| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Autor: | Bühring | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 259 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           Spiritusfabrikation.
                        (Schluss des Berichtes S. 235 d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           Die Wirkung gewisser antiseptischer Stoffe auf die Hefe
                              (Saccharomyces cerevisiae) prüfte Mann (Annales de l'Institut
                                 Pasteur, 1894 Bd. 8 S. 786).
                           Der Verfasser liess Carbolsäure, schwefelsaures Kupfer, Eisen-, Blei- und
                              Quecksilbersalze einwirken und kam zu folgenden Resultaten:
                           1) Die zur Tödtung der Hefe erforderliche Menge gewisser, antiseptisch wirkender
                              Metallsalze wächst mit der Menge der abzutödtenden Hefe. Bei der Carbolsäure wurde
                              ein ähnliches Verhalten nicht beobachtet.
                           2) Die Kupfer-, Blei-, Eisen- und Quecksilbersalze verdanken ihre antiseptischen
                              Eigenschaften der Fixirung des Metalls durch die Hefe. Die Menge des fixirten
                              Metalls ist nicht bei allen Salzen die gleiche und wechselt für jedes Metall mit der
                              Einwirkungsdauer, der Concentration der Lösung und der Beschaffenheit der Hefe.
                           3) Diese Fixirung des Metalls ist auf die Bildung unlöslicher Phosphate, die Fällung
                              mancher organischer Stoffe der Zelle und auf Reduction der Salze zurückzuführen; bei
                              der letzteren schlägt sich das Metall in dichter Schicht auf die Zellwandung nieder.
                              (Nach Wochenschrift für Brauerei, 1894 Nr. 52 S.
                              1657.)
                           Ueber Sterilisirung von Tennen, Kellern u.s.w. durch Dämpfe
                                 von Formaldehyd, sowie über das Verhalten des Formaldehyds gegen Hefen und
                                 Bakterien berichtet Windisch in der Wochenschrift für Brauerei, 1894 Nr. 48 S. 1531.
                           Schon im J. 1891 hatte Trillat die antiseptischen
                              Eigenschaften des Formaldehyds in festem, flüssigem und gasförmigem Zustande
                              beobachtet und später in den Comptes rendus, 119 S.
                              563, die Ergebnisse erfolgreicher Versuche zur Desinfection von Krankenzimmern
                              veröffentlicht. Da die Anwendung dieses Mittels indessen an der schwierigen
                              Darstellung des Formaldehyds scheiterte, so construirte Trillat einen Apparat in Form einer Art Lampe, der bereits die Umwandelung
                              von 5 k Methylalkohol in Aldehyd in einem Tage gestattete und der nebenbei eine
                              Ausbeute von etwa 25 Proc. des verarbeiteten Alkohols lieferte. Aehnliche Brenner
                              wurden von Cambier und Brochet (Comptes rendus, 119 S. 607)
                              hergestellt, mit Hilfe deren der Alkohol ebenfalls gefahrlos der nöthigen,
                              unvollkommenen Verbrennung unterworfen werden konnte. In allerneuester Zeit hat nun
                              auch Tollens einen derartigen Apparat beschrieben (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1895
                              Jahrg. 28 Heft 3 S. 261), der sich zur Gewinnung unbegrenzter Mengen des Aldehyds
                              eignen soll. Damit sind die Vorbedingungen zur Einführung dieses billig in den zu
                              desinficirenden Räumen selbst zu erzeugenden, gasförmigen Antisepticums in die
                              Praxis gegeben, und Windisch bespricht unter Hinweis
                              auf diesen Umstand die Möglichkeit der Sterilisirung der Kellerräume, der
                              Kühlapparate, der Malztennen, der Lagerfässer u.s.w. auf diesem Wege und hebt noch
                              ganz besonders die Verwendbarkeit verdünnter, wässeriger Lösungen des
                              Triformaldehyds zur Abtödtung von Bakterien in Hefen hervor, welche letzteren unter
                              den gleichen Bedingungen in ihrer Entwickelung und Gährthätigkeit absolut nicht
                              gehemmt werden. Windisch konnte bei Anwendung dieser
                              Lösungen aus überreich mit Bakterien gemischten Hefen mit Leichtigkeit Reinzuchten
                              erhalten.
