| Titel: | Beiträge zur Untersuchung des Wollfettes. | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 135 | 
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                        Beiträge zur Untersuchung des Wollfettes.Das Manuscript dieser Abhandlung wurde uns am 20.
                                 Mai l. J. eingesandt; die Veröffentlichung aber, im Einverständniss mit dem
                                 Herrn Verfasser, bis heute verschoben.Die Redaktion.
                        Von W.
                                 Herbig.
                        Beiträge zur Untersuchung des Wollfettes.
                        
                     
                        
                           Die quantitative Bestimmung des unverseifbaren Antheiles im
                              Wollfett.
                           In dieser ZeitschriftD. p. J. 1894 292 42
                                    und 66. habe ich vor Kurzem eingehend den Verseifungsprocess des
                              Wollfettes beschrieben und an vier aus Rohwollen verschiedener Herkunft extrahirten
                              Wollfetten nachgewiesen, dass unter bestimmten Bedingungen der Verlauf des Processes
                              quantitativ zu verfolgen ist. Ferner habe ich am selben Orte durch zahlreiche
                              Versuche festgestellt, dass die von Kossel-Obermüller-Krüger bearbeitete Frage der Verseifung der Fette
                              mittels Natriumalkoholat in der von diesen Autoren behaupteten allgemeinen
                              Ausdehnung auf alle Fette nicht gültig ist, sondern
                              dass die vollständige Verseifung mit Natriumalkoholat wohl für leicht verseifbare
                              Substanzen durchführbar ist, nicht aber, und das ist der wichtigste Punkt bei der
                              Beurtheilung dieser Frage, für schwer verseif bare Fettkörper, wie Wollfett,
                              Wachsarten – z.B. Bienenwachs, chinesisches Wachs und Carnaubawachs.
                           Damals schon habe ich darauf hingewiesen, dass für eine systematische
                              Untersuchung des Wollfettes die Aufklärung des Verseifungsprocesses von
                              grundlegender Bedeutung ist, und dass eine von mir seit Langem verfolgte präcise und
                              glatte Bestimmung der im Wollfett enthaltenen Körper erst dann erfolgen konnte,
                              nachdem diese Frage erschöpfend beantwortet worden war. Namentlich konnte eine
                              Bestimmung des unverseifbaren Antheils im Wollfett erst dann ausgeführt werden,
                              nachdem das Verhalten des Wollfettes gegenüber der Einwirkung alkoholischen Kalis
                              unter den verschiedensten Bedingungen studirt worden war. Es ist mir gelungen,
                              nachzuweisen, dass die sämmtlichen von mir untersuchten Wollfette ganz bestimmte
                              Grenzen des Verseifungsprocesses erkennen lassen: erstens nämlich, dass die
                              Verseifung am Rückflusskühler mit ½-normal-alkoholischem Kali nach einstündiger
                              Einwirkung in der Siedehitze beendet ist; zweitens, dass die schwer verseifbaren
                              Antheile des Wollfettes unter Druck mit doppelt-normalalkoholischem Kali bei 105°
                              zerlegt werden.
                           Auf diesen Grundlagen baut sich die nachfolgende Untersuchung auf.
                           Die Trennung der leicht verseifbaren Antheile der Fette von den schwer resp.
                              unverseifbaren Bestandtheilen derselben ist vielfach bearbeitet worden. Die
                              Bestimmungen können entweder gewichtsanalytisch oder titrimetrisch ausgeführt
                              werden.
                           Benedict, Analyse der Fette und Wachsarten (S. 155 und
                              folgende), unterscheidet:
                           a) Methoden, bei welchen die Substanz mit alkoholischem Kali verseift und der
                              unverseifte Antheil direct gewogen wird. Diese Methoden geben stets zu niedrige
                              Resultate (S. 155).
                           b) Methoden, bei welchen die erhaltene Seifenlösung mit Aether oder Petroläther
                              extrahirt wird.
                           c) Methoden, bei welchen die trockenen Seifen extrahirt werden.
                           Bei den unter b) angeführten Methoden schütteln Allen
                              und Thomson mit Aether aus, Nitzsche mit Benzin unter Zusatz von Glycerin (letzteres soll die
                              Scheidung der Schichten beim Ausschütteln im Scheidetrichter leichter erfolgen
                              lassen), Morawski und Demski endlich mit Petroläther. Zur Extraction trockener Seifen verwendet
                              man meistens Petroläther. Allen und Thomson extrahiren die mit Sand gemischten getrockneten
                              Natronsalze. Bei der Bestimmung des unverseif baren Antheiles im Bienenwachs,
                              Carnaubawachs, welche Myricylalkohol enthalten, werden die unter b) beschriebenen
                              Methoden unbrauchbar, weil Myricylalkohol von den erwähnten Lösungsmitteln nur sehr
                              schwer aufgenommen wird. In diesem Falle sollen die mit Sand gemischten getrockneten
                              Bleiseifen mit Petroläther wiederholt ausgekocht werden. Horn und Grittner verwenden Chloroform als
                              Extractionsmittel. Donath extrahirt in einem zur
                              Bestimmung von Paraffin in Stearinkerzen ausgearbeiteten Verfahren die Kalkseifen im
                              Soxhlet mit Petroläther. 6 g Substanz werden mit alkoholischem Kali verseift, der
                              Alkohol wird verdunstet, der Rückstand in Wasser gelöst und die Lösung mit Kalk
                              gefällt. Bei Anwesenheit von viel Paraffin setzt Donath
                              etwas Soda zu, um den Niederschlag durch mitgefällten kohlensauren Kalk in poröse
                              pulverige Form überzuführen. Die Kalkseifen werden auf dem Filter mit heissem Wasser
                              gewaschen, was ohne jeden Verlust geschehen soll, bei 100° getrocknet, gepulvert, mit
                              Petroläther extrahirt. Der Fehler soll nicht mehr als 0,8 Proc. übersteigen. Die
                              neueren Arbeiten über die Trennung des Unverseifbaren vom Verseifbaren haben
                              sämmtlich zum Gegenstand die Scheidung der beiden Theile durch Ausschütteln mit
                              Petroläther. Hönig und SpitzZeitschr. f. angew. Chemie, 1891 S.
                                    565. führen den Process des Ausschütteins an technischen Oleinen
                              durch. LewkowitschJournal of the soc. of. chemical industry, Bd.
                                    11 S. 734. und MansbridgeChemical News,
                                    1892 S. 253. wenden dieses Verfahren zur Untersuchung technischer
                              Wollfette an. Alle diese Verfahren haben indessen Mängel, welche ihre Genauigkeit
                              und Sicherheit sehr beeinflussen und ihre Verwendbarkeit beeinträchtigen. So ist
                              z.B. das Verfahren von Donath, wie aus den in Tabelle
                              III angeführten Zahlen zu ersehen ist, für die Bestimmung der unverseifbaren
                              Substanzen im Wollfett ganz unbrauchbar. Auf die Schwierigkeit des Ausschütteins
                              alkoholischer Lösungen verseifter Wollfette mit Aether oder Petroläther ist schon
                              von verschiedenen Seiten hingewiesen worden. Lewkowitsch selbst (loc. cit.) hebt die Punkte hervor, welche eine glatte
                              Verwendung dieses Verfahrens erschweren: Die Schwerlöslichkeit hochmolecularer
                              fettsaurer Kalisalze in Alkohol und die leichte Emulsionsbildung beim Extrahiren der
                              Aetherlösung der unverseiften Masse mit verdünntem Alkohol.
