| Titel: | Neuerungen im Eisenhüttenbetriebe. | 
| Autor: | Weeren | 
| Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 295 | 
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                        Neuerungen im Eisenhüttenbetriebe.
                        Von Dr. Weeren in
                           									Charlottenburg.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 34 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen im Eisenhüttenbetriebe.
                        
                     
                        
                           II. Roheisenerzeugung.
                           
                              1) Aufbereitung der Erze u.
                                    											dgl.
                              Den grossen Mengen pulverförmiger eisenhaltiger Erze
                                 										und Abfallproducte entsprechend, hat sich die Zahl der Vorschläge, diese wegen
                                 										ihres Aggregatzustandes gar nicht oder doch nur mit grossen Verlusten
                                 										verhüttbaren Materialien für den Hochofen geeignet zu machen, in den letzten
                                 										Jahren erheblich vermehrt. Bei aller Verschiedenheit der einzelnen Verfahren
                                 										laufen dieselben sämmtlich darauf hinaus, die pulverförmigen Erze o. dgl. in
                                 										Stückform umzuwandeln.
                              Zu diesem Zwecke schlägt die Concrete Iron Company
                                 										in New Jersey vor, die Stauberze in einem Cupolofen niederzuschmelzen und in
                                 										Formen abzustechen. Die so erhaltenen festen Stücke sollen dann im Hochofen
                                 										verhüttet werden. (Amerikanisches Patent Nr. 467361.)
                              Aehnliche Vorschläge sind in Deutschland bereits 1888 von Thau und später von Stein gemacht worden
                                 										(vgl. die deutschen Patentschriften Nr. 47132, 49963 und 56772). Es dürfte sich
                                 										indessen das neue amerikanische Verfahren in gleicher Weise wie die älteren
                                 										deutschen Verfahren als zu kostspielig erweisen. Aus diesem Grunde ist auch in
                                 										der neuesten Zeit dieser Weg wieder aufgegeben und versucht worden, auf
                                 										nassem Wege bezieh. durch Beimengung geeigneter Bindemittel den beabsichtigten
                                 										Zweck zu erreichen.
                              1891 schlug der Georgs-Marienbergwerks- und
                                    											Hüttenverein in Osnabrück hierfür die Anwendung von Gichtstaub vor. Die Kiesabbrände oder sonstigen
                                 										pulverförmigen Eisenerze sollten mit dem trockenen Gichtstaub in einer
                                 										Mischvorrichtung gemischt und das Gemenge zu Briquettes gepresst werden. Ueber
                                 										die technische Verwerthbarkeit dieses Verfahrens ist unseres Wissens nichts
                                 										Nennenswerthes bekannt geworden. Es liegt indessen die Befürchtung nahe, dass
                                 										derartigen Erzbriquettes die erforderliche Festigkeit fehlt und ein erheblicher
                                 										Zerfall derselben im Ofen selbst unvermeidlich ist.
                              Des Weiteren schlug dieselbe Gewerkschaft vor, hierfür die Rückstände der Anilinölfabrikation, sowie die bei
                                 										der Gasfabrikation benutzte Laming'sche Masse,
                                 										welche beide in hohem Grade eisenhaltig sind, als Bindemittel zu verwenden. Die
                                 										Herstellung der Eisenerzbriquettes erfolgt in der vorstehend bereits
                                 										beschriebenen Weise. (D. R. P. Nr. 69345.)
                              Schüchtermann und Kremer in Dortmund empfehlen als Bindemittel pulverisirte Thomasschlacke, die mit den Erzen gemengt und zu
                                 										Pressteinen verarbeitet werden soll. Derartige Erzbriquettes können nach ihrer
                                 										Angabe ohne weiteres Trocknen verhüttet werden; sie sintern zusammen und bleiben
                                 										noch bei Weissglühhitze vollständig hart. (D. R. P. Nr. 64264.)
                              Nikolaus Henzel in Wiesbaden will pulverförmige
                                 										Schwefelkiesrückstände, welche beim Rösten staubförmiger Schwefelkiese oder bei
                                 										der Kupferextraction von Kiesabbränden entfallen, dadurch für die Verhüttung im
                                 										Hochofen geeignet machen, dass er dieselben mit einem angemessenen Procentsatz
                                 										an zerkleinertem Thon in feuchtem Zustande in einem
                                 										Rührwerke innig vermengt. Diese Masse wird zu formlosen Klumpen verarbeitet und
                                 										kann dann ohne weitere Trocknung sofort in den Hochofen aufgegeben werden,
                                 										obgleich eine vorherige, sehr schnell von statten gehende Austrocknung an der
                                 										Luft vorzuziehen ist.
                              Derartige Erzbriquettes erhärten und brennen im Ofen sofort sehr fest, so dass
                                 										von dem Gasstrom nur sehr geringe Mengen fortgerissen werden, sind aber nichts
                                 										destoweniger so porös, dass sie den reducirenden und kohlenden Gasen sehr
                                 										zugängig sind. Der Gehalt der Erzklumpen an Thonerdesilicat befördert die
                                 										Reduction von Kieselsäure bezieh. die Aufnahme von Silicium in das Eisen.
                              Die Menge des zuzusetzenden Thones, welcher am besten und billigsten in Form von
                                 										Lehm verwendet wird, richtet sich in erster Linie nach der Menge des Siliciums,
                                 										welche in das Eisen gebracht werden soll. Sollen z.B. obengenannte
                                 										Hüttenproducte mit anderen Erzen auf siliciumarmes Eisen verhüttet werden, so
                                 										genügen etwa 5 Proc. Thon. Will man jedoch aus jenen phosphorfreien Oxyden, und
                                 										zwar ausschliesslich aus ihnen, vorzügliches Hämatiteisen erblasen, so rührt man
                                 										etwa 10 Proc. Thon ein, und man erhält dabei in den erhärteten Klumpen einen
                                 											„Rotheisenstein“ mit etwa 59 bis 60 Proc. Eisen und 10 bis 11 Proc.
