| Titel: | Neuerungen im Metallhüttenwesen. | 
| Autor: | J. W. | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 225 | 
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                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        Mit Abbildung.
                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Um aus grösseren Posten von Erzen und anderen Materialien eine kleine, aber richtige
                              Durchschnittsprobe zu entnehmen, bedient sich Henry Le Roy
                                 Bridgman in Blue Island des nebenstehenden Apparates Fig. 1 bis 3. Derselbe basirt auf
                              dem Gedanken, dass richtige Durchschnittsproben nur dann erhalten werden können,
                              wenn dieselben gleichmässig aus der gesammten Erzpost entnommen werden. Bridgman lässt aus diesem Grunde die ganze Erzmasse
                              durch den Probenehmer gehen und entnimmt ihr während dieses Durchganges
                              continuirlich einen geringen Theil. Dieser letztere kann dann, falls er für den
                              beabsichtigten Zweck noch zu beträchtlich ist, noch ein zweites Mal durch den
                              Apparat gehen und ihm dabei abermals ein entsprechendes Quantum, welches in seiner
                              Zusammensetzung der Durchschnittszusammensetzung der gesammten Erzmenge sehr genau
                              entspricht, entzogen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 225
                              Fig. 1.Probenehmer von Bridgman.
                              
                           Auf der massiven Welle C sitzt die hohle Welle D und auf letzterer wiederum die hohle Welle E. Alle drei Wellen werden von der Antriebwelle
                              M aus mittels Zahnradübertragung in Drehung
                              versetzt, und rotiren die Wellen C und E in gleicher Richtung, während die mittlere Welle D sich in entgegengesetztem Sinne dreht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 225
                              Probenehmer von Bridgman.
                              
                           Auf der massiven Welle C ist mittels der Arme H2 ein
                              Vertheilungsapparat H befestigt, dessen nähere
                              Einrichtung aus Fig. 2
                              ersichtlich ist. Derselbe besitzt acht trichterförmige Abtheilungen i, welche unten in gebogene Ausgussröhren h endigen. Diese können verstellt werden, wodurch sie
                              entweder in die äussere, die mittlere oder aber die innere Abtheilung des darunter
                              befindlichen zweiten Vertheilers G endigen. Die nähere
                              Einrichtung dieses und des gleichgestalteten dritten Vertheilers F zeigt Fig. 3. Dieselben
                              bestehen gleichfalls aus je acht Abtheilungen g, von
                              denen zwei durch Scheidewände l und l1 in je drei
                              Unterabtheilungen getheilt sind. Unter dem dritten Vertheiler F ist der feststehende Sammler B angeordnet, der aus drei concentrisch gelagerten Sammel- oder
                              Führungskanälen B1, B2 und B3 besteht.
                           L ist der Aufgabetrichter, in welchen die gesammte Menge
                              des Materiales aufgegeben wird; durch die von der Welle M getriebene Transportschnecke 1 wird
                              dasselbe durch den Rumpf R in den obersten rotirenden
                              Vertheiler H befördert. Das Material gelangt somit
                              gleichmässig in die acht trichterförmigen Abtheilungen i, von denen jede genau ⅛ der gesammten Masse zugeführt erhält. Aus diesen
                              fällt die Erzmasse in den in entgegengesetztem Sinne rotirenden zweiten Vertheiler
                              G, wobei die Menge des in die sechs ungetheilten
                              Abtheilungen g und in die beiden, durch Zwischenwände
                              getheilten Abtheilungen fallenden Erzes je nach der Stellung der Ausgussröhren h geregelt werden kann. Mündet z.B. von diesen nur eine
                              in die beiden getheilten Kreissegmente ein, während die übrigen sieben durch Drehung
                              nach innen die in sie aus dem Rumpf R fallenden Massen
                              an die sechs ungetheilten Abtheilungen g abgeben, so
                              erhalten die beiden getheilten Abtheilungen nur je ⅛, zusammen also ¼ × ⅛, d. i. 1/32, der
                              gesammten Erzmasse, während die übrigen 31/32 derselben in die sechs übrigen ungetheilten
                              Abtheilungen g gelangen.
