| Titel: | Der Harzgehalt und die Verharzungsfähigkeit der Mineralschmieröle. | 
| Autor: | D. Holde | 
| Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 284 | 
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                        Der Harzgehalt und die Verharzungsfähigkeit der
                           Mineralschmieröle.
                        Von Dr. D.
                                 Holde.
                        Der Harzgehalt und die Verharzungsfähigkeit der
                           Mineralschmieröle.
                        
                     
                        
                           Während sich unter den fetten Oelen eine ganze Reihe mehr oder weniger schnell
                              eintrocknender Producte finden, sind Eintrocknungs- bezieh. Verharzungsvorgänge bei
                              Mineralölen unter gewöhnlichen Umständen, d.h. bei Zimmerwärme, bislang nicht
                              bekannt geworden. Bei höheren Wärmegraden hatten auch – freilich bei
                              verhältnissmässig kurzer Versuchsdauer – helle Mineralöle keine Verharzungen
                              aufgewiesen. Nur asphaltreiche Oele zeigten beim Erhitzen auf 50 oder 100° in dünner
                              Schicht nicht unbeträchtliche Eindickungen oder deutliche Verharzungen.Mittheilungen aus den
                                       königl. techn. Versuchsanstalten, 1893 S. 276. Ein
                              Gehalt an Harzbestandtheilen, welche ein Verharzen der Mineralöle herbeiführen
                              können, ist, abgesehen von den erwähnten Asphaltstoffen in Mineralölen, bisher nicht
                              nachgewiesen worden. Aisinmann stellt diese Thatsache
                              unter Beibringung eines grösseren Versuchsmaterials der Mineralölwerke Albrecht und Co. festD. p. J. 1894 294
                                    3., ohne indessen die Möglichkeit eines positiven Nachweises von
                              Harzen in den Mineralölen näher zu verfolgen.
                           Letztere Lücke auszufüllen und gleichzeitig die Beziehungen zwischen einem
                              eventuellen Harzgehalt der Mineralöle und ihrer Verharzungsfähigkeit näher zu
                              untersuchen, war Aufgabe der folgenden in der königl.
                                 mechanisch-technischen Versuchsanstalt ausgeführten VersucheAusführliche Mittheilungen über diese hier nur
                                    auszugsweise mitgetheilten Versuche finden sich in den Mittheilungen aus den königl. techn.
                                       Versuchsanstalten, 1895 S. 174.; auch ist bei denselben
                              auf das von Aisinmann kurz kritisirte Verfahren,
                              beruhend auf Benutzung von 70procentigem Alkohol zum Extrahiren von Harz aus
                              Mineralölen, näher eingegangen worden.Das von
                                    Aisinmann gleichfalls kritisirte Verfahren
                                    zum Harznachweis in Mineralölen, beruhend auf Bestimmung der in
                                    concentrirter Schwefelsäure löslichen Bestandtheile, ist bisher zum
                                    positiven Nachweis von Harzen in der Versuchsanstalt noch nicht benutzt
                                    worden; auch ist die Anwendung des Verfahrens zu diesem Zweck nicht in
                                    Aussicht genommen.
                           
                        
                           1) Der Nachweis harzartiger Bestandtheile in
                              Mineralölen.
                           
