| Titel: | Unmittelbar elektrisch stellbares Flügelsignal der Hall-Signal-Company in New York. | 
| Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 190 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Unmittelbar elektrisch stellbares
                           								Flügelsignal der Hall-Signal-Company in New York.
                        Mit Abbildungen.
                        Unmittelbar elektrisch stellbares Flügelsignal der
                           								Hall-Signal-Company in New York.
                        
                     
                        
                           Das bekannte Hall'sche Eisenbahnsignal (vgl. 1891 281 * 86 und 1895 298 * 13)
                              									ist allerdings direct elektrisch stellbar, wird aber nur mit gewöhnlichen
                              									galvanischen Batterieströmen betrieben und kann sonach nur eine geringe Grösse
                              									erhalten, also auch nur eine geringe Fernwirkung ausüben. Die in der Regel als
                              									Scheibensignale ausgeführten Apparate werden auf einzelnen Bahnen wohl auch zur
                              									Anpassung an die sonstigen, daselbst angewendeten Flügelsignale derart angeordnet,
                              									dass das Fenster in dem von einer Säule getragenen Signalkasten nicht die
                              									gewöhnliche kreisrunde Form erhält, sondern jene eines wagerechten breiten
                              									Schlitzes, wodurch allerdings eine grössere Aehnlichkeit mit den Flügelsignalen
                              									erzielt, die Fernwirkung jedoch eher vermindert, als erhöht wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 190
                              Unmittelbar elektrisch stellbares Flügelsignal der Hall-Signal-Co.
                              
                           Um den in dieser Richtung von vielen amerikanischen Bahnen geltend gemachten Wünschen
                              									nach einem ähnlichen, aber weithin sichtbaren elektrischen Flügelsignal zu
                              									entsprechen, erzeugt die Hall-Signal-Company seit
                              									beiläufig 3 Jahren wesentlich grössere, den gewöhnlichen, mechanisch stellbaren
                              									Flügelsignalen ganz ähnliche Signalvorrichtungen, welche mit Hilfe von
                              									Accumulatorenbatterien und schnell laufenden Elektromotoren betrieben werden.
                           Die Anordnung dieses Flügelsignals (D. R. P. Nr. 79686) erhellt aus der Fig. 1, welche einen
                              									Theil des Signalmastes S nebst dem um x drehbaren Signalflügel und das am Mäste in einem
                              									Schutzkasten angebrachte Triebwerk in der Vorderansicht darstellt, und aus Fig. 2, welche die
                              									Seitenansicht des Triebwerkes wiedergibt. Die Signalgebung erfolgt mit Hilfe eines
                              									Relais R, dessen Spulen durch die Leitungen L1L2 mit dem beliebig
                              									entfernten Stellorte und einer galvanischen Batterie in Verbindung stehen. In
                              									die Ortslinie l1l2l3Al4 (Fig. 1) des Relais ist
                              									die Accumulatorenbatterie B, ein Umschalter mnn1n2 und der Elektromotor
                              										M1 (Fig. 2) eingeschaltet.
