| Titel: | Neuerungen an Cylinderschermaschinen. | 
| Autor: | Aug. Braulik | 
| Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 1 | 
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                        Neuerungen an
                           								Cylinderschermaschinen.
                        Von Ing. Aug. Braulik.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Cylinderschermaschinen.
                        
                     
                        
                           Unter den zahlreichen, öfters sehr interessant construirten Appreturmaschinen sind
                              									die Cylinderschermaschinen durch ihre besondere Bauart, so auch durch die bedingte
                              									Vorzüglichkeit der technischen Bearbeitung und des Materials besonders geeignet, das
                              									Interesse bei allen Factoren der Textilindustrie rege zu erhalten. In der jüngsten
                              									Zeit wurden an den Cylinderschermaschinen Neuerungen angebracht, welche dem Principe
                              										„Time is money“ in vollendeter Weise entsprechen und nach zwei Klassen
                              									gesondert werden können. Diese Neuerungen bezwecken entweder nur eine erhöhte
                              									Leistungsfähigkeit der Maschine oder eine erhöhte Leistungsfähigkeit in Verbindung
                              									mit Kraftersparniss. Gewiss muss man den letzteren den Vorzug geben dann, wenn die
                              									gelieferte Arbeit dieselbe Qualität erreicht.
                           Die Verbesserungen, welche der ersten Richtung entsprechen, bestehen in der Anordnung
                              									von bis vier Schercylindern und je einer Umdrehungszahl von 1200 in der Minute und
                              									darüber. Die Verbesserungen, welche der anderen Richtung entsprechen, bestehen in
                              									der Anordnung von zwei oder mehr Gegenmessern an einem und demselben Schercylinder.
                              									Dadurch erscheint die Schermaschine wirklich verbessert, indem die grosse Differenz
                              									zwischen Kraftaufwand für die wirkliche Scherarbeit und dem zur Bewegung der
                              									Maschine benöthigten bereits um 50 Proc. und entsprechend mehr reducirt erscheint.
                              									Für den Zweck der vorliegenden Besprechung ist es weniger von Interesse, zu
                              									constatiren, dass mit dem amerikanischen Patente des Samuel
                                 										Grissould Dorr 1792 bis 1793 die Cylinderschermaschine der Hauptsache nach
                              									erfunden und in Amerika schnell Verbesserung und Verbreitung gefunden, dass die viel
                              									verbreitete Ansicht verfehlt genannt werden darf, der Engländer John Lewis aus Briscomb hätte 1815 zuerst den Messern
                              									die Spiralform gegeben, vielmehr man aus englischen Quellen erfahren kann, dass die
                              									Constructionen von J. Lewis, St. Price, W. Dawis u.a.
                              									in der That nur Nachahmungen amerikanischer und in England eingeführter Maschinen
                              									waren.
                           Der Zweck der vorliegenden Besprechung ist der, die Neuerungen und
                              									Verbesserungen, mit denen die modernen Schermaschinen ausgerüstet sind und von
                              									deutschen, englischen, französischen und belgischen Maschinenfabriken auf den Markt
                              									gebracht werden, vollkommen objectiv und, wo es möglich war, mit Zuhilfenahme leicht
                              									fasslicher Zeichnungen zu besprechen, um dadurch das Interesse für diese
                              									Maschinenart in allgemeiner Richtung fördern zu können.
                           Die Maschinenfabrik Ernst Gessner in Aue in Sachsen (D.
