| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 142 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           Spiritusfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 116 d.
                           Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           Im Jahre 1894 hatte Cluss in der Zeitschrift für Spiritusindustrie eine Reihe von Laboratoriumsversuchen, welche
                                 die Prüfung des neuen Effront'schen Verfahrens der Hefeführung ohne Säuerung und
                                 ohne Malz unter Verwendung der Flussäure bezweckten, beschrieben, und auch
                              Maercker hatte dieselben zum Gegenstande eines
                              Vortrages in der Versammlung der Spiritusfabrikanten gemacht, über welchen letzteren
                              die vorliegende Zeitschrift, 1895 295 91, ein
                              ausführliches Referat brachte. Nach den damals erhaltenen Resultaten glaubte Cluss mit einiger Sicherheit annehmen zu dürfen, dass
                              es möglich sein werde, mittels des Verfahrens ein Hefegut dauernd ohne Säuerung zu
                              führen, also den zweifellos schwächsten Punkt bei der bisherigen Hefebereitung, den
                              Säuerungsprocess, endgültig zu beseitigen. In Nr. 21 S. 166 und Nr. 22 S. 174 Jahrg.
                              1895 der Zeitschrift für Spiritusindustrie
                              veröffentlicht nun Cluss neuerdings über einschlägige, in
                                 der Brennerei in Buir unter der persönlichen Leitung Effront's und in Gegenwart
                                 von Maercker und Cluss ausgeführte Versuche, welche den unumstösslichen
                              Beweis liefern, dass das früher nur im Kleinen im Laboratorium mit Erfolg
                              durchgeführte Verfahren mit Leichtigkeit auf den Grossbetrieb übertragen werden kann
                              und sich hier bereits vorzüglich bewährte. Damit ist die Frage der Hefebereitung
                              ohne Säuerung als definitiv gelöst anzusehen. Das Verfahren kam in folgender Form
                              zur Ausführung: Die Aussaathefen, eine von Effront
                              acclimatisirte, untergährige und in fester Form gelieferte Bierhefe und eine in
                              gleicher Weise behandelte Reinhefe II wurden einige Tage in steigenden Quantitäten
                              süsser Maische aufgezüchtet; sodann wurden dem Vormaischbottich pro Hefegefäss 300 l
                              süsser Maische entnommen, mit Wasser entsprechend verdünnt, rasch auf 21° R.
                              abgekühlt und mit zweckmässigen Mengen von Flussäure sorgfältig gemischt. Die
                              Temperatur dieser Maische betrug auch nach dem Zusatz der erforderlichen 80 l Hefe
                              21° R., durfte während der folgenden 24stündigen Gährung auf 22 bis 23° R. steigen
                              und musste dauernd auf dieser Höhe gehalten werden. Die reife Hefe zeigte nach 24
                              Stunden je nach der ursprünglichen Concentration der Hefemaische eine Vergährung auf
                              7,5 bis 4° B. Da aber eine genügend niedrige Vergährung sich bereits im Laboratorium
                              wie auch bei diesen Versuchen als vortheilhaft erwiesen hatte, eine solche jedoch
                              bei sehr concentrirten Maischen nur durch Erhöhung der Temperatur zu erzwingen war,
                              so wählte man etwa 21° B. als das günstigste Verhältniss. Der Säuregrad der Maische
                              vor und nach der Gährung war fast gleich, 0,55 bis 0,75 cc Normalnatron, mithin
                              hatte eine Säurebildung nicht stattgefunden. Von den gewöhnlichen Hefen unterschied
                              sich die so gewonnene durch ihre dunklere Farbe, durch ihre bedeutend grössere
                              Dickflüssigkeit und vor Allem durch ihre ungleich grössere Trägheit, so dass das
                              Aussehen derselben etwa demjenigen gewöhnlicher Maischen im letzten Stadium der
                              Hauptgährung entsprach. Der Geruch war ein ausserordentlich reiner. Das
                              mikroskopische Bild zeigte den schon öfter beschriebenen Flusssäuretypus mit
                              seinen eigenthümlich veränderten, etwas gedrückten Formen von bedeutend geringerer
                              Vermehrungsfähigkeit. Beim Maischprocess wurde der ungeschrotene Mais bei 3½ bis 4
                              at gedämpft und bei 47½ °R. im Ellenberger verzuckert. Die Maische war unter diesen
                              Bedingungen von mittlerer bis dunkler Farbe, spindelte im Vormaischbottich 23 bis
                              26° B., im Gährbottich 20 bis 22° B. und wurde nach vorherigem Zusatz der
                              vorgeschriebenen Flussäuremenge bei 18 bis 20° R. angestellt. Bei 21 bis 21½ R.
