| Titel: | Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. | 
| Autor: | E. Gad | 
| Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 1 | 
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                        Neuerungen in der
                           								Tiefbohrtechnik.
                        Von E. Gad.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
                        
                     
                        
                           Die schräge Tiefbohrung von Briansk (D. p. J. 1895 298 158), über
                              									deren Ausführung der genaue Bericht des leitenden Ingenieurs Bronislaw v. Mourawski vorliegtOrgan des Vereins der Bohrtechniker, Wien 1895
                                    											Nr. 22 bis 24., bietet in ihrem Verlauf so viel Interesse, dass
                              									die Mittheilung der hauptsächlichsten Daten angemessen erscheint.
                           Die Vorgeschichte ist kurz folgende:
                           Die Zeughausdirection der Stadt Briansk hatte die Firma Kruschel in Charkow damit beauftragt, für das Arsenal einen artesischen
                              									Brunnen zu bohren, nachdem noch im J. 1892 mehrere reichlich sprudelnde artesische
                              									Brunnen an verschiedenen Stellen der Stadt zu Stande gekommen waren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 1
                              Fig. 1.Schräge Tiefbohrung in Briansk.
                              
                           Der von der Firma abgesandte Techniker Wiskind begann
                              									die Arbeiten am 26. Januar 1894 und erreichte am 13. April den Wasserspiegel auf
                              									59,5 m Tiefe. Beim nachträglichen Versenken der Filterröhren von 11,25 cm Weite
                              									strömte das Wasser sowohl innerhalb wie ausserhalb der Röhren zu Tage. Auch das
                              									sofortige Versenken von 15 cm weiten Filterröhren brachte dieses Ueberströmen nicht
                              									zum Stillstand. Die nunmehr von Wiskind versuchte
                              									Verstopfung des Bohrloches durch Einfüllung von Säcken mit Leinsamen, Erbsen u.
                              									dgl., von Eisenguss, Bruchstücken u.s.w. durch die Röhren misslang; das Wasser
                              									strömte ausserhalb der Röhren in einer Quantität von 25 000 hl in der Stunde
                              									aus.
                           Auch die Maassregeln des von der Zeughausdirection aus Moskau berufenen
                              									Bohringenieurs Bela v. Vángel brachten keine Hilfe.
                              									Zwar gelang es, Abzugsröhren von 11 (a
                              									Fig. 1) bezieh. 15 cm Weite (b) etwa 30 m tief an der Bohrstelle niederzutreiben, wodurch etwa die
                              									Hälfte des Wassers schadlos abgelenkt wurde, aber die andere Hälfte verursachte
                              									einen gefährlichen Erdsturz nach dem anderen, wodurch die Zeughausgebäude ernstlich
                              									bedroht erschienen. Bis zum 1. Juni hatte man in den Brunnentrichter von 15 m
                              									Durchmesser nutzlos eine Masse von Füllmaterial im Werth von 15000 M. eingebracht.
                              									Der vorgeschlagene Versuch, um die Einsenkung herum eine Schutzwand von
                              									Betonpfählen zu errichten, wurde als aussichtslos verworfen, dagegen die Abbohrung
                              									eines neuen Brunnens in der Nähe des ersten in bestimmte Aussicht genommen.
                           Gegen die Ansicht der Localbehörden und der bisher betheiligten Bohrtechniker wurde
                              									von Petersburg aus der Plan des neu zu den Berathungen zugezogenen Professors Woislaw vom Berginstitut zu Petersburg genehmigt,
                              									dieses neue Bohrloch in schräger Richtung von Tage aus auf den Boden der alten
                              									Brunnenbohrung zuzuführen.
                           Die technische Leitung der Bohrausführung übernahm am 13. Juni 1894 der genannte
                              									Bohrtechniker Mourawski nach den von Prof. Woislaw entworfenen Plänen.
