| Titel: | Maschinen zur Metallbearbeitung. | 
| Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 201 | 
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                        Maschinen zur Metallbearbeitung.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 179 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Maschinen zur Metallbearbeitung.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 201
                              Bradford's Leitlineal an Drehbänken.
                              
                           Bradford's Leitlineal an Drehbänken zum Kegeldrehen. Von
                              									der Bradford Mill and Mashine Tool Co. in Cincinnati,
                              									Ohio, wird nach American Machinist, 1894 Bd. 17 Nr. 19
                              									* S. 5, die in Fig. 74
                              									bis 78 dargestellte
                              									Vorrichtung zum Kegeldrehen (Taper Attachement) an Drehbänken angebracht. Am
                              									Hintertheil des Drehbankschlittens wird eine zur Wangenkante parallele Prismaführung
                              										a (Fig. 74 und 75) angeschraubt, worauf
                              									sich ein kurzer Schlitten b, welcher in einer
                              									abgekröpften Nase c endigt, dadurch verschieben kann,
                              									dass diese Nase an einem auf der Drehbankwange befestigten Zahnklötzchen d (Fig. 76) festgehalten
                              									wird. Nun ist auf dem Schlitten eine Führungsschiene e
                              									um einen Mittelzapfen drehbar und mittels Bogenschlitzschrauben f in Schräglagen stellbar. Diese Führungsschiene e wird von einer Bügeltasche g übergriffen, an welche mittels einer Zapfenschraube die Gabelschiene h angelenkt ist, die im Querschlitten i verschiebbar eingelegt wird. In der Gabelschiene h lagert die Schraubenspindel k, welche mit ihrem glatten Ende sich durch eine Büchse l (Fig. 74 und 78) schiebt, die im
                              									Querschlitten i drehbar gehalten ist und die mittels
                              									eines Längskeiles die Spindel k mit dreht. Ueber den
                              									Querschlitten i ist, die Gabelschiene h überdeckend, der Stahlhalterschlitten m geschoben, welcher durch die Schraube n (Fig. 77) an die
                              									Spindelmutter o gekuppelt wird, wobei die Gabelschiene
                              										h vollständig frei bleibt, während durch die
                              									Schraube n (Fig. 77) dieser
                              									Stahlhalterschlitten m an die Gabelschiene h in der Weise angekuppelt wird, dass der Körper q, durch welchen die Spindel k glatt durchgeht, die Gabelschiene h an den
                              									Stahlhalterschlitten m klemmt.
                           Sommermeyer's Vorrichtung zum Balligdrehen von
                                 										Riemenscheiben. Von Steph. Sommermeyer,
                              									Maschinenfabrik in Burtscheid bei Aachen, wird eine Vorrichtung zum
                              									Riemenscheibenballigdrehen geliefert, die auf vorhandenen Leitspindeldrehbänken
                              									angewendet werden kann. Dieselbe besteht nach dem D. R. P. Nr. 67934 vom 30. April
                              									1892 aus einem schwingenden Stahlhalterstab a (Fig. 79 bis 81), der je nach der
                              									gewünschten Wölbungshöhe des Riemenscheibenlaufes auf veränderliche Uebersetzung
                              									dadurch eingestellt werden kann, dass man eines der darin vorgesehenen Löcher b zum Aufstecken auf dem am Supportobertheil
                              									festgespannten Zapfen c benutzt, welcher Drehpunkt für
                              									diesen Stahlhalterhebel a ist. Am anderen freien und
                              									glatten Stabende wird eine Gabel d festgeklemmt, welche
                              									mittels eines Zapfens e in eine Bogenbahn f eingreift, die mittels Schraube g an einem Böckchen h
                              									feste Einstellung erhält, während letzteres auf der Drehbankwange mit bekannten
                              									Mitteln im erforderlichen Abstande vom Werkstücke festgelegt ist. Bei Plandrehbänken
                              									ohne Leitspindel wird die Bogenbahn f an einem an der
                              									Quersupportwange befestigten Bock festgemacht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 201
                              Sommermeyer's Vorrichtung zum Balligdrehen von Riemenscheiben.
