| Titel: | Neuere Pumpen. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 193 | 
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                        Neuere Pumpen.
                        Von Fr. Freytag in
                           Chemnitz.
                        (Schluss des Berichtes S. 173 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Pumpen.
                        
                     
                        
                           Um mit Hilfe einer unter niederem Druck stehenden grösseren Wassermenge eine kleinere
                              Wassermenge auf hohen Druck zu bringen, verwendet Lamain nach Revue industrielle vom 8. October
                              1892, bezieh. Bulletin de la Société d'encouragement
                              (4. Reihe) Nr. 80 die Fig. 81 ersichtliche, als
                              Druckmultiplicator bezeichnete Pumpe.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 193
                              Fig. 81.Druckmultiplicator von Lamain.
                              
                           An einem mittels Druckwasser betriebenen Motor mit drei um 120° gegenseitig
                              versetzten Cylindern ist in die Verlängerung eines jeden derselben noch ein Cylinder
                              von kleinerem Durchmesser als der Arbeitscylinder angefügt, in welchem sich ein
                              Kolben mit gleichem Hube wie der zugehörige Arbeitskolben bewegt. Diese Cylinder
                              arbeiten als Druckpumpen; sie erhalten das Niederdruckwasser in demselben
                              Augenblicke, wo es auch auf die Arbeitskolben treibend wirkt, und indem ihre Kolben
                              dasselbe durch drei Rohrleitungen in den oberen Theil des Apparates drücken, erhöht
                              sich die Spannung des Wassers ganz bedeutend.
                           Die beiden Kolben P und P1 des Nieder- bezieh. Hochdruckcylinders
                              sind durch eine Stange I mit einander verbunden. Drei
                              an einem gemeinschaftlichen Kurbelzapfen M angreifende
                              Pleuelstangen B übertragen die Bewegungen der
                              Arbeitskolben unter Vermittelung der senkrechten Spindel N auf den Vertheilungsschieber T für das
                              Druckwasser. Letzteres tritt durch A in den
                              Schieberkasten und von hier durch einen Kanal D hinter
                              jeden Arbeitskolben P. Gleichzeitig gelangt das
                              Druckwasser durch einen Kanal E hinter den Kolben P1 einer jeden
                              Druckpumpe H. In Folge der Kolbenbewegungen wird dann
                              das im Kanal K jedes Cylinders H zuströmende Wasser durch ein Rohr F
                              in einen gemeinschaftlichen Behälter G gedrückt,
                              aus welchem es behufs Arbeitsverrichtung den einzelnen mittels Druckwasser
                              betriebenen Apparaten zufliesst. Die unter einem Kolben angeordnete Schraubenfeder
                              R dient dazu, etwaige Stösse, welche beim
                              Ingangbringen der Maschine auftreten, abzuschwächen.
                           Verschiedene Arten von Druckpumpen, welche in Accumulatoren speisen, beschreibt Engineering vom 9. December 1892.
                           Am häufigsten findet für derartige Zwecke eine mit dreifach gekröpfter Kurbelwelle
                              arbeitende Maschine Verwendung, welche mittels Zahnräderübersetzung und Riemscheibe
                              betrieben wird. Die Kurbelwelle ist im oberen Theile eines Bockgestells gelagert,
                              welches direct auf dem Wasserkasten befestigt ist, in dessen Inhalt die Saugrohre
                              dreier kleiner Plungerpumpen eintauchen. Für grössere Wassermengen empfiehlt sich
                              die Anordnung von Zwillingsdampfmaschinen, deren Kolben direct mit den Plungern
                              dahinter liegender Wasserpumpen verbunden sind. Der zu diesen Pumpen gehörige
                              Accumulator bethätigt, sobald sich der Wasserdruck in demselben seiner höchsten
                              Grenze nähert, ein Drosselventil, welches den nach der Maschine strömenden Dampf so
                              lange abschneidet, bis der Accumulator wieder zu sinken beginnt.