                                 										unlöslichem Rückstande. Für die Herstellung von Ferrosilicium dagegen mit 14
                                 										Proc. und mehr Silicium werden diese Oxyde durch Einrühren von etwa 30 Proc.
                                 										Thon bezieh. Lehm zu einem vorzüglichen Erz. Ein solches Material enthält 45 bis 46 Proc.
                                 										Eisen, 29 bis 30 Proc. unlöslichen Rückstand und Spuren von Phosphor. (D. R. P.
                                 										Kl. 18 Nr. 71203.)
                              Die Duisburger Kupferhütte verwendet nach einem ihr
                                 										geschützten Verfahren (D. R. P. Nr. 78013) die Asche von
                                    											Steinkohlen oder Koks unter Zusatz von gebranntem Kalk als Bindemittel für Kiesabbrände
                                 										und gibt an, sehr gute Resultate erzielt zu haben. Abgesehen von der Verwerthung
                                 										dieser Abfallproducte soll der Gehalt derselben an Kieselsäure und Thonerde,
                                 										Kalk, Alkali u.s.w. ein sehr gutes Flussmittel abgeben, vor allem aber der nicht
                                 										unerhebliche Eisengehalt derselben nutzbar gemacht werden. Zeigen doch nach
                                 										Analysen von Dr. F. Muck die Aschen westfälischer
                                 										Steinkohlen den erheblichen Eisenoxydgehalt von 46, 51, 55, ja 74 Proc., während
                                 										Kohlen aus dem Aachener Revier bis 60 Proc. Eisenoxyd ergaben.
                              William Thomlinson in West Hartlepool (England)
                                 										stellt aus gemahlener Hochofenschlacke, Wasser und
                                 											gebranntem Kalk einen Cement her, mit dem er
                                 										die pulverförmigen Eisenerze oder Eisenrückstände aller Art vermengt, zu
                                 										Briquettes formt und durch künstliche oder natürliche Trocknung zu harten
                                 										Steinen gestehen lässt. Ein Kalkzusatz erweist sich bei hohem Gehalt der
                                 										Schlacke oder der Erze an Kalk oder Thonerde als überflüssig. (D. R. P. Kl. 18
                                 										Nr. 80278.)
                              Dr. Fritz Wüst in Duisburg wendet für mulmige
                                 										Eisenerze u. dgl. Wasserglas an. Dieselben werden
                                 										mit etwa 7 Proc. Wasserglas gemischt und in einer Presse zu Briquettes gepresst.
                                 										Dann setzt man sie bei mässiger Temperatur der Einwirkung von Kohlensäure aus.
                                 										Letzteres hat den Zweck, das Wasserglas in freie Kieselsäure und in kohlensaures
                                 										Natron zu zerlegen. Die Kieselsäure wird durch die Trocknung in die
                                 										wasserunlösliche Form übergeführt, so dass das Erz nunmehr durch ein kieseliges
                                 										Bindemittel briquettirt ist. Das Natron des kohlensauren Natrons wirkt insofern
                                 										günstig, als es nicht nur die fallende Schlacke leichter schmelzbar macht,
                                 										sondern auch das Uebertreten von Schwefel in das Eisen verhindert, indem es mit
                                 										jenem Schwefelnatrium bildet. Dieser Umstand ist bei der Verhüttung von
                                 										Kiesabbränden, die meistens noch einige Procent Schwefel enthalten, von
                                 										Wichtigkeit. (D. R. P. Kl. 18 Nr. 82120.)
                              Schliesslich ist noch ein Vorschlag von Richard
                                    											Fegan in Templecrone (England) zu erwähnen, der sich zwar allem
                                 										Anscheine nach mehr auf die Verhüttung anderer staubförmiger Erze, z.B. Zink-
                                 										oder Bleierze, als auf die Briquettirung von Eisenerzen bezieht, indessen der
                                 										Vollständigkeit halber an dieser Stelle zu nennen ist.
                              Ausgehend von dem Gedanken, dass die Reduction von Metalloxyden eine um so
                                 										vollständigere ist, je inniger die Berührung derselben mit Reductionsstoffen
                                 										ist, mischt Fegan die Erze und das Reductionsmittel
                                 										in fein zerkleinertem Zustande mit Naphtalin und
                                 										den Destillationsrückständen von Harz oder Paraffin unter Erhitzung bis zum Schmelzen des
                                 										Naphtalins und lässt dann das Ganze in Formen erkalten, wobei das Naphtalin und
                                 										die Harzrückstände die anderen Bestandtheile fest zusammenbinden. Derartige
                                 										Erzkohlenbriquettes sind nach Fegan's Angabe sehr
                                 										fest und widerstandsfähig und behalten ihre Form im Schmelzofen genügend lange,
                                 										um eine Reduction des gesammten Metallgehaltes zu gestatten. (D. R. P. Kl. 40
                                 										Nr. 81906.)
                              Th. Twynam in Blandford formt aus Kohle und
                                 										Eisenerzen Briquettes und erhitzt dieselben so weit, dass bereits eine
                                 										theilweise Reduction des Eisenoxyds durch die Kohle stattfindet. Diese
                                 										Briquettes werden beim Stahlschmelzen dem Bade zugesetzt. (Englische
                                 										Patentschrift Nr. 5568 A. D. 1893.)
                              F. W. Lürmann berichtet in Stahl und Eisen, 1894 Bd. II S. 618 u. ff., über die magnetische
                                 										Aufbereitung und Verhüttung von Spatheisenstein bei Allevard in Savoyen, südlich
                                 										von Genf durch die Firma Schneider und Co. in
                                 										Creuzot.
                              
                           
                              2) Hochofenbetrieb.
