| Titel: | Ueber Dampfkessel. | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 97 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Dampfkessel.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 73 d.
                           Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Ausrüstung der Dampfkessel.
                           
                              1) Speisevorrichtungen.
                              Die Speisevorrichtungen dienen dazu, den Dampfkessel in richtigen Zeitabschnitten
                                 mit dem erforderlichen Speisewasser so zu versehen, dass die Zuführung sicher
                                 und regelmässig erfolgt. Als Mittel zur Zuführung dienen die Ventil- bezieh.
                                 Kolbenpumpen der verschiedensten Art, die Dampfstrahlpumpen und die Retour
                                 d'eaus. An Sicherheit der Wirkung steht bei richtiger Handhabung wohl keines der
                                 genannten Systeme dem anderen nach. Immerhin muss man die Wirkungsweise so
                                 regeln, dass der Wasserstand möglichst unverändert bleibt, und zwar sowohl wegen
                                 des ökonomischen Vortheiles, als auch wegen der Sicherheit des Betriebes. Aus
                                 dem letztangeführten Grunde hat man besonderen Werth darauf zu legen, dass der
                                 Stand des Wassers nie unter den gesetzlich festgestellten niedrigsten
                                 Wasserstand fällt. Auf die einschlägigen Controlapparate werden wir noch
                                 zurückkommen.
                              Die Speisevorrichtungen sind der persönlichen Aufmerksamkeit des Wärters
                                 anvertraut. Es sind zwar viele Versuche gemacht worden, die Speisevorrichtungen
                                 selbsthätig zu machen, die Versuche sind auch von Erfolg gewesen, haben sich
                                 bislang aber noch nicht den Ruf der unzweifelhaften Zuverlässigkeit erwerben
                                 können. Bis auf weiteres wird es sich daher empfehlen, die automatischen
                                 Speisevorrichtungen als angenehme Zugabe zu betrachten, sich aber ihnen
                                 gegenüber so zu stellen, als ob sie gar nicht vorhanden wären, und es an
                                 aufmerksamer Bedienung nicht fehlen lassen. Wenn wir nachstehend einige
                                 Constructionen beschreiben, so geschieht das mit dem angedeuteten Vorbehalt. Die
                                 Ausschaltung der Speisevorrichtung geschieht in den meisten Fällen durch
                                 Schwimmer, welche entweder unmittelbar dem Speisewasser den Zutritt in den
                                 Kessel gestatten, oder aber der betreffenden Pumpvorrichtung den Anstoss zur
                                 Bewegung ertheilen, indem sie Dampf zuführen oder auf mechanische Weise
                                 derselben Bewegung ertheilen.
                              Die automatische Dampfkesselspeisevorrichtung von Georges
                                    Porion in Saint-Andrée-lez-Lille (Oesterreichisch-ungarisches
                                 Privilegium vom 6. October 1889) besteht in einer selbstthätigen Speise
                                 Vorrichtung, bei der durch die Vorrichtung selbst die Wassermenge, welche die
                                 Speisepumpe in den Kessel einführt, dem im Kessel stattgehabten Sinken des
                                 Wasserniveaus gemäss regulirt wird.
                              Zu diesem Zwecke wird die Bewegung eines im Kessel befindlichen Schwimmers
                                 benutzt, welcher nicht, wie bei den meisten anderen Schwimmern, die
                                 Wassereinströmungsöffnung freigibt, sondern eine gewisse Menge gespannten
                                 Dampfes aus dem Kessel treten lässt, um mittels dieses Dampfes die
                                 Speisevorrichtung in Function zu versetzen.
                              Dieses System kann auf mannigfache Weise in Ausführung gebracht werden, ohne dass
                                 dabei die vorstehend erklärte Wirkungsweise sich ändert.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 97
                                 Fig. 1.Speisevorrichtung von Porion.
                                 
                              In Fig. 1 ist a der
                                 Kessel, in welchem ein Schwimmer b spielt; an
                                 dessen nach oben reichender Spindel c ein Ventil
                                 d angebracht ist, welches sich an einen
                                 konischen Sitz anlegen kann, der in dem auf dem Kessel sitzenden Stutzen e angeschraubt ist. An den Stutzen e schliesst ein Rohr f
                                 an, welches den den Speiseapparat in Thätigkeit bringenden Dampf weiterleitet.
                                 Sobald sich der Schwimmer dem Kesselniveau entsprechend senkt, eröffnet das
                                 Ventil d dem Dampfe den Eintritt in die Leitung f, so dass der Speiseapparat in Thätigkeit tritt.
                                 In dem Maasse, als Wasser in den Kessel eintritt, verengt das Ventil die
                                 Dampfdurchgangsöffnung, bis der Speiseapparat vollständig zur Ruhe gelangt,
                                 indem das Ventil d an seinen Sitz angedrückt
                                 wird.
                              Der Schwimmer wird von Führungen g geführt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 97
                                 Fig. 2.Speisevorrichtung von Blumenreich.
                                 
                              Die automatische Speise- und Pumpvorrichtung von Max
                                    Blumenreich in Philadelphia (Oesterreichisch-ungarisches Privilegium
                                 vom 12. März 1889) soll sowohl zum Speisen von Kesseln, als auch als Druck- oder
                                 Saugpumpe dienen und wird, im Gegensatze zu den bisher in Gebrauch stehenden
                                 Speise- und Pumpvorrichtungen, durch directen Dampfdruck bethätigt und erfordert
                                 wenig Betriebskraft. In dem Kessel A (Fig. 2 bis 4) – besser jedoch in
                                 einem Gehäuse B, welches mit dem Kessel durch die
                                 Rohrstutzen a und b
                                 verbunden ist – ist ein Schwimmer C angeordnet,
                                 welcher auf einer Welle c sitzt. Auf dieser Welle
                                 sind zwei oder mehrere Scheiben oder Schieber dd1 verstellbar befestigt, welche bei
                                 entsprechender Stellung des Schwimmers Kanäle ff1 öffnen oder verschliessen, wodurch
                                 die Verbindung des Kessels mit einem Speisewasserbehälter D hergestellt oder unterbrochen wird. Dieser
                                 Behälter D ist von einem zweiten Behälter D1, dem
                                 Kühlbehälter, umgeben, welcher durch ein Ventil g
                                 oder eine andere geeignete Einströmvorrichtung mit dem Speisewasserbehälter D in Verbindung steht.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 98
                                 Speisevorrichtung von Blumenreich.
                                 
