| Titel: | Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. | 
| Autor: | E. Gad | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 9 | 
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                        Neuerungen in der
                           Tiefbohrtechnik.
                        Von E. Gad.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
                        
                     
                        
                           Die Aufgabe, die in den mitteleuropäischen Ländern für die verschiedenen Bohrzwecke
                              und die wechselvollen, oft recht schwierigen Gebirgsformationen vorhandenen
                              Bohrgeräthe in ein einheitliches System zu bringen, ist bei weitem schwerer zu
                              lösen, als sie entsprechend für die Oelgewinnung in den milden, gleichmässigen
                              Gebirgen der Oelgebiete in Pennsylvanien bezieh. Canada gewesen ist. Jeder Versuch
                              zu einer solchen Lösung muss indessen mit Freuden begrüsst werden, besonders wenn er
                              so zufriedenstellend ausgefallen ist, wie er sich in dem vorliegenden Katalog von
                              Heinrich Mayer und Co. in NürnbergTiefbohreinrichtungen mit Einzelaufführung der vortheilhaftesten
                                    Werkzeuge. Katalog der Tiefbau-Werkzeugefabrik Nürnberg von Heinrich Mayer und Co. in
                                    Nürnberg-Tullnau, 1895 Nr. 1. darstellt. Das Mayer'sche System baut sich auf den bewährtesten
                              bekannten Tiefbohrgeräthen auf und umfasst zunächst die meist mit Handbetrieb zu
                              leistenden Bohraufgaben für Tiefen bis 200 m bei Bohrdurchmessern bis 60 cm. Für
                              schwierigere Tiefbohraufgaben, die Dampfbetrieb, Diamantbohrung und dergleichen
                              bohrtechnische Hilfsmittel beanspruchen, stellt der Katalog eine Erweiterung des Mayer'schen Systems für eine neue Ausgabe dieses Werkes
                              in Aussicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 9
                              Fig. 1. Mayer's Tiefbohrexcentermeissel.Fig. 2. Flügelbohrer.Fig. 3.
                                 Rohrschlitzapparat.
                              
                           Hervorzuheben ist der Mayer'sche Tiefbohrexcentermeissel (D. R. P. Nr. 77908), Fig. 1, dessen
                              Construction und Arbeitsweise Gewähr geben, dass er bei intensiver Beanspruchung auf
                              Schlag und Stoss selbst weiten Röhrentouren im harten Gebirge sicher vorarbeitet. Er
                              ist aus einem Stück Stahl geschmiedet und besitzt die im Bohrmittel liegende Spitze
                              von 90°. Die Abweisfläche a bildet einen Theil eines
                              Kegelmantels, und zum Schutz der Meisselschneide b sind
                              zwei Flügel c angebracht. Durch diese Form leistet der
                              Meissel auf der einen Seite ebenso viel Widerstand, als auf der anderen Seite
                              beansprucht wird, und kann in Schutzröhren eingeführt bezieh. durchgeschoben werden,
                              trotzdem er unterhalb derselben ein grösseres Loch bohrt, als der Aussendurchmesser
                              der Röhren beträgt.
                           Eine sehr beachtenswerte Systematisirung auf einem Specialgebiete der Tiefbohrtechnik
                              bringt ein neuer Prospect von Fauck.Fauck und Co., Wien
                                    III. Specialfabrikation von Schürf- und
                                       Tiefbohreinrichtungen, Bohrgarnituren zur Herstellung artesischer
                                       Brunnen in Ungarn, 1895. Es handelt sich hier um das
                              Bohrgeräth für alle Gebiete in Ungarn, in denen artesisches Wasser in jüngeren
                              Formationen verschiedener Mächtigkeit mittels Bohrung zu gewinnen ist. Das Bohren
                              findet durch Drehung des an das Hohlgestänge geschraubten Bohrers mittels
                              Handbetriebes statt. Der Flügelbohrer (Fig. 2) erweitert bei der
                              Arbeit das Bohrloch unter der Futterrohrtour und
                              erleichtert deren Sinken.