                           Eine neue, achtsporige Alkoholhefe ist von Beijerinck auf älteren Corinthen entdeckt und als
                              Schizosaccharomyces octosporus bezeichnet. Von Lindner's Pombehefe, welche nur wenig und meistens viersporige Ascen erzeugt,
                              unterscheidet sie sich dadurch, dass bei Würze- und Gelatineculturen der Inhalt fast
                              aller Zellen sich in acht Sporen umwandelt. Die Hefe gedeiht gut auf sauer
                              reagirender Würzegelatine, besonders nach Zusatz von 3 bis 5 Proc. Glukose oder
                              Lävulose, besitzt nur eine sehr geringe Gährkraft und erzeugt gewöhnlichen
                              Aethylalkohol mit charakteristischen Verunreinigungen. Ihre Zellen sind noch etwas
                              kleiner als die der Bierhefe. Von stickstoffhaltigen Nährstoffen vermag sie nur die
                              im Malz und in den Rosinen vorkommenden zu assimiliren, und unter den Kohlehydraten
                              verursachen ausschliesslich Glukose, Lävulose und Maltose ein kräftiges Wachsthum.
                              (Wochenschrift für Brauerei, 1894 Nr. 35 S.
                              1081.)
                           Die Entwickelung der Sporen des Saccharomyces
                                 membranaefaciens, des Saccharomyces Ludwigii und des Saccharomyces anomalus bei
                                 verschiedenen Temperaturen studirte Nielsen
                              (Meddelelser fra Carlsberg Laboratoriet, Bd. 3 Heft
                              3); er stellt seine Untersuchungsergebnisse in drei Tabellen zusammen und empfiehlt
                              für die Sporencultur besonders die Gypsblöcke. (Wochenschrift für Brauerei, 1894 Nr. 35 S. 1082.)
                           Ein Milchzucker vergährender, neuer Hefepilz, Lactomyces
                                 inflans caseigrana, ist von Nikola Bochichio
                              (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde,
                              Bd. 15 S. 552) beschrieben. Der neue Pilz findet sich wahrscheinlich im Wasser, im
                              Lab, in der Luft und in der Milch, bringt letztere zum Gerinnen, zerlegt Milchzucker
                              in Alkohol und Kohlensäure und verwandelt Molken in ein angenehm schmeckendes,
                              alkoholisches Getränk. Beim Erwärmen auf 55 bis 60° während 10 bis 15 Minuten wird
                              er getödtet. (Wochenschrift für Brauerei, 1894 Nr. 17
                              S. 522.)
                           Ueber den Verlauf der Gährung in reinem Zuckerwasser bei
                                 Luftzutritt, über die Einwirkung des Sauerstoffs auf die Gährthätigkeit der Hefe
                                 in Gährflüssigkeiten von verschiedener Zusammensetzung, über die Vermehrung der
                                 Hefe bei Gegenwart und Abwesenheit von Sauerstoff, über den Einfluss der
                                 Temperatur auf die Gährung und endlich über die intramolekulare Athmung der
                                 Hefe hat Chudiakow (Landwirthschaftliche Jahrbücher, 23 S. 391 bis 534) Untersuchungen
                              durchgeführt, deren Resultate zu folgenden Schlüssen berechtigen:
                           1) Eine andauernde Gährung findet bei Anwendung kleiner Mengen Hefe in reinem
                              Zuckerwasser unter Luftzutritt nicht statt, weil die Zellen unter diesen Bedingungen
                              allmählich völlig absterben und zwar um so schneller, je höher die Gährtemperaturen
                              gewählt werden. Die Benutzung grösserer Quantitäten Hefe kann dagegen selbst in
                              diesem Medium in Folge theilweisen Absterbens der Hefe eine Hefeneubildung und damit
                              eine anhaltendere Gährung veranlassen.
                           2) Die Wirkung des Sauerstoffs auf die Gährthätigkeit hängt von der Zusammensetzung
                              der Gährflüssigkeiten ab; dieselbe ist im Allgemeinen eine um so weniger hemmende,
                              je günstiger die Ernährungsbedingungen für die Hefe sind.
                           3) Die Gegenwart des Sauerstoffs ist für die Vermehrung der Hefe um so weniger
                              nothwendig, je mehr und je bessere Nährstoffe derselben in der gährenden Flüssigkeit geboten werden;
                              in Medien mit mangelhaftem Nährstoffgehalt ist Sauerstoff zur Hefeneubildung
                              geradezu unerlässlich. Die Thatsache, dass durch die Stickstoffernährung der Hefe
                              hauptsächlich ihr Verhalten gegen Sauerstoff in Bezug auf Gährthätigkeit und
                              Vermehrung in gleichem Sinne beeinflusst wird, legt den Gedanken nahe, dass dies
                              Verhalten mit dem Stickstoffumsatz in der Hefezelle zusammenhängt.