                              begann die Kühlung, und während der ganzen Gährdauer wurde eine Temperatur von 22
                              bis 23° R. eingehalten. Im Verlaufe der Versuche erwies sich als sicherste
                              Anstelltemperatur eine solche von 19 bis 20° R. Die Gährung verlief ausserordentlich
                              ruhig und gleichmässig, so dass die verschiedenen Stadien derselben ungleich weniger
                              hervortraten, als bei der gewöhnlichen Gährungsführung; überdies verlangten die mit
                              Flussäure angestellten Maischen geringeren Steigraum, weil sie fast gar keine
                              Neigung zur Schaumgährung besassen; sogar die acclimatisirte Reinhefe II hatte ihre
                              unangenehme Eigenschaft der Erzeugung von Schaumgährung fast völlig verloren.
                           Die nach der neuen Arbeitsweise erhaltenen Resultate waren in jeder Beziehung
                              zufriedenstellend. Maischen von 20 bis 22 ° B. vergohren fast stets auf 0,0, oft
                              sogar auf – 0,5°, ohne dass eine Säurezunahme stattfand. Der durchschnittliche
                              Gehalt der reifen Maischen an Säure entsprach 0,65 cc Normalnatron, derjenige an
                              Alkohol 12,0 Vol.-Proc., die Ausbeute vom Maischraum 11,70 Proc. Der Hauptnachtheil
                              des alten Flussäureverfahrens, die nicht unwesentliche Verzögerung der Angährung,
                              verschwand bei richtiger Anstelltemperatur vollständig, und die Nachgährung verlief
                              ungleich energischer und kräftiger.
                           Die Brennerei Buir hatte diese Versuche in der Absicht unternommen, vergleichbare
                              Resultate bezüglich der Arbeit mit acclimatisirten Hefen und der in bisheriger Weise
                              unter Beibehaltung des Säuerungsprocesses geführten Heferasse II zu gewinnen, aber
                              Verfasser glaubt diesen Versuchen gerade in dieser Richtung sehr wenig Beweiskraft
                              beimessen zu können, und zwar aus folgenden Gründen:
                           1) Das zu den zusammengehörigen Versuchen verwendete Material war weder quantitativ
                              noch qualitativ gleichwerthig, denn es wurden, abgesehen von den letzten, mit
                              gleichem Material angestellten Bottichen zu den Versuchen nach altem Verfahren stets
                              die zu der Hefebereitung erforderlichen 25 k Darrmalz und für eine Anzahl Bottiche
                              ausserdem noch 30 k Grünmalz zur Verzuckerung mehr verwendet, ohne dass dies Plus
                              bei den nach der neuen Arbeitsweise vergohrenen Maischen durch eine entsprechende
                              Erhöhung an Mais ausgeglichen wäre, und die verschiedene Zusammensetzung der
                              verarbeiteten Maissorten konnte durch Analyse und durch Augenschein ohne weiteres
                              constatirt werden. Wenn nun auch eine Umrechnung der Alkoholausbeute auf gleiche
                              Materialmengen erfolgte, so konnte doch diese verringerte Malzgabe recht wohl zu
                              Ungunsten der durchschnittlichen Alkoholausbeute mittels der acclimatisirten Hefe
                              sich geltend machen.
                           2) Die durch Destillation jedes einzelnen Bottichs und mit Hilfe eines Messapparates
                              ermittelten Alkoholausbeuten differirten sehr häufig mit den durch directe
                              Alkoholbestimmung in den Maischen festgestellten Werthen.
                           3) Die Versuche können aber ganz besonders aus dem Grunde nicht zu einem
                              Vergleiche zwischen dem neuen Flussäureverfahren ohne Säuerungsprocess mit
                              acclimatisirten Reinhefen und dem alten Verfahren ohne Flussäure mit Beibehaltung
                              des Säuerungsprocesses unter Verwendung von Reinhefe Rasse II dienen, weil die zu
                              den letzteren Versuchen dienenden Bottiche mit Flussäure gewaschen, Hefe- und
                              Gährgefässe und Gährräume für Gährung mit und ohne Flussäure benutzt wurden, so dass
                              der ganze Betrieb sich thatsächlich unter dem Einflüsse dieser Säure vollzog.