                           Derselbe Vorgang wiederholt sich bei dem Fallen des Erzes in den dritten rotirenden
                              Vertheilungsapparat F. Die 31/32 Theile desselben fallen vollständig
                              in die inneren Rümpfe p; aber auch von dem übrig
                              bleibenden 1/32
                              gelangt nur ¼, d. i. also 1/128, in die äussere Unterabtheilung n und aus dieser in den concentrischen Sammelkanal B1. Die übrigen 127/128 Theile der
                              Erzmasse fallen in den inneren Sammelkanal B3 und werden aus diesem durch die Austrittsöffnung
                              s entfernt.
                           
                           Man würde also bei Benutzung des vorstehenden Apparates aus einer Erzmasse von
                              20000 Pfd. eine Durchschnittsprobe von 156 Pfd. erhalten, die, da sie sehr
                              gleichförmig der ganzen Erzmasse entnommen ist, auch sehr genau der
                              Durchschnittszusammensetzung derselben entspricht. Will man eine noch geringere
                              Probemenge haben, so kann man entweder die Zahl der Abtheilungen i und g vermehren, oder
                              aber von den Abtheilungen g nur immer 1 mit Zwischenwänden l
                              versehen. In letzterem Falle würde dann die Probe ⅛ . ⅛ . ⅛ = 1/512 er gesammten
                              Erzmenge betragen. Die entgegengesetzte Rotation der verschiedenen Vertheiler trägt
                              ganz wesentlich zur gleichmässigen Vertheilung der Masse bei. (D. R. P. Kl. 40 Nr.
                              64329 vom 5. August 1891.)
                           Zu den metallurgischen Oefen übergehend ist der Vergasungs- und Röstofen von Adolf Blezinger in Duisburg zu nennen, der sowohl zum
                              Vergasen zerkleinerten Brennstoffes, als auch zum Rösten von Erzen benutzt werden
                              kann.
                           Das diesem Ofen zu Grunde liegende Princip besteht darin, dass das zu vergasende oder
                              zu röstende Material während einer thunlichst langen Zeit beständig in der Schwebe
                              gehalten wird, um dasselbe möglichst intensiv den heissen Gasen der Feuerung
                              auszusetzen und hierdurch den Rost- bezieh. Vergasungsprocess zu beschleunigen. Dies
                              wird dadurch erreicht, dass das Material auf die oberste einer Reihe von auf einer
                              senkrechten Welle angeordneten Schüsseln geleitet und von dieser durch
                              Centrifugalkraft gegen eine schräge Fläche geschleudert wird, von welcher es auf den
                              nächst tieferen Teller herabfällt. Hier wiederholt sich der eben geschilderte
                              Vorgang, bis das Gut schliesslich unten in entgastem bezieh. geröstetem Zustande aus
                              dem Ofen fällt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 226
                              Fig. 4.Vergasungs- und Röstofen von Blezinger.
                              
                           Fig. 4 veranschaulicht einen derartigen Ofen im
                              Querschnitt. A ist der aus Chamotte hergestellte
                              cylinderförmige Ofenschacht, der mit einem eisernen Mantel g umkleidet ist. Die Innenfläche desselben besteht aus ringförmigen
                              Schrägflächen, deren untere Seite zweckmässig wagerecht angeordnet ist. Der Kopf des
                              Ofens wird durch einen Cylinderraum gebildet, durch den der Einfülltrichter C geht und an welchen sich seitwärts der Abzugskanal
                              D anschliesst.
                           In der Mitte des Ofens A ist eine Welle E angeordnet, welche durch die ganze Länge desselben
                              hindurchgeht und sowohl oberhalb als auch unterhalb des Ofens in Lagern F und B gelagert ist.
