| Titel: | Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem letzten Viertel 1895. | 
| Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 113 | 
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                        Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem
                           								letzten Viertel 1895.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 91 d.
                           								Bd.)
                        Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem letzten Viertel
                           								1895.
                        
                     
                        
                           III. Zuckerfabrikation.
                           Zum Abmessen der in der Kalkmilch enthaltenen Kalkmenge steht seit vorigem Jahr ein
                              										neues Kalkmilchmessgefäss, Patent H. Štolc, Modell
                                 											1895Oesterreichisch-ungarische Zeitschrift für
                                          													Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1895 XXIV S.
                                       											821. in Anwendung.
                           
                           Dieses Messgefäss ist derartig construirt, dass man damit eine gewisse bestimmte
                              									Kalkmenge in Kalkmilchform abmessen kann, ohne dass der Dichtigkeitsgrad der
                              									Kalkmilch irgend welche Rolle spielt. Der einfache Apparat, der als eine
                              									hydrostatische Wage (Messgefäss mit einem einzigen Schwimmer) angesehen werden muss,
                              									soll sich in der Praxis bereits bestens bewährt haben. Vor der BenutzungZeitschrift für
                                       												Zuckerindustrie in Böhmen, 1895 XX 8. 115. muss der
                              									Apparat geprüft werden, ob er richtig arbeitet, und geschieht dies mittels normaler
                              									Kalklösung von 22° Bé. Das Messgefäss fungirt bis auf kleine Differenzen von ½ bis 1
                              									l von der ganzen Cubatur richtig, wenn alle Momente der Berechnung berücksichtigt
                              									worden sind, Für den Erfolg der Arbeit ist die Kalkmilchzugabe von grosser
                              									Wichtigkeit und man kann bei richtigem Functioniren des Messgefässes Ersparnisse
                              									erzielen, da man von der Kalkmilch nur so viel zugibt, als zur Saftreinigung nöthig
                              									ist, was das Messgefäss unter allen Umständen bewirkt.
                           J. SlaskiGazeta Zukrownicza, 1894/95 I S. 27, durch
                                       													Zeitschrift für Zuckerindustrie in
                                          													Böhmen, 1895 XX S. 208. befürwortet in einem
                              										Beitrag zur Controle der Saftreinigung die
                              									Einführung der von Wizbek empfohlenen Bezeichnung der
                              									Saftreinigung in Procenten des aus den Säften entfernten Nichtzuckers auf 100 Proc.
                              									des im Zucker ursprünglich enthaltenen Nichtzuckers. Dadurch wird ein
                              									anschaulicheres Bild gegeben, als durch die bisherige Bezeichnung der Saftreinheit
                              									durch den Quotienten, wie z.B. folgendes Beispiel zeigt: Aus 100 Th. des im
                              									ursprünglichen Rübensafte enthaltenen Nichtzuckers wurden
                           
                              
                                 durch
                                 Diffusion
                                 14,3
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 Saturation
                                 32,2
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Filtration
                                 0,8
                                 „
                                 
                              
                                 also zusammen
                                 47,3
                                 Proc.
                                 
                              
                           entfernt.
                           Die französischen Chemiker sind noch weiter gegangen, indem sie die Nichtzuckerstoffe
                              									in organische und anorganische theilen und deren Entfernung gesondert ausweisen,
                              									wodurch man namentlich ein klares Bild über die Entfernung des organischen
                              									Nichtzuckers bei der Saftreinigung gewinnt.
                           Das Rollfilter (Filter mit zusammengerolltem Filterbeutel),
                                 										System Bride und LachaumeJournal des fabricants de sucre, 1895 Bd.
