| Titel: | Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem letzten Viertel 1895. | 
| Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 91 | 
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                        Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem
                           								letzten Viertel 1895.
                        (Letzter Bericht Bd. 298 S. 88, 114 und
                           								138.)
                        Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem letzten Viertel
                           								1895.
                        
                     
                        
                           A. Die Rübenzuckerfabrikation.
                           
                              I. Landwirthschaft.
                              In eingehender Weise verbreitet sich P. SorauerBlätter für Zuckerrübenbau, 1895 II S.
                                          													289. über Beobachtungen und
                                    											Betrachtungen der Pilzinfection bei Zuckerrüben, namentlich unter der
                                 										Berücksichtigung, welche pflanzlichen Feinde an den gesunden Samenrüben
                                 										überwintern. Die durchgeführten Beobachtungen haben zwei bemerkenswerthe Punkte
                                 										ergeben. Es gelingt durch Impfung mit Sporen von zwei sehr verbreiteten, auf
                                 										todten Pflanzentheilen in der Regel lebenden Pilzen, den gesunden, allerdings im
                                 										Zimmer erzogenen, also zarten Rübenstengel krank zu machen. Aber es ist auch
                                 										gelungen, nachzuweisen, dass die Pflanzen im Stande sind, durch einen
                                 										Selbsttheilungsvorgang den Parasiten zu überwinden und sich wie ungeimpfte
                                 										weiter zu entwickeln. In der freien Natur sind natürlich auch
                                 										Witterungsverhältnisse (oder in anderen Fällen unsere Cultureinflüsse)
                                 										ausschlaggebend für den Kampf der Organismen gegen einander.
                              Die Frage der Melassenfütterung hat sowohl in
                                 										Deutschland, als auch in Oesterreich in immer weiteren Kreisen interessirt und
                                 										Anlass zu vielen Publicationen, Besprechungen in Versammlungen u.s.w. gegeben.
                                 										Es muss nun hervorgehoben werden, dass man, ausgenommen nur in wenigen Fällen,
                                 										mit der Melassenfütterung ausgezeichnete Resultate zu verzeichnen und dass
                                 										dieselbe sowohl für die Landwirthschaft, als auch für die Zuckerindustrie eine
                                 										grosse Bedeutung hat.
                              Interessante Versuche liegen von N. WestermeierIbid. S.
                                          													353. über die Samengewinnung aus getheilten Rüben
                                 										vor. Ruhen wurden in zwei gleiche Hälften zerschnitten, die eine Hälfte so wie
                                 										sie war ausgepflanzt, während die andere Hälfte in 2 bis 7 Theile getheilt
                                 										wurde. Die so entstandenen Viertel, Achtel, Zwölftel und Vierzehntel wurden in
                                 										Gartenerde ausgepflanzt und sorgfältig behandelt. Aus diesem Versuche steht
                                 										fest, dass durch weitere Theilung der Rübe bis zu 12 Theilen eine Steigerung des
                                 										Knäuelertrages von der Einzelrübe mit grosser Sicherheit erreicht werden kann.
                                 										Allem Anscheine nach ist die Grenze der thatsächlichen Durchführbarkeit bei
                                 										einer Theilung bis zu 12 oder höchstens 14 Theilen erreicht. Aus dem Versuch
                                 										geht übrigens hervor, dass diese Grenze für die erzielbare Ertragssteigerung
                                 										schon bei der Zerlegung in Zwölftel erreicht worden ist, da die Theilung in
                                 										Vierzehntel keine Vergrösserung der aus den untersuchten Samenrüben erwachsenen
                                 										Samenernte mehr herbeigeführt hat.
                              In Fortsetzung früherer Versuche haben Strohmer,
                                    											Briem und StiftOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
                                             														Landwirthschaft, 1895 XXIV S. 788. die
                                 										Studien zur Kenntniss der Stoffbildung und des
                                    											Nährstoffverbrauches der Zuckerrübe im zweiten Wachsthumsjahre weiter
                                 										fortgesetzt, wobei aber die Versuche nicht in künstlichen Bodenmischungen,
                                 										sondern in gewöhnlichem Rübenboden durchgeführt wurden. Aus den
                                 										Schlussfolgerungen dieser Arbeit ergibt sich kurz zusammengefasst Folgendes: Die
                                 										in der Mutterrübe ausgesetzten stickstoffreien Extractivstoffe dienen nicht nur
                                 										als Baumaterial für die neuen Pflanzentheile, sondern hauptsächlich auch als
                                 										Kraftquelle zur Leistung der Wachsthumsarbeit. In erster Linie ist es der
                                 										Rohrzucker, welcher den Zwecken der Energie- bezieh. Kraftlieferung dient. Die
                                 										Zufuhr des Stickstoffs und der mineralischen Nährstoffe, wie der Phosphorsäure
                                 										und des Kalis, beginnt bei der Samenrübe frühzeitig; ein Theil dieser Nährstoffe
                                 										wird, und zwar so lange als das Saugwurzelsystem der Pflanze noch nicht genügend
                                 										ausgebildet ist, der ausgesetzten Wurzel entnommen. Bei der Samenrübe tritt das
                                 										Bedürfniss nach einer Zufuhr von Kali wahrscheinlich weit früher ein, als jenes
                                 										nach Phosphorsäure. Eine durch äussere oder innere Ursachen bei der Samenrübe
                                 										herbeigeführte Aenderung in der Aufnahme eines Nährstoffes hat auch eine solche
                                 										bei den anderen Nährstoffen zur Folge. Wenn einmal die Stengelglieder und der
                                 										Blattapparat der Samenrübe entwickelt sind, verhält sich die Samenrübe wie
                                 										eine aus Samen gezogene Rübe in ihrem ersten Wachsthumsjahre.
                              Nachdem bis jetzt über die chemische Zusammensetzung des
                                    											Blüthenstaubes der Zuckerrübe keine Angaben vorliegen, so hat A. StiftOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für
                                             														Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895 XXIV S.