                              Durch die Riemenscheibe f wird dieselbe während des
                              Betriebes in schnelle Rotation versetzt. Innerhalb des Ofens sind auf dieser Welle,
                              die, um sie gegen die Ofenhitze zu schützen, hohl ausgeführt ist und durch Wasser
                              gekühlt werden kann, die schüsselförmigen Chamottestücke G dicht über einander aufgesetzt. Diese Chamotteschüsseln drehen sich
                              gleichfalls und schleudern das Röstgut gegen die Ofenwand, von wo es auf der
                              schrägen Fläche zur nächsten Schüssel herabrutscht. Von der letzten
                              Schrägfläche fällt das fertig geröstete bezieh. entgaste und verkokte Material auf
                              die Schräge M und gelangt von hier zu den
                              Ausziehöffnungen m.
                           Zum Zwecke der Heizung ist der Ofen von einem Mantel H
                              umgeben, der ringförmige, unter sich verbundene Kanäle h enthält. Die Heizgase treten in denselben durch den Kanal I ein, durchziehen hierauf die Kanäle h, hierbei den Ofen A von
                              aussen beheizend, treten sodann bei dem untersten Teller G in das Ofeninnere ein, durchziehen dasselbe, den Rest ihrer Wärme direct
                              an das pulverförmige Beschickungsmaterial abgebend, und verlassen den Ofen zugleich
                              mit den Rost- bezieh. Destillationsgasen durch den Abzugskanal D.
                           Handelt es sich um die Entgasung von Brennstoffen, so wird der Ofen zuvörderst
                              gründlich angeheizt, dann wird durch I heisse Luft
                              eingeblasen und gleichzeitig durch den Trichter G
                              pulverisirter Brennstoff aufgegeben. Dieser erwärmt sich an den heissen Tellern, der
                              Ofenwand und der heissen Luft derartig, dass er in den unteren Theilen des
                              Ofenschachtes zu verbrennen beginnt, so dass aus den Auswurföffnungen m nur die unverbrennlichen Bestandtheile als Asche
                              austreten. Die sich bei der Verbrennung bildende Kohlensäure kommt beim Hochsteigen
                              mit den noch in höheren Ofenschichten befindlichen glühenden Kohlentheilchen in
                              Berührung und wird von diesen zu Kohlenoxyd reducirt, während sich die
                              Kohlentheilchen selbst zu Kohlenoxyd oxydiren, so dass bei richtiger Regelung der
                              Verbrennungsluft einerseits nur Asche aus dem Ofen austritt, andererseits aber die
                              abziehenden Gase frei von Kohlensäure sind und nur aus Kohlenoxyd und
                              Kohlenwasserstoffen bestehen. Zeigt es sich, dass der Brennstoff bei seinem Austritt
                              aus dem Ofen noch verbrennbare Bestandtheile enthält, so wird die Rotation der Welle
                              E verringert, was gleichbedeutend mit einem
                              längeren Verweilen des Brennstoffes im Ofen ist.
                           Wird der Apparat zum Rösten von Erzen benutzt, so leitet man gleichfalls stark
                              vorgewärmte Luft oder aber heisse, freien Sauerstoff enthaltende Heizgase ein.
                              Bedarf der Röstprocess längere Zeit, so lässt man die Welle langsamer sich drehen
                              oder hört damit von Zeit zu Zeit ganz auf. (D. R. P. Kl. 40 Nr. 65668 vom 19. Januar
                              1892.)
                           Der Ofen von Baron Popp in Wien (Fig. 5 und 6) ist zum Brennen loser,
                              körniger Stoffe, wie feuerfester Thon, Schieferthon, Magnesit, Bauxit u. dgl., unter
                              Ausschluss jeder Verunreinigung bestimmt. Derselbe gestattet einen continuirlichen
                              Betrieb.
                           Die Flammen einer Feuerung d streichen zunächst durch
                              einen Flugaschesammler b in den Herd c, in welchen mehrere Arbeitsöffnungen l und f führen, um dann
                              durch den aus zwei
                              gegen einander geneigten, schräg ansteigenden Kanälen r
                              und r1 gebildeten Zug
                              und die vom oberen Ende desselben ausgehenden Kanäle v
                              und den Kanal q in den Schornstein S abzuziehen. Das zu brennende Material wird auf die
                              Plattform P geschüttet und von dort schon getrocknet
                              zur Gicht G geschaufelt derart, dass es diese völlig
                              bedeckt und schliesst. Es gleitet auf der eisernen, die Decke des Kanales r1 bildenden geneigten
                              Platte t herab und wird dabei von den unter derselben
                              hinstreichenden Verbrennungsproducten erwärmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 227
                              Ofen von Popp.
