| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 164 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           Spiritusfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 141 d.
                           Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           VI. Analyse.
                           Unter dem Titel „Zur quantitativen Bestimmung der
                                    Kohlehydrate“ bespricht E. Schulze in
                              der Chemiker-Zeitung, 1894 Nr. 29 S. 527, das bisher
                              übliche Verfahren, die Kohlehydate in der Weise zu bestimmen, dass man dieselben
                              durch Kochen mit Mineralsäuren in Glukose umwandelt und die Menge der letzteren mit
                              Hilfe Fehling'scher Lösung entweder titrimetrisch oder
                              gewichtsanalytisch ermittelt. Verfasser verweist darauf, dass auf diesem Wege
                              zuverlässige Resultate schon bei Bestimmung einzelner Kohlehydrate nur bei genauer
                              Einhaltung der für die bezüglichen Operationen gegebenen Vorschriften erhalten
                              werden, und dass besonders bei der Analyse eines Gemenges derselben, wie sie in
                              Pflanzenextracten sich fast immer vorfinden, die Anwendung dieses Verfahrens mit
                              grossen oder unüberwindlichen Schwierigkeiten verbunden sein kann und zwar aus
                              folgenden Gründen:
                           1) Die Urnwandelung der Di- und Polysaccharide in Glukose erfolgt mittels der
                              heissen, verdünnten Mineralsäuren unter den gleichen Versuchsbedingungen nicht mit
                              gleicher Schnelligkeit, und selbst bei einander sehr ähnlichen Kohlehydraten, wie
                              z.B. bei den zur Rohrzuckergruppe gehörigen Zuckerarten, Rohrzucker, Milchzucker,
                              Maltose und Trehalose, oder auch den Kohlehydraten der Stärkemehlgruppe, dem
                              Stärkemehl, dem Inulin und der Cellulose, treten in diesem Punkte oft sehr
                              bedeutende Unterschiede hervor.
                           2) Die hydrolytische Spaltung der Di- und Polysaccharide durch die Säuren ist
                              keineswegs ein glatt verlaufender Process, weil in geringem Maasse immer eine als
                              Reversion zu bezeichnende Wirkung in entgegengesetztem Sinne sich vollzieht, in
                              Folge deren bereits gebildete Glukose zu complicirteren, den Disacchariden oder
                              Dextrinen wohl am meisten gleichenden Körpern zusammentritt.
                           3) Die Glukosen werden bei längerem Erhitzen mit den genannten Säuren nach und nach
                              theilweise in Huminsubstanzen und in Lävulinsäure, Ameisensäure u.s.w. zersetzt.
                           4) Die verschiedenen Glukosen reduciren verschiedene Mengen Fehling'scher Lösung, so dass die genaue Kenntniss der in den zu
                              untersuchenden Flüssigkeiten enthaltenen Glukosearten zur Berechnung derselben
                              unumgänglich erforderlich ist.
                           Nach einer ausführlichen Begründung dieser vier Sätze durch eine Reihe von Arbeiten
                              anderer Forscher kommt Verfasser zu dem Schluss, dass die Inversionsmethode zur
                              Bestimmung der Kohlehydrate in vegetabilischen Substanzen nur in beschränktem Maasse
                              angewandt werden kann und dass dieselbe nur unter ganz bestimmten Bedingungen
                              richtige Zahlen liefert. – In allen solchen Fällen aber, in denen diese
                              Vorbedingungen zur Erlangung sicherer Resultate fehlen, in denen man aber wegen
                              Mangels einer besseren Methode trotzdem zur Inversion zu greifen gezwungen ist, muss
                              die Benutzung der auf diesem Wege gewonnenen Werthe mit der entsprechenden Vorsicht
                              erfolgen.
                           Eine quantitativ-colorimetrische Untersuchungsmethode auf
                                 Kohlehydrate ist Neitzel in Altfelde, Kreis Marienberg, patentirt (D. R. P. Nr. 72982 vom 26. Juli 1892). Patentinhaber
                              verwendet zu diesem Zwecke die bisher nur zum qualitativen Nachweis von Zucker oder
                              anderen Kohlehydraten benutzte, bekannte Farbenreaction, welche beim Vermischen der
                              Lösungen dieser Körper mit Schwefelsäure und einem aromatischen Amin, Alkohol oder
                              Phenol auftritt. Nach der neuen quantitativen Methode wird die Zeit festgestellt,
                              welche vom Augenblick der Herstellung der Mischung in bestimmten Verhältnissen bis
                              zu demjenigen Augenblick verfliesst, in welchem eine durch die Lösung hindurch
                              betrachtete, constante Lichtquelle eben unsichtbar geworden ist, und dann diejenige
                              Menge Kohlehydrat (Zucker), welche dieses Verschwinden der Lichtquelle in dem
                              gleichen Zeitraum bewirkt, durch Vergleichung mit einer analog behandelten
                              Kohlehydratlösung von bekanntem Gehalt oder auch auf Grund einer empirischen Tabelle
                              ermittelt. Die Methode eignet sich zur Untersuchung der Abwässer der Zuckerfabriken,
                              zur Harn-, Wein- und Bieranalyse und für Brauerei- und Brennereizwecke. (Nach Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1894 Nr. 20 S.
                              163.)