                                          												783. diesbezügliche Untersuchungen angestellt. Der
                                 										Blüthenstaub entstammte der Rübensorte „Wohanca's Zuckerreiche“. Die
                                 										Stickstoffsubstanzen setzen sich hauptsächlich aus Eiweiss zusammen. Daneben
                                 										findet sich fertig gebildetes Ammoniak vor, welches aber hauptsächlich in Form
                                 										von Trimethylamin vorhanden ist. Das Fett besitzt eine grünlich-gelbe Farbe und
                                 										ist anzunehmen, dass es keinen einheitlichen Körper darstellt. Auffällig gering
                                 										ist der Kaligehalt der Reinasche in Bezug auf die Menge des Kalis in den anderen
                                 										Theilen der Rübenpflanze. Von organischen Säuren ist Oxalsäure vorhanden,
                                 										während Aepfel- und Weinsäure fehlen. Stärke und Dextrin sind nur in geringen
                                 										Mengen aufgefunden. Wenn es auch wegen Mangel an Material nicht möglich war,
                                 										Rohrzucker zur Abscheidung zu bringen, so ist aber doch dessen Anwesenheit
                                 										zweifellos. Daneben ist aber auch noch eine andere, vorderhand noch unbekannte,
                                 										kupferreducirende Zuckerart vorhanden. Die Untersuchungen finden im nächsten
                                 										Jahre ihre Fortsetzung.
                              Obwohl in den letzten Jahren die Forschungen auf dem Gebiete der
                                 										Pflanzenpathologie eine bedeutende Höhe erreicht haben, so fehlt jedoch noch
                                 										vollständig das Studium des Chemismus der vitalen Processe in den pathologischen
                                 										Erscheinungen des Pflanzenreiches. Es sind daher die chemischen Untersuchungen auf dem Gebiete der Phytopathologie von J. StoklasaZeitschrift für physiologische
                                             														Chemie, 1895 XXI S. 791. darum von
                                 										Interesse, weil sie sich nur auf das Studium des Chemismus der Zuckerrübe
                                 										beschränken, und zwar unter der Einwirkung der Rübennematode (Heterodera
                                 										Schachtii), der Pilze Rhizoctonia violacea und Cercospora beticola. Trotzdem man
                                 										z.B. die verheerenden Wirkungen der Rübennematoden auf den Organismus der
                                 										Rübenpflanze genau kennt, so ist man doch vollständig im Unklaren gewesen über
                                 										die pathologischen Processe, welche sich in der Zuckerrübe abspielen, wenn deren
                                 										Wurzeln von den Weibchen der Rübennematoden befallen werden. Stoklasa hat nun sowohl gesunde, normale, als auch
                                 										verkümmerte, kranke Rüben der chemischen Analyse unterzogen und hierbei
                                 										bedeutende, höchst charakteristische Unterschiede gefunden. Da eine nähere
                                 										Auseinandersetzung hier zu weit führen würde, so sei auf die Originalabhandlung
                                 										verwiesen.
                              Bei der gegenwärtigen Nothlage der Landwirthschaft ist es begreiflich, dass man
                                 										auch der Verfütterung der Rübenblätter Aufmerksamkeit zuwendet, d.h. also, dass
                                 										man bestrebt ist, alle Abfallproducte vollkommen zu verwerthen. Man hat sogar
                                 										ernstlich daran gedacht, die Blätter behufs besserer Conservirung zu trocknen,
                                 										und der Verein für die Rübenzuckerindustrie des
                                    											Deutschen Reiches hat eine eigene Commission eingesetzt, welche die
                                 										Aufbewahrungsfrage zu studiren hat. Ehe man zum Trocknungsverfahren überging,
                                 										musste natürlich geprüft werden, wie weit die vielfachen Angaben, dass die
                                 										Rübenblätter bei Verfütterung in grösserer Menge schädliche Wirkungen ausüben,
                                 										berechtigt sind. Zum Studium dieser Frage liegen nun ausgedehnte Versuche über den Einfluss der Rübenblätterfütterung auf den
                                    											thierischen Organismus vor, welche im Auftrag des genannten Vereins von
                                 											Zuntz begonnen und von W. CaspariZeitschrift des Vereins für die
                                             														Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXV S.
                                          													725. weiter fortgesetzt wurden, und zwar mit
                                 										besonderer Berücksichtigung auf die Veränderung des Knochensystemes. Bezüglich
                                 										der Einzelheiten dieser umfangreichen Versuche, die mit Hunden und Kaninchen
                                 										angestellt wurden, muss auf das Original verwiesen werden und seien hier nur die
                                 										Schlussfolgerungen hervorgehoben: Oxalsäure enthaltendes Futter ist in geringen
                                 										Mengen und in nicht allzu leicht löslicher Form, wenn es nur kurze Zeit gegeben
                                 										wird, nicht als schädlich anzusehen; in solchen Fällen wirkt es im Gegentheil
                                 										als Genussmittel und regt den Appetit des Thieres an, wodurch die
                                 										Nahrungsaufnahme gesteigert wird. Werden jedoch die angegebenen Bedingungen für
                                 										die Unschädlichkeit des Futters nicht erfüllt, so entwickeln sich erhebliche
                                 										Schädigungen im Organismus unter dem Bilde der chronischen Oxalsäurevergiftung.
                                 										Diese schädlichen Wirkungen beziehen sich in erster Linie auf die Nieren und die
                                 										Knochen, vielleicht auch auf das Herz. Die Schädigung der Knochen wird
                                 										hervorgerufen durch eine vermehrte Kalkausscheidung, welche auf Kosten der
                                 										Knochensubstanz geht. Gegen diese Schädlichkeit bildet bis zu einem gewissen
                                 										Grade ein genügender Zusatz von Kalk ein gutes Gegenmittel. Uebrigens wurde in
                                 										neuerer Zeit auf Grund ganz anderer Versuche ebenfalls ein deutlicher Antagonismus zwischen
                                 										Oxalsäure und Kalk constatirt.
