| Titel: | Glättung der See. | 
| Autor: | Wilh. Gentsch | 
| Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 74 | 
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                        Glättung der See.
                        (Schluss des Berichtes S. 58 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Glättung der See.
                        
                     
                        
                           Nach zahlreichen VersuchenAnn. d. Hydr. u. Marit. Met., 1893 S.
                                    										323. auf Teichen und Flüssen, insbesondere aber auch auf der offenen
                              									Nordsee (9. bis 14. Juli 1893) gelangte Köppen zu dem
                              									Ergebnisse, dass Lösungen von 2 oder 3 Th. Seife auf 100 Th. Wasser sowohl auf
                              									frisches als auf Salzwasser mindestens dieselbe glättende Wirkung äussern, wie die
                              									besten Oele; dagegen sollten Lösungen von 1 oder ½ Proc. Seife eine zwar deutlich
                              									erkennbare, aber nur sehr kurz dauernde, und solche von ¼ Proc. nur noch sehr
                              									undeutliche Wirkung geben, so dass entgegen Prof. Quincke's Bestimmungen sehr schwache Seifenlösungen nicht anwendbar wären.
                              									Beim Gebrauch von Bord aus müsste man die letztere in Metallgefässe – Büchsen oder
                              									Röhren –, in welche entsprechend enge Löcher eingestossen worden, füllen, da
                              									Zeugbeutel vom Seifenniederschlag bald dicht werden. Da Seife in Salzwasser nur
                              									wenig löslich, andererseits aber Süsswasser an Bord nicht allzu wohlfeil ist, dürfte
                              									beiläufig die von Köppen in praxi gemachte Beobachtung
                              									von Werth sein, dass ein halb leer gelaufenes Gefäss zur Wiederherstellung des
                              									Druckes mit Salzwasser nachgefüllt werden kann, ohne dass die Wirkung der
                              									Seifenlösung beeinträchtigt würde. Beimischungen von Fett, Schmutz u. dgl. sollen
                              									von keiner Bedeutung sein.
                           In der Revue maritime et coloniale (1894) beschreibt der
                              									Capitän des Dampfers Sénégal eine praktische Erprobung
                              									des Seifenwassers. Er liess gelegentlich eines Sturmes im Adriatischen Meere 3 k
                              									Seife in 70 l Wasser auflösen und die Lösung auf alte Schwabber giessen, welche, in
                              									die Backbordgallion gelegt, das Seifenwasser langsam auslaufen liessen. Es bildete
                              									sich ein Gürtel von 10 m Breite, in welchem die Seen sich verliefen, ohne auf Deck
                              									zu gelangen. Das Schiff war unter Gaffelsegeln beigedreht. Nach Besserung des
                              									Wetters wurde die Fahrt gesteigert und die schützende Wirkung des Seifenwassers
                              									hielt noch bei 45 Umdrehungen der Maschine an. Das Aufhören des
                              									Seifenwasserausflusses hatte jedoch wieder das Uebernehmen von Wasser zur Folge.
                           Bei dem Interesse, welches in der Neuzeit von der Kriegsmarine allen Neuerungen auf
                              									dem seemännischen Gebiete entgegengebracht wird, hat es nicht ausbleiben können,
                              									dass die Aufmerksamkeit der betheiligten Kreise sehr bald auch auf die Glättung der
                              									See mittels Seifenwassers gelenkt wurde. Aus den vorliegenden BerichtenAnn. d. Hydr. u. Marit.