                           Neue Zuckerbestimmungsmethode von Allein und Gaud. Bei der
                              Bestimmung der Glukose mittels alkalischer Kupferlösung wird ein Theil des Zuckers
                              nach den Untersuchungen des Verfassers (Journal für
                                 praktische Chemie, 30 S. 300 bis 305) in Milchsäure, Oxyphensäure,
                              Dioxyphenylpropionsäure, Zuckersäure und Tartronsäure zersetzt, so dass diese
                              zersetzten Antheile also der Bestimmung entzogen werden. Allein und Gaud suchen diese Fehlerquelle
                              dadurch zu umgehen, dass sie eine ammoniakalische Kupferlösung zur Titration dieser
                              Zuckerart verwenden (Journal für praktische Chemie, 30
                              S. 305 bis 307), von welcher Lösung sie festgestellt haben, dass sie eine derartige
                              Zersetzung aus dem Grunde nicht bewirken kann, weil Ammoniak erst bei 30- bis
                              40stündigem Erhitzen auf 100° im Rohr auf Zucker reagirt. Das erwähnte Reagens wird
                              dadurch hergestellt, dass 8,7916 g Kupfer in 93 g Schwefelsäure gelöst, mit dem
                              gleichen Raumtheil Wasser verdünnt und sodann mit concentrirtem Ammoniak auf 1000 g
                              aufgefüllt werden. Zur Titration werden 10 cc dieser Lösung, welche 0,5 g Glukose
                              entsprechen, mit 10 cc Ammoniak in einen mit dreifach durchbohrtem Stopfen
                              versehenen Kolben gebracht. Durch eine Bohrung ragt das Ausflussrohr einer Mohr'schen Bürette; die anderen beiden dienen dazu,
                              einen Strom von Wasserstoffgas durch die Flüssigkeit hindurch streichen zu lassen.
                              Nachdem der Kolben dann unter fortwährendem Einleiten von Wasserstoff auf einem
                              Wasserbade bis auf 80° C. erwärmt ist, lässt man die Zuckerlösung bis zur
                              Endreaction, welche in einem deutlichen Verschwinden der blauen Farbe besteht, in
                              die Kupferlösung tropfen. Das entstehende Kupferoxydul bleibt in der
                              ammoniakalischen Flüssigkeit gelöst. Die Methode gibt genaue Resultate. (Wochenschrift für Brauerei, 1894 Nr. 46 S. 1480.)
                           In den Comptes rendus, 1894 119 S. 650, schlägt Fernand Gaud ferner vor, die soeben besprochenen, durch
                              Einwirkung überschüssigen Alkalis auf Glukose bei der Zuckerbestimmung entstehenden
                              Fehler thunlichst einzuschränken oder völlig zu eliminiren, dadurch, dass man
                              entweder bei der Analyse mit 0,5- bis 1procentigen Zuckerlösungen unter Einhaltung
                              der Bedingungen der Titerstellung operirt, also unter möglichst günstigen
                              Verhältnissen arbeitet, oder dass man auf die Concentration der Zuckerlösungen keine
                              Rücksicht nimmt, dafür dann aber den Titer der Kupferlösung auf dem Wege der
                              Rechnung corrigirt.
                           Nach dem Mittel von 400 durch Gaud ausgeführten
                              Bestimmungen kann der begangene Fehler durch folgende, einfache Gleichung
                              ausgedrückt werden:
                           y = – 0,00004801 x + 0,02876359 x2,
                           in welcher y den Fehler angibt in
                              Bezug auf den wirklichen Titer der Kupferlösung. Zur Berechnung der Analyse bat man
                              den gefundenen Werth S in die Gleichung einzusetzen,
                              und die Formel lautet dann:
                           0,02876 x2
                              – 1,00004801 + δ = 0,
                           aus welcher sich x leicht
                              berechnen lässt. (Nach Chemiker-Zeitung, 1894 Nr. 88
                              Rep. 25 S. 273.)
                           Neue gewichtsanalytische Methode zur absolut genauen
                                 Bestimmung der Glukose von Fernand Gaud (Compt. rend., 1894 119 S. 478). 50 cc frisch bereitete
                              Fehling'sche Lösung werden in einer Porzellanschale
                              mit 50 cc Wasser gemischt, 3 Minuten hindurch aufgekocht und sodann auf ein
                              heisses Wasserbad gebracht. Erst bei einer Temperatur von unter 100° fügt man 25 cc
                              der ungefähr 1procentigen Zuckerlösung hinzu, rührt durch, decantirt nach 10 Minuten
                              die über dem Niederschlag stehende, noch völlig blaue Flüssigkeit, bringt den
                              Niederschlag auf ein Filter und wäscht denselben mit heissem Wasser aus, bis das
                              Filtrat Phenolphtaleïn nicht mehr röthet. Von dem durchstossenen Filter spült man
                              das Kupferoxydul in ein 20 bis 25 cc fassendes Kölbchen, dessen Fassungsvermögen bei
                              0° man vorher ermittelt hat, füllt bis zur Marke mit destillirtem Wasser auf und
                              wägt. Ist P das Gewicht der Flüssigkeit mit dem
                              Niederschlage, deren Volumen gleich ist dem Fassungsvermögen des Kölbchens bei der
                              Versuchstemperatur t, d.h. V1 = V0 [1
                              + 3β (t – t0)], Δ = 5,881 die
                              Dichte des getrockneten Kupferoxyduls, d die Dichte des
                              Wassers bei der Versuchstemperatur, so berechnet sich das Gewicht des Niederschlages
                              p dann leicht nach der Formel:
                           