                              Verfasser glaubt, mit vollem Recht die Buirer Parallelversuche nur zu einem
                              Vergleich der Arbeitsweise mit Säuerung und Reinhefe II in Flussäureatmosphäre mit
                              derjenigen ohne Säuerung unter Anwendung von acclimatisirten Reinhefen benutzen zu
                              dürfen, bespricht kurz die Unterschiede der beiden Verfahren bei Hefebereitung,
                              Maischprocess und Gährführung, die, abgesehen von den grösseren, für Hefebereitung
                              und Verzuckerung bei dem alten Verfahren verwendeten Malzmengen, besonders in der
                              niedrigeren Anstelltemperatur dieser Bottiche (14½ bis 15° R.) und deren späterer
                              Gährung (höchstens 21° R.) gegenüber den Bottichen mit Flussäure und acclimatisirten
                              Hefen liegen, betont, dass selbst nach den mit Hilfe des grossen Destillirapparates
                              ermittelten Spiritusausbeuten ein, wenn auch nicht grosser, so doch unbestreitbarer
                              Vortheil zu Gunsten der acclimatisirten Hefen spricht, und fasst die Vorzüge des
                              neuen Verfahrens in folgenden Sätzen zusammen:
                           Die Abschaffung des Säuerungsprocesses im Brennereibetriebe ist ein phänomenaler
                              Fortschritt, weil:
                           1) die mit der Säuerung verbundenen Verluste an gährungsfähigem Material in Wegfall
                              kommen, die ganze Art der Hefebereitung ungemein vereinfacht wird und nach diesem
                              Verfahren erst ein wirkliches Arbeiten mit Reinhefe ermöglicht wird;
                           2) der ganze Betrieb von den Aussentemperaturen viel unabhängiger wird dadurch, dass
                              die früher nothwendigen niedrigen, am schwierigsten zu erreichenden
                              Anstelltemperaturen nicht mehr erforderlich sind;
                           3) die Maischen ungleich weniger Steigraum wegen der wenn auch nicht vollständig
                              beseitigten, so doch stark eingeschränkten Neigung zur Schaumgährung gebrauchen;
                           4) die Schlempe nicht weiter säuert und bei etwaiger Schlempetrocknung die Apparate
                              nicht in gleichem Maasse wie früher angegriffen werden;
                           5) die Reinhefe sich viel länger als solche erhält, mithin das bei der bisherigen
                              Arbeitsweise sich von Zeit zu Zeit vernothwendigende Neueinführen in Wegfall
                              kommt.
                           Cluss gibt zum Schluss eine Zusammenstellung sämmtlicher
                              Resultate, aus der hervorgeht, dass im Gesammtmittel der Versuche
                           
                              
                                 
                                 Säure= cc N.-Na
                                 Alkoholin Vol.-Proc.des Destillats
                                 Ausbeute nachdem Apparatauf gleiches
                                    Ma-terial berechnet.
                                 Ausbeute für1 hl Maisch-raum
                                 
                              
                                  I. Rasse II in FIH-Atmosphäre
                                 0,83
                                 11,85
                                 696,7
                                 11,61
                                 
                              
                                  II. Effront, acclimatisirte
                                    Bier-      hefe
                                 0,64
                                 11,98
                                 700,8
                                 11,68
                                 
                              
                                 III. Effront, acclimatisirte
                                    Hefe      Rasse II
                                 0,64
                                 12,09
                                 702,6
                                 11,71
                                 
                              
                           lieferten. –
                           Ein Verfahren zur Erzeugung von Presshefe in
                                 Kartoffelwürze ist Francke und Lankow (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1894 18 141; D. R.