                           4) Der Einfluss der Temperatur auf die Gährung ist bis jetzt endgültig noch nicht
                              festgestellt, weil bei allen Versuchen zur Klärung dieser Frage die Vermehrung der
                              Hefe nicht ausgeschlossen werden konnte, und folglich das Endresultat der
                              Gährversuche durch das Zusammenwirken zweier Factoren bedingt war. Auch der
                              Verfasser vermochte diese Versuchsschwierigkeiten nicht zu bewältigen und kann eine
                              bestimmte Beantwortung der aufgeworfenen Frage daher nicht geben; doch scheint nach
                              den mitgetheilten Thatsachen ein Temperaturoptimum nicht zu bestehen.
                           5) Eine intramolekulare Athmung und damit eine Selbstgährung der Hefe, wie sie von
                              Pasteur und Liebig
                              angenommen wurde, existirt nach den Versuchen des Verfassers nicht; eine solche
                              tritt scheinbar nur dann ein, wenn die Versuchshefe durch Bakterien verunreinigt
                              ist, oder wenn die Hefezellen im Plasma noch Zucker enthalten. Die Hefe schliesst
                              sich damit also in ihrem Verhalten direct an die Schimmelpilze an, bei denen die
                              intramolekulare Athmung auch nur bei Gegenwart von Glukose zu Stande kommt. (Wochenschrift für Brauerei, 1894 Nr. 43 S. 1381.)
                           Die Untersuchungen Iwanowsky's über den Einfluss des
                                 Sauerstoffs auf die alkoholische Gährung (Arbeiten
                                 des botanischen Laboratoriums der Akademie St. Petersburg, 1893 Nr. 4 S.
                              28. Botanisches Centralblatt, Bd. 58 Nr. 10 S. 344)
                              liefern den Nachweis, dass der Sauerstoff die Gährungsenergie der Hefe weder
                              fördern, noch beeinträchtigen kann, weil die Hefezellen so vollkommen daran
                              angepasst sind, ihre Energie nicht durch Oxydation, sondern durch Spaltung des
                              Zuckers zu gewinnen, dass sie durch keinen noch so reichlichen Luftzutritt dazu
                              gebracht werden können, wie aerobe Organismen zu athmen. Hierin liegt ein
                              wesentlicher Unterschied zwischen der alkoholischen Gährung der Hefe und der
                              intramolekularen Athmung der höheren Pflanze. Aus den Versuchen des Verfassers geht
                              jedoch der günstige Einfluss des Sauerstoffs auf die Hefevermehrung, wie auch die
                              Verminderung der Lebensfähigkeit der Hefezellen bei andauerndem, völligem
                              Sauerstoffmangel deutlich hervor. (Chemisches
                                 Centralblatt, 1894 Bd. 2 Nr. 14 S. 635.)
                           Den Einfluss des Sauerstoffzutritts auf Alkohol- und
                                 Kohlensäurebildung bei der alkoholischen Gährung studirten Gialtay und Aberson (Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik, Bd. 4), indem
                              sie eine bekannte Hefenmenge in einer Gährflüssigkeit von bekannter Zusammensetzung
                              die Gährwirkung ausüben liessen, und zwar ohne und mit Durchleiten von Luft oder von
                              einem noch sauerstoffreicheren Gase; sie verfolgten die stattgehabten Umsetzungen
                              unter den verschiedenen Bedingungen, beschreiben die zu diesem Zweck benutzten
                              Apparate und analytischen Methoden, wie auch die Art und Weise der Berechnung der
                              Ergebnisse ausführlich und kommen zu folgenden Schlüssen:
                           1) In den Luftculturen fand eine erhebliche Zuckeroxydation statt.
                           2) In den Luftculturen wurde mehr Zucker verbraucht als in den ohne Luftzutritt
                              angesetzten Controleversuchen.
                           3) Die Trockengewichtszunahme war in den Luftculturen grösser.
                           4) Die zerlegte Zuckermenge, in Beziehung zu dem im Mittel vorhandenen Hefenquantum,
                              war in den Luftculturen etwas grösser.
