| Titel: | Die Darstellung des Hartgusses mit besonderer Berücksichtigung der Hartgusswalzen. | 
| Autor: | Georg Wirth | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 2 | 
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                        Die Darstellung des Hartgusses mit
                           besonderer Berücksichtigung der Hartgusswalzen.Abdruck ohne
                                 Genehmigung des Verfassers nicht gestattet.
                        Mitgetheilt von Fabrikdirector Georg Wirth in Wien.
                        Mit Abbildungen.
                        Die Darstellung des Hartgusses mit besonderer Berücksichtigung der
                           Hartgusswalzen.
                        
                     
                        
                           Als Hartguss im Allgemeinen möchte ich eine solche Eisensorte bezeichnen, die in
                              Folge ihrer eigenthümlichen Zusammensetzung die Eigenschaft besitzt, nach dem
                              Ausgiessen örtlich, wo eine beschleunigte Abkühlung stattfindet,
                              Graphitausscheidungen nicht aufkommen zu lassen.
                           Es ist bekannt, dass der ganze im Roheisen befindliche Kohlenstoff im geschmolzenen
                              Zustande desselben sich gebunden vorfindet, und dass er sich bei langsamer Abkühlung
                              theilweise als Graphit ausscheidet; der Graphit macht demnach einen sichtbaren
                              mechanischen Bestandtheil des Graugusses aus.
                           Bei beschleunigter oder plötzlicher Abkühlung findet der Kohlenstoff – immer eine
                              geeignete Zusammensetzung der Eisensorte bedungen – nicht mehr Zeit sich wie beim
                              Grauguss als Graphit abzulagern, und es zeigt der Bruch eines auf diese Weise
                              behandelten Gusstückes an der Abkühlungsstelle ein charakteristisches Gefüge. Er ist
                              an und nahe dem Rande weisstrahlig mit in der Abkühlungsrichtung laufenden Strahlen
                              ohne eine mit dem blossen Auge wahrnehmbare Graphitausscheidung. Nach der Mitte hin,
                              wo eine langsamere Erstarrung stattfand, nimmt der Graphitgehalt allmählich zu, das
                              Gefüge wird körniger, das kohlehaltige weisse Eisen geht in halbirtes bis graues mit
                              immer stärkerer Graphitausscheidung über.
                           In physikalischer Beziehung äussert sich eine derartige Abkühlungsart durch eine mehr
                              oder weniger harte Oberfläche der betreffenden abgekühlten Stelle.
                           Das weisstrahlige Eisen enthält seinen Kohlenstoffgehalt ganz oder bis auf sehr
                              geringfügige Mengen in gebundenem Zustande, in welcher Form er also das Eisen
                              härtet.
                           Der graphitische Kohlenstoff im grauen Eisen kann bei geeigneter Zusammensetzung
                              desselben durch plötzliches oder rasches Abkühlen in gebundenen umgewandelt werden
                              und auf die Möglichkeit der Umwandlung dieser Formen des Kohlenstoffgehaltes basirt
                              die Darstellung des Hartgusses.
                           Freilich sind, wie wir später sehen werden, noch mannigfache Bedingungen sowohl
                              bezüglich Zusammensetzung des zur Darstellung von Hartguss verwendeten Materials als
                              auch bezüglich der Behandlungsweise zu erfüllen, um die Bindung des Kohlenstoffes zu
                              begünstigen.
                           Die grössere oder geringere Abhärtung hängt nämlich von verschiedenen Umständen ab,
                              in erster Linie sind es Beimengungen des Roheisens, welche bemerkenswerthe Einflüsse
                              auf das Material ausüben und es für Hartgusszwecke mehr oder minder verwendbar
                              oder auch sogar ganz untauglich machen; sodann ist das Maass der Abkühlung in der
                              Form von Belang.
                           Die Abhärtung eines Gusstückes durch beschleunigte Abkühlung, welche dadurch erreicht
                              wird, dass der Guss statt in Sand in eine eiserne Form (Coquille) erfolgt, bezweckt,
                              demselben die Eigenschaft zu geben, bei möglichst hoher Festigkeit der mechanischen
                              Abnutzung einen grossen Widerstand entgegenzusetzen.
