| Titel: | Ueber das Bedrucken von Faserbändern, Garnen und Geweben. | 
| Autor: | H. Glafey | 
| Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 152 | 
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                        Ueber das Bedrucken von Faserbändern, Garnen
                           								und Geweben.
                        Von H. Glafey, Ingenieur,
                           									Berlin.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 124 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber das Bedrucken von Faserbändern, Garnen und
                           								Geweben.
                        
                     
                        
                           Eine Kettendruckmaschine, bei welcher der Druck vereinfacht, gleichmässiger gemacht
                              									und an Farbe gespart werden soll, hat Adolf Silverberg
                              									in Bedburg (Rheinpr.) in der Patentschrift Nr. 80230 in Vorschlag gebracht. Bei
                              									dieser Maschine wird die Farbe nicht durch eine in einem Trog laufende Farbrolle auf
                              									das auf eine Trommel gewickelte Garn übertragen, sondern dadurch, dass die Farbe
                              									durch einen zwischen einem wagerecht liegenden cylindrischen, rotirenden
                              									Farbbehälter und einem gleichfalls, aber schneller rotirenden Deckel gebildeten
                              									ringförmigen Schlitz in eine von beiden Theilen gebildete Rinne eintritt und von in
                              									dieser Rinne laufenden, besonders angetriebenen Druckrollen auf den auf einer
                              									Trommel befindlichen Garnstrang übertragen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 152
                              Kettendruckmaschine von Silverberg.
                              
                           Der Behälter a des in Fig. 17 und 18 veranschaulichten
                              									Farbwerks für die Druckfarbe ist von cylindrischer Form und wird von einer
                              									vierkantigen, im Gestell c wagerecht gelagerten Achse
                              										h getragen. Das Gestell c ist mit Laufrollen c1 versehen und kann mittels derselben auf den
                              									Schienen d und d1 hin und her geführt werden, entsprechend der
                              									Breite des zu bedruckenden Garnstranges. Die beiden mittleren, nach unten reichenden
                              									Arme c2 des Gestelles
                              										c tragen die Achse e,
                              									auf welcher das Zahnrad e1 befestigt ist. Dieses Zahnrad greift in eine unter der Laufschiene d befestigte Zahnstange z
                              									ein, so dass beim Schieben des Gestelles auf der Laufschiene das Zahnrad ex in Drehung
                              									versetzt wird. Auf der Achse e ist die Schnurscheibe
                              										m angeordnet, mittels welcher die auf der Achse h befestigte Schnurscheibe n und dadurch die Achse selbst, sowie die Trommel a in Drehung versetzt wird.
                           An dem anderen Ende der Achse e ist eine Stufenscheibe
                              										o angeordnet, von welcher aus die Stufenscheibe p in Drehung versetzt wird. Letztere ist an dem Deckel
                              										b, welcher das cylindrische Gefäss a an der einen Stirnseite abschliesst, befestigt.
                              									Derjenige Theil der Achse h, welcher den Deckel b trägt, ist rund gedreht, so dass der Deckel sich auf
                              									der Achse h drehen kann. Der Deckel ist nun so
                              									eingestellt, dass zwischen ihm und dem cylindrischen Gefäss a ein schmaler, ringförmiger Schlitz f
                              									verbleibt, aus welchem die Farbe, welche sich im Behälter a befindet, austreten kann. Die Achse h trägt
                              									an beiden Enden je zwei Arme kk, welche durch eine
                              									Schraubenfeder k1 mit
                              									einander verbunden sind. Die Arme k tragen oben die
                              									Wellen g, auf welch letzteren wiederum die Gummirollen
                              										g1 befestigt sind.
                              									Mittels der Schnurscheiben r und s werden die Wellen g und
                              									somit die Gummirollen g1 von der Welle h aus in Drehung versetzt.
