| Titel: | Die Reinigung des Kesselspeisewassers. | 
| Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 206 | 
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                        Die Reinigung des
                           								Kesselspeisewassers.
                        Mit Abbildungen.
                        Die Reinigung des Kesselspeisewassers.
                        
                     
                        
                           Die Reinigung des Kesselspeisewassers ist entweder eine chemische oder eine
                              									mechanische, noch öfter aber werden beide Verfahren combinirt. Die mechanische
                              									Reinigung wird durch Filtration bewirkt, gebräuchlich ist die Filtration durch Sand
                              									oder poröse Stoffe, wie z.B. Filtersteine, die neuerdings vielfach als Ersatz für
                              									den Sand angewendet werden. Mit dem Filtriren ist häufig ein vorhergehendes
                              									Absetzenlassen verbunden, wodurch oft wesentlich an Zeit erspart wird. – Ein
                              									wichtiger Factor, der leider noch viel zu wenig Beachtung findet, ist sowohl bei der
                              									mechanischen als chemischen Reinigung der Wärmegrad, dem die Wässer bei dem
                              									Verfahren ausgesetzt sind, oder ausgesetzt werden müssen. Wie wenig sich hierbei die
                              									Ansichten noch geklärt haben, zeigt uns ein Blick in die technische Tageslitteratur.
                              									In dieser wird vom einen Empiriker ein Stoff oder ein Verfahren als vorzüglich
                              									gelobt, während beides von dem anderen als unbrauchbar gänzlich verworfen wird. In
                              									diesem Umstände liegt auch der Grund des oft gerade komisch wirkenden
                              									Geheimmittelhandels und seine Weiterexistenz – trotz der vernichtenden Kritik, mit
                              									der von Fachmännern gegen ihn angegangen wird. Die meisten Unklarheiten herrschen
                              									natürlich auf dem Gebiete der chemischen Wasserreinigung, weil die Umstände
                              									mannigfaltiger und nicht so ohne weiteres controlirbar sind.
                           Einen lesenswerthen Beitrag über die chemische Reinigung hat C. Cario
                              									in der Zeitschrift des Verbandes der
                                       												Dampfkessel-Ueberwachungsvereine veröffentlicht.
                              									Diese klare Anleitung zur Bekämpfung des Kesselsteins durch Soda sei in
                              									Nachstehendem wiedergegeben, da sie zur Klarstellung bei den zerfahrenen Ansichten
                              									unseren Lesern immerhin erwünscht sein mag.
                           
                              „1) Beim Füllen des Kessels mit Wasser setze man diesem so viel aufgelöste Soda
                                 										zu, dass ein Streifen rothen Lackmuspapieres deutlich blau gefärbt wird. 2)
                                 										Während des Betriebes bringe man, jeden Tag ein- oder zweimal, so viel Soda in
                                 										den Kessel, dass die genannte blaufärbende Wirkung des Kesselwassers auf rothes
                                 										Lackmuspapier dauernd bestehen bleibt. 3) Täglich, und zwar bevor man wieder
                                 										Soda in den Kessel bringt, lasse man einen Theil des Kesselwassers ab, so viel,
                                 										dass der Wasserspiegel im Glase um etwa 50 mm sinkt. In den vorstehenden drei
                                 										Sätzen ist das ganze Verfahren der Sodaanwendung zur Bekämpfung des Kesselsteins
                                 										enthalten. Folgende Bemerkungen mögen nur noch eine genauere Anleitung geben.
                                 										Das rothe Lackmuspapier kaufe man (in Droguenhandlungen und Apotheken) nicht in
                                 										zu grossen Vorräthen und schütze es möglichst vor dem Zutritt der Luft und
                                 										Unreinlichkeiten, begreife es auch möglichst wenig mit den Fingern, damit es
                                 										immer frisch und empfindlich bleibe. Um damit das Kesselwasser zu probiren,
                                 										öffne man einen wassergebenden Hahn des Wasserstandsapparates, lasse erst etwas
                                 										Wasser kräftig wegblasen und mässige dann den Wasserstrahl durch theilweises
                                 										Schliessen des Hahnes, damit man den Lackmuspapierstreifen dann benetzen kann.
                                 										Tritt eine Blaufärbung desselben nicht mehr ein, so wiederhole man den
                                 										Sodazusatz so oft, bis man die blaue Farbe bemerkt. Färbt sich dagegen das
                                 										Papier dickblau, so verringere man den täglichen Sodazusatz. Nach kurzer Zeit
                                 										lernt man die erforderliche tägliche Sodamenge kennen, so dass es genügt, etwa
                                 										wöchentlich einmal mit Lackmuspapier zu prüfen. Die Soda löse man vorräthig auf
                                 										und zwar 1 k calcinirte (wasserfreie) Soda auf 2 l heissen Wassers; die Mischung
                                 										rühre man öfter um, bis alle Soda sich aufgelöst hat. Mehr als 1 l solcher
                                 										Lösung bringe man nicht mit einem Male in den Kessel, da sonst das Wasser in
                                 										demselben mehr oder weniger stark aufschäumt. Man schütte die Lösung auch nicht
                                 										in den Brunnen oder in den Vorwärmer u. dgl., man befördere sie überhaupt nicht
                                 										durch eine längere Speiseleitung in den Kessel, weil diese sonst verschlammt und
                                 										sich allmählich verstopft. Nur bei Locomobilen, wo die Speisevorrichtungen
                                 										unmittelbar am Kessel sitzen, kann man die Sodalösung einpumpen, aber auf
                                 										öfteres Reinigen der Pumpen und der Ventile ist dann immer Rücksicht zu nehmen.
                                 										Im Allgemeinen empfiehlt es sich, eine Einrichtung (Fig. 1), ähnlich wie bei den früheren Schmierapparaten der Cylinder
                                 										und Schieberkasten, anzuwenden, welche aus einem Hahne mit aufgeschraubtem Rohr
                                 										besteht, welches oben offen und mittels einer Kopfschraube nebst Griff
                                 										verschliessbar ist. Der Hahn wird oben direct in die Kesselwand eingeschraubt
                                 										und gegen Zurückdrehen gesichert. Beim Gebrauche schliesst man den Hahn, öffnet
                                 										die Kopfsehraube, füllt von dort aus mittels eines Trichters die Sodalösung ein,
                                 										verschliesst die Schraube wieder und öffnet den Hahn, worauf die Lösung in den
                                 										Kessel hineinfliesst. Es empfiehlt sich, die Lösung heiss einzugiessen, weil sie
                                 										in kaltem Zustande bei der Berührung mit Dampf ein starkes Knattern verursacht.
                                 										Enthält das Speisewasser nur kohlensaure Mineralien, so ist der Sodaverbrauch
                                 										sehr gering. Sind schwefelsaure Verbindungen (meist als Gyps) vorhanden, so kann
                                 										für einen Kessel, je nach Umständen, täglich 0,5 bis 5 k Soda erforderlich
                                 										werden.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 206
                              Fig. 1.Füllapparat.
                              
