| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 188 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           Spiritusfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 164 d.
                           Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           Quantitative Bestimmung der Stärke in der Presshefe von
                              Filsinger und Fickert
                              (Chemiker-Zeitung 1894 Nr. 40 S. 742). Obwohl
                              bereits längere Zeit vollkommen stärkefreie, haltbare Hefesorten von tadelloser
                              Triebkraft vielfach im Handel vorkommen, hält man in manchen Presshefefabriken noch
                              immer an der Ansicht fest, dass ein Zusatz von Kartoffelstärke für die Haltbarkeit
                              der Waare erforderlich ist, oder betrachtet die Stärke auch wohl als ein
                              ausserordentlich zweckmässiges Mittel, das Fabrikat entsprechend zu vergrössern. Die
                              quantitative Bestimmung dieser nicht gerechtfertigten Beimengung ist aus diesem
                              Grunde überall da von Interesse, wo auf mikroskopischem Wege bereits eine solche
                              nachgewiesen ist.
                           Bisher waren zur Beurtheilung des Werthes der Presshefesorten vorzugsweise die
                              Methoden von Meissl und Heyduck in Gebrauch. Ersterer bestimmte diesen durch Ermittelung der von 1
                              g Presshefe aus einer Zuckerlösung von bekannter Zusammensetzung innerhalb 6 Stunden
                              entwickelten Kohlensäure, also durch Prüfung der Triebkraft, und erhielt auf diesem
                              Wege brauchbare Vergleichsweise; letzterer schloss aus dem Wassergehalt der Hefe auf
                              ihren Stärkegehalt und ging hierbei von der Annahme aus, dass reine Hefe
                              durchschnittlich 74 Proc., Stärke dagegen nur 36 Proc. Wasser bindet. Nach Filsinger wird aber der Wassergehalt der Hefe durch
                              stärkeres oder schwächeres Pressen derartig beeinflusst, dass man kaum erwarten
                              kann, auch nur annähernd richtige Resultate nach diesem Verfahren zu erzielen. Alle
                              übrigen Vorschläge, die auf die Ueberführung der Stärke in Traubenzucker, entweder
                              zwecks dessen späterer Bestimmung und Umrechnung auf Stärke oder auch nur auf dessen
                              Entfernung aus dem Hefestärkegemisch durch Filtration hinauslaufen, bieten bei ihrer
                              Ausführung Schwierigkeiten und Unsicherheiten in so grosser Zahl, dass sie kaum in
                              Betracht kommen können.
                           Nach Beobachtungen von Fickert ist es nun möglich, schon
                              aus in Wasser aufgeschrammten Hefestärkegemischen die schwerere Stärke durch
                              Absetzen von der längere Zeit suspendirt bleibenden Hefe zu trennen. Leichter noch
                              und nahezu quantitativ vollständig gelingt diese Trennung, wenn durch Zusatz von
                              ausreichenden Mengen Jodjodkaliumlösung die Stärke in Jodstärke übergeführt
                              wird.
                           Die Verfasser verrühren bei Ausübung ihres Verfahrens 20 bis 30 g der Hefe
                              gleichmässig mit Wasser, verdünnen auf 250 cc, fügen Jodjodkaliumlösung hinzu,
                              lassen absetzen und entfernen die Hefe mittels Abheberns. Die hierbei entstehende
                              Strömung rührt die Hefezellen auf und führt sie dem Heber zu, während die schwerere,
                              deutlich erkennbare Jodstärke ruhig am Boden des Glases liegen bleibt. Das
                              Abschlämmen muss so oft wiederholt werden, als noch Hefetheilchen wahrnehmbar sind.