                              Sinkt das Niveau x – x des Kesselwassers und mit ihm
                                 der Schwimmer C, so öffnen die mit denselben
                                 verbundenen Schieber dd1 die Kanäle ff1 und Kesseldampf strömt durch den Rohrstutzen a, und durch diese Kanäle in den Speisewasserbehälter D und presst die Flüssigkeit durch die Kanäle ff1 in das
                                 Zuleitungsrohr E und dadurch in den Kessel. Dies
                                 geschieht entsprechend der Stellung der Schieber, welche je nach dem im Kessel
                                 erforderlichen Wasserquantum regulirt wird, so lange bis der durch das steigende
                                 Kesselwasser gehobene Schwimmer in Folge Drehung seiner Welle c die Kanäle ff1 durch die Schieber dd1 schliesst und dadurch den Zufluss
                                 absperrt. Der in dem Speisewasserbehälter D
                                 zurückbleibende Dampf wird durch das ihn umgebende Wasser des Kühlbehälters D1 condensirt und
                                 in Folge des entstehenden Vacuums wird das Ventil g
                                 geöffnet und der Behälter D füllt sich mit
                                 Speisewasser, welches dann bei neuerlichem Sinken des Schwimmers C durch den einströmenden Dampf in den Kessel
                                 gepresst wird.
                              Wie ersichtlich, kann diese Vorrichtung ebenso zum Ansaugen von Flüssigkeiten,
                                 zum Heben derselben, und zu ähnlichen Zwecken verwendet werden.
                              Der automatische Dampfkesselspeiseapparat von Johann
                                    Pivoda in Holleschau (Oesterreichisch-ungarisches Privilegium vom 24.
                                 August 1892) ist gekennzeichnet durch drei Kammern oder Räume, von denen die
                                 eine (vortheilhaft die in der Mitte befindliche) mit der Speisewasserzuleitung
                                 verbunden ist, während die beiden anderen mit dem Kesselraume derart in
                                 Verbindung gebracht sind, dass beim Sinken des Wasserstandes unter die Normale
                                 der Dampf in die eine der beiden Kammern und von hier in einen diese Kammern
                                 verbindenden Injector einströmen kann, welcher in Folge seiner Saugwirkung das
                                 Wasser des mit der Speisewasserleitung verbundenen mittleren Raumes in die
                                 andere der beiden Kammern absaugt und von hier in den Kessel treibt.
                              Das eine Rohr, durch welches der Dampf beim Sinken des Wasserstandes in den
                                 Injector strömt und welches demgemäss im Niveau des normalen Wasserstandes in
                                 den Kessel ausmündet, ist im Inneren des Kessels mit einem etwas weiteren, oben
                                 und unten offenen Rohr umgeben, innerhalb dessen das Wasser trotz der Wallung im
                                 Kessel so ziemlich ruhig bleibt, wodurch die Wirksamkeit des Apparates
                                 erhöht und gesichert ist.
                              In Fig. 5 ist ein der Erfindung gemäss
                                 ausgeführter Sicherheitskesselspeiseapparat im Verticalschnitte dargestellt. Der
                                 Speiseapparat besitzt drei durch Doppelwandungen gesonderte Kammern oder Räume
                                 A, B und C, von
                                 denen der mittlere B mit dem Zuführungsrohr i für das Kesselspeisewasser verbunden ist. Die
                                 untere Kammer C ist durch das Rohr f mit dem Kesselraume verbunden, welches tief in
                                 den Wasserraum des Kessels dringt und daselbst ausmündet. Der obere Raum A ist durch ein die Kesselwandung durchdringendes
                                 Rohr d mit dem Innenraum des Kessels in Verbindung
                                 gebracht. Die Mündung d1 dieses Rohres liegt in der Ebene des normalen Wasserstandes, so
                                 zwar, dass beim Normalstand des Wassers das Rohr d
                                 noch vom Dampfraum abgeschlossen ist, während beim Sinken des Wasserstandes
                                 unter die Normale die Mündung d1 freigegeben ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 98
                                 Fig. 5.Speiseapparat von Pivoda.
                                 
                              In diesem Falle strömt der Dampf durch das Rohr d in
                                 den Raum A und drängt zuerst das in demselben etwa
                                 befindliche Wasser durch das Rohrsystem ee1 in den unteren Raum C, welcher als Vorwärmekammer dient. – Im Rohrsystem ee1 ist ein
                                 Injector D eingeschaltet, welcher durch ein kurzes
                                 Rohrstück i1 mit
                                 dem mittleren Raum B verbunden ist und eine Klappe
                                 d2 enthält,
                                 welche sich öffnet, sobald der Dampf durch das Rohrstück e und die Düse e1 des Injectors D
                                 strömt. Hierbei entsteht im Injectorraum ein Vacuum, so zwar, dass sich das
                                 Ventil d2 öffnet
                                 und das im Raume B befindliche Wasser abgesaugt und
                                 durch das zweite, mit dem Injectorraum verbundene Rohrstück e1 in den
                                 Vorwärmeraum C getrieben wird, von wo es durch das
                                 Rohr f in den Kessel strömt. Dieses Spiel
                                 wiederholt sich so oft, als der Wasserspiegel im Kessel unter ein gewisses,
                                 durch die Mündung d1 bestimmtes Maass sinkt. Die Räume A, B
                                 und G sind, wie eingangs erwähnt, durch Doppelwände
                                 von einander geschieden, so dass zwei Räume a und
                                 a1 entstehen,
                                 welche das im Raume B befindliche Wasser vor
                                 übermässiger Erwärmung, welche die Wirksamkeit des Injectors beeinträchtigen
                                 würde, schützen.
                              Der in dem Kessel befindliche Theil des Dampfrohres d ist zum grossen Theile von einem etwas weiteren Rohr j umgeben, das in den Wasserraum des Kessels
                                 eindringt. Das Wasser wird innerhalb dieses Rohres j trotz der Wallung im Kessel stets ruhig sein, wodurch die
                                 Wirksamkeit des ganzen Apparates gesichert ist.
                              
                              Neu und Gegenstand des Privilegiums ist: 1) Ein automatisch wirkender
                                 Sicherheitsspeiseapparat für Dampfkessel, gekennzeichnet durch drei Kammern oder
                                 Räume A, B und C, von
                                 denen die eine B mit der Speiseleitung i verbunden ist, während die beiden anderen Kammern
                                 A und C durch
                                 Bohre dd1 bezieh.
                                 f, mit dem Kesselraume derart in Verbindung
                                 gebracht sind, dass beim Sinken des Wasserstandes unter ein gewisses Maass der
                                 Dampf durch das Verbindungsrohr d in die eine der
                                 beiden Kammern (A) und von hier in ein diese
                                 Kammern A und C
                                 verbindendes Rohrsystem (ee1) gelangen kann, in welches ein Injector D eingeschaltet ist, der in Folge seiner
                                 Saugwirkung das aus der Speiseleitung i in den Raum
                                 B zufliessende Wasser durch das Rohr i1 in den
                                 Vorwärmeraum C und von hier durch das Rohr f in den Kessel treibt, wesentlich wie gezeigt und
                                 beschrieben.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 99
                                 Fig. 6.Schwimmer von Murri.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 99
                                 Fig. 7.Speisevorrichtung von Fleming.
                                 