                           
                              „Durch die Wirkung der Soda scheiden sich die Wasserrückstände nicht in steiniger,
                                 										sondern in schlammiger Form aus, so dass ein grosser Theil derselben durch
                                 										regelmässiges, theilweises Abblasen des Wassers aus dem Kessel (unter 3
                                 										aufgeführt) hinausgeschafft wird. Das Abblasen nehme man nicht nach einer
                                 										Betriebspause, sondern bei lebhaftem Betriebe vor, damit der Schlamm möglichst
                                 										gründlich aufgerührt ist und wirklich mit abfliessen kann. Auch überzeuge man
                                 										sich an der Mündung des Abblaserohres, dass während der ganzen Zeit des
                                 										Abblasens auch wirklich schlammiges und nicht etwa nur reines oder höchstens
                                 										trübes Wasser ausströmt, denn in letzterem Falle hat das Ausblasen keinen
                                 										Zweck.
                              
                           
                           
                              
                              „Enthält der Kessel noch alten Kesselstein, so räume man den Kessel zu Anfang
                                 										des Verfahrens (2- bis 6wöchentlich) aus, zumal wenn der Kessel Unterfeuerung
                                 										hat, weil sich der alte Stein in grösseren Mengen löslösen, auf der Feuerplatte
                                 										zusammenschieben und ein Durchbrennen derselben veranlassen könnte.
                              
                           
                              „Aber auch wenn kein alter Kesselstein mehr vorhanden ist, muss der Kessel
                                 										zeitweise (jährlich zwei- bis dreimal) geöffnet und ausgeräumt werden, da durch
                                 										das Ausblasen nicht aller Schlamm aus dem Kessel entfernt werden kann. Beim
                                 										Entleeren achte man darauf, dass der Kessel mit dem Wasser zusammen abkühlt, und
                                 										sobald das Wasser vom Kessel herunter ist, lasse man denselben sofort ausräumen,
                                 										weil dann aller an den Wandungen hängende Schlamm noch weich ist und leicht
                                 										entfernt werden kann. Würde man das Wasser zuerst ablassen, und stände der leere
                                 										Kessel noch einige Zeit innerhalb des heissen Mauerwerks, dann könnte der
                                 										Schlamm hart werden, fest zusammen trocknen und backen und an den Wandungen
                                 										fester anhaften. Ueber die Anwendbarkeit des Sodaverfahrens bei verschiedenen
                                 										Beschaffenheiten von Speise wässern sei Folgendes als ungefährer Anhalt
                                 										angeführt. Wenn ein Speisewasser in 100000 Gew.-Th. weniger als 50 Gew.-Th.
                                 										Gesammtrückstände bei weniger als 10° Härte enthält, so kann es noch als ein
                                 										gutes Speisewasser gelten, es macht sich dann kein besonderes
                                 										Reinigungsverfahren erforderlich. Bei einer Härte des Wassers von 8° an lohnt es
                                 										sich bereits, das vorstehend beschriebene Sodaverfahren anzuwenden. Bei einem
                                 										Gesammtrückstand von über 100 Th. und einer Härte von über 15° sollte man ein
                                 										Wasser nicht mehr zum Speisen der Kessel benutzen, ohne mindestens das hier
                                 										beschriebene Verfahren gegen den Kesselstein in Anwendung zu bringen. Dieses
                                 										Verfahren bleibt anwendbar bis zu einer Härte von ungefähr 30°, so lange der
                                 										Gesammtrückstand 200 Th. in 100000 Th. Wasser nicht überschreitet. Bei höherem
                                 										Gehalte des Wassers an Rückständen und härtebildenden Bestandtheilen werden
                                 										zweckmässiger Weise solche Verfahren angewendet, bei welchen das Wasser vor der
                                 										Einführung in die Kessel gereinigt wird. Welches von diesen Verfahren dann als
                                 										das beste zu bezeichnen ist, das muss für jeden einzelnen Fall besonders erwogen
                                 										werden.
                              