                           Vorbemerkt muss noch werden, dass während der ganzen schrägen Bohrarbeit Material in
                              									den Einsturztrichter nachgefüllt wurde, so dass die Kosten der Füllung den Betrag
                              									von 30000 M. erreichten. Dadurch wurde mit Erfolg einem weiteren Einsturz
                              									vorgebeugt, sowie der Wasserausfluss aus der verspülten Bohröffnung von 9400 auf
                              									7500 hl in der Stunde herabgemindert.
                           Die schräge Bohrung wurde etwa 30 m vom alten Brunnen
                              									entfernt in einem Hohlweg angesetzt, dessen Sohle eine etwa 3 m tiefere Lage der
                              									Brunnenöffnung gewährte. Hier wurde ein quadratischer Vorschacht c von 3 m Seitenlänge 2,1 m tief bis zu dem sehr
                              									reichlichen Gründwasser niedergebracht, welches letztere durch einen Betonboden
                              									abgedämmt wurde. Ueber der Bohrstelle errichtete man einen 9 m hohen Bohrthurm in
                              									vier Etagen mit einem Seitenbau für die Schrägbohranlagen. Durch die beiden unteren
                              									Etagen wurde eine schräge Arbeitsdiele mit 10° Neigung zum Horizont geführt. Die
                              									volle Neigung der schrägen Bohrung zum Horizont mit 31°45' durfte nicht innegehalten
                              									werden, weil auf einer so steilen Bühne die Arbeiter nicht hätten stehen können.
                           Die zu durchsinkenden Schichten waren von der verunglückten Bohrung her genau
                              									bekannt; sie bestanden aus Anschwemmungen, Triebsand, mehr oder weniger festem Thon
                              									mit Durchschichtung von Sphärosiderit, Schwefelkies, Phosphoriten und dergleichen
                              									festen Materialien.
                           Als Bohrmethode wurde das Eindrehen von Futterröhren gewählt, unter Gewinnung des
                              									Bohrmaterials mittels Löffelns, bezieh. nach Lockerung mittels eines Meissels. Von
                              									jeglicher Spülung musste naturgemäss Abstand genommen
                              									werden. Die Innehaltung der richtigen schrägen Richtung
                              									der Futterröhren wurde durch führende Bretterpaare erreicht, die sowohl im Schacht,
                              									wie auf der unteren wie oberen Diele hinter einander entsprechende Aufstellung
                              									fanden. Die runden Ausschnitte zwischen den Bretterpaaren liessen die Röhren in der
                              									festgelegten Richtung hindurchgleiten, wobei für den Durchlass der Muffen stets nur
                              									ein einzelnes Paar der führenden Bretter zu öffnen war. Eine Lothung an einem
                              									rechtwinkligen Lattendreieck ermittelte Abweichungen über 15' von der richtigen
                              									Richtung, worauf Richtigstellung erfolgte. So primitiv diese Einrichtung auch war,
                              									so that sie bei der sorgsamen Benutzung doch ihre volle Schuldigkeit.
                           Die Röhrentour wurde mittels Drehhebel, an denen bis zu zwölf Mann wirkten,
                              									eingebracht; im Nothfall half man mit Schraubenwinden bis zur Kraft von 16 t nach.
                              									Die sehr langen Bohrlöffel von 4,25 m Länge halfen durch diese Länge, wesentlich,
                              									dem Verbiegen der Röhrentour an der Bohrsohle vorzubeugen. Wo die Gebirgshärte
                              									Bohrarbeit erforderte, wurde der Bohrmeissel am Gestänge mittels einer Kette, die
                              									über einen Block nach oben geführt war, durch eine Handwinde von sechs Arbeitern
                              									angehoben und sinken gelassen. Löffel und Meissel wurden stets von fast gleichem
                              									Kaliber der Rohrweiten benutzt, weil alsdann die geringe Excentricität des
                              									vorgebohrten Bohrloches nicht in Betracht kam. Die lichte Weite der Futterröhren
                              									betrug bis 8 m Tiefe 30 cm, bis 40,5 m Tiefe 22,5 cm, bis 57,60 m Tiefe 17,5 cm.