                              
                           J. Wheelock's Cylinderausbohrmaschine. Bekanntlich haben
                              									die Dampfcylinder der Wheelock-Maschinen an jedem Ende zwei neben einander liegende
                              									Gehäuse für Ein- und Auslasschieber nach Corliss' Art,
                              									die aber sämmtlich an der unteren Seite quer zur Cylinderachse liegen. Diese
                              									Schiebergehäuse sind etwas kegelförmig ⅛ : 12 Zoll engl.), und da dessen
                              									Ausarbeitung mit dem Ausbohren des Hauptcylinders gleichzeitig erfolgen kann, so
                              									sind die Cylinderausbohrmaschinen dementsprechend eingerichtet. Dauert das
                              									Ausarbeiten der Hauptbohrung des Cylinders ebenso lange als das Einzelausfräsen der
                              									vier Schiebergehäuse zusammengenommen, so genügt auch eine einzelne
                              									Querbohrvorrichtung neben der Hauptbohrwelle. Sofern aber bei kurzen Dampfcylindern das
                              									Ausfräsen der vier Schiebergehäuse längere Zeit in Anspruch nimmt als das Ausbohren
                              									des Cylinders, so sind an jeder Maschine bequem auch zwei Querbohrwerke
                              									anzubringen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 202
                              Fig. 82.Wheelock's Cylinderausbohrmaschine.
                              
                           Bemerkenswerth ist überhaupt die einfache Ausgestaltung dieser Ausbohrmaschine,
                              									welche in der Hauptsache aus einer einfachen glatten Grundplatte (Fig. 82 bis 90) mit Spannschlitzen
                              									besteht, auf welchen vier gleichartige Winkelböcke aufgeschraubt sind, an deren
                              									aufrecht stehende Schenkel je zwei Querträger geschraubt sind, in denen die durch
                              									den Cylinder geführte Bohrwelle mit aufgesteckten Kugelzapfen in ausgegossenen
                              									Kugellagern läuft.
                           Weil nun an dem einen Querbalken das Schneckentriebwerk a (Fig. 83
                              									und 84) in der Weise
                              									untergebracht ist, dass der Kugelzapfen b unmittelbar
                              									als Schneckenrad wirkt, so genügt eine Festlosscheibe am freien Ende der im
                              									Querbalken lagernden Schneckenwelle als Antrieb.
                           Für Cylinderbohrungen von 355 mm ist eine Bohrstange c
                              									von 117,5 mm Durchmesser vorgesehen, deren Kugelrad b
                              										(Fig. 83 und 84) 213,3 mm
                              									Durchmesser, 26 Zähne bei 25,4 mm Theilung besitzt. Auf der abgedrehten Bohrwelle
                              										c verschiebt sich der dreiflügelige Bohrkopf d (Fig. 85 und 86), an dem die
                              									Schlitten e mit den Schneidstählen f für Durchmesser von 350 bis 480 mm durch Vermittelung
                              									einer Stellschraube g angestellt werden können. In
                              									diesen Kopf ist die Spindelmutter h eingeschoben,
                              									welche in einer geschlossenen Längsmulde der hohlen Bohrwelle spielt, in welcher die
                              									22,2 mm starke Steuerspindel i (Fig. 83 und 87) lagert.
                           Gesteuert wird diese Schraubenspindel i durch ein
                              									Sternrädchen k (Fig. 88), welches am
                              									vorderen Ende der in der Bohrwelle c central lagernden
                              									Steuerwelle l mittels zweier am hinteren Ende derselben
                              									angebrachten Stirngetriebe m (Fig. 87) angreift,
                              									woselbst auch ein Handgriffrad n für Handeinstellung
                              									vorgesehen ist.
