| Titel: | Neuerungen in der Technik der Glasindustrie. | 
| Autor: | Weeren | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 277 | 
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                        Neuerungen in der Technik der
                           Glasindustrie.
                        Von Dr. Weeren in
                           Charlottenburg.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 254 d.
                           Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Technik der Glasindustrie.
                        
                     
                        
                           Gasglühofen mit Vorwärmung der Verbrennungsluft von Daniel Kegler in Mannheim. Dieser Ofen soll einerseits
                              eine gut vorgewärmte Verbrennungsluft liefern, um höhere Temperaturen als gewöhnlich
                              zu erzielen, andererseits aber trotz dieser grösseren Ofenhitze ein Arbeiten in
                              seiner unmittelbaren Nähe gestatten. Diese Aufgaben sind in der Weise gelöst, dass
                              der Ofen auf seiner Aussenseite zwei über einander liegende eiserne Mäntel erhält,
                              von denen die heissen abziehenden Verbrennungsproducte den inneren, die zur
                              Verbrennung der Heizgase erforderliche Luft den äusseren durchstreicht.
                              Hierdurch tritt einerseits eine gute Vorwärmung der Luft ein, andererseits aber ist
                              die Aussenseite des Ofens, weil hier stets kalte, frisch angesaugte Luft circulirt,
                              nicht erheblich warm.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 278
                              Gasglühofen mit Vorwärmung der Verbrennungsluft von Kegler.
                              
                           Fig. 16 und 17 zeigen die nähere
                              Anordnung dieser Einrichtungen: Die innere Kammer A
                              wird von der Ummauerung B gebildet, deren Decke für den
                              Abgang der Verbrennungsproducte durchbrochen ist, und deren Boden in Oeffnungen die
                              Brenner V aufnimmt. An der Vorderseite ist die Kammer
                              durch eine Schiebethür geschlossen.
                           Die Verbrennungsgase nehmen ihren Weg durch die Deckenöffnungen M, umströmen dann zunächst die Decke und fallen hierauf
                              gleichmässig an der Hinterwand und den beiden Längswänden des Ofens nieder, treten
                              vorn in den doppelten Boden G ein, durchziehen
                              denselben und gelangen durch H in den Kamin K Auf diese Weise ist die Ofenkammer auf fünf Seiten
                              von den heissen Verbrennungsproducten umgeben, wird also auch von aussen sehr
                              intensiv geheizt.
                           Die zuströmende Luft tritt durch Oeffnungen O in den
                              äusseren Mantel ein, strömt zwischen den Wänden C und
                              D nach unten und tritt hochgradig erhitzt um die
                              Brenner V herum aus. Beim Anheizen des Ofens, welches
                              etwa ¾ Stunden dauert, ist anfänglich nicht der nöthige Zug vorhanden, um die Luft
                              durch die Oeffnungen O anzusaugen. In diesem Falle wird
                              der Schieber L geöffnet, und die Luft tritt zunächst
                              hier ein.
                           In Folge der Vorwärmung der Luft und der Beheizung der Ofenkammer auch von aussen
                              lassen sich selbst in kleineren Oefen dieser Art Temperaturen dauernd erreichen, wie
                              sie in anderen Oefen derselben Grösse nicht erzielbar sind, während die aussen
                              hinstreichende frische Verbrennungsluft die lästige Ausstrahlung von Wärme nach
                              aussen verhindert. (D. R. P. Kl. 48 Nr. 75858 vom 6. August 1893.)
                           Glühofen mit Vorwärmung der Verbrennungsluft von Daniel Kegler in Mannheim. Bei einem späteren Glühofen
                              hat Kegler das vorerwähnte Princip noch wesentlich
                              besser verwerthet und nicht nur den äusseren Luftmantel überall um den inneren
                              Mantel angeordnet, sondern auch die Wege für die abziehenden Verbrennungsproducte
                              und der zuströmenden Luft derartig angelegt, dass die letztere nach dem
                              Gegenstromprincip in dem Maasse, wie sie vorgewärmt wird, mit immer heisseren
                              Abgasen in (indirecte) Berührung kommt. Ausserdem ist der Ofen mit Generatorfeuerung
                              versehen.
                           Die Ofenkammer A (Fig. 18 und 19) ist aus
                              Chamotteplatten hergestellt, die von eisernen Platten zusammengehalten werden. Der
                              an diesen Raum aus Chamottesteinen angebaute Generatorraum S wird gleichfalls von den Eisenplatten zusammengehalten. In der Rückwand
                              A1 befinden sich
                              Brennöffnungen O, durch welche die heissen
                              Generatorgase, sowie die vorgewärmte Verbrennungsluft in der Glühkammer eintreten.
                              Hier werden sie durch die vor den Schlitzen O
                              aufgebaute Chamottewand A2 (in Fig. 19
                              weggenommen gedacht), die nicht ganz so hoch wie der Innenraum ist, gezwungen, den
                              oberen Theil der Glühkammer zu durchstreichen. Ausserdem verhindert diese Wand, dass
                              mitgerissene feste Brennstofftheilchen in den vorderen, mit Gegenständen angefüllten
                              Theil der Glühkammer gelangen. Letztere verlassen die Verbrennungsgase durch die
                              seitlichen Oeffnungen b und treten hierauf in den
                              inneren Mantelraum, durchziehen zunächst die vordere Hälfte der beiden Längswände,
                              die durch eine Wand w getheilt ist, ziehen durch
                              Oeffnungen b1 unter den
                              Boden des Ofens, dann in die hintere Hälfte des seitlichen Mantelraumes, von wo sie
                              zur Ofendecke gelangen; hier erst strömen sie wesentlich abgekühlt durch den Kamin
                              G ab.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 278
                              Gasglühofen mit Vorwärmung der Verbrennungsluft von Kegler.
                              