                              a) Durch Alkohol in ätherischer
                                    Lösung der Oele ausfällbare Harze.
                              Wenn man die dunklen in 6 mm weiter Schicht völlig undurchsichtigen
                                 Mineralschmieröle mit einem Gemisch von Alkohol und Aether (3 Th. Alkohol
                                 auf 4 Th. Aether) schüttelt, so geben sie sofort oder in ganz kurzer Zeit, im
                                 Gegensatz zu den in Alkohol-Aether löslichen hellen Oelen, braunschwarze, sich
                                 an die Wandungen des Probegläschens anlegende Niederschläge. Eine nähere
                                 Untersuchung dieser Niederschläge ergab, dass sie im Wesentlichen aus einem
                                 Gemisch der schon früher beschriebenen, in Residuen vorkommenden, in Benzin
                                 unlöslichen Asphaltstoffe und leichter schmelzbarer Peche bestehen. Letztere
                                 Stoffe bilden die Hauptmenge der fraglichen Niederschläge. Am vollkommensten
                                 lassen sich diese Peche abscheiden, wenn man den Gehalt an Alkohol in der
                                 Alkohol-Aethermischung bis auf 4 Th. Alkohol gegenüber 3 Th. Aether steigert.
                                 Noch mehr Alkohol anzuwenden ist nicht zulässig, da sich sonst neben dem
                                 Asphaltpech auch Oel abscheidet. Innerhalb der Mischungsverhältnisse des
                                 Alkohol-Aethergemisches 3 Th. Alkohol auf 4 Th. Aether und 3 Th. Aether auf 4
                                 Th. Alkohol waren die mit den entsprechenden Alkohol-Aethermischungen erhaltenen
                                 Pechniederschläge um so leichter schmelzbar, je mehr Alkohol das angewandte
                                 Alkohol-Aethergemisch enthielt. Behandelt man die dunklen Oele bloss mit Aether,
                                 so wurden bei mehreren Oelen, wie dies schon früher an einigen Beispielen
                                 gezeigt wurde, geringe Niederschläge von hoch schmelzbarem Asphalt erhalten,
                                 also erst der Alkoholzusatz bewirkt die Abscheidung der Hauptpech- und
                                 Asphaltmenge.
                              Die fraglichen Asphalt- und Pechstoffe kommen meistens gelöst in den Oelen vor,
                                 doch können sie auch in einzelnen Fällen, wie z.B. das Beispiel Nr. 5 in Tab. 1
                                 zeigt, in suspendirtem Zustande auftreten. In viel Alkohol-Aether sind sie etwas
                                 löslich, dieser Umstand ist bei ihrer quantitativen Abscheidung zu beachten. In
                                 Benzol sind sie sämmtlich, wie dies früher für die reinen Asphalte gezeigt
                                 wurde, klar löslich; dieses Lösungsmittel ist daher sehr geeignet, die gefällten
                                 Pechstoffe von fremden mechanischen Verunreinigungen der Oele zu trennen.
                              Die durch Alkohol-Aether von Pech und Asphalt befreiten Oele waren wie die
                                 dunklen Destillatöle von schöner blutrother bis braunrother Farbe, grünlichem
                                 Schein und in 6 mm dicker Schicht noch klar
                                    durchscheinend. In dünner Schicht liessen die entpechten Oele niemals
                                 feste Theilchen erkennen.
                              Es war nun von Interesse, die verschiedenen Arten der residuenhaltigen dunklen
                                 Mineralöle auf ihren Gehalt an Pech- und Asphaltstoffen vergleichsweise zu
                                 prüfen, um die Beziehungen zwischen dem Pechgehalt und den sonstigen
                                 physikalischen Eigenschaften der Oele näher kennen zu lernen.
                              Nach mehreren Vorversuchen wurde zur vergleichenden quantitativen Bestimmung des
                                 Pechgehaltes folgende Versuchsausführung, deren Fortbildung im Auge behalten
                                 wird, eingeschlagenAuf eine
                                       absolute Bestimmung des Pechgehaltes musste von vornherein verzichtet
                                       werden, da immerhin noch, selbst bei zweckmässigster Auswahl der Mengen
                                       Oel und Lösungsmittel, geringe Mengen Pech nach der Behandlung der Oele
                                       mit Alkohol-Aether gelöst bleiben können. Dagegen dürften die erhaltenen
                                       Zahlen, wie die Farbe und Durchsichtigkeit der entpechten Oele zeigt,
                                       einen sehr erheblichen Theil des Gesammtpechgehaltes
                                       darstellen.:
                              1 bis 2 cc Oel werden in einem getheilten Gläschen abgemessen und mit 20
                                 bis 40 cc Aether-Alkohol (4 : 3) in eine gut verschliessbare Stöpselflasche
                                 gespült. Nach gehörigem Durchschütteln wird letztere 1 bis 2 Tage der Ruhe
                                 überlassen. Das benutzte Messgefäss, an dessen Wandungen häufig Pechreste
                                 haften, wird inzwischen aufbewahrt. Alsdann wird die Lösung des Oeles vorsichtig
                                 durch ein kleines Faltenfilter von 8 bis 10 cm Durchmesser gegossen. Flaschen-
                                 und Filterinhalt werden nun mit Alkohol-Aether so lange nachgespült, bis eine
                                 Probe des Filtrats höchstens einen bei Zimmerwärme klebrigen, aber nicht mehr
                                 öligen Rückstand hinterlässt. Wenn sich in der abfiltrirten Lösung nach 1tägigem
                                 Stehen noch ein merklicher Niederschlag absetzt, so wird dieser nochmals mit dem
                                 Hauptniederschlage zusammen filtrirt und ausgewaschen. Der gesammte in der
                                 Schüttelflasche, im Messgefäss und auf dem Filter verbliebene Pechniederschlag
                                 wird in möglichst wenig heissem Benzol gelöst, in eine tarirte Schale
                                 gebracht und hier, durch Erhitzen auf dem Wasserbade und Trocknen im Luftbade
                                 bei etwa 100° C. bis zum constanten Gewicht, vom Benzol befreit.
                              Bei einigen Versuchen wurde, wie aus Tab. 1 zu ersehen ist, das Oel abgewogen.
                                 Hierbei wurde das Oel aus den Wägegläschen in die Schüttelflasche gegossen,
                                 nachdem in diese die erforderliche Menge Alkohol-Aether eingefüllt worden
                                 war.
                              In Tab. 1 sind die Ergebnisse einer Reihe wie vorstehend an verschiedenen Oelen
                                 ausgeführter Bestimmungen mitgetheilt. Im Allgemeinen genügen etwa drei
                                 Einzelversuche zur Erzielung brauchbarer Vergleichswerthe. Grosse Mengen Oel zu
                                 den Bestimmungen anzuwenden, erscheint, wie z.B. auch Versuch 3 bei dem
                                 filtrirten russischen Oel 5 zeigt, nicht empfehlenswerth, weil alsdann die
                                 Möglichkeit
                              Tabelle 1.
                              Pech- und Asphaltbestimmungen in dunklen Mineralschmierölen
                                 und Rohpetrolen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 297, S. 284
                                 Nr. des Oeles; Art des Oeles;
                                    Durchsicht in 6 mm dicker Schicht; Specifisches Gewicht bei 20° C.;
                                    Behandlung des Oeles vor dem Versuch; Procentgehalt an in Alkohol-Aether (4
                                    : 3) unlöslichem Pech; Procentgehalt an in Benzin (bis 35° siedend)
                                    unlöslichem Asphalt; Zur Pechbestimmung mit Alkohol-Aether angewendete Menge
                                    cc; Einzelwerthe; Mittel; Oel; Alkohol-Aether (zum Auflösen); Russisches
                                    Mineralmaschinenöl (Destillat); roth durchscheinend keine bis auf Spuren
                                    löslich; Russisches Eisenbahnöl; undurchsichtig; Russisches Waggonöl; bei
                                    Zimmerwärme filtrirt; Oelheimer dickflüssiges Schmieröl; Sehr dickflüssiges
                                    Rohpetroleum von Wietze; bei Zimmerwärme filtrirt und 8 bis 10 Tage offen
                                    gestanden
                                 