                              W. Hawdon und R. Howson
                                 										haben in ihrem Werke zu Newport (Cleveland) seit einiger Zeit einen neuen
                                 										Hochofen erbaut, dessen Form die Fig. 4
                                 										veranschaulicht. Die oberste Rast A befindet sich
                                 										6,705 m unter der Gicht; die zweite Rast B liegt
                                 										6,095 m unter der ersten und 7,925 m über der unteren C. Letztere liegt wesentlich tiefer und ist weniger steil, als dies
                                 										gewöhnlich der Fall ist. Der Hauptzweck dieser Anordnung ist der, den oberen
                                 										beiden Rasten A und B
                                 										einen grossen Theil des Druckes der Beschickung zu übertragen, um die darunter
                                 										liegende Beschickung lockerer zu erhalten. Die untere Rast C ist so tief angelegt, dass sich die auf ihr
                                 										ruhende Beschickung bereits in einem halb geschmolzenen Zustande befindet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 299, S. 296
                                 Fig. 4.Howdon und Howson's Hochofen.
                                 
                              Nach einem Vortrage Hawdon's auf dem Meeting des Iron and Steel Institute 1894 soll ein derartiges
                                 										Hochofenprofil gegenüber den bisherigen ganz erhebliche Vortheile bieten. Der
                                 										Gang eines Hochofens mit mehreren Rasten sei, wie zwölfwöchentliche Versuche in
                                 										Newport ergeben hätten, ausserordentlich regelmässig, die Production derselben
                                 										eine erheblich grössere und der Koksverbrauch niedriger, als bei einem
                                 										gewöhnlich profilirten Ofen gleichen Inhaltes. Die wöchentliche Erzeugung
                                 										betrage etwa 690 t Roheisen bei einer Ersparung von 50 k Koks auf 1 t Roheisen
                                 										Nr. 2 oder 3.
                              Ausführlichere Mittheilungen über den Hawdon-Howson-Hochofen finden sich im Journal of the Iron and Steel Institute, Bd. XLV S.
                                 										78, 89 und 104, Engineering vom 6. Juli 1894, S. 27
                                 										und 28, und Stahl und Eisen, 1894 Nr. 13 S. 574 bis
                                 										581.
                              Franz Büttgenbach berichtet in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1895 S. 331 u.
                                 										ff., über Bodensteine für Hochöfen und empfiehlt
                                 										zum Schluss, einen solchen aus einem Roheisenblocke, der von einigen Kühlkanälen
                                 										für Wasser durchzogen ist, herzustellen. Eine derartige Anordnung erscheint mit
                                 										Rücksicht auf die nicht unerhebliche Wärmeentziehung durch denselben nicht
                                 										unbedenklich.
                              Kühlformen und Kühlkästen für Hochöfen von Büttgenbach, Berg-
                                    											und Hüttenmännische Zeitung, 1895 S. 415 u. ff.
                              Zur Sicherstellung gegen Eisenausbrüche aus Hochöfen
                                 										empfiehlt Büttgenbach in der Industrie Brüssel, 1895 Nr. 44, das Gestell bis zur
                                 										Höhe der Formen und vortheilhaft 15 bis 20 cm tief in den Bodenstein mit
                                 										gusseisernen Segmenten von 12 bis 15 cm Stärke zu umgeben. Ein Blechmantel biete
                                 										wenig Schutz, falls einmal das Eisen bis zu diesem durchgedrungen sei. Eine 12 bis 15
                                 										cm starke Gusseisenumhüllung hielte hingegen, besonders wenn sie noch von aussen
                                 										mittels des von den Formen im Ueberfluss zur Verfügung stehenden Kühlwassers
                                 										berieselt würde, durchgebrochenes Eisen mit Sicherheit zurück.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 299, S. 297
                                 Kühlformen von Büttgenbach.
                                 
                              Ueber Versuche mit Hochofenformen aus Chamottemasse berichtet Büttgenbach a. a. O. S. 349 u. ff. (Fig. 5 und 6). a stellt die Chamotteform dar, in welcher die
                                 										bewegliche Metalldüse b sich mit dem Düsenring fest
                                 										anlegt. Zweckmässig wird dem Maule der Chamotteform derselbe Durchmesser
                                 										gegeben, den die Düse besitzt, da unter diesen Umständen der Gebläsewind
                                 										directer in den Ofenraum dringt und die Gestell wände weniger, angreift.
                                 										Derartige Formen sollen etwa nur den 20. Theil einer Metallform kosten.
                              Diese Chamotteformen, die ohne Wasserkühlung waren, hielten sich bei demselben
                                 										Ofen verschieden gut: während die einen 4 bis 6 Wochen aushielten und dann rasch
                                 										und leicht entfernt werden konnten, waren sie an anderen Stellen schon nach
                                 										wenigen Tagen der Auswechselung bedürftig.
                              Aus diesem Grunde wurden neue Chamotteformen mit Wasserkühlung ähnlich wie
                                 										Metallformen ausgestattet. Derartig verbesserte Chamotteformen ergaben sehr gute
                                 										Resultate; doch konnten die Versuche nicht lange genug, um ein abschliessendes
                                 										Urtheil abgeben zu können, fortgesetzt werden, weil die Oefen wegen
                                 										Handelsconjuncturen ausgeblasen werden mussten. Trotzdem glaubt Büttgenbach zu weiteren Versuchen ermuthigen zu
                                 										dürfen und schlägt ausserdem vor, jegliche Metallformen mit einem Schutzmantel
                                 											a aus Chamotte zu umgeben, welch letzterer die
                                 										Metallform b vorzüglich gegen die zerstörende
                                 										Wirkung des herabtropfenden Roheisens schützt. Eine besondere Wasserkühlung
                                 										dieses Mantels ist überflüssig, weil er sich eng an die Metallform b anschmiegt und durch diese mitgekühlt wird.