                           Durch diese Anordnung wird eine directe Einwirkung auf die Arbeitsweise der Maschine,
                              sowie auch eine genügende Controle ausgeübt, doch ist zu beachten, dass, da der
                              Dampfkolben gleichförmig mit dem Wasserkolben arbeitet, die Geschwindigkeit des
                              ersteren in Bezug auf ökonomischen Betrieb der Anlage eine sehr niedrige ist. Um
                              grössere Leistungen der Maschine mit demselben Dampfverbrauch zu erzielen, müsste
                              der Dampfkolben wenigstens die dreifache Geschwindigkeit des Plungerkolbens
                              besitzen. Um diesen Zweck zu erreichen, übertragen Taylor
                                 und Challen in Birmingham die Bewegungen einer Betriebsmaschine mittels
                              eines schnell laufenden Riemens auf eine Vorgelegswelle der Pumpmaschine und wandeln
                              die Geschwindigkeit der ersteren mittels Zahnräder in eine für die Pumpe
                              vortheilhafte Geschwindigkeit um. Die Pumpe gehört zu einem Accumulator von 432 mm
                              Plungerdurchmesser, der mit einer Belastung von 70 k auf 1 qcm arbeitet. Befindet
                              sich der Plunger in nahezu seiner höchsten Stellung, so öffnet sich ein
                              selbsthätiges Ablaufventil, welches denselben Durchgangsquerschnitt wie das zur
                              Pumpe gehörige Druckventil hat und durch ein Rohr mit einem oberen Behälter in
                              Verbindung steht. Durch dieses Ventil entweicht dann das gesammte von der Pumpe
                              geförderte, nun vom Drucke befreite Wasser. Ist in Folge Arbeitens der hydraulischen
                              Pressen der Accumulator soweit gesunken, dass er seine unterste Stellung beinahe
                              erreicht hat, so ist das vorerwähnte Ablaufventil geschlossen und die Pumpe treibt
                              den Plunger wieder nach aufwärts.
                           
                           Bei anderen hydraulischen Pumpen ordnen Taylor und
                                 Challen einen selbsthätigen Mechanismus zum Verschieben des Treibriemens
                              von der festen auf eine lose Scheibe an; die Pumpe arbeitet oder unterbricht ihre
                              Bewegungen dann je nach der Stellung des Accumulators. In beiden Fällen kann der
                              Kolben der Dampfmaschine eine Geschwindigkeit annehmen, welche mindestens dreimal so
                              gross ist als diejenige, mit welcher eine Plungerpumpe vortheilhaft arbeitet, auch
                              wird ein langsameres Arbeiten der Maschine, wie es bei Anordnung eines
                              Drosselventils beim Anlangen des Accumulators in seine höchste Stellung
                              unvermeidlich, nicht eintreten, woraus sich ein weiterer ökonomischer Vortheil
                              ergibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 194
                              Wechselventil.
                              
                           Fig. 82 und 83 veranschaulichen ein
                              Wechselventil mit entlasteter Spindel zum Abschneiden der Zufuhr von Druckwasser
                              nach hydraulischen Krahnen, Pressen und anderen mittels Druckwasser betriebenen
                              Maschinen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 194
                              Fig. 84.Apparat zum Heraustreiben schwerer Bolzen von Youngs.
                              
                           F ist das Einlassrohr für Druckwasser, Y das zur betreffenden Maschine führende und G das ins Freie führende Rohr. HH1 sind Ledermanschetten auf jeder Seite
                              einer mittleren Kammer des Gehäuses A, welche durch mit
                              Bohrungen auf ihrem Umfange versehene Büchsen OO1 in ihrer Lage gehalten werden. Der mittlere Theil
                              D1 der Spindel
                              besitzt kreisförmigen Querschnitt, während die Enden derselben abgesetzt und einen
                              Querschnitt in Gestalt eines Dreieckes aufweisen. Ueber die dreieckigen Enden sind
                              mit einseitigen Flanschen versehene Ringe KK1 von cylindrischem Querschnitt gesteckt, welche die
                              Aussenkanten der Ledermanschetten vor Beschädigungen schützen, wenn der Haupttheil
                              der Spindel sich ausser Berührung mit ihnen befindet, dem Druckwasser dagegen freien
                              Durchgang und zwar entweder aus dem Einlassrohre F in
                              das zur Maschine führende Rohr E oder aus letzterem in
                              das Ausströmrohr G gestatten. Die Federn L L1 drücken die Ringe
                              KK1 gegen den
                              stärkeren Theil der Spindel. Befindet sich das Ventil in seiner geschlossenen
                              Stellung, so liegt der Theil D1 der Spindel, wie Fig. 82 ersichtlich,
                              derart zwischen den beiden Ledermanschetten H H19 dass Druck wasser
                              weder an dem einen noch an dem anderen Ende derselben in bezieh. aus dem Gehäuse A treten kann. Durch Feder L1 und Scheibe M wird der Ring Ku wenn das Ventil unten geöffnet ist, gegen
                              die Ledermanschette H1
                              gepresst.
