| Titel: | C. Sondermann's Verbundlocomotive und Verbunddampfmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 18 | 
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                        C. Sondermann's Verbundlocomotive und Verbunddampfmaschine.Patente in allen Industriestaaten
                                 									angemeldet.
                        Mit Abbildungen.
                        Sondermann's Verbundlocomotive und
                           								Verbunddampfmaschine.
                        
                     
                        
                           Vorliegende Construction bezweckt bei der bekannten Anordnung über einander liegender
                              									Hoch- und Niederdruckcylinder, wie solche bisher fast ausschliesslich bei
                              									Locomotiven angewandt wurden, aber auch für andere mit Dampf, Druckluft u.s.w.
                              									arbeitende Kraftmaschinen, besonders Zwillings- und Drillingspumpen verwendbar sind,
                              									die Beseitigung der Nachtheile, welche bedingt sind durch die Uebertragung der meist
                              									verschiedenen Kolbenstangenbelastungen auf einen gemeinschaftlichen Kreuzkopf und
                              									von dort mittels einer gemeinschaftlichen Treibstange nach nur einer der
                              									Kurbeln.
                           Diese Mängel äussern sich als Biegungsmomente in Bezug auf die Kolbenstangen und den
                              									Kreuzkopf bezieh. Bruch dieser Theile.
                           Sie werden in einfachster Weise beseitigt, indem für jeden der Cylinder C1C2 eine besondere
                              									Treibstange T1T2 angenommen wird.
                              									Letztere greifen in der Achse der zugehörigen Kolbenstange an und sind am rotirenden
                              									Ende nicht mit den Kurbeln verbunden, sondern mit den Zapfen von Ansätzen A1A2 an einer
                              									Kuppelstange K derart, dass die
                              									Kolbenstangenbelastungen nicht wie bisher auf nur einen Kurbelzapfen, sondern
                              									gleichzeitig und in vortheilhafterer Weise auf zwei Kurbelzapfen übertragen werden.
                              									Die Treibstangen T1T2 und die Kuppelstange
                              										K liegen in einer
                              									Kraftebene. Von den Kurbeln oder der Kuppelstange können einerseits oder beiderseits
                              									weitere Kuppelstangen in üblicher Weise abzweigen.
                           Die Ansätze A1A2 können auch ausser
                              									der Mitte der Kuppelstange K liegen oder an ein Ende
                              									der letzteren verlegt werden. Bei Locomotiven mit kleinen Treibrädern
                              									(Güterzugslocomotiven) haben die Cylinder entweder eine geneigte Lage nach Fig. 1, wobei die
                              									Treibstangen am vorderen Ende einer Kuppelstange mit möglichst kurzem unteren
                              									Ansatz A1 angreifen,
                              									oder man wendet eine der in Fig. 3 und 4
                              									schematisch dargestellten Constructionen an, welche selbst bei sehr grossen Kurbeln
                              									kleine Triebräder zulassen und zwar sowohl bei wagerechten als auch bei geneigt
                              									liegenden Cylindern.
                           Weil die Endzapfen der Treibstangen bei diesen Constructionen nicht rotiren, so
                              									können sie in kleineren Abmessungen, analog den Kreuzkopfzapfen ausgeführt werden
                              									und ist nur noch die peitschende Wirkung der Treibstangen zu berücksichtigen. Diese
                              									verminderte Raumbeanspruchung an der Kuppelstange K ist
                              									für den Constructeur ein willkommener Vorzug.
                           In den schematischen Zeichnungen Fig. 1 und 2 ist für jede Kolben-
                              									und Treibstange ein Kreuzkopf angenommen, doch kann auch nur ein solcher
                              									gemeinschaftlich dienen, dessen Führung dann entweder ausserhalb, d.h. über bezieh.
                              									unter den Kolbenstangen, wie in Fig. 2 angeordnet ist,
                              									oder zwischen beiden Kolbenstangen liegt, wie Fig. 1 zeigt.
                           Während bei zweicylindrigen Verbundlocomotiven wegen der erwähnten Beschränkung eine
                              									weitere Vergrösserung der Cylinderdurchmesser kaum mehr möglich ist, kann eine
                              									solche bei der vorliegenden Anordnung ohne Schwierigkeit und in grossem Maasse
                              									angenommen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 17
                              Sondermann's Verbundlocomotive und Verbunddampfmaschine.
                              
                           Die bisher theilweise geringeren wirthschaftlichen Erfolge einiger viercylindriger
                              									amerikanischer Verbundlocomotiven mit je zwei über einander liegenden Cylindern
                              									gegenüber einzelnen zweicylindrigen Verbundlocomotiven waren nur durch zu hohe
                              									Compressionen verursacht, wie solche durch positive innere Ueberdeckung bedingt
                              									sind. Sie lassen sich ohne Schwierigkeit aber auch bei Hick'schen Flach- oder Kolbenschiebern erreichen, welche hier für die
                              									Dampfvertheilung je eines Hoch- und Niederdruckcylinders dienen. Kolbenschieber
                              									dieser Art haben sich dauernd bewährt, wenn man jede der vier Laufflächen in ihrer
                              									ganzen Breite durch nur einen federnden Ring ersetzt, wodurch ein Abstossen der
                              									Kanten an der Ausbüchsung im Schiebergehäuse und an den Ringen vermieden wird.
                           Weil die schon theoretisch erwünschte gleiche Arbeitsvertheilung auf beide
                              									Maschinenseiten für alle Leistungen nur bei jenen Constructionen erreichbar wird, bei
                              									welchen die Verbundwirkung ebenfalls auf beide Maschinenseiten vertheilt ist, weil
                              									aber auch Einfachheit der Construction und leichte Bedienung während des Betriebes
                              									jederzeit angestrebte Ziele waren und bleiben, so dürften besonders bei den immer
                              									gesteigerten Leistungen Verbundlocomotiven dieser Construction jederzeit eine in
                              									theoretischer und praktischer Beziehung allgemein befriedigende Lösung bleiben.