                              Die Jodstärke wird auf einem gewogenen Filter gesammelt, bei 105° C., bei welcher
                              Temperatur das Jod sich bis auf Spuren vollständig verflüchtigt, getrocknet, dann
                              wasserfrei gewogen und auf Stärke mit 15 Proc. Feuchtigkeit umgerechnet. Lüders fand bei einigen von ihm mit Hefestärkegemischen
                              von bekanntem Stärkegehalt (1, 5, 7½ und 10 Proc. Stärke) durchgeführten Analysen
                              bei einem Gehalt derselben von 10 Proc. Stärke die zugesetzten Mengen, während er
                              bei geringeren Zusätzen im Allgemeinen nur einen etwas niedrigeren als den
                              wirklichen Procentsatz feststellen konnte.
                           Quantitative Bestimmung der Melitriose von Bau (Chemiker-Zeitung,
                              1894 Nr. 92 S. 1798). Für die quantitative Bestimmung der Melitriose waren bisher
                              die Schleimsäuremethoden von Tollens und Creydt, die Extractionsmethode von Scheibler und die Inversionsmethoden von Tollens, Creydt und Clerget-Herzfeldt in Anwendung, doch eigneten sich dieselben nur zur
                              Untersuchung von Rohrzucker und Zuckerproducten oder verhältnissmässig reiner, an
                              Melitriose reicher Stoffe.
                           Nach Bau ist nun das Gährungsverfahren, welches
                              darauf beruht, dass untergährige Hefen Melitriose völlig zu vergähren vermögen,
                              während obergährige dieselbe nur in Lävulose und Melibiose spalten und die letztere
                              Verbindung unvergohren lassen, geeignet, die Melitriose sowohl in Gemischen mit
                              Rohrzucker, als auch im Gemenge mit allen möglichen Substanzen quantitativ zu
                              bestimmen, wenn in den zu analysirenden Untersuchungsobjecten antiseptische Körper
                              sich nicht vorfinden, wie diese beispielsweise in stark alkalischen Melassen
                              auftreten können. In solchen Fällen ist deren Beseitigung oder Unschädlichmachung
                              nöthig; indessen fehlt es bisher noch an den betreffenden Versuchen.
                           Bau gibt für die Ausführung des von ihm empfohlenen
                              Verfahrens folgende Vorschrift:
                           Von den zu untersuchenden Substanzen stellt man 10- bis 12procentige Lösungen her,
                              fügt bei Zucker und Syrupen genügende Hefenährstoffe in Form von Hefewasser hinzu,
                              welcher Zusatz bei Verarbeitung von Pflanzenextracten in der Regel überflüssig
                              erscheint, bringt geeignete Mengen derartiger Lösungen in vier etwa 300 bis 350 cc
                              haltende Flaschen, wägt die Flaschen mit Inhalt, verschliesst mit Watte keimsicher,
                              sterilisirt im Koch'schen Cylinder und impft nach dem
                              Abkühlen die Flüssigkeit in je zwei Flaschen mit einer Reincultur von Unter- und
                              Oberhefe. Da zur vollständigen Vergährung der Zuckerarten mindestens immer 10 bis 14
                              Tage erforderlich sind, so öffnet man erst nach Verlauf dieses Zeitraumes zunächst
                              ein mit Unterhefe und ein mit Oberhefe angesetztes Gährgefäss, lässt die zugehörigen
                              Gährversuche noch der Sicherheit halber einige Tage stehen, bringt den Inhalt der
                              geöffneten Flaschen mit destillirtem Wasser auf das ursprüngliche Gewicht, entfernt
                              die Hefe durch Centrifugiren oder Filtriren und unterwirft die klaren Flüssigkeiten
                              der weiteren Untersuchung entweder durch Polarisation oder durch Feststellung des
                              Reductionsvermögens oder auch des Extractgehaltes. Obwohl auf jedem der angedeuteten
                              drei Wege sich die Melitriose berechnen lässt, so hält doch Bau die Ermittelung aus der Extractbestimmung nach der
                              Vacuumtrockenmethode vorläufig für die sicherste, wenigstens so lange, bis das
                              Kupferreductionsvermögen und die optische Drehung der Melibiose genauer festgestellt
                              sein werden. Die so erhaltenen Zahlen sind, da die Concentration der Lösung in Bezug
                              auf die nicht vergährbaren Substanzen die ursprüngliche bleibt, ohne weiteres
                              vergleichbar, und auch eine Correctur für das Hefegewicht ist nach den Versuchen Bau's unnöthig, so dass man durch Multiplication der
                              Differenz im Extractgehalt der beiden mit Ober- und Unterhefe angesetzten,
                              vergohrenen Versuchsflüssigkeiten mittels des Factors 1,737 direct deren Gehalt an
                              krystallisirter Melitriose bestimmen kann. Immerhin ist jedoch die Ermittelung des
                              Extractgehaltes eine ziemlich langwierige Operation, und zwecks Umgehung derselben
                              ist Verfasser mit Versuchen in Bezug auf das Kupferreductionsvermögen und das
                              optische Verhalten der reinen Melibiose, wie auch mit dem Studium der Einwirkung des
                              Invertins aus Ober- und Unterhefe auf Melitriose beschäftigt.