                           5) Die zerlegte Zuckermenge, in Beziehung zur stattgehabten
                              Trockengewichtsvermehrung, war bei den Luftculturen kleiner.
                           6) Die während der Versuchsdauer in Alkohol und Kohlensäure zerlegte Zuckermenge,
                              bezogen auf das im Mittel vorhandene Hefenquantum, war in den Luftculturen
                              geringer.
                           Beim Durchleiten von Sauerstoff anstatt Luft stieg die Menge des oxydirten Zuckers.
                              Durch Luft mit 50 Proc. Sauerstoff wurde die von einem gewissen Hefenquantum
                              oxydirte Zuckermenge fast doppelt so gross als diejenige, die unter dem Einfluss von
                              gewöhnlicher Luft verbrannt wurde, während durch nahezu
                              reinen Sauerstoff diese Menge auf das Zwei- bis Dreifache stieg. (Nach Wochenschrift für Brauerei, 1894 Nr. 52 S. 1657.)
                           Aus den Proteinkörpern des Weizens haben Osborne und
                                 Vorhees (Annual report of the Connecticut
                                 Agricultural Station for 1892, S. 143 bis 146) folgende Eiweisstoffe gewonnen:
                           1) Ein zur Klasse der pflanzlichen Vitelline gehöriges Globulin. Dasselbe ist in
                              Salzlösungen löslich und lässt sich aus diesem Lösungsmittel entweder durch
                              Verdünnung desselben oder durch dessen Sättigung mit Magnesium- bezieh.
                              Ammoniumsulfat, wie auch durch Aufkochen theilweise fällen, coagulirt aber nicht bei
                              Temperaturen unter 100°. Im Weizen finden sich etwa 0,6 bis 0,7 Proc. Globulin.
                           2) Ein Albumin, welches bei 50° coagulirt und bis zu 0,3 bis 0,4 Proc. im Weizen
                              auftritt.
                           3) Eine Proteose. Dieser Körper lässt sich nach Entfernung des Globulins mittels
                              Dialyse und des Albumins durch Coaguliren durch Sättigung der Lösung mit Kochsalz
                              ausfällen. Der Weizen enthält etwa 0,3 Proc. des Eiweisskörpers.
                           4) Gliadin. Dieser Bestandtheil des Kornes ist identisch mit dem Gliadin von Taddei, der Pflanzengelatine von Dumas und Cahours; er
                              bildet ferner den Hauptantheil der von Ritthausen in
                              nicht ganz reinem Zustande dargestellten und als Glutenfibrin, Pflanzenleim,
                              Gliadin, Mucedin beschriebenen Verbindungen, wie auch der Phytalbumose von Martin und des Mucins von Berzelius und de Saussure, Aus der Lösung in
                              destillirtem Wasser ist das Gliadin durch sehr wenig Kochsalz fällbar, aus
                              derjenigen in 70- bis 80procentigem Alkohol durch weiteren Zusatz von Wasser oder
                              Alkohol. In sehr verdünnten Säuren und Alkalien ist es löslich und scheidet sich
                              beim Neutralisiren des Lösungsmittels unverändert aus. Die Bildung des Glutens hängt
                              hauptsächlich von diesem Körper, der bis zu 4,25 Proc. im Weizen vorkommt, ab.
                           5) Glutenin, etwa 4 bis 4,5 Proc. des Kornes ausmachend, ist löslich in verdünnten
                              Säuren und Alkalien und daraus durch Neutralisiren der Lösungen abscheidbar, dagegen
                              unlöslich in Wasser, gelösten Salzen und verdünntem Alkohol; es stellt das
                              Pflanzenfibrin Liebig's, Dumas' und Cahours, das Glutencaseïn Ritthausen's, das Glutenfibrin Martin's dar; Weil und Bischof hielten es für ein Albuminat eines dem Myosin
                              ähnlichen Globulins.
                           6) Weizengluten ist nach den Verfassern ein Gemenge von Gliadin und Glutenin.
                           Nach der Ansicht der Autoren lässt sich das Verhalten des Klebers, dieses Gemenges
                              der verschiedenen Eiweisskörper, aus den Eigenschaften seiner Componenten so
                              vollständig erklären, dass die Annahme der Mitwirkung eines Fermentes bei seiner
                              Bildung sich nicht vernothwendigt. (Nach Wochenschrift für
                                 Brauerei, 1894 Nr. 17 S. 522.)