                                       												Meteorol., 1894 8. 232. der Commandos einzelner Schiffe,
                              									welche im J. 1893 zum Theil vergleichende Versuche durchgeführt haben, entnehmen wir
                              									Folgendes: S. M. S. Marie traf am 15. December
                              									genannten Jahres auf der Reise von Talcahuano nach Valparaiso bei südlichem
                              									Wind (Stärke 4) einen leichten Seegang (3 bis 4) an. Es wurde gewöhnliches
                              									Maschinenöl und weisse Stangenseife nach einander geprüft. Man stopfte in Säcke aus
                              									doppelter Scheibenleinwand von 50 cm Höhe und 30 cm Durchmesser mit Maschinenöl
                              									getränktes Werg. Die Seifenlösung jedoch füllte man in die beim Versand üblichen,
                              									etwa 2 Pfützen haltenden Erdölbehälter, in deren Boden drei feine Löcher gebohrt
                              									waren, so dass der Ausfluss nur langsam stattfinden konnte. Die Versuche fanden
                              									statt, als das Schiff lenzte, als es gegen die See dampfte und als es beilag. Beim
                              									Lenzen erschien die Verwendung von Oel und Seifenwasser am nützlichsten,
                              									gleichgültig ob die Stoffe durch die Closetröhren austraten, oder ob die Apparate an
                              									den Nocken der blinden Raa angebracht waren. Die gewünschte Wirkung trat bei Oel
                              									stets ohne Zweifel ein, während sie selbst bei einer 10procentigen Seifenlösung
                              									nicht so augenscheinlich war, ausserdem eine bedeutend grössere Menge Seifenwasser
                              									erforderlich erschien.
                           In gleicher, wenig günstiger Weise für die Seife lautet der Bericht von S. M. S. Baden, welche am 29. November 1893 in der Ostsee bei
                              									nördlichem Wind (Stärke 7 bis 8) recht gegen die See dampfte und dabei an jeder
                              									Seite des Bugs eine Büchse, mit vorschriftsmässig angerührtem Seifenwasser
                              									angefüllt, trug; durch die feinen Löcher des Büchsenbodens konnte 1 l der Lösung pro
                              									Stunde und Stelle austreten. Ein Erfolg wurde jedoch ebenso wenig erzielt, wie mit
                              									2,5 l Verbrauch. Ein zweiter Versuch fand am 30. November bei achterlicher See und
                              									Windstärke 5 bis 6 statt, wobei man die Büchsen seitlich achtern aufhing. 1 l
                              									Seifenwasser pro Stunde und Stelle bewirkten nur die zeitweise Bildung kleiner
                              									glatter Stellen, welche von der See rasch verwischt wurden. Erst grössere Mengen
                              									Seifenwasser vermochten grössere glatte Flächen für längere Zeit im Kielwasser zu
                              									erhalten. Dagegen zeigte die vergleichende Benutzung von gebrauchtem Maschinenöl
                              									weit günstigere Resultate, da bei 0,7 l stündlichen Verbrauches das Kielwasser in
                              									einer Breite von 2 bis 3 m geglättet wurde, wenn auch mit geringfügigen
                              									Unterbrechungen.
                           Auch S. M. S. Sachsen, welche am 21. November 1893 auf
                              									der Höhe von Gotland bei einer Windstärke von 7 bis 8 mit einer Lösung von 300 g
                              									grüner und weisser Seife in 10 l Wasser experimentirte, hatte keine Erfolge erzielen
                              									können. Die Büchsen wurden an 5 m langen Schubstangen der Torpedo-Schutznetzspieren
                              									½ m über Wasser gehängt; später hing man, gleichfalls erfolglos, eine Büchse
                              									luvwärts in den Ausguss. Bemerkt sei, dass die Sachsen
                              									1 bis 1½ Seemeilen Fahrt hatte.
                           Die neuesten Berichte klingen wie eine formelle Absage dem Seifenwasser als
                              									Seeglättungsmittel gegenüber, so dass einmal die Oele den Sieg davongetragen haben,
                              										andererseits
                              									sich aber auch die Wellenberuhigungstheorie, welche sich lediglich auf die
                              									Veränderung der Oberflächenspannung gründet, als nicht stichhaltig gezeigt hat.