                              2) Bei einem Speiseapparat die Anordnung eines oben und unten offenen Rohres j1 welches das
                                 Dampfrohr d umgibt und in den Wasserraum des
                                 Kessels eindringt, so dass das Wasser innerhalb dieses Rohres j trotz der Wallung im Kessel ruhig bleibt und in
                                 Folge dessen die Wirksamkeit des ganzen Apparates gesichert ist.
                              Bei den englischen Dampfkesselbetrieben scheint der Schwimmer als
                                 Auslösungsmittel für die Speisung beliebt zu sein. Bei der Vorrichtung von J. Murrte in Glasgow wirkt ein Schwimmer D auf den um seinen Drehpunkt C drehbaren Hebel, der sich in einem Schlitz F der Stange des Ventils G bewegt und das Ventil bei zu niedrigem Wasserstand lüftet, somit dem Speisewasser den Zutritt durch Rohr H gestattet. Nach oben und unten wird der
                                 Hebelausschlag durch die Stellschraube I und K begrenzt (Fig.
                                    6).
                              Aehnlich ist die Speisevorrichtung von G. S. Fleming
                                 in Coatbridge, Lanark. Das Speiseventil A
                                 (Fig. 7) beherrscht die Zuleitung B und steht unter dem Einfluss des Doppelhebels C, der seinen Drehpunkt in M hat. Der Schwimmer wird durch das Gegengewicht P ausgeglichen. Beim zu niedrigen Wasserstande wird
                                 mittels der Stange S das Ventil A gehoben und die Speisung erfolgt. Ausserdem kann
                                 auch die Speisung nach Bedarf durch Hochheben des Handhebels U bewirkt werden, da alsdann die Zugstange R den Doppelhebel beeinflusst und das Ventil A anhebt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 99
                                 Speisevorrichtung von Picking und Hopkins.
                                 
                              Die selbsthätige Speisevorrichtung von Picking und
                                    Hopkins in London wirkt mittels eines kleinen Ventiles auf einen
                                 Schieber, welcher den Wechsel in der Speisung bewirkt. Wenn bei der in Fig. 8 und 9 gezeichneten
                                 Stellung der cylindrische Raum A mit Wasser gefüllt
                                 ist, tritt der Kesseldampf durch die Kanäle B und
                                 C ein und das Speisewasser des Schwimmers tritt
                                 durch das Rohr D in den Kessel. Nachdem eine
                                 hinreichende Menge ausgetreten ist, steigt der Schwimmer und verschiebt zugleich
                                 mittels des Hebels F den Schieber E; dadurch wird dem Kesseldampf der Kanal G geöffnet, der Dampf tritt hinter den Kolben H und bewirkt den Schluss der Kanäle B und C, und stellt
                                 gleichzeitig eine Verbindung der Kanäle I und I1 her. Demnächst
                                 wird der erwähnte Kolben weiter nach K hin
                                 geschoben, die Kanäle B und C geschlossen und durch L und M eine Verbindung zwischen C und demgemäss zwischen B und dem
                                 Speisewasser hergestellt. Durch Wiederholung des Vorganges wird die stetige
                                 Speisung bewirkt.
                              Die Anzahl der vorgeschlagenen selbsthätigen Speisungen ist kaum zu übersehen,
                                 wesentlich neue Gesichtspunkte sind jedoch darin nicht zu finden.
                              Es sei hier nur noch wiedergegeben, was die Zeitschrift
                                    des Vereins für Ueberwachung der Dampfkessel über die Einführung des
                                 Speisewassers in den Dampfraum mittheilt und was der vollen Beachtung werth ist.
                                 Insbesondere handelt es sich um die Art und Weise der Speisung, bei welcher das
                                 Speisewasser direct in den Dampfraum des Dampfkessels eingeführt wird, und die
                                 wegen ihrer Mängel besondere Aufmerksamkeit verdient.
                              
                                 „In Folge der hierbei eintretenden plötzlichen Zerstäubung des Wassers werden
                                    bekanntlich die in Lösung befindlichen Salze ausgeschieden und meistens in
                                    Form von Schlamm durch Entleerungskästen oder geeignet angebrachte
                                    Ablasshähne u.s.w. entfernt. Die bei dieser Speisung wiederholt bemerkten
                                    Zerstörungen der Einführungsrohre haben Carcenat zu einer Reihe von Versuchen veranlasst, deren Ergebnisse
                                    wir in Folgendem kurz wiedergeben:
                                 
                              
                              Bei dem Versuchskessel (Fig. 10 und 11) wurde als
                                 Schlammsammler ein geschlossenes Gefäss benutzt, das nur oben durch ein
                                 Drahtnetz mit dem Dampfraum in Verbindung stand. Das Speisewasser gelangte
                                 zunächst durch einen mit dem Schlammsammler verbundenen Rohrstutzen gegen eine
                                 Deflectionsplatte und von hier durch ein abnehmbares Verticalrohr in den
                                 Sieder.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 100
                                 Carcenat's Versuche an Speisewassereinführungen.
                                 
                              
                                 Diese Vorrichtung gab zu keinen Erwägungen Anlass, wenn die Speisung durch
                                    einen Injector erfolgte. Bei Benutzung einer Pumpe aber wurden heftige
                                    Stösse und Detonationen im Einführungsrohr und selbst im Kessel
                                    wahrgenommen, die vollständig unregelmässig und unabhängig von dem Gange der
                                    Pumpe auftraten, und erst wieder bei dem Stillstand aufhörten. Der Kessel
                                    wurde, nachdem er einige Wochen im Betrieb war, befahren, und dabei
                                    festgestellt, dass der Schlammsammler zusammengedrückt war.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 100
                                 Speiserohreinführungen.
                                 
                              
                                 Eine ähnliche Erscheinung zeigte sich bei einem Röhrenkessel, bei dem das
                                    Speiserohr wagerecht (vgl. Fig. 12) in den
                                    Kessel eingeführt wurde. In Folge der heftigen Stösse während des Speisens
                                    zerriss der in den Kessel ragende Theil des Rohres und zerfiel in Stücke.
                                    Das gleiche Loos theilte das an Stelle des defecten eingesetzte neue Rohr.
                                    Zur Aufklärung der Ursache wurde darauf das innere Speiserohr entfernt, und
                                    zur Einführung des Speisewassers nur der Gusstutzen benutzt, ohne eine
                                    Aenderung in dem Auftreten der Stösse herbeizuführen. Der Gusstutzen liess
                                    nach einiger Zeit Dampf durch und musste entfernt werden. Die nähere
                                    Untersuchung ergab in dessen Innern kugelförmige Vertiefungen, welche den
                                    Anschein hatten, als ob sie mechanisch herausgesprengt worden wären. Die
                                    Wandstärke war in Folge dessen derart geschwächt, dass ein Abbrechen des
                                    Stutzens und damit eine Gefahr für den Kesselwärter bei längerer
                                    Betriebsdauer unausbleiblich sein musste.
                                 