                              In einem Vortrage über die technischen Fortschritte des
                                    											deutschen Hochofenbetriebes seit dem Jahre 1882 berichtet van Vloten in Horde u.a. über Hochofenstopfbüchsen, welche die neueren Hochöfen,
                                 										bei denen das Gichtplateau unabhängig vom Ofen ist und durch ein eigenes Gerüst
                                 										getragen wird, benöthigen. Der Gasfang derartiger Oefen wird vom Gichtplateau
                                 										getragen, woraus sich beim Betriebe des Ofens die Schwierigkeit ergibt, der
                                 										fortwährenden Verschiebung des Ofens in dem Gasfang, hervorgerufen durch die
                                 										wechselnde Ausdehnung desselben, Rechnung zu tragen. Sowohl von Steffen als auch von Lürmann sind Vorschläge gemacht, dass sich der eigentliche Ofenschacht
                                 										in dem an dem Gichtplateau aufgehängten Ofentheil frei bewegen kann. Derartige
                                 										Stopfbüchsen, wie man füglich diese Einrichtungen bezeichnen kann, sind in
                                 										ihren zweckmässigsten Ausführungen in den Fig. 7 bis 12 abgebildet und
                                 										zwar bedeutet in denselben a das eigentliche
                                 										Ofengemäuer und b den an dem Gichtplateau
                                 										aufgehängten Ofentheil.
                              Neue Gichtverschlüsse und Beschickungsvorrichtungen
                                 										für Hochöfen enthalten die amerikanischen Patente Nr. 518769 von T. F. Witherbee in Port Henry und Nr. 533019 von
                                 											Philetus C. Reed in Sharpsville.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 299, S. 297
                                 Hochofenstopfbüchsen. Rhein. Stahlwerke; Creuzthal; Aplerbeck; Donawitz;
                                    											Entwurf; Creuzthal.
                                 
                              Grosse Bedeutung hat die Frage der Winderhitzung
                                 										gewonnen, da man den grössten Theil der gegen früher erzielten Ersparnisse auf
                                 										die jetzige hohe Winderhitzung zurückführen darf. Während dieselbe früher bei
                                 										eisernen Apparaten durchschnittlich höchstens 450°, bei steinernen höchstens
                                 										600° betrug, arbeitet man jetzt in der Regel mit Temperaturen von 750 bis 800,
                                 										selbst 1000° C. Höhere Windtemperatur verursacht sowohl Koksersparniss als auch
                                 										erhöhte Production. Es dürfte für die rheinischwestfälischen Verhältnisse bei
                                 										einem Steigen von 450 auf 750° C. für 1 t Roheisen 200 bis 300 k Koksersparung
                                 										einbringen. Zur Zeit haben die steinernen Winderhitzer die eisernen vollkommen
                                 										aus dem Felde geschlagen, und unter ersteren hat wiederum der Cowper'sche Winderhitzer die übrigen steinernen
                                 										Systeme, wie z.B. die Whitwell- und Massicks-Crooke-Apparate, mehr und mehr
                                 										verdrängt. Dabei macht sich das Streben bemerklich, die Apparate bei demselben
                                 										Durchmesser höher als früher zu bauen; denn während vordem bei einem Durchmesser
                                 										von 6 m die Höhe 20 bis 21 m betrug, gibt man ihnen jetzt bei demselben
                                 										Durchmesser 23,25 m und noch mehr Höhe.
                              Um den Wind für einen grösseren Hochofen constant auf 700 bis 800° C. zu
                                 										erhitzen, müssen in der Regel drei Cowper-Apparate in Betrieb sein; ausserdem
                                 										ist für je zwei Hochöfen ein Reserveapparat erforderlich. Bei Neuanlagen gibt
                                 										man jedem Hochofen sogar vier Cowper und eine eigene Heisswindleitung, wodurch
                                 										es möglich wird, jeden Ofen mit der Windpressung zu betreiben, welche der
                                 										Betrieb als wünschenswerth erscheinen lässt.
                              Als Ausmauerungsmaterial nimmt man jetzt in der Regel feuerfeste Quarzsteine, die
                                 										sehr billig sind. Nur für den oberen Theil des Gitterwerkes, für die Kuppel und
                                 										häufig auch für den Schacht werden gewöhnlich Chamottesteine von
                                 										Hochofenqualität genommen, weil dieselben widerstandsfähiger gegen Verschlacken
                                 										durch den Gichtstaub sind.
                              Als bedeutungsvoll für eine möglichst lange und ungeschwächte Betriebsdauer der
                                 										steinernen Winderhitzer hat sich ein möglichst sorgfältiges Reinhalten derselben
                                 										von Gichtstaub erwiesen, was man auf zweierlei Weise anzustreben sucht. Entweder
                                 										werden die Gichtgase, falls sie grössere Mengen von Gichtstaub enthalten,
                                 										sehr gründlich in besonderen Apparaten gewaschen und gereinigt, oder aber der
                                 										Winderhitzer selbst in bestimmten Intervallen ausser Betrieb gesetzt und durch
                                 										Ausblasen mit Wind, durch Schiessen, besser aber durch Auskehren mit
                                 										Drahtbürsten gereinigt. Am rationellsten ist aber eine Reinigung der Gase, bevor
                                 										sie in den Winderhitzer gelangen. Einerseits leiden die Apparate ganz erheblich
                                 										durch die Abkühlung, haben also eine kürzere Lebensdauer, andererseits wird bei
                                 										Einschaltung genügend grosser und zweckmässiger Reinigungsapparate der sonst
                                 										unumgänglich erforderliche Reservewinderhitzer überflüssig und schliesslich
                                 										enthält in vielen Fällen der Gichtstaub eine grosse Mengeverwerthbarer Producte,
                                 										wie z.B. Zinkstaub. Dass bei sorgfältiger Reinigung der Gichtgase eine Reinigung
                                 										der Winderhitzer selbst bei hohem Gehalt der Gichtgase an Gichtstaub unnöthig
                                 										ist, beweisen die Verhältnisse auf der Friedenshütte in Schlesien. Trotz des bekanntlich sehr starken
                                 										Gichtstaubgehaltes der dortigen Gichtgase sind die Winderhitzer bereits 7 Jahre
                                 										in Betrieb, ohne bis jetzt einer Reinigung bedurft zu haben.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 299, S. 298
                                 Winderhitzer von Clure und Amsler.