                              									R. P. Kl. 8 Nr. 71718) hat an den Schermaschinen am Cylinder zwei oder mehr
                              									Schermesser angebracht. Die Ausstattung des Schercylinders ist derart, dass jedes
                              									Gegenmesser mit einem und demselben Cylinder ein Schneidzeug bildet. Bei diesen an
                              									einem Cylinder angewendeten Gegenmessern macht es sich nöthig, die verschiedene
                              									Anstellung an die Schnittfläche der Cylindermesser in einfacher Weise zu bewirken,
                              									und sind zu diesem Zwecke Doppelmesser angewendet, und zwar ist je ein zweites
                              									Messer unterhalb eines jeden Gegenmessers so angebracht, dass diese gewissermaassen
                              									die Schermesser verstärken, so dass die Waare durch die verstärkten Messer von der
                              									Schnittlinie entsprechend abgehalten wird. Dieses zweite Messer wird nun durch
                              									Verstellung der Schnittfläche ab- und zugeführt, um auf der Waare eine gewisse
                              									gewünschte Haarlänge zu erzeugen. Durch die Anwendung dieser verstellbaren
                              									Untermesser fällt der bisherige Schertisch weg und somit
                           auch das nothwendige Verstellen des Schertisches nach der Breite bin für
                              									Leistenwaare. Durch diese neue Einrichtung ist gleichzeitig ein Verletzen der Waare
                              									aufgehoben, denn selbst die die einzelnen Waarenstücke zusammenhaftende Naht geht,
                              									wenn der Nahtsaum auf die Rückseite der Waare zu stehen kommt, ohne Störung über die
                              									Schnittfläche der Gegenmesser und deshalb ist ein jedesmaliges Abheben des Cylinders
                              									beim Durchgang der Naht, wie es sonst nöthig ist, nicht erforderlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 1
                              Fig. 1.Gessner's neupatentirte Schermaschine mit zwei Schermessern am
                                 										Cylinder.
                              
                           In Fig. 1 ist C der
                              									Cylinder mit Stahlfedern F belegt, an welche zwei
                              									Gegenmesser MM1
                              									angestellt sind. Das Messer M befindet sich unterhalb
                              									des Cylinders C wie gebräuchlich. Das andere Messer M1 ist oberhalb des
                              									Cylinders C angebracht. Beide Messer sind sowohl in
                              									tangentialer als auch in radialer Richtung zum Cylinder C verstellbar und zwar mittels der Schrauben 1 und 2.
                           Die Waare geht über die Leitwelle W, die
                              									Aufstreichbürste B zur Stell welle W1, über welche sie dem
                              									unteren Schneidzeug, dem Gegenmesser M zugeführt
                              									wird.
                           Von diesem wird die Waare mittels Leitwelle W2 zu dem oberen Schneidzeug, dem Gegenmesser M1 transportirt. In der
                              									Nähe der Leitwelle W2
                              									sind zwei Bürsten B1B2 montirt zum
                              									Zustreichen und Aufstreichen der Waare.
                           Von dem Gegenmesser M1
                              									wird die Waare über die Welle W3 weitergeführt zu weiteren Schneidzeugen oder zu
                              									einer Zugwalze und einem Ableger.
                           Das eine Untermesser M2
                              									ist mittels einer Feder F1 und Schrauben in Führung unterseits an das Messer (Schermesser) M angedrückt und das andere Messer M3 ist mittels
                              									Schrauben in Führung auf dem Gegenmesser M1 aufliegend gehalten, so dass sich beide
                              									Untermesser M2M3 mit den Gegenmessern
                              										MM1 zu je einem
                              									verstärkten Gegenmesser vereinigen.
                           An den Stirnseiten des Untermessers M2 befindet sich je ein Zapfen Z, welcher in einem gabelförmigen Hebel H ruht.
                           Dieser Hebel H ist auf der festen Welle W4 montirt. Diese
                              									erhält durch Schneckenantrieb s eine beliebig zu
                              									regulirende Hin- und Herbewegung, wodurch das Untermesser M2 der Schnittfläche des Gegenmessers M nach Bedarf ab- und zugeführt werden kann.
                           Die Zeichnung stellt den Zustand dar, in welchem das Untermesser M2 mit der Vorderkante
                              									die Schnittfläche des Gegenmessers M deckt und in
                              									welchem Zustande die längste Faser- oder Haarhöhe erzeugt wird.
                           Je weiter das Untermesser M2 von der Schnittfläche M zurückgestellt
                              									wird, desto langhaariger wird die Schur. Das andere Untermesser M3 befindet sich am
                              									weitesten von der Schnittfläche des Messers M1 zurückgestellt, so dass die Waare direct auf dem
                              									Gegenmesser M1 zur
                              									Auflage kommt und die kürzeste Schur erzeugt wird.