                                       												36 Nr. 45. (D. R. P. Kl. 89 Nr. 79614 vom 13. Februar
                              									1894 ab), hat in Frankreich wegen der mannigfachen Vortheile eine ziemliche
                              									Verbreitung gefunden. G. Bureau gibt nun eine
                              									Beschreibung der Arbeitsweise in der Zuckerfabrik
                                 										Noyon, welche das Rollfilter zur Filtration von Dünnsäften, Dicksäften und
                              									Centrifugenabläufen verwendet, und heben wir von der Beschreibung jenen Theil
                              									hervor, der sich mit dem Rollfilter beschäftigt. Für die Dünnsäfte verwendet man in
                              									Noyon, welche Fabrik täglich etwa 200 t Rüben verarbeitet, ein Filter von zwölf
                              									Elementen, jedes von 5 qm Oberfläche. Diese Elemente sind in einen eisernen Kasten
                              									eingeschlossen, welcher in mehrere Abtheilungen eingetheilt ist und mit seinem
                              									Zubehör, wie Röhrenleitung und Ventile, zum Füllen und Entleeren einen Raum von
                              									3,650 m Länge, 1,700 m Breite und 1 m Höhe einnimmt. Jedes Element besitzt sein
                              									Zuführungs- und Ablassventil und kann jederzeit entfernt bezieh. ersetzt werden. Die
                              									Einrichtung des Rollfilters ist höchst einfach. Jedes Filterelement besteht aus
                              									einer Tasche in Form eines Sackes, welchen man zugleich mit einem Gerüst von
                              									biegsamem Gitterwerk aufrollt, wie man etwa eine Reisedecke zusammenrollt; das
                              									äusserste, offene Ende der Tasche wird über ein Eintrittsrohr für den Saft
                              									festgebunden. Für die Reinigung genügt es, den filtrirenden Apparat zu entrollen und
                              									das filtrirende Gewebe wird dann ohne jede Reibung gänzlich frei, so dass keine
                              									Beschädigung eintreten kann. Das Filter functionirt ohne Druck; der
                              									Niveauunterschied beträgt kaum 10 cm. Die filtrirten Dünnsäfte waren klar und von
                              									einem bemerkenswerthen Feuer und Glanz. Der Apparat ist von äusserst einfacher
                              									Construction, beansprucht ausserdem keine Unterhaltungskosten und stellt sich, wie
                              									es scheint, 50 Proc. billiger als die meisten mechanischen Filter. In Folge der
                              									Billigkeit kann der Apparat in ausgedehntem Maasse verwendet werden, dazu kommt
                              									noch, dass man in Folge der Filtration ohne Druck unter den besten Bedingungen
                              									suspendirte feste Theile und zähflüssige Substanzen abfiltriren kann. In Noyon wird
                              									der Dicksaft durch einen Bride-Lachaume'schen Apparat
                              									filtrirt, welcher vier Abtheilungen besitzt und einen Raum von 2,8 m Länge, 1,6 m
                              									Breite und 0,85 m Höhe einnimmt. Dieser Apparat besteht aus acht filtrirenden
                              									Elementen von je 5 qm und arbeitet gleichfalls ohne Druck. Auch hier sind die Syrupe
                              									von grosser Schönheit, von Glanz und Leichtflüssigkeit. Da die Rollfilter eine der
                              									wichtigsten Operationen der Fabrikation mit absoluter Vollendung und einem Minimum
                              									von Kosten ausführen, so sind sie einer ernsten Beachtung würdig.
                           E. SiegertDie deutsche Zuckerindustrie, 1895 XX S.
                                    											1703. beobachtete bei der Filtration von
                                 										Bubendicksaft über Holzwolle einen Alkalitätsverlust. Am ersten Tage
                              									filtrirte der Dicksaft ziemlich klar, am nächsten Tage schwammen kleine Flocken
                              									herum, der Saft sah hell und milchig aus und zeigte neutrale Reaction, die schweres
                              									Kochen verursachte. Der wässerige Extract der Holzwolle zeigte neutrale Reaction.
                              									Aus den Analysen geht hervor, dass die Holzwolle, vermuthlich indem sie salzbildende
                              									Stoffe in Lösung gehen lässt, die Eigenschaft haben muss, bedeutende
                              									Alkalitätsmengen abzustumpfen. Da eine gut präparirte Holzwolle Alkali nicht
                              									neutralisiren soll, so ist bei Verwendung Vorsicht nöthig.
                           Die Schaumkrystallisation nach G. Heydecke. O.
                                 										KöhlerDie deutsche Zuckerindustrie, 1895 XX S.
                                    											1374. hebt hervor, dass es verschiedene Verfahren gibt (Bock, Greiner-Degener), welche den Zweck haben, die
                              									gebildeten Zuckerkrystalle immer von Neuem mit übersättigtem Syrup
                              									zusammenzubringen, um sie auf diese Weise wachsen zu lassen. Dieser Zweck wird auch
                              									erreicht, aber mit zu grossen Kosten, bei sehr schlechten Nachproducten. In schöner
                              									und billiger Weise wird aber diese Aufgabe gelöst durch die
                              										„Schaumkrystallisation“ von G. Heydecke (D.
                              									R. P. Kl. 89 Nr. 77205 vom 7. August 1892 ab, identisch mit dem
                              									österreichisch-ungarischen Privilegium Nr. 43/3408 vom 13. April 1893), welches
                              									Verfahren in einer deutschen Zuckerfabrik mehrere Campagnen hindurch einer Prüfung
                              									unterzogen wurde. Die Versuche wurden mit erstem und zweitem Product durchgeführt
                              									und ergab sich aus denselben, dass bei Anwendung der Schaumkrystallisation die
                              									Ausbeute bedeutend höher und der Quotient des Ablaufes niedriger ausfiel als nach
                              									der alten Art des Einkochens.