                           Der kräftige Spülstrom (D. p. J. 1890 275 394) führt für gewöhnlich innerhalb des Hohlgestänges
                              hinab, ausserhalb desselben hinauf, wird aber ausnahmsweise vorübergehend zur
                              Entfernung besonderen Materials, z.B. groben Sandes, umgekehrt, d.h. ausserhalb des
                              Hohlgestänges hinunter, innerhalb desselben hinauf geleitet.
                           Für verschiedene Bohrtiefen, bis 200 m bezieh. 350 m und 500 m, wird das Bohrgeräth
                              in drei Garnituren vorräthig gehalten. Innerhalb der Garnituren sind verschiedene
                              Bohrlochsweiten von 62 mm und 90 mm bezieh. 75 mm, 106 mm, 137 mm, sowie 90 mm, 119
                              mm und 150 mm; dazu Hohlgestänge von entsprechend je 18 mm, bezieh. 37,5 mm und 50
                              mm lichter Weite vorgesehen. Die Spülung wird bei den beiden letzteren Garnituren
                              durch eine Locomobile von höchstens 3  betrieben.
                           Bemerkenswerth ist noch der Bohrschlitzapparat (Fig. 3) zur
                              nachträglichen Hineinleitung höher gefundener Quellen in den verrohrten Brunnen.
                              Beim Auf- bezieh. Niederschlagen des Apparates ändert sich die Stellung des Messers
                              nach Lage a bezieh. b. Vor
                              dem Höherziehen muss sich das Messer in der Lage b, vor
                              dem Tiefersenken in der Lage a befinden.
                           Aus dem Bereich der elektrotechnischen Erfindungen sind vor allem die vollständigen
                              Systeme elektrischer Schleppmaschinen und Fördermaschinen für Bergwerke
                              hervorzuheben, wie sie beispielsweise die grossartigen Prospecte der General Electric Co. in New York bringen. Die grossen
                              Vorzüge der elektrischen Strecken- und Schachtförderung im Vergleich zu den
                              Förderungen mit anderen Betriebsmitteln, einschliesslich Dampf und Druckluft, sieht
                              man in Amerika darin, dass die elektrischen Maschinen meist sehr gedrungene – wenn
                              auch nicht einfache – Construction haben, einfach im Betrieb sind, jeden Augenblick
                              zur Verfügung stehen und ohne Rauch, Hitze, Geruch und Geräusch billiger und besser
                              als jede andere Maschine arbeiten. Die früheren Uebelstände der elektrischen
                              Streckenlocomotiven sind zumeist geschwunden. Die wasserdichte Armirung verhindert
                              den Kräfteverlust durch Feuchtigkeit der Gänge; das Funkensprühen bedroht nicht mehr
                              Räume mit schlechten Wettern; der an den First geführte Leitungsdraht bringt selbst
                              bei unvorsichtigen Berührungen in Folge der schwachen Spannungen (meist 220 Volt)
                              keine Lebensgefahr. Selbst ausnahmsweise auf 500 Volt gespannter Strom hat noch
                              keine Bedenken.
                           Das System der elektrischen Streckenlocomotiven umfasst Apparate zum Schleppen in den
                              engsten, krummsten und steilsten Strecken in vielen Grössen und Stärken, von 10 bis
                              110  bis zu den grössten Lastlocomotiven, die auch zur Fortbewegung ganzer
                              Lastzüge über Tage bestimmt sind. Die Geschwindigkeiten wechseln zwischen 6 und 10
                              englischen Meilen in der Stunde.
                           Das System der elektrischen Fördermaschinen besteht naturgemäss aus einer geringeren
                              Anzahl von Arten und beruht auf dem Typus des „Iron clad
                                    Motor Hoist“ in sechs verschiedenen Grössen für 6 bis 90 ,
                              300 bis 3000 k Tragkraft, 20 bis 120 cm Trommeldurchmesser, 50 bis 150 m
                              Fördergeschwindigkeit in der Minute, 800 bis 8000 k Eigengewicht, bei 4000 bis 21000
                              M. Kosten. Auf einer Eisenplatte findet sich die Fördertrommel mit dem elektrischen
                              Motor, sowie dem Rheostat, der Bremse, der Frictionskuppelung nebst allen dazu
                              gehörigen Hebeln vereinigt.