                              									Bei angezogenem Relaisanker gelangt B zur Wirksamkeit,
                              									und der sich in Umdrehung versetzende Elektromotor überträgt seine Bewegung mit
                              									Hilfe des auf der Achse x1 (Fig. 1 und
                              										2) angebrachten
                              									Triebes T1 und durch
                              									weitere Vermittelung der Zahnräder Z und Z2, sowie der Triebe T2 und T3 auf den Zahnbogen Z3. Letzterer steckt auf der Achse x4, an der zugleich ein Kurbelarm K festsitzt, mittels welchem die an den Signalflügel F angelenkte Stange z
                              									niedergezogen wird. Bei der ins Auge gefassten Schliessung der Ortslinie des Relais
                              									erfolgt also das Senken des Flügels, d.h. seine Umstellung von Halt auf Fahrt, während er
                              									für gewöhnlich durch das von der Brille G ausgeübte
                              									Gegengewicht und einen entsprechend angeordneten Anschlag in der wagerechten Lage (Signallage für Halt) festgehalten wird. Die niedergehende Bewegung des
                              									Flügels hört aber selbsthätig auf, sobald die Senkung von F eine genügende ist, weil bis dorthin durch einen auf x4 festsitzenden
                              									Kurbelzapfen das Gelenkstück m2 und dadurch auch das Gelenk m1 des Umschalters so
                              									weit gedreht wurde, dass sich die Contactfeder n vom
                              									Contactamboss n1
                              									lostrennt und dafür auf den Contactamboss n2 legt. Zufolge der hierdurch veränderten
                              									Stromlaufschaltung gelangt nunmehr der Strom von B, der
                              									früher seinen Weg von l1 über n und n1 zum Motor fand, von l1 aus auf einem
                              									anderen Wege, nämlich über n und n2, in die Spulen eines besonderen Bremselektromagnetes
                              										M2, der seinen Anker kräftig anzieht, und dadurch die
                              									Bremsbacke Q gegen den äusseren Rand einer
                              									trommelförmigen Hohlscheibe f drückt. Da auf diese
                              									Weise einerseits der Motor stromlos geworden ist, während andererseits das Triebwerk
                              									gebremst wird, so hört letzteres auf, sich weiterzulegen, und der Flügel F behält sonach die erworbene gesenkte Lage (Signallage
                              									für Fahrt nach englischer und amerikanischer
                              									Signalweise), so lange M2 stromdurchflossen bezieh. so lange der Relaisanker angezogen bleibt.
                              									Erfolgt jedoch am Stellorte des Signals im Schliessungskreise L1L2 des Relais die
                              									Stromunterbrechung, wonach der Anker A abreisst, dann
                              									lüftet sich die Bremse Q und das nunmehr zur
                              									Wirksamkeit gelangende Gegengewicht G hebt den Flügel
                              									wieder in die normale Haltlage zurück, wobei natürlich auch der Umschalter seine
                              									Ursprungslage zurückerhält, so dass die ganze Vorrichtung für eine nächste
                              									Signalgebung wieder vorbereitet ist. Die Rückstellung von Frei auf Halt vollzieht sich ebenso
                              									gleichmässig und sanft, wie die vorausgegangene Freistellung, weil das ganze
                              									Triebwerk die rückgängige Bewegung mitmachen muss. Nur der Elektromotor bleibt davon
                              									unberührt, da die Scheibe f und der Trieb T1 nicht unmittelbar
                              									auf der Motorachse x1
                              									festsitzen. Die Verbindung zwischen Motor und Triebwerk wird vielmehr durch eine
                              									eigenthümliche Kuppelung hergestellt, welche es bewirkt, dass die Bewegungen des
                              									Motors unter gewissen Umständen auf das Triebwerk übertragen werden, wogegen
                              									umgekehrt eine Bewegungsübertragung vom Triebwerke auf die Motorachse nie eintreten
                              									kann. Nebstdem hat die in Fig.
                                 										3 im wagerechten Schnitt dargestellte Kuppelung die Aufgabe, das Angehen
                              									und Anhalten des Laufwerkes stets angemessen zu sänftigen. Zu dem Ende sitzt die
                              									Nabe N,welche mit dem Zahntrieb T1 und mit der vierspeichigen, vorne
                              									offenen, einer schmalen Trommel gleichenden Hohlscheibe f ein einziges Stück bildet, wie bereits erwähnt, frei drehbar auf der
                              									Motorachse x1, wogegen eine zweite Nabe d auf x festgesplintet ist, die zwei in einer
                              									Geraden liegende, prismatische Führungsnuthen b1 und b2 trägt, in welche die Spangen e1 und e2 hineingesteckt sind.