                           Der innere Mantelraum für die Verbrennungsgase wird in allen Theilen von dem äusseren Mantel für die
                              Verbrennungsluft umgeben, die durch den Luftschacht H
                              eintritt.
                           Der weitere Weg der Verbrennungsluft ist im Wesentlichen dem der Abgase
                              entgegengesetzt angeordnet, wie die Pfeile erkennen lassen. Dieselben werden deshalb
                              wesentlich besser vorgewärmt werden, als bei der früheren Construction (Patent Nr.
                              75858). Schliesslich findet nach beendeter Vorwärmung eine Theilung derselben statt.
                              Die eine Hälfte wird unter den Rost R der
                              Generatorfeuerung geleitet, die andere steigt in Luftschächten P der Wand A1 hoch und tritt durch Kanäle p wieder aus, um die von der Feuerung S durch Schlitze O
                              übertretenden Generatorgase vollständig zu verbrennen. (D. R. P. Kl. 48 Nr. 77699
                              vom 6. März 1894.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 279
                              Fig. 20.Glanzofen von Pitt.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 279
                              Fig. 21.Glanzofen von Pitt.
                              
                           Glanzofen von Henry Harley
                                 Pitt in Gateshead am Tyne. Mittels dieses Ofens (Fig. 20 und 21) soll gepressten oder
                              abgesprengten Glasgegenständen, wie Gläsern, Bechern u. dgl., Feuerpolitur gegeben
                              werden. Derselbe besteht im Wesentlichen aus einem Transportbande mit Trägern für
                              die Glasgegenstände, welches durch den Ofenraum bewegt wird. Q ist der Ofen von retortenähnlicher Gestalt, welcher auf einem auf Rollen
                              r fahrbaren Rahmen B
                              angeordnet ist. Von beiden Seiten ragen Gasbrenner w in
                              den Ofenraum hinein; sie werden von einer gemeinsamen Leitung w1 gespeist. Diese
                              Brenner senden ihre Flammen direct auf die zu polirenden Gegenstände v, die auf den Trägern t
                              aufgesetzt sind. Die Träger t sind auf einer endlosen
                              Gelenkkette S mit einander verbunden, die über je zwei
                              auf Achsen a befestigte Rollen k geführt wird. Die letzteren und damit auch die endlose Kette erhalten
                              durch ein Sperrrad s mit Sperrklinke s1 eine absatzweise
                              Bewegung. Ausser dieser Vorwärtsbewegung erfahren nun die Träger t noch zwei andere Bewegungen. Dieselben sind nämlich
                              mit Zahnrädern z versehen, die wiederum mit einer im
                              Ofenraum angeordneten Zahnstange z1 während ihres Gleitens durch denselben in Eingriff
                              kommen. Die Folge hiervon ist die, dass, da die Zahnstange fest gelagert ist, die
                              Zahnräder und Träger t aber drehbar sind, diese
                              zugleich mit ihrer Vorwärtsbewegung auch eine Drehbewegung um sich selbst
                              erleiden. Diese Einrichtung hat den Zweck, die Aussenseiten der zu behandelnden
                              Glasgegenstände gleichmässig auf jedem Punkte mit den Flammen der Brenner w in Berührung zu bringen. Die dritte Bewegung der
                              Glasgegenstände ist eine Bewegung auf und nieder, um auch die untere gepresste oder
                              abgesprengte Kante durch die Flammen zu verschmelzen. Zu diesem Zwecke ist jeder
                              Träger t mit einer kleinen Platte p versehen, die an einer senkrechten Spindel c sitzt. Letztere trägt einen Ring d, welcher die Bewegung einer Spiralfeder f begrenzt, die sich im hohlen Theile des Trägers t um die Spindel c
                              befindet. An den festen Theilen des Ofens ist unter den Tragplatten g eine festliegende Gleitfläche h mit abwechselnden Erhöhungen und Vertiefungen angeordnet, denen zufolge
                              die Spindeln c mit den darauf ruhenden Glasgegenständen
                              beim Bewegen durch den Ofen zeitweise von den Trägern t
                              etwas hoch gehoben werden. Hierdurch ist den Brennerflammen genügende Gelegenheit
                              gegeben, einerseits die Ränder des Glases zu verschmelzen, andererseits aber die
                              Innenseite desselben zu bespülen und ebenso wie die Aussenseite glänzend zu machen.
                              Die Verbrennungsproducte verlassen den Ofenraum durch den Kamin l. (D. R. P. Kl. 32 Nr. 75507 vom 22. Juli 1892.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 279
                              Fig. 22.Schwenkgrube mit Drehbrücke von Hatscher.
                              