                           Dieses Untermesser M3
                              									wird durch den auf der Welle W5 befindlichen Hebel H1 gehalten und durch den
                              									Schneckenmechanismus s1
                              									eingestellt.
                           Die Untermesser M2M3 können je nach
                              									Bedürfniss beliebige Stärke haben, sie können auch eingerichtet sein zum
                              									Verstellen in radialer Richtung von der Schnittfläche der Gegenmesser MM1, wodurch jede beliebig grössere Haarlänge auf der
                              									Waare erzeugt werden kann.
                           Die Gegenmesser MM1 sind
                              									hier in wagerechter Lage befindlich dargestellt, sie können aber auch in jeder
                              									beliebigen anderen Lage am Cylinder C eingestellt
                              									werden. Es können ferner auch mehr als zwei Gegenmesser MM1 für jeden Schercylinder C in Anwendung kommen.
                           Die beiden Untermesser M2M3 können
                              									auch in Wegfall kommen und dafür kann je nach Bedürfniss der Schertisch in der
                              									bisher gebräuchlichen Stellung in Anwendung gebracht werden.
                           Eine solche Zusammenstellung ist aus der Fig. 2
                              									ersichtlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 2
                              Fig. 2.Gessner's neupatentirte Schermaschine mit zwei Schermessern am
                                 										Cylinder.
                              
                           Die Waare geht vom Drehriegel a zur Leitwelle b, wird von der Linksseitbürste B gereinigt, gelangt zur Aufsatzbürste B1, geht über die
                              									Leitwelle c zum Schertisch, wird dort über Kante
                              									gebogen und geschoren, ferner über Leitwalzen d und e zum zweiten Schneidzeug mittels Welle g gestellt und zum zweiten Mal geschoren und gelangt
                              									über die Leitwellen f, h und i zur Zugsvorrichtung kl und von da in den
                              									Fachapparat m und fällt gefaltet in den Waarenkasten
                              										K, um von da, wenn nöthig, nochmals den
                              									beschriebenen Weg zu machen.
                           Das untere Schneidzeug besitzt kein Untermesser, sondern nur das Gegenmesser, indem
                              									ein Schertisch vorhanden ist. Das zweite Schneidzeug ist, wie in Fig. 1, mit Gegenmesser und Untermesser
                              									ausgerüstet.
                           B2B3 dienen zum
                              									Aufstreichen und Zustreichen der Waare; die Leitwelle h
                              									kann mittels Schneckenradvorrichtung zur Bürste B3 richtig gestellt werden. Durch den Tritt T erfolgt die Abhebung des Schercylinders.
                           Die nach Fig. 1 ausgeführte Maschine, bei welcher der
                              									Schertisch fehlt, vereinfacht die Bedienung ausserordentlich, deshalb lassen sich
                              									mehr Cylinder mit doppeltem Schneidzeug in einer Maschine zu grösserer Production
                              									vereinigen, ohne dabei eine vermehrte Arbeitskraft in Anspruch zu nehmen. Es werden
                              									demnach Maschinen mit ein- und mehrfachen Schercylindern mit je zwei Schneidzeugen
                              									ausgeführt.
                           Die Anordnung mit drei Schercylindern und sechs Schneidzeugen ist dafür construirt,
                              									gewisse Waaren, die mit etwa sechs Schnitten geschoren werden, in einer einzigen
                              									Passage fertig zu scheren. Es verbindet diese Maschine den Vorzug einer grossen
                              									Production mit der einfachen Bedienung, Ersparniss an Platz, Kraft und Arbeitslohn.
                              									Eine solche Maschine mit drei Schercylindern und sechs Schneidzeugen war auf der
                              									Weltausstellung in Chicago ausgestellt.
                           Das Abheben des Schneidzeuges bei den früheren Ausführungen hat den Uebelstand
                              									gehabt, dass das Schneidzeug in gehobener Stellung nur in der Hand des Arbeiters ruht, wodurch beim
                              									Herunterlassen sehr häufig die Stellschraube einen heftigen Stoss erleiden muss, und
                              									auch ebenso oft die Federn des Cylinders oder das Untermesser Sprünge erhalten oder
                              									sonst eine Unregelmässigkeit eintreffen konnte. Um diese Nachtheile zu beseitigen,
                              									hat die Maschinenbauanstalt Rudolph und Kühne in Berlin
                              									(D. R. P. Nr. 23324) bei ihrer Längenschermaschine eine Excenterstellvorrichtung des
                              									Schneidzeuges gebaut.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 3
                              Fig. 3.Longitudinalschermaschine von Rudolph und Kühne in Berlin.