                           Bei den 200 Versuchen, über welche der Admiral Cloué in
                              									der Pariser Akademie der Wissenschaften 1887 berichtet hatte, sind die
                              									verschiedensten Oelgattungen, ja sogar geschmolzenes Fett und gewöhnlicher Firniss
                              									zur Verwendung gelangt. Am besten sollte sich Fischthran, insbesondere der Thran von
                              									Robben und Braunfischen bewährt haben, während Mineralöle durchschnittlich als zu
                              									leicht, einige vegetabilische Oele, wie das Cocosnussöl, dagegen als zu leicht
                              									erstarrend befunden wurden. Der Oelverbrauch bei 17 vor dem Winde laufenden Schiffen
                              									betrug im Mittel 1,83 l in der Stunde; 11 beiliegende Schiffe gebrauchten 2,70 l,
                              									zwei Rettungsboote 2,75 l in der Stunde, so dass das Mittel 2,20 l in der Stunde
                              									betragen würde. Demgegenüber hob Cloué die Angaben
                              									hervor, nach denen 14 Schiffe nur einen stündlichen Verbrauch von 0,66 l aufzuweisen
                              									gehabt hätten. Aus dem ausgegossenen Oel und der Ausdehnung der geölten Fläche liess
                              									sich beiläufig auf eine Oelschichtdicke von 1/90000 mm schliessen.
                           Dr. M. M. Richter (Hamburg) hat in seiner Druckschrift:
                              										Die Lehre von der Wellenberuhigung, insofern eine
                              									abweichende Theorie aufgestellt, als er die Ausbreitung der Oele von der
                              									eigentlichen Wellenberuhigung trennt. Zwar soll nach ihm die erstere die
                              									Vorbedingung für die letztere, die eigentliche Wellenberuhigung indessen als eine
                              									reine Lösungserscheinung anzunehmen sein. Für die Erklärung des Phänomens selbst
                              									setzt Richter das Vorhandensein von Kräften an jedem
                              									Punkte der Oeldecke voraus; diese Kräfte müssen activ wirken, wenn an der gesammten
                              									Oeldecke Lösungserscheinungen auftreten. Da aber die in Frage kommenden Kräfte um so
                              									energischer werden, je schwerer das Oel im Wasser löslich ist, so wird nach der Richter'schen Diffusionstheorie ein schwer lösliches
                              									Oel den Zweck am besten erfüllen. Für die Grenzen der Löslichkeit gibt Richter 1 : 10000 bis 1 : 30000 an und als wirksames
                              									Mittel die Oelsäure, welche in sehr geringem, aber noch nachweisbarem Maasse in
                              									Wasser löslich ist und zur Verhinderung des Erstarrens anderen flüssigen Mitteln
                              									beigemischt wird. Aus der Reihe der von Richter
                              									angeführten Belege für die Richtigkeit seiner Theorie möge hier das Beispiel Platz
                              									finden, bei welchem ein Vergleich zwischen einer Lösung von stearinsaurem Kali,
                              									welche als Oberflächenspannung 2,831 mg/mm zeigt, und einer solchen von ölsaurem Kali,
                              									welche die Spannung 2,722 hat, gezogen wird. Die letztere besitzt wellenberuhigende
                              									Eigenschaften, die erstere trotz höherer Spannung nicht. Noch auffälliger tritt das
                              									Missverhältniss zu Tage, welches offenbar bei der Oberflächenspannungstheorie
                              									herrscht, wenn man der Lösung des ölsauren Kalis die Oelsäure entzieht; in diesem
                              									Falle bleibt die Spannung zu 2,722 bestehen, die wellenberuhigende Wirkung geht
                              									jedoch der Lösung verloren.
                           Auch dass die Erscheinung noch lange nach erfolgter Ausbreitung anhalte, spreche
                              									dafür, dass andere Kräfte als die Oberflächenspannung für längere Zeit mitwirken
                              									müssten.