                              Streift man noch ganz kurz die Frage, ob die Erfahrungen dieser Arbeit auch für
                                 										die Diätetik des Menschen von irgend welcher Wichtigkeit sind, so ist ja von
                                 										vornherein ganz klar, dass so grosse Mengen Oxalsäure, wie sie ein
                                 										Pflanzenfresser aufzunehmen Gelegenheit hat, vom Menschen niemals genommen
                                 										werden. Dennoch glaubt Caspari zu dem Hinweis
                                 										berechtigt zu sein, dass Individuen, welche mit Knochenkrankheiten, Rhachitis,
                                 										Osteomalacie u.s.w. behaftet sind, in der Aufnahme oxalsäurehaltiger
                                 										Nahrungsmittel Vorsicht walten lassen müssen.
                              Untersuchungen in Italien angebauter Zuckerrüben
                                 										liegen von A. BornträgerCentralblatt
                                             														für die Zuckerindustrie der Welt, 1895 IV S.
                                          											9. vor, welcher mittheilt, dass in Italien neuerdings
                                 										mehrfache Versuche über den Anbau von Zuckerrüben gemacht worden sind. Die
                                 										untersuchten 14 Rüben entstammten der Gegend von Benevento und zwar von einem
                                 										einzigen Anbauversuch. Das Gewicht der geköpften Rüben schwankte von 105 bis 411
                                 										g. Von vier Rüben wurde ein Längskeil herausgeschnitten, dessen Kante die
                                 										Centrallinie der Rübe und dessen Basis die Rübenrinde bildete, und welcher etwa
                                 										⅛ von jeder Rübe ausmachte. Die vier Keile wurden zerschnitten und das Gemenge
                                 										der Analyse zugeführt. Die Untersuchung ergab 0,3 Proc. vom Gewichte der Rüben
                                 										an Invertzucker; der Saccharosegehalt wurde zu 15 Proc. ermittelt. Letzteres
                                 										Resultat ist für einen ersten Anbauversuch ganz befriedigend.
                              (Anbauversuche wurden übrigens auch in der römischen Campagna durchgeführt, die
                                 										aber kein besonders befriedigendes Resultat ergaben. Der Zuckergehalt betrug
                                 										z.B. bei einer Partie nur 7,00 Proc. Der Ref.)
                              
                           
                              II. Chemie und analytische
                                    											Untersuchungsmethoden.
                              Ein diastatisches Ferment in der Zuckerrübe. Seit
                                 										längerer Zeit ist das Bestreben der physiologisch arbeitenden Chemiker, die im
                                 										Thier- und Pflanzenkörper physiologische Spaltungsvorgänge bedingenden
                                 										ungeformten Fermente, Enzyme, aufzufinden, und sind solche bereits isolirt
                                 										(Pepsin, Invertin u.a.), andere jedoch mit mehr oder weniger Albuminaten
                                 										gemischt, aber immer von grosser Wirkungskraft als Glycerinauszüge erhalten
                                 										worden. M. GonnermannChemiker-Zeitung, 1895 XIX S. 1806. hat
                                 										nun Untersuchungen über ein in gefrorenen und gekeimten Zuckerrüben vorkommendes
                                 										Enzym angestellt und es ist ihm auch gelungen, in den Zuckerrüben ein Ferment zu
                                 										finden. Es fragt sich nur, ob dieses Enzym in den gefrorenen oder in den
                                 										gekeimten Rüben oder in beiden Arten vorhanden ist, und diese Frage dürfte durch
                                 										erneuerte Untersuchungen zu beantworten sein. Es scheint eher, dem
                                 										physiologischen Entwickelungsprocess im Pflanzenkörper zufolge, dass das Enzym
                                 										sich zumeist in den keimenden Rüben befindet, indem bei dem Beginn der
                                 										Blattvegetation dasselbe sich bilden und nach und nach das Stärkemehl in Zucker
                                 										überführen kann, bis dieser nicht weiter als Nährstoff für die Entwickelung der
                                 										Rübe selbst verwendet wird, welches Stadium mit der sogen. „Reife“
                                 										eintritt. Ist dieser Zeitpunkt überschritten, schiesst die Rübe in Samen, so ist
                                 										der Verbrauch an Zucker für Nährzwecke grösser, als die zuckerbildende Kraft des
                                 										Enzyms, der Zuckergehalt der Rübe geht zurück. Ganz dasselbe tritt bei
                                 										neukeimenden Rüben ein; die Blattentwickelung bedarf den Zucker als
                                 										Nahrungsmittel und die Erfahrung der Praxis hat gezeigt, dass neukeimende Rüben
                                 										einen viel geringeren Zuckergehalt zeigen, als nicht gekeimte, der
                                 										Nichtzuckergehalt sich dagegen vermehrt. In beiden Fällen ist die Wirkung des
                                 										Enzyms dieselbe wie im ganzen Vegetationsprocess: sie wird nur geschwächt. In
                                 										den gefrorenen Rüben wird das Enzym derselben jedenfalls zum Theil zerstört und
                                 										der Zucker in organische Säuren übergeführt, wodurch der Rückgang im Gehalt
                                 										an solchem seine Erklärung finden dürfte. Weitere Untersuchungen nach dieser
                                 										Richtung hin könnten auch diese Frage zur Erledigung bringen.
                              Zu der vorstehenden Arbeit Gonnermann's bemerkt v. LippmannChemiker-Zeitung, 1895 XIX S.
                                          													1853., dass schon Dubrunfaut die Anwesenheit eines Fermentes in den Wurzeln und Blättern
                                 										der Rübe constatirte. Für die Blätter hat dies neuerdings auch Brasse und für die junge rohrzuckerführende Wurzel
                                 											A. Meyer bestätigt. Ein den Rohrzucker
                                 										invertirendes Enzym ist nach Dubrunfaut
                                 										hauptsächlich in der Samenrübe vorhanden und wurde dies auch von Corenwinder bestätigt.
                              Eine neue Methode zur Unterscheidung verschiedener
                                    											Zucker. Die von A. Villiers und FayolleComptes rendus, 1895 CXXI S. 75, durch
                                          														Scheiblerl's Neue Zeitschrift für
                                             														Rübenzuckerindustrie, 1895 XXXV S. 285.