                           Aschefreies Eiweiss stellte Bülow (Arch. Physiol., 1894 58 S. 207) nach den Angaben von Harnack dar und beobachtete, dass aus völlig gleichem
                              Ausgangsmaterial verschiedene Eiweissarten erhalten werden können. Das reine,
                              aschefreie Eiweiss ist unlöslich in Wasser und liefert sowohl mit Säuren als mit
                              Basen wasserlösliche Salze. Die Vereinigung mit Basen findet in zwei verschiedenen
                              Verhältnissen statt. Saure Eiweisslösungen werden schon durch geringe Mengen
                              neutraler Salze gefällt, während die alkalischen Lösungen gegen diese ein
                              indifferentes Verhalten zeigen. Das Aussalzungsvermögen der Alkalisalze bewegt sich
                              in aufsteigender Richtung von den Chloriden über die Nitrate zu den Sulfaten. Den
                              weiteren Ergebnissen seiner Untersuchungen über das specifische Drehungsvermögen der
                              verschiedenen Eiweisskörper misst Verfasser eben so wenig Werth bei, als den bis
                              jetzt bekannten, älteren Arbeiten über denselben Gegenstand. (Chemiker-Zeitung, 1894 Nr. 96, Rep. 27 S. 293.)
                           Gelegentlich einer Arbeit „Ueber die Oxydation der
                                    Eiweisstoffe mit Kaliumpermanganat“ fanden Bondzynski und Zoja (Zeitschrift für physiologische Chemie, 19 S. 225 bis 238) bei der
                              Untersuchung des ersten Oxydationsproductes des Eiweisses, der Maly'schen Oxyprotsulfosäure, Zahlen, nach denen die
                              Maly'sche Annahme, dass bei der Ueberführung von
                              Eiweiss in die genannte Verbindung keine Kohlenstoffabspaltung, sondern nur eine
                              Sauerstoffaufnähme stattfindet, gerechtfertigt erscheint. Verfasser suchten aus
                              verschiedenen Eiweissarten, z.B. Hämoglobin und Caseïn, bei der gleichen Behandlung
                              die entsprechenden, primären Oxydationsproducte zu gewinnen; doch können aus ihren
                              analytischen Resultaten sichere Schlüsse nicht abgeleitet werden. (Chemisches Centralblatt, 1894 Bd. 2 Nr. 1 S. 46.)
                           Peptonsalze des Eieralbumins von Paal (Berichte der deutschen chemischen
                                 Gesellschaft, 27 S. 1827 bis 1851.)
                           Verfasser hat früher einige Peptonsalze aus Glutin dargestellt und neuerdings durch
                              Einwirkung von Salzsäure auf Albumin eine Reihe von Albuminpeptonchlorhydraten
                              erhalten. Nach wiederholter Fällung der alkoholischen Lösungen der Chlorhydrate mit
                              Aether und nach dem Trocknen der Niederschläge im Vacuum über Schwefelsäure
                              resultiren weisse, leicht zerreibliche, in Wasser in jedem Verhältniss lösliche
                              Massen, deren Löslichkeit in den homologen Alkoholen gleich derjenigen der
                              Glutinpeptonsalze im umgekehrten Verhältniss zur Grösse des Molekulargewichts des
                              Alkohols steht. Aus ihren schwach schwefelsauren Lösungen werden die Peptone durch
                              Phosphorwolframsäure nur zu einem geringen Theile gefällt. Bessere Ausbeuten an
                              freiem Pepton werden gewonnen durch Umwandelung der Peptonchloride in Peptonsulfate
                              mit Hilfe von Silbersulfat, durch Ueberführung der Peptonsulfate mit
                              überschüssigem Barythydrat in lösliches und durch CO2 nicht zerlegbares Peptonbarium und durch doppelte Umsetzung der schwach
                              hygroskopischen Peptonbariumsalze mit schwefelsaurem Eisenoxydul in Ferropepton,
                              welches an der Luft in Eisenoxyd und freies Pepton zerfällt. Das letztere hat nach
                              den Bestimmungen Paal's ein Molekulargewicht von etwa
                              400. (Chemisches Centralblatt, 1894 Bd. 2 Nr. 7 S.
                              329.)