                           Zum Ausfräsen der Schiebergehäuse mit einem Kegelverhältniss von 3,175 : 305 oder
                              									annähernd 1 : 100 dient eine massive gusseiserne, nur an den Endzapfen abgedrehte,
                              									1700 mm lange, 143 mm in der Mitte starke Bohrwelle o
                              										(Fig. 89 und 90), in welcher, unter
                              									dem angegebenen Kegelverhältniss gegen die geometrische Zapfenachse geneigt, eine
                              									Schwalbenschwanznuth p eingehobelt ist, in welcher ein
                              									Gleitstück als Stahlhalter durch die Einwirkung der seitlich angeordneten
                              									Steuerspindel q verschoben wird. Ueber die beiden 85,7
                              									mm starken Endzapfen r der Bohrwelle o (Fig. 89) sind Kugel
                              									zapfen s geschoben, welche in seitlichen Lagerböcken
                              									lagern, während auf dem 73 mm starken Stirnzapfen unmittelbar die Antriebscheibe
                              									sitzt.
                           Rhode Island's Aufspannvorrichtungen zur Bearbeitung von
                                 										Locomotivcylindern. In den Rhode Island Locomotive
                                 										Works werden zur weiteren Bearbeitung der ausgebohrten Dampfcylinder die in
                              										Fig. 91 bis 100 nach American Machinist, 1895 Bd. 18 Nr. 12 * S. 230,
                              									vorgeführten Hilfsvorrichtungen angewendet, die einer Beachtung werth sind. Zum
                              									gleichzeitigen Behobeln der Anlageflächen von zwei Stück Cylinder werden drei
                              									Tragböcke a (Fig. 91 und 92) quer zur
                              									Längenrichtung auf dem Hobeltisch derart aufgespannt, dass zwischen denselben die
                              									Dampfcylinder Platz finden. Zu diesem Behufe werden auf die zwei äusseren Tragböcke
                              										a die Lagerstühle b
                              									mit Deckel c (Fig. 93 und 94) und auf den
                              									mittleren Bock das Lager d (Fig. 95)
                              									aufgeschraubt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 202
                              Wheelock's Cylinderausbohrmaschine.
                              
                           In jeden Dampfcylinder wird nun ferner eine gusseiserne hohle, 254 mm starke, 1195 mm
                              									lange Säule e (Fig. 96) eingeschoben,
                              									an der zwei gleichabständige, 425,4 mm grosse Scheiben f angegossen sind, die mit acht länglichen Schlitzlöchern und radial
                              									stehenden Führungsrippen die Anpassung von Stellklötzchen an die Cylinderbohrung
                              									ermöglichen. Um dieses Anpassen zu erleichtern, sind konische Ringe g (Fig. 97) vorgesehen, in
                              									deren rechteckigen Nuthen je sechs Stellklötzchen h
                              										(Fig. 100)
                              									gleiten, die, durch 20-Millimeterschrauben angehalten, mittels Ringe i und Ringmutter k (Fig. 98 und 99) gleichzeitig und
                              									gleichmässig an die Cylinderbohrung gepresst werden. Sitzen nun diese Hohlsäulen in
                              									fester Lage im Dampfcylinder, so wird das Ganze in die Lagerböckchen bd eingelegt und die Lagerdeckel c (Fig. 94) derart fest
                              									angezogen, dass die Cylinder unverrückbar sitzen. Zudem werden die Cylinder mittels
                              									der im Auge l des Tragbockes vorgesehenen
                              									Stellschrauben seitlich festgehalten, so dass der Dampfcylinder während der
                              									Hobelarbeit vollständig frei in den Lagerböckchen liegt. Nicht nur, dass die
                              									Cylinder zur Bearbeitung der verschiedenen Arbeitsleisten bequem in dem Lager
                              									verdreht werden können, hat diese Hilfsvorrichtung noch den grossen Vorzug, dass die
                              									auf den Hobeltisch gebrachten Cylinderkörper nicht dem Verspannen ausgesetzt sind,
                              									und es hat den weiteren Vortheil, dass alle behobelten Flächen ohne besondere
                              									Vorkehrung genau parallel zur geometrischen Achse der Cylinderbohrung liegen.