                           Indem bei vorliegendem Verfahren die Füllmassen mit Luft behandelt werden, wird eine
                              									Masse gebildet, welche aus einem Gemenge von Syruptheilchen besteht, zwischen denen sich unzählige
                              									kleine Luftbläschen befinden. Die Luftbläschen verhindern ein Untersinken der
                              									Krystalle und dieselben können von der sie umgebenden Nährflüssigkeit wachsen. Jeder
                              									Krystall hat demnach eine bestimmte Menge Nährflüssigkeit zur Verfügung und nützt
                              									diese vollständig aus, wodurch schöne gleichmässige Krystalle entstehen. Neben der
                              									besseren Ausbeute an Zucker hat die Schaumkrystallisation gegenüber der alten
                              									Methode (Blankkochen und Stehenlassen der Füllmasse) noch andere Vortheile. Es fällt
                              									vor allem das schmierige und lästige Ausbringen der Füllmassen fort. Vom Vacuum bis
                              									zu den Centrifugen ist keine Handarbeit nöthig; die Masse bleibt homogen,
                              									dickflüssig und lässt sich leicht durch mechanische Hilfsmittel, wie Schnecke,
                              									geneigte Rinnen, Füllmassepumpe u.s.w., fortbringen, ohne dass sie vorher ausgekocht
                              									zu werden und durch ein Brechwerk zu gehen braucht. Weiters werden die Massen
                              									schneller reif als früher, so dass sie früher ausgebracht werden können und
                              									hierdurch eine Ersparniss an Zinsen und Zeit erhalten wird. Das Schleudern der
                              									Producte geht leicht von statten, da die ganze Füllmasse aus gleichmässigem
                              									Mittelkorn besteht. Der erhaltene Zucker hat ein schönes Aussehen und hohe
                              									Polarisation bei hohem Rendement. Zum Schluss sind noch die geringen Anlagekosten zu
                              									erwähnen.
                           Ueber die Neuheit des Manoury'schen Verfahrens „Zucker und
                                    											Melasse“ hat sich in verschiedenen deutschen und französischen
                              									Fachzeitschriften eine rege Polemik entsponnen und hat das Verfahren namentlich von
                              									deutscher Seite mit Recht eine strenge Kritik gefunden, indem hervorgehoben wird,
                              									dass dieses Verfahren nicht neu, sondern identisch mit dem vielfach angewendeten
                              									Patent Kuthe (D. R. P. Kl. 89 Nr. 59115 vom 30. Juli
                              									1890 ab) ist, welches wiederum mit den Wullf'schen
                              									Patenten Aehnlichkeit besitzt. Ueber die praktische Anwendung des Manoury'schen Verfahrens äussert sich zuerst E. LégierLa Sucrerie indigène et coloniale, 1895 Bd.
                                       												46 S. 437., welcher eine Beschreibung der Anwendung in
                              									der Zuckerfabrik Gonesse gibt. Das Verfahren bezweckt
                              									nämlich, in einer einzigen Operation aus der Füllmasse ersten Products allen
                              									extrahirbaren Zucker im Zustand weissen Zuckers ersten Products und Melasse zu
                              									erhalten, aus welcher man nach der in Zuckerfabriken üblichen Weise durch Verkochung
                              									keinen Zucker mehr erhält. Gonesse erzeugt nur weissen
                              									Zucker mit einem Rendement von mehr als 99 Proc. und Melasse. Das Verkochen beginnt
                              									wie gewöhnlich mit dem im Dreikörperapparat auf 25° Be. eingedickten Rübensaft. Wenn
                              									der Apparat zu zwei Drittel angefüllt ist, so hört man vollständig mit dem Einziehen
                              									des Dicksaftes auf und setzt das Verkochen mit dem zuckerreichen Centrifugenablauf
                              									(siehe unten) fort. Das Einziehen dieses Ablaufes wird so lange fortgesetzt, bis
                              									derselbe aufgebraucht ist; ist man bis zu diesem Punkt gekommen, so zieht man den
                              									auf 60° C. erhitzten zuckerarmen Ablauf oder Melasse nach, und zwar so lange, bis
                              									der Apparat angefüllt ist. Hierauf dickt man die Füllmasse bis auf ungefähr 6 Proc.
                              									Wasser ein und lässt sie dann ab. Der Sud fällt in eine wagerechte Maische mit
                              									Schaufeln und mit wagerechter Achse. Diese Maische, welche in der Form einer
                              									Rübenwäsche ähnlich ist, besitzt einen Mantel zur Circulation des zur Abkühlung der
                              									Füllmasse dienenden Wassers. Sobald der ganze Sud herausgefallen ist, setzt man
                              									das Rührwerk mit einer Geschwindigkeit von 12 bis 15 Touren in Bewegung und fügt
                              									eine wechselnde Menge eines Klärsels von 35° Bé. zu, welche je nach dem
                              									Concentrationsgrade und dem Reinheitscoëfficienten schwankt. Das Klärsel wird aus
                              									dem zuckerarmen Ablauf einer vorhergehenden Operation dargestellt und hat die
                              									Temperatur des Centrifugenraumes. Unbedingt nothwendig ist es, zwei Maischen zu
                              									haben (in Gonesse war dies nicht der Fall), damit die Füllmasse langsam auskühlt,
                              									Man verfährt dann in der Weise, dass man das Klärsel in verschiedenen Zeiträumen
                              									zulässt. Wenn zum Beispiel die Füllmasse 65° C. hat, so fügt man die erste
                              									Klärselgabe zu, kühlt die Maische und setzt das Rührwerk in Bewegung. Sobald die
                              									Temperatur auf 55° C. gesunken ist, fügt man wieder Klärsel zu und setzt die
                              									Operation so lange fort, bis die Temperatur von 40° C. erreicht ist. Alsdann beginnt
                              									man mit dem Schleudern, während das Maischen 3 bis 4 Stunden fortgesetzt wird. Die
                              									auf diese Weise aufgerührte Masse schleudert sich sehr gut. Die Vertheilung in den
                              									Centrifugen geht mit Hilfe des Transporteurs und der Füllmassenkutsche, System Moret, vollkommen vor sich. Der Centrifugenablauf wird
                              									in zwei Theile getheilt, in den ersten Ablauf, der zuckerärmer ist und in einem
                              									besonderen Gefäss gesammelt wird (es ist dies die Melasse), und in den zweiten,
                              									zuckerreicheren Ablauf, der von der Einwirkung des Klärsels, des Wassers und des
                              									Dampfes auf den Zucker herrührt und der wieder zum Kochen eingezogen wird.