                           
                              „Kein Geheimmittel gegen Kesselstein ist wirksamer
                                 										als Soda, alle aber sind viel theurer.“
                              
                           Einen ebenfalls sehr bemerkenswerthen Beitrag zur Lösung der Kesselreinigungsfrage
                              									hat Ingenieur V. O. Keller in dem 7. Heft Bd. 24 des
                              										Gastechniker geliefert; wir lassen den Hauptinhalt
                              									hier folgen:
                           Das Princip der chemischen Wasserreinigung hat die Bekämpfung des Kesselsteines,
                              									gegen welchen früher in höchst laienhafter, mitunter allen Regeln der Wissenschaft
                              									hohnsprechender Weise gearbeitet wurde, in ganz neue Bahnen gelenkt, ja man kann
                              									ohne Uebertreibung behaupten, dass der Kesselstein, soweit er in Bezug auf die
                              									Gefährdung des Kesselbetriebes eine Rolle spielt, von der Bildfläche verschwunden
                              									ist. Die verschiedenen bis jetzt bekannten Spielarten des Wasserreinigers, welchen
                              									Namen sie auch immerhin führen mögen, haben alle dasselbe Endresultat zum Zwecke, so
                              									dass der Unterschied in der Construction hier von geringem Interesse sein kann.
                           In demselben Verhältnisse, als sich die Wasserreinigung im Kesselbetriebe mehr und
                              									mehr Eingang verschaffte, erhoben sich auch die Bedenken gegen dieses neue
                              									System. Während die meisten derselben, da sie hauptsächlich auf blossen Vermuthungen
                              									beruhten, mit der Zeit wieder verstummten, haben sich zwei Ausfälle gegen die
                              									Wasserreinigung, wenn auch ohne zufriedenstellende Begründung, mit einer gewissen
                              									Hartnäckigkeit behauptet. Einerseits wird dem Wasserreiniger zum Vorwurfe gemacht,
                              									dass er, wiewohl er die Steinbildner ausscheide, durch die eingebrachten Chemikalien
                              									(Kalkhydrat und Natriumcarbonat) das Kesselblech rascher dem Ruin zuführe, wodurch
                              									der Kessel über kurz oder lang betriebsuntüchtig werden müsse, während die zweite
                              									Einsprache sich lediglich gegen die Verwendung von nicht vorgewärmtem Wasser
                              									richtet. Nach dieser Ansicht ist die Temperatur, welche ein Brunnen-, Fluss- oder
                              									Leitungswasser für gewöhnlich besitzt, nicht hinreichend, um diejenige Menge von
                              									Kalk und Soda zu lösen, welche theoretisch zur Reinigung bezieh. Weichmachung des
                              									Rohwassers erforderlich ist.
                           Was die erste Behauptung anbelangt, dass nämlich die Anwendung des Kalkes und der
                              									Soda von nachtheiligen Folgen für das Kesselblech begleitet sei, so möchte ich hier
                              									erwähnen, dass ursprünglich vorgeschlagen war, die Schwefelsäure des im Wasser
                              									vorhandenen und bei der Verdampfung desselben sich ausscheidenden, schwer löslichen
                              									schwefelsauren Kalkes durch Chlorbarium zu eliminiren, wobei die leicht löslichen
                              									Nitrate und Chloride des Kalkes und der Magnesia in Lösung bleiben. Damals hat man
                              									gefürchtet, dass das Chlorbarium das Kesselblech angreife, und eben deshalb hat man
                              									von der Anwendung desselben Abstand genommen und hierfür die Soda substituirt, deren
                              									Erforderniss gegen Chlorbarium aber ein höheres ist, da bei ihrer Anwendung zuerst
                              									die Nitrate und Chloride und erst in letzter Linie die Sulfate umgesetzt werden. Um
                              									zu untersuchen, wie weit die Verhältnisse in der Praxis mit den theoretischen
                              									Erörterungen im Einklänge stehen, habe ich folgende Versuche gemacht:
                           In drei Gefässe, von denen eines mit einer Lösung von Soda, ein zweites mit
                              									Kalkhydrat und das dritte mit einer Mischung beider Lösungen gefüllt war, gab ich
                              									Stücke von Kesselblech, Nieten, Schrauben und Kupferplatten und liess diese Gefässe
                              									in einem geschlossenen Raume über ein Jahr stehen. Gewicht und Dimensionen der
                              									Kesselblechstücke und Kupferplatten waren vorher genau ermittelt und notirt worden.
                              									Ich will mir hier nicht verhehlen, dass die Verhältnisse bezüglich der Einwirkung
                              									der Chemikalien auf die Metalle, wie sie hier geschaffen waren, mit denjenigen, die
                              									im Dampfkessel herrschen, nicht ganz zusammentrafen, da hier nicht jene Temperatur
                              									wie bei der Verdampfung des Wassers vorhanden war. Um dies einigermaassen
                              									auszugleichen, habe ich die einzelnen Lösungen in möglichster Concentration
                              									hergestellt, und zwar in einem Verhältnisse, gegen welches die geringen Ueberschüsse
                              									an Kalk und Soda im gereinigten Wasser verschwindend sind. Ausserdem betrug die
                              									durchschnittliche Temperatur des Raumes immerhin 34 bis 38°, so dass die einzelnen
                              									Lösungen ziemlich rasch verdunsteten, und die Gefässe während der Versuchszeit vier-
                              									bis sechsmal nachgefüllt werden mussten. Dadurch waren die einzelnen Metallstücke
                              									stellenweise und durch längere Zeit von der Flüssigkeit nicht bedeckt und so den
                              									Einflüssen der atmosphärischen Luft ausgesetzt, was jedenfalls auch nicht zu ihrer
                              									Conservirung beigetragen hätte.
                           