                           Selbstverständlich können die in Bergwerken für Beleuchtung, Pumpen und sonstige
                              Zwecke vorhandenen Dynamos und Leitungen auch den Betrieb der Schlepp- und Fördermaschinen
                              bewirken. In Bezug auf die Rentabilität elektrischer Einrichtungen kommt in Amerika
                              stets wesentlich in Betracht, dass dort die Kosten für Arbeitslöhne ausnehmend hoch
                              sind.
                           Wie zum Schleppen und Fördern von -Bohrmaterial aus Strecken und Schächten, so wird
                              auch immer mehr versucht, zum Gewinnen des Minerals in Bergwerken vor Ort
                              elektrische Kraft zum Betriebe von Gesteinsbohrmaschinen zu verwenden. Es sind dies
                              besonders zwei Typen, die sich letzthin in der Praxis hervorgethan haben: die Depoele'sche elektrische Stoss-Bohrmaschine von Thomson-Houston (D. p. J.
                              1892 283 173) und die elektrische Drehbohrmaschine von Siemens und Halske (D. p. J. 1894 293 102).
                           Der erstgenannte Apparat, der bereits 1892 in Europa durch die elektrische
                              Ausstellung in Frankfurt a. M. 1891 bekannt geworden ist, hat z.B. im
                              oberungarischen Eisensteinbergbau Zsakarócz seine Probe bestanden.Oesterreichische
                                       Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, Nr. 39 vom 23. September
                                    1894: Die elektrische Stossbohrmaschine, System
                                       Charles van Depoele, im Erzherzoglich Albrecht'schen Eisensteinbergbau
                                       in Zsakarócz. Von Hugo Drolz,
                                    Bergingenieur und Betriebsleiter des Erzherzoglichen Bergamts
                                    Marienhütte. Mit fortschreitender Tiefe des Abbaus wurde dort
                              nicht nur Maschinenarbeit, sondern auch elektrischer Antrieb wünschenswerth. Von einer Siemens und Halske'schen Maschine nahm man absichtlich
                              Abstand, weil man befürchtete, dass diese mehr durch Nässe und Nachfall leiden
                              würde, als die Depoele'sche mit ihren einfacheren
                              äusseren Formen. Die Anlage (Fig. 4) bestand aus der
                              Antriebsmaschine, der Dynamo sammt Schaltbrett, der äusseren Stromleitung und der
                              Bohrmaschine.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 10
                              Fig. 4.Dynamo zum Bohrbetriebe.
                              
                           Die zum Betriebe erforderliche Kraft von 4  wurde durch eine Wasserleitung
                              mit 93 m Gefälle auf 1180 m Länge zugeführt. Der Wassereinlass in die Turbine konnte
                              nach Bedarf durch den Maschinenwärter mittels Handrades regulirt werden. Von der
                              Turbine wurde die Kraft von 4  durch einfachen Riemenbetrieb auf die
                              Dynamomaschine a (Fig.
                                 4) übertragen mit einem Uebersetzungsverhältniss, dass die Ankerwelle etwa
                              1600 Umdrehungen in der Minute machte. Die Gleichstrom-Verbunddynamo (System Thomson-Houston) mit einer Leistung von 3300 Watt bei
                              220 Volt hatte die beiden Magnete b und c, ferner den Collector d
                              mit den festen Bürsten e und f, den rotirenden Bürsten g und h und den Schleifringen i
                              und k. Der aufgenommene Strom war ein pulsirender
                              Wechselstrom. Die beweglichen Bürsten machten 450 Umdrehungen in der Minute und
                              erzeugten nur selten Funken. Die Dynamo war 62 cm hoch, 540 k schwer und auf einem
                              Fundamentrahmen von 80 cm Länge und 50 cm Breite aufgeschraubt.