                              
                           Die neuen Cylinderschermaschinen dieser Firma sind niedriger gebaut als die früheren,
                              									um die Bedienung für Mädchen zu erleichtern, gleichzeitig indessen auch tiefer, und
                              									die Anordnung des Schneidzeuges ist derartig getroffen, dass hinter demselben dem
                              									Arbeiter noch Gelegenheit geboten ist, die Schur zu sehen.
                           Die vordere Seite der Maschine ist für die Waare ganz frei, da die
                              									Schneidzeughebevorrichtung seitlich gelegt worden ist. Das Heben des Schneidzeuges
                              									erfolgt nach Fig. 3 durch ein Handrad mittels der
                              									skizzirten Excenterhebevorrichtung. Dieses Handrad a
                              									sitzt auf einer Welle mit zwei Excentern c, die
                              									eine Vertiefung (Kimme) c1 haben und auf Rollen d drücken, welche in
                              									einem an jeder Seite der Messerachse angebrachten Hebelarm gelagert sind, so dass
                              									jede Bewegung des Handrades hierdurch auf das Schneidzeug übertragen wird.
                           Wird das Handrad so weit herumgedreht, dass die Rolle d
                              									in die Vertiefung c1
                              									des Excenters c fällt, so ist die Ruhestellung des
                              									gehobenen Schneidzeuges erreicht; für den gewöhnlichen Betrieb genügt indessen zum
                              									Hub des Schneidzeuges bereits eine nur theilweise Umdrehung.
                           Das Handrad ruht auf dem Kolben eines an dem Rahmen der Maschine angebrachten
                              									Luftbuffers, der jeden gewaltsamen Stoss auffängt, so dass selbst bei einem
                              									unvorhergesehenen, plötzlichen Herabfallen des Schneidzeuges eine Beschädigung
                              									desselben nicht zu befürchten ist.
                           Ausser zum Heben des Schneidzeuges ist das Handrad indessen noch dazu bestimmt, die
                              									Schnitthöhe zu stellen. Zu dem Zweck liegt in demselben ein Schneckengehäuse g mit Schnecke s, um das
                              									ein Hebelarm e greift, der gleichfalls auf der
                              									Excenterwelle befestigt ist und durch eine Flügelmutter h in einem Schlitz des Handrades festgestellt wird. Soll die Schnitthöhe
                              									geändert werden, so wird die Flügelmutter h gelüftet
                              									und die Schnecke entsprechend aufwärts oder abwärts gedreht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 3
                              Fig. 4.Longitudinalschermaschine von Rudolph und Kühne in Berlin.
                              
                           Hierdurch ändert sich die Lage des Handrades zum Hebel, die Excenter werden bewegt
                              									und durch diese das Schneidzeug, so dass durch eine Bewegung der Schnecke eine
                              									Aenderung der Schnitthöhe auf beiden Seiten der Maschine gleichzeitig geschieht.
                           Die Bewegung der Schnecke bezieh. hierdurch die Stellung der Schnitthöhe wird nach
                              									einer auf dem Handrade angebrachten Maasscala geregelt.
                           Das Schneidzeug selbst ist mit eingestemmten Federn versehen, die in Folge einer
                              									eigenartigen Herstellung auch glashart gemacht werden können. Das Untermesser ist
                              										nicht wie früher
                              									durch eine Messerdecke befestigt, sondern gleichfalls durch einen Kupferstreifen in
                              									einer Nuthe der Messerachse festgestemmt. Dasselbe wird auch auf der unteren Seite
                              									eingeschliffen, um auch die kleinsten Unebenheiten zu beseitigen und eine vollkommen
                              									gerade Schnittkante herzustellen.
                           In Fig. 4 ist die neue Ausführung der
                              									Longitudinalschermaschine von Rudolph und Kühne in
                              									Berlin skizzirt.