                                 										gefundene Methode gründet sich auf die Thatsache, dass eine Lösung von
                                 										Rosanilin, die mit einer ganz kleinen Menge schwefliger Säure entfärbt wird,
                                 										sich wieder färbt, wenn man sie mit Aldehyden, dagegen farblos bleibt, wenn man
                                 										sie mit Ketonen zusammenbringt. Einige Zucker, z.B. Traubenzucker, Invertzucker
                                 										und Galaktose, ebenso die reducirenden Dextrine verhalten sich wie Aldehyde,
                                 										während andere, z.B. Lävulose und Sorbin, sich wie die Ketone verhalten. Man
                                 										kann also auf diese Weise feststellen, ob ein Zucker Aldehyd- oder Ketonnatur
                                 										hat. Die verwendeten chemisch reinen concentrirten Zuckerlösungen müssen neutral
                                 										sein, da Säuren die Rosanilinreaction stören. Rohrzucker, Maltose und Laktose
                                 										geben anfangs keine Färbung; bleiben sie aber mit der entfärbten Rosanilinlösung
                                 										einige Tage in Berührung, so beginnt die Röthung, die allmählich zunimmt.
                                 										Offenbar werden diese Zucker beim Stehen invertirt und bilden dabei Zucker von
                                 										Aldehydnatur, die die entfärbte Rosanilinlösung wieder roth färben.
                              Die Bestimmung der Zuckerarten durch
                                    											Kupferkaliumcarbonat. Vor mehreren Jahren hat H. OstChemiker-Zeitung, 1895 XIX S.
                                          												1783., von „Soldaini's
                                    											Reagenz“ ausgehend, eine Lösung von Kupferkaliumcarbonat hergestellt und
                                 										zur Bestimmung der Zuckerarten empfohlen. Da aber diese Lösung an mehreren
                                 										Uebelständen gelitten hat, so hat Ost die
                                 										Zusammensetzung der Lösung etwas geändert und enthält dieselbe nun in 1 l:
                              
                                 
                                    17,5 g
                                    CuSO4 + 5H2O
                                    
                                 
                                    250 g
                                    K2CO3
                                    
                                 
                                    100 g
                                    KHCO3
                                    
                                 
                              Die angewendeten Kaliumcarbonate müssen chemisch rein sein und ist die
                                 										Kupfersulfatlösung in die Lösung der Kaliumcarbonate langsam einzutragen, damit
                                 										keine grösseren Mengen Kohlensäure entweichen. Die fertige Lösung ist eventuell,
                                 										unter Entfernung des ersten Filtrates, durch Asbest oder Papier zu filtriren.
                                 										Die Wirkungswerthe der neuen Lösung gegen die Zuckerarten wurden neuerdings
                                 										festgestellt und hierbei Dextrose, Lävulose, Invertzucker und Maltose zu den
                                 										Untersuchungen herbeigezogen und die entsprechenden Reductionstabellen
                                 										aufgestellt. Die Vorzüge dieser Kupferkaliumcarbonatlösung sind die folgenden:
                                 										1) Die Lösung greift Rohrzucker weniger an als die Fehling'sche Lösung; 2) die durch 1 Th. Zucker gefällte Kupfermenge
                                 										beträgt das 1½- bis 2fache von der durch Fehling'sche Lösung
                                 										abgeschiedenen; 3) der Wirkungswerth gegen die einzelnen Zuckerarten weist
                                 										grössere Unterschiede auf, und 4) die Kochdauer beeinflusst das Ergebniss
                                 										weniger als bei Fehling'scher Lösung.
                              Für besondere Zwecke verwendet Ost eine kupferarme Kupferkaliumcarbonatlösung, welche
                              
                                 
                                    3,6 g
                                    CuSO4 + 5H2O
                                    
                                 
                                    250 g
                                    K2CO3
                                    
                                 
                                    100 g
                                    KHCO3
                                    
                                 
                              in 1 l enthält.
                              Diese äusserst haltbare Lösung kann mit Vortheil zur Bestimmung des Invertzuckers
                                 										da angewendet werden, wo nicht reducirende Zucker vorherrschen, z.B. im
                                 										Rübenrohzucker. Ausserdem dient diese Lösung zum qualitativen Nachweis von
                                 										Spuren reducirender Zucker überhaupt und übertrifft hierin jedes andere Reagenz
                                 										an Zuverlässigkeit.
                              Reductionsvermögen der Lävulose. Zur
                                 										gewichtsanalytischen Bestimmung der Lävulose hat R.
                                    											Lehmann Tabellen ausgearbeitet und hierbei eine aus Inulin mittels ½
                                 										Proc. Schwefelsäure bereitete syrupartige Lävulose benutzt, welche 83,14 Proc.
                                 										Zucker enthielt. O. ŠulcListy
                                             														Chemické, 1895 XIX S. 1. hat reine
                                 										krystallisirte Lävulose verwendet und festgestellt, dass man bei der
                                 										gewichtsanalytischen Bestimmung nach Lehmann mehr
                                 										reducirtes Kupfer erhält, als die Lehmann'sche
                                 										Tabelle eigentlich anzeigt. Bei sehr verdünnten Lösungen stimmen zwar die
                                 										Resultate ziemlich überein, jedoch bei grösserer Concentration zeigen sich sogar
                                 										Differenzen von mehr als 20 mg. Diese Differenzen veranlassten Šulc zu einer neuen Berechnung der Lehmann'schen Tabelle, welche von 20 bis 430 mg
                                 										Kupfer geht.
                              Zur volumetrischen Zuckerbestimmung mittels
                                    											Kupferoxydammoniaklösung empfiehlt Z.
                                    												PeškaIbid. S.