                           Légier gibt nun aus dem Betrieb folgende Zahlen: Der
                              									Diffusionssaft enthält beim Beginn der Verarbeitung 15 Proc. Zucker vom Rübengewicht
                              									und man erhält 12,28 Proc. weissen Zucker mit einem Rendement von 99 Proc., welches
                              									11,98 Proc. an raffinirtem Zucker entspricht. Der Verlust ist also nur ungefähr 2,78
                              									Proc. Da keine gewöhnlichen Rohzucker hergestellt werden, so wird die Menge der
                              									Melasse mehr als die Durchschnittsmenge betragen. Man wird daher in Folge der
                              									Entlastung einen Gewinn von 14 Proc. besitzen. Ausserdem vermeidet man wenigstens
                              									zwei Nachproducte und dadurch auch unbekannte Verluste bei der Verarbeitung der
                              									Nachproducte. Auch die Ersparniss an Brennmaterial ist bemerkenswerth und berechnet
                              									sich dieselbe auf 20 k für 1 t Rüben.
                           Die Vortheile des Verfahrens sind noch von grösserer Wichtigkeit für die Raffinerien,
                              									da durch dasselbe die unmittelbare Abscheidung des gesammten, von der Melasse
                              									befreiten Zuckers ermöglicht wird, wobei sich folgende Vortheile ergeben: 1)
                              									Beseitigung des grössten Theiles der Knochenkohle; 2) bedeutend höhere Ausbeute an
                              									raffinirtem Zucker durch Vermeidung der Bildung von Caramel und Glukose, da die
                              									Nachproductenarbeit wegfällt; 3) unmittelbare Realisirung der Nachproducte; 4)
                              									beträchtliche Ersparniss an Feuerungsmaterial und Handarbeit; 5) besondere Vortheile
                              									in der Raffination der Colonialzucker, nachdem eine reinere Melasse erhalten wird,
                              									die durch den Consum höheren Anwerth findet.
                           Légier ist der Meinung, dass das Manoury'sche Verfahren eine grosse Zukunft zu haben scheint. Zum Schluss
                              									gibt er einige Analysenresultate von Füllmasse, zuckerreichem Ablauf und Melasse,
                              									welche dem Laboratoriumsjournal entnommen wurden. Diese Analysen geben F. SachsLa Sucrerie belge, 1895 Bd. 17 S.
                                       											95.Anlass zu einigen Bemerkungen, indem er hervorhebt,
                              									dass man aus denselben nicht klug wird, in Folge dessen anzunehmen ist, dass sie
                              									schlecht ausgeführt worden sind. LégierLa Sucrerie indigène
                                       												et coloniale, 1895 Bd. 46 S. 624. bemerkt dagegen, dass
                              									diese Analysen nicht von ihm herrühren, sondern von der Fabrik Gonesse, die daher auch verantwortlich ist.
                           Auf die früher erwähnten Angriffe deutscher Fachzeitschriften antwortet auch ManouryJournal des fabricants de sucre, 1895 Bd.
                                       												36 Nr. 45., indem er die Unterschiede zwischen seinem
                              									Verfahren und dem Verfahren von Kuthe hervorhebt. Es
                              									ergeben sich hierbei die folgenden Differenzen: Kuthe
                              									führt bei der Herstellung der Füllmasse am Ende des Verkochens eine ganz bestimmte
                              									Menge Melasse ein, während Manoury eine wechselnde
                              									Menge einführt, die durch den Nichtzuckergehalt der Dicksäfte bestimmt wird. Diese
                              									Arbeit ermöglicht Mutterlaugen von derselben Zusammensetzung wie die der Melasse zu
                              									geben, was das Kuthe'sche Verfahren nicht liefern
                              									kann.
                           Die Behandlung der Füllmasse ist bei beiden Verfahren eine verschiedene, nachdem bei
                              									dem Kuthe'schen Verfahren die Füllmasse heiss, nach Manoury aber kalt behandelt wird. Manoury behauptet ferner, dass das Hinderniss für die
                              									Ausbreitung des Kuthe'schen Verfahrens darin liegt,
                              									dass dasselbe nicht halten konnte, was es versprach.
                           Im Uebrigen muss aber Manoury eingestehen, dass das
                              									deutsche Patentamt seine Ansicht nicht getheilt und sein Patentgesuch abgelehnt hat.