                           Schwenkgrube mit Drehbrücke von Emil Hatscher in Radeberg (Sachsen). Dieselbe bezweckt, die an der
                              Schwenkgrube angebrachten Arbeitsbühnen periodisch zu verbinden, um das gefährliche
                              Springen der Arbeiter über die Schwenkgruben zu verhindern. Eine diesem Zwecke
                              dienende Drehbrücke ist in den Fig. 22 und 23 dargestellt, a und c sind die beiden Arbeitsbühnen, zwischen denen sich
                              die Schwenkgrube s befindet, b ist die Drehbrücke, die in der Pfeilrichtung zurückgedreht wird, sobald
                              die Schwenkgrube als solche benutzt wird. Auf der Arbeitsbühne c sind zwei Säulen x und
                              d vorgesehen, die von den Kreuzplatten o gehalten werden. An ihrem oberen Theil sind Hülsen
                              c1 und d1 aufgesetzt, von
                              denen c1 eine Platte
                              c2 trägt. Auf
                              dieser ist die Brücke b befestigt, während die Hülse
                              d1 am oberen Ende
                              einen Hebel d2 mit
                              Kurbel i besitzt. Das oberste Ende der Säule d trägt eine Sperriegelscheibe l, in deren Einschnitte die federnde Kurbel i
                              bei der Drehung der letzteren einspringt und arretirt wird. Am unteren Ende der drehbaren Hülsen
                              c1 und d1 sind Doppelhebel c3 und d3 befestigt und durch
                              Zugstangen m und m1 mit einander verbunden. Demzufolge wird die durch
                              die Kurbel i bewirkte Drehung der Hülse d1 durch die Zugstangen
                              m und m1 auf die Hülse c1 übertragen und damit auch die Brücke b in der einen oder anderen Richtung gedreht, wobei sie
                              durch die beiden Einschnitte der Sperriegelscheibe l in
                              ihren beiden Endstellungen festgehalten wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 280
                              Fig. 23.Schwenkgrube mit Drehbrücke von Hatscher.
                              
                           Statt durch Zugstangen kann die zwangläufige Bewegung auch durch eine zwischen beiden
                              Hülsen angeordnete endlose Kette übertragen werden; alle anderen Einrichtungen
                              bleiben aber dieselben. (D. R. P. Kl. 32 Nr. 77814 vom 18. October 1893.)
                           Herstellung hohler Obelisken und Pyramiden aus farbigen
                                 Glasflüssen durch Giessen in Formen von Hilarius
                                 Drescher in Dresden. Dieses Verfahren besteht im Wesentlichen darin, dass
                              die Glasflüsse in oben offenen Formen über einen elastischen Kern gegossen und dass
                              dann durch Rühren in der eingegossenen, zu erstarren beginnenden Glasmasse Aderungen
                              hervorgebracht werden. Das Verfahren gestattet somit marmorartige Gebilde, für
                              Grabmale und Gärten passend, zu erzeugen. Drescher hat
                              für diese Zwecke zwei besondere Glassätze, von ihm „Marmorglassätze“ genannt,
                              zusammengestellt, die einen schwarzen und einen weissen Fluss liefern und durch
                              weiter unten genannte Beisätze in den verschiedensten Farbenabstufungen erhalten
                              werden können.
                           Es sind dies:
                           