                           In Folge einer von Fischer und Thierfelder in den Berichten der deutschen
                                 chemischen Gesellschaft, 1894 27 S. 2031, veröffentlichten Arbeit, in
                              welcher dieselben nachweisen, dass Galactose zwar von Unterhefe Frohberg leicht
                              vergohren, dagegen von Oberhefe derselben Rasse äusserst schwer vollständig zerlegt
                              wird, macht Verfasser noch darauf aufmerksam, dass bei Gegenwart von Galactose in
                              gährenden Flüssigkeiten vor der Hand noch die Darstellung des Melibiosazons zur
                              Bestimmung der Melitriose sich vernothwendigt.
                           Ueber die Bestimmung des Rohrzuckers im Malz von Jalowetz (Mittheilungen der
                                 Oesterreichischen Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei in Wien, Heft
                              6). Methoden zur Bestimmung des Rohrzuckers in Malzextracten oder in Bierwürzen sind
                              von Kjeldahl und auch von Jais nach dem Meissl'schen Verfahren der
                              Bestimmung des Rohrzuckers neben Invertzucker ausgearbeitet; ebenso ist eine
                              optische Methode von Clerget zu gleichem Zwecke
                              bekannt. Verfasser prüfte die drei verschiedenen Methoden, nachdem er sich zunächst
                              überzeugt hatte, dass bei dem Inversionsverfahren mit Salzsäure nach Clerget Maltose, Dextrose und Dextrin nicht angegriffen
                              werden, und fand nach diesem Verfahren in Würzen Zahlen, welche mit den nach Kjeldahl's Vorschlage (Inversion mittels Invertins)
                              gewonnenen Resultaten haarscharf übereinstimmten, während die ursprüngliche Meissl'sche Methode nur bei Beobachtung gewisser
                              Vorsichtsmaassregeln, die sich jedoch nicht immer einhalten lassen, und auch bei
                              Verwendung von alkoholischen Malzauszügen richtige, deren Modifikation von Jais aber immer unbrauchbare, weil zu hohe Werthe
                              lieferte. Jalowetz bediente sich der Clerget'schen Methode in folgender Weise:
                           Die durch 1stündige Digestion von 50 g Malz mit 400 cc Wasser erhaltenen Extracte
                              oder auch die Würzen werden zunächst im Laurent'schen
                              Apparate im 200-mm-Rohr auf ihre Ablenkung a geprüft,
                              dann 75 cc derselben mit 5 cc einer Salzsäure von 1,188 spec. Gew. in einem
                              langhalsigen 100-cc-Kölbchen 10 Minuten in 69 bis 71° C. warmes Wasser gestellt, so
                              dass die Temperatur der zu invertirenden, häufig umzuschwenkenden Flüssigkeit in
                              etwa 4 bis 5 Minuten auf 69° C. anlangt und 5 Minuten constant bleibt. Nach der
                              Inversion entfärbt man mittels 1 g mit Salzsäure gewaschenen, auf seine
                              Absorptionsfähigkeit gegen Rohrzucker geprüften Spodiumpulvers oder besser des
                              gleichen Quantums Blutkohle, kühlt rasch auf etwa 20° C. ab, polarisirt und
                              multiplicirt die gefundene Ablenkung mit 4/3 oder 8/3, je nachdem die Beobachtung im 200-mm- oder im
                              100-mm-Rohr gemacht wurde.