                           Die Arbeit von Mansbridge, welche im Besonderen dasselbe
                              Verfahren am Wollfett behandelt, welches Hönig und Spitz am Olein anwenden, möge hier in Bezug auf die
                              Ausführung kurz excerpirt werden.
                           Mansbridge verseift 25 g Wollfett, die gebildete Seife
                              wird mit Wasser gekocht, mit Säure zerlegt, die abgeschiedenen Fettsäuren +
                              Unverseifbares gewaschen und getrocknet. Von dieser Mischung werden je nach der
                              Menge des Unverseifbaren 1 bis 4 g in 50 cc Methylalkohol aufgelöst, mit leicht
                              siedendem Petroläther am Rückflusskühler gekocht und dann mit ½-normalwässeriger
                              Kalilauge neutralisirt. Alsdann wird die in einen Scheidetrichter gebrachte Masse
                              geschüttelt, die alkoholische Lösung abgelassen, die Benzinschicht mit 50 cc warmem
                              Wasser, alsdann mit 40 cc warmem 70proc. Alkohol ausgeschüttelt. Die Extraction der
                              Seifenlösung mit Benzin wird wiederholt und die Petrolätherschicht wie vorher
                              gewaschen. Die Bildung jener oben erwähnten Emulsionen sucht Mansbridge auf folgende Art zu vermeiden.
                           Er verwendet zum Waschen der Petrolätherlösung 50proc. Alkohol. Nachdem mit den
                              ersten 50 cc dieses Alkohols durchgeschüttelt worden ist, lässt man den
                              Scheidetrichter 15 Minuten stehen und fügt dann einige Cubikcentimeter siedenden
                              Alkohols zu. Die Trennung soll sofort stattfinden. Ist diese noch ungenügend, so
                              fügt man noch einige Cubikcentimeter siedenden Alkohols zu. Ein vier- bis
                              fünfmaliges Waschen mit 50proc. Alkohol genügt. Die vereinigten Seifenwaschwässer
                              werden dann noch zweimal mit frischem Petroläther ausgeschüttelt. Die vereinigten
                              Auszüge werden vom Petroläther durch Abdestilliren befreit, der Rückstand wird
                              getrocknet und gewogen. Das Trocknen der extrahirten Proben erheischt bestimmte
                              Vorsichtsmaassregeln, da ein längeres Erhitzen derselben, wie Mansbridge an einigen Beispielen zahlenmässig
                              nachweist, Verluste von 2 bis 3 Proc. herbeiführen kann, namentlich wenn im
                              Unverseifbaren Mineralöl enthalten ist. Er vergleicht dann die durch Extraction
                              und die durch Titration erhaltenen Resultate, wobei bei der Berechnung der letzteren
                              das Moleculargewicht der Oelsäure 282 für die Wollfettsäuren zu Grunde gelegt wird,
                              wobei sich allerdings zwischen beiden Methoden Unterschiede je nach der Natur des
                              untersuchten Wollfettes von 2 bis 10 Proc. feststellen lassen. Selbst die
                              vorbeugende Bemerkung des Autors, dass er nicht etwa nur die besten Resultate in der
                              eben skizzirten Arbeit herausgesucht habe, haben mich nicht vermocht, meine Bedenken
                              gegen dieses Verfahren aufzugeben, zumal da doch einige Wollfette, selbst unter
                              Zuhilfenahme jenes von Mansbridge vorgeschlagenen
                              Kunstgriffs, bei der Bildung von Emulsionen verharren, wie mich nach dieser Richtung
                              hin angestellte Versuche überzeugt haben. Da das titrimetrische Verfahren, welches
                              Voraussetzungen macht, die thatsächlich in vollem Umfange gar nicht bestehen,
                              dadurch ebenfalls aber ungenau wird, so versuchte ich durch Extraction von trockenen
                              Salzen, dargestellt aus verseiftem Wollfett mit verschiedenen Fällungsmitteln, ein
                              Verfahren zur Bestimmung des Unverseifbaren auszuarbeiten, welches einfach, dabei
                              aber hinreichend genau für die Ansprüche der technischen Untersuchungen ist, ohne
                              die eben citirten Mängel der anderen Methoden zu besitzen.
                           Es wurde quantitativ das Verhalten der aus den fettsauren Kalisalzen eines der von
                              mir dargestellten Wollfette durch Fällung erhaltenen Kupfer-, Zink-, Cadmium-,
                              Thonerde-, Barium-, Strontium-, Calcium- und Magnesiumsalze gegenüber Aether und
                              Petroläther geprüft und dabei gefunden, dass diese sämmtlichen Salze bei der
                              Extraction des unverseifbaren Antheils in geringer Menge mit in den Extract
                              eingehen. Obgleich BornträgerChemiker-Zeitung,
                                    Repertorium, 1893 S. 101. festgestellt hat, dass fettsaure
                              Thonerde in Aether unlöslich ist und sogar vom löslichen fettsauren Eisen
                              quantitativ auf diese Weise getrennt werden kann, scheint mit Fettsubstanz beladener
                              Aether ein Lösungsmittel nicht nur für ölsaure Thonerde, sondern überhaupt für alle
                              fettsauren Salze zu sein, wie aus nachstehenden Zahlen wohl nicht ganz unberechtigt
                              geschlossen werden darf. Aus leicht verständlichen Gründen konnte von einer
                              Untersuchung der Bleisalze (ölsaures Blei leicht löslich in Aether), Silbersalze
                              (leicht zersetzlich am Licht), ebenso von den leicht zersetzbaren Salzen des
                              Mangans, Kobalts und Nickels gegenüber diesen Extractionsmitteln Abstand genommen
                              werden. Erst nachdem diese Untersuchungen bereits abgeschlossen waren, gelangte ein
                              Referat über das Verhalten des ölsauren WismuthsSeifenfabrikant, 1893 S. 228. in
                              meine Hände. Ich habe das Studium der fettsauren Wismuthsalze erst jüngst in das
                              Bereich meiner Untersuchungen gezogen, so dass darüber erst später berichtet werden
                              kann. Die nachstehenden, in Tabelle I aufgeführten Werthe wurden auf folgende Weise
                              erhalten:
                           2 g Wollfett aus Neu-Seeland-Wolle wurden verseift, mit Salzsäure genau neutralisirt,
                              der Alkohol verdunstet und dann nach Ueberführung der Masse in ein Becherglas
                              mittels entsprechender Salzlösungen bei 70° gefällt; es wurde abfiltrirt und mit
                              kaltem, sehr verdünntem Alkohol (1:20) so lange gewaschen, bis eine Probe des
                              Filtrates, mit Silbernitrat versetzt, nur noch schwach opalisirte. Der Rückstand
                              wurde im Exsiccator über Schwefelsäure in der Luftleere getrocknet, alsdann im
                              Soxhlet-Extractionsapparat 6 Stunden extrahirt. Das Lösungsmittel wurde
                              verdunstet, der Rückstand 1 Stunde bei 105° C. getrocknet, alsdann verascht.
                           Tabelle I.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 137
                              Name des verwendeten Salzes;
                                 Angewendeten Fett; Gefundenes Unverseifbares in g Lösungsmittel; Asche des
                                 Extractes in g; Asche in Proc. des unverseifbaren Antheils; Aus dem gefundenen
                                 Aschengehalt berechnet gelöstes fettsaures Salz als stearinsaures Salz in g,
                                 Procentgehalt an Unverseifbarem nach Abzug der berechneten gelösten Salze,
                                 Austral. Wollfett; Petrol-; äther; Aether; Petroläther; Aether; Petroläther;
                                 Kupfersalze aus amerikanischem Wollfett; Zinksalz; Cadmiumsalz; Thonerdesalz;
                                 Magnesiumsalz; Calciumsalz; Strontiumsalz; Bariumsalz
                              