                           Diese Eigenschaft des Hartgusses ist es, welche die Anwendbarkeit desselben zu einer
                              vielseitigen macht; da man es nun in der Hand hat, die Qualität dem Bedürfnisse
                              entsprechend dort, wo Hartguss zulässig, anzupassen, wird sich für denselben immer
                              neue Verwendung finden lassen.
                           Bei den verschiedenen Maschinen und Vorrichtungen für die Zerkleinerung von
                              Rohmaterialien, die bei so vielen Gewerben einen Haupttheil des Betriebes ausmacht,
                              spielt die Verwendung von Hartguss die erste Rolle und ist die Güte desselben oft
                              von grossem Einflüsse auf die Leistungsfähigkeit des betreffenden Apparates.
                           Pochschuhe, Pochsohlen, Kollerplatten, Kollerringe, Steinbrechbacken, Quetschwalzen
                              und viele andere Bestandtheile, wie sie in Cementfabriken, Erzaufbereitungen u.s.w.
                              benöthigt werden, erzeugt man fast ausschliesslich aus Hartguss; Hunderäder,
                              Hammerkerne, gewisse Bahnausrüstungsgegenstände und Erfordernisse für die
                              Kriegstechnik haben allerdings theilweise ihre Wichtigkeit für die Hartgusswerke
                              verloren, da die Stahlfabrikate für diese Gegenstände immer mehr Ausdehnung finden;
                              jedoch für Walzen, die in der Eisen- und Metallindustrie, in Papierfabriken, im
                              Textilgewerbe und in Mühlen unentbehrliche Hilfsmittel geworden sind, dürfte sich
                              der Hartguss nicht so leicht verdrängen lassen, wenn auch das Gelingen einer
                              entsprechenden Qualität oft manche Schwierigkeit bereitet. Selbst Drehmesser zur
                              Bearbeitung von Gusseisen hat man an manchen Orten mit Erfolg aus Hartguss
                              hergestellt, welches Beispiel zeigt, dass sich die Anwendbarkeit des Hartgusses
                              immer neue Felder zu erschliessen vermag.
                           Diese Bemerkungen im Allgemeinen, das Wesen des Hartgusses betreffend,
                              vorausgeschickt, beschränke ich mich im Weiteren, lediglich die Darstellungsweise
                              der Walzen aus Hartguss zu besprechen.
                           Wie oben bemerkt, ist die Verwendung der Walzen eine sehr vielseitige und damit
                              wechselt auch ihre Inanspruchnahme; für den Erzeuger von Hartguss walzen erweist es
                              sich von grosser Wichtigkeit, zu wissen, welchen Zweck die verlangte Walze erfüllen
                              soll, denn er muss danach die Qualität anzupassen suchen. Es ist nämlich nicht
                              gleichgültig, ob die Walze zur Streckung von glühenden Eisenstäben vielleicht gar in
                              Berührung mit Wasser
                              oder zur Bearbeitung von Metallen auf kaltem Wege verwendet wird, ob sie diesen oder
                              jenen Metallen in Form von Blechen oder Stangen Politur verleihen soll, ob sie zum
                              Satiniren oder Drucken von Stoffen, zum Glätten von Papier bestimmt ist, ob die
                              Walze massiv oder hohl, ob sie kalt oder mit Dampf geheizt Verwendung findet, ob sie
                              zur Verkleinerung harter oder weicher Materialien dient, an ihrer Oberfläche glatt
                              bleibt oder Kaliber, Riffeln u.a. erhält. Allen diesen verschiedenen Anwendungsarten
                              muss Rücksicht getragen werden, soll die Walze gut entsprechen, und danach bestimmt
                              sich die Auswahl des geeigneten Rohmaterials und die Behandlungsweise bei der
                              Herstellung der Walzen.
                           Es wird sich hier auch um die Feststellung der Eigenschaften und Merkmale handeln,
                              die wir an eine gute Hartgussqualität zu stellen berechtigt sind.
                           Da dürfte wohl in allen Fällen bedeutende HärteNach der
                                    Bezeichnung der üblichen Härtescala nach Mohs,
                                    deren Eintheilung folgende ist:1) Talk, 2) Gyps, 3) Kalkspath, 4) Flusspath, 5) Apatit, 6) Feldspath, 7)
                                    Quarz, 8) Topas, 9) Rubin, 10) Diamant.Untersuchungen über die Härtegrade des Hartgusses nach der Methode des k. k.