                              P. Nr. 74630) patentirt, nach dem man in folgender Weise am zweckmässigsten
                              verfährt:
                           Durch Dämpfen von Kartoffeln und Behandlung der ausgeblasenen Masse mit den üblichen
                              geringen Mengen Malz werden möglichst dicke, nicht unter 22° B. haltige Maischen
                              hergestellt; zwecks Peptonisirung der Eiweisskörper durch Säuerung bleiben dieselben
                              noch nach der Verzuckerung 12 bis 14 Stunden unberührt bei einer Temperatur von
                              mindestens 40° R. stehen, werden dann wieder auf 50° R. angewärmt, mit voluminösen
                              Futtermitteln, Häcksel, Spreu u.s.w., bis zu 3 bis 5 Proc. gemischt und die
                              löslichen Bestandtheile durch Läuterung in Läuterbottichen oder durch Filtration
                              mittels Filterpressen gewonnen. Die Gährung verläuft in den erzeugten klaren
                              Flüssigkeiten unter Lüftung. Die Hefe wird durch Decantiren von den vergohrenen
                              Maischen getrennt und in üblicher Weise weiter behandelt. 100 k Kartoffeln lieferten
                              nach diesem Verfahren 6 bis 7 k reine Hefe und 8 bis 10 l Alkohol von guter
                              Beschaffenheit.
                           Nach dem denselben Gegenstand betreffenden Zusatzpatent Nr. 77 993 vom 24. October
                              1893 können auch Maischen von geringerer Concentration, welchen man zur
                              Peptonisirung Schlempe oder Schwefelsäure, bezieh. Salzsäure sofort nach der
                              Verzuckerung in den entsprechenden Mengen zugesetzt hat, mit Erfolg zur
                              Presshefeerzeugung verwendet werden.
                           Moller, Chem.-Zeit., 1895 84, Rep. 23253, behandelt zu Zwecken der Kunsthefefabrikation
                              verzuckerte, sofort auf 15 bis 18° R. abgekühlte Maischen mittels des elektrischen
                              Stromes, durch den Spaltpilze und Fermente getödtet, die Hefen aber ausserordentlich
                              in ihrer Entwickelung gefördert werden.
                           
                        
                           IV. Destillation und Rectification.
                           Die Reinigung alkoholischer Flüssigkeiten von
                                 empyreumatischen Oelen und sonstigen Beimengungen bewirkt Cuyper, Mons, Belgien (Zeitschrift für Spiritusfabrikation, 1894 49 399; D. R. P. Nr. 77544 vom
                              1. Juli 1893), dadurch, dass er derartige Flüssigkeiten mit einem gewissen Quantum
                              Torf gemischt der Destillation unterwirft. Bei diesem Verfahren werden die
                              Verunreinigungen vom Torf ebenso zurückgehalten, als wenn die alkoholischen Dämpfe
                              der für sich destillirten Flüssigkeiten Torfschichten durchstreichen. Beide
                              Verfahren können auch combinirt mit bestem Erfolge zur Anwendung gelangen, und zwar
                              in der Weise, dass die mit Torf gemischten Flüssigkeiten destillirt und die Dämpfe
                              durch Torf hindurchgeführt werden.
                           
                        
                           V. Apparate.
                           In der pneumatischen Mälzerei ist neuerdings das System
                                 Saladin, Wochenschrift für Brauerei, 1894 40 1241, mit der Prinz'schen Methode des Waschens und Weichens der Gerste, sowie mit
                                 dessen automatischer und pneumatischer Malzdarre verbunden, und in dieser
                              so erweiterten Form soll das bekannte Saladin'sche
                              System ungleich Vollkommeneres leisten, so dass die Arbeitsweise nach dem neuen
                              Verfahren der Erwähnung werth sein dürfte.
                           Das Waschen und Weichen der Gerste erfolgt in der Weise, dass dieselbe nach
                              24stündiger Weiche aus dem ersten Quellstock in den zweiten gebracht und während dieser Ueberführung
                              gründlich gewaschen und gewendet wird. Stehen drei Weichstöcke zur Verfügung, so
                              erfolgt ein zweimaliges Waschen und Wenden des Quellguts. Aus der letzten Weiche
                              wird die Gerste mit dem Wasser durch ein Rohr aus galvanisirtem Eisen
                              hinausgeschwemmt und mittels eines Schlauches auf die verschiedenen Kammern
                              vertheilt.