                              
                              vorhanden ist, dass das Pech zu viel Oel
                                 einschliesst.
                              Für sehr dickflüssige bis salbenartige Cylinderöle, bei denen auch Erdwachs durch
                                 Alkohol-Aether ausgefällt werden kann, ist das Verfahren nicht ohne weiteres
                                 verwendbar, wenn es auch hier, durch Erzielung annähernder Vergleiche des
                                 Pechgehaltes, ungefähre Aufschlüsse über den Charakter des Oeles geben kann.
                              Die in der Tab. 1 mit angeführten Bestimmungen des in Benzin unlöslichen
                                 Asphaltes zeigen, dass das früher ausgearbeitete Verfahren zur
                                 AsphaltbestimmungMittheilungen aus den königl. techn.
                                          Versuchsanstalten, 1893 S. 276. auch in den
                                 vorliegenden Fällen bei Anwendung eines gleichartig hergestellten Benzins zu
                                 scharfen Ergebnissen führt.
                              Je höher der Asphaltgehalt der Oele ist, um so grösser ist auch gewöhnlich der
                                 Gehalt an in Benzin löslichem Pech, wie sich bei den deutschen Oelen zeigt.
                              Fällt man die in Benzin löslichen Peche durch Alkohol-Aether aus dem
                                 ursprünglichen Oel und nicht aus dem von Asphalt durch Benzin befreiten Oel, so
                                 fällt der in Benzin unlösliche Asphalt fast vollständig mit aus. Die aus der
                                 Alkohol-Aetherlösung alsdann gewonnenen Oele sind in leicht siedendem Benzin
                                 meist klar löslich oder setzen in dieser Lösung nur ganz geringe Mengen
                                 flockigen Bodensatz ab.
                              Ein dem Rohöl 7 ähnliches Rohöl von Hänigsen besass 2,05 Proc. in Benzin
                                 unlösliche Asphaltstoffe. Das von diesen Stoffen befreite Oel gab mit
                                 Alkohol-Aether einen sehr harten, erst gegen 100° C. erweichenden
                                 Pechniederschlag von 12,6 Proc., bezogen auf das ursprüngliche Oel.
                              Dieser Niederschlag gab, aus Benzollösung abgedampft, einen glänzenden schönen
                                 Lack und konnte durch fractionirtes Lösen in Alkohol-Aether getrennt werden in 9
                                 Proc. eines fast asphaltartigen und 3,6 Proc. eines weicheren, rothbraunen,
                                 fadenziehenden, in der Wärme öligen Niederschlages. Ganz ähnlich verhielt sich
                                 das Rohöl 7 von Wietze (Tab. 1). Sowohl die in Benzin unlöslichen Stoffe, als
                                 auch das durch Alkohol-Aether aus dem von Asphalt befreiten Oel ausgefällte
                                 harte Pech zeigten ein höheres specifisches Gewicht als 1,0, während die weichen
                                 in viel Alkohol-Aether löslichen Peche dieser Oele ein zwischen 0,94 und 0,97
                                 liegendes specifisches Gewicht zeigten.
                              Die durch Alkohol-Aether von Pech und Asphalt befreiten Rohöle zeigten wie die
                                 entrechten Mineralschmieröle ein ganz verändertes Aussehen gegenüber den
                                 ursprünglichen tiefbraunschwarzen Oelen. Sie waren in 5 mm dicker Schicht
                                 durchsichtig, im durchfallenden Licht braunroth, im auffallenden Licht schön
                                 grün gefärbt; in dünner Schicht liessen sich keinerlei feste Bestandtheile
                                 erkennen.
                              Das durch Alkohol-Aether (4 : 3) von Pech befreite russische Mineralschmieröl 5
                                 (Tab. 1) war in 6 mm breiter Schicht mit blutrother Farbe klar durchscheinend;
                                 liess man die Lösung dieses Oeles in der genannten Aether-Alkoholmischung offen
                                 stehen, so schied sich allmählich in Folge Verdunstung von Aether am Boden
                                 tiefbraunes Oel aus, während die darüber stehende Flüssigkeit klar und heller
                                 als vorher aussah. Nach dem Verjagen des Alkohol-Aethers hinterliess