                           Zum Heraustreiben schwerer Bolzen o. dgl. aus Maschinentheilen hat die Firma Youngs in Birmingham nach Engineering vom 9. December 1892 den Fig.
                                 84 ersichtlichen, mittels hydraulischen Druckes in Thätigkeit zu setzenden
                              Apparat in den Handel gebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 194
                              Liegende Speisepumpe von Lentz.
                              
                           Derselbe besteht aus einem Wassercylinder DE, in welchem
                              sich an Stelle des sonst gebräuchlichen Plungers ein Scheibenkolben A mit Lederdichtung hin und her bewegt. Die mit dem
                              Kolben aus einem Stück gefertigte Stange ist hohl und tritt mit ihren Verlängerungen
                              durch beide Enden des Cylinders; zur Abdichtung nach aussen ist auf der Druckseite
                              des Kolbens ein Lederstulp angeordnet. In der hohlen Kolbenstange führt sich ein
                              Treiber B mit Kopf C am
                              vorderen Ende. Ueber dem Wassercylinder liegt ein Behälter F mit Pumpe G, welche letztere mittels eines
                              auf der schwingenden Welle H befestigten Handhebels
                              betrieben wird. Das Ventil I gestattet ein Zurücktreten
                              des Druckwassers in den Behälter F. Die Klammern I1 werden durch Bolzen
                              K zusammengehalten und greifen beim Austreiben der
                              Bolzen z.B. einer Rohrverbindung hinter den Flansch des einen Rohres.
                           Soll mit der Maschine gearbeitet werden, so wird soviel Druck als möglich mittels der
                              Handpumpe auf den betreffenden Bolzen gegeben, danach auf das hintere Ende des
                              Treibers mittels eines Hammers ein kräftiger Schlag ausgeübt.
                           In einer anderen Anordnung ist die Kolbenstange massiv ausgeführt und bildet
                              gleichzeitig den Treiber.
                           Die Klammern I1 lassen
                              sich auch als besondere Stücke herstellen, was die Handhabung des Werkzeuges
                              erleichtert.
                           Die Abbildung einer stehenden Druckpumpe der Lowville Iron
                                 Works Co. in Lowville, N. Y., auf deren mittels Riemscheiben und
                              Zahnrädervorgelege betriebenen Welle drei zur Bewegung der darunter liegenden
                              Plungerkolben dienende Excenter aufgekeilt sind, bringt American Machinist vom 5. Mai 1892.
                           C. Lentz in Paris construirte eine liegende Speisepumpe,
                              welche im Wesentlichen aus dem eigentlichen Pumpenkörper mit doppelten Ventilsätzen
                              besteht. Der Vortheil dieser Einrichtung liegt darin, dass, wenn in Folge irgend
                              welchen Unfalles der eine Ventilsatz das regelmässige Arbeiten der Pumpe
                              beeinflusst, der andere Ventilsatz ohne weiteres in Thätigkeit gesetzt werden kann,
                              während der defecte Ventilsatz, ohne die Pumpe aus einander nehmen zu müssen, wieder
                              in Ordnung gebracht wird.
                           Auf den Revue générale de mécanique appliquée
                              entnommenen Abbildungen (Fig.