                              p=\frac{P-V_1\,d}{1-\frac{d}{\Delta}}
                              
                           Rechnet man das Gewicht P für den luftleeren Raum um und
                              stellt mit Hilfe dieser Formeln eine Tabelle zusammen, so gestaltet man die Methode
                              bezüglich der Ausführung und Berechnung sehr genau und einfach. (Nach Chemiker-Zeitung, 1894 Nr. 78 Rep. 22 S. 234.)
                           Vergleichende Untersuchungen über die Methoden der
                                 Stärkebestimmung veröffentlicht W. E. Stone in
                              The Journal of the American Chemical Society, Bd.
                              16 S. 726.
                           Der Verfasser zog fünf gebräuchliche Stärkebestimmungsmethoden zu seinen Versuchen
                              heran und zwar:
                           1) die Inversion der Stärke mit Salzsäure und Titration der Glukose mit Fehling'scher Lösung;
                           2) die Inversion der Stärke durch Salpetersäure mit nachfolgender Polarisation;
                           3) Lösung der Stärke in gesättigter Oxalsäurelösung durch 1stündige Erhitzung auf dem
                              Wasserbade, Inversion mit Salpetersäure und Polarisation;
                           4) Inversion der Stärke durch Salicylsäure und Polarisation;
                           5) Fällung des Stärkekleisters durch einen Ueberschuss von Aetzbaryt und Bestimmung
                              des überschüssigen Baryts durch Titration.
                           Die Bestimmungen wurden nach diesen fünf Methoden ausgeführt in:
                           1) reiner Kartoffelstärke, 2) Weizenkleie, 3) Weizenschalen, 4) Weizenmehl, 5)
                              getrockneten Kartoffeln, 6) Maismehl, 7) Heu, 8) Baumwollsaatmehl, 9) einer Mischung
                              von Stärke, Zucker und Dextrin und lieferten folgende Ergebnisse:
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                    Material
                                    