                           Bezeichnet a1 die
                              Ablenkung im 200-mm-Rohr nach der Inversion, so ist der Rohrzuckergehalt S für 100 cc der untersuchten Lösung
                           
                              S=\frac{\alpha-\alpha_1}{1,782}\mbox{ Gramm.}
                              
                           Der Divisor 1,782 entspricht der Summe der Ablenkungen vor und nach der Inversion
                              ohne Rücksicht auf das Vorzeichen. Da 1 g Saccharose bei der Invertirung 1,05 g
                              Invertzucker liefert, so ist dessen Ablenkung im 200-mm-Rohr = – 0,43° × 1,05 = –
                              0,4515°; 1 g Rohrzucker als solcher bringt aber eine Ablenkung von 1,33° hervor,
                              mithin tritt bei dessen Inversion eine Drehungsverminderung von 1,782° ein. Dividirt
                              man die bei einer Flüssigkeit beobachtete Drehungsverminderung durch 1,782, so
                              drückt der Quotient den in 100 cc der Versuchsflüssigkeit enthaltenen Rohrzucker in
                              Grammen aus.
                           Die Methode gibt bei sorgfältiger Ausführung und genauer Einhaltung der Vorschriften
                              sowohl bei Würzen und bei wässerigen Malzauszügen, als auch bei alkoholischen
                              Extracten für dasselbe Malz vollständig unter sich übereinstimmende, richtige
                              Werthe für den Rohrzuckergehalt, doch ist der letztere am sichersten in dem oben
                              erwähnten, wässerigen Auszuge zu ermitteln. (Wochenschrift
                                 für Brauerei, 1894 Nr. 48 S. 1536.)
                           Die Bestimmung Heiner Mengen von Methyl- und
                                 Aethylalkohol führt Prunier (Journal Parm. Chim., 29 [5] S. 407 bis 410 vom 15.
                              April 1894) in der Weise durch, dass er die mittels Jodwasserstoffs in ihre Jodide
                              umgewandelten Alkohole mit Chloroform aufnimmt, das überschüssige Jod aus dieser
                              Lösung durch wässerige Kalilauge entfernt und das an das Alkoholradical gebundene
                              Jod durch Ausschütteln mit Silbernitrat und etwas feuchtem Silberoxyd und Wägung des
                              entstandenen Jodsilbers bestimmt. (Chemisches
                                 Centralblatt, 1894 Bd. 1 S. 975.)
                           Die Verunreinigungen des Alkohols, die von einer
                              schlechten Fabrikationsweise herrühren oder demselben in betrügerischer Absicht
                              beigemengt werden, und deren analytische Bestimmung in
                                 alkoholischen Getränken bespricht Berge auf
                              dem internationalen Congress für angewandte Chemie zu Brüssel und Antwerpen. Der
                              Gang der Analyse ist von Mohler ausgearbeitet, und es
                              mag an dieser Stelle nur auf den bezüglichen, in der Chemiker-Zeitung, 1894 Nr. 69 S. 1323, erschienenen Bericht hingewiesen
                              werden.
                           Auf eine Fehlerquelle des Röse'schen Verfahrens zur
                                 Bestimmung des Fuselöls im Spiritus macht Glasenapp in der Zeitschrift für
                                 Spiritusindustrie, 1894 Nr. 21 S. 169, aufmerksam.
                           Das Verfahren, welches bei genauer Einhaltung der Versuchsbedingungen, der
                              vorgeschriebenen Concentration der Flüssigkeiten und der Temperaturen genaue
                              Resultate liefert, ist augenblicklich wohl mit Recht das am meisten für diesen Zweck
                              angewandte. Dasselbe beruht bekanntlich darauf, dass aus einem bestimmten Volumen
                              eines eventuell auf 30 Volumprocente verdünnten Alkohols beim Schütteln mit einem
                              abgemessenen Quantum Chloroform die Fuselbestandtheile in das letztere übergehen und
                              dessen Volumen in einem bestimmten Verhältniss vergrössern.