                                          													45. die von Pavy
                                 										vorgeschlagene Modifikation der Fehling'schen
                                 										Lösung, nämlich Zusatz von Ammoniak zu derselben. Die Titration wird in der
                                 										Weise durchgeführt, dass man die Kupferlösung auf 80° C. erhitzt und hierauf die
                                 										Zuckerlösung aus einer Bürette vorsichtig an der Seiten wand des Becherglases
                                 										herabfliessen lässt. Damit aber eine Wiederoxydation der Kupferoxydammonlösung
                                 										durch den Sauerstoff der Luft verhindert wird, empfiehlt Peška die zu reducirende Lösung mit einer dichteren indifferenten
                                 										Flüssigkeit zu bedecken, so dass der Luftzutritt ganz abgeschlossen wird. Peška empfiehlt hierfür ParaffinölIn Bezug auf diesen Vorschlag nimmt
                                       												übrigens A. Allen die Priorität für sich in
                                       												Anspruch. (Chem. News, 1895 Bd. 71 S.
                                       												257.), welches zugleich das Entweichen des Ammoniaks
                                 										verhindert und eine unter gleichbleibenden Bedingungen vor sich gehende Arbeit
                                 										ermöglicht. Die modificirte Fehling'sche Lösung
                                 										wird in folgender Weise bereitet: 6,927 g chemisch reines Kupfersulfat werden im
                                 										Wasser gelöst und nach Zusatz von 160 cc 25procentigem Ammoniak auf 500 cc
                                 										ergänzt; in einem zweiten Gefäss werden 34,5 g Seignettesalz und 10 g
                                 										Natronhydrat gelöst und die Lösung ebenfalls auf 500 cc aufgefüllt. Zur genauen
                                 										Durchführung der Methode genügen drei Bestimmungen. Zuerst fügt man zu 50 cc der
                                 										Kupferlösung 50 cc Seignettesalzlösung, bedeckt sofort mit einer 0,5 cc hohen
                                 										Paraffinölschicht und erhitzt auf 80° C. Die Zuckerlösung wird dann nach und
                                 										nach unter vorsichtigem Umrühren eingelassen, bis 1 cc derselben die Entfärbung
                                 										der blauen Flüssigkeit zur Folge hat. Dabei darf die Temperatur 85° nicht
                                 										übersteigen. Diesem Vor versuche folgen zwei ganz genaue Versuche. Die Fehling'sche Lösung wird bei 80° mit so viel
                                 										Zuckerlösung versetzt, dass die Lösung eben noch blau bleibt. Man erhitzt dann
                                 										rasch auf 85° und lässt die Zuckerlösung in der Menge von 0,1 cc bis zur
                                 										Entfärbung der Lösung hinuntertropfen. Der dritte Versuch ist nur ein
                                 										Controlversuch des zweiten und darf von demselben maximal nur um 0,1 cc
                                 										differiren.
                              Für die analytische Praxis hat PeškaZeitschrift des
                                             														Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches,
                                          													1895 XXXXV S. 916. brauchbare Tabellen aufgestellt
                                 										und zwar für Glykose, Invertzucker, Milchzucker und Maltose. Die Methode gibt im
                                 										Ganzen richtige Resultate, oder doch wenigstens solche, wie man sie von einer
                                 										volumetrischen Methode verlangen kann. In manchen Fällen, wo ammoniakalische
                                 										Verbindungen vorhanden sind, kann man die gewichtsanalytische Methode nicht
                                 										einmal benutzen, und in solchen Fällen ist die volumetrische Methode mit
                                 										Kupferoxydammoniaklösung die einzige chemische Methode, die richtige Resultate
                                 										gibt. Die volumetrische Methode kann man überall benutzen, wo man sich eine 0,1-
                                 										bis 1procentige Zuckerlösung bereiten kann, für welche Concentrationen die
                                 										Tabellen aufgestellt sind. Sehr vortheilhaft ist, wenn man über farblose
                                 										Zuckerlösungen verfügt.
                              Anlass zu dieser Arbeit gab eine Abhandlung von F.
                                    												GaudComptes rendus, 1894 Bd. 119 S.
                                          													651. welcher jedoch zum Luftabschluss einen
                                 										Wasserstoff- oder Stickstoffstrom benutzte. Peška
                                 										bezeichnete als Vortheil seiner Modifikation die constante Concentration der
                                 										reagirenden Flüssigkeiten, was bei relativen Methoden, wie die
                                 										Oxydationsmethoden der Aldosen und Ketosen überhaupt sind, unbedingt nothwendig
                                 										ist. Maassgebend bei diesen Methoden ist gleiche Oxydation bei gleichen
                                 										Bedingungen, was jedoch bei der Methode Gaud nicht
                                 										der Fall ist, da bei derselben die Oxydationsbedingungen durch Austreiben des
                                 										Ammoniaks fortwährend geändert werden.