                                 Inversionmit Salz-säure
                                 Inversionmit Salpeter-säure
                                 Inversionmit Oxalsäure
                                    undSalpeter-säure
                                 LösungdurchSalicyl-säure
                                 FüllungdurchBaryt-hydrat
                                 
                              
                                 Kartoffelstärke
                                 85,75
                                 85,50
                                 85,75
                                 85,47
                                 85,58
                                 
                              
                                 Weizenkleie
                                 65,86
                                 40,25
                                 38,68
                                 –
                                 70,77
                                 
                              
                                 Weizenschalen
                                 30,00
                                 63,09
                                 60,24
                                 –
                                 60,44
                                 
                              
                                 Weizenmehl
                                 77,69
                                 70,65
                                 65,29
                                 69,38
                                 59,76
                                 
                              
                                 Getrocknete Kartoffeln
                                 70,92
                                 69,79
                                 68,53
                                 –
                                 64,25
                                 
                              
                                 Maismehl
                                 73,24
                                 66,81
                                 70,55
                                 –
                                 62,11
                                 
                              
                                 Heu
                                   3,48
                                 19,10
                                 19,10
                                 –
                                 66,47
                                 
                              
                                 Baumwollsaatmehl
                                   4,15
                                 –
                                 –
                                 –
                                 54,65
                                 
                              
                                 Mischung von Stärke,    Zucker und Dextrin
                                   9,58
                                 21,00
                                 24,08
                                 18,80
                                 33,99
                                 
                              
                           (Wochenschrift für Brauerei, 1894
                              Nr. 51 S. 1622.)
                           
