| Titel: | Ueberwegsignal der Pennsylvania-Steel-Company. | 
| Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 133 | 
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                        Ueberwegsignal der Pennsylvania-Steel-Company.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueberwegsignal der Pennsylvania-Steel-Company.
                        
                     
                        
                           Seit fast 10 Jahren schon liefert die Pennsylvania-Steel-Company für amerikanische Eisenbahnen Flügelsignale, welche mit
                              									Hilfe eines etwas grösseren Siemens'schen
                              									Magnetinductors direct, nämlich ohne Vermittelung von Triebwerken oder von sonstigen
                              									pneumatischen oder hydraulischen Zwischengliedern gestellt werden. Die betreffenden
                              									Magnetinductoren haben eine ganz ähnliche Anordnung wie jene, welche man allgemein
                              									auf den deutschen Eisenbahnen zum Abläuten der Züge verwendet; die durch Drehung der
                              									Inductorkurbel bezieh. des Inductorankers erzeugten Wechselströme gelangen in einen
                              									am Signalmaste angebrachten Elektromotor, der gleichfalls mit dem gewöhnlichen Siemens'schen Magnetinductor eine gewisse Aehnlichkeit
                              									besitzt, insofern er aus einer magnetischen Batterie besteht, zwischen deren Polen
                              									der seiner Länge nach mit Windungen versehene Anker drehbar angebracht ist. Bei der
                              									Signalgebung wird der zuletzt erwähnte Anker durch die seine Windungen passirenden
                              									Wechselströme des Magnetinductors abwechselnd nord- und südmagnetisch und also rasch
                              									hin und her geworfen, welche Bewegungen mittels einer eigenthümlichen
                              									Uebertragungsanordnung das Heben oder Senken des Signalflügels bewirken.
                           Diese von Long erdachte, anfänglich vorwiegend als
                              									Abschlussignal oder Ein- und Ausfahrtsignal benutzte Signalform ist in neuerer Zeit
                              									auch als Annäherungssignal für Bahnüberwege ausgeführt worden und hat sich
                              									gelegentlich der Weltausstellung in Chicago (vgl. H.
                                 										Heimann, Weichen und Signalsicherungen auf der Weltausstellung in Chicago,
                              									1893, Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                              									1895 Nr. 12 S. 348) das besondere Interesse der Signaltechniker erworben. Bei dem
                              									Ueberwegsignal ist die eigentliche Signalvorrichtung, welche zunächst des Ueberweges
                              									die bevorstehende Ankunft jedes einzelnen Zuges anzukündigen hat, jedoch kein
                              									Flügelsignal, sondern ein Läutewerk, dessen elektrischer Antrieb allerdings im
                              									Wesentlichen die gleiche Anordnung besitzt, wie beim Flügelsignal. Der Apparat kann
                              									aber viel einfacher werden, weil ja eine Uebertragung der Ankerbewegungen nicht zu
                              									erfolgen braucht und es hinreicht, dass an der Drehachse des Ankers zwei Klöppel
                              									befestigt sind, die kräftig an eine passend angebrachte Schelle schlagen, sobald der
                              									Anker durch eintreffende Wechselströme hin und her geworfen wird. Solcher
                              									Läutewerke, welche ersichtlichermaassen ebenso wohl durch jede andere Gattung von
                              									grösseren Weckern mit polarisirten Ankern ersetzt werden könnten, befinden sich bei
                              									jedem Bahnüberweg zwei, nämlich für jede Zugsrichtung eines; doch sind dieselben in
                              									der Regel unter einem gemeinsamen, wettersicheren Schutzkasten geborgen und auf
                              									einer Holzsäule zunächst dem Bahnüberwege etwa 3 m hoch über dem Boden
                              									angebracht.
                           
                           Mit jedem der beiden Läutewerke steht ein 250 bis 500 m vor dem Ueberwege neben
                              									dem Bahngleise aufgestellter Siemens'scher
                              									Magnetinductor durch eine längs der Bahnstrecke vorhandene gewöhnliche
                              									Telegraphenleitung in Verbindung, und die Anker dieser beiden Inductoren werden
                              									behufs Stromerzeugung mittels eines Radpedals durch die vorüberfahrenden Züge in
                              									Umdrehungen versetzt. Es sind sonach Stromsender und Stromquelle im vorliegenden
                              									Falle ähnlicher Weise zu einem einzigen Apparate
                              									verbunden, wie bei den verwandten Einrichtungen von Ducousser oder von Radecliffe (1895 295 * 256), bloss dass die letzteren den Vorzug besitzen,
                              									keines mechanischen Zwischengliedes zu bedürfen, wogegen sie allerdings auch nur
                              									weit schwächere Ströme zu liefern vermögen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 134
                              Fig. 1.Ueberwegsignal der Pennsylvania Steel-Company.
                              