                           In dem Kohlensäuregehalt mancher Rohspiritussorten, wie auch des von Ilges'-Automat stammenden Feinsprits liegt nun die zu
                              besprechende, vielfach übersehene Fehlerquelle; dieselbe ist als Folge zweier durch
                              die Gegenwart der Kohlensäure hervorgerufenen Vorgänge anzusehen, welche in der
                              Weise sich geltend machen, dass erstens nicht nur die beim Ausschütteln des Spiritus
                              in das Chloroform übergehende Kohlensäure an und für sich schon eine Vermehrung der
                              Steighöhe desselben bewirkt, sondern auch zweitens der in Wirklichkeit grössere
                              Gehalt kohlensäurehaltiger Spritwassermischungen an Alkohol, als dem
                              vorgeschriebenen spec. Gew. 0,96564 entspricht, aber in noch stärkerem Grade eine
                              solche im Gefolge hat.
                           Ganz besonders von der Genauigkeit des Volumverhältnisses zwischen Alkohol und Wasser
                              ist das Ergebniss der Fuselölbestimmung in so bedeutendem Maasse abhängig, dass
                              selbst scheinbar unwesentliche Abweichungen von der Vorschrift nicht vernachlässigt
                              werden dürfen. Bei Ausserachtlassung dieser beiden, durch eine und dieselbe
                              Kohlensäuremenge hervorgerufenen Fehler, welche beide in erhöhender Richtung sich
                              bewegen, also das Resultat der Fuselölbestimmung zu hoch ausfallen lassen, kann man
                              bezüglich des Gehalts des Rohspiritus und besonders auch des Automatfeinsprits an
                              den betreffenden Verunreinigungen zu ganz falschen Schlüssen gelangen. Vor der
                              Untersuchung kohlensäurehaltiger Sprite ist daher deren Gehalt an Kohlensäure durch
                              Zusatz von Kalkwasser von bekanntem Gehalt und Titration des Ueberschusses mittels
                              Oxalsäure in der üblichen Weise zu ermitteln, dann aus einem abgemessenen Volumen
                              Alkohol die Kohlensäure durch vorher genau berechnete, zur Fällung derselben
                              unbedingt erforderliche Mengen des gleichen Kalkwassers quantitativ auszufällen und
                              ein Theil der völlig geklärten Flüssigkeit nach der Vorschrift zu verwenden. Wollte
                              man die Kohlensäure durch ½stündiges Aufkochen des Alkohols bei aufgesetztem
                              Rückflusskühler oder durch Destillation über Alkalilauge entfernen, so würden
                              voraussichtlich die später zu erwartenden Resultate in Folge Zerstörung oder
                              Verflüchtigung geringer Mengen von Fuselbestandtheilen, z.B. Aldehyden, etwas zu
                              niedrig ausfallen.