                           
                           F. H. Richards' Differentialgetriebe. Um sehr
                              									grosse Uebersetzungen zu ermöglichen, ist von F. H.
                                 										Richards in Hartford, Conn., ein doppeltes Differentialrädergetriebe
                              									gebaut, welches nach American Machinist, 1895 Bd. 18
                              									Nr. 22 * S. 424, in Fig. 101 vorgeführt ist. Dieses
                              									Getriebe ist zwar zur Bewegung eines wandernden Feuerrostes angewendet, kann aber
                              									auch bei Werkzeugmaschinen an Stelle doppelter Schneckentriebwerke Gebrauch dort
                              									finden, wo es sich um vortheilhafte Kraftübertragungen handelt. Die Triebwelle a lagert in einem festen Gehäuse b, in dessen Deckelstück c
                              									zwei Zahnkränze mit 70 und 50 Zähnezahl eingegossen sind, während durch dessen Auge
                              									eine Büchse d frei drehbar geführt ist, auf der aussen
                              									centrisch eine beliebige Stufenscheibe e, innen aber an
                              									einer excentrischen Nabe ein Getriebe f von doppelter
                              									Zahnbreite und 44 Zähnen aufgekeilt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 203
                              Island's Aufspannvorrichtung für Locomotivcylinder.
                              
                           Weil nun dieses Getriebe f gleichzeitig in den festen
                              									Zahnkranz von c mit 50 Zähnen und in einen freien
                              									nebenliegenden Zahnkranz g mit 51 Zähnezahl eingreift,
                              									so wird bei jeder Umdrehung der Stufenscheibe e mit dem
                              									Getriebe f der Zahnkranz um einen Zahn, d. i. um den
                              									51. Theil des Umfanges, sich drehen, also (1\,:\,51)=\frac{1}{51}
                              									Umdrehung ausführen.
                           Auf die Nabe dieses Rades g ist ein zweites
                              									excentrisches Getriebe h aufgekeilt, welches 64 Zähne
                              									und doppelte Breite hat und das wieder gleichzeitig in den festen Zahnkranz von c mit 70 Zähnen und in das auf der Trieb welle a aufgekeilte Hohlzahnrad i mit 71 Zähnen eingreift, wodurch wieder nach dem vorhergehenden das Rad
                              										i eine Relativverdrehung von
                              										\left(1\,:\,71=\frac{1}{71}\right) von g, d. i.
                              										\frac{1}{71}\,.\,\frac{1}{51}=\frac{1}{3621} von e der Stufenscheibe erhalten wird.
                           Bei kleineren Zahnkränzen oder grösseren Zahntheilungen bezieh. kleineren Zähnezahlen
                              									werden auch kleinere Uebersetzungen erhältlich, z.B.
                              										\frac{1}{31}\,.\,\frac{1}{21}=\frac{1}{652}.
                           Adamson's Kesselbohrmaschinen. Seit der allgemeinen
                              									Einführung von Stahlblechen zum Bau der Dampfkessel hat das Bohren der
                              									Nietlöcher mit besonders dazu eingerichteten vortheilhaften Bohrwerken eine erhöhte
                              									Bedeutung gewonnen.
                           Es bedarf kaum einer Begründung, dass das Bohren der ebenen Blech platten vor dem
                              									Rollen und Biegen zu grossen Unzuträglichkeiten führt, sowie das Bohren der
                              									gebogenen Schüsse unter einfachen Flügelbohrmaschinen viel zu zeitraubend,
                              									umständlich und kostspielig ist.
                           Die Versuche zur Anlage besonderer Kegelbohrmaschinen reichen bis zum Jahre 1878
                              									zurück, in welcher Zeit Jordan in Manchester ein
                              									dreifaches Bohrwerk construirt hatte, welches aus drei zu einer wagerechten
                              									Planscheibe radial stehenden Wangen bestand, auf welchen ebenso viel senkrechte
                              									Ständer gegen den auf der Planscheibe stehenden Kesselmantel vorgeschaltet wurden,
                              									an denen in fester Einstellung die wagerechten Bohrwerke sich befanden.