                           Umfassende Versuche hatten in Dr. Richter die
                              									Ueberzeugung geweckt, dass die wellenberuhigende Wirkung den in den ranzigen Oelen
                              									vorkommenden flüssigen Fettsäuren, wie der Oelsäure, allein zuzuschreiben sei, dass
                              									ein Zusatz von 0,1 Proc. der Oelsäure zu reinem Erdöl schon genügt, diesem die
                              									glättende Eigenschaft zu verleihen. Das ungeheuer rasche Ausbreitungsvermögen der
                              									Oelsäure auf dem Wasser soll auf der Kraft beruhen, welche sich beim Lösen der
                              									Oelsäure im Wasser äussert, und die Wellenberuhigung nach Richter auf einfache Diffusionserscheinungen zurückzuführen sein, so dass
                              									die Löslichkeit des Beruhigungsmittels im Seewasser ein Haupterforderniss der
                              									Wirksamkeit darstellen würde. Im Momente der Aeusserung soll die Oelsäureschicht auf
                              									dem Wasser oft nur 2/1000000 mm betragen, während sich die Oelsäure in reinem Flusswasser wie 1
                              									: 11000, in destillirtem Wasser wie 1 : 8000 und in Seewasser wie 1 : 26000 löst.
                              										Richter will also flüssige ungesättigte Fettsäuren
                              									als Seeglättungsmittel benutzen, oder, weil dieselbe schon bei etwa 0° erstarrt,
                              									also wirkungslos wird, eine Lösung derselben (in Erdöl, Alkoholen).D. R. P. Nr. 76926. Im Handel
                              									befindliche fettsäurehaltige Oele würden deshalb unzuverlässig sein, weil sie
                              									ungleichartig zusammengesetzt und meist wegen ihres Gehaltes an festem
                              									Stearinsäureglycerid u.s.w. schon bei 4° erstarren. Erforderlichenfalls erhält die
                              										Richter'sche Composition einen Zusatz von einer
                              									sowohl in den Lösungsmitteln der Fettsäure als auch im Wasser gut löslichen, als
                              									Vertheiler wirkenden Substanz (wasserfreie Alkohole, z.B. Amylalkohol).
                           Der Lotsendampfer Pilot benutzte das Richter'sche Oel erfolgreich am 12. April 1895, als es
                              									ihm nicht gelang, einen Lotsen an Bord eines in den Pillauer Hafen einzuführenden
                              									Schiffes zu schaffen. Die stark brechende See soll beim Austräufeln des Oels in
                              									auffallender Weise geglättet worden sein.
                           Auch der Capitän Hansen, Commandant des dänischen
                              									Kriegsschiffes Dagmar, spricht sich in einem
                              										BerichteHansa, 1895 S. 69. über das Richter'sche Wellenöl anerkennend aus. Auf einer Reise
                              									von Kopenhagen nach dem Mittelmeer hatte der Dagmar
                              									einen Sturm (Wind WNW., Stärke 10) zu überstehen, indem er, quer in der See liegend,
                              									durch Anwendung des Oels das Deck von Sturzseen frei hielt. Der Verbrauch betrug 2
                              									Gallonen.
                           Desgleichen bezeichnet der Führer der Preussen, J.
                                 										Schmid, das Richter'sche Oel als bestes der
                              									von ihm verwandten Mittel: Leinöl, Lampenöl, Erdöl, Thran; er hält jedoch eine Menge
                              									von 1½ bis 2 k pro Wache für erforderlich.
                           Eine andere Illustration für die Tragweite auch des Richter'schen Wellenöls liefern die Versuche, welche auf dem
                              									Regierungsdampfer Triton der königl.
                              									Wasserbauinspection in Tönning (1894) angestellt wurden.Centralbl. d.