                           Trotz dieser ungünstigen Verhältnisse hat die sorgfältige Untersuchung nach
                              									Ablauf eines Jahres ergeben, dass die einzelnen Versuchsobjecte sich in ganz genau
                              									demselben Zustande befanden, wie zu Beginn der Versuche. Dieselben zeigten weder die
                              									geringste Aenderung der Form oder des Gewichtes, noch waren sie irgendwie corrodirt
                              									oder oxydirt. Dass gleich den Eisenbestandtheilen auch die Kupferplatten völlig
                              									unverändert waren, ist bemerkenswerth, weil ja Kupfer bei Dampfkesseln vielfach
                              									verwendet wird, so z.B. bei Locomotivkesseln (Feuerbox, angestutzte Heizrohre) und
                              									insbesondere zur Herstellung der feinen Armatur der Kessel, welche seltener aus
                              									reinem Kupfer, meistens aber aus Legirungen desselben (Messing u.s.w.) verfertigt
                              									wird.
                           Wenn wir die zweite Befürchtung, welcher die Temperaturfrage als Leitmotiv zu Grunde
                              									liegt, widerlegen wollen, so müssen wir uns vor allem über einen wesentlichen Punkt
                              									Klarheit verschaffen: welche durchschnittliche Temperatur besitzt das Wasser beim
                              									Passiren des Apparates, also zur Zeit der chemischen Reinigung? – Da bisher genaue
                              									Untersuchungen hierüber nicht vorlagen, so habe ich mich der Aufgabe unterzogen, die
                              									Temperatur des Wassers genauestens zu controliren und die Durchschnittswerthe für 6
                              									Monate zu ermitteln. Gleichzeitig wurde die Temperatur der Luft im Raume, wo der
                              									Wasserreiniger aufgestellt war, und ebenso die Lufttemperatur im Freien beobachtet
                              									und die entsprechenden Mittelwerthe berechnet. Die Beobachtungen wurden begonnen am
                              									1. Juli 1893 und beendet am 31. December desselben Jahres; in diesem Jahre waren im
                              									Monate Juli die höchsten, im Monate December die niedersten Temperaturen zu
                              									verzeichnen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 299, S. 208
                              Fig. 2.Temperatur des Wassers im Raume im Freien.
                              