                           Dass die Leistungsfähigkeit dieser mangelhaften Maschinen nur gering sein konnte, ist
                              									selbstverständlich, besser aber war diese entschieden im Verhältniss zu derjenigen
                              									Vorgängerin, in welcher der Kesselschluss, am Krahn hängend, während der Bohrarbeit
                              									schwebend erhalten werden musste.
                           Eine weitere Verbesserung vom Jahre 1880 war in der Anordnung gegeben, dass die
                              									aufrechten Ständer im gegebenen Abstand festgestellt und den daran befindlichen
                              									Bohrwerken die Schaltung ertheilt wurde. Immerhin war die Gesammtleistung gering,
                              									weil Arbeitspausen, die durch das Warten veranlasst waren, unvermeidlich und ein
                              									gleichzeitiger Arbeitsbetrieb der drei Bohrwerke nicht erreichbar war.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 203
                              Fig. 101.Richards' Differentialgetriebe.
                              
                           Eine Verdoppelung der getrennten Bohr werke auf jedem einzelnen der drei Ständer
                              									gewährte weder beim Bohren der Löcher in der Längsnaht, noch in der Ringnaht aus dem
                              									Grunde Vortheile, weil die Längsnähte zweier Kesselschüsse regelmässig versetzt und
                              									gewöhnlich nur eine Ringnaht auf einmal in der Ueberlappung zweier Schüsse zum
                              									Bohren kommt.
                           Es blieb daher als vortheilhaft nur eine Vervielfältigung der Bohrspindeln auf einem
                              									gemeinschaftlichen Bohrwerkschlitten übrig, welche entweder für Ringnähte in
                              									radialer Anordnung und in wagerechter Ebene reihenweise, oder endlich für besonderen
                              									Bedarf für doppelte Naht in der Zickzackanordnung vertheilt sind. Sollen aber solche
                              									vielfache Bohrwerke zweckentsprechend sein, so müssen schon mit Rücksicht auf die
                              									Haftschrauben, welche zur vorläufigen Verbindung der Kesselbleche dienen, einzelne
                              									Bohrwerke von der Reihe ausgeschaltet werden können. Wenn nun jedes Bohrwerk eine
                              									selbständige unabhängige Schaltung und Abstellung und wenn möglich noch eine eigene
                              									Rückstellbewegung erhalten kann, so ist den allgemeinen Ansprüchen Genüge geleistet.
                              									Es kommt noch hinzu, dass bei den früher erwähnten dreifachen Bohrwerken der
                              									Arbeitsdruck sich gegenseitig aufheben konnte und das Werkstück wenigstens so lange
                              									entlastet war, als alle drei Bohrer gleichzeitig in Betrieb sich befanden. Sowie
                              									aber gegen das Ende des Bohrbetriebes nur noch ein einziger Bohrer in Thätigkeit
                              									blieb, so war Gefahr vorhanden, dass das ausweichende Werkstück eine Schräglage
                              									annehmen musste, der zufolge ein Bruch des noch in Arbeit befindlichen Bohrers nicht
                              									ausgeschlossen war. Diese Gefahr ist bei vielfachen, auf einer Seite angeordneten
                              									Bohrwerken noch grösser, weshalb bei den neueren Kesselbohrwerken der Kesselkörper
                              									durch einen an einer Mittelsäule der Plattform angesetzten Gegenhalter versteift und
                              									gegen die Einwirkung eines einseitigen Druckes sichergestellt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 204
                              Kesselbohrwerk.
                              
                           Kesselbohrwerke mit je zwei auf gemeinschaftlichem Schlitten neben oder über einander
                              									liegenden Bohrspindeln sind bereits seit dem Jahre 1887 in vielfachen Ausführungen
                              									bekannt, doch hatten beide Bohrspindeln gemeinschaftliche und gleichzeitige
                              									Schaltung.