                                 letztere, sorgfältig vom Bodensatz abgegossene Lösung, ein in 10 mm dicker
                                 Schicht mit tiefblutrother Farbe klar durchsichtiges Oel. Auch bei anderen
                                 dunklen Oelen konnten durch Verstärkung der Alkoholmenge in den
                                 alkoholisch-ätherischen Lösungen hellere Oele gewonnen werden, so dass durch
                                 fractionirte Lösung in Alkohol-Aethermischungen die dunklen Oele zwecks weiterer
                                 Untersuchung in einzelne Gruppen von Bestandtheilen zu zerlegen sind.
                              Bei den russischen Mineralölen, wie überhaupt bei allen bedingungsgemässen
                                 Eisenbahnölen, war die Consistenz der in Benzin löslichen, durch Alkohol-Aether
                                 fällbaren Peche bei Zimmerwärme weichparaffin- bis wachsartig; sie schmolzen
                                 durchweg schon bei schwachem Erwärmen auf dem Wasserbade. Bei einem dieser Peche
                                 wurde ein ausserordentlich empfindliches elektrisches Verhalten bemerkt, wenn
                                 das Pech in dünne spiralig gedrehte Streifen geschnitten wurde.
                              Nachfolgend sei kurz die Frage nach der chemischen Zusammensetzung der Pech- und
                                 Asphaltstoffe erörtert.
                              Von den eigentlichen Harzen, welche entweder gänzlich oder zum mehr oder weniger
                                 grossen Theil aus Säuren bestehen, unterscheiden sich die fraglichen Asphalte
                                 und Peche durch ihre neutrale Reaction, von Colophonium, dem Hauptvertreter der
                                 eigentlichen Harze, ausserdem durch ihre Unlöslichkeit in 70procentigem Alkohol.
                                 Die aus hannoverschen Roherdölen abgeschiedenen Asphalte und Peche sind bereits
                                 durch ihr hohes specifisches Gewicht (über 1) und ihre hohe Schmelzbarkeit (über
                                 100 oder nahe bei 100° C.) als typische Asphalte charakterisirt. Sowohl die
                                 Rohöle wie die darin enthaltenen Peche und das von ihnen abgeschiedene Oel waren
                                 Schwefel- und stickstoffhaltig.
                              Während eine quantitative Analyse dieser Peche und Asphalte noch vorbehalten
                                 bleibt, wurden die flüssigen und festen Bestandtheile des russischen Mineralöles
                                 5 (Tab. 1) schon jetzt näher untersucht, da diese Untersuchung wegen des an
                                 anderer Stelle zu besprechenden eigenthümlichen physikalischen Verhaltens des
                                 Oeles sehr interessirte.
                              Die qualitative Vorprüfung des Oeles ergab die Anwesenheit von Stickstoff und
                                 Schwefelspuren. Ersterer wurde auch im Pechniederschlage deutlich nachgewiesen.
                                 Die hierauf vorgenommene quantitative Schwefelbestimmung im ursprünglichen Oel,
                                 einmal ausgeführt durch Eintragen einer gewogenen Stoffmenge in ein
                                 geschmolzenes Gemisch von Kalihydrat und Salpeter und Ueberführung der
                                 gebildeten Schwefelsäure in Bariumsulfat, das andere Mal durch Oxydation des
                                 Oeles mit Kaliumchlorat und rauchender Salpetersäure nach Käst und LagaiD. p. J.
                                       1894., ergab in jedem Falle einen negativen Ausfall oder die
                                 Anwesenheit von Spuren Schwefel. Die Stickstoffbestimmung nach Dumas ergab Gegenwart von 0,5 Proc. im
                                 ursprünglichen Oel und 0,6 Proc. in dem mit Alkohol-Aether (4 : 3) ausgefällten
                                 Gemenge von Pech und Asphalt, doch dürfte letzterer Werth noch etwas zu
                                 reduciren sein, da trotz ganz langsam geführter Verbrennung der aufgefangene
                                 Stickstoff wenig brennbares Gas erkennen liess.
                              Die Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Aschenbestimmungen lieferten die folgenden
                                 Ergebnisse:
                              