                           Da von sämmtlichen Salzen die Kalksalze noch die geringsten Mengen Asche beim
                              Verbrennen des Extractes hinterliessen, so suchte ich durch eine grössere
                              Versuchsreihe festzustellen, ob der Aschengehalt des aus den Kalksalzen extrahirten
                              unverseifbaren Bestandtheils gewisse Regelmässigkeiten aufweisen würde, welche dann
                              zur Berechnung des Procentverhältnisses an Unverseifbarem zu verwenden gewesen
                              wären. Aus den nachstehenden Bestimmungen, welche an drei verschiedenen Wollfetten
                              durchgeführt wurden, erhellt, dass dabei nur ein geringes Maass der Uebereinstimmung
                              zu erzielen ist. Die beim Veraschen in der Platinschale zurückbleibenden Mengen CaO
                              wurden, auf stearinsaures Calcium umgerechnet, von dem direct durch Wägung
                              gefundenen Extract in Abzug gebracht.
                           Tabelle II.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 137
                              Name des Wollfettes; Angewendetes
                                 Fett in g; Gewogener Extract in g; In Proc. des angewendeten Fettes; Asche des
                                 Extractes in g; Asche in Proc. des gefundenen Extractes; Aus dem Aschengehalt
                                 als stearinsaures Ca berechnete Menge gelöstes fettsaures Ca in g; Unter Abzug
                                 dieser Menge wirklich gefundener Extract in g; Grösste Differenz in Proc.; Fett
                                 aus Buenos-Aires Wolle; Fett aus Neu-Seeland Wolle; Fett aus australischer Wolle
                                 (Festland)
                              