                              									Aus Fig. 2 ist aus den
                              									Durchmessern der Schnurscheiben m und n und o und p ersichtlich, dass der Farbbehälter a eine geringere Umdrehungsgeschwindigkeit erhält als
                              									der Deckel b. Die Rollen g1 laufen in einer zwischen Behälter a und Deckel b
                              									angeordneten Rinne, in deren mittleren Theil sich der vorhin erwähnte Schlitz f zum Austritt der Farbe aus dem Behälter a befindet.
                           Der vorbeschriebene Apparat wird unter der Trommel i,
                              									welche den zu bedruckenden Kettenstrang trägt, hin und her geführt. In Folge dieser
                              									Bewegung wird durch das Zahnrad e1 eine Drehung sowohl des Behälters a, wie des Deckels b, als
                              									auch der Rollen g1
                              									bewirkt. Die Farbe tritt durch den Schlitz aus und wird bei Drehung von a und b den Rollen g1 zugeführt und durch
                              									diese auf die Kette gleichmässig übertragen. Die Arme k
                              									sind, wie bereits gesagt, durch eine Feder k1 verbunden und daher die Rollen g1 in der Lage,
                              									etwaigen Unebenheiten der den Kettenstrang tragenden Trommel sowie des
                              									Kettenstranges selbst nachzugeben. Die Lauf- bezieh. Druckflächen der Gummirollen
                              										g1 sind kreuzweise
                              									gerieft, wodurch ein gleichmässiges Speisen derselben aus dem Schlitz f erzielt und ein Ausquetschen der Farbe beim Drucken
                              									vermieden wird.
                           Ein besonderer Vortheil, den die beschriebene Vorrichtung bietet, besteht darin, dass
                              									ein ganz gleichmässiger Strich auf den Strang gedruckt wird und kein Nachverreiben
                              									nöthig wird. Wird Strich neben Strich gesetzt, so wird eine gleichmässige Fläche
                              									erzielt. Ferner wird an Farbe gespart, da keine überflüssige Farbe auf den Strang kommt. Auch kann
                              									die Farbe nicht eintrocknen, da sie sich in einem geschlossenen Behälter befindet,
                              									wobei letzterer vollständig leer gedruckt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 153
                              Fig. 19.Wickelmaschine von Albister.
                              
                           Anstatt das Kettengarn auf eine Trommel aufzuwickeln, hat William Mc. Albister, Lawrence, Mass., im amerikanischen Patent Nr. 242952
                              									vorgeschlagen, dasselbe auf einen polygonalen Körper, z.B. von rechteckigem
                              									Querschnitt, aufzuwinden und mit diesem über die Farbauftragwalzen hinwegzuführen.
                              									Der im Querschnitt quadratische Garnträger (Fig. 19)
                              									ruht mittels Zapfen L in den Lagern K auf einem Schlitten, der auf den wagerecht liegenden
                              									Schienen J hin und her bewegt werden kann. Unterhalb
                              									dieser Schienen sind die den beiden Druckwalzen GG1 entsprechenden Farbkästen E angeordnet, welche mittels der Keilschieber C durch die Kurbel F in Höhenrichtung
                              									verstellt und mittels geeigneter Heizvorrichtungen auf beliebige Temperatur gebracht
                              									werden können. Die beiden Druckwalzen sind mit Musterringen versehen, ähnlich wie
                              									diejenigen der Buntfarbendruckmaschinen für Strähngarne, und es entsprechen die
                              									Ringe der einen Walze den Aussparungen der anderen. Oberhalb des Garnträgers ruhen
                              									in dem Gestell zwei Gegen walzen V.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 153
                              Farbenauftragmaschine von Hallensleben.
                              
                           Ist das Garn einmal zwischen diesen und den Druckwalzen
                              									hindurchgeführt, so erfolgt eine Schaltung des Garnträgers um 90° und der Schlitten
                              									beginnt seinen Rücklauf. Sind auf diese Weise alle vier Seiten des Garnes bedruckt,
                              									so wird der Garnträger durch Herausnahme eines in eine getheilte Seite desselben
                              									eingeschobenen Keilstückes o. dgl. in seinem Umfang verringert, das Garn dadurch
                              									entspannt und kann abgenommen bezieh. auf dem Träger verdreht werden. Nach
                              									Beendigung dieser Arbeit wird das Garn wieder angespannt und der Arbeitsprocess
                              									wiederholt sich.