                                    österr. Sectionsgeologen Ingenieur Rosiwal, die
                                    durch den grösseren oder geringeren Widerstand, welchen das Material dem
                                    Abschleifen entgegensetzt, genauere Schlüsse zu ziehen gestattet, werden in
                                    Folge meiner Anregung zu Vergleichszwecken durchgeführt. bei
                              möglichst hoher Festigkeit Grundbedingung sein. Die erreichbare Härte durch
                              Abschreckung in der Coquille scheint zwischen Härtegrad 7 bis 8 ihre Grenze zu
                              finden. Eine hohe Festigkeit ist namentlich für Walzen mit angegossenen Zapfen
                              anzustreben, um der wechselnden und bei Walzwerkswalzen zuweilen sehr hoch
                              gesteigerten und oft mit Stössen verbundenen Beanspruchung zu widerstehen. Bei
                              solchen Walzen soll der Kern stets vollkommen grau sein und alle Eigenschaften guten
                              Gusseisens haben, insbesondere aber eine gewisse Zähigkeit und Dichtheit besitzen.
                              Die weisstrahlige Härtekruste darf nicht unvermittelt ins Graue übergehen; wo der
                              Uebergang scharf abgeschnitten erscheint, schliesst man auf Zusätze von spiegeligem
                              Eisen, welches wohl grosse Härte ergibt, aber die Festigkeit sehr vermindert.
                              Ueberhaupt ist schon bei der Construction der Hartgussbestandtheile darauf Rücksicht
                              zu nehmen, dass die abgehärteten Stellen an Festigkeit einbüssen.
                           Bei der Auswahl eines geeigneten Roheisens für die Herstellung einer zu gewissem
                              Zwecke dienenden Hartgusswalze werden daher alle vorgenannten Bedingungen zu
                              berücksichtigen sein und es ist, um sicher zu gehen, erforderlich, vor Verwendung
                              einer bestimmten Roheisensorte zu untersuchen, ob sie diese Eigenschaften zu geben
                              vermag.
                           Dies kann auf zweierlei Wege erfolgen, durch die chemische Analyse und durch
                              Probeschmelzungen.
                           Durch erstere erhält man insofern ein Bild, als man durch die Analyse die
                              Beimengungen der fremden Körper im Roheisen kennen lernt, die je nach ihrer
                              Gruppirung einen Schluss auf die Geeignetheit zu dem Zwecke zu ziehen gestatten. Die
                              physikalischen Eigenschaften sind allerdings durch die Analyse nicht unbedingt zu
                              erkennen, diese können nur durch Probeschmelzungen richtig zum Ausdrucke kommen,
                              weil aber die Kenntniss der Beimengungen der fremden Körper im Roheisen sehr wichtig
                              ist, so werden sich beide Wege zur Erzielung eines Gesammtbildes ergänzen.
                           Das Giessereiroheisen enthält ausser Kohlenstoff gewöhnlich Silicium, Mangan,
                              Schwefel, Phosphor, Kupfer u.a. in sehr wechselnden Antheilen beigemengt, diese
                              Körper ertheilen ihm ein bestimmtes Verhalten, so zwar, dass beispielsweise bei
                              Vorhandensein gewisser Körper oder bei Ueberschreiten gewisser Procentgehalte das
                              Roheisen schon durch die Analyse sofort als zu Hartgusszwecken untauglich
                              angesprochen werden kann.
                           Die Analyse stellt also diese Verhältnisse fest und man erkennt aus Erfahrung die
                              Einwirkung der Beimengungen auf die Roheisenqualität.