                              									In einem späteren ArtikelLa Sucrerie indigène et coloniale, 1895 Bd. 46
                                    											S. 584. verspricht er, demnächst ausführlichere Zahlen über sein
                              									Verfahren zu geben, doch wird er in seiner Polemik derart persönlich (z.B. in
                              									Deutschland tadle man Verfahren schon deshalb, weil sie französischen Ursprunges
                              									sind), dass er seiner Sache in dem Auge eines unbefangenen Kritikers mehr schadet
                              									als nützt.
                           Zum Schluss seien noch die Ausführungen Herzfeld'sZeitschrift des Vereins für die
                                          													Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1895 XXXXV S.
                                       												908. hervorgehoben, welcher sich ebenfalls in dieser
                              									Frage äussert. Herzfeld meint, dass, wenn man in der
                              									Praxis die unter Syrupzusatz erhaltene Füllmasse wirklich auf einen Schlag in
                              									weissen Zucker und Melasse zerlegen könnte, Manoury mit
                              									der Behauptung über die Neuheit seines Verfahrens Recht hätte. In Wirklichkeit
                              									erhält man aber im regelmässigen Turnus beim Arbeiten nach Kuthe alsbald Abläufe von der Beschaffenheit der von Manoury verwandten. Eine solche Wiederverwendung ist
                              									aber in Deutschland seit mehreren Jahren gang und gäbe. Man kühlt dabei ab, soweit
                              									es irgend möglich ist, häufig auch bis 40° C. Das ist aber nicht immer ausführbar,
                              									ebenso wie es nicht möglich ist oder doch höchst unrationell wäre, nach dem
                              									Verfahren sämmtliche im Lauf der Campagne erzeugten Abläufe in die erste
                              									Füllmasse zurückzubringen. Man wird auch in Gonesse schliesslich in der laufenden
                              									Campagne einen Theil der Schleudersyrupe ganz regulär auf Nachproducte verkochen.
                              									Aus allem geht aber hervor, dass man auch in Frankreich nunmehr gleichfalls die
                              									Vortheile einer rationellen Sudmaischenarbeit einzusehen beginnt.
                           J. PokornyZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen,
                                       												1895 XX S. 1. berichtet über Kochversuche am Vacuum, wobei etwas höhere Transmissionscoëfficienten
                              									erhalten wurden, als sie H. Jelinek bei seinen
                              									Versuchen erhielt. Das eiserne Vacuum ist ein cylindrisch geformtes und aufrecht
                              									stehendes Gefäss, den unteren Theil bildet ein abgestutzter Kegel. Das Heizsystem
                              									besteht aus vier Kupferschlangen von 80 mm innerem Durchmesser und von etwa 3 mm
                              									Wandstärke und wird dasselbe mit directem Dampf geheizt. Die Schlangen, welche mit
                              									stellbaren Klappen versehen sind, münden in Centralautomaten, wohin sämmtliche
                              									Kochgefässe ihre Retourwässer ausgiessen. Die Transmissionscoëfficienten für
                              									Rohzuckerfüllmassen stellen sich folgendermaassen:
                           
                              
                                 
                                 Beim Kochversuch Jelinek
                                 Bei des Verfassers zwei ersten Ver-suchen im
                                    											Durchschnitt
                                 Beim dritten Kochversuch
                                 
                              
                                 In der I. Periode
                                 12,35 W.-E. (bis 80,85° Blg.)
                                       24,2 W.-E. (bis 83,9° Blg.)
                                 24,65 W.-E. (bis 83,6° Blg.)
                                 
                              
                                 „   „   II.     „
                                 10,50    „     (  „   90,71°   „  )
                                       10,24   „    (  „   91,0°   „   )
                                 16,07    „     (  „   90,6°   „  )
                                 
                              
                                 „   „  III.     „
                                   3,65    „     (  „   96,16°   „  )
                                         5,59   „    (  „   95,5°   „   )
                                   6,17    „     (  „   93,9°   „  )
                                 
                              
                           Die Unterschiede in der II. Periode erklärt sich Verfasser dadurch, dass während der
                              									Krystallisationsperiode bei den ersten zwei Versuchen stärkere Säfte eingezogen
                              									wurden und die Dampfventile somit weniger offen waren als beim dritten Versuch. Die
                              									Transmissionscoëfficienten sind darum höher ausgefallen als bei Jelinek, weil die Arbeit am Vacuum mehr forcirt werden
                              									musste, da die Vacuumstation im Verhältniss zu den Leistungen einer anderen Fabrik
                              									sehr knapp war. Die Kochversuche am Vacuum wurden während der Osmose nochmals
                              									wiederholt. Aus sämmtlichen Versuchen ergibt sich, dass beim Vacuum des alten
                              									Systems (Schlangen) die Totalheizfläche während der ganzen Dauer des Sudes nie ganz
                              									activ, d.h. nie zur Genüge mit Dampf gefüllt ist; wie sich die Verhältnisse bei
                              									Verdampfapparaten und modernen Vacuums gestalten, muss erst durch Versuche
                              									festgestellt werden.