                                       												Bauv., 1895 S. 169. Bei stürmischem Südwestwind und
                              									geringer gleichmässiger See schoss man zunächst vom Triton mittels einer Armbrust Pfeile ab, welche mit ölgetränktem Twist
                              									umwickelt waren; die Pfeile schlugen auf 40 m Entfernung ins Wasser. Mineralisches
                              									Maschinenöl erzeugte kaum sichtbare, in Fetzen zerrissene, kleine blanke Stellen;
                              									bei Anwendung von Thran oder Leinölfirniss waren kleine glatte Stellen deutlich
                              									sichtbar, desgleichen bei Tränkung des Twistes mit Richter'schem Patent-Wellenöl, welches sich zwar schneller ausbreitete,
                              									aber auch bald verschwand. Dasselbe Schiff beobachtete dann gemeinsam mit dem
                              									Eider-Feuerschiff Nr. I, an dem es bei jedesmaligem Experiment in 50 m Entfernung
                              									vorbeifuhr, den Einfluss von Thran, Leinölfirniss, dem Richter'schen Wellenöl und Maschinenöl, bei Windstärken 6 bis 9; aus
                              									diesen Beobachtungen muss man zwei Schlüsse ziehen, einmal, dass das Oel nicht
                              									unbedingt wirksam ist, dann aber auch, dass das Richter'sche Wellenöl den genannten anderen Glättungsmitteln nicht überlegen
                              									ist. Als am 13. November 1894 ein verheerender Südsüdweststurm an der Küste wüthete,
                              									fuhr der Triton nochmals aus, indem er einen aus
                              									Segeltuch hergestellten Sack von 0,75 l Inhalt am Heck mit 50 m Seil nachschleppte.
                              									An Thran floss in 20 Minuten 0,5 l aus, vom Richter'schen Wellenöl jedoch in 17 Minuten 0,75 l, während nach Angaben Richter's 0,75 l für die Stunde ausreichend sein
                              									sollen. In beiden Fällen lautete der Bericht über die Wirkung gleichmässig: In der
                              									wild laufenden und überstürzenden See ist nichts zu bemerken.
                           Zum Ausbringen des Oels verwendet man meist
                              									Segeltuchsäcke mit Löchern und Werg- oder Twistfüllung, welche mit dem Oel getränkt
                              									und über welche letzteres noch eingegossen wird. A.
                                 										Inglis, Hafenmeister von Port Adelaide, hatte allerdings seiner Zeit
                              									Kornsäcke ohne Löcher als geeigneter empfohlen. Die übliche und auskömmliche Grösse
                              									schwankt zwischen 4 bis 5 l Inhalt; die Aufhängung findet erfahrungsmässig am besten
                              									zwischen Wind und Wasser statt.
                           Im J. 1887 hielt der Admiral Cloué in der Pariser
                              									Akademie der Wissenschaften einen VortragComptes rend., 1887., in dem er die
                              									Erfahrungen von mehr als 200 Versuchen entwickelte. Fast allgemein ging man in der
                              									Weise vor, dass man Säcke aus starkem Segeltuch von etwa 10 l Inhalt mit
                              									ölgetränktem Werg füllte, über welches man noch etwas Oel goss, sie fest zuband und
                              									unten mittels Segelnadeln mehrere Löcher einstach. Diese Säcke wurden theils, bei
                              									See von hinten, vom Heck aus nachgeschleppt, theils wurden sie vorn an jedem
                              									Krahnbalken aufgehängt; in dem letzteren Falle sollte das Oel sich beim Stampfen des
                              									Schiffes besser ausbreiten. Desgleichen hat sich das Füllen der Gallionschalen mit
                              									ölgetränktem Werg oder das Einsetzen von mit kleinen Löchern versehenen Oelfässern
                              									in den Schalen als wirksam erwiesen. Beiliegende Schiffe hatten je einen Sack am
                              									Luvkrahnbalken und weitere in je 10 m Entfernung von einander so aufgehängt, dass
                              									sie von der rollenden See berührt wurden. Jedoch auch in Lee angebrachte Säcke
                              									ergaben gute Erfolge; mehrere Segler konnten selbst beim Winde oder mit Dwarswind
                              									segelnd gute Resultate erzielen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 75
                              Fig. 3.Schjott'sche Oelvertheilung.
                              
                           Als gleichwerthig hat sich das Verfahren herausgestellt, bei welchem man das
                              									Mannschaftscloset mit ölgetränktem Werg o. dgl. verstopft und den Austritt des Oels
                              									durch das Closetrohr erfolgen lässt. Es kann dies unbeschadet der
                              									Gebrauchsverhältnisse geschehen, da man naturgemäss stets auf der Windseite wird
                              									operiren müssen, auf welcher die Benutzung des Closets an sich unthunlich ist.