                                 
                              An neuen steinernen Winderhitzern ist zunächst der von Mc. Clure und Amsler in Pittsburgh zu
                                 										nennen, der manche Verbesserungen aufzuweisen hat. Die Zeichnungen Fig. 13 und 14 zeigen diese an
                                 										den Ausführungen von Massicks und Crooke, für einen Apparat von 18 engl. Fuss
                                 										Durchmesser. Innerhalb eines Jahres sollen 14 dieser Oefen in Betrieb gesetzt
                                 										worden sein. Um einem Versetzen und Zerreissen des Mauerwerkes durch Ausdehnung
                                 										und Wiederzusammenziehen vorzubeugen, ist der obere Verbindungskanal, anstatt
                                 										sich fortsetzende Feuerzüge zu bilden, zu einem Zwischenraum ausgebildet. Sowohl
                                 										die Decke d als auch der gewölbeförmige Boden b bilden getrennte Theile des senkrecht
                                 										aufsteigenden Mauerwerkes. Der Ofen hat einen äusseren Mantel m, dessen Decke aus einem den
                                 										Schornsteinaufsatz s tragenden abgestumpften
                                 										Kegel besteht. Das innere Gemäuer ist in eine Anzahl ringförmiger und
                                 										concentrisch laufender Feuerzüge eingetheilt. Als Verbrennungskammer dient der
                                 										untere Theil des centralen Zuges z, der sich bis an
                                 										den oberen, den Boden des oberen Zwischenraumes bildenden Gewölbebogen b erstreckt. Von da steigt ein mittlerer Feuergang
                                 											f, welcher, um die Heizfläche zu vergrössern,
                                 										durch radial eingesetzte Wände w in eine Anzahl
                                 										Kammern getheilt ist, wieder bis zur Ofensohle nieder. In dem unteren Theile
                                 										dieses mittleren Feuerzuges sind Oeffnungen o
                                 										angebracht, welche die Gase gleichmässig in einen äusseren ringförmigen Zug r überführen. Auch dieser äussere Zug a ist durch senkrechte Radialwände l in eine grosse Anzahl Kammern eingetheilt. Diese
                                 										Zwischenwände reichen jedoch nicht bis zu den Verbindungsöffnungen zwischen dem
                                 										mittleren und äusseren Feuerzügen, so dass hierdurch eine ununterbrochen
                                 										umlaufende Eintrittskammer gebildet wird. Der Kamin ist mit einem
                                 										Abschlussventil h versehen. Zur besseren
                                 										Verbrennung der bei i eintretenden Gase ist bei n ein Luftzutritt vorgesehen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 299, S. 298
                                 Winderhitzer von Kennedy.
                                 
                              Der Winderhitzer von Hugh Kennedy (Fig. 15 und 16) besitzt drei
                                 										völlig von einander unabhängige Verbrennungsräume A,
                                    											B und C, die sich quer durch den ganzen
                                 										Apparat erstrecken und die an jedem Ende verschliessbare Oeffnungen E haben. Durch letztere werden während der
                                 										Heizperiode sechs Gasbrenner (von jeder Seite drei) eingeführt. Die Verbrennung
                                 										ist beim Gaseintritt in die Ziegelthürme beendet, obwohl die Höhe vom Boden bis
                                 										zum Gewölbefusse nur 4 m beträgt. Die Verbrennungsproducte treten direct durch
                                 										die 3 m hohen Kamine aus, deren einer für die Kammer A, und der zweite für B und C dient. Die Abschlussventile der Kamine werden
                                 										gegen die heissen Gase durch Cylinder H geschützt,
                                 										die beim Heizen in den Kamin herabgesenkt werden.
                              Der Gebläsewind tritt durch F ein und erwärmt sich
                                 										etwas in dem schmalen Kanal D aufsteigend. Dann
                                 										geht derselbe in dem ersten Verbrennungsschacht A
                                 										nieder, steigt in B wieder hoch, um in den dritten
                                 										Schacht C niederzufallen und durch Kanal G den Apparat zu verlassen. Während in dem ersten
                                 										und dritten Verbrennungsschacht A und C der durchströmende Wind auf immer heissere
                                 										Steinmassen trifft, erfolgt im mittleren Raume B
                                 										der umgekehrte Vorgang, was gegen diese Führung des Windes zu sprechen
                                 										scheint. Es ist indessen zu berücksichtigen, dass die Räume A und B nur vorwärmend
                                 										wirken sollen, die Endtemperatur aber erst in dem letzten Schachte C erreicht werden soll. Als vortheilhaft dürfte
                                 										sich die Anordnung von mehreren Brennern E
                                 										herausstellen, von denen jeder für sich regulirt werden kann, wodurch eine sehr
                                 										vollständige Verbrennung der Heizgase erreicht und das Vorhandensein
                                 										überflüssiger Verbrennungsluft vermieden werden kann. Jeder der Brenner besteht
                                 										aus einem 20,3 cm weiten Rohr, in welchem eine 7,6 cm weite Röhre concentrisch
                                 										eingebaut ist. Durch letztere tritt in regulirbarer Menge Luft ein, während der
                                 										Rest derselben durch den zwischen dem weiten Rohre und dem Apparate
                                 										verbleibenden Zwischenraum eintritt. Das Gas strömt durch das weite Rohr ein,
                                 										und zwar bei 103 mm Quecksilberdruck in der Leitung. Es expandirt deshalb bei
                                 										seinem Austritt sehr stark und verbrennt fast augenblicklich.