                           Zur Chemie der Eiweisskörper, Lilienfeld, Verhandlungen der
                                 physiologischen Gesellschaft zu Berlin, 1893 und 1894 Nr. 88 S. 114.
                           Curtius und Goebel haben
                              früher den Amidoessigsäureäthyläther, eine wasserhelle Flüssigkeit, dargestellt,
                              welche nach einigen Tagen zu einer festen Masse erstarrt, dann die Biuretreaction
                              liefert und als Dimonoamidoacetimid aufzufassen ist. Die freie Base oder ihr
                              Carbonat gehen beim Erwärmen mit Wasser in einen leimartigen Körper über, und dieser
                              letztere gibt durch Behandlung mit Salzsäure in der Wärme eine Substanz, die von dem
                              natürlichen salzsauren Glutinpepton nicht zu unterscheiden ist. Die
                              Condensationsproducte des Amidoessigsäureäthyläthers und der Aethylester des Leucins
                              und Tyrosins zeigen in ihren Eigenschaften eine auffallende Uebereinstimmung mit
                              denjenigen der wasserlöslichen Peptone und der Albumosen.
                           Durch Condensation des Dimonoamidoacetimids und der Amidoester in Gegenwart geringer
                              Mengen von Formaldehyd hat Verfasser einen Körper erhalten, dessen Reactionen ganz
                              denen nativen Eiweisses entsprechen. (Wochenschrift für
                                 Brauerei, 1894 Nr. 44 S. 1414.)
                           In der Zeitschrift für physiologische Chemie, 1894 Bd.
                              20 S. 306, veröffentlicht Schulze eine Arbeit: „Ueber das wechselnde Auftreten einiger krystallinischen
                                    Stickstoffverbindungen in den Keimpflanzen und über den Nachweis
                                    derselben“.
                           Bei seinen Versuchen constatirte der Verfasser in den Keimpflanzen einer Anzahl
                              Gewächse eine Reihe von Stickstoffverbindungen: Asparagin, Phenylalanin,
                              Amidovaleriansäure, Arginin, Cholin, Xanthinstoffe, Glutamin, Leucin, Tyrosin,
                              Vernin und Guanidin, und beobachtete bei dieser Gelegenheit in denselben
                              Keimpflanzenarten allerdings immer dieselben Stickstoffsubstanzen, aber oft schon in
                              wesentlich schwankenden Mengen. Mit der Art des Keimlings wechselte zuweilen sogar
                              scheinbar die Art der stickstoffhaltigen Substanz. So konnte er in manchen Fällen
                              weder Tyrosin, Glutamin, noch Leucin nachweisen, obwohl diese Stoffe in anderen
                              Keimlingen stets sich vorfanden. Dennoch neigt der Verfasser nicht zu der Annahme,
                              dass der Eiweisszerfall in den verschiedenen Keimpflanzen in ungleicher Weise
                              verläuft, sondern spricht auf Grund der Resultate zahlreicher Versuche die
                              Ueberzeugung aus, dass bei diesem Eiweisszerfall innerhalb der Pflanze stets die
                              gleichen Körper sich bilden, jedoch zuweilen in so verschiedenen Mengen, dass manche
                              von ihnen nicht mehr isolirt werden können. (Wochenschrift
                                 für Brauerei, 1894 Nr. 52 S. 1656.)
                           Einfaches Verfahren, Wasser in grossen Mengen keimfrei zu
                                 machen, von Traube (Zeitschrift für Hygiene, 16 S. 149 bis 150).
                           Nach den Beobachtungen Traube's werden beim Zusatz von
                              4,3 g Chlorkalk mit einem Gehalt von 1,1 g wirksamem Chlor zu 1 hl stark
                              bakterienhaltigen Wassers innerhalb eines Zeitraumes von 2 Stunden, oder wahrscheinlich schon
                              früher, alle in demselben vorhandenen Mikroorganismen getödtet. Mit Hilfe von 2,1 g
                              Natriumsulfit für 1 hl kann der Chlorkalk leicht zersetzt und unschädlich gemacht
                              werden; das überschüssige Natriumsulfit wird durch den im Wasser gelösten Sauerstoff
                              in etwa 12 bis 14 Stunden zu Sulfat oxydirt. Wegen der ausserordentlich geringen
                              Mengen der hierbei entstandenen Sulfate können diese auf den Organismus keinerlei
                              Nachtheile ausüben und auch durch den Geschmack nicht mehr wahrgenommen werden;
                              ebenso wird die Härte des Wassers nicht wesentlich gesteigert. Bei den Versuchen
                              wurde ferner festgestellt, dass der Chlorkalk schneller auf die Bakterien, als auf
                              die übrigen organischen Stoffe einwirkt, und dass der Gehalt an Chlorkalk sich in 2
                              Stunden um etwa 9,1 Proc. vermindert. (Wochenschrift für
                                 Brauerei, 1894 Nr. 15 S. 454.)