                           Wenn wir – wie aus Fig. 2 ersichtlich ist – die so
                              									erhaltenen Werthe in ein Coordinatensystem eintragen, in der Weise, dass wir die
                              									Monate als Abscissen, die Temperaturmittelwerthe als Ordinaten auftragen, so
                              									erhalten wir drei Curven, welche die oben erwähnten Beobachtungen graphisch zum
                              									Ausdrucke bringen. Ein Blick auf das Diagramm führt uns zu folgenden
                              									Betrachtungen:
                           Während die Curve der Lufttemperatur mit einem Durchschnittsmaximum von 17,11°
                              									beginnt, um dann ziemlich steil gegen die Horizontalachse bis auf ein immerhin noch
                              									positives Minimum von 0,12° abzufallen, bemerken wir, dass die Curve der
                              									Lufttemperatur im Raume, wo der Wasserreiniger aufgestellt war, nicht in
                              									demselben Maasse herabgeht, wie die erstere Curve, sondern dass die Differenz der
                              									Ordinatenwerthe beider Curven immer grösser wird. Es wäre überflüssig, erst zu
                              									constatiren, dass ein geschlossener Raum gegen die Aussentemperatur schützt, dies
                              									liegt auch durchaus nicht in meiner Absicht; die Curve soll nur in anschaulicher
                              									Weise zur Geltung bringen, in welchem Grade ein geschlossener Raum der
                              									Herabminderung der Temperatur entgegenwirkt. In unseren Gegenden wird es. ja kaum
                              									Jemandem einfallen, einen Wasserreinigungsapparat im Freien aufzustellen. Sollte aus
                              									irgend welchem Grunde doch dieser Fall einmal eintreten, so wird der Betreffende,
                              									von dem diese Anordnung ausgegangen ist, beim ersten strengen Winter Gelegenheit
                              									haben, mit grossem Missvergnügen die Unzweckmässigkeit dieser Disposition
                              									einzusehen.
                           Die dritte Curve, die eben die Mittelwerthe der Temperaturen erkennen lässt, welche
                              									das zu reinigende Wasser während der Beobachtungsperiode im Durchschnitte besass,
                              									ist diejenige, die uns am meisten interessirt. Dieselbe besitzt zu Anfang den
                              									niedersten und gegen Ende den höchsten Werth im Vergleich mit den beiden anderen
                              									Curven. Sie beginnt bei 14,97° und variirt nur äusserst wenig (zwischen 13,87° und
                              									14,97°), so dass sie als ziemlich constant bezeichnet werden kann. Der Mittelwerth
                              									aus sämmtlichen Beobachtungen während der 6 Monate beträgt 14,45°.
                           Das Löslichkeitsverhältniss des Kalkes wird von Roscoe
                              									und Schorlemmer wie folgt angegeben:
                           
                              
                                 Bei
                                 15,6°
                                 lösen
                                 100
                                 Th.
                                 Wasser
                                 0,1368
                                 Th.
                                 Ca(OH)2
                                 
                              
                                 „
                                 100°
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 0,0752
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Wir sehen also, dass die Löslichkeit bei 15,6° am grössten ist und mit zunehmender
                              									Temperatur gerade abnimmt. Aehnlichen, wenn auch etwas verschiedenen Verhältnissen
                              									begegnen wir bei der Soda, deren Löslichkeit bei verschiedenen Temperaturen aus
                              									folgendem, von Mulder aufgestelltem Löslichkeitsschema
                              									ersichtlich ist:
                           100 Th. Wasser lösen
                           
                              
                                 bei
                                 0°
                                 10°
                                 20°
                                 30°
                                 32,5°
                                 80°
                                 95°
                                 105°
                                 
                                 
                              
                                 Na2CO3
                                 7,1
                                 12,6
                                 21,4
                                 38,1
                                 59
                                 46,1
                                 45,5
                                 45,1
                                 Th.
                                 
                              
                           Aus diesem Schema entnehmen wir, dass die Löslichkeit der Soda mit ansteigender
                              									Temperatur zunimmt, bei 32,5° ihren Maximal werth erreicht und von hier an mit
                              									weiter zunehmender Temperatur ebenfalls abnimmt.
                           Um nun eine Beziehung zwischen dem Ebengesagten und der letzterwähnten Curve
                              									herzustellen, wollen wir die Analyse des Wassers, welches der in Rede stehende
                              									Apparat zu reinigen hatte, ins Auge fassen.
                           In 1 l sind enthalten:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Aequivalentkohlens. KalkCO3Ca
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 21,7 mg
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                 13,8 mg
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 ChlorcalciumSalpetersaurer KalkSchwefelsaure
                                    											MagnesiaKieselsaure          „
                                 4,6 mg119,4 mg4,6
                                       											mg14,2 mg
                                 4,287,83,812,3
                                 108,1 mg CO3Caentsprechend10,8° permanenterHärte.
                                 
                              
                                 Kohlensaure         „Kohlensaurer KalkFreie
                                    											Kohlensäure
                                 70,3 mg170,0 mg72,7 mg
                                 83,7170,0165,0
                                 418,7 mg CO3Ca.
                                 
                              
                                 Rückstand im Ganzen
                                 640,0 mg
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Derselbe geglüht
                                 320,0 mg
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gesammthärte des Wassers
                                 36,2 franz. Härtegrade
                                 
                              
                                 Permanente Härte des Wassers
                                 10,8    „            „
                                 