                           Damit die auf das auf eine Trommel o. dgl. gespannte Garn aufgetragenen Farben nicht
                              									in einander laufen, ist denselben bekanntlich eine Verdickung zugesetzt. Diese
                              									Verdickung verhindert nun aber bei dicken Garnen, dass die Farbe in dieselben
                              									hineinfliesst und sich so auch der auf der Trommel aufliegenden Seite des Fadens
                              									mittheilt, aus welchem Grunde die vorbeschriebene Einrichtung nur bei dünnen Garnen
                              									anwendbar ist.
                           Die in Fig. 20 und 21 dargestellte, durch
                              									D. R. P. Kl. 8 Nr. 59553 geschützte Vorrichtung von Otto
                                 										Hallensleben in Meiderich bei Oberhausen dagegen soll es ermöglichen, die
                              									Farbe gleichzeitig auf beide Seiten des Fadens aufzutragen. Zu diesem Zwecke besteht
                              									der Mantel der Trommel aus einem durchlochten, dünnen Blech, über dessen innere
                              									Seite gleichfalls eine Farbe auftragende Rolle F läuft.
                              									Der Wagen C trägt ausser dem unteren Farbkasten D in einem Bügel L noch
                              									den zweiten Farbkasten G, aus welchem die Farbe durch
                              									die Rollen J und H auf die
                              									Rolle F übertragen wird. Letztere ruht in einem auf der
                              									Achse der Rolle J gelagerten Gabelhebel K, welcher behufs festen Anpressens der Rolle an das
                              									durchlochte Blech mit einem Gewicht belastet ist. Das durch Hand- oder mechanischen
                              									Betrieb erfolgende Verschieben des Wagens bewirkt das Auftragen der Farbe auf das
                              									Garn durch die von beiden Seiten angepressten Rollen, wobei das beim Hin- und
                              									Herfahren entstehende seitliche Verschieben der Fäden es verhindert, dass durch die
                              									Zwischenräume zwischen den Löchern der Trommelwand nach dieser Seite ungefärbte
                              									Stellen entstehen.
                           Um dem Bügel LL freien Spielraum zu gewähren, darf die
                              									Trommel A nicht, wie dies sonst der Fall zu sein
                              									pflegt, eine Achse mit Speichen enthalten. Um dies zu vermeiden, ist die Trommel auf
                              									beiden Seiten mit einem starken Reifen versehen, welcher auf durch Böcke getragenen
                              									Rollen BB1 ruht.
                           Wenn die vorstehend beschriebene Vorrichtung zum Bedrucken dicker Garne auf beiden
                              									Seiten dazu verwendet werden soll, um für hochflorige Plüsche, z.B. Smyrnateppiche,
                              									das Muster auf die Polkette zu drucken, so muss die Trommel einen praktisch nicht
                              									mehr anwendbaren Durchmesser erhalten. Für einen Teppich, dessen Musterrapport 6 m
                              									Länge hat, würde z.B. die Kette in sechsfacher Länge, also mit 36 m langem Rapport
                              									bedruckt werden müssen, wozu eine Trommel von etwa 11½ m Durchmesser erforderlich
                              									wäre.
                           Um diese ungeheuren Dimensionen zu vermeiden, wendet Hallensleben nach dem Patent Nr. 66421 an Stelle einer Trommel deren zwei
                              									an (Fig. 22 und 23), spannt über sie den
                              									durchlochten Mantel als Band ohne Ende und lässt zwischen beiden den Druckwagen arbeiten. Um nun
                              									nicht für jeden Musterrapport ein anderes Band anwenden zu müssen, kann dasselbe
                              									nach Angaben des Erfinders auch durch eine Gliederkette ersetzt werden, welche sich
                              									durch Einhängen von so viel Gliedern, als der Rapport des Musters Nummern hat,
                              									beliebig verlängern und durch Verschieben des die eine Trommel tragenden Wagens auf
                              									einer gezahnten Schiene anspannen lässt. Die durch Fig. 23 dargestellten
                              									Kettenglieder sind mit Stäben verbunden, über welche das Garn gespannt ist und
                              									zwischen welchen die Rollen C und D des in Fig. 20 und 21 dargestellten
                              									Druckwagens die Farbe auf beiden Seiten auftragen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 154
                              Farbenauftragmaschine von Hallensleben.