                           Von J. HudecZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen,
                                       												1895 XX S. 167 und 174. liegen Betrachtungen über die Verdampfung und die Berieselungsverdampfapparate,
                              									sowie über die Frage: Wie viel Dünnsaft gelangt zur
                                 										Verdampfstation? vor, doch muss diesbezüglich auf die Originalabhandlungen
                              									verwiesen werden.
                           Ueber sein neues Verfahren zur Gewinnung und Trennung von
                                 										Rohrzucker und anderen Zucker arten aus unreinen, fremde Stoffe enthaltenden
                                 										Zuckerlösungen, wie z.B. aus Melasse, Pflanzensäften u. dgl., hat G. Kassner in D. p. J.
                              									1895 298 65 in einer längeren Abhandlung berichtet. Zu
                              									den Ausführungen Kassner's macht A. WohlScheibler's Neue
                                          													Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1895 Bd. 35 S.
                                       											174. bezüglich der Patentanmeldung und den
                              									Prioritätsansprüchen einige Bemerkungen, indem er ausführt, dass das Datum der Auslegung des
                              									Patentes für die Priorität der Erfindung entscheidend sei. Ferner theilt er mit,
                              									dass er das Bleisaccharatverfahren weiter bearbeitet hat und dass die Ergebnisse in
                              									einer Reihe von Zusätzen und Hauptanmeldungen abgeschlossen vorliegen, die demnächst
                              									ausgelegt werden. Auch die seit längerer Zeit in ziemlich grossem Maasstabe
                              									durchgeführten Betriebsversuche sind im Wesentlichen zum Abschluss gebracht, worüber
                              									seinerzeit berichtet werden wird.
                           Diesen Mittheilungen Wohl's ist mit Interesse
                              									entgegenzusehen. Es wird sich allerdings darum handeln, ob es auch wirklich gelingt,
                              									das Blei vollständig aus den Säften zu entfernen, und darin liegt für die Praxis der
                              									Schwerpunkt der Frage. Allerdings spielt auch die Kostenberechnung eine grosse Rolle
                              									und können darüber nur Versuche im Grossen bezieh. im Betrieb entscheiden.
                           Von Beachtung ist aber für vorliegende Frage eine Mittheilung von AltschulPharmaceutische Centralhalle für
                                          													Deutschland, 1895 XVI S. 707.: über die Möglichkeit
                                 										eines Bleigehaltes im Rübenzucker. Bei der gegenwärtigen darniederliegenden
                              									Lage der colonialen Zuckerindustrie ist es erklärlich, dass man in den Colonien
                              									versucht, den Rübenzucker im Gegensatz zu dem Rohrzucker als minderwerthiges Product
                              									hinzustellen, ja ihm womöglich schädliche Eigenschaften zuzuschreiben. In einem
                              									diesbezüglichen Artikel soll nun behauptet worden sein, dass der Rübenzucker Blei
                              									enthalte und dass man daher vor seiner Benutzung warnen müsse. Altschul hat nun die Ueberzeugung gewonnen, dass diese
                              									Warnung thatsächlich sehr beachtet worden ist und dass man wirklich ein Misstrauen
                              									gegen die Reinheit z.B. des deutschen Rübenzuckers hegt. Derartige tendenziöse
                              									Ausstreuungen sind aber nicht gleichgültig aufzunehmen, um so mehr, wenn das Kassner'sche Verfahren in die Praxis übergehen sollte.
                              									Auch Altschul ist der Meinung, dass noch der Beweis zu
                              									liefern sei, ob nach dem Kassner'schen Verfahren die
                              									vollständige Abscheidung des Bleies im Grossbetriebe und bei verschiedener
                              									Zusammensetzung des Rohzuckers gelingt. Er glaubt daher, dass es angezeigt wäre, in
                              									das Arzneibuch eine Prüfung des Zuckers auf Bleigehalt bezieh. Metallgehalt
                              									aufzunehmen, um wenigstens auf pharmaceutischem Gebiete jede Möglichkeit
                              									auszuschliessen, dass die Befürchtung eines Bleigehaltes im Rübenzucker einen
                              									Anschein von Berechtigung erlangen könnte.
                           Eine neue ununterbrochen arbeitende Centrifuge, System
                              										Kron-Schmerker, beschreibt F. GertychGazeta Zukrownicza, 1894/95 I S. 186, durch
                                       													Zeitschrift für Zuckerindustrie in
                                          													Böhmen, 1895 XX S. 210. und soll dieselbe
                              									selbst ein unerwachsener Arbeiter zu bedienen im Stande sein. Die Hauptneuigkeit der
                              									Construction besteht darin, dass die obere leere Trommelachse auf Druck eingerichtet
                              									ist und dass sich innerhalb der Trommel eine tellerförmige Vorrichtung befindet, an
                              									welche mittels Stützen die Trommeldecke und ein oben geschlossener, die Hauptwelle
                              									umgebender Cylinder befestigt ist; alle Theile sind untereinander fest verbunden und
                              									werden gleichzeitig mit der Trommel in Bewegung gesetzt. In dem Untertheile des
                              									Centrifugenpanzers ist – ähnlich wie bei der Centrifuge von Ssceniowski-Piatkowski – eine Oeffnung, durch welche der Zucker in die
                              									Transportvorrichtung entleert wird. Der Arbeitsgang ist folgender: Die Füllmasse
                              									wird durch das trichterförmige Einlassrohr in die Centrifuge eingebracht; der
                              									abfliessende Syrup wird in der üblichen Weise fortgeführt. Sobald der Zucker
                              									ausgeschleudert ist, wird ein Druckventil geöffnet, worauf der Druck durch die
                              									innere Wellenachse bis zu der freien oberen Trommelachse gelangt, wo er auf den
                              									Cylinder drückt, an welchem der bis zum Centrifugenboden reichende Teller befestigt
                              									ist. Der Teller wird mitsammt dem auf demselben angehäuften Zucker, sowie mit der
                              									Trommeldecke gehoben, worauf der gehobene Teller den Zucker in die
                              									Entleerungsöffnung schleudert. Hierauf wird der Druckhahn geschlossen, und der
                              									Teller mit der Decke und dem die Achse umgebenden Cylinder nimmt wieder die vorige
                              									Lage ein, so dass die Centrifuge von Neuem gefüllt werden kann.