                           So ertheilt Silicium dem Eisen eine grössere Dünnflüssigkeit im geschmolzenen
                              Zustande, vermindert aber die Festigkeit und die Geneigtheit in der Coquille
                              abzuschrecken; Mangangehalt vergrössert die Schwindung und die erforderliche
                              Schmelztemperatur, hat jedoch bei geringem Siliciumgehalte eine grössere Härte zur
                              Folge, da er die Bildung von weisstrahligem Eisen bezieh. die Bindung des
                              Kohlenstoffgehaltes begünstigt. Während bei überwiegender Anwesenheit von Silicium
                              gegenüber Mangan ein mehr graphitreicheres, also graukörnigeres Product entsteht,
                              wird durch Ueberschuss an Mangan die Härtungsfähigkeit bedeutend erhöht. Hierzu
                              tritt noch der Einfluss der rascheren oder langsameren Abkühlung und die Temperatur
                              des zu vergiessenden Eisens; manganärmeres wird nämlich bei rascher Abkühlung eine
                              geringere Graphitbildung zeigen als ein siliciumreicheres, und bei einem bestimmten
                              Gehalte dieser beiden Beimengungen, deren Verhältniss aber nicht stabil ist, lässt
                              sich bei verzögerter Abkühlung Grauguss, bei rascher Abkühlung weisstrahliges Eisen
                              bilden. Die mit dem Mangangehalte steigende Schwindung hat gern Risse und Sprünge
                              zur Folge.
                           Schwefel befördert die Bildung von weisstrahligem Eisen und erniedrigt die
                              Schmelztemperatur, aber schon ein Gehalt von 0,07 Proc. macht das Eisen dickflüssig,
                              so dass es keine reinen Abgüsse gibt. Phosphorhaltiges Eisen hat wie Silicium
                              grössere Leichtflüssigkeit zur Folge, es schmilzt auch bei niedriger Temperatur und
                              wirkt ähnlich wie Mangan, dem es auch im sonstigen Verhalten gleicht, günstig auf
                              die Bildung von gebundenem Kohlenstoff. Phosphorgehalt über eine gewisse Grenze ist
                              nicht erwünscht, weil er dann die Festigkeit mindert. Kupfer, Nickel, Chrom, Zink,
                              Blei u.s.w. sind als Beimengungen des Roheisens, welches zur Darstellung von
                              Hartguss dienen soll, nicht gern gesehen. Geringfügige Quantitäten derselben lässt
                              man noch hingehen.
                           Von hervorragendem Einflüsse sind, wie wir gesehen haben, die Wechselbeziehungen
                              zwischen Silicium und Mangan; man wird aber nur einem solchen Roheisen den Vorzug
                              geben, welches mit geringstem Mangangehalt die bezieh. grösste Härte und
                              Hartkrustentiefe bei entsprechender Festigkeit ergibt. Auch soll das Roheisen
                              möglichst wenig schwinden und keine Gase abgeben. Diesbezüglich werden die
                              Holzkohlenroheisen den mit Koks erblasenen Roheisen-Sorten vorgezogen; erstere haben
                              allgemein ein dichteres Gefüge und eine grössere Festigkeit, die Analysen zeigen
                              ihre reinere Zusammensetzung und in der Regel geringere Gehalte an Silicium, Mangan
                              und Schwefel, obgleich auch Koksroheisen in ganz geeigneten Qualitäten vielfach für
                              Walzenguss verwendet wird.
                           Im Aussehen gibt man einem Roheisen mit mittelgrossem Korn, dunkelglänzender grauer
                              Farbe, engem dichtem Gefüge und scharf befühlbarem Bruche den Vorzug.
                           
                           Hat man sich durch die Analyse des Roheisens überzeugt, dass schädliche
                              Einflüsse durch Beimengungen nicht vorauszusetzen sind, so schreitet man zu einer
                              Probeschmelzung, der vortheilhaft Untersuchungen über die Bruchfestigkeit und
                              Elasticität, sowie über die Härtungsfähigkeit angeschlossen werden.
                           Zur Vornahme von Schmelzproben muss um so mehr gerathen werden, als durch den
                              Schmelzprocess einschneidende Aenderungen in der Qualität des Gussmaterials zu Tage
                              treten können, die andernfalls nicht controlirbar wären. Selbst wenn sich das
                              Material auch an verschiedenen Stellen bewährte, kommt es oft vor, dass abweichende
                              Behandlungsweise oder sonstige örtliche Zufälligkeiten Modificationen ergeben, an
                              die vorher Niemand denkt. Das Verhalten beim Schmelzen, im geschmolzenen Zustande,
                              beim Ausgiessen, beim Schwinden und als fertiger Gusstheil lassen erst
                              zusammengenommen ein endgültiges Urtheil zu.