                              
                           Zur Entfernung des im Rohwasser enthaltenen doppelsauren Kalkes, der
                              									doppelkohlensauren Magnesia, sowie der an Säuren (hauptsächlich Schwefelsäure)
                              									gebundenen Kalk- und Magnesiumverbindungen, deren Ausscheidung bekanntlich nach den
                              									Formeln:
                           \mbox{Ca}=\left\{ {{\mbox{HCO}_3}\atop{\mbox{HCO}_3}}
                                 										\right+\mbox{Ca}\left\{ {{\mbox{OH}}\atop{\mbox{OH}}}
                                 										\right=2\,(\mbox{CaCO}_3)+2\,(\mbox{H}_2\mbox{O}) . . . . 1)
                           \mbox{Mg}=\left\{ {{\mbox{HCO}_3}\atop{\mbox{HCO}_3}} \right+\left
                                 										{{\mbox{Ca}\{{{\mbox{OH}}\atop{\mbox{OH}}}}\atop{\mbox{Ca}\{{{\mbox{OH}}\atop{\mbox{OH}}}}}
                                 										\right=2\,(\mbox{CaCO}_3)+\mbox{Mg}\left\{ {{\mbox{OH}}\atop{\mbox{OH}}}
                                 										\right+2\,(\mbox{H}_2\mbox{O}) 2)
                           \mbox{CaSO}_4+\mbox{Na}_2\mbox{CO}_3=\mbox{CaCO}_3+\mbox{Na}_2\mbox{SO}_4
                              									. . . . . . . 3)
                           vor sich geht, berechnet sich das erforderliche Quantam an
                              									Natriumcarbonat aus der permanenten Härte des Wassers, während die nothwendige Menge
                              									des Kalkes von dem Gehalte an halbgebundener und freier Kohlensäure abhängig
                              									ist.
                           Da die Analyse des Wassers eine permanente Härte von 10,8 franz. Härtegraden angibt,
                              									was einem Gehalte von 108,1 mg äquivalentem kohlensauren Kalk entspricht und da
                              									ferner 100 Th. kohlensaurer Kalk 106 Th. Soda zur chemischen Verbindung erfordern,
                              									also auf 1° franz. Härte = 10 mg kohlensaurer Kalk 10,6 mg Soda zu rechnen sind, so
                              									benöthigen wir hier für 1 l Wasser 10,8 × 10,6 = 115 mg Soda. Aus der Analyse
                              									ersehen wir ferner, dass die Menge der freien Kohlensäure und ihrer Verbindungen auf
                              									kohlensauren Kalk umgerechnet 418,7 mg beträgt. In 100 Th. kohlensaurem Kalk sind 44
                              									Th. Kohlensäure enthalten, daher in 418,7 mg = 484 mg CO2. Um nun 44 Th. Kohlensäure an Kalk zu binden, brauchen wir 56 Th.
                              									Aetzkalk (CaO), daher für 184 mg Kohlensäure
                              										\frac{184\,\times\,56}{44}=234 reinen Aetzkalk, entsprechend
                              									312 mg 75procentigem Kalk.
                           Wie bereits früher angegeben, beträgt der Mittelwerth der Wassertemperatur 14,45°,
                              									liegt also nahe bei 15°. Aus den Löslichkeitstabellen entnehmen wir, dass bei 15,6°
                              									100 Th. Wasser 0,1368 Th. Kalk lösen, daher 1 l = 1000 Raumtheile 1,368 Raumtheile
                              									Kalk zu lösen im Stande ist. Ebenso sehen wir, dass 1000 Th. Wasser schon bei 10°
                              									126 Th. Soda lösen. Um unser Wasser zu reinigen, müssen auf 1 l 312 mg Kalk und 115
                              									mg Soda gelöst werden. Da die Löslichkeitstabelle Raumtheile anführt, so müssten die
                              									in Gewichtstheilen (mg) angegebenen Mengen des Kalkes und der Soda unter
                              									Berücksichtigung des specifischen Gewichtes auf Raumtheile umgerechnet werden. Ich
                              									will diese Umrechnung gar nicht erst vornehmen, da sie zu selbstverständlich ist,
                              									andererseits sehen wir aus der Tabelle, dass bei der oben erwähnten Temperatur die
                              									Löslichkeit des Kalkes und der Soda schon in Raumtheilen ausgedrückt eine vielfach
                              									höhere ist, als für unsere Zwecke erforderlich erscheint. Ich will hier gänzlich
                              									davon absehen, welchen Einfluss ein vorgewärmtes Wasser auf die Verdampfung hat und
                              									welcher calorische Effect daraus resultiren kann, ich constatire hier nur, dass die
                              									Temperatur, welche das zu reinigende Wasser im Apparate durchschnittlich besitzt,
                              									vollkommen hinreichend ist, um die nöthigen Mengen an Kalk und Soda zu lösen, welche
                              									irgend ein Speisewasser zu seiner Reinigung bezieh. Weichmachung erfordert, was eben
                              									zu beweisen war. Wie wir früher gesehen, wäre – speciell beim Kalk – eine bedeutend
                              									höhere Temperatur einem günstigen Reinigungsresultate direct abträglich.
                           Während die relativ hohe Löslichkeit der Soda es mit sich bringt, dass dieselbe dem
                              									Rohwasser vollkommen gleichmässig zugeführt werden kann, liegen die Verhältnisse
                              									beim Kalk weit ungünstiger. Da einerseits der Kalk im Wasser nur schwer und
                              									langsam löslich ist, andererseits aber die Durchgangsgeschwindigkeit des Wassers oft
                              									eine beträchtliche ist, so bleibt es meistens dem Zufalle überlassen, ob die zur
                              									Reinigung eines gewissen Wasserquantums nöthige Menge gelöst wird oder nicht. An
                              									diesem Uebelstande leiden die meisten der bisher construirten Wasserreiniger, indem
                              									bei ihnen eine grössere Portion Aetzkalk auf einmal abgelöscht und das so gebildete
                              									Calciumhydroxyd in einen sogen. Kalksaturateur geleitet wird, um sich von hier aus
                              									dem Rohwasser zuzumischen, wobei es sich leicht ereignen kann, dass einmal zu viel,
                              									ein anderes Mal wieder zu wenig Kalkhydrat in das Rohwasser gelangt.
                           Diesem Uebelstande hat Dr. Karl Schierholz in Wien in
                              									einer ebenso einfachen als sinnreichen Weise durch die Construction eines Apparates
                              									abgeholfen, welcher dem Rohwasser den Kalk in kleineren Partien continuirlich und
                              									automatisch zuführt. Dieser Apparat besteht der Hauptsache nach aus einem Rohre,
                              									welches um eine wagerechte Achse drehbar ist und in seiner Ruhelage unter einem
                              									Winkel von beiläufig 30° gegen die Horizontale geneigt ist. Ueber seinem nach oben
                              									gerichteten offenen Ende mündet eine Abzweigung des Hauptrohres, welches den Zufluss
                              									des Rohwassers zum Wasserreinigungsapparate vermittelt. Durch diese Abzweigung, in
                              									welche ein Hahn zur Regulirung der Ausflussmenge eingeschaltet ist, wird das Rohr
                              									mit Wasser gefüllt, und zwar ist der Drehpunkt so gewählt, dass das Rohr, wenn es
                              									bis zu einer gewissen Höhe mit Wasser gefüllt ist, zum Kippen gebracht wird, während
                              									ein aufgeschobenes Gegengewicht ihm einen Impuls zur nachherigen Elevation ertheilt.
                              									In starrer Verbindung mit der Drehachse befindet sich ein Rechen, der in ein
                              									darunter angebrachtes Gefäss, welches Kalkmilch enthält, eintaucht und dieselbe bei
                              									jedesmaligem Niedergange und darauffolgender Erhebung des Kipprohres aufrührt. Das
                              									Kipprohr, die Drehachse und der Rührer sind zu einander senkrecht, so dass ihre
                              									Anordnung an die drei Orthogonalachsen eines Raumcoordinatensystemes erinnert.
                           An dem Kipprohre finden wir noch eine kurze Stange gelenkig befestigt, die an ihrem
                              									unteren Ende eine wagerechte, kreisförmige Scheibe trägt und die dazu dient, ein
                              									gewisses Quantum Kalkhydrat zu schöpfen, sowie ein cylindrisches, unten zugespitztes
                              									Pendel. Die Anordnung ist eine derartige, dass beim Kippen des Rohres der Schöpfer
                              									in die Kalkmilch sinkt, während das Pendel knapp an der Aussenwand des Kalkgefässes
                              									niedergeht und in das Rohwasser eintaucht. Bei der Erhebung gehen beide nach
                              									aufwärts; dabei berührt das Pendel die kreisförmige Scheibe, wodurch die auf
                              									derselben aufgespeicherte Menge Kalkhydrat an dem Pendel abläuft. Zu besserem
                              									Verständnisse dieses Vorganges erinnere ich an eine sehr bekannte Erscheinung. Neigt
                              									man ein mit Wasser oder irgend einer Flüssigkeit gefülltes Gefäss in der Weise, dass
                              									die Flüssigkeit bis zum Rande tritt, und hält man dann an das Gefäss einen Glasstab,
                              									so wird die Flüssigkeit an diesem herablaufen. Auf diesem Principe beruht der oben
                              									geschilderte Vorgang. Beim nächsten Kippen des Rohres wird der Schöpfer wieder in
                              									die Kalkmilch gelangen, während das Pendel in das Rohwasser eintaucht, wobei die
                              									geringe, ihm etwa noch anhaftende Kalkmenge abgespült wird.
                           