                              
                           Von dem unteren Ende der Platte t gelangt das
                              getrocknete und vorgewärmte Material an der am unteren Rande der Platte t behufs Regulirung des Zulaufes drehbaren Klappe s vorbei in den Kanal r,
                              wo es von den aus dem Herde kommenden heissen Gasen bestrichen und zum Glühen
                              gebracht wird. Von hier fällt es auf den Herd c herab,
                              auf dem es durch Krücken gleichmässig vertheilt wird. Hier wird es fertig gebrannt
                              und sodann durch Schacht o1 in den unter dem Herd gelegenen Abkühlungsraum m befördert. Die durch das sich abkühlende Röstgut erhitzte Luft streicht
                              durch Kanäle l in die im unteren Theil des Schornsteins
                              angebrachte Kammer o und von da aus durch einen Kanal
                              p in den oberhalb der Platte t gelegenen Zug r2, wo sie das eingetretene Material trocknen hilft,
                              und entweicht gemeinsam mit den Verbrennungsproducten durch die Kanäle v und q in den Schornstein
                              S.
                           Die senkrechten Kanäle o1 sind für gewöhnlich unten durch Schieber geschlossen, welche letztere
                              beim Entleeren des Herdes c geöffnet werden. (D. R. P.
                              Kl. 40 Nr. 76282 vom 26. November 1893.)
                           Der Röstofen von Charles Vattier in Paris (Fig. 7 und 8) gestattet eine sehr
                              gleichmässige Vertheilung der Heizgase durch das zu röstende Material und ermöglicht
                              hierdurch ein sehr gleichmässiges Rösten desselben. Der Röstofen besteht aus einem
                              aus vier eisernen Platten A gebildeten Kasten, der auf
                              einem Fundament B aus festgestampftem Beton aufruht.
                              Durch denselben führt an der einen Seite ein Kanal C
                              für Pressluft. In der Mitte des Betonfundamentes ist eine Oeffnung D angeordnet, welche mit einem Schornstein verbunden
                              ist. Ueber dem Beton ist in einer Höhe von etwa 0,3 m ein eiserner Zwischenboden G aus unregelmässig perforirten Blechstücken
                              angeordnet, die ringsum auf dem Abzug D und ausserdem
                              an den vier Aussenseiten auf eisernen Stützen aufruhen. In der Höhe dieses
                              Zwischenbodens, auf Winkeleisen gelagert, ist eine Wand E aufgemauert, welche den Kasten in zwei fast gleiche Theile theilt. Die
                              durch den Kanal C eingeführte Luft circulirt frei unter
                              dem Zwischenboden G und kann somit sehr gleichmässig
                              durch die Oeffnungen desselben in die auf dem Boden G
                              aufgeschüttete Röstmasse eintreten.
                           Das Dach des Behälters ist pyramidenförmig gestaltet und wird von vier Eisenlaschen
                              getragen. Dasselbe besitzt vier Klappen Z, durch welche
                              das Röstgut eingefüllt wird.
                           Der Betrieb mit diesem Röstapparat ist folgender:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 227
                              Röstofen von Vattier.
                              
                           Zunächst werden auf den durchlochten Zwischenboden G mit
                              Spänen, Reisig, Holz- und Kohlenabfällen bedeckte alte Säcke gelegt und auf diese
                              die aus rohem Grus und einer grossen Menge pulverförmigen, von früheren Röstungen
                              stammenden Materiales bestehende Beschickung aufgegichtet. Man kann auch an Stelle
                              des gerösteten Gutes den Grus mit schwefelarmem, quarzreichem Erzgrus mengen. Aus
                              einer solchen Mischung wird ein dicker Brei hergestellt, mit welchem man die Wände
                              und die Zwischenwand E bewirft; die gröberen Stücke
                              werden mehr nach der Mitte hin gelegt. In gewissen Abständen von unten nach oben
                              legt man zweckmässig wagerecht kleines Knüppelholz ein. Sobald ein Theil der
                              Beschickung aufgegeben ist, zündet man an und lässt Gebläsewind ein, zunächst mit
                              einem Druck von
                              etwa 7,5 mm Quecksilbersäule, den man im weiteren Verlauf bis auf 20 mm steigert.