                           Die Keimung vollzieht sich entsprechend der Qualität der Gerste in 3, 4 oder auch 5
                              Tagen. Neue, Saladin patentirte, an den hohlen
                              Wendemaschinen angebrachte Zerstäuber bewerkstelligen die Zufuhr der erforderlichen
                              Menge Wassers zum Malz. Durch eine Pumpe, welche mit einem Bottich zum Erwärmen oder
                              Kühlen des Wassers auf die gewünschte Temperatur in Verbindung steht, kann diese
                              Zufuhr genau geregelt werden. Die Kammern der Keimabtheilung sind auf einem
                              gusseisernen Gerippe aus Hohlziegeln hergestellt, und der Boden vor den Kammern
                              liegt mit dem Boden der durchbrochenen Malztennen in gleicher Höhe, so dass der
                              Mälzer sämmtliches Malzgut leicht übersehen kann.
                           Die zur Ventilation erforderliche Luft tritt durch einen Frischluftschacht ein,
                              durchstreicht zunächst eine mit Abdampf erhitzte Dampfschlange und dann den
                              Attemperator, um hier mit 100 Proc. Feuchtigkeit gesättigt und auf die nöthige
                              Temperatur abgekühlt zu werden. Die Attemperatoren bestehen aus einer Reihe
                              durchbrochener Scheiben aus Zink, zwischen denen beliebig abstellbare Streudüsen
                              angebracht sind. Von dem Attemperator aus durchdringt die Luft das Malz nach abwärts
                              bis in die Ausströmungsröhre, in welcher ein Theil derselben entweicht und der Rest,
                              mit einem gleichen Quantum frischer Luft gemischt, den Kreislauf von Neuem beginnt.
                              Durch wiederholte Benutzung des grössten Theils der Luft werden nicht unbedeutende
                              Mengen von Kraft beim Erwärmen derselben im Winter und beim Kühlen im Sommer
                              erspart. Das den Streudüsen entstammende überflüssige Wasser fliesst dem Reservoir
                              zu abermaligem Gebrauche zu. Die Ventilation erfolgt erst nach Erreichung bestimmter
                              Wärmegrade; sie wird unterbrochen, wenn das Malz sich bis zu einem gewissen Punkte
                              abgekühlt hat, und vernothwendigt sich später etwa in Zwischenräumen von 8 bis 10
                              Stunden. Ein unterhalb der durchbrochenen Tenne liegendes Wasserbad versorgt durch
                              Wasserverdunstung das Malz in jedem Stadium unabhängig von der Lüftung mit
                              Feuchtigkeit.
                           Die ganze Anordnung des Systems gestattet eine gerade Ventilation nach unten und, da
                              die Luft nur mit Malz in Berührung kommt, die Anlage von zwei Tennen mit Kammern
                              unter einander.
                           Die pneumatische und automatische Darre von Prinz ist
                              eine zweihordige Darre, in welcher die obere Horde sich umklappen lässt, die untere
                              aber fest liegt. Der Wendeapparat der oberen Horde functionirt derart, dass er das
                              Malz nur lockert und hebt, ohne es zu wenden und ohne dadurch bereits getrocknete
                              Antheile wieder feucht zu machen. Von der oberen fällt das Malz auf die untere
                              Horde, auf welcher geschlossene Wendearme das nöthige Wenden bewirken und das
                              fertige Product schliesslich in Fördermaschine und Elevator geschafft wird. Zwischen
                              Mischkammer und Horde befindet sich eine Tenne für die Malzkeime, und ein
                              Centrifugalwindflügel mit Regulirvorrichtung ermöglicht die Erzeugung jedes
                              beliebigen Vacuums innerhalb der Darre, welche ganz aus Bau- und Hohlziegeln
                              mit Stahlgerippe feuerfest ausgeführt ist. Handarbeit ist beim Betriebe nicht
                              erforderlich; Vacuum und Zug durch die Darre u.s.w. werden von einem Punkte in der
                              Nähe des Ofens regulirt.
                           Auf die pneumatische Malztrommel von Pieper, Berlin (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1894 33 267; D. R.
                              P. Nr. 75263 vom 30. März 1893), auf diejenige von
                                 Deininger, Berlin (Wochenschrift für Brauerei,
                              1894 16 488; D. R. P. Nr. 73001 vom 15. September 1891), sowie auf eine Verbesserung des Galland'schen Systems (Wochenschrift für Brauerei, 1894 4 88; Englische Patentschrift Nr. 2273 vom Jahre 1893) mag an
                              dieser Stelle nur hingewiesen werden.
