| Titel: | Radcliffe's selbsthätiger Magnetinductor. | 
| Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 256 | 
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                        Radcliffe's selbsthätiger
                           								Magnetinductor.
                        Mit Abbildungen.
                        Radcliffe's selbsthätiger Magnetinductor.
                        
                     
                        
                           Der in England patentirte Radcliffe'sche Apparat ist
                              									eine Verbesserung des bekannten und seiner Zeit viel besprochenen Ducoussa'schen selbsthätigen Magnetinductors und hat
                              									wie dieser die Bestimmung, beim elektrischen Betriebe von Eisenbahnsignalen oder von
                              									sonstigen Eisenbahn-Control- oder Sicherungseinrichtungen in Verwendung zu kommen
                              									und zwar gleichzeitig als Geber und als Elektricitätsquelle zu dienen. Wie beim Ducoussa'schen Magnetinductor die Erregung durch die
                              									fahrenden Eisenbahnzüge geschieht, indem die Eisenmassen der einzelnen Räder der
                              									Eisenbahnfahrzeuge als Magnetanker wirken, so ist es auch bei der Radcliffe'schen Vorrichtung der vorüberfahrende oder
                              									vielmehr der darüber wegfahrende Zug, welcher in verwandter Weise die Erzeugung der
                              									Magnetinductionsströme bewirkt; allerdings mit dem wesentlichen und vortheilhaften
                              									Unterschiede, dass Radcliffe eine der Fahrschienen des
                              									Eisenbahngleises als Magnetanker ausnutzt.
                           An jener Stelle des Eisenbahngleises, von welcher aus der in Frage kommende
                              									elektrische Signal-Control- oder Sicherungsapparat in Thätigkeit versetzt werden
                              									soll und wo also bei gewöhnlichen mit Batterieströmen arbeitenden ähnlichen
                              									Einrichtungen der Streckencontact (Radtaster o. dgl.)
                              									seinen Platz erhält, wird der in Fig. 1 bis 3 im Querschnitte, in der
                              									Ansicht und Draufsicht dargestellte Magnetinductor angebracht. Der hufeisenförmige
                              									Magnet M ist aus einer Anzahl dünner, über einander
                              									gelegter, kräftiger Stahlmagnetblätter zusammengesetzt und an seinen Schenkelenden
                              									mit cylindrischen Polfortsetzungen aus weichem Eisen versehen, auf welchen die
                              									beiden Inductions- spulen E E aufgesteckt sind. Diese
                              									letzteren bestehen aus sehr dünnem übersponnenem Draht und jede davon umfasst etwa
                              									15000 bis 20000 Windungen; sie sind hinter einander in
                              									jenem Schliessungskreise eingeschaltet, welcher die zugehörige Signal-, Control-
                              									oder Sicherungsvorrichtung mit dem Magnetinductor mittels einer Hin- und Rückleitung
                              									oder auch nur durch eine einfache Fernleitung und die Erdleitung verbindet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 295, S. 256
                              Radcliffe's Magnetinductor.
                              
                           Ein Klemmbügel P hält den Magnet
                              										M fest und ist seinerseits im Mittel einer
                              									Eisenschiene R1
                              									festgeschraubt, welche die beiläufige Länge von 6 engl. Fuss (1,828 m) besitzt – in
                              										Fig. 3 sind die
                              									Längendimensionen zur Platzgewinnung nur verkürzt dargestellt – und an ihren beiden
                              									entsprechend abgebogenen Enden mittels Schrauben und Gegenmuttern S1 und S2 an dem
                              									Schienenstrange R befestigt wird. Bei diesen
                              									Verbindungen sind die Verhältnisse so gewählt, dass die Polstücke des Magnetes genau
                              									unter die Eisenbahnschiene R zu liegen kommen, ohne
                              									diese jedoch zu berühren; desgleichen muss hinsichtlich der Anbringung von R1 auf R darauf Rücksicht genommen werden, dass der Magnet
                              									seinen Platz in der Mitte zwischen zwei Querschwellen des Gleises zu erhalten hat,
                              									d.h. also zwischen zwei Stützpunkten des Gleises an jener Stelle, wo die Einbiegung
                              									der Fahrschiene S durch die darüber fahrenden
                              									Eisenbahnfahrzeuge ein Maximum ist. Die Eisenbahnschiene bildet somit in der That
                              									den Anker des Magnetes, welcher durch die diese Gleisstelle passirenden Züge in
                              									Schwingung versetzt wird. Der sich in diesem Falle zufolge der wechselnden Be- und
                              									Entlastungen den Magnetpolen wiederholt rasch nähernde und sich dann davon wieder
                              									entfernende Anker ruft in den Spulen E E
                              									Magnetinductionswechselströme hervor, welche kräftig genug sind, ein zart gebautes
                              									Relais mit polarisirtem Anker, nach Art des Siemens'schen Relais, welches der Genannte schon 1857 zu seinem
                              									Magnetinductionsschlüssel für Morse-Telegraphen construirt hat, zu bewegen, oder
                              									allenfalls auch eine ähnlich angeordnete, leicht ansprechende, elektrische
                              									Auslösevorrichtung ohne besondere Vermittelung eines Relais thätig zu machen.
                           
                           Bei der Great Northern Railway sind Radcliffe'sche selbsthätige Magnetinductoren bereits
                              									seit mehreren Jahren in Verwendung (vgl. Engineering
                              									vom 18. November 1892) und werden sie daselbst in erster Linie in Verbindung mit den
                              										Sykes'schen Auslösevorrichtungen, welche in D. p. J. 1894 294 * 208 des
                              									Näheren besprochen wurden, zur selbsthätigen Umstellung von Flügelsignalen benutzt.
                              									Diese Anordnung soll sich wegen ihrer Verlässlichkeit bei der bezeichneten Eisenbahn
                              									eines guten Rufes erfreuen.