                           Von der Dynamo führten zum Schaltbrett l sechs Drähte,
                              und zwar je zwei Drähte von den rotirenden und festen Bürsten und zwei Drähte von
                              der Magnetbewickelung. In die Wechselstromleitung war der doppelpolige Ausschalter
                              m und der Strommesser n für 30 Ampère, in die Gleichstromleitung der einpolige Ausschalter o und der Spannungsmesser p für 250 Volt eingeschaltet. Die Drähte der Magnetbewickelung führten zum
                              Rheostat q. Bleisicherungen r waren sowohl an der Dynamomaschine wie am Schaltbrett in die Leitungen
                              eingelegt; die Gleichstromleitung nahm zwei eingeschaltete Glühlampen von 120 Volt
                              hinter einander auf. Innerhalb des Maschinenraumes waren die Leitungen an der Decke
                              isolirt.
                           Die äussere Leitung s bestand aus drei blanken
                              Kupferdrähten, von denen zwei von 6 mm Stärke den Wechselstrom, der dritte nur 3 mm
                              starke den Gleichstrom leitete. Die Leitungen wurden zunächst über Tag auf 8 m hohen
                              hölzernen Masten bis zum 427 m entfernten Mundloche des Johann Gotsch-Stollen
                              geführt und erreichten in diesem nach 165 m den 7 m tiefen Verbindungsschacht mit
                              dem Wilhelms-Stollen. Die Porzellanisolatoren waren in die Firstzimmerung der Gruben
                              festgeschraubt. Die Gesammtlänge der Leitung war Ende 1893 auf 810 m gestiegen,
                              entsprechend der Vorrückung des westlichen Feldortes. Ungefähr 20 m vor dem
                              Arbeitsplatz wurden die blanken Leitungen in biegsames Kabel vereinigt, das sich wie
                              ein Seil aufschlingen und in erforderlicher Länge über Haken legen liess. Die drei
                              isolirten Leitungen endigten mittels einer Anschlussdose in der Bohrmaschine t.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 10
                              Fig. 5.Elektrische Bohrmaschine.
                              
                           Die Bohrmaschine t (Fig.
                                 4 und 5) beruht auf der Erregung von
                              Solenoiden mit pulsirenden Gleich- und Wechselströmen, durch welche einem innerhalb
                              der Solenoide frei beweglichen Eisenkern eine hin und her gehende Bewegung ertheilt
                              wird. Die äusseren Spulen a und b (Fig. 5) bestehen aus wenigen Windungen
                              starken Drahtes, die Mittelspule c aus vielen Windungen
                              dünnen Drahtes. Die Spulen stossen an einander und sind durch Platten isolirt. Der
                              Eisenkern d hat 8 cm Durchmesser. Die Führungsstangen
                              e und f sind von
                              Bronze, um die inducirende Wirkung auf den Eisenkern zu beschränken. Die Bohrklemme
                              g nimmt Stahlbohrer mit kreuzweise gestellten
                              Schneiden von 24 bis 36 mm auf, die aber auch in homogenem Gestein durch gewöhnliche
                              Meisselbohrer ersetzt werden können. Die Führungsstange f hat ein steiles Gewinde und bewirkt mit der Sperrklinkenvorrichtung h zusammen das Umsetzen der Bohrstange bei jedem Hube
                              um ⅛ Umdrehung. Die kräftigen Pufferfedern i und k begrenzen den Hub, der 9 cm beträgt. Der Eisenmantel
                              von 18 cm äusserem Durchmesser, der die Maschine umgibt, ist durch die mittels
                              zweier Schrauben festgezogenen Verschlusstücke l und
                              m dicht verschlossen. Die Enden der Spulen
                              schliessen an drei am Mantel vortretende Messingknöpfe n an, die federnd in einer Hartgummiplatte gelagert sind. Entsprechend der
                              Stromführung in der
                              Anschlussdose führen die beiden äusseren Knöpfe zu den äusseren Spulen, der mittlere
                              zur Mittelspule. Die Anschlussdose wird durch eine Feder im Contact mit den
                              Messingknöpfen gehalten. Der Vorschub geschieht mittels einer Kurbel am hinteren
                              Ende mit der Hand. Die ganze Länge von der Kurbel bis zur Bohrklemme beträgt 132 cm,
                              das Gewicht mit Schlitten zur Befestigung am Bohrgestell 180 k. Die Bohrlochstiefen
                              betrugen 80 bis 120 cm.