                              
                                 a) Für Schwarz:
                                 
                              
                                 Granit
                                 100
                                 Gewichtstheile
                                 
                              
                                 Kalkstein
                                 28
                                 „
                                 
                              
                                 Soda
                                 40
                                 „
                                 
                              
                                 Potasche
                                 20
                                 „
                                 
                              
                                 Kalk
                                 20
                                 „
                                 
                              
                                 Braunstein
                                 30
                                 „
                                 
                              
                                 b) Für Weiss:
                                 
                              
                                 Syenit
                                 60
                                 Gewichtstheile
                                 
                              
                                 Kiessand
                                 80
                                 „
                                 
                              
                                 Quarzsand
                                 30
                                 „
                                 
                              
                                 Feldspath
                                 30
                                 „
                                 
                              
                                 Flusspath
                                 30
                                 „
                                 
                              
                                 Potasche
                                 20
                                 „
                                 
                              
                                 Soda
                                 25
                                 „
                                 
                              
                           Durch den Gehalt an natürlichen Gemengen, wie Granit und Syenit, wird den
                              Glassätzen das eigenthümliche marmorartige Aussehen verliehen. Es versteht sich von
                              selbst, dass die Gemische beim Fertigmachen fein gepulvert sein müssen.
                           Drescher empfiehlt dann noch die folgenden Beisätze zu
                              den unter a) und b) angegebenen Grundmischungen, durch welche bei vollständiger
                              Mischung verschiedene Farben, bei minder vollkommener Durchmischung Aderungen und
                              schillernde Stellen erzielt werden:
                           
                              
                                 c) Für Elfenbein:
                                 
                              
                                 Braunstein
                                 10
                                 Gewichtstheile
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 d) Für Rothbraun:
                                 
                              
                                 Braunstein
                                 30
                                 Gewichtstheile
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 4
                                 „
                                 
                              
                                 Ziegelmehl
                                 3
                                 „
                                 
                              
                                 e) Für Chamois bis Violett:
                                 
                              
                                 Braunstein
                                 20
                                 Gewichtstheile
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 3
                                 „
                                 
                              
                                 f) Für Aschgrau:
                                 
                              
                                 Braunstein
                                 10
                                 Gewichtstheile
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 3
                                 „
                                 
                              
                                 Kobalt
                                 0,2
                                 „
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 297, S. 280
                              Herstellung hohler Obelisken und Pyramiden aus farbigen Glasflüssen von
                                 Drescher.
                              
                           Zum Zweck des Giessens wird zunächst die Form hergerichtet, die eine stehende oder
                              liegende sein kann. Letzterer Fall ist in den Fig. 24 und 25 angenommen. Dieselbe
                              besteht aus der geneigten Grundplatte d, die mit einem
                              Theil ihrer Oberfläche den Boden der Form bildet, ferner aus den beiden
                              Seitentheilen e, den beiden Fusstheilen f, dem Kopftheile g und
                              dem Kern h. Dieser wird zunächst hergestellt, d.h. mit
                              einer nachgiebigen Umhüllung versehen, um dem Schwinden der erkaltenden Glasmasse
                              Rechnung tragen zu können. Der Kern besteht aus einer Eisenplatte h, auf deren schmalen Seiten Eisenstücke i und auf letzteren wiederum Schienen h zu liegen kommen; das Ganze wird durch Schrauben oder
                              in anderer Weise zusammengehalten. Dieses Eisengerippe umgibt man sodann mit
                              Strohflechten bis zu einer Dicke von 10 bis 15 cm; die Strohumwickelung wird durch
                              Eisendraht festgehalten. Nunmehr wird die aus einem in Wasser angerührten Gemisch von
                           
                              
                                 2
                                 Th.
                                 Lehm,
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 zerkleinertem Koks und
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 Häcksel oder Sägespänen
                                 