                           Untersuchungen über die Festigkeit und Biegung gewähren weitere schätzenswerthe
                              Anhaltspunkte über die Qualität der verwendeten Eisensorten oder Eisenmischungen und
                              gestatten eine Controle über die fortlaufende Gleichheit des Materials, die zu
                              erhalten im Giessereiwesen überhaupt sehr wichtig ist.
                           Ich benutze zu diesem Behufe seit Jahren einen von der Firma Erdmann Kircheis in Aue i. Sachsen hergestellten Apparat, der ohne
                              zeitraubende Berechnung sofort die Resultate der untersuchten Probestangen
                              ergibt.
                           In Fig. 1 ist ein solcher Apparat, Bruchfestigkeitsprüfungswage genannt, dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 3
                              Fig. 1.Bruchfestigkeitsprüfungswage von Kircheis.
                              
                           Der Apparat ist sehr einfach construirt; eine an ihren Enden auf Füsse montirte
                              Traverse trägt links in einem Ständer die Einspannvorrichtung für den Probestab, die
                              Lagerung für den Belastungshebel h und eine Vorrichtung
                              zur Bestimmung der Durchbiegung mit einem Zeigerwerke, rechts in einem zweiten
                              Ständer die mit einem Handrade a zu bethätigende
                              Belastungsvorrichtung, mittels welcher der Hebel gesenkt oder gehoben werden kann,
                              und einen Vorschub, um das auf dem Hebel gleitende Laufgewicht zu verschieben. Der
                              Vorschub erfolgt durch entsprechende Drehung des Handrades b, welches mittels Zwischenräder die Bewegung auf die über Kettenrollen
                              gelegte Galle'sche Kette k
                              und auf das Belastungsgewicht c überträgt.
                           Die Probestäbe haben d = 21,7 mm Durchmesser, es
                              können für gewöhnlich roh gegossene Stäbe verwendet werden, für genaue Versuche
                              nimmt man auf jenes Maass gedrehte. Sie werden an beiden Enden freiaufliegend, die
                              Auflagen L = 200 mm weit von einander entfernt, in der
                              Mitte belastet. Setzt man obige Werthe in die Festigkeitsformel (W = 1 genommen)
                           
                              \frac{P\,L}{4}=K\ 0,0982\ d^3
                              
                           so erhalten wir
                           K = 5P
                           also beträgt in diesem Falle der Bruchmodul K, in Kilogramm für Quadratcentimeter, das Fünffache
                              des auf die Mitte des Stabes aufliegenden Gewichtes. Die Belastung erfolgt durch das
                              Eigengewicht des Hebels h, durch das Laufgewicht c und durch das auf dem Ende des Hebels aufgehängte,
                              aus zwei Theilen dd1
                              bestehende Gewicht D sammt der Aufhängevorrichtung. Vom
                              Unterstützungspunkte des Hebels bis zur Auflage haben wir eine Länge von f = 80 mm, die ganze Hebellänge l beträgt 800 mm, so ergibt sich bei einem jeweiligen Abstande x des Schwerpunktes des Laufgewichtes vom
                              Unterstützungspunkte des Hebels für den Bruchmodul
                           
                              K=5\,\left(10\,D\,\times\,\frac{x}{8}\,c\right)\mbox{ k/qc}
                              
                           woraus das Gewicht c mit 68 k und
                              die Theilung der entsprechenden Scalen am Hebel bei einem Gewichte d1 und dem ganzen
                              Gewichte (d + d1)D ermittelt wurde.
                              Die Bruchbelastung ist dadurch in weitere Grenzen gelegt, indem bei einem Gewichte
                              d1 dieselbe für
                              2000 bis 4000 k, bei dem doppelten Gewichte d + d1 für 3000 bis 5000 k gelegen sein kann. Noch
                              grössere Belastungen können durch Auflegen eines weiteren Aufsatzgewichtes erreicht
                              werden.