                              Die Vortheile dieses Winderhitzers sollen folgende sein: Die Gasverbrennung ist
                                 										überall im Apparat controlirbar und deswegen eine sehr gute Verbrennung leicht
                                 										zu erzielen. Die Gewölbe werden nie überhitzt, da sie von der Verbrennungsstelle
                                 										sehr fern liegen. Gasruss setzt sich wenig ab, ist aber überdies durch Oeffnen
                                 										der Reinigungsventile leicht zu entfernen.
                              Auf den Werken der Warwick Iron Co. sollen drei
                                 										Apparate im Betrieb sein, welche 18,3 m hoch sind und 6,1 m Durchmesser
                                 										besitzen. Die Maximalgebläsemenge beträgt 594,6 cbm in der Minute, die
                                 										durchschnittliche 450 cbm und die Erwärmungsfläche nur etwa 1765 qm. Die
                                 										Heizperioden sollen sehr kurz, die Winderhitzungsperioden jedoch sehr lang und
                                 										fast ohne jegliche Temperaturschwankungen sein. Dabei soll sich fast jede
                                 										Temperatur des Windes erreichen lassen.
                              Der Winderhitzer von Siepermann und Riegermann in Elberfeld (Fig. 17 bis 19) besteht aus zwei
                                 										Erhitzungskammern AA1, von denen immer eine durch die
                                 										Gichtgase und einen Theil der hocherhitzten Gebläseluft beheizt wird, um dann
                                 										nach Umstellung des Apparates zur Erhitzung der Gebläseluft zu dienen. Dabei ist
                                 										die Einrichtung so getroffen, dass die Ventile oder Klappen nur mit
                                 										verhältnissmässig kalten Gasen in Berührung kommen. Die Trennung der
                                 										hocherhitzten Luft in einen zum Betriebe des Hochofens oder zu anderen Zwecken
                                 										dienenden Strom und in den für die Verbrennung des Kohlenoxydgases
                                 										erforderlichen Theil erfolgt vielmehr in einer Kammer mit entsprechend gewählten
                                 										Oeffnungen, die während der Thätigkeit des Apparates nicht geregelt zu werden
                                 										brauchen.
                              Die beiden Kammern A und A1 stehen durch Kanäle aa1 mit der
                                 										Umstellklappe E in Verbindung, der ein Kanal b die kalte Gebläseluft zuleitet, während der Kanal
                                 											d zum Schornstein führt. Diese
                                 										Erhitzungskammern gehen in die Verbrennungskammern V und V1
                                 										über, welche durch eine Kammer B mit einander durch
                                 										Oeffnungen cc1
                                 										zusammenhängen. Die Verbrennungskammern V und V1 sind durch
                                 										Kanäle vv1 mit der
                                 										Leitung mit Umstellklappe D für die Kohlenoxydgase
                                 										verbunden. Der Kanal F für die Ableitung der
                                 										erhitzten Luft steht durch eine Oeffnung c2 mit der Mittelkammer B in Verbindung.
                              Stehen beide Klappen E und D wie in der Zeichnung angegeben, so geht die vom Gebläse kommende
                                 										Luft durch a, durchstreicht die Kammer A, wird hier stark vorgewärmt und gelangt aus
                                 										Kammer V durch Oeffnung c in die Kammer B. Hier theilt sich die
                                 										hoch erhitzte Luft, ein Theil geht durch c2 nach Kanal F und
                                 										zur Verbrauchsstelle, der andere Theil hingegen gelangt durch c1 in die Kammer
                                 											V1 und trifft
                                 										hier mit den durch Kanal v1 zuströmenden Kohlenoxydgasen zusammen. Durch
                                 										die Verbrennung der letzteren wird dann die Kammer A1 erhitzt und die Verbrennungsgase
                                 										gelangen durch a1
                                 										zum Schornstein.
                              Werden beide Klappen D und E umgestellt, wie durch punktirte Linien angedeutet, so tritt die
                                 										Gebläseluft durch a1 nach A1, erhitzt sich hier, tritt durch c1 nach B und theilt sich; ein Theil derselben geht wieder
                                 										durch c2 zur
                                 										Verbrauchsstelle, der andere durch c nach V, wo er zur Verbrennung der Kohlenoxydgase dient
                                 										und die Kammer A erhitzt.
                              Durch passende Wahl der Grösse der Oeffnungen c,
                                    											c1 und c2 hat man es in der Hand, nach jeder
                                 										Richtung das gewünschte Luftquantum zu treiben. Da diese Oeffnungen nur von
                                 										heisser Luft und nicht von brennenden Gasen durchströmt werden, sind ihre Wände
                                 										einem Verschleiss oder einer Verschlackung nicht unterworfen. (D. R. P. Nr.
                                 										82159.)
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 299, S. 299
                                 Winderhitzer von Siepermann und Riegermann.
                                 
                              Wladimir Berner in St. Petersburg schlägt vor, den
                                 										Gebläsewind anstatt wie bisher durch den Winderhitzer zu pressen, durchzusaugen.
                                 										Diese saugende Wirkung wird durch Anwendung eines Injectors erzielt, der mit
                                 										durch einen Compressor gelieferter Druckluft betrieben ist.
                              Zum Erhitzen der durch diese Injectoren angesaugten Luft werden vortheilhaft die
                                 										gewöhnlichen Siemens-Regeneratoren angewendet, wobei die Luft vor ihrem
                                 										Eintreten in diese Regeneratoren dadurch vorgewärmt wird, dass sie Gruben
                                 										passirt, in welche glühende Eisen- oder Schlackenmassen eingebracht werden.
                              Um die Wirkung der Injectoren zu verstärken, können zwischen den Regeneratoren
                                 										und den Injectorkammern Ventilatoren eingeschaltet werden, welche die durch die
                                 										Regeneratoren erhitzte Luft ansaugen und vor den Injectoren verdichten.
                              Die Fig. 20 bis 24 zeigen eine
                                 										derartige Winderhitzungsanlage.