                              
                           bestehende Kernmasse aufgetragen und damit dem Kern seine
                              endgültige Gestalt gegeben.
                           Derselbe wird sofort nach dem Auftragen der Kernmasse mittels Schrauben s auf der Grundplatte d
                              befestigt, und die Form selbst zusammengestellt: Der untere Fusstheil f wird unter k geschoben,
                              darauf die Seitentheile e mit ihren Zapfen e1 in entsprechende
                              Löcher der Grundplatte d eingesetzt und sodann der
                              zweite Fusstheil f und der Kopftheil g angefügt. Die Kernplatte h kommt hierbei in zwei Ausschnitte der beiden Fusstheile f zu liegen. Die starre Verbindung aller Theile wird
                              dann noch durch Bolzen und Keile e2e2 verstärkt, so dass ein Verziehen der Form beim
                              nachherigen Giessen ausgeschlossen ist. Oben bleibt die Form offen.
                           Nachdem man die Luftlöcher f1f1
                              sorgfältig verstopft hat, wird die Form in den Temperofen geschoben und hier behufs
                              Trocknung langsam erhitzt. Hierbei wird der Zutritt der Luft ins Innere des Kernes
                              verhindert, um einem vorzeitigen Ausbrennen und Zusammenfallen desselben
                              vorzubeugen. Nach geschehener Austrocknung wird die stark erhitzte Form mittels
                              Wagen an den Glasofen heran gefahren und nun sofort mit dem Giessen der wie oben
                              beschrieben zusammengesetzten Glassätze begonnen. Je nach den Dimensionen des
                              Werkstückes erfolgt der Guss auf einmal oder absatzweise in dem Maasse, als neuer
                              Glassatz geschmolzen wird. Von Wichtigkeit für das Zustandekommen der marmorartigen
                              Structur des Gusstückes ist nun das Rühren der eingefüllten Glasmasse in dem Moment
                              ihrer beginnenden Erstarrung. Dasselbe geschieht mittels Eisenkrücken, muss aber
                              sehr sorgfältig ausgeführt werden, um die Kernmasse nicht zu beschädigen. Ist die
                              Form gefüllt und hat man wegen zu gross gewordener Starrheit der erkaltenden Masse
                              mit dem Rühren wieder aufgehört, so wird mittels einer Walze die zu Tage liegende
                              Oberfläche der Masse geglättet und nunmehr die Form mit sammt dem Werkstück zur
                              langsamen Abkühlung in den Kühlofen gebracht. Zu dieser Zeit können auch die
                              Luftlöcher f1 geöffnet
                              werden. Die Abkühlung ist durchschnittlich in 48 Stunden beendet. Dann wird die Form
                              zerlegt und hierauf der Kern aus dem erkalteten Gusstück gezogen. Dieses lange
                              Verweilen des Kernes in dem Gussstück ist von wesentlicher Bedeutung, aber nur
                              deshalb möglich, weil der Kern in sich sehr nachgiebig ist. Anderenfalls würden,
                              falls der Kern aus Mangel an Elasticität nicht bis zur vollständigen Abkühlung im
                              Gusstück verbleiben könnte, Einsenkungen und Deformationen an dem Gussstück
                              unvermeidlich sein. Zum Schluss erfolgt noch ein Schleifen und Poliren sämmtlicher
                              Flächen des Gusstückes, wodurch dasselbe Hochglanz und ein vorzügliches
                              marmorartiges Aussehen erhält. (D. R. P. Kl. 32 Nr. 73558 vom 4. März 1893.)
                           Herstellung rosenrothen und orangerothen Glases von Franz Welz in Klosterberg (Böhmen). Wird Selen der im
                              Hafen befindlichen Glasmasse zugesetzt, so erhält die Glasmasse eine rosenrothe
                              Farbe, deren Intensität bei gleicher Zusammensetzung der Glasmasse von der Menge des
                              Selenzusatzes abhängt. Derselbe wechselt je nach der Art der Glasmasse, je
                              nachdem ein härteres oder weicheres Glas erzeugt werden soll.
                           Eine Beimengung von Kadmiumsulfit zu dem der Glasmasse zuzusetzenden Selen gibt nach
                              Welz derselben eine orangerothe Farbe. Je grösser
                              der Kadmiumsulfitzusatz, desto mehr spielt die Farbe des Glases ins Orangegelbe.
                           Von technischer Wichtigkeit für diese neuen farbigen Gläser ist der Umstand, dass die
                              Glasmasse direct aus dem Hafen zu rosenrothen oder orangerothen Gegenständen
                              verarbeitet werden kann, die keines Anwärmens oder Anlaufenlassens mehr bedürfen, um
                              in den beabsichtigten Farben zu erscheinen. (D. R. P. Kl. 32 Nr. 63558 vom 6.