                           Die Waare geht zur Leitwelle a, von da zu der ersten
                              									Bremswalze B, über Leitwelle b zur zweiten Bremswalze C, die, durch Klinke
                              										K(K1) und Zackenrad l(l1) verdreht, der Waare
                              									jede erforderliche Spannung ertheilen kann; die Reinigung der Linksseite der Waare
                              									erfolgt durch eine Flügelwalze F, geht weiter über die
                              									Leitschiene c, welche die Vibrationen der Waare
                              									aufnimmt, und wird von der excentrisch gelagerten hohlen Welle d gegen die darüberliegende Aufsatzbürstenwalze B2 gestellt.
                           Unter dem Staubkasten heraus tritt die Waare dann auf den Tisch T, wird dort scharf über eine Kante gebogen und von
                              									einer unteren Leitwalze e nach der oberen in einem auf
                              									einer drehbaren Welle befestigten Halterpaar gelagerten Anstelleitwalze f für die Zustreichbürstenwalze B3 geführt. Von da geht die Waare nach
                              									einer Zug- und Druck walze gh, welche durch Welle und
                              									Schneckenradtrieb bewegt werden – oder wird der Betrieb durch eine Streichenzugwalze
                              									gemacht mit geriffelter Abnehmwalze.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 4
                              Fig. 5.Schneidzeug der Flockenschneidemaschine.
                              
                           Um beide herum sind Gummibänder in bestimmten Abständen gelegt, welche die Waare aus
                              									den Streichen oder Kratzen herausheben.
                           Die Waare fällt dann auf das Waarenbrett K.
                           Die zwei Bremswalzen B und C werden statt des früher üblichen Holzspannriegels angebracht. Dieselben
                              									sind mit Tuch bezogene, mit durchgehender eiserner Welle versehene Holzwalzen,
                              									welche in zwei am Rahmen befestigten Haltern gelagert sind und an einer Seite auf
                              									dem Wellenzapfen ausserhalb zwei Scheiben tragen, von denen die eine fest auf der
                              									Welle und glatt ist, während die andere lose auf der Welle drehbar und mit einem
                              									Sperrzahnkranz ll1
                              									versehen ist.
                           Zwischen diesen beiden Scheiben liegt eine trockene Lederscheibe und eine Schraube
                              									presst durch einen zwischengelegten Gummiring diese drei Scheiben elastisch
                              									zusammen. Während nun die Walze von der Waare gedreht wird, hält eine Sperrklinke
                              										kk1 die lose
                              									Scheibe fest, es wird dadurch eine ganz gleichmässige Reibung erzeugt, welche die
                              									Waare spannt und ein ruckweises Durchgehen derselben unter dem Schneidzeug
                              									verhindert.
                           Der Tisch T besteht aus einem doppelwangigen Untertisch,
                              									der an beiden Enden fest mit dem Rahmen verbunden ist, sonst die frühere Ausführung
                              									besitzt. Der Schlüssel mit Handgriff dient dazu, um das eingepresste Prisma durch
                              									Seitenverschiebung so zu stellen, dass bei Waaren mit starken Leisten, die zwischen
                              									Tisch und Gegenmesser nicht durchgehen, die eine Leiste neben der Schnittbahn, die
                              									andere neben dem Tische ohne Auflage ziehen zu lassen.
                           Der Cylinder ist ein hohler, gusseiserner Walzenkörper mit eingesetzten Stahlzapfen,
                              									die es gestatten, dass der Cylinder in dem Lager umgelegt werden kann. Der
                              									Schwerpunkt liegt genau in der Achse – eine Hauptbedingung für runden Lauf. Die zur
                              									Aufnahme der Federn bestimmten Nuthen werden in den Cylinder etwa um 2 mm breiter
                              									eingehobelt, als die Feder stark ist. Das Messer, welches vorher dieselbe Spirale
                              									und Windung erhält, wird mit weichem Kupfer in diese Nuth fest eingestemmt; –
                              									dieselbe Befestigung ist auch beim Gegenmesser. Die Ganghöhe ist etwa 1 m.