                           Die Durchbiegung, welche der Probestab bei seiner Belastung erleidet, wird durch ein
                              Zeigerwerk angezeigt, die Vorrichtung ist mit einer Einstellung versehen, um vor
                              Beginn der Belastung den Zeiger auf den Nullpunkt des Zifferblattes einstellen zu
                              können; hierdurch ist es auch möglich, das Maass der dauernden Durchbiegung wieder
                              entlasteter Probestäbe zu finden. Die Durchbiegungen werden in Zehntelmillimeter
                              ausgedrückt. Bei der fortschreitenden Belastung des Hebels ist der Zeiger
                              unausgesetzt zu beobachten, um bei erfolgtem Bruche den Stand der Durchbiegung zu
                              wissen. Da dies aber durch zuweilen anderwärts in Anspruch genommene Aufmerksamkeit
                              nicht immer möglich ist und der Zeiger sogleich nach dem Bruche des Probestabes
                              rasch vor- oder rückschnellt, so wäre die Anbringung einer Vorrichtung zu empfehlen,
                              die auch später noch die Biegung abzulesen gestattet; diese Verbesserung würde der
                              sonst tadellosen Maschine sehr zu statten kommen. Durch fortgesetzte Versuche sieht
                              man erst die grossen Unterschiede, die in der Festigkeit und Elasticität des
                              Materials vorkommen und sonst der Aufmerksamkeit ganz entgehen; viele Brüche dürften
                              auf diese Weise ihre Erklärung finden. Ein Register über die vorgenommenen
                              Erprobungen wird im Laufe der Zeit eine sehr beredte Sprache führen und zeigen, dass
                              hier die Anwendung solcher Untersuchungen statt des Urtheiles nach dem Gefühl zur
                              einzig richtigen Vorgangs weise lenkt.
                           Einige bezeichnende Fälle aus der Praxis, die Verschiedenheit der Festigkeiten
                              zeigend, mögen dies näher erläutern.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 4
                              Gegenstand; Gattirung; Bruchmodul
                                 K; Durchbiegung B; Anmerkung; Quetschwalzenring; Siegerländer Koksroheisen;
                                 Durchmesser; weiss; Höhe; weiss halbirt; Fleischstärke; Turracher; Bruch stark
                                 weiss halbirt, sehr hart; zur Verkleinerung von Quarz, Gewicht etwa 250 k;
                                 Müllereiwalze; Siegerländer Holzkohleneisen; Durchmesser; Bruch fein dicht,
                                 schwach halbirt, Abhärtung reicht 25 mm tief; Länge; Edelsbacher, grau; mit
                                 hohlem Kern, wird bearbeitet 25 mm tief; Walzenabstiche; Satinirwalze für
                                 Holzpappe; Löllinger, grau halbirt; Bruch dicht, fein, schwach halbirt, 20 mm
                                 tiefe Härtekruste; Walzenbruch; mit hohlem Kern, Gewicht etwa 410 k; Polirwalze
                                 zum Walzen von Tombackblechen im kalten Zustande; Bundlänge; mit angegossenen
                                 Zapfen, Gewicht etwa 160 k; Bandeisenpolirwalze; ABS; Bruch sehr fein,
                                 stahlgrau, Härtetiefe etwa 25 mm; Schwedisches Holzkohleneisen; mit angegossenen
                                 Zapfen, Gewicht etwa 220 k; Aus dem abgebrochenen Zapfen einer Vorstreckwalze
                                 herausgehobelter und abgedrehter Probestab; unbekannt; Bruch zeigt stark weiss
                                 halbirte Stellen, ungleiches Korn
                              
                           Die ermittelten Ziffern für die Bruchfestigkeit und Durchbiegung ergeben
                              Verhältnisszahlen, die zur Vergleichung des Arbeitsvermögens der verwendeten
                              Gusseisengattirungen sehr gut dienen. Aus denselben kann ihre Eignung für die
                              Herstellung des betreffenden Gegenstandes nach Maassgabe der Beanspruchung desselben
                              beurtheilt werden.
                           Wie man aus den Resultaten ersieht, wurde hier durch Gattirung oder Auswahl einer
                              geeigneten Eisensorte gegenüber den nächstbesten Resultaten noch eine erhebliche
                              Verbesserung erzielt, die im Widerstände gegen ruhige Belastung etwa 25 Proc. und im
                              Arbeitsvermögen etwa 50 Proc. beträgt.
                           Gleichzeitig mit den Probestäben für die Bruchfestigkeitsprüfungswage giesst man auch
                              solche in geeigneter Form auf Coquillen, um von der Bruchfläche die Tiefe der
                              Härteschicht und die Art des Ueberganges ins Graue zu sehen. Man kann danach
                              ermessen, ob die Härte für den beabsichtigten Zweck eine genügende wird. Fig. 2 zeigt den Bruch eines derartigen
                              Probestabes.