                              December 1891.)
                           Weitere Versuche mit Selen führten Welz dazu, das
                              Kadmiumsulfit durch andere Farbmittel zu ersetzen und diese dem Selen zuzusetzen.
                              Von besonderer Bedeutung für diese Zwecke erwies sich ein Zusatz von Uranoxyd. Wird nämlich der Glasmasse neben Selen noch
                              Uranoxyd zugesetzt, so erhält das unmittelbar aus dem Hafen ohne nachherige
                              Anwärmung oder Anlaufenlassen verarbeitbare Glas einen im durchscheinenden Lichte
                              orangegelben, im auffallenden Lichte grünlichen Farbenton.
                           So hergestelltes Glas unterscheidet sich wesentlich von den bekannten Urangläsern. Während letztere sowohl im auffallenden,
                              als auch im durchscheinenden Lichte stets denselben Farbenton, nämlich einen
                              grünlichen, aufweisen, zeigen mit Selen und Uranoxyd hergestellte Gläser nur im
                              auffallenden Lichte die vom Uran herrührende grünliche Farbe, und nur im
                              durchscheinenden Lichte den orangegelben, vom Selen stammenden Farbenton. (D. R. P.
                              Kl. 32 Nr. 73348 vom 29. Januar 1893, Zusatz zu Nr. 63558.)
                           Weitere Verbesserungen hat dieses von Welz geschaffene,
                              augenscheinlich bedeutungsvolle Färbeverfahren durch Dr. Alfons Spitzer in Wien erfahren. Das Welz'sche Verfahren leidet nämlich an dem Uebelstande, dass bedeutend mehr
                              Selen, als eigentlich erforderlich ist, dem Glassatze zugesetzt werden muss. Ein
                              grosser Theil dieses kostspieligen Materials verbrennt nämlich, falls er bereits dem
                              Glassatzgemenge zugesetzt war, beim Einschmelzen desselben oder aber bei seinem
                              Zusätze zum schon geschmolzenen Glase zu seleniger Säure und verflüchtigt sich in
                              dieser Form. Dieser Uebelstand hatte den weiteren im Gefolge, dass sich niemals eine
                              beabsichtigte Stärke der Farbe erzielen liess, da die Menge des wirklich ins Glas
                              übergehenden Selens ganz unbestimmt war.
                           Diesen Fehler des Welz'schen Verfahrens hat Dr. Spitzer dadurch beseitigt, dass er das Selen nicht in
                              einfacher Form, sondern in Form von Seleniten oder Selenaten zusetzt, die nach ihrer vollständigen Lösung
                              in der geschmolzenen Glasmasse in bekannter Weise reducirt werden. Vorzugsweise sind
                              die Selenite oder Selenate von Alkalien oder alkalischen Erden verwendbar; doch
                              können auch andere selenig- oder selensaure Salze benutzt werden, nur dürfen deren
                              Basen dem Glase keine andere Färbung geben.
                           Das gewählte Selenit oder Selenat, gewöhnlich das Natrium-, Kalium- oder Calciumsalz,
                              wird entweder dem ungeschmolzenen oder auch dem geschmolzenen Glassatz zugesetzt. In
                              beiden Fällen muss zur Erzielung einer gleichmässigen Färbung sehr sorgfältig
                              vermengt bezieh. gerührt werden. Sobald eine vollständige Auflösung des Selenites
                              bezieh. Selenates in der Glasmasse erfolgt ist, wird eine entsprechende
                              Menge eines Reductionsmittels, wie z.B. arsenige Säure, arsenigsaures Natrium oder
                              Kalium oder schwefligsaures Natrium zugesetzt. Dieses scheidet das Selen als solches
                              aus und verursacht erst die färbende Wirkung desselben. Der Verbrauch an Selen soll
                              durch diese Abänderung des Welz'schen Verfahrens in
                              Folge der geringen Flüchtigkeit der selenig- oder selensauren Salze ein beträchtlich
                              geringerer sein. (D. R. P. Kl. 32 Nr. 74565 vom 24. Februar 1893, von Nr. 63558
                              abhängiges Patent.)
                           Schliesslich ist auch noch Wilhelm Kralik Sohn in
                              Eleonorenhain bei Strakowitz (Oesterreich) zu nennen, der gleichfalls den von Welz angeregten Gedanken weiter entwickelt hat.
                              Derselbe fand nämlich, dass ausser den im Patent Nr. 74565 angegebenen selenig- und
                              selensauren Salzen der Alkalien und alkalischen Erden noch eine ganze Reihe von
                              Selenverbindungen in Frage kommen und sich hierdurch zahlreiche neue Farbennuancen
                              erzeugen lassen; an Seleniten und Selenaten nennt Kralik:
                           