                           Wie das Pedal und der Magnetinductor auf der Strecke
                              									angebracht sind, erhellt aus Fig. 1; der letztere
                              									befindet sich in dem staub- und wetterdichten Schutzkasten K, welcher zwischen zwei verlängerten Querschwellen des Eisenbahngleises
                              										SS1 mittels
                              									Winkeleisen und Schrauben befestigt ist, und steht mit dem Hebel H durch ein eigenes Gestänge und mit dem beim Ueberweg
                              									aufgestellten zugehörigen Läutewerk durch die als Kabel zugeführte Leitung L in Verbindung. Jedes auf den Schienenstrang S laufende Rad der in der Pfeilrichtung, d. i. in der
                              									Richtung gegen den Ueberweg, fahrenden Züge gelangt auf den stählernen, zufolge der
                              									Einwirkung einer kräftigen Wurmfeder etwa 5 bis 10 mm über Schienenoberkante
                              									emporragenden, knapp neben dem zunächstliegenden Schienenstrange S angebrachten Anlaufhebel H und drückt denselben nach abwärts, so dass eine mit ihm gekuppelte
                              									Kurbel h1 gleichfalls
                              									niederwärts gedreht wird. Die Kurbel h1 sitzt auf einer in Gestellswänden gelagerten, in
                              									den Kasten K hineinreichenden Welle W (Fig. 2), an welcher
                              									zunächst ihrem zweiten, im Kasteninneren befindlichen Ende der unten mit einer Rolle
                              										R versehene Arm h2 befestigt ist. Gegen h2 drückt der Federbolzen P einen daumenförmigen, auf einer Drehachse X festsitzenden Arm h3 derart, dass sich h2 mit R
                              									gegen den mittels zweier Schrauben s einstellbaren
                              									Anschlag N fest anlegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 134
                              Fig. 2.Ueberwegsignal der Pennsylvania-Steel-Company.
                              
                           Mittels der geschilderten Anordnung wird also bei jedesmaligem
                              									Niedergehen des Anlaufhebels H (Fig. 1) und der Kurbel h1 im Kasteninneren der Arm h3 (Fig. 2 – diese Abbildung stellt die Theile dar, wie
                              									sie von der Seite des Eisenbahngleises aus gesehen werden) durch h2 mit der Rolle R nach rechts gedreht; doch kehren beide Arme wegen des
                              									Druckes von P bezieh. der Spiralfeder F stets und sofort wieder in die Ruhelage zurück,
                              									sobald das Wagenrad, welches den Anlaufhebel H in
                              									Thätigkeit brachte, diesen passirt hat. Die hin und her gehenden Bewegungen der
                              									Welle X übertragen sich auf die Ankerachse X1 (Fig. 3) des in einer anstossenden Abtheilung des
                              									Schutzkastens aufgestellten, in der Zeichnung nicht weiter ausgeführten,
                              									gewöhnlichen Läuteinductors mit Hilfe eines Rades R, welches lose auf der Achse X (Fig. 2 und 3) steckt
                              									und mit derselben durch eine Kugelkuppelung (System E.
                                 										Langer oder Smith) so verbunden ist, dass es
                              									nur die Rückgänge von h3 (Fig. 2) mitmacht und dabei das auf der
                              									Inductorankerachse X1
                              										(Fig. 3) sitzende Trieb t1 antreibt, während R von jenen Drehungen, welche h3 (Fig. 2)
                              									von h2 erhält, nicht
                              									mitgenommen wird. Das Antriebrad R (Fig. 3) ist absichtlich in dieser Weise mit X gekuppelt, damit die den Inductor bewegende
                              									Triebkraft von den ungleichen Druckwirkungen der über den Anlaufhebel des Pedals
                              									hinweg gehenden Fahrzeuge unabhängig gemacht und lediglich von der leicht
                              									regulirbaren Spannung der Feder F (Fig. 2) und einer in keiner der Zeichnungen
                              									dargestellten, ähnlichen, auf die Achse X (Fig. 2 und 3)
                              									einwirkenden Spiralfeder beeinflusst wird. Auf der Achse X1 (Fig. 3)
                              									des Inductorankers sitzt nebst dem Trieb t1 noch ein Zahnrad R1 fest, welches durch den Eingriff in das Trieb t2 ein auf der Achse
                              										X2 aufgekeiltes
                              									Schwungrad R2
                              									mitzubewegen hat. Wenn also die Ankerachse X1 durch R gedreht wird,
                              									läuft die erstere zufolge des Einflusses von R2 auch in den Pausen weiter, welche jedesmal
                              									eintreten, wenn ein Rad des signalisirenden Zuges den Anlaufhebel überfahren hat. Es
                              									erzeugt sonach jeder Zug eine fortlaufende Reihe von Wechselströmen in der Dauer von
                              									15 bis 20 Secunden und ebenso lange währt beim Ueberweg das Geläute, welches die
                              									Annäherung des Zuges verkündet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 134
                              Fig. 3.Ueberwegsignal der Pennsylvania-Steel-Company.
                              