                           Das Princip scheint gut zu sein, doch kann sich Gertych
                              									mit der complicirten Einrichtung nicht befreunden. So soll namentlich das Heben des
                              									Tellers sammt Zucker und Cylinder mittels Druck zu theuer kommen; ausserdem müssen
                              									die dünnen Liderungen ausgezeichnet durchgeführt sein, um die Centrifugalkraft
                              									überwinden zu können. Die Entleerung und die Füllung sind aber recht vortheilhaft,
                              									da die Energie der Centrifuge durch das Bremsen beim Einhalten nicht verloren
                              									geht.
                           Das Syndicat der französischen Zuckerfabrikanten hat der Association des chimistes de sucrerie et de distillerie de France einen
                              									Preis von 500 Francs für die beste Bearbeitung der Frage: „Ueber die
                                 										unbestimmbaren Verluste in der Zuckerfabrikation und die Mittel, sie zu
                                 										vermindern“ gewidmet. In der ausgeschriebenen Zeit ist nur eine einzige
                              									Arbeit eingelaufen, welche H. PelletBulletin de
                                          													l'Association des chimistes de sucrerie et de distillerie de
                                          													France, 1895 Bd. 13 S. 236. Vgl. auch die wörtliche
                                       												Uebersetzung in Scheibler's Neue Zeitschrift für
                                          													Rübenzuckerindustrie, 1895 XXXV S. 200 u. f.
                              									zum Verfasser hat. Die umfangreiche Arbeit, betitelt: Die
                                 										unbestimmbaren Verluste in der Zuckerfabrikation, ist aber, wie auch Pellet zugesteht, nicht vollständig und in manchen
                              									Punkten nicht einwurfsfrei. So gibt zum Beispiel Pellet
                              									keine Einzelheiten über die Verluste beim Verdampfen und Verkochen. Es konnte
                              									deshalb der Arbeit nicht der volle ausgesetzte Preis zugesprochen werden, und wurden
                              									ihr nur 300 Francs zuerkannt. Auf die Einzelheiten der umfangreichen Arbeit kann
                              									hier nicht näher eingegangen und muss diesbezüglich auf das Original verwiesen
                              									werden.
                           Pellet unterzieht in seiner Arbeit alle Stationen, eine
                              									nach der anderen, wo Zucker verloren gehen kann, einer strengen Controle und kommt
                              									hierbei zu folgenden allgemeinen Schlussfolgerungen: 1) Wenn man in der von ihm
                              									angegebenen Weise eine chemische Controle bei der Fabrikation, namentlich bei der
                              									Bestimmung des in dem Betriebe eingehenden Zuckers ausübt, so sind Verluste von 1
                              									bis 1,20 Proc. nicht möglich; dieselben werden weit geringer sein. 2) Aber auch von
                              									dieser geringen Zahl der unbestimmbaren Verluste kann ein wichtiger Theil bestimmt
                              									werden, welcher herrührt a) von der Einwirkung des Kalkes beim Eintritt und Austritt
                              									des gereinigten Saftes bei der wässerigen Polarisation, b) von den Zuckerverlusten
                              									bei den verschiedenen Stationen in der Fabrikation, namentlich in den Tüchern der
                              									Filterpressen und der mechanischen Filter für Säfte und Syrupe, von dem in den
                              									Säcken im Ueberschuss vorhandenen Zucker und von der Zersetzung des Zuckers während
                              									seiner Concentration. 3) Die Ziffer der wirklich unbestimmbaren Zuckerverluste wird auf 0,10 oder
                              									0,20 herabgemindert, welche nicht allein mit der Zahl des während der Verdampfung
                              									mitgerissenen Zuckers übereinstimmt, den man durch geeignete Einrichtungen direct
                              									bestimmen kann, sondern auch mit allem in den verschiedenen Manipulationen der
                              									Säfte, der Syrupe, der Füllmassen und dem Schlamme mechanisch verloren gegangenen
                              									Zucker gleichwertig ist. Diese mechanischen Verluste sind schwer zu bestimmen; zu
                              									ihnen gehören auch noch die Mengen von Zucker, die in Form verschiedener, gewöhnlich
                              									nicht analysirter und nicht gewogener Rückstände weggeführt oder als Waschwasser
                              									weggegossen werden, nachdem diese Niederschläge mit Substanzen behandelt worden
                              									sind, durch welche sie gelöst werden.