                              
                           Jedes Glied der Kette trägt eine fortlaufende Nummer, entsprechend den einzelnen
                              									Quadraten der Patrone.
                           Alle die vorbesprochenen Vorrichtungen zum Bedrucken von Kettengarnen sind für eine
                              									ganz bestimmte Rapport- bezieh. Fadenlänge construirt. Es wird demnach für das
                              									Bedrucken verschiedener Rapport- bezieh. Fadenlängen die Aufstellung einer
                              									entsprechenden Zahl von Vorrichtungen erforderlich, wenn deren Umfang nicht ein
                              									Vielfaches der zu bedruckenden Rapportlängen beträgt.
                           Gebr. Wiede in Alt-Chemnitz haben im Jahre 1892 ein
                              									Verfahren in Vorschlag gebracht, mittels dessen auf gewöhnlichen Drucktischen
                              									Kettengarn in jeder beliebigen Rapport- und Fadenlänge bedruckt werden kann. Die
                              									hierzu erforderliche Vorrichtung soll eine schnelle Einstellung der Fadenwalzen
                              									gegenüber dem Drucktisch, ebenso jede erforderliche Aenderung in dem Abstand der
                              									Führungswalzen von einander schnell und leicht ermöglichen.
                           Die Vorrichtung Fig. 24
                              									bis 26 besteht aus
                              									einem Gestell, an dessen zwei langen Seitenrahmen m1 und m2 je oben und unten eine Schiene n innen befestigt ist. Auf den oberen Schienen sind
                              									eine Anzahl, z.B. wie gezeichnet je sechs, und auf den unteren Schienen je zwei
                              									verstellbare und verschiebbare Schlittenlager l
                              									aufgeschoben, in welchen sich (unten) die Walzen e1e2 und (oben) e3e4f1f2f3f4 bewegen. h1 und h2 sind ebenfalls verschiebbare Lager, welche in die
                              									oberen Schienen n eingehängt werden und die Walzen
                              										g1 und g2 tragen. Die oberen
                              									Theile der Rahmen werden durch Eisenbänder o mit
                              									Schrauben p versteift.
                           Von Rolle a läuft Kettfaden b durch Bremse c nach Fadenführer d und wird dann unter Walzen e1 und e2 geführt, hierauf über die Walzen e3f1f2f3f4 und e4 genommen und an sich
                              									selbst angeknüpft. Walze e1 ist mit Kurbel q versehen und transportirt
                              									die übrigen Walzen durch Riemen R und t. Nach dem Aufspulen des Kettenstranges wird derselbe
                              									durch Fadenklemmen u auf den gepolsterten Tisch
                              									gepresst und mit den der Scala s entsprechend breiten
                              									und langen Druckvorrichtungen r bedruckt.
                           Je nachdem ein grösseres oder kleineres Vielfaches der Rapportlänge bedruckt werden
                              									soll, kann man einen oder auch mehrere Kettfäden neben einander über dem Drucktisch
                              									aufspulen und gleichzeitig bedrucken.
                           In der Zeichnung sind z.B. zwei Kettfäden angenommen, von denen Kettenstrang b1 voll ist, während
                              									Strang b2 noch im
                              									Aufspulen begriffen ist.
                           Eine Scala ist noch zwischen denselben auf den Drucktisch gelegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 154
                              Druckmaschine von Wiede.