                           Die Vermuthung, dass vielleicht eine poröse Beschaffenheit der zu extrahirenden
                              Salzmassen, nach Donath's Methode, die Löslichkeit
                              der Kalksalze vermindern könnte, wurde nicht bestätigt; denn die durch Zusatz von
                              Soda zur Seifenlösung bezweckte Füllung von kohlensaurem Kalk hatte zur Folge, dass
                              der Extract so reich an CaO wurde, dass die Resultate total unbrauchbar wurden.
                           Tabelle III.
                           
                              
                                 AngewendetesFett:Amerikan. Fettin
                                    g
                                 GefundenerExtract in g
                                 In Procenten
                                 Asche desExtractes in gals CaO
                                    ge-wogen
                                 Als ölsauresCalciumberechnet
                                 
                              
                                 2,0951
                                 1,4099
                                 67,29
                                 0,1396
                                 1,5007
                                 
                              
                                 1,5543
                                 1,1627
                                 74,77
                                 0,1520
                                 1,6340
                                 
                              
                                 1,6235
                                 1,1867
                                 73,09
                                 0,1309
                                 1,4701
                                 
                              
                                 1,4679
                                 0,9984
                                 68,02
                                 1,1345
                                 1,4459
                                 
                              
                           Da nun ausserdem, wie im Nachstehenden zu ersehen ist, die Extraction mit Aether oder
                              Petroläther gar nicht vollständig zu erreichen ist, sah ich von einer weiteren Verfolgung dieser
                              Verfahren ab, da ich besonderen Werth auf die Gewinnung vollständig aschenfreier
                              Extracte legen wollte.
                           Tabelle IV.
                           
                              
                                 
                                    
                                    Dauer
                                    
                                    der
                                    
                                    Extraction
                                    
                                 AngewendetesFett
                                 GewogenerExtract in g
                                 In Proc.des
                                    ange-wendetenFettes
                                 Asche desExtractes in gals CaO
                                 Asche inProc.
                                    desgefundenenExtractes
                                 Aus dem Aschen-gehalt als stearin-saures CaO
                                    be-rechnet gelöstesfettsaures CaOin g
                                 Daraus be-rechnet Extractin g
                                 In Proc.
                                 
                              
                                 6 Stunden
                                 1,87642,39482,0970
                                 0,98141,15321,0298
                                 52,3048,1549,10
                                 0,00990,00690,0074
                                 1,600,600,70
                                 0,11200,07810,0837
                                 0,86941,07510,9461
                                 45,2644,9045,11
                                 
                              
                                 Dieselben weitere5 Stunden
                                    extrahirt
                                 1,87642,39482,0970
                                 0,00810,02530,0231
                                 –––
                                 0,00040,00030,0008
                                 –––
                                 0,00450,00340,0091
                                 0,00360,02190,0140
                                   0,20  0,91  0,70
                                 
                              
                           Wenn ich im Vorstehenden etwas ausführlicher das negative Ergebniss meiner Versuche
                              in der verfolgten Richtung beschrieben habe, so ist doch als positiver Erfolg
                              derselben, die Löslichkeitsverhältnisse dieser verschiedenen Salze in Aether und
                              Petroläther klar gelegt zu haben, zu bezeichnen, namentlich da die darüber bisher
                              ausgesprochenen Ansichten hierdurch enger umgrenzt worden sind.
                           Alle anderen Lösungsmittel, welche ich im Verlauf der weiteren Untersuchungen zu
                              diesen Extractionsversuchen heranzog, Chloroform, Schwefelkohlenstoff, Benzol,
                              Toluol, Essigäther u.s.w., theilten mit Aether und Petroläther die gleiche
                              Eigenschaft, Kalksalze der Wollfettsäuren aufzulösen.
                           Deshalb ist das Verfahren Donath's vielleicht zur
                              Bestimmung von Paraffin in Stearinkerzen gut; einer erweiterten Anwendung zur
                              Bestimmung der unverseifbaren Antheile in Fetten ist dasselbe nicht zu
                              unterziehen.
                           Die Natur mancher fettsauren Salze, welche sich bei höherer Temperatur leicht unter
                              Abscheidung freier Fettsäuren zerlegen, erforderte nothwendigerweise die Anwendung
                              von nur niedrig siedenden Lösungsmitteln. Ein Lösungsmittel von relativ niedrigem
                              Siedepunkt ist das Aceton. Es siedet bei 56° und besitzt, wie bereits in der
                              Patentschrift (D. R. P. Nr. 38444) der Fabrik chemischer
                                 Producte, Actiengesellschaft in Berlin, angeführt wird, die Eigenschaft,
                              Wollfett vollständig aufzulösen. Auf dieser Eigenschaft, dass die Säuren des
                              Wollfettes vor oder nach der Behandlung mit Aceton in solche Verbindungen
                              überzuführen sind, welche sich in Aceton nicht lösen (als solche führt das Patent
                              die fettsauren Verbindungen des Wollfettes mit den alkalischen Erden oder
                              Schwermetalloxyden an), beruht dessen Verwendung. Die in der Patentschrift
                              bezeichnete Eigenschaft der fettsauren Schwermetalloxyde, in Aceton vollständig
                              unlöslich zu sein, kann ich für die Kupfersalze nicht
                              bestätigen. Sämmtliche von mir untersuchten Wollfette zeigten, dass die nach dem
                              Verseifungsprocess dargestellten Kupfersalze in Aceton ziemlich löslich sind.
                              Dagegen sind die Kalksalze in Aceton vollständig (allerdings nur unter den von mir
                              nachher anzugebenden Versuchsbedingungen) unlöslich, so dass darauf das nachstehend
                              beschriebene Verfahren der Bestimmung des Unverseifbaren soweit ausgearbeitet
                              werden konnte, dass diese Methode zur technischen Untersuchung von Wollfetten
                              geeignet erscheinen dürfte.
                           