                                 85 und 86)
                              ist der Pumpenkörper mit A bezeichnet; am unteren
                              Flansch desselben sind symmetrisch zur Mittelachse der Pumpe zwei vollständig
                              gleiche und gegenseitig unabhängige Ventilkasten B
                              bezieh. B1 befestigt,
                              welche mit je einem Saugventil b (b1), einem Druckventil
                              c (c1) und einem Absperrhahn d (d1)
                              ausgerüstet sind. Die Saug- und Druckventile ruhen frei auf ihren konischen Sitzen
                              und sind von je einer gemeinschaftlichen Platte l (l1) bedeckt.
                           Die Kammer jedes Saugventils steht durch einen schrägen Seitenkanal e (e1) mit dem Raume unter dem zugehörigen Druckventil
                              und der genannte Kanal ferner durch Abzweigungen f (f1) mit dem Absperrhahn
                              d (d1) in Verbindung, so dass bei geöffnetem Hahn die
                              beiden Ventile auch mit dem in den Pumpenkörper A
                              mündenden Kanal g (g1) communiciren. Durch entsprechende Stellung des
                              Hahnes können die Abzweigungen f (f1) noch mit einer
                              seitlichen, nach aussen mündenden Oeffnung in Verbindung gebracht werden.
                           Unterhalb der Saugventile mündet das Saugrohr h bezieh.
                              h1, oberhalb der
                              Druckventile das Druckrohr in die Ventilkammer. Alle Kanäle können nach Entfernung
                              von Schrauben gereinigt werden; auch in die Platte l
                              (l1) ist ein
                              Reinigungshahn k (k1) geschraubt.
                           Der Pumpenkörper A ist mit einem Bronzefutter a versehen, in welchem sich der Plungerkolben a1 führt, an dessen
                              gabelförmigem Theile a2
                              eine Excenterstange o. dgl. angreift. Die Pumpe arbeitet in folgender Weise: Beim
                              Saughube des Kolbens gelangt die Flüssigkeit in Richtung der Fig. 85 ersichtlichen
                              Pfeile durch das geöffnete Ventil b (b1), um beim Rückhube des Kolbens, in Richtung der
                              punktirt angegebenen Pfeile, durch das geöffnete Ventil c (c1) zu
                              treten. Die Flüssigkeit strömt demnach zweimal, beim Saug- und Druckhube des
                              Kolbens, durch den Hahn d (d1) und es kann durch Stellung desselben
                              der eine oder andere Ventilsatz in Thätigkeit treten, wie auch die Leistung der
                              Pumpe geregelt werden.
                           Das Kriegsschiff „Maine“ der Vereinigten Staaten-Marine erhielt vor Kurzem
                              neue Dreifachexpansionsmaschinen von je 4500 , deren Abdampf in unabhängig
                              von den Hauptmaschinen betriebenen Condensatoren verdichtet wird.
                           Die Revue industrielle vom 30. Mai 1891 entnommenen
                              Abbildungen (Fig. 87
                              und 88) lassen die
                              Bauweise der hierzu dienenden Pumpmaschinen erkennen, deren Construction mit dem
                              seit ca. 6 Jahren auf den amerikanischen Kreuzern „Chicago“ und
                              „Dolphin“ arbeitenden Maschinen übereinstimmt, nur dass die zum Betreiben
                              je einer Circulations- und zweier Luftpumpen dienenden Dampfmaschinen eine
                              zweimalige Expansion des Arbeitsdampfes zulassen. Die von der George F. Blake Mfg. Co. in New York erbaute Maschine
                              besteht, wie auch Engineering vom 22. Mai 1891 und American Machinist vom 1. Januar 1891 berichten, aus
                              zwei in Tandem hinter einander liegenden Dampfcylindern von 305 bezieh. 610 mm
                              Durchmesser für 610 mm Kolbenhub, welche eine liegende doppelt wirkende
                              Circulationspumpe von 760 mm Durchmesser direct, ferner unter Zwischenschaltung
                              eines Balanciers zwei stehende einfach wirkende Luftpumpen von ebenfalls je 760
                              mm Durchmesser indirect betreibt. Zur Regelung der Dampfvertheilung beider Cylinder
                              dienen Schieber, System Blake, welche sich auch während
                              des der Niederdruckcylinder ersichtlich, an dessen hinteren Flansch der Ganges für
                              verschiedene Geschwindigkeiten einstellen lassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 195
                              Pumpmaschine für das Kriegsschiff „Maine“.