                              
                           Die Rapportlänge ist durch den einmaligen Umgang des Fadens um sämmtliche Walzen
                              									bestimmt. Es ist ersichtlich, dass innerhalb gegebener Gestellgrössen dieser Rapport
                              									durch entsprechende Einstellung der Walzen zu einander in ganz bedeutenden
                              									Abmessungen leicht geändert werden kann. Auf demselben Drucktisch kann also das Garn
                              									für abgepasste Waare verschiedenster Länge bedruckt werden, da, wie ersichtlich,
                              									nicht nur die ganze Raumhöhe über dem Drucktisch, sondern auch bei entsprechender
                              									Anordnung der Laufschienen noch eine grössere Länge, als der Drucktisch selbst
                              									besitzt, für die Fadenführung ausgenutzt werden kann.
                           Zwischen den Fadenklemmen erfolgt nun nach der Scala das Bedrucken, nicht in
                              									einzelnen Linien, wie beim Druck mittels Farbenräder, sondern, so weit es angeht,
                              									gleich in der ganzen Breite der Theilfarbe in vielen Fällen bis zur 30- bis 40fachen
                              									Breite einer solchen mit Farbenrädern zu druckenden Linie.
                           Um beim Weitertransportiren des frisch bedruckten Stranges die Transportwalzen und
                              									dadurch den weiter folgenden Strang selbst nicht mit Farben zu verunreinigen, ist
                              									über diese Walzen ein Schutztuch i gelegt, welches, von
                              									Walze g1 ablaufend, mit
                              									dem Strang über die sämmtlichen Walzen läuft und sich danach auf Walze g2 aufwickelt. Während
                              									des Aufspulens kann diese Bewegung des Schutztuches ausgeschaltet bleiben.
                           Alle die vorbesprochenen Vorrichtungen stimmen darin überein, dass das Garn zum
                              									Zwecke des Bedrückens über Trommeln bezieh. Walzen gewunden wird, welche sich jede
                              									nur um ihre eigene Achse drehen kann. Ist hierbei nur eine Walze verwendet, so muss
                              									dieselbe mindestens einen Musterrapport zum Umfang haben, sind deren mehrere
                              									vorhanden, so ist der Gesammtumfang des Walzensystems mit dem Rapport des Musters in
                              									Einklang zu bringen. Das zu bedruckende Garn wird durch Drehen der Trommeln bezieh.
                              									Walzen um ihre eigene Achse aufgewunden, was einestheils einen sehr bedeutenden
                              									Zeitaufwand erfordert, anderentheils aber eine ungleichmässige Drehung der
                              									sämmtlichen Garnlagen verursacht, wodurch besonders, da auch während des Drückens
                              									eine fast den ganzen Umfang betreffende Verdrehung der Kette nöthig wird, die
                              									Farbstreifen der einzelnen Fäden sich bisweilen gegenseitig verschieben und keine
                              									geraden Querstreifen mehr bilden, was ein unreines Muster ergibt. Man hat, um diese
                              									Fehler weniger fühlbar zu machen, zunächst sämmtliche Farben neben einander auf eine
                              									der geraden Strecken des Systems aufgedruckt und dann erst weiter gedreht, dadurch
                              									aber den Nachtheil in den Kauf nehmen müssen, dass die Farben in einander laufen.
                              									Diese Mängel will Conrad Neumann in Chemnitz durch
                              									folgende Vorrichtung beseitigen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 155
                              Färbemaschine von Neumann.
                              
                           Der Faden wird auf einen grossen Haspel a (Fig. 27 bis 30), dessen Umfang
                              									gleich einer oder mehreren zu einem Teppich oder einer Decke erforderlichen
                              									Kettenlängen ist, aufgewunden, wobei ein durch die Schraubenspindel s bewegter Fadenführer m
                              									dafür sorgt, dass die einzelnen Umwindungen neben und nicht auf einander zu liegen
                              									kommen. Nachdem so viel Windungen auf dem Haspel sind, als Teppiche aus der Kette
                              									gewebt werden sollen, werden die Enden der Fäden befestigt, und es zeigen sich auf
                              									dem Haspel je nach der Seitenzahl desselben vier, fünf oder sechs gerade
                              									Garnflächen, die nach einander über eine ebene Platte gebracht und wie ein Stück
                              									Gewebe in bekannter Weise bedruckt werden.