                           Die sonstige Ausführung der eben beschriebenen Maschine ist die der Thomas'schen Langschere.
                           Von derselben Maschinenfabrik in Berlin wird eine Flockenschneidemaschine gebaut.
                              									Dieselbe ist dazu bestimmt, Wollabfälle jeglicher Art, als: Scherflocken,
                              									Rauhflocken, Bürsthaare u.s.w. beliebig fein zu zerschneiden, und eignet sich
                              									ausserdem noch dazu, selbst Lumpen und Filzabfälle ebenso fein zu zerschneiden und
                              									zu verarbeiten, dass sie gleichfalls noch zu weiteren Appreturzwecken verwendbar
                              									sind.
                           Der Haupttheil der Maschine ist das Schneidzeug, das aus einem Schercylinder und
                              									einem Untertisch mit sieben Messern besteht. Der Cylinder ist nach dem System der
                              										Thomas'schen Schermaschinen mit zehn Federn garnirt
                              									– mit Kupfer in Nuthen verstemmt – und rotirt über dem gusseisernen Untertisch, in
                              									dem sich sieben Gusstahlmesser befinden, die gleichfalls mit Kupfer verstemmt und zu
                              									dem Cylinder centrisch gelagert sind. Die Federn sowohl als die Messer sind aus
                              									feinstem Gusstahl mit einer Eiseneinlage gefertigt, wodurch sowohl die
                              									Schnittfähigkeit, als auch die Haltbarkeit wesentlich gewinnt. Der Raum zwischen den
                              									Federn des Cylinders ist durch Holzstreifen ausgefüllt, um zu verhindern, dass sich
                              									theilweise geschnittenes Material durch die Zwischenräume schieben kann, und
                              									ausserdem auch, um die Federn gegen Beschädigung durch feste Bestandtheile zu
                              									schützen. Ausser der rotirenden Bewegung macht der Cylinder noch eine changirende
                              									von links nach rechts, die veranlasst, dass sich beim Scheren einzelne Flocken nicht
                              									festsetzen können.
                           Das gesammte Schneidzeug ist mit einem gusseisernen Mantel umgeben, der auf der
                              									oberen Seite eine trichterförmige Oeffnung hat, in welche das zu zerschneidende
                              									Material hineingeworfen wird und bei einem einmaligen Gange durch die Maschine fein
                              									zerschnitten auf der entgegengesetzten Seite unten herausfällt. Auf der unteren
                              									Seite dieses Mantels ist eine Stellvorrichtung angebracht, mittels deren auf eine
                              									sehr bequeme Weise der Untertisch dem Cylinder näher gerückt oder von ihm
                              									abgestellt' werden kann, so dass man es vollkommen in der Gewalt hat, das Material
                              									beliebig feiner oder gröber zu zerschneiden; es lässt sich bei dicht angestelltem
                              									Tisch zu ganz feinem Staub verarbeiten.
                           Um das für eine gleichmässige Abnutzung der Cylinderfedern erforderliche Umlegen des
                              									Cylinders zu verhindern, ist die Maschine noch mit einer zweiten Trichteröffnung auf
                              									der anderen Seite versehen, so dass der Cylinder abwechselnd mit offenen und
                              									gekreuzten Riemen betrieben werden kann.