                              
                           Auf den Abbildungen ist nur der Niederdruckcylinder ersichtlich, an dessen Flansch
                              der Hochdruckcylinder freischwebend befestigt wird. Mit C ist der Zwischenbehälter bezeichnet. Die eine Luftpumpe ist im Schnitt
                              dargestellt; das Saugrohr ist mit B, das Druckrohr mit
                              R bezeichnet. Der Kolben besitzt eine solche
                              Gestalt, dass er die Bildung von Luftsäcken verhütet. Es sind 12 Saugventile in drei
                              Etagen neben einander liegend angeordnet, welche, aus Kautschukplatten von 140 mm
                              Durchmesser und 19 mm Dicke bestehend, einen freien Durchgangsquerschnitt von je 87
                              qcm besitzen. Die Platten liegen auf rostartig durchbrochenen Sitzen und führen sich
                              an einem auch als Hubbegrenzer dienenden Mittelstück, welches, in ähnlicher Weise
                              wie bei den Ventilen der Worthington-Pumpen, inmitten des Ventilsitzes eingeschraubt
                              und behufs beschleunigter Rückkehr der Ventile auf ihren Sitz von einer
                              Schraubenfeder umgeben ist. Die Saugkammer der Circulationspumpe bildet einen Theil
                              des Maschinenbettes und steht mit dem Behälter D in
                              Verbindung; ein ähnlicher Behälter ist auch in die Druckleitung der Pumpe
                              eingeschaltet. Die Cylinder und Kolben sämmtlicher Pumpen sind aus Bronze
                              hergestellt. Mit E ist noch der Einströmstutzen des
                              Niederdruckcylinders bezeichnet. Um die Menge des Circulationswassers, je nach der
                              Temperatur desselben, regeln zu können, ist die bezügliche Pumpe mit einem
                              Durchlassventil versehen, welches im geöffneten Zustande die beiden Kolbenseiten der
                              Circulationspumpe mit einander in Verbindung bringt.
                           Die zu einer gekuppelten wagerechten, mit Einspritzcondensation arbeitenden
                              Verbund-Pumpmaschine gehörigen Druckpumpen und Condensatoren beschreibt The Engineer vom 9. März 1894 Seite 194. Die Maschine,
                              für Bergwerkszwecke erbaut, soll im Stande sein, minutlich etwa 9 cbm Wasser durch
                              ein 305 mm weites Rohr 250 m hoch zu fördern; sie ist unterirdisch aufgestellt und
                              erhält den nöthigen Arbeitsdampf von über Tage liegenden Kesseln.
                           Jede Maschine arbeitet mit einem Hoch- und zwei Niederdruckcylindern von 660 bezieh.
                              1320 mm Durchmesser; der gemeinschaftliche Kolbenhub beträgt 1,880 m. Die Cylinder
                              sind sämmtlich ummantelt und mit aufgeschraubten Schieberkasten versehen, in denen
                              sich D-förmige Flachschieber bewegen. Die Hochdruckcylinder arbeiten mit einer
                              Expansionssteuerung, welche Füllungen von ¼ bis ¾ des Kolbenhubes gestattet. Am
                              Kreuzkopf jeder Maschine, welcher in breiten gusseisernen Führungen gleitet, greifen drei
                              Kolbenstangen an, von denen die mittlere mit dem Hochdruckkolben verbunden ist,
                              während die beiden äusseren Stangen die zu jeder Maschine gehörigen beiden
                              Niederdruckkolben tragen und mit ihren durch die betreffenden Cylinder geführten
                              Verlängerungen am Pumpenkreuzkopf befestigt sind. Die Niederdruckcylinder jeder
                              Maschinenseite haben ihren eigenen Condensator, der, wie Fig. 89 und 90 ersichtlich, aus
                              einem gusseisernen Gehäuse mit angeschraubten Ventilkasten an jedem Ende besteht.