                              Nunmehr wird die Beschickung zu Ende geführt, wobei man dafür Sorge trägt, dass ein
                              pyritarmer dünner Brei bis an die Eisenwände des Apparates gelangt, und dass die
                              Oberfläche der Beschickung gleichfalls mit einem steifen Brei bedeckt ist.
                           Nach 3 bis 4 Stunden ist diese Arbeit beendet, und es bedarf jetzt nur noch der Gang
                              des Röstprocesses einer Ueberwachung. Sobald man einen weissglühenden Hohlraum mit
                              Entwickelung blauer Flammen bemerkt, füllt man diese Stelle mit dickem, pyritarmem
                              Brei aus und verhindert nach Möglichkeit das Steigen des Feuers. Wenn die lebhafte
                              Verbrennung vorüber ist, lässt man den Process sich vollenden und die Masse
                              erkalten. Nach etwa 16 Stunden, vom Beginn der Beschickung an gerechnet, kann der
                              Ofen entleert werden. Zu diesem Zwecke löst man die die Seiten wände
                              zusammenhaltenden Bolzen, legt die Seitenwände um und zieht die beiden Blöcke des
                              Röstgutes heraus. Durch vorheriges Aufgiessen von etwas Wasser lassen sich dieselben
                              sehr leicht zerkleinern, worauf ihre Verschmelzung im Schachtofen folgt. Das bei
                              dieser Zerkleinerung abfallende Pulver wird zur Herstellung des für den nächsten
                              Röstprocess erforderlichen Breies verwendet.
                           Der Röstofen eignet sich besonders für Grus von Schwefelkupfererz, von Kupfererz,
                              Bleierz und Silbererz, für Kupferstein, Bleistein, Speisen und andere schweflige,
                              arsenige und antimonige Zwischenproducte. (D. R. P. Kl. 40 Nr. 77882 vom 12. Februar
                              1893.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 228
                              Fig. 9.Röstofen von Pearce.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 228
                              Fig. 10.Röstofen von Pearce.
                              
                           Der Röstofen von Richard Pearce in Denver, Nordamerika
                              (Fig. 9 und 10),
                              zum Entschwefeln und Chloriren von Erzen besitzt einen ringförmigen Herd d, welcher von zwei Mauern a und b eingeschlossen und von einem Gewölbe
                              c überdeckt ist. Die innere Mauer b besitzt einen rundumlaufenden Schlitz e, durch welchen Rührer f
                              in den Herdraum hineinreichen. In Folge dieser Einrichtung ist der obere Theil der
                              Wand b, sowie das Gewölbe c mittels Winkeleisen an I-Eisen w, welche auf der äusseren Ringmauer a und der in der Ofenmitte befindlichen Säule g aufruhen, aufgehängt. Die Hohlsäule g umschliesst eine die Rührer f tragende Nabe i. Nabe
                              und Rührer sind gleichfalls hohl und die Säule g dort,
                              wo sie von der Nabe i umschlossen ist, mehrfach
                              durchbrochen. Diese Anordnung gestattet, Druckluft während des Röstprocesses in den
                              Ofen einzuführen, wodurch einerseits der Röstprocess befördert, andererseits aber
                              die Arme f gekühlt werden. Dieselben sind mit Rührern
                              j versehen, die unter einem Winkel von etwa 80° zur
                              Achse der Arme befestigt sind. Die Bewegung der Rührer durch den Ofen wird durch
                              Räderübertragung von der Antriebwelle k aus bewirkt.
                              Bei l ruhen die Arme mittels Rollen auf einem
                              Schienengleise. Einem Entweichen von Wärme und Röstgasen durch den Schlitz e wird durch vorgehängte Schilder, welche beim
                              Vorbeipassiren der Rührarme sich heben, dann aber wieder niederfallen,
                              vorgebeugt.