                              
                                 Selenig-
                                 und
                                 selensaures
                                 Kupferoxyd
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Uranoxyd
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Chromoxyd
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Eisenoxyd.
                                 
                              
                           Ferner kommen eine Anzahl von Selenmetallen in Frage, wie Selennatrium, Selenkalium,
                              Selencyankalium und ähnliche. Auch Combinationen von Selen oder Selenverbindungen
                              mit anderen Substanzen, wie z.B. mit Gold, Silber, mit Metalloxyden, Knochen,
                              Kryolith, Fluss- und Feldspath, sollen hierfür geeignet sein. (D. R. P. Kl. 32 Nr.
                              77737 vom 16. December 1893, von Nr. 74565 abhängiges Patent.)
                           Brillantglas von Peter Stang
                                 sen. in Stolberg (Rheinland). Stang erzielt
                              dadurch, dass er den gewöhnlichen Glassatz mit Chlorsilber in trockenem oder
                              gelöstem Zustande versetzt, schmilzt und das gelöste Chlorsilber an der Oberfläche
                              des fertiggestellten Gegenstandes durch einen Strom von Kohlenoxydgas, Leuchtgas
                              oder ein ähnlich wirkendes Gas zu metallischem Silber reducirt, einen äusserst
                              brillanten Glanz, der denjenigen des Krystallglases erheblich übertrifft.
                           Stang empfiehlt folgende Mengenverhältnisse als
                              besonders zweckmässig:
                           
                              
                                 Sand
                                 32
                                 k
                                 
                              
                                 Mennige
                                 32
                                 k
                                 
                              
                                 Soda
                                 12
                                 k
                                 
                              
                                 Antimonregulus
                                   2
                                 k
                                 
                              
                                 Chlorsilber
                                   0,4
                                 k.
                                 