                              Tabelle 2.
                              
                                 
                                    Materialausrussischem Mineralschmieröl 5
                                    Procent Kohlenstoff
                                    Procent Wasserstoff
                                    Procent Asche(rothbraunes
                                       Eisenoxyd)
                                    Summe derMittelwerthevon
                                       Kohlenstoffund Wasser-stoff
                                    Gesammtsummevon
                                       Kohlenstoff,Wasserstoff undAsche
                                    
                                 
                                    Einzel-werthe
                                    Mittel
                                    Einzel-werthe
                                    Mittel
                                    Einzel-werthe
                                    Mittel
                                    
                                 
                                    In Benzin unlös-licher
                                       Asphalt
                                    Fällung 1    „      2
                                    84,7184,16
                                    84,44
                                    10,6210,86
                                    10,74
                                      1,3  1,4
                                        1,35
                                    95,18
                                    96,53
                                    
                                 
                                    In Benzin
                                       lös-liches, durchAlkohol-Aetherausfällbares Pech
                                    gefällt durchAlkohol-Aether(3 :
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                                    12,06
                                    12,06
                                    nichtbestimmt
                                    –
                                    96,25
                                    –
                                    
                                 
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                                    85,73
                                    12,2612,32
                                    12,29
                                      0,3    0,35
                                        0,33
                                    98,02
                                    98,35
                                    
                                 
                                    Ursprüngliches
                                       Oel(heiss mit Chlorcalcium filtrirt)
                                    (86,54)86,1286,34
                                    86,23
                                    (12,89)12,6712,72
                                    12,70
                                    0
                                    0
                                    98,93
                                    98,93
                                    
                                 
                                    Mit
                                       Alkohol-Aetherentharztes Oel
                                    Alkohol-Aether(3 : 4)
                                    86,0586,21
                                    86,13
                                    12,7812,66
                                    12,72
                                    0
                                    0
                                    98,83
                                    98,83
                                    
                                 
                                    Alkohol-Aether(4 : 3)
                                    86,54
                                    86,54
                                    12,66
                                    12,66
                                    0
                                    0
                                    99,20
                                    99,20
                                    