                           Auf dem stählernen Segelschiff Skomvär hat man die Schjott'sche Oelvertheilung in Gebrauch; bei dieser
                              									wird von einem mit Regelungshahn abschliessbaren Oelbehälter an Bord ein enges Rohr
                              									durch das Abfallrohr des Mannschaftsclosets zu einer Stelle aussenbords
                              									geleitet, welche sich in Nähe des Bugs knapp über Wasserlinie befindet. Weniger
                              									zweckmässig ist die Anlage nach Fig. 3. Hier ist
                              									aussenbords ein Rohr a geführt, welches aus dem
                              									Behälter b mit Oel gespeist wird. Mehrere Hähne c ermöglichen das Austräufeln an beliebiger Stelle des
                              									Schiffes. Offenbar wird hier der Wind die Oeltropfen gegen die Schiffswand werfen,
                              									ja meist auch über Bord an Deck schleudern.
                           Häufig ist man in die Lage versetzt, die See auf weitere Entfernung hin glätten zu
                              									müssen, als es mit Hilfe der am Schiff festen Mittel möglich ist. Es gilt dies
                              									weniger an der windabgekehrten Seite, nach welcher ja ein Abtreiben der Oeldecke
                              									stets stattfinden wird, als an der Windseite und den Uebergängen von Lee nach Luv.
                              									Man ist in solchen Fällen gezwungen, das Oel weithin zu schleudern, und bedient sich
                              									vielfach in einfachster Weise eines an der Spitze mit ölgetränktem Twist umwickelten
                              									Pfeiles, den man von einer Armbrust abschiesst. Jedoch sind auch eine Reihe
                              									bombenartiger Oelgeschosse bekannt geworden, wenngleich über praktische Verwerthung
                              									derselben zum Theil nichts verlautet ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 75
                              Fig. 4.Silas, Oelungscylinder.
                              
                           Ferdinand Silas in Wien (Fig.
                                 										4) beispielsweise setzt einen Cylinder A aus
                              									leichtem, schwimmfähigem Material (Torfmoos, Holz, Kork o. dgl.) zusammen, welchen
                              									innen ein oben und unten offener, mit Oel zu füllender Blechcylinder H durchsetzt, während ihn ein äusserer Cylinder b (Blech oder grobe, wasserdichte Leinwand)
                              									zusammenhält. In dem Holzboden C befinden sich Kanäle
                              										k und die Zündmasse z,
                              									welche das Ventil v fest gegen den Eintritt in das Rohr
                              										B drückt. Eine Eisenplatte e dient zum Beschweren. Der hölzerne Kopf weist Oelaustrittsöffnungen g auf und enthält eine mit Phosphorcalcium gefüllte
                              									Blechbüchse m. Vor Gebrauch sind Kopf K und Boden c mit
                              									Pergament oder Aehnlichem gegen Feuchtigkeit geschützt. Kurz vor Abfeuern bezieh.
                              									Abschleudern von Hand werden die Umhüllungen entfernt und wird auch das
                              									verschlossene Rohr n durchstochen. Das Abfeuern
                              									bewirkt, dass die Zündmasse z sich entzündet und
                              									während des Fliegens ausbrennt, so dass Ventil v
                              									abfällt, den Eintritt für das Wasser frei gibt und den Austritt des Oels durch
                              									Kanäle g bewirkt. Da auch Wasser durch Kanal f zum Phosphorcalcium treten kann, wird eine leuchtende
                              									Phosphorwasserstoffflamme aus dem Rohr n herausbrennen,
                              									so dass der Stand der Bombe beobachtet werden kann. An Stelle des Ventils v lässt sich auch Wachs oder Aehnliches eingiessen;
                              									andererseits könnte man die Zündmasse z durch Salz oder
                              									andere leicht lösliche Chemikalien zu erkenntlichem Zwecke ersetzen.