                              Das Ansaugen der Luft erfolgt, wie erwähnt, durch Injectoren A aus Aluminiumbronze, und zwar aus den
                                 										Regeneratoren B (vortheilhaft
                                 										Siemens-Regeneratoren), welche durch die Kanäle 1
                                 										und 2 mit den Injectorräumen in Verbindung
                                 										stehen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 299, S. 300
                                 Winderhitzungsanlage von Berner.
                                 
                              Die Injectoren wirken mittels comprimirter Luft, zu welchem Behufe ein Compressor
                                 											C angeordnet ist, der die Druckluft in den
                                 										Regulator D zwecks Druckausgleichung und aus diesem
                                 										durch die Rohre a und die Einströmkanäle a1 (Fig. 22) in die Injectoren A treibt. In Folge dessen wird die behufs Vorwärmung durch die
                                 										glühende Eisen- oder Schlackenmassen enthaltenden Schlackengruben b geleitete und darauf in die Regeneratoren B einströmende, daselbst erhitzte atmosphärische
                                 										Luft durch die Kanäle 1 und 2 (Fig. 22) angesaugt.
                              Die durch den Kanal 1 nach oben strömende Luft wird
                                 										hierbei vom Staub befreit und gelangt zu Gittern E
                                 										aus Aluminiumbronze, welche alle mitgerissenen festen Bestandtheile
                                 										zurückhalten, so dass eine Verunreinigung der Injectoren hinten angehalten
                                 										wird.
                              Da sich die Druckluft mit der angesaugten, durch die Regeneratoren B erhitzten und sodann gereinigten Luft, welche
                                 										durch seitliche Oeffnungen a2 in die Injectoren eintritt, mischt, so ordnet
                                 										man die Zuleitungsrohre a für diese Druckluft, um
                                 										Wärmeverlusten vorzubeugen, in einem Rauchkanal G
                                 										an, wodurch die Druckluft ebenfalls heiss die Injectoren durchströmt und sich in
                                 										erhitztem Zustande mit der heissen Luft mischt. Hierbei wird die gereinigte Luft
                                 										in Folge der Ausdehnung der Druckluft beim Durchgang durch die Injectorendüsen
                                 											a3 derart
                                 										verdichtet, dass sie in die Windleitung F mit einem
                                 										Druck eintritt, welcher zur Erzeugung einer für metallurgische Zwecke geeigneten
                                 										Temperatur (500 bis 600° C.) genügt.
                              Die zur Fortbewegung der Luft aus den Regeneratoren in den Ofen zur Ueberwindung
                                 										des Widerstandes in dem letzteren nothwendige Arbeit ist ebenso gross, wie bei
                                 										Anwendung von Gebläsemaschinen und steinernen Winderhitzungsapparaten.
                              Zwischen die Regeneratoren B und die Injectoren A können auch Ventilatoren eingeschaltet
                                 										werden.
                              In diesem Falle wird dann erhitzte atmosphärische Luft, anstatt sie aus den
                                 										Regeneratoren einzig und allein durch die auf Compressorwind von etlichen
                                 										Atmosphären arbeitenden Injectoren anzusaugen, vorher nach ihrer in
                                 										gleicher Weise erfolgten Erhitzung und Reinigung von diesen Ventilatoren
                                 										angesaugt und verdichtet, um, von dem hohen Druck des Compressorwindes
                                 										unterstützt, in den Düsen der Injectoren eine grössere Pressung zu erlangen und
                                 										mit dieser Pressung in die Windleitung getrieben zu werden.
                              Diese Ventilatoren werden je nach der zu erzielenden Temperatur aus Gusseisen
                                 										(für Temperaturen bis 400° C.) oder aus Aluminiumbronze (für solche bis 700° C.)
                                 										hergestellt und ihre Kammern mit feuerfesten Steinen ausgekleidet. Die Fig. 23 und 24 zeigen eine
                                 										solche Anlage.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 299, S. 300
                                 Fig. 22.Winderhitzungsanlage von Berner.
                                 
                              A sind die Injectoren, V1V2V3 die Ventilatoren, deren Kammern V einen fortlaufenden Kanal bilden, in welchen die
                                 										aus den Regeneratoren kommende Luft durch den Kanal 1 eintritt, um der Reihe nach durch die Ventilatoren zu gehen. Hierbei
                                 										wird sie immer mehr verdichtet und gelangt schliesslich aus dem letzten
                                 										Ventilator in einen cylindrischen Behälter W, aus
                                 										dem sie durch die Reinigungsgitter E in die
                                 										Injectorkammer eintritt. Durch den hohen Druck des mit den Injectoren A in Verbindung stehenden Compressors wird diese
                                 										verdichtete Luft angesaugt und in den Injectordüsen noch stärker verdichtet, um
                                 										schliesslich durch die Windleitung F mit dem
                                 										erforderlichen Druck und der geeigneten Temperatur in den Ofen zu gelangen.
                              Diese Anordnung ist zwar gegenüber der erstbeschriebenen complicirt, für höhere
                                 										Lufttemperatur weniger vortheilhaft und macht zum Betriebe der Ventilatoren eine
                                 										besondere Dampfmaschine nothwendig; dagegen wirkt sie wegen des grösseren
                                 										Zuflusses von bereits vorher verdichteter Luft um so sicherer für einen
                                 										schnelleren Hochofengang.
                              Je nach Erforderniss können die Ventilatoren auch ausser Betrieb gesetzt
                                 										werden.
                              Die Regelung der zu liefernden Luftmenge geschieht in beiden Fällen durch
                                 										Schieber s (Fig. 20 und 21).
                              Die beschriebene Anlage eignet sich am besten für Hochöfen und insbesondere für
                                 										Regenerativschachtöfen (D. R. P. Nr. 78290.)