                        
                           I. Bestimmung des unverseifbaren Antheils im Wollfett,
                           d. s. Alkohole + schwer verseifbare Fettsäureäther.
                           1 bis 2,5 g Wollfett werden im Kölbchen von 150 bis 250 cc Inhalt mit 25 cc
                              ½-normalalkoholischem Kali 1 Stunde lang in bekannter Weise verseift, der
                              Ueberschuss an Aetzkali wird mit Säure genau zurückgemessen und die so erhaltene
                              Seifenlösung mit siedendem neutralisirtem Alkohol in ein Becherglas gespült. Der
                              Alkohol wird verjagt und die so erhaltene Lösung mit 50 cc Wasser zum Sieden
                              erhitzt. Bleibt die Lösung trübe, so setzt man vorsichtig aus einer Spritzflasche so
                              viel Alkohol zu, dass eben eine klare Lösung entsteht. Die Lösung wird genau auf 70
                              bis 75° C. erhitzt, alsdann mit einer aus der Verseifungszahl zu berechnenden Menge
                              Chlorcalcium im geringen Ueberschuss in der Weise versetzt, dass man die ungefähr
                              50° warme Lösung in dünnem Strahl unter lebhaftem Rühren in die Seifenlösung
                              einfliessen lässt. Man rührt kurze Zeit gut durch und verdünnt dann die Lösung mit
                              der doppelten Menge Wasser, welchem man einige Cubikcentimeter alkoholische Lauge
                              zugesetzt hat, und lässt erkalten. Die Kalksalze setzen sich, sobald die Fällung
                              normal verläuft, in Form eines gelblich weissen, feinkörnigen Niederschlags schnell
                              ab, so dass die überstehende Flüssigkeit sehr bald klar wird. Die gesammte
                              Flüssigkeit beträgt etwa 250 cc. Man decantirt auf ein genügend grosses Filter und
                              wäscht unter Decantation mit sehr verdünntem kaltem Alkohol (1 : 20) so lange nach,
                              bis der so vollständig wie möglich auf das Filter gebrachte Niederschlag
                              ausgewaschen ist, mit AgNO3-Lösung, also im
                              Waschwasser nur noch Opalisirung zu bemerken ist. Jene Reaction beruht nicht auf
                              Bildung von AgCl in Folge etwa noch vorhandener Chloride, sondern auf Bildung von
                              Silbersalzen, da das Waschwasser stets noch geringe Spuren von Kalksalzen in Lösung
                              bringt. Bei Anstellung von gleichzeitig vier Parallelversuchen ist das Auswaschen in
                              1,5 Stunden beendigt. Man entfernt alsdann die Filter vorsichtig vom Trichter und
                              breitet sie auf einer dicken Unterlage von Fliesspapier aus. Den Niederschlag
                              breitet man mittels eines glatten Glasspatels in gleichmässiger Weise aus und
                              trocknet im Vacuumexsiccator. Die Niederschläge sind so innerhalb 48 Stunden
                              vollständig wasserfrei, ohne höhere Temperatur anwenden zu müssen.
                           