                              
                                 Nach Ersatz des geraden Speiserohres durch ein gekrümmtes (Fig. 13) oder
                                    schräges (Fig.
                                       14) wurde dem Uebelstande vollständig abgeholfen. In ähnlicher
                                    Weise wurde bei dem Siederkessel (Fig. 10) das
                                    gerade Rohr durch ein gekrümmtes (Fig. 15) ersetzt
                                    und dadurch die Beseitigung der vordem aufgetretenen Stösse und die
                                    Erhaltung des Schlammsammlers für immer herbeigeführt.
                                 
                              
                                 Ueber die Ursachen der Rohrzerstörungen ist Carcenat selbst im Zweifel; er hält es aber für möglich, dass
                                    durch Umsetzung einer grossen Menge von freiwerdender Wärme (während des
                                    Speisens) in Arbeit die Aushöhlungen verursacht sind oder gar das Material
                                    in Folge des fortwährenden Temperaturwechsels eine Aenderung seiner Structur
                                    erfahren hat.
                                 
                              
                                 Vorstehende Angaben sind lehrreich genug, um bei Construction von Kesseln
                                    sein Augenmerk auf die scheinbar nebensächlichen Speiserohrführungen zu
                                    richten. Die Zerstörung des Schlammsammlers im ersten Falle scheint freilich
                                    unabhängig von der Zuführung des Speisewassers zu sein. In dem Augenblick,
                                    wo das Wasser kalt durch die Pumpe in den Kessel gebracht wird, wirkt es wie
                                    ein Einspritzcondensator; die dabei auftretende Druckdifferenz im Innern des
                                    Schlammsammlers gegenüber der Kesselspannung findet in Folge Contraction
                                    durch das Drahtnetz keinen Ausgleich und veranlasst daher ein
                                    Zusammendrücken des ohnedies sehr schwach gebauten Schlammsammlers.
                                 
                              
                                 Bei der Speisung durch den Injector hat das Wasser eine höhere Temperatur;
                                    die Condensationswirkung ist demnach gering und eine Zerstörung des
                                    Schlammkastens in Folge dessen wohl ausgeschlossen. Ausserdem kann das
                                    Wasser ohne weiteres in den Dampfraum übergeführt werden, während bei kaltem
                                    Wasser die zerstäubten Theilchen eine hohe Spannung erhalten und
                                    wahrscheinlich beim Anprallen gegen die Gefässwände unter heftigem Geräusch
                                    verdampfen.
                                 
                              
                                 Da, wo das Speiserohr gekrümmt oder nach oben etwas steigend ausgebildet ist,
                                    findet durch die stets im Rohre bleibende Wassersäule eine allmähliche
                                    Anwärmung des Speisewassers und dadurch Beseitigung der Schläge statt.“
                                 
                              Als Speiseventile, die sich insbesondere bei hoher Kesselspannung (10 bis 12 at)
                                 bei Schiffskesseln bewährt haben, bezeichnet H.
                                    Wilda in der Zeitschrift des
                                    Kesselüberwachungsvereins die combinirten Speiseventile von J. und G. Weir in Glasgow. Dieselben sollen bei
                                 zahlreichen Schiffen Englands verbreitet sein und sich auch bei französischen
                                 und deutschen Schiffen wachsender Anerkennung erfreuen. Wilda theilt a. a. O. Folgendes mit:
                              Die gewöhnlich angeordneten Aussenverbindungen des Wasserraums sind die beiden
                                 Speiseventile, Oberflächen- und Bodenabblasehähne, sowie Vorrichtungen zur
                                 Erzeugung einer genügenden Wassercirculation beim Dampfaufmachen.
                              Die von der genannten Firma eingeführten combinirten Kesselspeiseventile
                                 vereinigen in sich die erwähnten Armaturtheile, so dass ihre Anordnung sich nur
                                 auf zwei Stellen der Kesselwandung beschränkt und, was von besonderer
                                 Wichtigkeit ist, der Kesselboden ganz ohne Hähne bleibt.
                              Das in gewöhnlicher Weise (Fig. 17 und 18) ausgeführte Speiseventil a befindet
                                 sich in einem Gehäuse b, welches an einem
                                 Metallkörper d so angegossen ist, dass sich das
                                 Speiseventil seitlich (Fig. 17) oder an der Kesselfront (Fig. 18) anordnen
                                 lässt. Der Metallkörper d durchdringt die
                                 Kesselwandung und dient zugleich als Gehäuse für ein hohles
                                 Hahnküken e, dessen konisch geformtes Ende eine
                                 Oeffnung g hat und dessen anderes Ende einen Kopf
                                 h trägt, durch den die Drehung des Kükens
                                 hervorgebracht wird. Die Dichtung im Gehäuse d
                                 erfolgt durch eine Stopfbüchse. Auf das ebenfalls konisch gestaltete Ende des
                                 Gehäuses d ist ein Querstück f aufgeschoben, das durch die vorgesetzte Mutter
                                 m in seiner Lage erhalten wird und an das sich
                                 mit Flanschen die in den unteren und oberen Kesselraum führenden Kupferrohre
                                 anschliessen. Letztgenannte Rohre dienen zum Speisen, Abblasen, Abschäumen,
                                 sowie zum Ansetzen von Circulationsdampf.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 101
                                 Speiseventile von Weir nach Wilda.
                                 