                           Die Maschinenfabrik von Friedrich Haas in Lennep
                              									(Rheinland) baut Cylinderschermaschinen, die mit sechs Kahlschurscherwerken nicht
                              									gesengte rohe Baumwollwaare reinigt und in einer Passage fertig schiert, desgleichen
                              									mit vier Kahlschurscherwerken für nicht gesengte in einer Passage fertig zum Druck
                              									geschorene Waare liefert. Dieses System (D. R. P. Nr. 67569 und Nr. 34724) ist eine
                              									combinirte Doppelscher-, Bürst-, Reinigungs- und Wickelmaschine; dieselbe schneidet
                              									alle Knoten, Flüsen, Fasern, Flaum u.s.w. von der Waare absolut kahl ab, entfernt
                              									vollständig alle, auch die kleinsten Falten in derselben, gleichgültig ob die Falten
                              									nach oben oder nach unten umgebogen sind, macht die Waare durchaus augenrein und
                              									wickelt sie ganz genau egal und fest zu einer klingenden harten Rolle, welche sofort
                              									auf die Druckmaschine zum Bedrucken gegeben wird. Es werden daher folgende Maschinen
                              									überflüssig: Bürst- und Reinigungsmaschine, Klopfmaschine, Wickel- und
                              									Faltenglättungsmaschine – und alle Sengmaschinen, also vier Maschinen und ebenso
                              									viel Arbeitskräfte. Die Schneidmesser sind aus dem feinsten decarbonisirten Stahl
                              									gefertigt, der hohle Schercylinder ist aus Mannesmann'schen gezogenen Gusstahlröhren mit eingeschweissten
                              									Gusstahllaufzapfen, welche Cylinder ihrer grossen Leichtigkeit und ihres ruhigen
                              									geräuschlosen Ganges wegen eine Geschwindigkeit von 1200 Touren in der Minute
                              									gestatten. Es kann daher die Leistung solcher Maschinen auf 25000 m für den
                              									Arbeitstag gebracht werden.
                           Die nach System Lennep gebauten Schermaschinen werden
                              									bis 3 m Schnittbreite geliefert, mit verstellbaren Tischen während des Betriebes,
                              									eingerichtet mit selbsthätiger Scherflocken- und Staubabsaugung gleich hinter dem
                              									Schnitt an den umschlossenen Scherwerken.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 5
                              Fig. 6.Cylinderschermaschine von Friedrich Haas in Lennep.
                              
                           Auf der neuen Doppelschermaschine können alle Stoffe, hochflorige Decken, Plüsche,
                              									Sammete u.s.w., wie auch halbwollene feine glatte Stoffe, Wollwaaren, Zanella,
                              									Cachemire, Buckskin und Kammgarnstoffe geschoren werden und zwar mit zwei Schnitt
                              									die vollkommene Kahlschur. Die Scher- und Reinigungsmaschine für nicht gesengte
                              									Baumwollstoffe erhält nachgiebige Untertische, damit beim Passiren der Naht einem
                              									Durchschneiden des Stoffes und somit auch einer Beschädigung der Messer ohne Anheben
                              									des schweren Schneidzeuges vorgebeugt werden könne.
                           Die Ausführung der Maschinen mit sechs und mit vier Kahlschurscherwerken wurde in
                              										Fig. 6 leicht skizzirt. Die von der Maschine
                              									aufgenommene Rohwaare wird über eine Reihe von Walzen bezieh. sich drehenden
                              									Metallbreithaltern b geleitet, wodurch sie eine gewisse
                              									Spannung erhält. Die Waare gelangt zum Putzscherwerk, welches aus zwei mit
                              									schraubenförmig gewundenen Messern versehenen Walzen c
                              									besteht und einen nachgiebigen, einstellbaren Tisch besitzt.
                           Das Einstellen dieses Tisches mit Bezug auf dessen Entfernung von den
                              									Schneidkanten der Messer geschieht mittels eines Lineals, welches drehbar gelagert
                              									und mit einem Hebel verbunden ist, welcher durch Klemmschrauben und Schlitzleiste
                              									festgelegt werden kann. Der z.B. aus Gummi bestehende nachgiebige Tisch ist mit
                              									seinen Enden an einen festen Stab und an einer drehbaren Walze befestigt, und kann
                              									durch einen Hebel gespannt oder nachgelassen werden. Die Scherwalzen c entfernen die gröberen und längeren Fasern. Von
                              									diesen Walzen gelangt die Waare über dbd zur Bürste B, welche die Waare vollends reinigt und den
                              									niedergedruckten Flaum aufrichtet, so dass die Waare nunmehr von den Kahlschurwerken
                              										I, II, III und IV
                              									(bezieh. bis VI) leicht bearbeitet werden kann. Die aus
                              									der Putz- und Bürstabtheilung kommenden Scherflocken u.s.w. werden von einem
                              									Exhaustor G1
                              									abgesaugt.
                           Unmittelbar hinter einem jeden Kahlschurwerk mündet ein Saugrohr E, welches, aus der Rohrleitung D kommend, die Scherflocken durch Rohre F dem
                              									Exhaustor G2 bezieh.