                           In den Ecken des Haspel- bezieh. Garnprismas sind Walzen d1d2d3d4 angebracht, die für gewöhnlich durch Einleger
                              									festgestellt sind und die ein oder mehrere Mal herumgedreht werden, um das Garn, was
                              									bisher auf den Walzen auflag, in die gerade Fläche zu bringen und auch bedrucken zu
                              									können. Auf diese Weise werden zunächst sämmtliche Flächen mit einer Farbe bedruckt,
                              									und wenn man die letzte Garnfläche bedruckt hat, ist der Faden der ersteren bereits
                              									so weit trocken, dass man, ohne ein Ineinanderlaufen befürchten zu müssen, mit der
                              									zweiten Farbe sofort beginnen kann.
                           Damit die Walzen nicht mit Farbe beschmutzt werden, sind über dieselben endlose
                              									Tücher g1g2g3g4 gezogen, welche in
                              									der Diagonale des Polygons ihre Symmetrieebene haben und nach dem Drucken abgenommen
                              									und durch andere ersetzt werden können.
                           Fig. 27 zeigt den
                              									Apparat in Vorderansicht, Fig. 28 in der Seitenansicht und Fig. 29 die Einrichtung,
                              									welche das genaue Einlegen der Formen sichert.
                           Der Garnhaspel a, welcher hier vierseitig angenommen
                              									ist, trägt in den Ecken die Walzen b1b2b3b4, welche durch
                              									Einleger i, welche in die mit den Walzen verbundenen
                              									Scheiben d1d2d3d4 eingreifen, an der
                              									Drehung verhindert sind.
                           Die Welle w des Haspels kann mittels der Räder r1r2, welche in die Zahnstange z1z2 eingreifen, auf- und abgestellt werden. Damit
                              									diese Verstellung an beiden Wellenenden gleichmässig geschieht, sind die Räder r1r2 durch endlose Ketten k1k2 mit der Welle e verbunden, auf deren Vierkant e1 eine Kurbel aufgesteckt werden
                              									kann.
                           Ueber die Walzen b1b2b3b4 und über die Walzen
                              										f1f2f3f4 sind endlose Tücher
                              										g1g2g3g4 gelegt, die bei
                              									Drehung der Walzen b1b2b3b4 sich gleichfalls
                              									bewegen und dadurch verhindern, dass die Walzen beschmutzt werden und die Farbe an
                              									das unbedruckte Garn abgeben. Auf dem Gestell g,
                              									welches in seinem unteren Theil die Garnspule i trägt,
                              									ist eine Schraubenspindel s gelagert, deren durch den
                              									Führungsstab l an der Drehung verhinderte Mutter m die Fadenführer n
                              									trägt.
                           Eine Kette oder ein anderes zwangläufiges Uebertragungsmittel überträgt die mit
                              									Kurbel k bewirkte Drehung der Spindel s auf die Haspelwelle w,
                              									und da hierbei die Mutter m gleichmässig fortrückt,
                              									werden die Fäden sich genau neben einander auf den Haspel aufwinden. Nachdem das
                              									Aufwinden vollendet ist, wird der Haspel durch Drehen an der Welle ausgehoben und
                              									nach Zurückziehen des Riegels o seitwärts bis über den
                              									Drucktisch geschoben und dann wieder niedergelassen.
                           Damit die Druckformen genau an dem bestimmten Platz eingesetzt werden, sind an die
                              									Haspelschienen p1p2p3p4 mit Einschnitten
                              									versehene Schienen g (Fig. 30) innen
                              									angeschraubt, in deren Einschnitte an den Druckformen angeschraubte Blechwinkel
                              									eingeschraubt werden.
                           Wenn ein und dieselbe Farbe auf eine lange Strecke aufgedruckt werden muss, so
                              									druckt man nur die Anfänge und Enden dieser Strecke und füllt den Zwischenraum
                              									mittels einer Bürste mit Farbe aus.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)