                           Im Anhang behandelt Pellet kurz die Verhältnisse bei der
                              									Rohrzuckerfabrikation, die aber mit denen der Rübenzuckerfabrikation eine grosse
                              									Aehnlichkeit besitzen.
                           Ueber die sogen. Graufärbung der Rohzucker, die in
                              									verschiedenen Zuckerfabriken beobachtet wurde, liegen weitere Arbeiten vor. O. KöhlerDie deutsche Zuckerindustrie, 1895 XX S.
                                       												864. weist nach, dass die rothe Farbe, die manche
                              									Rohzucker aufweisen, auf die Gegenwart von Eisensalzen zurückzuführen ist, und dass
                              									die Farbe nach der Zerlegung dieser Eisensalze in die entsprechenden Kalksalze
                              									verschwinden. Diese Umsetzung geht jedoch durch Kochen mit Kalkhydrat allein nicht
                              									vollständig vor sich, sondern erst durch sorgfältiges Behandeln mit Kohlensäure,
                              									wobei Eisen als Carbonat gefällt wird. Die Fällung des letzteren wieder gelingt nur
                              									bei Gegenwart von Kalk und nicht mittels blossen Durchleitens von Kohlensäure durch
                              									die Zuckerlösung.
                           J. MunierIbid. S.
                                       												1743. hat bei einem mit Trockenfäule zu verarbeitenden
                              									Rübenmaterial die Beobachtung gemacht, dass dasselbe einen vollständig grauen Zucker
                              									lieferte. Es wurde nun in dem Safte die Anwesenheit von Schwefelalkalien
                              									nachgewiesen. Da nun in dem Safte immer Eisen Verbindungen enthalten sind, oder
                              									Gelegenheit da ist, solche aufzunehmen, so ist die Bedingung vorhanden zur Bildung
                              									eines Sulfosalzes von Schwefeleisen-Schwefelkalium, dessen Analogon
                              									Schwefeleisen-Schwefelnatrium schon lange in der Sodaindustrie als sehr unangenehmer
                              									Körper von grossem Färbevermögen bekannt ist.
                           Nach der Mittheilung von Lunge färbt letztere Verbindung
                              									schon in der Menge von einigen Millionsteln blassgrün bis schwarzgrün oder braun, je
                              									nach der Concentration. Eine schwarzgrüne Farbe muss aber mit der natürlichen
                              									gelblichen Farbe des Rohzuckers eine graue Farbe geben. Uebergiesst man solchen
                              									grauen Zucker mit verdünnter Essigsäure, so tritt, nachdem das Sulfosalz zerstört
                              									ist, die natürliche gelbe Farbe des Rohzuckers auf. Das Sulfosalz ist in alkalischen
                              									Säften löslich und scheidet sich bei der Saturation theilweise, aber nie vollständig
                              									aus, nachdem selbst bei neutraler Reaction ein Theil gelöst bleibt. Das Sulfosalz
                              									konnte nun aus Eiweisszersetzungen oder aber auch aus schwefelwasserstoffhaltiger
                              									Kohlensäure herstammen. Im Rohsaft liess sich kein Schwefelwasserstoff nachweisen,
                              									dagegen reagirte der Saft immer alkalisch (auch von nicht faulen Rüben). Trotz der
                              									Erwärmung des Saftes auf 80° C. konnten daher die Eiweisstoffe nur theilweise zur
                              									Abscheidung gelangen und waren selbst noch in den Schaumdecken, die sich in den
                              									Sudmaischen bilden, nachweisbar. Setzt man zu solchem erwärmten Rohsaft
                              									Kalkmilch oder ungelöschten Kalk, so erhält man je nach der Länge der Einwirkung
                              									oder der Menge des Kalkes im Filtrat mit Bleiessig eine deutliche Braunfärbung,
                              									welche die Anwesenheit von Schwefelalkalien anzeigt. Alle Umstände, welche die
                              									Ausfällung des Eiweisses vor dem Kalkzusatze beeinträchtigen, wie alkalische
                              									Rohsäfte, schlecht functionirende Vorwärmer (auch bei normalen Säften) oder zu
                              									niedrige Temperatur in der Diffusion, ferner sehr grosse Kalkmengen oder eine
                              									unrationelle Anwendung der Trockenscheidung, können eine graue Farbe des Rohzuckers
                              									bedingen. Das Sulfosalz kann aber sehr leicht mittels eines durch den warmen Saft
                              									der ersten Saturation gepressten Luftstromes zersetzt werden. Hat man Kohlensäure
                              									von etwa 20 bis 29 Proc., der etwa 6 bis 10 Proc. Sauerstoff beigemengt sind, so
                              									wird diese Sauerstoffmenge wahrscheinlich schon zur Zerstörung des Sulfosalzes
                              									ausreichen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)