                              Die Kühlung von Heisswindschiebern geschah bisher, sofern eine solche überhaupt
                                 										zur Anwendung kommt, nur durch Wasser. Diese Art der Kühlung besitzt indessen
                                 										mancherlei Uebelstände. Das Wasser setzt in den Schieber Kesselstein ab und
                                 										benöthigt dadurch eine öftere Reinigung derselben; ausserdem veranlasst seine
                                 										Beschaffung an manchen Orten viel Schwierigkeiten.
                              Ein von der Firma Dango und Dienenthal in Sieghütte
                                 										bei Siegen vorgeschlagenes Verfahren dürfte diese Mängel nicht besitzen. Die
                                 										Genannten benutzen an Stelle des Wassers atmosphärische Luft zur Kühlung und
                                 										erreichen eine sehr gute Kühlung der Schieber ohne Zuhilfenahme besonderer
                                 										Apparate und ohne besonderen Aufwand an Betriebskosten. Es kann dies in
                                 										zweierlei Weise geschehen: entweder wird der vom Gebläse kommende Wind zum Theil
                                 										durch den Heisswindschieber abgeleitet und aus demselben der Windleitung, um im
                                 										Winderhitzer weiter verwerthet werden zu können, zurückgeführt, oder es wird
                                 										atmosphärische Luft dadurch durch den Schieber gesaugt, dass das Abzugsrohr nach
                                 										dem Innern eines Kamins geleitet wird und hier, mit seinem Ende aufwärts
                                 										gerichtet, endigt.
                              Die erstgenannte Art, das Verfahren zur Ausführung zu bringen, wird in Fig. 25 der Zeichnung in schematischer Darstellung
                                 										erläutert, während die zweite Ausführungsart einer zeichnerischen Darstellung
                                 										nicht bedarf.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 299, S. 301
                                 Fig. 25.Winderhitzer von Dango und Dienenthal.
                                 
                              Das von der Gebläsemaschine kommende Hauptrohr a der
                                 										Kaltwindleitung führt mit Hilfe eines Zweigrohres b
                                 										nach dem Winderhitzer c in bekannter Weise und von
                                 										diesem Zweigrohr b wird ein Rohr d abgeleitet, welches in das Innere des
                                 										Heisswindschiebers e mündet. Die aus dem
                                 										Winderhitzer c durch das Rohr g austretende heisse Luft wird in dem Centralrohre
                                 											h gesammelt, um von hier dem Hochofen zugeführt
                                 										zu werden. Das Abzugsrohr i vom Heisswindschieber
                                 											e kann auch in ein Sammelrohr f einmünden, aus welchem die durch den Schieber e gezogene Luft entweder dem Winderhitzer bei h unmittelbar zugeführt oder mittels des
                                 										Zweigrohres l in die Kaltwindleitung bei m vor dem Kaltwindschieber n zurückgeleitet wird.
                              Es wird also nicht nur die vom Gebläse durch den Schieber getriebene Luft im
                                 										Winderhitzer weiter verwerthet, sondern es wird auch die dieser Luft im Schieber
                                 										mitgetheilte Wärme vortheilhaft ausgenutzt, indem dadurch die in den
                                 										Winderhitzer eindringende Luft eine Vorwärmung erfährt. Bei grösseren Anlagen,
                                 										in welchen eine grössere Anzahl von Winderhitzern vorbanden ist, macht sich der
                                 										Vortheil dieser Vorwärmung dann besonders fühlbar, wenn die aus den
                                 										verschiedenen Heisswindschiebern kommende und im Rohr f gesammelte Luft nur einem Winderhitzer zugeführt wird.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 299, S. 301
                                 Heisswindschieber von Dango und Dienenthal.
                                 
                              In den Fig. 26 und
                                 											27 ist eine
                                 										besondere Ausführungsform eines Heisswindschiebers veranschaulicht. Das
                                 										Zuleitungsrohr d (Fig.
                                    											25) steht mit dem Rohre d2 (Fig. 29), welches durch Zweigrohre d3 am Schieber e angeschlossen ist, durch einen nachgiebigen
                                 										Schlauch d1 in
                                 										Verbindung. Die Führungsstange i2 des Schiebers ist als Rohr ausgebildet und
                                 										mittels eines Schlauches i1 mit dem Abzugsrohre i verbunden. Im Innern des Schiebers wird die Luft durch geeignete
                                 										Scheidewände e1
                                 										derart geführt, dass sie den Schieber in mehreren Windungen durchzieht und die
                                 										Kühlung dadurch eine möglichst vollkommene wird.
                              Soll die Kühlung durch Ansaugen von Luft erfolgen, so kann das Rohr d2 und der Schlauch
                                 											d1 fortfallen,
                                 										so dass die Rohre d3 oben offen sind, während das Rohr i an
                                 										das in der oben genannten Weise in den Kamin einmündende Saugrohr angeschlossen
                                 										wird. Steht zu befürchten, dass die Einführung von Luft in den Kamin ein
                                 										Nachglühen der in letzterem hochsteigenden Gase zur Folge haben kann, so kann
                                 										man sich auch eines Saugrohres bedienen, welches aussen an dem Kamine bezieh. an
                                 										dem Mauerwerke des Hochofens entlang hochgeführt wird.
                              In derselben Weise, wie der Schieber selbst, kann auch die Kühlung der
                                 										Ausmauerung des Schieberkastens erfolgen. Zu diesem Zwecke wird in das Mauerwerk
                                 											o (Fig. 26 und 27) des
                                 										Schieberkastens p an jeder Seite des Schiebers ein
                                 										ringförmiges Rohr q eingebettet, welches einerseits
                                 										mit der vom Gebläse kommenden Kaltwindleitung bezieh. mit der atmosphärischen Luft
                                 										und andererseits mit dem Luftsammler f (Fig. 25) bezieh. mit der Saugleitung in Verbindung
                                 										steht.
                              In den verschiedenen Zweigrohren sind geeignete Hähne oder Ventile r eingeschaltet, um die Durchleitung der Luft
                                 										regeln und die Schieber von der Windleitung absperren zu können. (D. R. P. Nr.
                                 										76049.)