                           Eine neue Anordnung mit selbständiger Schaltung ist in Fig. 102 und 103 nach Engineering, 1894 II Bd. 58 * S. 781, vorgeführt.
                           Am senkrechten Führungsständer a ist ein Tischwinkel b feststellbar, auf dessen Wange sowohl der Abstand als
                              									auch die Winkellage zweier Bohrwerke c mittels zweier
                              									Stellspindeln d verändert werden kann. Jede dieser
                              									einzelnen Bohrmaschinen c wird mittels kurzer
                              									Winkelwellen e von einer gemeinschaftlichen stehenden
                              									Welle f betrieben, die im Standgestell a lagert und die wieder von einer wagerechten Welle der
                              									Bettplatte abzweigt, die Vor- und Rücklaufdrehbewegung erhält, welche erst in der
                              									folgenden Zusammenstellung (Fig. 104 und 105) ersichtlich wird. Jede Bohrspindel g
                              									besteht aus einem vollen Stab, an dessen rückwärtigem schwächerem Ende Flachgewinde
                              									angeschnitten und in welches zugleich eine Längsnuth für das Steuerrad i eingefräst ist. Wenn nun das zwischen Lagerbunden
                              									axial gehaltene Steuerrad i die Drehung der Bohrspindel
                              									mitmacht, so ist eine axiale Verschiebung der Bohrspindel oder eine Schaltung nicht
                              									vorhanden und auch nicht möglich. Damit dies nun stattfinde, muss entweder dieses
                              									Steuerrad i ganz zurückgehalten werden, was einem
                              									Vorschub für jede Spindeldrehung gleich der Gewindesteigung entsprechen würde,
                              									oder es ist nur ein kleiner Theilbetrag dieser Schaltung für den Arbeitsgang
                              									zulässig, das man durch eine kleine relative Verdrehung des Steuerrades ermöglicht,
                              									indem man ein bekanntes Differentialrädertriebwerk k in
                              									Anwendung bringt, welches nur in der Drehrichtung während des Bohrbetriebes wirkt,
                              									im Rücklauf aber vollständig sperrt. Wird daher nach beendigtem Bohrbetrieb die
                              									Hauptbewegung der ganzen Kesselbohrmaschine durch Riemen Verlegung umgekehrt, so
                              									treten sämmtliche Bohrer in rascher Gangart aus den gebohrten Löchern des
                              									Werkstückes, wodurch die Plattform des Werkstückes für die Verstellung frei wird.
                              									Diese gezwungene gleichzeitige Rückstellbewegung sämmtlicher Bohrer einer Maschine
                              									bedingt eine grosse Erleichterung, weil dadurch die Gefahr beseitigt wird, die darin
                              									liegt, dass eine Verstellbewegung der Plattform eingeleitet wird, wenn versehentlich
                              									irgend ein Bohrer in einem Loche noch zurück bleibt, was ohne weiteres den Bruch
                              									dieses Werkzeuges und eine Verletzung des Bohrloches im Gefolge hat, was natürlich
                              									Zeitverluste veranlasst.
                           Eine der neuesten Kesselbohrmaschinen, in verbundener Anordnung für Ring- und
                              									Längsnähte gezeichnet, ist in Fig. 104 und 105 nach Engineering, 1894 II Bd. 58 * S. 781, dargestellt. Für
                              									den wirklichen Betrieb einer grossen Kesselbauwerkstätte ist es aber
                              									empfehlenswerter, diese Maschine derart zu theilen, dass eine Maschine bloss für
                              									Ringnähte und eine bloss zum Bohren der Nietlöcher in den Längsnähten der
                              									Kesselschüsse gebraucht wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 204
                              Kesselbohrmaschine für Ring- und Längsnähte.
                              
                           Im Anschluss daran kann sofort die Maschine Fig. 106
                              									mitbeschrieben werden, mit welcher die Kesselnähte für doppelte Vernietung im
                              									Zickzackzuge gebohrt werden können, und die in der Anordnung der Wangen,
                              									Plattformen, Stellbohrwerke mit der aus Fig. 104 und 105 leicht
                              									ersichtlichen vielfachen Kesselbohrmaschine übereinstimmt.