                           Reinigung, bezieh. Geruchlosmachung bereits benutzten
                                 Alkohols nach Kadel (Ind. Pharm. and Western Druggist, durch Pharm.
                                 Journ. and Transact., 1894 25 S. 356).
                           Nach des Verfassers Vorschrift lässt man 5 l solchen Alkohols mit 30 g Aetznatron 2
                              bis 5 Tage stehen, destillirt ab und gibt die ersten Antheile des Destillats so
                              lange in die Blase zurück, bis sich der Geruch verändert oder verloren hat. Zur
                              Beseitigung eines gewöhnlich nach dieser Operation dem Producte noch verbleibenden,
                              empyreumatischen oder seifenartigen Geruchs empfiehlt sich eine nochmalige
                              Destillation von 5 l des theilweise gereinigten Spiritus über 15 g
                              Kaliumpermanganat, welche Behandlung eventuell zu wiederholen ist, und eine
                              schliessliche Filtration durch frische Thierkohle, oder aber auch eine weitere
                              Destillation des mit etwas Wasser verdünnten Alkohols. (Chemiker-Zeitung, 1894 Nr. 98, Rep. 28 S. 305.)
                           Gewinnung der bei der Gährung in den Brennereien und
                                 Brauereien entwickelten Kohlensäure nach Alexander
                                 Marcet (Transactions of the Institute of
                                 Brewing, Bd. VII Nr. 7).
                           Die zur Fabrikation der flüssigen Kohlensäure erforderlichen Kohlensäuremengen werden
                              zur Zeit fast ausschliesslich durch Einwirkung von Säuren auf die Carbonate der
                              alkalischen Erden oder auch wohl auf die Bicarbonate der Alkalien gewonnen und
                              müssen vor ihrer Verflüssigung sehr sorgfältig gereinigt werden, so dass die mit
                              derartigem Rohmaterial arbeitenden Fabriken ihr Fabrikat nur unter einem
                              verhältnissmässig hohen Kostenaufwande herzustellen vermögen. Verfasser macht nun
                              den Vorschlag, die in Gährungsbetrieben in ausserordentlich grossen Quantitäten
                              entwickelte und meist völlig unbenutzt verloren gehende Kohlensäure zu diesem Zwecke
                              zu benutzen, und bespricht die zweckmässigste Art und Weise der Entnahme der
                              Kohlensäureschicht über den Gährbottichen, ihre Reinigung von Alkohol- und
                              Aetherdämpfen in durchlochten Cylindern durch Waschen mit Wasser, mit Schwefelsäure
                              und mit Chamäleonlösung, die Kühlung der Gase in einem zweiten und ihre Comprimirung
                              in einem dritten Apparat bei einem Druck von 60 at, ihre Ueberführung in einen
                              Condensator unter Kühlung mit kaltem Wasser und die schliessliche Auffangung der
                              flüssigen Säure, aus welcher Antheile von Luft im Augenblicke der Condensation
                              leicht abgeblasen werden können, in einem Sammelgefässe. Ein auf dem besprochenen
                              Wege hergestelltes Fabrikat enthielt 99,5 Theile reiner Kohlensäure, nur etwa
                              0,5 bis 0,25 Proc. Luft, dürfte sich wegen seiner Reinheit zwar in erster Linie zur
                              Herstellung von Soda- und Mineralwässern eignen, könnte aber auch beim
                              Bierausschank, beim Füllen des Bieres auf Flaschen, zur Carbonisirung des reifen
                              Bieres und zu Kühlzwecken Verwendung finden.
                           Jedenfalls ist bei dem heutigen Stande der Technik eine lohnende Gewinnung der in den
                              Grossbetrieben der Gährungsgewerbe erzeugten, colossalen Massen von Kohlensäure
                              durchführbar. (Wochenschrift für Brauerei, 1894 Nr. 27
                                 S. 856.)
                           
                              Bühring.