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 76
                              Fig. 5.Amerikanische Oelbombe.
                              
                           Eine amerikanische Bombe veranschaulicht Fig. 5. Die
                              									Ventilstange D steht unter dem Einfluss der Feder F und hält die Ventile C
                              									geschlossen, so dass die Oelfüllung nicht entweichen kann. Wird die Vorrichtung ins
                              									Wasser geschleudert und dann an der Leine P
                              									herangeholt, so werden die Flügel I durch das Wasser um
                              									die Bolzen K gedreht und die Ventilstange D nach einwärts gedrückt, in welcher Stellung sie dann
                              									durch eine vorspringende Sperrklinke festgehalten wird. Soll die Bombe schwimmfähig
                              									sein, so kann ein Mantel N aus Kork o. dgl. gewählt
                              									werden.
                           Zum Schleudern von Hand eignet sich die von Alb. H.
                                 										Walker (Hartford) angegebene Vorrichtung (Fig.
                                 										6), bei welcher eine mit Oel, zum Theil auch mit Luft gefüllte Kapsel zur
                              									Anwendung gelangt. Das Gewicht derselben ist so bemessen, dass sie schwimmt. Die
                              									Böden sind leicht durchstossbar, so dass die federnden Spitzen der Schleuder
                              									Oeffnungen schaffen, durch die das Oel nach erfolgtem Abwerfen austritt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 76
                              Fig. 6.Walker's Oelkapsel.
                              
                           Auch die Oelbombe von J. Behrmann (Blankenese)D. R. P. Nr. 79127. wird aus
                              									geeigneten Kanonen auf passende Entfernung (bis zu 250 m) ins Meer geschleudert. Sie
                              									besteht (Fig. 7) aus einem Oelbehälter a und einem Schwimmkörper b, welche beide durch eine Ventilstange c mit
                              									einander verbunden sind. An der letzteren sind Stifte i
                              									angelenkt, welche Durchlässe de des Behälters a verstopfen; Stopfen aus Kalk und Gyps können diese
                              									noch vollständig dichten. Eine Feder n sucht die
                              									Ventilstange c nach oben zu schieben, während der
                              									Sicherheitskeil m die Theile in ihrer Lage sichert.
                              									Erfolgt der Abschuss, nachdem der Keil m ausgeschlagen
                              									worden ist, so wird zunächst der Behälter a angetrieben
                              									und die Stifte i werden aus den Löchern de herausgerissen; sie fallen nach unten, während die
                              									Feder n Schwimmer b und
                              									Behälter a aus einander schiebt, so dass das Wasser in
                              									die Oeffnungen d eintreten und das Oel aus den oberen
                              									Durchlässen e austreten kann. Ein officielles
                              									Experiment mit der Behrmann'schen Bombe vom 4. October
                              									1894 in Bremerhaven soll denselben günstigen Ausfall gehabt haben, wie der kurze
                              									Zeit darauf auf Veranlassung des Vorsitzenden des deutschen Nautischen Vereins,
                              									Geheimraths Sartori, in der Kieler Föhrde angestellte
                              									Versuch.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 76
                              Fig. 7.Oelbombe von Behrmann.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 76
                              Fig. 8.Wellenbrecher d'Alessandro's.
                              
                           Es mögen endlich die hin und wieder bemerkbar gewesenen Bestrebungen Erwähnung
                              									finden, welche die Erscheinung zu nutze machen wollten, dass auch feste Substanzen,
                              									sofern sie über die Wasserfläche vertheilt sind, das Brechen der See verhindern. In
                              									diesen Rahmen passt das Verfahren d'Alessandro's (Fig. 8), welcher Seile, Bänder oder Netzwerke aus
                              									schwimmendem Material ganz oder nahezu auf die Oberfläche des Wassers ausbreitet.
                              									Eine ernste Seite lässt sich aber diesen Hilfsmitteln zum speciellen Schutz von
                              									Schiffen kaum abgewinnen.
                           
                              Wilh. Gentsch.