                           Im Wilhelms-Stollen wurden Spannsäule, Bohrmaschine und sämmtliche Bohrgeräthschaften
                              auf einem niederen Plateauwagen untergebracht und nur zum Gebrauch vor Ort gefahren
                              und dort in Zeit von 20 Minuten arbeitsfähig aufgestellt, während man die
                              Gegenstände während der Betriebspausen aus der Grube entfernte, um sie nicht der
                              dort herrschenden Feuchtigkeit auszusetzen. Nach kurzer Uebung genügten zwei
                              Grubenarbeiter vollkommen zum Betriebe der Bohrmaschine und zwei Schlossergehilfen
                              zur Wartung der Dynamomaschine. Das Feldort stand mit dem Maschinenhause in
                              telephonischer Verbindung. Durch Beobachtung der Messapparate konnte man den Gang
                              der Bohrmaschine besser beurtheilen, als dies in der Grube selbst möglich war. Am
                              günstigsten stellte sich der Gang der Maschine bei etwa 200 Volt und 15 Ampère bei
                              Kräfteverbrauch von 2 . Der Bohrer machte dann 420 Schläge in der Minute.
                              Die grösste Leistung der Bohrmaschine in 10 Minuten reiner Bohrzeit war im
                              Spätheisenstein 90 cm, im lichtgrünen Schiefer bis 120 cm, im dunkelgrünen Schiefer
                              bis 45 cm. Wenn nun auch die mittleren Leistungen hiergegen, besonders bei
                              vorkommenden Quarzeinschlüssen, sehr wesentlich zurückstanden, so blieben sie den
                              Leistungen der Duisburger Druckluftbohrmaschine beim Mansfelder
                              Kupferschieferbergbau mindestens gleich (D. p. J. 1893
                              289 2).
                           Als verbesserungsbedürftig erwies sich die Maschine trotz aller Brauchbarkeit. Die
                              Spulen erhitzten sich, besonders bei Widerständen im Gestein, wenn auch nicht
                              übermässig, so doch bis etwa 60° C. Vor allem aber brannten Spulenbewickelungen
                              durch, und es bildeten sich Voltabogen zwischen den Drähten der Bewickelung oder
                              zwischen zwei benachbarten Spulen. Auch durch Berührung der Spulen mit dem Mantel
                              der Maschine oder dem Eisenkerne entstanden Funken, so dass der Gebrauch der
                              Maschine in Schlagwettergruben ausgeschlossen war. Inzwischen ist es Thomson-Houston durch sorgfältige Isolirung der Spulen
                              und feste Lagerung im Mantel gelungen, diesem Uebelstande abzuhelfen. Es haben jetzt
                              schon dieselben Spulen über 4000 Bohrlöcher gebohrt.
                           Die Versuche haben betreffs der Kosten- und Zeitersparung ihren Abschluss noch nicht
                              erreicht. Grundbedingung für Zweckmässigkeit der Anlage scheint genügende
                              Wasserkraft zu sein.
                           Eine andere Bohrmaschine der Thomson-Houston Co., System
                              Marvin (D. p. J. 1892
                              286 78), die sich von der Depoele'schen dadurch unterscheidet, dass nur zwei Spulen mit
                              ausschliesslich pulsirendem Wechselstrom wirken, soll im Erzherzoglich
                              Albrecht'schen Eisenbergwerk Bindt bei Marksdorf zum Versuch kommen.