                              Die Dichtung des Querstücks f durch die Mutter m hat selbst nach zweijährigem Gebrauch auf dem
                                 englischen Dampfer Queen of the Waves zu Klagen
                                 keinen Anlass gegeben. Zwischen dem Hahnküken und dem Gehäuse befindet sich ein
                                 ringförmiger Raum, der durch die Oeffnungen l und
                                 m entweder mit dem oberen oder unteren
                                 Kesselraum in Verbindung gebracht werden kann. Bei Anwendung der Speisung kann
                                 sich das Speiseventil frei bewegen und das Küken steht so, dass das eintretende
                                 Speisewasser durch die nach oben stehende Oeffnung g des Kükens in den Kessel tritt. Soll abgeschäumt werden, so wird das
                                 Kegelventil auf seinen Sitz gedrückt, worauf das abgeblasene Kesselwasser durch
                                 eine der Oeffnungen l oder m entfernt wird, durch Drehung des Kükens um 180° kann das
                                 Kesselwasser aus den unteren Theilen des Kessels entfernt werden.
                              Die Hauptvortheile der Weir'schen combinirten
                                 Speiseventile bestehen darin, dass:
                              1) beide Speisewasserzuleitungen sowohl für die Maschinen- als auch die
                                 Dampfspeisepumpe benutzt werden können;
                              2) im Hafen die Kessel geleert werden können, ohne das Wasser in die Bilge laufen
                                 zu lassen;
                              3) jede Leckage an den Armaturtheilen sofort dem bedienenden Personal sichtbar
                                 wird;
                              4) die Armaturtheile auf die möglichst kleinste Zahl beschränkt ist und
                                 Bodenhähne ganz fortfallen.
                              
                           
                              2) Vorrichtungen zur Controle des
                                    Wasserstandes.
                              Der allgemeinen Verwendung erfreuen sich dauernd die Wasserstände mit Glasröhren,
                                 und man ist unablässig bemüht, die Uebelstände derselben zu beseitigen. Zu
                                 diesen gehört in erster Reihe das Zerspringen des Glasrohres. Durch Wahl
                                 besserer Glassorten und sorgfältiges Abkühlen ist das Zerspringen allmählich zur
                                 Seltenheit geworden. Die Folgen eines etwa dennoch vorkommenden Unfalles
                                 hat man durch Verwendung von besonderen Schutzhüllen und durch selbsthätige
                                 Verschlussvorrichtungen zu beseitigen gesucht, was um so nothwendiger erscheint,
                                 als die Gefahr eines Unfalles mit dem stetigen Wachsen der Dampfspannung
                                 steigt.
                              Die Wichtigkeit, an dieser Stelle Aenderungen eintreten zu lassen, hat das
                                 gewerbe-hygienische Museum in Wien veranlasst, eine Commission zur Untersuchung
                                 der Wasserstandsgläser und der einschlägigen Fragen zu bilden.
                              Die Ursachen der Glasbrüche wurden von der Commission in der mangelhaften
                                 Construction, ungeeignetem Material, fehlerhafter Anbringung, sowie in der
                                 unrichtigen Handhabung gefunden. Für einzelne im Berichte aufgezählte
                                 Uebelstände seien nachstehend einige Heilmittel angeführt. – Vor allen Dingen
                                 muss dem Kesselwärter ein sicherer Schutz gegen Beschädigungen durch
                                 Glassplitter und gegen Verbrühungen geboten werden; eine fernere Bedingung ist
                                 die, dass die Beobachtung des Wasserstandes nicht erschwert werde. Diesen Zweck
                                 erfüllen in ziemlich vollkommener Weise die neuerdings vielfach angewendeten,
                                 meist im Halbkreis gebogenen Schutzvorrichtungen aus dickwandigem Glase, deren
                                 offene Seite der Kesselwandung zugekehrt ist. Diese Gläser erschweren zwar nicht
                                 das Erkennen des Wasserstandes, doch soll es vorgekommen sein, dass beim Platzen
                                 des Wasserstandsglases die Schutzhülse mit zertrümmert wurde und dadurch selbst
                                 Verletzungen veranlasste.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 101
                                 Glasschutzhülse von Reisert.
                                 
                              Diese Erfahrungen beruhen zum Theil darauf, dass die Glasschutzhülsen mit dem
                                 Wasserstande starr verbunden waren und den Anprall in Folge dessen nicht
                                 aushielten.
                              Letzteren Uebelstand vermeidet die Glasschutzhülse von Hans Reisert in Köln.
                              Wie Fig. 19 und 20 zeigen, ist die
                                 Schutzvorrichtung mittels Oesen hh in die Zapfen
                                 zz der an der oberen Stopfbüchsmutter
                                 vorhandenen Scheibe S eingehängt und liegt nach vorn lose
                                 auf der unteren Stopfbüchsmutter an. Die Schutzvorrichtung kann also beim
                                 Zerspringen des Wasserstandsglases um die Zapfen zz
                                 frei schwingen und fällt in Folge ihres Eigengewichtes beim Abschliessen der
                                 Wasserstandshähne auf die Stopfbüchsmutter zurück, den Stoss nimmt eine Feder
                                 f auf. Diese Schutzhülse erfüllt auch die
                                 zweite Bedingung.
                              Die empfehlenswerthe Drahtglasschutzhülse für Wasserstandsgläser, bei welcher das
                                 Drahtgewebe inmitten des Glases, mit diesem fest verschmolzen, eingebettet
                                 liegt, wird von der Actiengesellschaft für Glasindustrie
                                    vorm, Friedr. Siemens in Dresden angefertigt. Der Vorschlag zur
                                 derartigen Verwendung des Drahtglases soll vom Ingenieur Château herrühren.
                              Die Befestigung der Schutzvorrichtung am Wasserstandsglase geschieht mittels
                                 zweier Spiralfedern, welche oben und unten über die Enden der Drahtglashülse und
                                 über die Muttern der Wasserstandshähne gezogen werden; hierdurch ist eine
                                 elastische Verbindung mit dem Wasserstandsglase hergestellt, wodurch das Glas
                                 gegen die stärksten Anpralle geschützt ist. Die dünne Drahteinlage erschwert die
                                 Beobachtung des Wassers im Glase nicht, gewährt aber dem Bedienungspersonal
                                 unbedingte Sicherheit, weil die Drahteinlage das Umherfliegen von Glassplittern
                                 unmöglich macht. Dergleichen Schutzhülsen werden von Rich. Schwartzkopff in Berlin geliefert.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 102
                                 Fig. 21.Schutzhülse von Gutbier.
                                 
                              Versuche, welche vor Ingenieuren preussischer Dampfkessel – Ueberwachungsvereine
                                 angestellt worden sind, ergaben, dass die genannten Schutzhülsen selbst bei
                                 einer Dampfspannung von 30 at beim absichtlichen Zerschlagen der
                                 Wasserstandsgläser vollkommen unverletzt blieben. Es wurde ferner constatirt,
                                 dass von derartigen Hülsen, denen vor dem Versuch absichtlich Sprünge
                                 beigebracht waren, selbst bei der vorstehend genannten hohen Spannung Stücke
                                 nicht fortgeschleudert wurden.
                              Der Preis der Schutzhülse, die von Rich.
                                    Schwartzkopff in Berlin N. zu beziehen ist, beträgt einschliesslich der
                                 Befestigungstheile:
                              
                                 
                                    bei
                                    einer
                                    Länge
                                    bis
                                    zu
                                    300
                                    mm
                                    15,00
                                    M.
                                    