                           Beheizt wird der Röstofen durch die beiden sich gegenüber liegenden Feuerungen m, deren Heizgase den Herdraum durchziehen und durch
                              Kanal n in die Flugstaubkammer o und von da in den Kamin p entweichen. Der
                              Eintrag der Erze erfolgt bei q, während dasselbe durch
                              r fertig geröstet den Herd verlässt. Auf jeder
                              Seite dieser Oeffnung ist eine am Gewölbe aufgehängte.Klappe s angeordnet, welche durch die Rührer gehoben und nach deren Vorübergang
                              wieder in ihre normale Lage zurückklappt. Dieselben sollen ein unnöthiges Entweichen
                              von Wärme durch die Oeffnung r verhindern.
                           Wenn nöthig, können mehrere derartige Ringöfen über einander aufgebaut werden, wobei
                              dann das Röstgut in den obersten Ofen eingetragen wird und, nachdem es diesen
                              passirt hat, in den darunter befindlichen fällt.
                           Der Ofen, welcher in Folge der Ringform grösste Ofenlänge und Beschickungsfläche mit
                              sehr geringem Raum vereinigt, soll neueren Mittheilungen zufolge sehr gute Resultate
                              liefern. (D. R. P. Kl. 40 Nr. 70807 vom 28. December 1892.)
                           Von William Smelthurst in London (Fig. 11 und 12) ist ein Muffelofen
                              zum Reduciren von Erzen zu nennen, welcher insofern Neues bietet, als das Erz auf
                              einer gewölbten Platte aus feuerfestem Material, deren Seiten mit durchlochten
                              Rändern versehen sind, durch die Muffel geführt wird, wobei das reducirte flüssige
                              Metall von der Platte in Rinnen abfliesst und in besonderen Behältern angesammelt
                              wird.
                           B ist die von dem inneren Gewölbe a umschlossene Muffel, auf deren Boden sich die mit
                              Rändern i versehene feuerfeste Platte A befindet, welche die durch den Trichter k zugeführten, mit Reductionsstoffen gemischten Erze
                              aufnimmt und mit denselben langsam durch die Muffel weiter geschoben wird. Der Boden
                              und das Gewölbe der Muffel werden durch die Feuerung D
                              geheizt. Das aus dem Erz reducirte Metall fliesst durch Durchbohrungen j
                              von der Platte A in die geneigten Rinnen g und aus diesen in die Sammelgefässe h, während der Rückstand der Erze am anderen Ende aus
                              der Muffel wieder austritt. Zweckmässig wird die Platte A aus mehreren Theilen zusammengesetzt. (D. R. P. Kl. 40 Nr. 68286 vom 2.
                              October 1892.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 229
                              Muffelofen von Smelthurst.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 229
                              Fig. 13.Schmelzofen der Oliver Aluminium Company.
                              
                           Der Schmelzofen der Oliver Aluminium Company in New York
                              (Fig. 13) besitzt einen ringförmig um das
                              Schmelzgefäss a angeordneten Rost c, welchem durch die Seitenthüren d das Brennmaterial zugeführt wird. Die Beschickung des
                              gusseisernen, mit einem feuerfesten Futter versehenen Schmelzgefässes mit dem
                              Schmelzgut erfolgt durch den Trichter e, während das
                              geschmolzene Metall bei f abgestochen wird. Um den
                              Schmelzprocess zu beschleunigen, ist auf dem Ofen eine ringförmige Kammer o angeordnet, die nach unten in zahlreiche Düsen
                              ausmündet. Durch das Rohr t wird Gas eingeleitet,
                              welches durch die Düsen in das Ofeninnere eintritt und als ein Kranz von
                              Stichflammen auf den darunter befindlichen Schmelzbehälter a einwirkt. Die Verbrennungsproducte werden durch das Rohr s abgeführt. (D. R. P. Kl. 40 Nr. 75223 vom 9. August
                              1892.)