                           Was die für die Walzenfabrikation am besten geeigneten Roheisensorten anbelangt, so
                              haben wir eine ziemlich grosse Zahl verschiedener Marken, die sich mit Erfolg für
                              den Zweck verwenden lassen. Da sind es vor allem die schwedischen Roheisenmarken,
                              welche in Folge ihrer Reinheit, der ausgezeichneten Festigkeit und bedeutenden
                              Härte, die sie ergeben, speciell für Walzen mit grosser Beanspruchung gewählt
                              werden. Die englischen Walzengiessereien verwenden hauptsächlich schwedisches
                              Material, aber auch die Siegerländer Marken, die theilweise mit schwedischen
                              Erzen bei harter Holzkohle und kaltem Winde erblasen werden, nehmen eine hohe
                              Qualitätsstufe ein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 4
                              Fig. 2.Bruch eines Probestabes.
                              
                           Für Walzen mit geringeren Festigkeitsansprüchen sind die bedeutend billigeren
                              Koksroheisen der Cöln-Müsener Hütten u.a. gut geeignet. Unsere alpinen
                              Roheisensorten werden wegen des fast durchwegs hohen Mangangehaltes und der daraus
                              entspringenden Unsicherheit in dem Gelingen für die Walzenfabrikation nicht sehr
                              geschätzt, für andere Hartgusserzeugnisse finden sie eher Anwendung.
                           Ein Vergleich der chemischen Analysen der bekanntesten Roheisensorten für
                              Hartgusszwecke zeigt, wie sehr verschieden die Zusammensetzung in den einzelnen
                              Beimengungen ist.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 5
                              Procentgehalte; Roheisenmarke; C;
                                 Si; Mn; Ph; S; diverse; gebunden; graphitisch; Schwedisches Holzkohlenroheisen
                                 *; Marke; weiss; grau; ABS weiss; weiss halbirt; Cöln-Müsener
                                 Holzkohlenroheisen; dunkelgrau; Spur; hellgrau; Cöln-Müsener Koksroheisen;
                                 Achthaler Holzkohlenroheisen; Edelsbacher Holzkohlenroheisen; Löllinger
                                 Holzkohlenroheisen; Turracher Holzkohlenroheisen; Trofaiacher
                                 Holzkohlenroheisen; Spuren von Cu; Cu; * Die Analysen der schwedischen
                                 Holzkohlenroheisen wurden mir von der Firma L. Possehl
                                    und Co. in Lübeck zur Verfügung gestellt.
                              
                           Für grössere Walzen wird man sehr halbirte bis weisse Sorten wählen, für kleine
                              Walzen, die in der Coquille stärker abschrecken, aber weichere Gattungen. Die
                              bestimmte Gattirung erreicht man durch Beschickung entsprechender Roheisensorten,
                              die zusammengeschmolzen das beabsichtigte Product ergeben, oder man verwendet nur
                              eine Sorte mehr oder weniger halbirtes Roheisen mit gleichem Effect. Je weisser die
                              Beschickung ist, auf desto grössere Schwindung muss Bedacht genommen werden, weisses
                              Roheisen schwindet doppelt so viel als graues, verminderter Graphitgehalt steigert
                              also die Schwindung.
                           Wolfram und Arsen werden zuweilen als Zusätze zur Erreichung grösserer Härten
                              angewendet, insbesondere wird Wolfram von einigen Wolframfabriken zu diesem Behufe
                              angerühmt. Stahlzusätze vermögen gleichfalls eine Härteerhöhung zu ergeben. Auch
                              Schmiedeeisenzusätze bis 15 Proc. des Satzgewichtes fügt man zum Zwecke grösserer
                              Festigkeit bei.
                           Ist man über die zu verwendende Eisensorte oder Eisenmischung einig, so kommt die
                              Ausführung der Gussform in Betracht.
                           Die Art und Weise der Herstellung der Gussformen für die verschiedenen
                              Walzengattungen muss sehr überlegt werden, und da ist es nicht minder die
                              Construction der Coquille wie auch der sonstigen Ausrüstung, die mit grosser
                              Erfahrung und Fachkenntniss ausgeführt zu werden verlangt, um ein sicheres Resultat
                              zu geben.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)