                           Setzen wir als bekannt voraus: die zur Weichmachung des Wassers nöthige Menge
                              									Kalk für 1 cbm, die stündliche Leistung des Wasserreinigers bezieh. die
                              									Durchgangsgeschwindigkeit des Wassers und endlich die mit einem Hub herausbeförderte
                              									Menge Kalkhydrates, so sind wir mit Hilfe des Regulirhahnes in der Lage, genau die
                              									Anzahl der nöthigen Hübe zu fixiren, um dem Rohwasser die erforderliche Kalkmenge
                              									zuzuführen.
                           In Ansehung des Umstandes, dass der richtige Zusatz der Chemikalien die
                              									Grundbedingung für die Wirkungsweise des Wasserreinigers bilde, geben einzelne
                              									Fabrikanten bei der Lieferung ihrer Wasserreiniger einen Reagenzapparat mit, um die
                              									Richtigkeit der Zusätze täglich controliren zu können. Ich habe bereits seinerzeit
                              									nachgewiesen, dass der wissenschaftliche Werth dieser Reagenzapparate ein überaus
                              									bescheidener sei und dass dieselben ohne Schaden für den Betrieb auch wegbleiben
                              									könnten, da ihre Anzeigen durchaus keinen Anspruch auf Verlässlichkeit erheben
                              									können. Das einzig Richtige wäre es, das gereinigte Wasser jedesmal der Analyse zu
                              									unterwerfen, wollte man vollkommen sicher sein, ob der Kalk und die Soda genau im
                              									vorgeschriebenen Verhältnisse zugesetzt sind. Diese Methode der Controle dürfte kaum
                              									irgendwo Eingang finden, da der Betriebsbeamte, selbst wenn er von Hause aus
                              									Chemiker wäre, meistens anderes zu thun hat, als sich dieser, wenn auch nicht
                              									schwierigen, so doch immerhin zeitraubenden Aufgabe zu unterziehen.
                           Ich kann hier ruhig die Erklärung abgeben, dass diese Mühe ganz überflüssig wäre; in
                              									der Regel verwendet man doch stets dasselbe Wasser, dessen Zusammensetzung sich im
                              									Laufe der Zeit vielleicht um ein Geringes, keinesfalls aber beträchtlich ändern
                              									wird. Ist nun einmal auf Grund der chemischen Analyse das nöthige Quantum des
                              									Kalkhydrates und Natriumcarbonates ermittelt, so ist gar nicht einzusehen, warum der
                              									Wasserreiniger nicht correct functioniren sollte. Ein geringer Mangel an Kalk oder
                              									Soda, ebenso wie ein unbedeutender Ueberschuss beider, spielen in der Praxis keine
                              									Rolle; bedeutende Verstösse in einer oder der anderen Richtung bezieh. deren Folgen,
                              									die übrigens nur von grober Nachlässigkeit herrühren können, werden sich, wenn der
                              									Kessel nach einer gewissen Zeit abgestellt und revidirt wird, der Entdeckung nicht
                              									entziehen können. Bedeutender Mangel an Kalk oder Soda beeinträchtigt die Wirkung
                              									des Wasserreinigers; die nothwendige Folge wird Kesselstein sein, der sich im Kessel
                              									vorfindet und wohl leicht genug zu erkennen ist. Ein grosser Ueberschuss von Kalk
                              									wird im Dampfkessel einen namhaften Rückstand hinterlassen, der zwar nicht
                              									Kesselstein, aber auch nicht viel besser ist. Noch leichter ist ein bedeutender
                              									Ueberschuss von Soda schon während des Betriebes an dem ächzenden und knirschenden
                              									Geräusch in den Cylindern der Dampfmaschinen, sowie an dem überraschenden
                              									Mehrverbrauch von Schmieröl zu erkennen. Diese Erscheinung ist leicht zu erklären.
                              									Enthält das Wasser im Dampfkessel bedeutende Quantitäten Soda gelöst, so gelangt die
                              									Soda mit dem Wasser, welches durch den Dampf mit übergerissen wird, in den Cylinder
                              									der Dampfmaschine, wo sie mit den Fettsäuren des Schmieröles eine Verseifung
                              									eingeht, wodurch die auf der Viscosität des Schmieröles beruhende Wirkung desselben
                              									illusorisch gemacht wird, ja in extremen Fällen sogar die Maschine gefährdet werden
                              									kann.
                           Zum Schlusse sei hier noch der Kostenpunkt erwähnt. Rechnen wir, den
                              									gegenwärtigen Verhältnissen entsprechend, den Kalk zu 1,25 fl. für 100 k, ferner 100
                              									k Soda zu 9 fl., nehmen wir für den Wasserreinigungsapparat eine 5procentige
                              									Amortisationsquote und einen den äusserst geringfügigen Erhaltungskosten
                              									entsprechenden Betrag, so stellen sich die Kosten der Wasserreinigung für 1 cbm
                              									Wasser wie folgt:
                           