                           Von E. Honold in Stolberg (Rheinland) ist eine
                              Beschickungsvorrichtung für Bleihochöfen (Fig. 14 und 15) zu nennen, welche
                              mit einer Wägevorrichtung versehen ist und somit gestattet, bei der Beschickung
                              stets dieselben Mengen in gleichen Mischungsverhältnissen in den Ofen einzubringen.
                              Zu diesem Zwecke ruht der Beschickungskasten A mit
                              seinen an gegenüberliegenden Seiten angebrachten Ansätzen B auf den beiden Schienen C, welche mit ihrer
                              gemeinsamen Schiene D auf dem kurzen Hebelarm E des Wagebalkens F
                              aufliegen, der mit seinem Laufgewicht G dem Kasten A mit seinem Inhalt das Gleichgewicht hält.
                           Die Entladung des Wagebehälters A in den Schachtofen O geschieht durch Oeffnen des Klappbodens H. Dieser dreht sich um die Achse I, welche aussen ein Gegengewicht K
                              trägt, das den Klappboden selbsthätig wieder schliesst, nachdem die
                              Beschickungsmaterialien in den Ofen abgerutscht sind. Für gewöhnlich wird der
                              Klappboden durch einen seitlich von aussen verschiebbaren Riegel L so lange geschlossen gehalten, bis sämmtliche
                              Materialien in den Kasten A gebracht sind. Dieser wird
                              sodann durch den Deckel M nach oben hin abgeschlossen,
                              damit beim Oeffnen des Klappbodens H keine Gase nach
                              aussen entweichen können und keine Luft eintreten kann. Seitlich rundum wird der
                              Hochofen durch einen Wasserverschluss N geschlossen
                              gehalten. Die Wäge Vorrichtung gestattet auch gleichzeitig mehrere Materialien
                              verschiedener Art in abgewogener Menge in den Ofen fallen zu lassen. In diesem Falle
                              wird das Laufgewicht G auf dem Wagebalken F nach dem jedesmaligen Auffüllen um ein bestimmtes
                              Stück verschoben. (D. R. P. Kl. 40 Nr. 64259 vom 20. Februar 1892.) Der Staubsammler
                              von Friedrich v. Radeln in Hannover (Fig. 16 und 17) für mit Flugasche
                              oder anderen festen Substanzen beladene Abzugsgase besteht aus einem concentrisch um
                              den Schornstein A angeordneten, stetig ansteigenden und
                              dadurch an Querschnitt zunehmenden Kanal G, der mit dem
                              Schornstein durch Oeffnungen O verbunden ist. Diese
                              Oeffnungen sind gleichfalls ansteigend angeordnet, ausserdem nimmt der lichte
                              Querschnitt derselben stetig zu, so dass die untersten Oeffnungen den kleinsten, die
                              obersten den grössten Querschnitt besitzen. Die mit grosser Geschwindigkeit aus dem
                              Abzugkanal C in den Ringkanal S eintretenden, mit Flugstaub o. dgl. beladenen Gase erleiden durch den
                              stets grösser werdenden Querschnitt desselben eine stetig zunehmende Verminderung
                              der Geschwindigkeit, die auf das Niedersinken der festen Partikel des Gasstromes von
                              günstigem Einfluss ist. Diese Abscheidung der festen Theile wird in ganz
                              ausserordentlichem Grade durch die durch die ringförmige Anordnung des Kanales S zur Geltung kommende Centrifugalkraft gefördert.
                              Diese schleudert die festen Theile der Gase nach der Aussenseite des Kanales, wo
                              sie, unbeeinflusst durch den Kaminzug, unter dem Einfluss der Schwerkraft zu Boden
                              sinken, während die leichteren, weniger beeinflussten Gase durch die Oeffnungen O in den Schornstein A
                              entweichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 229
                              Beschickungsvorrichtung für Bleihochöfen von Honold.