                                 
                              Nach vorstehenden Versuchen bestehen also die Asphalt- und Pechstoffe in dem
                                 russischen Mineralschmieröl 2 im Wesentlichen aus sauerstoffhaltigen
                                 Kohlenwasserstoffverbindungen, in denen noch wenige Zehntel Procent Stickstoff
                                 gleichzeitig vorkommen. Je leichter sie schmelzbar sind, d.h. um so mehr sie
                                 sich in physikalischer Hinsicht dem Oele nähern, um so mehr nähern sie sich auch
                                 hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung, d.h. dem Gehalte an Kohlenstoff,
                                 Wasserstoff und Sauerstoff, den sauerstoffhaltigen, flüssigen Theilen des Oeles.
                                 Die mit alkoholärmerer Alkohol-Aethermischung (3 : 4) ausgefällten Peche stehen
                                 hinsichtlich ihres Wasserstoff- und Sauerstoffgehaltes zwischen den harten durch
                                 Benzin fällbaren Asphaltstoffen und den weicheren, durch Alkohol-Aether (4:3)
                                 fällbaren Pechen. Das specifische Gewicht des in Benzin unlöslichen Asphaltes
                                 lag zwischen 0,943 und 0,977, entsprechend seiner nicht sehr hoch (unter 100°)
                                 liegenden Schmelzbarkeit.
                              Auch bei den aus Wietzer und Hänigsener Rohölen gefällten harten und weichen
                                 Pechen dürfte sich, nach specifischen Gewichten und Färbungen zu urtheilen, die
                                 chemische Zusammensetzung bei leichterer Schmelzbarkeit und Löslichkeit der
                                 Peche in Alkohol-Aether derjenigen der höchstsiedenden flüssigen Theile des
                                 Oeles nähern. Es wird später zu entscheiden sein, ob die Peche in diesen Oelen,
                                 wie es deren starke Schwefelreaction vermuthen lässt, ähnlich dem von Kayser untersuchten Pechelbronner Asphalten nur aus
                                 geschwefelten Verbindungen bestehen.
                              Die Ansicht Aisinmann's, dass der Harzgehalt der
                                 Mineralöle nur sehr gering sein kann, weil der Sauerstoffgehalt der Mineralöle
                                 nur gering ist, erscheint nach obigen Analysendaten nicht stichhaltig. In dem
                                 Oele 5 repräsentirt ein Gehalt von 5 Proc. Pechharz erst einen Gehalt von 0,1
                                 Proc. Sauerstoff, auf das ursprüngliche Oel bezogen.
                              Einige Consistenzbestimmungen mit pechhaltigen und entpechten Oelen ergaben, wie
                                 dies nicht anders zu erwarten war, dass der Asphalt- und Pechgehalt eine
                                 Verdickung der Oele bewirkt. Bei den deutschen Oelen ist in dem hohen Asphalt-
                                 und Pechgehalt eine Hauptursache für das leichte Erstarren dieser Oele zu
                                 erblicken.
                              Dunkle Oele, welche Pechtheile suspendirt enthalten, können ferner durch
                                 Temperatureinflüsse in erheblichem Maasse Verschiebungen ihres Gefrierpunktes
                                 erleiden. Hierüber wird später ausführlicher berichtet werden.
                              
                           
                              b) Die in 70procentigem Alkohol
                                    löslichen Harze.
                              Die Auskochung von Oelen mit 70procentigem Alkohol zwecks Nachweis von
                                 Colophonium in Schmierölen ist seit langer Zeit in AnwendungBenedikt, Analyse
                                          der Fette, 1886. und wurde auch bei Prüfung der
                                 Mineralschmieröle von der Versuchsanstalt als qualitative Vorprobe zum
                                 Harznachweis hinzugezogen. Soweit durch die Probe, wie es deren ursprünglicher
                                 Zweck war, nur das in 70procentigem Alkohol lösliche Colophonium oder ein
                                 anderes der bis dahin bekannten eigentlichen Harze nachgewiesen werden soll,
                                 wird dieselbe bei säurefreien Oelen überflüssig, da das Colophonium gänzlich,
                                 die übrigen eigentlichen Harze zum mehr oder weniger grossen Theil aus
                                 säureartigen Körpern bestehen und Oele mit einem Gehalt jener Harzkörper daher
                                 zum Theil sauer reagiren müssen.Vgl. Schmidt und Erbau,
                                          Monatshefte f. Chem., 1886.
                              Untersuchungen der alkoholischen Extracte einer grossen Reihe von
                                 Mineralschmierölen ergaben nun, dass auch unverfälschte Mineralöle bisweilen in
                                 70procentigem Alkohol lösliche harzartige Stoffe enthalten können, deren Menge
                                 im ungünstigsten Falle zu 3,5 Proc. festgestellt wurde. In ihrem chemischen
                                 Charakter nähern sich einige von diesen schon äusserlich dem Colophonium
                                 ähnlichen Körpern dem Colophonium durch ihre saure Reaction und Fähigkeit,
                                 schäumende Seifen zu bilden, andere dagegen sind von neutraler Reaction. In
                                 Benzol sind sie sämmtlich, wie die Asphalt- und Pechharze, leicht löslich,
                                 ebenso lösen sie sich in Alkohol-Aether. In Petroläther sind einige der
                                 fraglichen Harze völlig, andere nur zum Theil löslich; letztere bilden nach dem
                                 Schütteln mit dem Lösungsmittel gelblichweisse bis braungelbe flockige
                                 Niederschläge. Die Lösungen in Benzol, Aether u.s.w. hinterlassen nach dem
                                 Verdunsten des Lösungsmittels mehr oder weniger harte lackartige Rückstände. – Man kann
                                 demnach bei positivem Befund von in 70procentigem Alkohol löslichen Harzen nicht
                                 immer auf einen künstlichen Harzzusatz schliessen, auch in rohen Erdölen zum
                                 Beispiel wurden jene Harzkörper aufgefunden. Die Extraction der Oele mit
                                 70procentigem Alkohol gestattet zunächst noch nicht die Erzielung genauer
                                 quantitativer Angaben der Harzmengen, sondern nur die Gewinnung annähernder
                                 Vergleichszahlen, da einerseits in einigen Fällen, selbst nach sechsmaliger
                                 Extraction der Oele mit der vierfachen Menge Alkohol, noch merkliche Mengen Harz
                                 extrahirt wurden, andererseits aber auch öfter nicht unmerkliche Mengen Oel bei
                                 der wiederholten Extraction der Oele mitgelöst werden.
                              