                           Der Niederschlag wird mit dem Filter zusammengefaltet in eine Papierhülse
                              gebracht, im Soxhlet eingesetzt und, nachdem die im Becherglas befindlichen Reste
                              mit siedendem Aceton mittels Trichter quantitativ dazu gebracht worden sind, und das
                              Ganze mit einer Schicht entfetteter Baumwolle überdeckt worden ist, mit chemisch
                              reinem, wasserfreiem, frisch destillirtem Aceton 6 Stunden lang extrahirt. Das
                              Aceton läuft schon nach halbstündiger Extraction vollständig farblos ab, so dass
                              dieselbe vielleicht schon nach kürzerer Zeit als beendet angesehen werden kann.
                           Das Aceton wird alsdann auf dem Wasserbad abdestillirt und schliesslich nach
                              Entfernung des Kühlers im siedenden Wasserbad unter öfterem Drehen des Kölbchens das
                              Aceton fast ganz vertrieben. Unterlässt man diese Vorsicht, so können Fehler
                              entstehen. Die Extracte halten nämlich die Lösungsmittel mit grosser Hartnäckigkeit
                              zurück; je höher der Siedepunkt des Lösungsmittels, desto höher muss der Rückstand
                              schliesslich erwärmt werden. Schon früher habe ich daraufhingewiesen, dass länger
                              andauernde höhere Temperatur die Natur der Fette zu verändern vermag, dass man also
                              jene Processe verhindern muss. Ferner aber vermag im Extract zurückbleibendes Aceton
                              schliesslich diesem saure Reaction zu ertheilen, so dass alsdann falsche Schlüsse
                              über die Zusammensetzung desselben gezogen werden könnten.
                           Das im Kölbchen auf diese Weise vom Aceton befreite Fett wird mit reinem,
                              wasserfreiem, frisch destillirtem Aether, dessen Verhalten gegenüber alkoholischem
                              Kali mit Phenolphtalein zu prüfen ist, in eine gewogene Platinschale gespült, der
                              Aether verdunstet, 1 Stunde lang bei 105° im Luftbad unter Umschwenken der
                              geschmolzenen Fettmasse erhitzt und, nachdem der Extract im Exsiccator erkaltet ist,
                              gewogen. Der Extract darf ebenso wie das Wollfett nicht an der Luft stehen bleiben,
                              da er Wasser anzieht. Bei sorgfältiger Ausführung des ganzen Processes muss der
                              Extract vollständig neutrale Reaction haben.
                           Die Bestimmung des Unverseifbaren ist auf diese Weise in kurzer Zeit ohne besondere
                              complicirte analytische Arbeiten glatt durchzuführen.
                           In dieser Weise wurden die folgenden drei Wollfette behandelt und nachstehende
                              Resultate erhalten. Sämmtliche Extracte wurden verascht, um die vollständige
                              Abwesenheit mineralischer Bestandtheile festzustellen.
                           Tabelle V.
                           
                              
                                 NamendesFettes
                                 AngewendetesFett in g
                                 GefundenerExtract in g
                                 Asche desExtractes in g
                                 Gefundener Ex-tract in Proc.
                                 Grösste Diffe-renz in Proc.
                                 
                              
                                 Fettes aus südameri-kanischer
                                    Wolle
                                 2,11562,29302,14002,43182,1110
                                 1,02611,10941,03591,17881,0200
                                 0,00020,00000,00000,00010,0001
                                 48,5048,3848,4048,4748,31
                                 48,5048,31––––––––0,19
                                 
                              
                                 Fett aus
                                    Neu-Seeland-Wolle
                                 2,21452,49282,33192,37001,9183
                                 1,02831,15101,07701,09760,8899
                                 0,00010,00000,00000,00010,0000
                                 46,4446,1746,1846,3146,38
                                 46,4446,17–––––––––0,27
                                 
                              
                                 Fett aus russischerWolle
                                 2,15262,57671,87172,33402,0451
                                 0,79810,95830,69600,87040,7521
                                 0,00020,00010,00020,00000,0000
                                 37,0737,1937,1837,2937,26
                                 37,2937,07––––––––0,22
                                 