                              
                           Der Hadeln'sche Staubsammler vereinigt in überaus
                              glücklicher Weise zwei Principien, welche bisher bei ähnlichen Apparaten nur
                              getrennt benutzt worden sind, nämlich einerseits die stetige Zunahme des Querschnitts,
                              wodurch die Zuggeschwindigkeit der abziehenden Gase in gleichem Maasse verlangsamt
                              wird, und den festen Partikelchen derselben Zeit zum Niedersinken gegeben wird,
                              andererseits die Centrifugalkraft, die die Ausscheidung der festen Körper durch
                              Fortbewegen derselben an die äussere Peripherie des Kanales S sehr befördert. Die aufsteigende Gestalt des Staubsammlers hat den
                              ferneren Vortheil, dass, da die Hauptbewegung der abziehenden Gase in dem oberen
                              Theile des Kanales stattfindet, während in den unteren Theilen desselben eine um so
                              grössere Ruhe eintritt, je höher die Abzugsöffnungen O
                              sich von der Kanalsohle befinden, die zu Boden sinkenden festen Theilchen ungestört
                              fallen und sich zu Boden setzen können. Berichten aus der Praxis zufolge soll sich
                              der Hadeln'sche Staubsammler sehr gut bewähren und sehr
                              bequem zu bedienen sein, wobei als ein ganz wesentlicher Vortheil desselben
                              gegenüber anderen Staubsammlern der Umstand angeführt wird, dass jeder bereits
                              gebaute Schornstein sehr leicht damit versehen werden kann, sowie dass weder
                              bewegliche noch metallische Theile in demselben den Zerstörungen der Rauchgase
                              ausgesetzt sind. (D. R. P. Kl. 24 Nr. 69472 vom 21. Juli 1892.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 230
                              Staubsammler von Hadeln.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 230
                              Fig. 18.Ofen der Actiengesellschaft Georg Egestorff's Salzwerke.
                              
                           Um Rauch- und Röstgasen mittels in Wasser gelöster bezieh. aufs Feinste suspendirter
                              kaustischer oder kohlensaurer Alkalien oder alkalischer Erden, z.B. Soda oder
                              Kalkmilch, ihren Gehalt an schwefliger und arseniger Säure o. dgl. zu entziehen, hat
                              sich die Actiengesellschaft Georg
                              Egestorff's Salzwerke
                              in Linden bei Hannover einen Apparat (Fig. 18)
                              patentiren lassen, bei welchem nach dem Gegenstromprincip das zerstäubte
                              Absorptionsmittel und die Röstgase in Kammern derartig mit einander in Berührung
                              gebracht werden, dass die frische alkalische Lösung in die schon an Säuren armen
                              Röstgase, entgegen der Bewegungsrichtung derselben, mittels Dampfinjectoren
                              eingeblasen wird, während das schon benutzte und daher schon angereicherte
                              Absorptionsmittel mit den frischen säurereicheren Gasen in Berührung tritt.
                           K1 bis K4 sind gusseiserne
                              Kammern, welche von sämmtlichen Röstgasen auf ihrem Wege zum Schornstein passirt
                              werden müssen. In diese Kammern wird durch je zwei Zerstäuber Z bis Z7 mittels Dampf zerstäubte Kalkmilch eingeblasen,
                              und zwar wird die in dem Rührwerk R frisch bereitete
                              Kalkmilch zunächst durch ZZ1 in die letzte Kammer K4 eingeblasen, wo sie den Röstgasen die letzten
                              Spuren von Säure entzieht. Der sich bildende schwefligsaure Kalk fliesst, mit Wasser
                              und überschüssigem Kalk gemischt, in den Rührbottich R2, aus dem er mittels Dampfelevator E in den nächsten oberen Bottich R6 gehoben wird. Aus
                              diesem wird er in die nächste Kammer Kz eingeblasen und so fort, bis die
                              angereicherte Lösung schliesslich in die letzte Kammer K1 eingeblasen wird und aus dieser in das
                              letzte Rührwerk R5
                              gelangt, von wo sie durch das Rohr E3 behufs Nutzbarmachung fortgeleitet wird. Die
                              Anzahl der Kammern, sowie der Zerstäuber u.s.w. richtet sich nach dem Säuregehalt
                              der Röstgase, nach der Geschwindigkeit, mit welcher die Gase die Kammern passiren
                              und danach, ob man eine mehr oder weniger vollkommene Condensation erstrebt.
                           
                              
                                 J. W.