                           Die Fuselölbestimmung nach Saralle, eine einfacher auszuführende, colorimetrische Methode, welche
                              sich auf die mehr oder minder starke Bräunung von fuselölhaltigem Spiritus beim
                              Erhitzen mit concentrirter Schwefelsäure gründet, ist neben dem Basischen Verfahren in vielen Staaten noch in Anwendung
                              und wird besonders von Seiten der Behörden ausgeübt, obwohl bereits früher Stutzer, Raitmeier, Seil und Windisch dieses Verfahren deshalb als unzulässig bezeichnet hatten, weil
                              nicht sämmtliche Bestandtheile des Fuselöls durch Schwefelsäure in gleicher Weise
                              verändert werden und besonders Furfurol, ätherische Oele und ähnliche Substanzen
                              einen bedeutend stärkeren Grad der Färbung geben, als das eigentliche Fuselöl, der
                              Amylalkohol. Glasenapp (Zeitschrift für Spiritus Industrie, 1894 Nr. 42 S. 344) hat nun diese,
                              sich immerhin nur auf wenige Bestandtheile des Fusels beziehenden, kurzen Angaben
                              durch weitere, eingehende Versuche über das Verhalten der im Rohspiritus sich
                              findenden, höheren Alkohole und Aldehyde (Acetaldehyd, Furfurol) unter den in
                              Betracht kommenden Bedingungen vervollständigt und gezeigt, dass Propylalkohol gar
                              nicht, Amylalkohol wenig und in nennenswerther Weise nur der Isobutylalkohol bei der
                              vorgeschriebenen Behandlung mit Schwefelsäure gebräunt wird. Alle höheren Alkohole,
                              die bis zu 99,9 Proc. des Kartoffelfuselöls und bis zu 95,5 Proc. des Kornfuselöls
                              ausmachen, können mithin leicht bei dieser Methode übersehen werden; dagegen geben
                              minimale Mengen von Aldehyden und besonders von Furfurol so starke Färbungen, dass
                              auf Grund derselben ein von Fuselölen fast freier Spiritus, der nur Spuren des
                              Vorlaufes enthält, niedriger eingeschätzt werden kann, als ein Product, welches
                              ungleich grössere Quantitäten höherer Alkohole enthält.
                           In Folge dieser Beobachtungen erklärt Glasenapp die
                              Schwefelsäureprobe für die Qualitätsbestimmung von Spiritus als vollständig
                              werthlos, und diese sollte seiner Ansicht nach zu diesem Zwecke überhaupt nicht
                              mehr, am wenigsten aber bei officiellen Prüfungen zugelassen werden.
                           Quantitative Bestimmung der Peptone von Dutto (Pharmaceutische
                                 Centralhalle, 35 S. 636, und Wochenschrift für
                                 Brauerei, 1894 Nr. 52 S. 1657). Verfasser bewirkt eine vollständige Fällung
                              der Peptone durch eine Kaliumwismuthjodidlösung. Der durch Zusatz dieser Verbindung
                              zu peptonhaltigen Flüssigkeiten sich bildende, orangerothe, im Ueberschuss des
                              Fällungsmittels unlösliche Niederschlag wird nach 12- bis 24stündigem Absetzen auf
                              einem Filter gesammelt, mit leicht schwefelsäurehaltigem Wasser ausgewaschen
                              und unter der Luftpumpe getrocknet; dann wird die Menge des in demselben enthaltenen
                              Wismuths entweder in Form von Oxyd oder besser in metallischem Zustande bestimmt und
                              aus dieser das Pepton berechnet. 1 g Pepton entspricht 0,141 bis 0,147 g Wismuth.
                              Dieses Verfahren ist anwendbar für alle peptonhaltigen Flüssigkeiten, in welchen
                              Alkaloide nicht vorkommen.
                           Zur Eiweissbestimmung nach Méhu macht Ruizand (Journal Pharm.
                                 Chim., 1894 5. Ser. 29 S. 364) folgende Bemerkungen: Bei der Bestimmung der
                              Eiweisstoffe nach Méhu durch Fällung derselben mittels
                              gesättigter Carbolsäurelösung und Auswaschen mit kochender, gleichfalls gesättigter
                              Lösung von Carbolsäure gehen Eiweisskörper in das Filtrat über, welches in Folge
                              dessen milchig getrübt erscheint. Diese Verluste lassen sich durch Waschen des
                              Niederschages mit kalter, 3- bis 4procentiger Phenollösung vermeiden. (Chemiker-Zeitung, 1894 Nr. 34, Rep. 10 S. 103.)
                           Bezüglich der quantitativen, volumetrischen Eiweissbestimmung
                                 von Esbach hat Rössler (Apotheker-Zeitung, 1894 9 S. 293) durch Vergleich
                              derselben mit gewichtsanalytischen Verfahren den Nachweis geführt, dass diese
                              Methode nur einen sehr geringen Werth besitzt. (Chemiker-Zeitung, 1894 Nr. 34, Rep. 10 S. 103.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)