                              
                           Das Verfahren bietet nach mehreren Richtungen die Möglichkeit, fehlerhafte
                              Bestimmungen zu ergeben.
                           Wir wissen, dass das Unverseifbare im Wollfett freies Cholesterin und
                              Cholesterinäther höherer Fettsäuren vielleicht, aber nicht sicher nachgewiesen,
                              Cerylalkohol und Fettsäurecerylester sind.
                           Cholesterin ist nun in heissem Alkohol leicht, in kaltem Alkohol weniger löslich.
                              Wenn nun auch die Verdünnung, in der der Alkohol verwendet wird, kaum wägbare Mengen
                              von Cholesterin aufzulösen vermag, so können doch bei unvorsichtiger Zugabe gewisse
                              Mengen dieses Alkohols in Lösung gebracht werden, welche natürlich das Resultat
                              fehlerhaft gestalten. Ferner haben die Arbeiten von Chevreuil, Berzelius und Persoz und
                              neuerdings von Krafft und SternBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                                    1894 S. 1747. die Zerlegung der fettsauren Kalisalze durch viel
                              Wasser unter Bildung von saurem fettsauren Kali und freiem Alkali dargethan. Alsdann
                              wird auch die Darstellung der Kalksalze nicht mehr unter Bildung normaler Salze
                              verlaufen, sondern es werden Körper entstehen, welche bei nachfolgender Extraction
                              freie Fettsäuren an das Lösungsmittel abzugeben vermögen. Des weiteren ist aber zu
                              erwägen, ob nicht auch die normal gefällten Kalksalze selbst während der Operation
                              des Filtrirens und Auswaschens theilweise, wenn auch nur in geringem Maasse
                              ähnlichen Dissociationsvorgängen zugänglich sein können. Auch dann wird der Extract
                              freie Fettsäuren enthalten müssen – die Bestimmungen werden fehlerhaft; denn die
                              Lösungsmittel: Aether, Aceton u.s.w. haben die Eigenschaft, jene sauren Salze unter
                              Ablösung der freien Säure in normale Salze zu verwandeln.
                           Diese beiden Punkte können zu Einwürfen gegen das Verfahren Veranlassung geben. Will
                              man die Lösung von Cholesterin umgehen, so muss der Alkohol aus der Seifenlösung
                              vollständig entfernt werden – alsdann tritt aber die Möglichkeit der Dissociation
                              der fettsauren Salze in den Vordergrund, während wieder durch die Anwesenheit von
                              Alkohol nachgewiesenermaassen jene Dissociation aufgehoben bezieh. vermindert
                              wird.
                           Zur Klarlegung dieser Frage habe ich folgende Versuche unternommen:
                           Es wurden bei drei Proben, die Alkohol in geringem Ueberschuss enthielten, und drei
                              solchen, die normal gefällt waren, der in das Filtrat mit übergeführte Antheil an
                              Unverseifbarem auf folgende Weise bestimmt: Das Filtrat wurde auf dem Wasserbad zur
                              Trockne verdampft, alsdann mit verdünnter HCl angerührt und kurz aufgekocht, die
                              Masse mit Hilfe von Aether und Wasser in ein Kölbchen gebracht, der Aether
                              verdunstet und die Masse am Rückflusskühler gekocht, um die Kalksalze vollständig zu
                              zerlegen. Die Masse wurde dann mit Aether quantitativ in einen Scheidetrichter
                              gebracht und mit Wasser bis zum Verschwinden der sauren Reaction gewaschen. Die im
                              Aether gelösten Fettsäuren wurden mit 1/10-normalalkoholischem Kali neutralisirt und die
                              gebildete Seife durch Wasser von der Aetherlösung geschieden. Die Aetherlösung wurde
                              wiederholt mit sehr verdünntem, etwas KOH-haltigem Alkohol gewaschen, die
                              vereinigten alkalisch reagirenden Auszüge zweimal mit Aether und die nun vereinigten
                              sämmtlichen ätherischen Auszüge zweimal mit Wasser gewaschen, um Spuren von Seife
                              und Alkohol zu
                              entfernen. Der Aether wurde abdestillirt, der Rückstand in einer Platinschale bei
                              niederer Temperatur getrocknet und gewogen.
                           Tabelle VI.
                           Unter Anwendung eines geringen Ueberschusses von Alkohol
                              gefallt.
                           
                              
                                 AngewendetesFett in g
                                 Extract ausdes trockenenCa-Salzen in
                                    g
                                 In Procenten
                                 Aus dem Filtratder Ca-Salzedurch
                                    Aus-schütteln mitAethergewonnen
                                 In Proc. desangewendetenFettes
                                 Demnach wirk-licher Gehaltin Proc.
                                 
                              
                                 1,8153
                                 0,8715
                                 48,00
                                 0,0089
                                 0,49
                                 48,49
                                 
                              
                                 2,0970
                                 1,0086
                                 48,10
                                 0,0113
                                 0,54
                                 48,64
                                 
                              
                                 1,8608
                                 0,8932
                                 48,00
                                 0,0125
                                 0,67
                                 48,67
                                 
                              
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                                 2,3948
                                 1,1532
                                 48,15
                                 0,0033
                                 0,13
                                 48,28
                                 
                              
                                 1,8764
                                 0,9044
                                 48,20
                                 0,0025
                                 0,14
                                 48,34
                                 
                              
                                 1,9810
                                 0,9572
                                 48,32
                                 0,0037
                                 0,18
                                 48,50
                                 