                              									Jede der beiden letzteren bildet an ihrem freien Ende einen Kreisbogen von ⊺-förmigem Querschnitt, welcher sich, wenn x1 rasch gedreht wird,
                              									vermöge der Centrifugalkraft gegen die Innenfläche der Trommelscheibe f anlegt. Bei genügender Umdrehungsgeschwindigkeit der
                              									Motorachse x1 werden
                              									somit die geschilderten beiden Kuppelungsbacken so kräftig an f gepresst werden, dass sie diese Trommel mitnehmen und
                              									folglich das ganze Triebwerk in dem Sinne bewegen, wie es vorhin für die
                              									Freistellung des Signals bereits in Betracht gezogen worden ist. Damit die
                              									Kuppelungsbacken ihre Wirksamkeit erst bei einer bestimmten Geschwindigkeit des Elektromotors ausüben, sind sie unter
                              									einander, wie es Fig. 4
                              									in etwas grösserem Maasstabe – in der Vorderansicht – ersichtlich macht, mit zwei
                              									Spiralfedern f1 und f2 verbunden, deren
                              									Spannung sich dem obwaltenden Bedürfniss genau anpassen lässt. Dass die Nuthen b1 und b2 zu beiden Seiten
                              									aufgeschlitzt sind, damit die zum Festhalten der Spiralen dienenden, an e1 und e2 angebrachten Stifte
                              									freien Weg haben, ist selbstverständlich. Durch die besagte Federspannung und durch
                              									eine angemessene Wahl des Gewichtes der Kuppelungsbacken lässt sich also die
                              									Vorrichtung ganz nach Erforderniss und Belieben einstellen. Es erscheint dabei
                              									wichtig, dass die Reibungsflächen der Backen thunlichst glatt und genau hergestellt
                              									werden, weil sie dann, bis die Motorachse die bestimmte Umdrehungsgeschwindigkeit
                              									erreicht hat, an der inneren Trommelfläche von f
                              									gleitend, hinschleifen und daher das Mitnehmen nur ganz allmählich und sanft
                              									bewerkstelligen. Demgemäss lassen sich bei dieser Kuppelungsanordnung Elektromotoren
                              									von grosser Geschwindigkeit verwenden und es können dieselben erst eine ganz
                              									beträchtliche lebendige Kraft aufspeichern, bevor das mechanische Signalstellwerk
                              									mitgenommen wird.
                           Schliesslich erübrigt noch, darauf hinzuweisen, dass den Hauptbedingungen für die
                              									Anordnung von elektrischen Eisenbahnsignalen vorliegenden Falles insofern volle
                              									Rechnung getragen ist, als eine Unterbrechung in der Leitung oder Stromquelle des
                              									Relais sowohl als in den Stromwegen oder in der Stromquelle des Elektromotors die
                              									Umstellung des in der Haltlage befindlichen Signalflügels auf Frei unmöglich macht, oder ebensowohl die selbsthätige
                              									Rückstellung desselben auf Halt bewirkt, wenn der
                              									Flügel zur Entstehungszeit des Fehlers sich in der Freilage befunden hätte. Auch
                              									atmosphärische Entladungen können, so lange dieselben nur die Relaisspulen
                              									abschmelzen oder zusammenschmelzen, keinen anderen Schaden bringen, als dass das
                              									Signal in der Lage auf Halt festgelegt bleibt, wohl
                              									aber könnte eine gefährliche Signalfälschung dann herbeigeführt werden, wenn in
                              									einer Zeitperiode, wo das Signal auf Frei steht,
                              									zufolge eines Blitzschlages das Zusammenschmelzen des Relaisankers mit dem
                              									Arbeitscontact eintreten würde. In diesem allerdings unwahrscheinlichen, aber doch
                              									möglichen Falle verbliebe das Signal bis zur Behebung des Fehlers unveränderlich in
                              									der Freilage; deshalb benutzt die Hall-Signal-Company
                              									in Verbindung mit dem beschriebenen elektrischen Flügelsignal stets sogen. Bachenan-Relais, bei welchen das etwaige vorgedachte
                              									Zusammenschmelzen ohne nachtheilige Wirkung bleibt, weil der Relaisanker nicht
                              									direct zur Contactmachung dient, sondern nur einen Federcontact schliesst und sonach
                              									nie durch Schmelzung am Abfallen behindert werden kann. Durch das Abfallen selbst
                              									stellt jedoch der Anker des Bachenan-Relais, falls der Federcontact verschmolzen
                              									wäre und sich nicht öffnen würde, einen Kurzschluss der Ortsbatterie her, wodurch
                              									dasselbe erreicht wird, als sei die regelrechte Unterbrechung der Ortslinie des
                              									Relais selbst erfolgt.