                              									Troges eintritt, und aus welchem es bei der Hebung wieder in den Schacht
                              									zurückströmt. Ein- und Ausfluss, somit zugleich die Bewegung und der jederzeit
                              									mögliche Stillstand, werden durch ein Ventil geregelt.
                           Neuerdings hat auch das Grusonwerk eine Trogschleuse auf Schwimmern construirt,
                              									welche im Princip von der angeführten in sofern abweicht, als die Schwimmer in
                              									gemeinschaftlichem Becken sich bewegen, während dieses nur durch Zwischenwände,
                              									welche den Wasserspiegel nicht erreichen, in mehrere Abtheilungen gegliedert ist.
                              									Zur Bewegung und Regelung dienen Zahnradgetriebe auf gemeinsamen Wellen. Das
                              									Grusonwerk hat gleichfalls ein betriebsfähiges Modell im Maasstabe 1 : 10 herstellen
                              									lassen. (Deutsche Bauzeitung, 1893; Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
                                 										Architektenvereins, 1894.)
                           Das Schiffshebewerk im Dortmund-Ems-Kanal ist vor Kurzem an Haniel und Lueg in Düsseldorf vergeben, von denen in bereitwilligster
                              									Weise folgende Notizen mitgetheilt sind: Die Länge des Troges beträgt etwa 70 m, die
                              									Breite etwa 8,5 m, die Wassertiefe etwa 2,5 m. Die Hubhöhe schwankt zwischen 14 und
                              									16 m. Das Gewicht des Troges und des darin enthaltenen Wassers wird durch fünf
                              									Schwimmer, welche in fünf mit Wasser gefüllte Brunnen eintauchen, getragen. Der
                              									Auftrieb dieser Schwimmer genügt gerade, um den Trog mit Wasserfüllung und das
                              									Eigengewicht der Schwimmer zu halten. Durch geringes Wasserübergewicht in der
                              									höchsten Stellung des Troges wird ein Niedergehen, durch geringes Mindergewicht in
                              									der untersten Stellung ein Hinaufgehen des Troges erzielt. Um zu vermeiden, dass der
                              									Trog sich schief stelle, ist dieser an vier Seiten durch vier grosse
                              									Schraubenspindeln gehalten, welche gleichmässig durch Maschinenkraft angetrieben
                              									werden und sich in Schraubenmuttern am Troge bewegen. Ein nicht zu bedeutendes Mehr-
                              									oder Mindergewicht des Troges wird durch die Maschinenkraft überwunden. Da die
                              									Schraubenspindeln oben und unten kräftig gelagert, auch selbst hinreichend stark
                              									sind, so können sie im Falle eines Bruches am Hebewerk sowohl den vollen Auftrieb
                              									der Schwimmer als auch die ganze Last des Troges aufnehmen, so dass der Betrieb des
                              									Hebewerkes unter allen Umständen gesichert ist.