                           Ueber die Wirksamkeit der Drehbohrmaschine von Siemens und
                                 Halske (D. p. J. 1894 293 102) liegen Nachrichten vom Haselgebirge zu Ischl und vom
                              Kalisalzlager zu Stassfurt vor.Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
                                       Hüttenwesen, 1894 Nr. 47: Drehbohrmaschine
                                       von Siemens und Halske. Von Wolfgang
                                       Wendelin, Ingenieur. Der Motorkasten (b,
                              Fig. 3, D. p. J. 1894 293 102) ist
                              in Fig. 6 im Durchschnitt dargestellt. Der kräftige,
                              mit Stahlblech beschlagene Holzkasten, dessen Boden zur leichteren Bewegung im
                              Gerölle abgeschrägte Flächen hat, wiegt bei 690 mm Länge, 380 mm Breite und 295 mm
                              Höhe 105 k; er wird durch einen eisernen Deckel verschlossen und ist zu beiden
                              Seiten mit Tragstangen aus Gasrohren versehen. Der Elektromotor a, 54 k schwer, mit gemischter Wickelung und
                              Kohlenbürsten, leistet bei 750 Touren 1 effective  und macht im Leerlauf
                              1000 Touren; er kann für 330 Volt gebaut werden. Im rückwärtigen Theil des
                              Motorkastens befinden sich der Rheostat b mit
                              Neusilberspirale, das Kurbelbrett c mit den
                              Contactknöpfen und der Schleifbürste d, sowie die
                              beiden Bleisicherungen e und f. Der Anlasshebel g mit dem Zapfen h handhabt den Rheostat, und auf der Rückwand des
                              Motorkastens bezeichnen die Aufschriften „Steht“
                              und „Läuft“ die Endstellungen des Hebels. Das 50
                              m lange Doppelkabel für die Stromleitung ist in der Anschlussdose i angeschlossen. Vorn im Motorkasten befindet sich ein
                              kleines Vorgelege aus stählernen Zahnrädern k und l. Die büchsenförmige Nabe des Rades l nimmt die biegsame Welle m auf. Das Rädchen k ist nicht fest auf der
                              Motorwelle aufgekeilt, sondern wird durch die Schraubenfeder n und die Mutter o zwischen den beiden auf
                              der Motorwelle aufgekeilten Reibungsschalen p und q für beliebige Belastung des Motors eingepresst. Bei
                              Belastungen unter 1  tritt keine Gleitung in der Reibungskuppelung ein, weil
                              das Moment der Reibung grösser ist als das Umfangsmoment des Motors. Erst wenn der
                              Motor überlastet wird, ist das Reibungsmoment kleiner, und es tritt eine
                              Relativbewegung der Kuppelungsschalen, ein Gleiten ein. Die Reibungsarbeit in Folge
                              des Gleitens in der Kuppelung ist dann gleich der Differenz aus der Normalarbeit des
                              Motors von 1  und der in einem solchen Falle an das getriebene Rad l abgegebenen Arbeit. Hält man dieses Rad fest, so wird
                              an dasselbe eben keine Arbeit abgegeben, und die Gleitungsarbeit in der Kuppelung
                              beträgt 1 . Bei normaler Belastung der Maschine mit etwa 900 Watt ergab sich
                              bei Stassfurt ein Wirkungsgrad von 0,6, wobei sämmtliche Verluste im Motor, in dem
                              Zahnradvorgelege des Motorkastens, in der biegsamen Welle und in der Bohrmaschine
                              selbst einbegriffen sind. Biegungen in der Mitte der Welle haben höchstens 50 Watt
                              Verlust zur Folge, doch kann dieser bei Biegungen an den Enden, wegen der daraus
                              sich ergebenden starken Lagerpressungen, bis zu 200 Watt steigen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 11
                              Fig. 6.Drehbohrmaschine von Siemens und Halske.