                              
                                 Kosten des Kalkes und der Soda
                                 1,38 kr.
                                 
                              
                                 Amortisation und Erhaltungskosten
                                 0,92 kr.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Totale Kosten für 1 cbm gereinigten Wassers
                                 2,30 kr.
                                 
                              
                           Die Betriebskosten sind, wie ersichtlich, in Anbetracht der Vortheile, die die
                              									Wasserreinigung bietet, nicht bedeutend, ausserdem richten sich dieselben stets nach
                              									der Zusammensetzung des zu verwendenden Speisewassers und unterliegen daher für
                              									verschiedene Verhältnisse erheblichen Fluctuationen. Ich will aber damit durchaus
                              									nicht gesagt haben, dass überall dort, wo Dampfkessel im Betriebe sind, auch ein
                              									Wasserreiniger unumgänglich nothwendig wäre. Hat man mit einem sehr weichen Wasser
                              									zu arbeiten, bei welchem die fallweise Reinigung des Kessels mühelos und daher auch
                              									mit geringen Kosten zu bewerkstelligen ist, so wäre es nicht ökonomisch, einen
                              									Wasserreiniger zu benutzen. Es wäre daher vor der Activirung einer
                              									Wasserreinigungsanlage eine Parallele zwischen den Betriebs- bezieh.
                              									Erhaltungskosten mit und ohne Wasserreinigung zu ziehen, und vom Ergebnisse des
                              									kaufmännischen Calculs mag es abhängen, ob die Aufstellung eines
                              									Wasserreinigungsapparates zu empfehlen sei oder nicht.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)