                           Bei reiner Stärke wurden also mittels dieser Methoden übereinstimmende Zahlen
                              erhalten, während die Gegenwart mehr oder weniger fremder Beimengungen die Resultate
                              entsprechend ungünstig beeinflusste. Verfasser sucht in manchen Fällen die Erklärung
                              der grossen Unregelmässigkeiten in dem Vorkommen von Pentosen und hält auf Grund
                              seiner Untersuchungen für die beste Methode der Stärkebestimmung diejenige, welche
                              auf der Verkleisterung der Stärke durch Kochen mit Wasser, womöglich unter Druck,
                              Behandlung mit Malzauszug bei 60 bis 65°, Filtration und Inversion des Filtrats mit
                              Säure u.s.w. beruht. Sämmtliche übrigen Methoden sind zur Stärkebestimmung in
                              Pflanzen als ungenau anzusehen. (Nach Wochenschrift für
                                 Brauerei, 1894 Nr. 51 S. 1622.)
                           Bestimmung der Stärke durch alkoholische Gährung von Munsche (Zeitschrift für
                                 Spiritusindustrie, 1894 Nr. 25 S. 202 Nr. 26 S. 209). Auf Veranlassung Delbrück's hat Munsche
                              eine Methode ausgearbeitet, welche die quantitative Bestimmung der Stärke auf
                              physiologischem Wege gestattet. Auf diese Art der Analyse war schon früher von Pasteur verwiesen, Delbrück und Petzold hatten sie zur
                              Bestimmung des Zuckers und auch Jodlbaur und Hansen sie zur Untersuchung der Zuckerarten unter
                              Anwendung von Reinhefe benutzt und empfohlen. Den weiteren Ausbau hat die
                              physiologische Methode durch die Berliner Schule erfahren, und besonders müssen die
                              einschlägigen Arbeiten Bau's, welche in der Wochenschrift für Brauerei veröffentlicht wurden, unter
                              den zu diesem Zwecke unternommenen Untersuchungen als die wichtigsten erwähnt
                              werden.
                           Die bereits vor langen Jahren von Pasteur gemachten
                              Angaben, dass Rohrzucker sich zwar völlig vergähren lässt, dass aber bei der
                              alkoholischen Gährung immer geringe Mengen von Bernsteinsäure, Glycerin und
                              unbestimmten Stoffen sich bilden und regelmässig nur etwa 94 bis 95 Proc. des
                              angewandten Zuckers in Alkohol und Kohlensäure gespalten werden, beruhten auf
                              Beobachtungen, welche der genannte Forscher bei der Durchführung von Gährversuchen
                              mit Brauereihefe gemacht hatte. Jodlbaur bewies später
                              die völlige Vergährbarkeit aller überhaupt gährfähigen Zuckerarten und fand, obwohl
                              er theilweise mit Reinhefe unter den günstigsten Bedingungen gearbeitet hatte, in
                              Bezug auf die Gährungsproducte, die Kohlensäure und den Alkohol, für Rohrzucker
                              völlig gleiche Werthe; auch die betreffenden Jodlbaur'schen Zahlen für Dextrose und wasserfreie Maltose wiesen, wenn man
                              die Zusammensetzung dieser Zuckerarten berücksichtigte, eine genügende
                              Uebereinstimmung mit denen Pasteur's für Rohrzucker
                              auf, so dass dessen Untersuchungsergebnisse direct als eine Bestätigung der früheren
                              Pasteur'schen Befunde angesehen werden konnten.
                              Unter Berücksichtigung der Pasteur'schen Factoren für
                              Alkohol und Kohlensäure musste sich also bei absolut reiner Gährung aus der
                              entstandenen Menge dieser Gährungsproducte der Zuckergehalt der Gährflüssigkeiten
                              und damit der Stärkegehalt der zu untersuchenden Rohmaterialien rechnerisch
                              ermitteln lassen, wenn die Diastase des Gerstenmalzes unter gewissen
                              Versuchsbedingungen die quantitative Umwandelung der Stärke in Maltose herbeiführte.
                              – Die Prüfung der letzteren Frage führte Munsche in der
                              Weise durch, dass er 14 g reine, trockene Stärke mit 100 cc destillirtem Wasser
                              anrührte, dieselbe dann mit 25 cc eines Grün- oder Luftmalzauszuges (1 Malz:4
                              Wasser) bei steigender Temperatur verflüssigte und die eigentliche Verzuckerung
                              mit 75 cc desselben Malzauszuges bei Temperaturen von 49 bis 51° R. bewerkstelligte.
                              Die schliessliche Einhaltung einer Endtemperatur von 52° R. während einer Dauer von
                              ½ bis ¾ Stunden diente zur Abtödtung der aus dem Malze stammenden Organismen. Nach
                              erfolgter schneller Abkühlung wurde die Lösung mit einer etwa 50 Proc. der
                              angewandten Stärke betragenden, mit 3 cc Heyduck'scher
                              Nährlösung (50 g saures phosphorsaures Kali und 17 g schwefelsaure Magnesia auf 1 l
                              Wasser) angerührten Reinhefemenge, Rasse II, versetzt und die Gährung bei 26 bis 27°
                              R. zu Ende geführt. Unter diesen Verhältnissen gelang innerhalb eines Zeitraumes von