                           Auf der Bettplatte a ist die Plattform b mit Standsäule c und Druckrahmen d und e vermöge eines
                              									Theilwerkes fg durch ein Schnecken trieb werk
                              									entsprechend der Theilung der Nietlöcher verdrehbar. Ueber die breite Wange der
                              									Bettplatte a schiebt sich verstellbar ein Schlitten h mit Doppelständer i, an
                              									welchen eine wagerechte Wange k hoch zu legen ist, die
                              									zugleich als Träger für fünf Bohrwerke l dient, welche
                              									Einrichtungen gleich jenen der vorbeschriebenen (Fig. 102 und 103) besitzen. An der
                              									rechten Maschinenseite ist nun eine schmale wagerechte Wange m angesetzt, auf der ein Standgestell n
                              									stellbar ist, an dessen senkrechten Schlitten sechs Bohrwerke o in lothrechter Reihe und veränderlichem Abstande
                              									angebracht sind. Zum Antrieb dient eine rasch laufende kleinere Festlosscheibe p, welche am Arbeitsbeginn bei der Anstellbewegung der
                              									Bohrer und so lange eingerückt bleibt, bis die Bohrer im vollen Durchmesser
                              									schneiden, alsdann findet die Riemenverschiebung auf p
                              									lose Scheibe und gleich darauf die Einrückung der Arbeitsriemen auf die mittlere
                              									Festscheibe q des entsprechenden
                              									Riemenscheibentriebwerkes. Nach beendeter Bohrarbeit wird der Rücklaufriemen auf die
                              									mittlere Festscheibe q gebracht und dadurch die
                              									Umkehrung, sowie die Rücklage sämmtlicher Bohrer durchgeführt. An dieser vielfachen
                              									Maschine ist aber auch die Einrichtung vorgesehen, dass jede einzelne Bohrspindel
                              									beliebig abgestellt, vorgerückt und zu jeder Zeit zurückgeführt werden kann. Als
                              									Theilwerk fg dienen solche den üblichen Vorrichtungen
                              									an Räderfräse- und Zahnräderformmaschinen ähnliche Anordnungen, die an bequemer
                              									Stelle für den auf dem Standplatz r stehenden Arbeiter
                              									angelegt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 205
                              Fig. 106.Kesselbohrmaschine für Ring- und Längsnähte.
                              
                           Für 20,6 mm Lochdurchmesser betrug ursprünglich die Umlaufzahl n = 90 in der Minute und der minutliche Vorschub 27 mm.
                              									Bessere Erfahrungen hat man für die gleichen Löcher mit n
                                 										= 215 minutlichen Umdrehungen und 36,5 mm minutlichem Vorschub gemacht, so
                              									dass Löcher von d = 23,8 mm mit n = 185 bei einem minutlichen Vorschub von 36,5 mm gebohrt werden.
                           Wird aber eine nach Fig.
                                 										104 und 105
                              									gebaute Kesselbohrmaschine gebraucht, so muss selbstverständlich immer eines der
                              									beiden Bohrwerke stillstehen, was natürlich doppelte Arbeitszeit voraussetzt. Zum
                              									Bohren einer Gruppe von fünf Löchern in 14,2 mm Blechstärke, also 28,5 mm Lochtiefe,
                              									ist eine Bohrerverstellung von annähernd 42 mm und 1,33 Zeitminuten einschliesslich
                              									der Dreh Verstellung der Plattform erforderlich.
                           Habersang-Zinzen's vielfache Bohrmaschine für polygonale
                                 										Löcheranordnung. An kleineren Maschinentheilen, namentlich Ventilgehäusen,
                              									Rohrflanschen o. dgl., sind eine grössere Anzahl von drei, vier bis fünf und sechs
                              									gleich grossen Löchern in gleichem Abstande und in gleicher Flanschenstärke
                              									durchzubohren. Zweckentsprechend gebaute vielfache Bohrmaschinen eignen sich zu
                              									solchen Arbeiten bei Massenartikeln ganz besonders gut. Habersang und Zinzen, Maschinenfabrik in Düsseldorf-Oberbilk, bauen frei
                              									stehende Bohrmaschinen zu solchen Zwecken, welche sich sehr gut bewähren sollen.