                              Ueber die Frage: Warum beeinflusst die Gegenwart von
                                    											Bleisalzen die Resultate der Fehling-Soxhlet'schen Titrirungen? liegen
                                 										ausführliche Untersuchungen von A. BornträgerDie deutsche Zuckerindustrie, 1895 XX
                                          													S. 1711. vor, aus welchen sich folgende Schlüsse
                                 										ziehen lassen: 1) In Gegenwart von Bleisalzen findet man in Lösungen von
                                 										Invertzucker, Dextrose oder Milchzucker bei der Titrirung nach Fehling-Soxhlet geringere Gehalte an diesen
                                 										Zuckerarten als bei Abwesenheit von Blei. 2) Ein Theil des gegenwärtigen Bleies
                                 										geht in die Kupferoxydulniederschläge über. 3) Der Einfluss der Bleisalze auf
                                 										die Resultate der Titrirungen mit der vierfach verdünnten Fehling'schen Lösung erreichte bei Erhöhung des
                                 										Bleizusatzes rasch seine Grenze. Beim Arbeiten mit der unverdünnten Fehling'schen Flüssigkeit wuchs dagegen mit
                                 										Steigerung des Bleizusatzes jener Einfluss fortwährend, so dass er schliesslich
                                 										den bei Vornahme der Verdünnung beobachteten stark überragte. 4) Sowohl bei
                                 										Vornahme als bei Unterlassung der Verdünnung wurde um so mehr Blei gefunden, je
                                 										grösser der Bleizusatz gewesen war. 5) Bei gleichen Bleizusätzen ist stets mehr
                                 										Blei mit niedergefallen, wenn die alkalische Kupferlösung verdünnt worden war,
                                 										als im anderen Falle. 6) Wenn man je 50 cc Fehling'scher Lösung
                                 										mit 5 cc Bleizuckerlösung vom spec. Gew. 1,200 bis 1,220 oder mit 5 cc Bleiessig
                                 										Ph. G. III vom spec. Gew. 1,240 bis 1,250 versetzt, so ergibt sich bei Vornahme
                                 										der Verdünnung ein stärkerer Einfluss des Bleisalzes auf die Resultate der
                                 										Titrirungen und ein höherer Gehalt der Kupferoxydulniederschläge an Blei, als
                                 										wenn die Verdünnung unterlassen worden war. Im letzteren Falle ist die
                                 										Beeinflussung der Resultate der Titrirungen im Allgemeinen eine etwas stärkere
                                 										gewesen bei Anwendung ungefähr 1procentiger als von etwa 0,5procentigen
                                 										Invertzuckerlösungen. Bei Vorliegen der letzteren wurde aber etwas mehr Blei in
                                 										dem Niederschlage angetroffen. 7) Wenn bei der Reduction die Kochdauer länger
                                 										als 2 Minuten währt, ohne dass die Zuckermenge geändert wird, so scheint weniger
                                 										Blei im Kupferoxydulniederschlag enthalten zu sein, als bei letzterer Kochdauer.
                                 										8) Ebenso wurde bei Anwendung von weniger und mehr Zuckerlösung, als zur genauen
                                 										Reduction erforderlich war, bei 2 Minuten Kochdauer zu wenig Blei im
                                 										Niederschlag gefunden. 9) Es ist für die Ausbeute an Bleisulfat gleich, ob man
                                 										den Kupferoxydulniederschlag im Wasserstoffstrom oder an der Luft abfiltrirt und
                                 										auswäscht. 10) Papierfilter dürfen zum Abfiltriren der Kupferoxydulniederschläge
                                 										behufs der Bleibestimmung nicht verwendet werden, da jene aus alkalischen
                                 										Flüssigkeiten recht erhebliche Mengen Blei aufzunehmen vermögen. 11) Mit
                                 										verdünnter Salpetersäure ausgekochter Asbest besitzt diese Eigenschaft nicht
                                 										oder kaum.
                              In einer zweiten Mittheilung über dasselbe Thema befasst sich BornträgerDie deutsche Zuckerindustrie,
                                          													1895 XX S. 1741. mit der Frage: Warum fällt eine Bleiverbindung mit dem Kupferoxydul
                                    											aus? Nach den Versuchen scheint bei der Titrirung in Gegenwart von
                                 										Bleiacetaten mit dem Kupferoxydul kein Bleisalz mit einer organischen Säure
                                 										auszufallen. Bornträger glaubt daher auch nicht,
                                 										dass das Mitfallen des Bleies von einem nur in Gegenwart von Bleisalzen
                                 										auftretenden Oxydationsproducte des Zuckers organischer Natur abhängt. Es hängt
                                 										vielmehr das bei der Fehling-Soxhlet'schen
                                 										Titrirung in Gegenwart von Bleisalzen beobachtete Ausfallen einer Bleiverbindung
                                 										auch von der Anwesenheit des Kupfersalzes ab und nicht nur von derjenigen des
                                 										Invertzuckers und des Bleisalzes. Es entsteht nun die Frage, ob das Ausfallen
                                 										des Bleies nicht etwa auf eine Mitreduction von Bleioxyd zurückzuführen sei, und
                                 										wird Bornträger auf diese Frage in einer folgenden
                                 										Mittheilung zurückkommen.
                              Ueber Vorkommen, Eigenschaften und Wirkungen der
                                    											Caramelcomponenten des Rohrzuckers. Die von C.
                                    												VolmerZeitschrift des Vereins für die
                                             														Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S.
                                          													451. angestellten Untersuchungen wurden bereits im
                                 										J. 1883 ausgeführt, aber erst jetzt veröffentlicht. Anlass zu diesen
                                 										Untersuchungen boten empfindliche Schäden an Dampfkesseln. Sämmtliche Nähte
                                 										waren gelockert, die Kesselbleche stark durchbeult und tiefe Corrosionen
                                 										zeigend. Der ganze Innenraum der Kessel war mit einer etwa 50 bis 60 mm, auf der
                                 										Bodenplatte sogar bis 300 mm starken Schicht einer Masse überzogen, die genau
                                 										den Habitus erdiger Braunkohle zeigte. Auch im Hauptdampfrohr fanden sich grosse
                                 										Massen einer erstarrten, schwarzbraunen Materie, die an den Verschraubungen in
                                 										glänzenden Stalaktiten ausgeschwitzt war. Diese aufgefundenen Substanzen,
                                 										von denen man sich mit Recht Aufklärung über den Grund jener Zerstörungen
                                 										versprach, erwiesen sich bei der Untersuchung als mehr oder minder weitgehende
                                 										Zersetzungsproducte des Rohrzuckers (Caramelan, Caramelen, Caramelin), die aber
                                 										unter der combinirten Einwirkung von gespanntem Dampf oder Metallen bezieh.
                                 										Metalloxyden in eigenartiger, für ihre chemische Individualität
                                 										charakteristischer Form auftraten.
                              Volmer hat ferner durch specielle Versuche gezeigt,
                                 										dass die Gegenwart von Metallen einen beschleunigenden Einfluss auf die
                                 										Zersetzung des Zuckers ausübt, wie er auch gefunden hat, dass zunächst unter der
                                 										gemeinsamen Einwirkung der bei beginnender Zersetzung nascirenden Wasserelemente
                                 										und der entstehenden sauren Caramelcomponenten eine sehr energische Oxydation
                                 										stattfindet – ein Vorgang, durch welchen der Kesselwand erhebliche Quantitäten
                                 										Metall entzogen werden und jene daher ein oberflächlich zerfressenes Aussehen
                                 										erhält. Es erscheinen daher die durch weitergehende Zersetzung des Zuckers sich
                                 										bildenden Substanzen geeignet, grössere Schäden zu verursachen, zumal wenn sich
                                 										diese chemischen Vorgänge innerhalb der zur Dampferzeugung bestimmten Apparate
                                 										vollziehen.