                                 
                                    „
                                    „
                                    „
                                    „
                                    „
                                    350
                                    „
                                    17,50
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    „
                                    „
                                    „
                                    „
                                    400
                                    „
                                    20,00
                                    „
                                    
                                 
                              Eine Abänderung hat Fr. v. Gutbier in Zwickau dahin
                                 vorgeschlagen, dass, wie Fig. 21 zeigt, ein oval
                                 zusammengebogener Streifen Messingblech vorn mit einem Ausschnitt versehen ist,
                                 in welchem ein schräges, grossmaschiges Drahtnetz angeordnet ist. Die Hülse wird
                                 so um das Wasserglas gelegt, dass die volle blanke Innenseite des Bleches hinter
                                 das Glas kommt und so gedreht werden kann, dass sie das Tages- oder Lampenlicht
                                 wie ein Spiegel reflectirt. Vor dieser hellen Spiegelfläche erscheint der
                                 Höhenspiegel des Wasserstandes als glänzend weisse, sehr auffällige Scheibe.
                                 Diese Schutzhülse ist von Johann Schedlbauer in Aue
                                 i. S. beziehbar.
                              Bei der in Fig. 22
                                 bis 24
                                 dargestellten Schutzvorrichtung ist eine mit Scharnier versehene Hülse verwendet
                                 worden, deren eine Hälfte offen, die andere mit starkem Glase geschützt
                                 ist; letztere ist dem Arbeiter zugekehrt und gewährt ihm sicheren Schutz gegen
                                 Glassplitter und Verbrühungen.
                              Eine Wasserstandshülse, die neben dem Schütze gegen Glassplitter eine erhöhte
                                 Sichtbarmachung des Wasserstandes anstrebt, ist von J.
                                    Roller,. Gummiwaarenfabrik in Frankfurt a. M., im D. R. P. Nr. 60357
                                 vorgeschlagen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 102
                                 Schutzvorrichtung mit Scharnier.
                                 
                              Der Apparat (Fig. 25) besteht aus zwei durch
                                 Federn gegen die Wasserstandsmuttern gedrückten Eisenkonus, in denen ein leicht
                                 bewegliches, leicht schliessbares Rothgussthürchen hängt, in das eine gebogene
                                 Hartglasscheibe eingeschoben ist, und welches die Vorderseite des Apparates
                                 bildet, während die Rückseite durch eine aus geschwärztem Eisenblech gebildete
                                 Blende mit schrägliegenden Einschnitten abgeschlossen ist. Hinter dieser Blende
                                 tragen die Konus einen um seine Höhenachse drehbaren, weiss emaillirten
                                 Reflector. – Beim angebrachten Apparate steht das Wasserstandsglas dicht vor der
                                 Blende, zwischen dieser und dem Thürchen. Der Reflector wird nach dem
                                 einfallenden Lichte gestellt, nimmt dasselbe auf und wirft es durch die schrägen
                                 Oeffnungen der Blende auf den Beschauer. Durch die dem Wasser eigenthümliche
                                 Lichtbrechung wird das Bild der schrägen Figuren der Blende, so weit das Wasser
                                 reicht, deformirt, so dass jene nicht mehr schräg, sondern wagerecht erscheinen,
                                 und hierdurch sowohl, als auch durch die Einwirkung des Reflectors wird die
                                 Sichtbarkeit des Wasserstandes erheblich vergrössert.
                              Die Schutzhülse ist auf den Wasserstandsköpfen drehbar angeordnet, sie kann also
                                 nach dem jeweiligen Standorte des Heizers gewendet werden; der Reflector nimmt
                                 das Licht auf, woher es auch komme, so dass also der Heizer überall, wo er sich
                                 im Kesselhause auch befinden mag, den Wasserstand jeden Augenblick controliren
                                 kann.
                              Von den vielen Vorrichtungen, welche sich die Aufgabe stellen, die richtige
                                 Wirkung der Wasserstandsgläser jederzeit controliren zu können, sei hier die
                                 Vorrichtung von Rich. Schwartzkopff erwähnt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 102
                                 Fig. 25.Wasserstandshülse von Roller.
                                 
                              Der Apparat (Fig. 26) besteht nach Glaser's Annalen aus einem ausserhalb des Kessels
                                 nach oben ansteigenden Rohre R, welches an der
                                 Kesselstirnwand mittels eines Flansches befestigt wird, und dessen in den Kessel
                                 hineinreichender Theil mit der Marke des niedrigsten Wasserstandes abschneidet.
                                 Dieses Rohr endet in ein mit Hahn h2 abschliessbares Glasrohr g, in dem sich ein Schwimmer s befindet, dessen Bewegung nach unten in
                                 geeigneter Weise begrenzt ist. Der zwischen Stirnwand und Glasrohr
                                 eingeschaltete Hahn h1 ermöglicht ein Absperren des Rohres bei einem etwaigen Bruch des
                                 Glasrohres, während das mit dem Hahn h2 verbundene Kupferröhrchen verhindern soll,
                                 dass beim Oeffnen des ersteren Wasser gegen das Glasrohr spritzt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 103
                                 Fig. 26.Wasserstand von Schwartzkopff.
                                 