                           Zur Destillation und Rectification von Alkohol hat Glibert, Artafé, Spanien (Chem.-Zeit., 1894 29 535; D. R. P. Nr. 73 525 vom 2. März 1893), die in der Zuckerfabrikation gebräuchlichen Verdampfapparate
                                 eingerichtet, derart, dass der erste Verdampfkessel zum Destilliren, der
                              zweite zum Kühlen des Rohspiritus und der dritte zur Rectification des letzteren
                              benutzt werden kann. Zu diesem Zwecke ist in dem oberen Theile des ersten
                              Verdampfers eine Anzahl durchlochter, mit Rohrstutzen und dazu gehörigen Kappen
                              versehener Platten über einander so angeordnet, dass die zu destillirende
                              Flüssigkeit, welche in vorgewärmtem Zustand von oben in den Apparat eingeführt wird,
                              zunächst an den Stutzen der höchstgelegenen Platte emporsteigt, dann in diese
                              überläuft, so in feinster Vertheilung von Platte zu Platte rieselt und schliesslich
                              in die von Dampf bestrichenen Röhren des Verdampfers gelangt. Die aus diesen sich
                              entwickelnden Dämpfe durchbrechen auf ihrem Wege durch die Stutzen und Kappen die
                              herabfallenden alkoholhaltigen Flüssigkeiten, dieselben vollständig entgeistend.
                              Durch einen Vorwärmer gelangen die Alkoholdämpfe in den zweiten als Kühler dienenden
                              Kessel, an dessen durch Wasser kalt gehaltenem Röhrensystem sich der Alkohol
                              verdichtet. Der so gewonnene Spiritus wird dem dritten Kessel, welcher mit Colonne,
                              Condensator und Kühler in Verbindung steht, durch eine Pampe zugeführt, in dem
                              Röhrensystem mittels Dampf destillirt und in der Colonne rectificirt.
                           Ein Destillations- und Rectificationsapparat von wagerechter
                                 Anordnung ist Odillon Perrier, Paris (Chem.-Zeit., 1894 99 1956; D. R. P. Nr. 77584 vom 9.
                              Juni 1893), patentirt. An der Welle einer wagerechten Colonne sind gelochte Scheiben
                              schraubenartig angebracht. Die Colonne ist ausserdem quer zu ihrer Längsrichtung
                              durch Scheidewände, an denen Ausschnitte in stufenweise abnehmender Höhe angeordnet
                              sind, in verschiedene Abtheilungen getheilt. Die Maische tritt in entgegengesetzter
                              Richtung zum Dampf in den Apparat, wird durch die erwähnten Scheiben in
                              fortwährender Bewegung erhalten, über die Ausschnitte der Scheidewände von einer
                              Abtheilung in die andere befördert und auf diesem Wege durch den ihr
                              entgegenströmenden Dampf entgeistet. Die Anordnung der Ausschnitte von verschiedener
                              Höhe bewirkt, dass das Volumen der Maische im Verhältniss zum Dampfraum um so
                              kleiner wird, je mehr sich die Maische der Austrittsöffnung nähert.
                           In einem Berichte über eine Studienreise nach Süddeutschland und dem Rhein beschreibt
                              Wittelshöfer die Schlempetrockenanlage der Genossenschaftsbrennerei in Buir (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1894 23 186). Der
                              Trockenapparat ist von der Firma Büttner und Meyer in
                              Uerdingen gebaut
                              und derartig eingerichtet, dass mittels desselben zunächst eine Trennung der festen
                              von den flüssigen Bestandtheilen der hier verarbeiteten Maisschlempe herbeigeführt,
                              dann der flüssige Antheil zu einer dicken, breiartigen Masse eingedampft und aus
                              dieser durch Beimengung der vorher abgeschiedenen festen Substanzen und bereits
                              fertiger Waare ein krümeliges, ziemlich trockenes Material hergestellt wird, welches
                              sich in Apparaten bekannter Construction mit Leichtigkeit und ohne Gefahr für die
                              Verdaulichkeit und Bekömmlichkeit des Futtermittels völlig trocknen lässt.