                              Die doppelt wirkenden Luftpumpen von je 380 mm Durchmesser und 1,830 m Kolbenhub
                              werden von Verlängerungen des Pumpenkreuzkopfes aus betrieben. Die Pumpencylinder
                              legen sich lose gegen vorstehende Anschläge der Ventilkasten; die aus Gusseisen
                              gefertigten Kolben tragen gusseiserne Ringe mit dahinter liegenden Federn. Die
                              Ventile bestehen aus vulcanisirtem Kautschuk.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 196
                              Mit Einspritzcondensation arbeitende Verbund-Pumpmaschine.
                              
                           Die Druckpumpen sind einfach wirkende Plungerpumpen von je 380 mm Durchmesser und
                              1,830 m Hub; sie sind mittels Bolzen und Keile am Maschinenbett befestigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 196
                              Fig. 91.Innenplungerpumpe von Klein, Schanzlin und Becker.
                              
                           Die Maschine ist für die Castle Eden Colliery Company, County
                                 Durham, von Fielding und Platt in Gloucester
                              erbaut. Die Zwillingsdampfpumpe mit Doppelkolben und Schieber in jedem Cylinder von
                              Philip Francis Oddie in Wimbledon, England (D. R.
                              P. Nr. 74567), besitzt in jedem Cylinder einen Doppelkolben, zwischen dessen
                              Endflächen je ein Flachschieber angeordnet ist, welcher das Ein- und Austreten des
                              Dampfes in den anderen Cylinder steuert. Die Bewegung des Schiebers wird durch eine
                              an dem inneren dünnen Theile des Doppelkolbens angeordnete schräge Führungsleiste
                              bewirkt.
                           Eine mittels Riemscheibe betriebene Innenplungerpumpe von Klein, Schanzlin und Becker in Frankenthal veranschaulicht Fig. 91.
                           Der Plunger wird nach Lüften des Deckels vom oberen Pumpencylinder in die Stopfbüchse
                              des unteren eingeführt und diese durch Anziehen der Brille abgedichtet. Hiernach ist
                              ersichtlich, dass die untere Stopfbüchse lediglich gegen Wasser abzudichten hat. Sämmtliche Ventile sind nach Abschrauben der
                              betreffenden Deckel zugänglich.
                           Der Plunger ist mit der Plungerkolbenstange verschraubt und letztere mit ihrem
                              oberen Ende in einer am Ständer angebrachten Stopfbüchse geführt. Die Uebertragung
                              der von dem Antriebsriemen der Kurbelwelle ertheilten Rotationsbewegung auf die
                              Kolbenstange erfolgt durch eine gegabelte Pleuelstange.
                           Sollen derartige Pumpen Salzwasser fördern, so werden sämmtliche arbeitende Theile
                              derselben aus Phosphorbronze ausgeführt. Ebenso können zum Pumpen unreiner oder sehr
                              dicker Flüssigkeiten die Ringventile durch Kugelventile ersetzt werden.
                           Die Pumpen finden als Kesselspeisepumpen für stündliche Leistungen von 2 bis 17 cbm
                              und Druckhöhen bis 80 m, als Förderpumpen für stündliche Leistungen von 3 bis 50 cbm
                              und Druckhöhen bis 25 m Verwendung.
                           Eine doppelt wirkende Dampfpumpe von L. Walker in
                              Manchester mit hinter einander liegendem Dampf- und Pumpencylinder zeigt die Industries and Iron entnommene Abbildung (Fig. 92). Der Dampfcylinder A ist mit dem Pumpencylinder B durch ein
                              Zwischenstück C verbunden, dessen beiderseitige
                              Flanschen mit Vorsprüngen versehen sind, welche sich in entsprechende Ausbohrungen
                              des Cylinderflansches und Pumpengehäuses legen. I und
                              K sind zur Führung der gemeinschaftlichen
                              Kolbenstange F dienende Stopfbüchsen. Der
                              Maschinenrahmen D, welcher zur Führung des Kreuzkopfes
                              dient, hat einen Innenflansch, dessen Vorsprünge in Aussparungen des anderen
                              Cylinderflansches liegen; im Inneren dieses Flansches liegt der vordere
                              Cylinderdeckel L.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 196
                              Fig. 92.Doppelt wirkende Dampfpumpe von Walker.