                           In der vorstehend geschilderten einfachen Anordnung ist jedoch die Vorrichtung nur
                              									für doppelgleisige Bahnen brauchbar, weil auf eingleisigen Strecken die
                              									Zeichengebung auch für solche Züge erfolgen würde, welche nicht gegen den Ueberweg
                              									verkehren, sondern von demselben kommen. Für die Verwendung auf eingleisigen Bahnen
                              									werden daher ganz besondere Apparate hergestellt, welche jenen für Doppelbahnen zwar
                              									im Wesentlichen gleichen, sich von denselben aber durch die Zugabe eines
                              									Ausschalters und eines zweiten Pedals unterscheiden. Das letztere ist ähnlich
                              									angebracht, wie der Anlaufhebel H in Fig. 1, doch liegt es nach dem Ueberweg zu unmittelbar
                              									vor H und besitzt die Form eines vorn abgerundeten
                              									Parallellineals, das durch zwei Gelenke neben der Schiene – beim Darüberwegfahren
                              									der Züge – auf und nieder geführt wird. Auch dieser Hebel ist, wie H mit W, durch einen
                              									Kurbelzapfen mit einer in das Kastenfach P (Fig. 2) eingeführten, zu W parallelen Welle verbunden, welche durch eine Wurmfeder so kräftig und
                              									in einem Sinne beeinflusst wird, dass die vorgedachte Anlaufschiene während der
                              									Ruhelage beiläufig 4 mm über den Kopf der Eisenbahnschienen emporragt. Der
                              									Ausschalter besteht aus einem Gelenkschieber, der zwischen dem Inductor und der zum
                              									Läutewerk gehenden Fernleitung eingeschaltet ist, und der den Strom weg herstellt,
                              									wenn er nach rechts geschoben, und umgekehrt den Stromweg unterbricht, wenn er nach
                              									links gezogen wurde. Die weitere Einrichtung ist nun so getroffen, dass der
                              									Ausschalter durch einen Mitnehmer, der auf der Welle des zweiten Anlaufhebels in
                              									geeigneter Weise angebracht ist, jedesmal nach rechts geschoben, d. i. in die
                              									Contactlage versetzt wird, wenn ein Zug den eigentlichen stromerregenden Anlaufhebel H (Fig. 1) zuerst und dann erst das zweite Aushilfspedal
                              									niederdrückt, während im umgekehrten Falle der besagte Mitnehmer den Umschalter
                              									jedesmal nach links schiebt und dadurch die Leitung unterbricht, so dass ein Strom
                              									nicht entstehen kann. Eine Stromgebung kann somit nur bei jenen Zügen eintreten,
                              									welche sich dem Ueberwege nähern, bei den Zügen aus entgegengesetzter Richtung
                              									jedoch nicht; bei den ersteren Zügen wird das Läutewerk thätig, bei den anderen
                              									bleibt es in Ruhe.
                           Laut der eingangs erwähnten Quelle ist die Ausführung dieser Signale eine geradezu
                              									vorzügliche, weil die sämmtlichen Theile mit Hilfe besonderer Präcisionsmaschinen
                              									hergestellt werden, ähnlich wie Gewehrbestandtheile in den Waffenfabriken.