                              Sobald nun bei genügendem Wasserstande Spannung im Kessel entsteht, füllt sich
                                 der ganze Apparat, nachdem die atmosphärische Luft entfernt worden ist, mit
                                 Wasser an; der Schwimmer erscheint im obersten Theile des Glasrohres und bleibt
                                 hier so lange sichtbar, bis eine Unterschreitung des niedrigsten Wasserstandes
                                 stattgefunden hat. In diesem Augenblick fällt das in dem Rohre R und dem Glasrohr g
                                 stehende Wasser in den Kessel zurück, und der Schwimmer s muss, da sich das Rohr nunmehr mit Dampf anfüllt, in seine tiefste
                                 Lage sinken. – Nach Aufspeisen des Kessels bis über die Marke des niedrigsten
                                 Wasserstandes füllt sich der Apparat wieder mit Wasser und der wieder sichtbar
                                 gewordene Schwimmer zeigt an, dass ein genügender Wasserstand im Kessel
                                 vorhanden ist.
                              Als Vorzug des Apparates ist zu erwähnen, dass irgend eine Störung, welche die
                                 Anzeigen des Wasserstandsglases beeinflussen könnte, ohne Einwirkung auf das
                                 regelrechte Verhalten desselben ist. Lediglich eine völlige Verstopfung des
                                 Rohres durch Schlamm oder Kesselstein würde die Wirkung des Apparates
                                 aufheben.
                              Da nun aber eine Circulation des Wassers im Rohre R
                                 nicht stattfindet, so lagert sich auch bei schlechtestem Speisewasser
                                 Kesselstein oder Schlamm im Rohrinneren nur äusserst wenig ab. Ausserdem bietet
                                 der Hahn h2 dem
                                 Kesselheizer die Möglichkeit, sich von dem ordnungsmässigen Zustande des
                                 Apparates jederzeit zu überzeugen, und dürfte es genügen, wenn diese Controle
                                 täglich einmal vorgenommen wird.
                              Gegenüber den gesetzlich vorgeschriebenen Probirhähnen bietet der Apparat den
                                 Vortheil, dass der Heizer mit einem Blick erkennen kann, ob ein genügender
                                 Wasserstand vorhanden ist, während die Probirhähne, um die Richtigkeit des
                                 Wasserstandes im Glase zu controliren, erst geöffnet werden müssen, was
                                 erfahrungsmässig in vielen Betrieben selten geschieht, abgesehen davon, dass es
                                 für ein ungeübtes Auge schwer ist, zu unterscheiden, ob dem Probirhahn Dampf
                                 oder Wasser oder ein Gemisch hiervon entströmt.
                              Der Schutz gegen die Folgen des Zerspringens der Wasserstandsgläser wird ausser
                                 durch die schon erwähnten Schutzhülsen auch durch die Construction von
                                 selbsthätigen Absperrvorrichtungen innerhalb der Wasserstandsarmaturen zu
                                 erreichen gesucht. So sind von Röver und Neubert in
                                 Braunschweig – nach den ursprünglichen Patenten von Svensson – innerhalb der Küken Metallkugeln, wie Fig. 27a bis 27d
                                 zeigen, angeordnet (D. R. P. Nr. 54750 und Nr. 59091), welche im unteren Theil
                                 des Kükens ruhen und beim Springen des Glases durch den Dampf plötzlich in die
                                 kreisförmige Oeffnung des normalen Dampfausganges gepresst werden, welchen sie
                                 fest verschliessen. Die Hahnöffnungen sind derartig angeordnet, dass bei dem
                                 unteren, senkrecht unter dem Glasrohr befindlichen Hahn in der Normalstellung,
                                 bei dem oberen, seitlich angebrachten Hahn nach einer Drehung um 180° C., ein
                                 Durchstossen des in den Kessel führenden Kanals möglich ist, und dass die Kugeln
                                 durch die Oeffnungen der Verschlusschrauben während des Betriebes herausgenommen
                                 werden können. Bei normaler Thätigkeit hat der Apparat die in 1 gezeichnete Stellung der Hähne. Springt das Glas,
                                 so wird die Dampfausgangsöffnung durch die Kugel sofort geschlossen, und es kann
                                 ohne jegliche Belästigung durch Dampf oder Wasser ein neues Glas eingesetzt
                                 werden. Nach Einziehen eines frischen Glases dreht man das Küken in die Stellung
                                 2 und darauf in die Lage 1 zurück, worauf der Apparat sich wieder in
                                 normaler Lage befindet.
                              Das Ausblasen des Apparates geschieht in der Stellung 3, in welcher die Kugeln den nunmehrigen Dampfaustrittskanal nicht
                                 abschliessen können, da derselbe nicht wie derjenige der Normalstellung von
                                 kreisförmigem Querschnitt, sondern länglich ist.
                              Um während des Betriebes sich von der Beschaffenheit der Kugel zu überzeugen,
                                 sowie dieselbe zu reinigen, wird das Küken in die Stellung 4 gebracht, in welcher die Verbindungskanäle
                                 geschlossen sind. Die Kugel fällt nach Entfernung der Verschlussschraube von
                                 selbst heraus und kann, nachdem sie gereinigt ist, ohne weiteres wieder
                                 eingesetzt und durch die Verschlusschraube gehalten werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 103
                                 Fig. 27.Absperrvorrichtung der Wasserstände.
                                 
                              Eine ausführliche Constructionszeichnung dieses Sicherheitswasserstandes befindet
                                 sich auf Taf. 1 Jahrg. 16 1893 der Zeitschrift des
                                    Verbandes der Kesselüberwachungsvereine, Nach der Mittheilung auf S. 5
                                 der angeführten Zeitschrift sind die besprochenen Wasserstände vielfach von Rover und Neubert verbessert worden, so sind z.B.
                                 die Ventilkugeln von besonders harter Metalllegirung dargestellt, um Abnutzungen
                                 auszuschliessen. Nach Mittheilungen von H. Hartmann
                                 ist bei verschiedenen Proben das Wasserstandsglas zerschlagen worden, ohne dass
                                 ein irgendwie bemerkenswerther Dampf- oder Wasserverlust stattgefunden
                                 hatte.
                              Es wäre deshalb nach Hartmann wohl zu wünschen, dass
                                 dieser sicher und dauernd functionirende Apparat sich bei den Kesselanlagen,
                                 namentlich bei denen in engen Räumen, besonders also auch auf Schiffen, Eingang
                                 verschaffen möchte.
                              Unter der Ueberschrift: „Stopfbuchs-Wasserstandshahnköpfe und Probirhähne mit
                                    elastischem Küken“ schreiben Glaser's
                                    Annalen über den zur Vermeidung von Undichtheiten construirten Hahn von
                                 Kessler (D. R. P. Nr. 73714) Folgendes: Er
                                 besteht aus dem Hahngriff mit an zwei Stellen geführtem Stiel a (Fig. 28), welcher
                                 mittels zweier Schrauben die elastische, der Länge nach geschlitzte Hülse b mitnimmt. Diese Hülse wird durch Anziehen der
                                 Mutter c ins Gehäuse gepresst und legt sich in
                                 Folge ihrer Elasticität überall fest an. Dadurch ist es dem Schlamm und Schmutz
                                 unmöglich gemacht, zwischen Hülse und Gehäuse zu gelangen und so seine
                                 zerstörende Wirkung auf die Dichtungsflächen auszuüben. Die Flächen werden daher
                                 nicht rauh, und das häufige Einschleifen fällt fort. Dabei bleibt der Hahn,
                                 welcher nur seiner Elasticität entsprechend sich anschmiegt, leicht
                                 beweglich.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 104
                                 Fig. 28.Wasserstand von Kessler.
                                 