                              
                           In Stassfurt bohrte die Maschine das Meter Bohrloch in 3 Minuten bei einem
                              Stromverbrauch von 4 Ampère und 200 Volt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die
                              Maschine mit Vortheil für jedes milde Gebirge verwendbar ist, indem die elektrische
                              Bohrung in ihrer Leistung die der Handbohrung um 60 bis 80 Proc. übertrifft. In
                              Stassfurt wurde stellenweise die Bohrung mittels derselben Primärdynamomaschine
                              betrieben, welche zu anderen Tagesstunden die Kraft für die elektrische Grubenbahn
                              lieferte. Eine zweckmässige Kraftübertragungsanlage für mehrere Bergwerksarbeiten
                              wurde 1893 beim Thommen-Schacht des Kohlenbergwerks bei Fünfkirchen in Betrieb
                              gesetzt.Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
                                       Hüttenwesen, 1894 Nr. 39: Die elektrische
                                       Kraftübertragung am Thommen-Schacht bei Fünfkirchen: Von Joh. Otto Werner in Fünfkirchen.
                              Eine Primärdynamo von 18  lieferte dort elektrische Energie abwechselnd für
                              die Wasserhaltung, die Förderung und die Kohlenseparation, neben der entsprechenden
                              Beleuchtung der Arbeitsstellen. Die Vortheile der elektrischen Anlage im Vergleich
                              zu etwaigem Dampfbetrieb werden wie folgt angegeben:
                           1) Verringerung der Anlagekosten (eine Dampfanlage war mit 11177 fl. veranschlagt;
                              die Kosten der elektrischen Anlagen betrugen 8500 fl.);
                           2) Verminderung langer Dampfwege;
                           3) Entbehrlichkeit schwerfälliger Gestängemassen;
                           4) leichte, billige Erhaltung der Pumpen;
                           5) bessere Conservirung der Schachtzimmerung;
                           6) ungestörte Wetterführung;
                           7) sicherer und billiger Betrieb und Erhaltung eines solchen;
                           8) Verwendung einer alten vorhandenen Fördermaschine.
                           Das Abthun der Bohrlöcher in Schlagwettergruben durch Sprengverfahren ist immer noch
                              gefährlich, trotz aller Versuche, die Gefahr zu mindern. Der neue Sprengstoff
                              „Westfalit“, der sich nach dem Glück auf vom 24. November 1894 kürzlich auf der
                              Moss-Kohlenzeche bei Wigan in England als wirksamer, billiger Sicherheitssprengstoff
                              bewährt haben soll, wird demnächst in Mährisch-Ostrau und in Segengottes vor dem
                              österreichischen Schlagwetter-Specialcomité seine Probe zu bestehen haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 12
                              Fig. 7.Blechkeile der Hardy Patent Pick Co.
                              
                           In Westfalen haben Wasserpatronen auf den Zechen Ver. Germania und Graf Schwerin bei
                              Schiessversuchen keine Flammenerscheinungen gezeigt, während dieselben auf Zeche
                              Westhausen so gross wie immer waren. Bei ferneren Versuchen wird man darauf zu
                              achten haben, dass der Wasserbesatz hinreichende Stärke – nach Abel das Vierfache des Sprengstoffvolumens –
                              beträgt.
                           Der Norres'sche Sicherheitszünder hat auf der Zeche
                              Sulzbach bei 320 Schüssen durch Zerreissen des langen Zundarantes bezieh. durch
                              dessen Herausreissen aus der Hülse 7,5 Proc. Versager ergeben.
                           Das Bestreben, die Schiessarbeit ganz zu vermeiden, hat zur Construction der
                              Brechkeile der Hardy Patent Pick Co. Ltd. in Sheffield
                              geführt (Fig. 7). Das Bohrloch a muss mindestens 55 mm Durchmesser haben. In dasselbe
                              werden zunächst die Keile b mit den Wülsten c und in diese die Plattkeile d und der Plattkeil e gesetzt. Alle fünf
                              Theile sind aus bestem Werkzeugstahl und haben eine Länge von 90 mm und 110 mm beim
                              grössten Durchmesser der äusseren Keile von 52 mm. Die Erfolge sind auf der Grube
                              Maybach, wo die Schiessarbeit seither ganz verboten war, je nach Beschaffenheit des
                              Kohlenflötzes sehr verschieden ausgefallen, so dass die Keile bisher nur als
                              Nothbehelf angesehen werden können.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)