                           Die Trennung der festen und flüssigen Bestandtheile erfolgt unter Druck in einer
                              siebartigen Trommel, aus welcher eine Schnecke die Treber in gut ausgepresstem
                              Zustande durch ein Mundstück entfernt, während die Flüssigkeit durch die Löcher der
                              Siebtrommel einem sogen. Verdunster, welcher mit einem Condensator in Verbindung
                              steht, zufliesst. Der Verdunster ist ein gemauerter Behälter, in welchem
                              Blechbatterien sich abwechselnd auf und nieder bewegen und sich so immer wieder mit
                              einer dünnen Flüssigkeitsschicht benetzen. Ein über dem Verdunster aufgestellter
                              Ventilator saugt einen starken Luftstrom über die Batterien und bewirkt dadurch eine
                              intensive Verdampfung der an den Blechen befindlichen heissen Flüssigkeit. Mittels
                              eines Flügelrades einer Centrifugalpumpe wird nun die Schlempe gezwungen, den
                              Condensator, einen aufrecht stehenden, von vielen Röhren durchzogenen Cylinder, zu
                              passiren. Die Röhren desselben werden von aussen durch Retourdampf der Maschine
                              geheizt, so dass die in den Röhren aufsteigende, von deren oberem Theile dem
                              Verdunster wieder zugeführte Schlempe von Neuem mit erhöhter Temperatur hier anlangt
                              und durch fortwährende Circulation in diesen beiden Apparaten trotz der äusserst
                              starken Verdampfung genügend heiss erhalten wird. Die Concentration der Schlempe
                              steigt in dieser Station von etwa 7,72 Proc. auf 9,25 Proc. Trockensubstanz, mithin
                              werden hier bereits 16,66 Proc. Wasser entfernt. – In diesem Zustande tritt die noch
                              dünnflüssige Schlempe durch eine Rohrleitung und einen Schwimmerkasten, welcher
                              letztere den Zufluss regulirt, in den sogen. Eindampfer, einen ebenfalls gemauerten,
                              mit Tauchbatterien aus Blech versehenen Behälter, um mittels directer Feuergase
                              weiter eingedampft zu werden. Der Eindampfer ist durch eine feste Wand in zwei
                              Abtheilungen getheilt, von denen die eine, der Feuerung zunächst gelegene, aus drei,
                              die andere, dem Schornstein zu gelegene, aus zwei Kammern besteht; jede Kammer
                              enthält zwei Paar Verdunstungsplatten; die Kammern in den einzelnen Abtheilungen
                              sind durch Zwischenwände getrennt; am Boden jeder Wand befindet sich eine bald
                              rechts, bald links angeordnete Oeffnung, welche die Schlempe zwingt, einen
                              Zickzackweg durch den Eindampfer zu beschreiben. Von dem Verdunster tritt die
                              Schlempe zunächst in die dritte Kammer der ersten Abtheilung und dann in die beiden
                              anderen, so dass dieselbe sich also in entgegengesetzter Richtung zum Strome der
                              Feuergase fortbewegt und die bereits concentrirtere Schlempe in der ersten Kammer
                              direct von den Feuergasen bestrichen wird. Eine Pumpe befördert sie von hier aus in
                              die erste Kammer der zweiten Abtheilung, und zwar, um Entzündung der schliesslich
                              dickflüssigen, schwer beweglichen Masse zu verhüten, in gleicher Richtung mit den
                              Feuergasen. Die concentrirtesten Antheile kommen mithin nur mit Gasen von
                              bedeutend niedrigerer Temperatur in Berührung. Auf diesem Wege gibt die Schlempe
                              etwa weitere 64 Proc. ihres Wassers ab, und es resultirt jetzt eine Masse mit 25 bis
                              26 Proc. Trockensubstanz. Im Verdunster und Eindampfer zusammen werden etwa 71 Proc.
                              des in der ursprünglichen Flüssigkeit enthaltenen Wassers entfernt. Mit Hilfe einer
                              Mischschnecke stellt man aus dieser syrupösen Substanz, den zuerst abfiltrirten
                              Hülsen und bereits fertiger Waare ein krümeliges, feuchtes Material mit etwa 60
                              Proc. Trockensubstanz her, welches in einem Trockenapparat der Firma Büttner und Meyer – die gleiche Construction wird
                              bereits längere Zeit zur Trocknung von Schnitzeln und Pulpe benutzt – in
                              Handelswaare umgewandelt wird.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)