                              
                           Das Pumpengehäuse ist mit einem domartig gestalteten Aufsatz N zusammengegossen, welcher an jedem Ende mit Oeffnungen behufs
                              Zugänglichkeit der Druckventile OO versehen ist. Die
                              ebenfalls leicht zugänglichen Saugventile sind mit PP
                              bezeichnet. Um den Pumpenkolben G, den Kolben H und die Stange F
                              herausnehmen zu können, wird der Kreuzkopf E von der
                              Pleuelstange gelöst; sodann entfernt man den vorderen Deckel L des Dampfcylinders, ferner den hinteren Deckel M des Pumpengehäuses und zieht den Pumpenkolben G von der Stange F ab. Werden dann noch die
                              Stopfbüchsen I und K
                              gelöst, so lässt sich der Kolben H mit der Stange F am vorderen Cylinderende herausnehmen.
                           Unter der Ueberschrift „Pumping Coal to Market“
                              veröffentlicht Engineering News vom 22. Februar 1894
                              einen Aufsatz, der, obwohl zunächst amerikanischen Verhältnissen angepasst,
                              angesichts der grossen Wichtigkeit des behandelten Gegenstandes für die
                              Weiterentwickelung der modernen Gewerbthätigkeit wohl geeignet ist, die lebhafte
                              Theilnahme weiterer Kreise zu beschäftigen und deshalb auszugsweise wiedergegeben
                              ist.
                           Auf der Weltausstellung in Chicago fand sich ein unscheinbarer Apparat aufgestellt,
                              welcher den Vorschlag zu verkörpern bestimmt war, die Kohle am Fundorte in feinste
                              Staubform überzuführen, was angeblich mit einem Kostenaufwand von 12 bis 20 Pfennig
                              für 1 t geschehen kann, sie mit Anwendung eines geeigneten Waschverfahrens von ihrem
                              Gehalt an freiem Schwefel, Schwefelkies, Schiefer u.s.w. zu befreien (zu weiteren 20
                              Pfennig für 1 t), den Staub durch Mischung mit nahezu gleichen Gewichtstheilen
                              Wasser in eine schwarze Flüssigkeit zu verwandeln und ihn in diesem Zustande in
                              einer Röhrenleitung auf jede beliebige Entfernung hin zu pumpen. Am anderen Ende der
                              Rohrleitung soll die Flusskohle (wenn wir diese Bezeichnung gebrauchen dürfen) in
                              grossen Klärbecken bis auf 10 bis 20 Proc. ihres Wassergehaltes zurückgeführt und in
                              Schlammform durch Pumpwerke den Verbrauchsstellen zugeleitet werden, wo der Rest des
                              Wassers durch überschüssige Wärme leicht ausgetrocknet werden könnte. Die beim
                              Erdöltransport gewonnenen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Fortbewegung flüssiger
                              Massen durch ein Pumpverfahren bei weitem billiger zu stehen kommt, als irgend eine
                              andere Transportweise auf dem Festlande, besonders da, wo die zu befördernde
                              Flüssigkeit selbst als Brennmaterial zur Erzeugung der zum Pumpen erforderlichen
                              mechanischen Arbeit sich benutzen lässt und dass ferner Kohlenstaub, mit Wasser
                              vermischt, sich zum Pumpen eignet, war durch angestellte Versuche hinlänglich
                              bewiesen.