                              Von dem bei der Osmose sich ausscheidenden Schleim und
                                    											den aus demselben entstehenden Dextranstoffen. Nach K. AuderlikZeitschrift für Zuckerindustrie in
                                             														Böhmen, 1895 XX S.84. ist dieser Schleim
                                 										das Resultat des Lebens gewisser Bakterien und besteht die frische Substanz fast
                                 										ausschliesslich aus einer Form von Mikroorganismen, welche dicht an einander
                                 										gruppirt und dem Anscheine nach unter einander mittels des ausgeschiedenen
                                 										formlosen Stoffes verbunden sind. Die Färbung des Schleimes tritt erst später im
                                 										Stadium der Zersetzung desselben auf und hat ihren Ursprung nicht in der
                                 										Melasse, nachdem die Nährflüssigkeit ausschliesslich verdünntes Osmosewasser
                                 										ist. Die zuerst alkalische Nährflüssigkeit wird in Berührung mit dem Schleime
                                 										sauer und reducirt die Fehling'sche Lösung. Falls
                                 										sich unter den Osmogenen viel Schleim anhäuft und derselbe in verdünntes, in
                                 										grösseren Reservoirs aufbewahrtes Osmosewasser gelangt, so kann er dasselbe
                                 										sauer machen und bedeutend invertiren. Zur Schleimentwickelung sind nebst der
                                 										vorangegangenen Infection folgende Bedingungen nöthig: Stetiges tropfen weises
                                 										Zufliessen von Osmosewasser, genügender Luftzutritt, Temperaturen von 18 bis 30°
                                 										R. und stetiger Abfluss der Nährflüssigkeit.
                              Die Schleimentwickelung vollzieht sich hauptsächlich auf Kosten der Saccharose,
                                 										welche dabei in Glukose und Lävulose zerlegt wird. Die Glukose wird als
                                 										plastisches Material zur Bildung von Bakterienzellen verwendet, während die
                                 										Lävulose einer weiteren Zersetzung unterliegt. Wenn der Schleim in bedeutenden
                                 										Mengen auftritt, so werden dadurch Verluste an Zucker herbeigeführt. Die
                                 										chemische Untersuchung hat ergeben, dass frischer Schleim weniger
                                 										Trockensubstanz und weniger mittels Wasser auslaugbare Stoffe als alter Schleim
                                 										enthält. Die löslichen Stoffe sind Produete der Schleimzersetzung in Folge der
                                 										verschiedenen Gährungsprocesse, die hier vor sich gehen und mit der Bildung von
                                 										Fettsäuren, namentlich aber der Milchsäure, verbunden sind; nebstdem scheint es,
                                 										als ob ein Theil der unlöslichen Schleimtrockensubstanz durch besondere, bei der
                                 										Gährung entstehende diastatische Fermente löslich wird, da eine mittels Abpressen durch ein
                                 										Tuch von dem Schleime abfliessende Lösung Dextran lieferte, welcher Körper
                                 										unzweifelhaft hydrolytisches Product eines im Wasser unlöslichen schleimartigen
                                 										Stoffes ist. Ein älterer Schleim verbreitet mit Alkalien einen ammoniakalischen
                                 										und methylaminartigen Geruch.
                              Die weiter vom Verfasser durchgeführten hydrolytischen Versuche ergaben folgende
                                 										Resultate: Der mittels Wasser nicht auslaugbare Schleimbestandtheil wird durch
                                 										die Hydrolyse löslich und liefert Producte, welche sich je nach der Intensität
                                 										des hydrolytischen Processes verschieden verhalten. Jene Producte sind Dextrane
                                 										mit allen Uebergangsproducten, deren letztes Glied die Dextrose bildet. Der im
                                 										Wasser unlösliche Schleimbestandtheil ist demnach ein an die Hemicellulose
                                 										erinnernder Stoff. Die Dextranproducte der Hydrolyse kann man nach dem Verhalten
                                 										gegenüber dem basischessigsauren Blei in zwei Hauptgruppen theilen: Gruppe a)
                                 										enthält die fällbaren, Gruppe b) die nicht fällbaren Dextranstoffe. Die Gruppe
                                 										a) enthält wieder zwei charakteristische Dextrantypen; beide reduciren die Fehling'sche Lösung nicht. Die wässerige Lösung des
                                 										einen Typus opalisirt stark und besitzt ein schwächeres Drehungsvermögen,
                                 										während die wässerige Lösung des zweiten Typus nicht opalisirt und ein stärkeres
                                 										Drehungsvermögen besitzt. Hierher liesse sich auch ein dritter Typus einreihen,
                                 										welcher sich vom zweiten dadurch unterscheidet, dass Alkohol aus demselben ein
                                 										erst nach längerer Zeit in Syrup übergehendes Pulver ausscheidet. Dieser Typus
                                 										bildet die Grenze zwischen den beiden Haupttypen und reducirt bereits die Fehling'sche Lösung. Die Gruppe b) ist nicht mehr
                                 										von ausgesprochenem Dextrancharakter und bildet Uebergangskörper zur Dextrose.
                                 										Das Drehungsvermögen ist geringer als bei Gruppe a), ferner wird im Gegensatz zu
                                 										dieser Fehling'sche Lösung reducirt. Ein näheres
                                 										Studium der Körper dieser Gruppe steht noch aus und wäre dasselbe sehr
                                 										wünschenswerth.