                           Nach dem D. R. P. Nr. 64305 vom 4. August 1891 besteht diese Bohrmaschine aus irgend
                              									einem Gestell a (Fig. 107 und 108), in dessen oberem
                              									Kopf der Spindelantrieb, in einem mittleren angegossenen Ring aber die
                              									Führungstheile für die unteren Bohrspindelköpfe untergebracht sind, während der
                              									Tischwinkel mit Schlitten dem Tischwerk anderer Bohrmaschinen gleicht.
                           Von einer wagerechten Welle wird durch eine Stufenscheibe das Winkelrad b, dadurch mittels der beiden Stirnräder c ein mittleres Getriebe d
                              									bethätigt, von dem aus die im Kreise angeordneten Getriebe e der Wellenzapfen f ihren Antrieb erhalten.
                              									Um nun in ein und dasselbe Gestell a nach Bedarf
                              									Bohrwerke mit drei, vier oder fünf Spindeln einsetzen zu können, werden in das obere
                              									Auge des Gestells a Lagerkörper g ausgewechselt, welche die vorgenannte Anzahl Bohrspindelzapfen f enthalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 205
                              Habersang-Zinzen's Bohrmaschine.
                              
                           Dementsprechend wird in dem Gestellring i eine Scheibe
                              										k eingelegt, die drei, vier oder fünf
                              									Radialschlitze besitzt, in welchen die Lagerbüchsen l
                              									für die unteren Bohrspindeltheile m mittels
                              									Schraubenspindeln n radial verlegt werden. Um nun alle
                              									Spindelköpfe gleichzeitig und gleichmässig zur Mittelachse der Maschine zu
                              									verstellen, dient ein freier, lose gehender Winkelzahnkranz O, in welchen die Winkelgetriebe p
                              									eingreifen, welche zugleich Schraubenmuttern zu den einzelnen Schraubenspindeln n sind, die ihren festen Anschluss an den Lagerbüchsen
                              										l finden. Die Verbindung zwischen den oberen
                              									Getriebwellen f und den unteren Bohrspindeln m vermitteln gelenkige Röhrenschubwellen h mit Kugelzahnkuppelungen i, welche sich dem gewünschten Lochkreisdurchmesser anpassen, wozu die in
                              									die Längsbohrung der Schubwellen eingeschlossenen Windungsfedern dienen.
                           Solche Bohrwerke werden in wagerechter und lothrechter Anordnung in fünf Grössen zum
                              									Lochkreise von D = 100, 150, 200, 280 und 380 mm und
                              									mit entsprechenden Bohrspindelstärken von d = 15, 20,
                              									28, 36 und 45 mm mit Bohrköpfen 3, 3 und 4; 5, 3 und 5 bezieh. 4 und 5, sowie 6
                              									Bohrspindeln in Verbindung 4 und 6, 5 und 6, und 4, 5 und 6 gebaut. Mit 3 Bohrköpfen
                              									für 4, 5 und 6 Bohrspindeln beträgt das Gewicht G, den
                              									einzelnen Maschinengrössen entsprechend, G = 280, 740,
                              									1480, 3080, 4100 k. Bei den neuesten Ausführungen dieser Bohrwerke sind die unteren
                              									Bohrspindellager m unabhängig und einzeln in der Weise
                              									stellbar, dass dieselben nicht nur verschiedene Radialentfernung, sondern auch
                              									Seitenverschiebung, also ungleichen seitlichen Abstand der einzelnen Löcher
                              									gestatten, eine Verbesserung, durch welche dieses vielfache Bohrwerk zu allgemeinen
                              									Arbeitszwecken befähigt wird.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)