                           Sämmtliche amerikanischen und die meisten englischen Kohlensorten gelangen mit einem
                              beträchtlichen Sandgehalt zur Versendung, während auf dem europäischen Festlande die
                              Kohle zur Befreiung erdiger Beimischungen gewaschen wird. Es ist klar, dass, wenn
                              die Kohle behufs Beförderung einmal mit Wasser vermischt werden muss, sich das
                              Waschverfahren erst recht empfiehlt, namentlich auch deshalb, weil reine Kohle das
                              Innere der Rohrleitungen weniger angreifen wird, als mit Sand o. dgl. verunreinigte
                              Kohle. Es wird des weiteren rechnerisch nachgewiesen, dass verhältnissmässig wenige
                              Rohrleitungen genügen würden, um den Versand ungeheurer Mengen von Kohle zu
                              bewältigen, ferner die nicht unbedeutenden Verluste an Kohlenklein und Kohlenstaub,
                              welche sich beim gegenwärtigen Grubenbetriebe ergeben, und alle jene mehr oder
                              weniger kostspieligen Vorkehrungen, die den Zweck haben, die Kohle in möglichst
                              grossen Blöcken zu gewinnen, sowie die Zertrümmerung derselben zu verhüten, wie auch
                              Selbstentzündungen der Kohle in Folge monatelang fortgesetzter Einwirkung der
                              atmosphärischen Luft u. dgl. in Wegfall kommen.
                           Als Hauptschwierigkeit dürfte die Befreiung der Kohle von dem Wasser am
                              Verbrauchsorte zu bezeichnen sein. Der Erfinder des Processes empfiehlt die Anlage
                              ausgedehnter Klärbecken, in denen binnen 12 Stunden ein nahezu vollständiges
                              Ausscheiden der Kohle stattfinden soll, während nach der Deutschen Bauzeitung hierzu Separationsapparate, auf dem Vorbilde der
                              Milchcentrifugen oder Schleudermaschinen beruhend, oder poröse Röhren oder auch
                              beides zugleich empfohlen werden, um der Flusskohle den grössten Theil des Wassers
                              zu entziehen. Mit 10 bis 20 Proc. Wasser bleibt die Mischung immer noch flüssig
                              genug, um auf beträchtliche Entfernungen hin gepumpt werden zu können. Beim
                              Verbrennen einer solchen Mischung wäre der durch den Wassergehalt verursachte
                              Wärmeverlust so gering, dass es sich nicht verlohnen würde, den Rest des
                              Wassers auszuscheiden, es sei denn, dass man anderweit unbenutzte, ins Freie
                              entweichende Verbrennungsgase in einer Trockenanlage zur Verdampfung des Wassers
                              verwenden könnte.
                           Eine Frage, die noch zu beantworten wäre, betrifft den Nutzwerth des Kohlenstaubes
                              als Brennmaterial. Mit den üblichen Rostfeuerungen ist natürlich hier nichts zu
                              erreichen, weshalb es rathsam erscheint, den Staub, wie es in der Neuzeit bei
                              Kohlenstaubfeuerungen zumeist geschieht, mit der nöthigen Menge von Luft gemischt,
                              in eine Verbrennungskammer einzublasen. Ein Rost ist dann, ebenso wie bei
                              Gasfeuerungen, entbehrlich. Nicht unerwähnt mag bleiben, dass in unseren
                              russgeschwärzten Grosstädten durch die allgemeine
                              Einführung dieser Verbrennungsmethode den lästigen Rauchbeschwerden wesentlich
                              Abhilfe geschafft werden würde, denn Rauch entwickelt sich nur da, wo Kohle in
                              Blöcken verbrannt wird und die Unmöglichkeit besteht, jedem Kohlentheilchen die zur
                              vollständigen Verbrennung nöthige Luftmenge zuzuführen.
                           In der Staubform ist die Kohle des weiteren zur Herstellung von Heiz- oder Leuchtgas
                              vorzüglich geeignet, auch soll Kohlenstaub besseren Koks liefern als feste Kohle
                              u.s.w. Jedenfalls lässt sich behaupten, dass, wenn es darauf ankommt, die möglichst
                              vollständige Ausnutzung des Brennwerthes der Kohle zu erzielen, die Staubform bei
                              geeigneter Feuerungsanlage als die vortheilhafteste Form anzusehen ist, sowie auch
                              Kohle im dickflüssigen Zustande sich bequemer handhaben lässt als im festen
                              Zustande.