                              N. RydlewskyDie deutsche Zuckerindustrie,
                                          													1895 XX S. 1411. hat einige
                                    											Aschenuntersuchungen nach Büttner-Meyer getrockneter Schnitzel
                                 										vorgenommen. Von verschiedenen Seiten wurde gefunden, dass die chemische
                                 										Zusammensetzung der Schnitzel durch das Trocknen beinahe gar nicht verändert
                                 										wird, dagegen aber der Aschengehalt durch die mitgerissene Flugasche eine
                                 										Vermehrung findet. Da nun der Aschengehalt der getrockneten Schnitzel von
                                 										verschiedenen Seiten sehr verschieden angegeben wird, so hat Rydlewsky zur Klärung der Sachlage seit drei
                                 										Campagnen Untersuchungen mit verschiedenem Rübenmaterial angestellt. Aus den
                                 										gesammten Analysen ergibt sich, dass durch den Trocknungsprocess die Schnitzel
                                 										keiner wesentlichen chemischen Veränderung unterliegen, wohl aber der
                                 										Aschengehalt um etwa 1 Proc., auf Trockensubstanz berechnet, wegen der
                                 										anhaftenden Flugasche steigt. Da die Flugasche 10 bis 15 Proc. Kalk (CaO)
                                 										enthält, so liegt darin die Ursache der Vermehrung des Kalkgehaltes der
                                 										getrockneten Schnitzel um 0,68 Proc. Ferner wurde auch durch Trocknen der
                                 										Schwefelsäuregehalt um 0,93 Proc. der Trockensubstanz vergrössert, in Folge
                                 										Oxydation der in den Feuergasen enthaltenen schwefligen Säure. Da bereits in
                                 										einigen Fabriken die neuen von Büttner-Meyer
                                 										construirten Hochdruckwalzenpressen aufgestellt sind und mittels dieser mit
                                 										Kalkzugabe abgepresste Schnitzel getrocknet werden, so wurden zum Vergleich
                                 										derselben mit ungekalkten Schnitzeln einige Proben untersucht. Die gekalkten
                                 										Trockenschnitzel weisen nun einen um 0,73 Proc. der Trockensubstanz höheren
                                 										Gehalt an Gesammtasche auf. Ferner ist durch den Kalkzusatz der Gehalt an CaO um
                                 										29,56 Proc. der Asche = 2,68 Proc. der Trockensubstanz vermehrt worden.
                              Ueber die Fütterung mit gekalkten Schnitzeln ist bis jetzt wenig bekannt
                                 										geworden. Maerker hat bei Hammeln gefunden, dass 50
                                 										g Kalk pro Tag und Stück nicht schaden, sondern eher zuträglich sind. Da aber
                                 										die Menge des Kalkes in den gekalkten Schnitzeln eine ziemlich bedeutende ist,
                                 										so müssen erst Fütterungsversuche ergeben, wie lange die Thiere ein derartiges
                                 										Futter aufnehmen können. Diese Versuche dürften von um so grösserem Interesse
                                 										für die Schnitzeltrocknung und in Folge dessen für die Landwirthschaft sein, als
                                 										bereits vereinzelte Klagen über das Füttern mit gekalkten Schnitzeln
                                 										auftauchen.
                              Ueber das Verhalten der Oxalsäure während der Einmiethung
                                    											von Rübenblättern und -köpfen liegen Untersuchungen von A. HerzfeldZeitschrift des Vereins für die
                                             														Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S.
                                          													828. vor. Als Miethen dienten grosse irdene
                                 										Steinkruken, die 4 bis 5 k Rübenblätter fassten. Das Material wurde fest
                                 										eingestopft und das Gefäss dicht verschlossen. Zum Entweichen der Gase diente
                                 										ein Glasröhrchen, welches durch ein Quecksilberventil abgesperrt war. Der erste
                                 										Versuch währte vom 26. October 1894 bis 14. August 1895; zwei Kruken waren
                                 										hierbei auf 60° C. erhitzt. Nach Beendigung des Versuches erwiesen sich die
                                 										Blätter nach praktischen Begriffen gut erhalten, nur das Erhitzen auf 60° C.
                                 										hatte eher ungünstig gewirkt, nachdem der Inhalt eine leichte Schimmeldecke
                                 										zeigte. In allen Fällen ist ein Theil der Oxalsäure während des Einmiethens
                                 										verschwunden, in Folge dessen die früher geäusserte gegentheilige Ansicht,
                                 										wonach die Oxalsäuremenge in der Miethe zunehmen soll, als widerlegt betrachtet
                                 										werden kann. Bei der zweiten Versuchsreihe wurden bereits eingesäuerte Blätter,
                                 										frische Köpfe und eingesäuerte Köpfe eingemiethet und währte der Versuch vom 10.
                                 										December 1894 bis 7. August 1895. Der Versuch mit den eingesäuerten Köpfen
                                 										missglückte durch Platzen der Kruken zur Winterszeit. Auch hier ist in den
                                 										Blättern die Menge der Oxalsäure bedeutend zurückgegangen; bei den Köpfen jedoch
                                 										konnte eher eine Zunahme von 0,02 Proc. beobachtet werden, welche jedoch
                                 										innerhalb der Fehlergrenzen der benutzten analytischen Methoden liegt.
                              F. StrohmerOesterreichisch-ungarische
                                             														Zeitschrift für Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895
                                          													XXIV S. 809. beschreibt eine
                                    											neue Scalenbeleuchtungsvorrichtung für Polarisationsapparate (Patent
                                 											J. und J. Frié-Prag). Der Apparat ist
                                 										namentlich für Metallscalen vorzüglich geeignet, erfordert keine eigene
                                 										Lichtquelle, sondern nur jene der Beobachtungslampe und lässt sich an jedem
                                 										Polarisationsapparat mit Keilcompensation anbringen. Der Apparat beruht auf dem
                                 										Princip, dass sich während der Ablesung in der glänzenden Oberfläche der Scala
                                 										gleichzeitig auch eine beleuchtete undurchsichtige oder mattirte, farblose oder
                                 										farbige Fläche aus Glas oder die Lichtquelle selbst nach bekannten optischen
                                 										Gesetzen abspiegeln, wodurch die Scala stark aufgehellt und die Ablesung eine
                                 										vollkommen sichere wird.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)