                           
                        
                           2) Die Beziehungen zwischen Harzgehalt und
                              Verharzungsfähigkeit der Mineralöle.
                           Die Frage, in wie weit nun der Harzgehalt der Mineralöle eine etwaige Verharzung der
                              letzteren veranlassen kann, wurde an einem grossen Versuchsmaterial geprüft. Hierbei
                              wurden destillirte harzfreie und harzhaltige helle Oele von den verschiedenen
                              Consistenzstufen und dunkle pech- und asphalthaltige Rückstände, auch solche, welche
                              durch Alkohol-Aether (4:3) von Pech und Asphalt thunlichst befreit waren,
                              untersucht. Bezüglich der Einzelheiten der Versuchsergebnisse muss auf die
                              ausführliche Veröffentlichung in den Mittheilungen aus den
                                 kgl. technischen Versuchsanstalten, 1895 S. 174, verwiesen werden.
                           Hier sei kurz Folgendes hervorgehoben. Bei den gewöhnlichen hellen
                              Mineralschmierölen, wie solche in säurefreiem oder nahezu säurefreiem Zustande zu
                              Spinnereimaschinen, Dampfmaschinen, Gasmotoren, Compressormaschinen u.s.w.
                              hergestellt werden, war weder bei Zimmerwärme nach viele Monate langem Stehen, noch
                              bei 50° C. nach 200- bis 300stündigem Erhitzen oder bei 100° C. nach 120stündigem
                              Erhitzen in dünner Schicht Verharzen bemerkt worden. (Nur ein sehr dickflüssiges
                              destillirtes Oel, welches über 3,5 Proc. in 70procentigem Alkohol lösliches Harz
                              enthielt, zeigte an den äusseren Wandungen der mehrere Jahre aufbewahrten und
                              wiederholt benutzten Probeflasche merkliche Verharzungen.) Dagegen zeigten
                              sämmtliche Oele bei 50 und 100° C. eine derartig starke Verflüchtigung, dass nach
                              mehr oder weniger langem Erhitzen, etwa den Destillationsgraden der Oele
                              entsprechend, bei 50° nach 90- bis 300stündigem Erhitzen und bei 100° nach 35- bis
                              120stündigem Erhitzen höchstens Spuren eines öligen Hauches auf den Platten
                              zurückblieben. – Im Gegensatz zu den hellen Oelen zeigten die dunklen
                              residuenhaltigen Oele bei 50° C. ein merkliches Dickerwerden, zum Theil schwaches
                              Klebrigwerden nach längerem Erhitzen, verursacht durch ein gleichfalls bemerkbares
                              starkes Entweichen der leichter flüchtigen Theile und Anreicherung der Pech- und
                              Asphaltstoffe; ein ausgesprochenes Festwerden der Proben war indessen noch nach
                              300stündiger Erhitzung bei sonst bedingungsgemässen Oelen nicht zu bemerken. Bei
                              100° C. war bei mehreren der dunklen Proben nach 300stündiger Erhitzung starkes
                              Klebrigwerden oder völliges Eintrocknen zu bemerken, doch zeigte sich hier
                              vereinzelt auch die bemerkenswerthe Erscheinung, dass die lange Zeit erhitzten, bei
                              Zimmerwärme eingetrocknet erscheinenden Proben bei schwachem Erwärmen ölig wurden.
                              Diese Veränderung der Consistenz ist auf die leichte Schmelzbarkeit der
                              betreffenden in dem Oel zurückgebliebenen Pechtheile zurückzuführen. Ausschliesslich
                              der Zimmerwärme ausgesetzt, zeigten die gewöhnlichen, zur Eisenbahnschmierung
                              benutzten Oele kaum merkliches Dickerwerden nach mehrmonatlichem Stehen, doch
                              dürften nach sehr langen Zeiträumen und unter sonstigen geeigneten Bedingungen, wie
                              dies bei einem sehr harzreichen Oel schon nach 2monatlichem Stehen zu beobachten
                              war, Verharzungen zu erkennen sein.
                           Die sehr pech- und asphaltreichen Wietzer und Hänigsener Rohöle zeigten natürlich ein sehr starkes
                              Verharzungsvermögen, das indessen durch Entfernung von Asphaltpech durch
                              Alkohol-Aether sehr erheblich verringert wurde. Das Wietzer Oel (Nr. 7 in Tab. 1) zum Beispiel war nach 7tägigem Stehen in
                              dünner Schicht bei Zimmerwärme stark klebrig bis fest, das entpechte Oel in der
                              gleichen Zeit nur dickölig geworden. Auf 50° C. etwa 40 Stunden erhitzt, zeigten das
                              Wietzer und Hänigsener
                              Oel bei Zimmerwärme klebrig feste, im lauwarmen Zustande weichklebrige
                              Beschaffenheit; die entpechten Oele nahmen in der gleichen Zeit eine bei Zimmerwärme
                              klebrige, im lauwarmen Zustande ölige Beschaffenheit an.
                           Die Cylinderöle schlössen sich in ihrem Verhalten in dünner Schicht den Maschinen-
                              und Wagenschmierölen an. Wegen der schweren Flüchtigkeit dieser Oele wurden die
                              Versuche bei 100° C. vorgenommen. Bei den asphaltfreien destillirten Oelen wurde
                              höchstens Dickerwerden in Folge Verflüchtigung der leichter flüchtigen
                              Oelbestandtheile, aber kein Klebrigwerden oder Eintrocknen bemerkt. Bei den
                              schwarzen pechreichen Oelen indessen zeigten sich nach entsprechend langem Erhitzen
                              nicht unerhebliche Verharzungen.
                           Weitere Versuche, einen quantitativen Einblick in die Verharzungsvorgänge bei
                              Mineralölen zu gewinnen, sind im Gange.
                           Die bisherigen Untersuchungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
                           Harze bezieh. harzartige Körper lassen sich unzersetzt aus reinen Mineralschmierölen
                              ausscheiden
                           