                              72 Stunden die völlige Beseitigung aller reducirenden Substanzen mit grosser
                              Sicherheit, denn in den filtrirten Gährflüssigkeiten traten bei Behandlung mit Fehling'scher Lösung niemals Spuren von Kupferoxydul
                              auf. Das Dextrin musste sich also in Folge der Nachwirkung der Diastase vollkommen
                              in Maltose umgewandelt haben und die Gesammtmenge der aus der Stärke entstandenen,
                              gährungsfähigen Producte bei der Gährung zerfallen sein. Bei der Ermittelung der
                              entwichenen und der in den Gährflüssigkeiten gelöst gebliebenen Kohlensäuremenge wie
                              auch des gebildeten Alkohols zeigte es sich, dass 100 g reine, trockene Stärke
                              durchschnittlich 51,29 g Kohlensäure und 53,43 g Alkohol geliefert hatten.
                           Die Zuverlässigkeit der von Pasteur und Jodlbaur bezüglich der Hauptproducte der alkoholischen
                              Gährung aufgestellten Sätze war durch dies Ergebniss von Neuem ebenso bewiesen, wie
                              die Durchführbarkeit einer quantitativ vollständigen Umwandelung der Stärke in
                              Maltose mit Hilfe der Diastase in Gegenwart der Reinhefe, Rasse II, und damit die
                              Möglichkeit der quantitativen Bestimmung der Stärke in allen stärkehaltigen
                              Materialien auf dem eingeschlagenen Wege. Bei Anwendung der neuen Methode werden
                              alle jene Fehler eliminirt, welche bei der Invertirung durch Einwirkung von Säuren
                              auf die durch Hochdruck oder durch Diastase in Lösung übergeführten, stickstoffreien
                              Extractstoffe sonst unvermeidlich sind. Versuche, die Gährdauer durch Zusatz von
                              gereinigten Trebern abzukürzen, führten zu negativen Resultaten, wahrscheinlich aus
                              dem Grunde, weil die nachträgliche Diastasewirkung auf die Dextrine sich auf diese
                              Weise nicht beschleunigen lässt.
                           Methode zur quantitativen Bestimmung der Stärke von Krieger (D.-amerikanischer
                                 Bierbrauer. 1894 27 S. 580). Nach den Erfahrungen des Verfassers geben die
                              bis jetzt gebräuchlichen Methoden der Stärkebestimmung keine zuverlässigen
                              Resultate, und das neuerdings von Munsche
                              ausgearbeitete und veröffentlichte Verfahren hat den Nachtheil, dass zu dessen
                              Ausführung mehrere Tage erforderlich sind. Krieger
                              beschreibt nun eine von ihm erprobte Methode, welche nicht nur genügend schnell und
                              leicht auszuführen ist, sondern auch richtige Ergebnisse liefert, so dass dieselbe
                              allen Anforderungen der Praxis genügen dürfte, wie folgt: Zur Analyse werden zweimal
                              je 10 g fein gepulverten Getreides oder zweimal je 3 g von stärkeärmeren
                              Materialien, wie Kleien, Trebern u.s.w., verwendet. Aus einer der abgewogenen Proben
                              werden die löslichen Kohlehydrate durch Auswaschen mit 0,4 procentiger, schwefliger
                              Säure auf einem Filter von bekanntem Gewichte entfernt, dann wird mit Wasser
                              nachgewaschen, anfangs bei niedriger Temperatur, um Verkleisterung zu verhüten, und
                              schliesslich bei 105° C. getrocknet und gewogen. Die zweite Probe dient zur
                              Stärkebestimmung. Zu diesem Zwecke kocht man dieselbe mit 300 cc Wasser ½ Stunde
                              auf, kühlt auf 80° C. ab, versetzt mit 100 cc eines kalt bereiteten, filtrirten
                              Malzauszuges (50 g Darrmalz in 1 l Wasser), hält die Temperatur zunächst auf 65° C,
                              steigert dieselbe dann langsam auf 80° C., kocht abermals ½ Stunde, kühlt auf 70° C.
                              und digerirt nach Zusatz von weiteren 25 cc der Diastaselösung bei 65° C. bis zur
                              vollständigen Verzuckerung der Stärke. Mittels Filtration durch ein gewogenes Filter
                              trennt man die gelösten und ungelösten Antheile, wäscht die letzteren sorgfältig mit
                              siedendem Wasser aus, trocknet bei 105° C. und bestimmt durch Wägung das Gewicht des
                              Rückstandes. Die Gewichtsdifferenz der bei Probe I angewandten, ursprünglichen und
                              der nach dem Auswaschen mit schwefliger Säure verbliebenen Substanz gibt die Menge
                              des in dem Material enthaltenen Wassers, sowie diejenige der löslichen Kohlehydrate
                              an, so dass man nach Ausführung einer Wasserbestimmung in einer dritten Probe den
                              Procentsatz der löslichen Kohlehydrate berechnen kann. Der Unterschied im Gewicht
                              der bei Probe I und Probe II resultirenden, getrockneten Rückstände entspricht der
                              in Zucker übergeführten Stärke. (Nach Chemiker-Zeitung,
                              1894 Nr. 90 Rep. 26 S. 283.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)