                              
                           Das Ganze wird wie gewöhnliches Glas geschmolzen und die erhaltene Glasmasse wie alle
                              anderen Glassorten verarbeitet oder als Ueberfangglas verwendet. Dann wird auf die
                              heisse Oberfläche des fertiggestellten Gegenstandes aus einem Rohr oder
                              Gummischlauch ein reducirendes Gas geleitet, bis das in dem Glase enthaltene
                              äusserst fein vertheilte Chlorsilber an der Oberfläche zu metallischem Silber
                              reducirt worden ist. (D. R. P. Kl. 32 Nr. 68241 vom 5. Juli 1892.)
                           Herstellung marmorirter Gläser von Karl Franz Emil Grosse in Berlin. Marmor glas wurde bisher fast nur in der Glasschmelze
                              erzeugt, wodurch es sowohl schwierig herzustellen, als auch theuer im Preise war,
                              und nur in der Luxushohlglasfabrikation, nicht aber als Planglas Anwendung finden
                              konnte. Gerade als letzteres würde es für Wand- und Deckenbelag, falls es sich
                              billiger herstellen liesse, ausserordentlich eignen. Diese Lücke will Grosse
                              mit seinem Verfahren ausfüllen. Bei den von ihm fabricirten Marmorgläsern liegt
                              die Marmorirung nicht in der Masse des Glases, sondern nur als Ueberzug auf dem in
                              beliebigem Grundton gefärbten Glaskörper oder der Glastafel. Zur Grundfarbe wählt
                              Grosse gewöhnlich ein gefärbtes oder aber ein
                              getrübtes Glas. Der Bläser nimmt dasselbe wie üblich an die Pfeife und wolpert,
                              nachdem er die letzte Glaspost aufgenommen hat, die ganze Masse regelmässig. Dann
                              wird in unregelmässiger Art verschieden gefärbter, fein pulverisirter Glasfluss
                              entweder mit Hilfe eines Gebläses oder mittels einer Siebvorrichtung auf die noch
                              flüssige Glasmasse aufgebracht und nun, sobald eine genügend dicke Schicht davon
                              aufgestreut ist, die inzwischen etwas abgekühlte Glasmasse von Neuem so lange in das
                              Ofenfeuer gebracht, bis der aufgebrachte farbige Glasfluss vollständig angeschmolzen
                              und glasirt ist. Ist dies erreicht, so beendet der Glasbläser wie gewöhnlich seine
                              Arbeit. Durch die Ausdehnung und Schwenkung der Glasmasse zieht sich der auf ihrer
                              Oberfläche befindliche Glasfluss in den verschiedensten und unregelmässigsten
                              Aderungen und geflammten Figuren so aus einander, dass das Product als ein auf der
                              Oberfläche eigenartig marmorirtes, dem natürlichen Gestein in der Erscheinung
                              ähnliches und in der Mannigfaltigkeit noch übertreffendes Phantasieglas erscheint.
                              (D. R. P. Kl. 32 Nr. 66199 vom 29. October 1891.)
                           Verfahren zur Herstellung von opaken Gläsern bezieh.
                                 Milchgläsern von Wilhelm Hirsch in Radeberg
                              und Adolf Tedesco in Mügeln bei Dresden. Die Gläser
                              dieser Art, bei denen Flusspath und ein thonerdehaltiges Material allein oder in
                              Gemeinschaft mit Kryolith, künstlichen Fluoriden und anderen Trübungsmitteln dem
                              Glassatze zugesetzt werden, tritt leicht eine Rauheit auf der Oberfläche der Gläser
                              zu Tage, die sich namentlich dann besonders stark geltend macht, wenn das Glas zur
                              Formgebung und zum Verschmelzen des Randes wiederholt erwärmt wird; es treten dann
                              meistens Stellen hervor, die statt der glänzenden Oberfläche blinde Flecke und
                              Streifen zeigen, welche das Durchscheinen zwar nicht beeinträchtigen, die aber den
                              Gegenständen, wie Lampenglocken, Kugeln u. dgl. ein sehr wenig vortheilhaftes
                              Aeussere geben.
                           Man besitzt nun allerdings Mittel, dieses Ausschlagen des opaken Glases, unter
                              welchem Namen die vorstehende Erscheinung in der Praxis bekannt ist, zu vermeiden.
                              Sie bestehen in dem Zusatz von Metalloxyden, namentlich von Blei- und Zinkoxyd.
                              Diese beseitigen nicht nur, in geeigneter Menge dem Glassatze zugesetzt, jenes
                              Ausschlagen des Glases, sondern sie machen das Glas auch leicht form- und
                              bearbeitbar.
                           Daneben besitzen sie aber einen ganz wesentlichen Nachtheil, der die oben genannten
                              Vortheile wieder aufhebt. Die schweren Metalloxyde (Zink- und Bleioxyd) greifen die
                              Hafenböden ganz ausserordentlich an, wodurch die Häfen bedeutend schneller als
                              gewöhnlich unbrauchbar werden.
                           Hirsch und Tedesco fanden
                              nun, dass Aluminium, und zwar in metallischer Form, die Vortheile jener Metalloxyde
                              ohne deren Nachtheile besitzt. Sie setzen dasselbe in fein zertheiltem Zustande dem
                              Glassatze zu. Nach ihren Angaben genügen für einen Glassatz mit 100 k Sand schon 100
                              g Aluminium, um das Ausschlagen des Glases vollständig zu vermeiden. Die Abnutzung
                              des Hafenbodens ist keine grössere, als ohne den Aluminiumzusatz, was nach ihrer
                              Ansicht seinen Grund in dem geringen specifischen Gewicht dieses Metalles haben
                              soll.
                           Weitere Schmelzversuche führten zu der Entdeckung, dass an Stelle des metallischen
                              Aluminiums auch Kohlenstoff, und zwar in Form von gepulverter Holzkohle, im
                              Verhältniss von 250 g Holzkohle auf einen Glassatz von 100 k Sand dem Glassatze mit
                              denselben Wirkungen zugesetzt werden könne. Das nachherige Ausschlagen der
                              Glasoberfläche beim Wiederanwärmen desselben blieb gänzlich aus, desgleichen machte
                              sich keinerlei schädliche Einwirkung dieses Zusatzes auf den Hafen geltend. (D. R.
                              P. Kl. 32 Nr. 69979 vom 12. Februar 1892.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)