                              1) durch Petroleumbenzin von niederen Siedegrenzen. In diesem
                                 Lösungsmittel sind die in dunklen Oelen sich findenden hoch schmelzenden
                                 Asphaltharze unlöslich,
                              2) durch Alkohol-Aether (3:4 bis 4: 3), in welchem nicht nur
                                 die in dunklen Oelen vorkommenden Asphalte, sondern auch die stets darin
                                 enthaltenen Peche unlöslich sind,
                              3) durch 70procentigen Alkohol, in welchem colophonähnliche und
                                 neutrale Harze löslich sind.
                              
                           Die quantitative Bestimmung der Harze mit den unter 2 und 3 genannten Lösungs-
                              bezieh. Fällungsmitteln bedarf noch weiterer Vervollkommnung, doch gestattet
                              dieselbe immerhin in der Mehrzahl der Fälle annähernde Vergleichszahlen in Bezug auf
                              den Pech- und Harzgehalt zu ermitteln.
                           Die Verharzungsfähigkeit ist bei den hellen destillirten Oelen, welche im Allgemeinen
                              nur geringe Mengen in 70procentigem Alkohol lösliche Bestandtheile (im ungünstigsten
                              Falle wurden 3,5 Proc. Harz gefunden) enthalten, eine fast verschwindende oder
                              äusserst langsame.
                           Die dunklen Oele enthalten sämmtlich erhebliche Mengen von Pechharzen und einige auch
                              erhebliche Mengen hoch schmelzbaren Asphalts gelöst; ausserdem finden sich in ihnen öfter,
                              besonders in den sogen. Seifenölen, zu welchen saure Abfallöle von der
                              Mineralölraffinerie verarbeitet werden, erhebliche Mengen in 70procentigem Alkohol
                              lösliches Harz. Daher ist die Verharzungsfähigkeit der dunklen Oele im Allgemeinen
                              eine grössere als diejenige der hellen destillirten Oele, wenn sie auch bei sonst
                              den vorgeschriebenen Bedingungen entsprechenden Oelen immerhin noch gering ist und
                              demnach praktisch wenig ins Gewicht fällt.
                           Die Beziehungen zwischen Harzgehalt und Verharzungsfähigkeit der Mineralöle bestehen
                              hauptsächlich darin, dass die vorhandenen Harze eine Verdickung und bei hohem Gehalt
                              an Harz Verpechung der Oele herbeiführen, indem ein grosser Theil der flüssigen
                              Bestandtheile der Oele beim Gebrauch in dünner Schicht verdunstet und das in wenig,
                              zum Theil oxydirtem Oel angereicherte Harz zurückbleibt.
                           Wenn auch durch vorstehende Untersuchungen ein gewisser Einblick in die
                              Verharzungserscheinungen bei Mineralölen geschaffen worden ist, so dürfte es nunmehr
                              wohl erwünscht sein, dass das dargebotene Material an Versuchen durch Beobachtungen
                              aus der Praxis des Maschinen- und Eisenbahnbetriebes über die erörterte Frage
                              ergänzt würde. Ausführlichere Mittheilungen in letzterer Hinsicht sind bisher meines
                              Wissens kaum zur Veröffentlichung gelangt.