                              
                           Die von mir aufgestellte Möglichkeit, dass Aethylalkohol, im Ueberschuss zur
                              Seifenlösung des Wollfettes gesetzt, geringe Mengen der im Wollfett anwesenden
                              Alkohole zu lösen vermag, ist durch diese Versuche bestätigt worden. Indessen ist
                              der Fehler, der dadurch entsteht, dass auch bei normaler Fällung geringe Mengen
                              dieser Alkohole mit in das Filtrat eingehen, so gering – er beträgt im Durchschnitt
                              0,15 Proc. –, dass er unbedenklich vernachlässigt werden kann.
                           Eine Folge jenes an zweiter Stelle erwähnten Dissociationsvorganges würde die saure
                              Reaction des getrockneten Extractes sein. Auch diese wird, wenn genau gearbeitet
                              wird, so unerheblich, dass Vernachlässigung eintreten kann. Eigenthümlicher Weise
                              zeigte nun längere Zeit auf höhere Temperatur erhitzter Extract, trotzdem dessen
                              Reinheit vorher nachgewiesen war, durch Verbrauch einer allerdings sehr geringen
                              Menge alkoholischer Lauge das Auftreten freier Säure an. Normaler Extract wurde in
                              Aether gelöst mit 1/20-Normallauge titrirt. Verbraucht wurden 2 cc Lauge. Die titrirte
                              Flüssigkeit wurde in der oben beschriebenen Ausführung von der gebildeten Kaliseife
                              durch Ausschütteln befreit und die nunmehr erhaltene entschieden säurefreie
                              Aetherlösung nach Verdunstung des Aethers getrocknet. Bei der darauf folgenden
                              Titrirung mit 1/20-Normallauge erforderte derselbe genau wieder 2 cc Lauge. Der Vorgang
                              wiederholte sich bei abermaliger gleichmässiger Behandlung. Welche Ursachen diesem
                              merkwürdigen Verhalten zu Grunde liegen, wird durch eingehendere Versuche
                              aufzuklären sein. Jedenfalls lässt dieses Verhalten ersehen, dass bei der
                              Untersuchung von Fetten sehr oft Schwierigkeiten entstehen, deren Beseitigung oft
                              ebenso schwer ist, wie die Erklärung ihrer Ursachen.
                           An dieser Stelle sei denn auch einer Arbeit Erwähnung gethan, deren Ergebnisse meiner
                              Ueberzeugung nach wesentlich, soweit ich aus dem Referat ersehen konnte, aus der
                              Nichtbeachtung jener leicht erfolgenden Dissociation fettsaurer Salze zu entspringen
                              scheinen.
                           O. FrankCentralblatt für Physiologie, 1895 S. 697. Chemiker-Zeitung, Repertorium 1895 S.
                                    68. hat eine „oxydative Spaltung der Fettsäuren bei gewöhnlicher
                                 Temperatur ohne Fermente“ beobachtet. Es gelang ihm, aus den Kalk- und
                              Silbersalzen der Palmitin-, Stearin- und Oelsäure durch lang andauernde Extraction
                              mit absolut reinem Aether, Chloroform, Benzol u.s.w. einen Körper herzustellen,
                              welcher die Eigenschaft einer höheren Fettsäure besitzt, aber nicht identisch ist
                              mit Palmitin- oder Stearinsäure oder einem Gemenge beider. Frank hat zwar die Säure nicht rein dargestellt, seine Analysen zeigen
                              nur, dass die Säure sauerstoffreicher als die Fettsäuren ist. Jene von Frank erhaltene Säure scheint mir trotzdem weiter
                              nichts als ein Gemenge der drei Säuren zu sein, deren Kalksalze er extrahirte. Die
                              Wahrscheinlichkeit, dass bei der Darstellung der Salze jene von mir erwähnte
                              Spaltung stattgefunden hat, und dass die erhaltenen sauren Kalksalze durch die
                              Extractionsmittel leicht in freie Fettsäuren, welche in den Extract gehen, und
                              neutrale Salze, welche zurückbleiben, zerlegt werden, liegt hier sehr nahe, so dass
                              für jene im Extract gefundene „neue“ Säure diese Erklärung ihrer Entstehung
                              nicht ganz unberechtigt zu sein scheint.
                           Von wesentlicher Bedeutung ist ferner die Temperatur, bei der die Fällung der Salze
                              vorgenommen wird. Erfolgt diese bei niedrigerer Temperatur als vorgeschrieben, so
                              fallen die Kalksalze in höchst fein vertheilter Form von schleimiger Beschaffenheit
                              aus, welche die Filtration und das Auswaschen bedeutend erschwert, wenn nicht
                              unmöglich macht. Beim darauf folgenden Trocknen kleben die Salze zu compacten Massen
                              zusammen, die sich schlecht oder nur unvollständig extrahiren lassen. Wird dagegen
                              die Fällung der Lösung zu heiss vorgenommen, so schmelzen die Kalksalze, sie ballen
                              sich zusammen; es kann erstens eine Zersetzung der Salze eintreten, zweitens aber
                              vermögen diese flüssigen Massen nicht nur unzersetzte Kaliseife, welche sich der
                              Einwirkung des Fällungsmittels entzieht, sondern auch unverseifbare Bestandtheile
                              einzuschliessen, welche dann, von einer schützenden Schicht geschmolzener Kalksalze
                              umgeben, dem Lösungsvermögen des Acetons entzogen bleibt.
                           Absolute Reinheit des Acetons ist ein weiterer Punkt, der zur Erlangung
                              übereinstimmender Resultate sehr zu berücksichtigen ist. Das gewöhnliche Aceton des
                              Handels (Kahlbaum: Kilo = 2 M.) hinterlässt beim Destilliren stets einen Rückstand
                              von gelblicher Farbe, stechendem Geruch und saurer Reaction. Zur Reinigung schüttelt
                              man das Aceton mit gepulvertem Aetzkalk 1 Stunde lang. Die klar filtrirte
                              Flüssigkeit wird mit Fractioniraufsatz destillirt. Verwendet zur Extraction wird nur
                              der zwischen 55,5 und 56,5° C. übergehende Theil des Destillats. Aceton siedet bei
                              56°. Zu den von mir angestellten Versuchen wurde stets frisch destillirtes Aceton
                              verwendet.
                           Die zur Verbindung der einzelnen Theile des Extractionsapparates verwendeten Korke
                              enthalten nicht unerhebliche Mengen, in den gewöhnlichen Lösungsmitteln leicht
                              lösliche, klebrige harzartige Bestandtheile. Deshalb müssen diese Korke vorher gut
                              mit Aether, Alkohol und Aceton ausgekocht sein. Auf die Art und Weise des Trocknens
                              des vom Lösungsmittel befreiten Auszuges habe ich bereits hingewiesen, ebenso dass
                              die hygroskopische Natur des Wollfettes und seines unverseifbaren Antheiles stete
                              Berücksichtigung finden muss. Werden bei Ausführung der Bestimmungen des
                              Unverseifbaren im Wollfett alle diese Punkte wohl beachtet, so erhält man Resultate,
                              die unter ungünstigsten Verhältnissen Differenzen von 0,2 Proc. ergeben –
                              Werthe, die für technische Untersuchungen brauchbar bezeichnet werden müssen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)