                              Die Hähne gehen, kalt oder warm, unter geringem Druck immer leicht; sofern ein
                                 Hahn unter vollem Druck noch etwas leckt, braucht man nur die Mutter c um ein ganz Geringes anzuziehen.
                              Von der Voraussetzung ausgehend, dass der Wasserstandsapparat nur dann seinem
                                 Zweck entspricht, wenn er solide ausgeführt ist, werden diese Wasserstandshähne,
                                 deren Alleinfabrikation Richard Schwartzkopff in
                                 Berlin übertragen ist, nur in schwerem Modell für Glasröhren von 20 mm äusserem
                                 Durchmesser angefertigt.
                              Ein neuer Wasserstandsapparat mit Selbstschluss wird von der Firma Schumann und Co. in Leipzig-Plagwitz angefertigt.
                                 Die Einrichtung dieses Wasserstandsapparates ist aus Fig. 29 bis 31 ersichtlich.
                              Auf dem freien Ende einer in gewöhnlicher Weise in das Gehäuse des
                                 Wasserstandskopfes hineinragenden Spindel schwingt um die Spindelachse eine
                                 einseitig aufgehängte Metallplatte, welche mit einem Dichtungspfropfen versehen
                                 ist. Aussen trägt die Spindel einen gleichzeitig als Gegengewicht ausgebildeten
                                 Hebelarm, durch den ein Oeffnen und Schliessen des Apparates bewirkt werden
                                 kann.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 104
                                 Wasserstand von Schumann und Co.
                                 
                              Wirkt der Wasserstandsapparat regelrecht, so ist die Stellung der Abschlussklappe
                                 wie in Fig. 29
                                 dargestellt, das Wasser bezieh. der Dampf hat dann ungehinderten Zugang zum
                                 Glase; beim Platzen des Glases kommt indessen lediglich der im Kessel vorhandene
                                 Druck zur Geltung, und dieser presst die frei pendelnde Platte gegen die
                                 Austrittöffnung, dieselbe so lange verschliessend, bis auf beiden Seiten
                                 wieder – in diesem Falle durch Einsetzen eines neuen Glases – der Druckausgleich
                                 hergestellt ist. Fig.
                                    30 zeigt den Wasserstandskopf in geschlossenem, Fig. 31 in
                                 zwangsweise geöffnetem Zustande, wenn die Verbindungsröhren zwecks Beseitigung
                                 von Kesselstein und Schlamm durchstossen werden sollen.
                              Der Abschluss wird so schnell bewirkt, dass Verbrühungen als nahezu
                                 ausgeschlossen zu betrachten sind. Durch das Fehlen von Hähnen und Ventilen wird
                                 dieser Apparat äusserst einfach in seiner Construction.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 104
                                 Fig. 32.Steven u. Struthers Doppel-Wasserstandszeiger.
                                 
                              Nach Industries vom 3. Februar 1893 werden von Steven und Struthers in Glasgow
                                 Doppel-Wasserstandszeiger in den Handel gebracht, welche so eingerichtet sind,
                                 dass beim Versagen des einen in Gebrauch stehenden Wasserstandes sofort das
                                 zweite Reservestück in Betrieb gesetzt werden kann. Es ist dazu nur eine Drehung
                                 zweier Hähne erforderlich. Das zerbrochene Wasserstandsglas kann dann in aller
                                 Ruhe wieder eingesetzt und bei etwa Fig. 32.
                                 erforderlichem Wechsel ohne weiteres in Betrieb gesetzt werden. Fig. 32 zeigt die äussere Anordnung.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 104
                                 Fig. 33.Signalapparat für den höchsten Wasserstand von
                                    Schwartzkopff.
                                 
                              Signalapparate für den höchsten zulässigen Wasserstand sind dann von Wichtigkeit,
                                 wenn zu befürchten ist, dass das Wasser übersteigt und in Maschinen o. dgl.
                                 geräth, wo Beschädigungen aller Art die Folge sind. Eine einfache Sicherung
                                 hiergegen hat Rich. Schwartzkopff in Berlin
                                 angegeben (Fig. 33). Der Apparat (vgl. Glaser's Annalen) besteht aus einem Rohr r, welches mit seinem unteren, offenen Ende bis zum
                                 höchsten Wasserstand in den Kessel eintaucht und dicht über dem Kesselscheitel
                                 durch einen Hahn absperrbar ist. Oben mündet das Rohr r in einen Kopf k, in welchem ein
                                 Schwimmer s gelagert ist. Dieser ist mittels der
                                 kurzen Schwimmerstange so geführt, dass er bei seiner Aufwärtsbewegung die
                                 darüber liegenden Federn berühren und zusammendrücken muss.
                              So lange der Wasserstand im Kessel tiefer als die untere Mündung des Rohres r liegt, wird durch den kleinen Hahn am Kopfe des
                                 Apparates – welcher dauernd ein wenig offen gehalten wird –, nur Dampf
                                 ausströmen und der Schwimmer sbleibt in seiner Lage,
                                 ohne die Federn am Deckel zu berühren.
                              In dem Augenblick aber, wo der höchste Wasserstand im Kessel erreicht wird, füllt
                                 sich das ganze Rohr und der Kopf des Apparates mit Wasser; hierdurch wird der
                                 Schwimmer s emporgehoben und die untere Feder gegen
                                 die obere gedrückt. An der Berührungsstelle sind beide Federn mit einer
                                 Platinarmirung versehen. Diese stehen in leitender Verbindung mit den
                                 Polschrauben p1 und
                                 p2, in welche
                                 eine elektrische Signalleitung eingeschaltet ist.
                              Auf diese Weise ist es möglich, im Kesselhaus und gleichzeitig in beliebiger
                                 Entfernung von demselben ein Läutesignal und ein sichtbares Zeichen zu
                                 übermitteln, sobald in einem Kessel der höchste zulässige Wasserstand erreicht
                                 wird.
                              Bei allen bisher üblichen Schwimmerapparaten ist der Schwimmerkörper im Kessel
                                 selbst angeordnet und hierdurch einerseits dem Verschmutzen durch Kesselstein,
                                 andererseits den fortwährenden und äusserst heftigen Bewegungen des
                                 Kesselwassers ausgesetzt. – Im Gegensatz hierzu befindet sich bei dem
                                 vorliegenden Apparat der Schwimmer dauernd in Ruhe und wird nur in dem
                                 Augenblick bewegt, wo bei Erreichung des höchsten Wasserstandes das Wasser in
                                 den Kopf des Apparates eintritt bezieh. aus demselben wieder herauszufallen
                                 beginnt. Ebenso ist die Gefahr einer Verschmutzung des Apparatkopfes durch
                                 Kesselstein ausgeschlossen, da derselbe für gewöhnlich nur mit Dampf und nur in
                                 den vorerwähnten Zeitpunkten mit Wasser gefüllt ist. Ausserdem kann der Apparat
                                 nach Abschluss des Hahnes h jederzeit geöffnet und,
                                 wenn erforderlich, gereinigt werden. Die Platinarmirung an den Contactstellen
                                 beugt der Möglichkeit eines Versagens durch Oxydirung vor.