                              										G3 zuführt. Es
                              									werden durch diese Absaugung die Messer stets rein und scharf gehalten. Es haben
                              									nämlich die Scher- und Staubflocken auf die Scherwerkzeuge einen sehr nachtheiligen
                              									Einfluss(stumpfmachenden), und die Schwierigkeit, die Messer genügend scharf zu
                              									erhalten, hat dazu beigetragen, dass es früher nicht gelingen konnte, das Sengen der
                              									Gewebe durch ein Scheren zu ersetzen. Die Tische sind drehbar gelagert, besitzen
                              									Lenkstangen, die an einen Hebel, auf 8 drehbar
                              									gelagert, verbunden sind. Dieser Hebel ist derartig durch ein Gewicht belastet, dass
                              									die Tische sich selbsthätig in die Arbeitsstellung einstellen. Das Abheben der
                              									Schercylinder erfolgt durch Hebel 4, 5, 6 und 7. Aus dem letzten Kahlschurwerk geht die Waare zur
                              									Spann- und Ziehvorrichtung g und h, über Leitwalzen i durch
                              									Bürsten B3, wodurch es
                              									an beiden Seiten gründlich gebürstet wird, geht über und unter die Walzen 1 2 3, durch welche alle Falten geglättet werden, und
                              									gelangt im gespannten und glatten Zustande zur Wickel Vorrichtung PW, wo sie unter Belastung zu einer festen Rolle
                              									aufgewickelt wird. Der Staub von den Bürsten B3 wird von einem Exhaustor G4 entfernt.
                           Aus den Exhaustoren gelangen der Staub und die Scherflocken in einen
                              									Staubsammelkasten Z.
                           Es liefert daher diese Maschine in einer Passage druckfertige Waare, ohne dass ein
                              									Sengen nothwendig gewesen. Bei den Maschinen mit sechs Kahlschurwerken, die zum
                              									Fertigmachen von Rohbaumwollgeweben hauptsächlichst Verwendung finden, ist die
                              									Wickelvorrichtung, eventuell mit einer Fachvorrichtung combinirt, angebracht, um
                              									entweder das fertige Gewebe auf eine Walze zu wickeln – oder in zusammengelegtem
                              									Zustande von der Maschine zu bekommen.
                           Die Werkstätte für Maschinenbau vorm. Ducommun in Mülhausen im Elsass
                              									baut Maschinen mit zwei Schercylindern, wie in Fig. 7
                              									gezeichnet erscheint. Der Stoff wird bei A abgerollt
                              									und passirt einige Lineale, welche das Gewebe ausbreiten und Falten entfernen.
                              									Mittels der Circularbürste B1 wird der Flaum aufgerichtet und dieser vom Messer I genommen. Die Waare geht nach unten an der Bürste B2 vorbei. Diese
                              									reinigt einerseits das Gewebe von dem bei I
                              									abgeschorenen Flaum, während sie andererseits den noch stehen gebliebenen
                              									aufrichtet. Das Gewebe geht dann zum zweiten Schneidzeug II, wird von einer Bürste B3 nochmals gereinigt und kommt zur Ablage bezieh.
                              									Aufrollvorrichtung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 6
                              Fig. 7.Cylinderschermaschine der Maschinenfabrik vormals Ducommun in
                                 										Mülhausen, Elsass.
                              
                           In dem Augenblick, wo die Nähte in die Maschine einlaufen,
                              									hebt der Arbeiter mittels eines zu diesem Zwecke angebrachten Hebels HH1 das Schneidzeug.
                              									Ebenso kann der Arbeiter den „dos d'âne“ mit Hilfe der Hebel K1 bezieh. K2 niedriger stellen,
                              									über welchen das Gewebe unter das Gegenmesser läuft. Der Antrieb erfolgt durch Fest-
                              									und Losscheibe; die Maschine hat eine Abstellvorrichtung. Die Hauptwelle macht
                              									200 bis 250 Umdrehungen in der Minute, die Schercylinder 1200 bis 1500. Die ganze
                              									Leistung der Maschine ist 1100 bis 1200 m in der Stunde.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)