                              									Durch die ganze 50 m mächtige Thonschicht hindurch machte sich eine Versteifung der
                              									Röhrentour erforderlich, die man dadurch bewerkstelligte, dass man in die 30 cm
                              									bezieh. 22,5 cm weiten Röhren eine innere Röhrentour von 17,5 cm Weite und 6,5 mm
                              									Wandstärke einführte und mit Cement innerhalb der äusseren Röhren festlegte.
                           Zum Schluss der Bohrung beliess man absichtlich noch den Bohrlöffel mit angebrachten
                              									Bodenlöchern, gewissermaassen als Filter, im Bohrloch. Dieses verstopfte sich derart
                              									mit Material, dass eine energische Reinigung mit Meisseln unter Spülung mit einer
                              									starken Litestu-Pumpe statthaben musste. Darauf drang am 18. September das Wasser
                              									mit starkem Druck aus; die Arbeit war mit Erfolg beendigt. Das eigentliche Bohren
                              									hatte bei vorsichtiger langsamer Arbeit im Ganzen etwa 2 Monate gedauert, so dass
                              									ein täglicher Bohrfortschritt von etwa 1 m erreicht ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 2
                              Fig. 2.Tiefbohrung mit Mammuthpumpe.
                              
                           Dass die bereits (D. p. J. 1895 298 159) erwähnte Mammuthpumpe von Borsig die
                              									Tiefbohrtechnik in mannigfacher Weise beeinflussen kann, ergibt sich aus der
                              									folgenden Beschreibung. Die Pumpe (Fig. 2) besteht im
                              									Wesentlichen aus dem Luftcompressor a, dem Windkessel
                              										b, zwei einfachen eisernen Röhren, deren eine c die verdichtete Luft zum Fusstück d führt, von welchem das Förderrohr e zu Tage führt. Die grosse Einfachheit der Maschine,
                              									bei Abwesenheit aller beweglichen Theile, wie Tiefbohrung Kolben, Ventile, Stangen
                              									u.s.w., spricht für ihre Dauerhaftigkeit. Da das Förderrohr in seiner ganzen Weite
                              									ausgenutzt werden kann, muss seine Leistungsfähigkeit grösser sein als die eines
                              									jeden anderen gleich weiten Rohres mit verengtem Inneren. Die nächstliegende
                              									Verwendung der Mammuthpumpe in Verbindung mit der Tiefbohrtechnik wird die zur
                              									Hebung von erbohrten Flüssigkeiten sein, insofern diese nicht wie in artesischen
                              									Brunnen von selbst zu Tage sprudeln. Im Allgemeinen wird für 1 l geförderter
                              									Flüssigkeit: Wasser, Soole, Erdöl u. dgl., 1,5 bis 1,9 l atmosphärischer Luft
                              									gebraucht, die, je nach der Tiefe des Brunnens, auf einen entsprechenden Druck
                              									zu verdichten ist. Dabei bleibt noch hervorzuheben, dass sich die Flüssigkeit ohne
                              									besondere maschinelle Einrichtung mittels des Förderrohres auf sehr beträchtliche
                              									Höhen schaffen lässt.
                           Eine in Berlin im Betrieb befindliche Mammuthpumpe fördert beispielsweise 25000 l
                              									Wasser stündlich 16 m hoch über den Wasserspiegel mit einem 7,5-cm-Förderrohr aus
                              									einem 15,5 cm weiten Bohrbrunnen.
                           Bei Förderung von Quellwasser kommt noch vortheilhaft in Betracht, dass das Wasser
                              									mit Luft durchsetzt und durch diese abgekühlt ausströmt.
                           Eine anderweitige Verwendung kann die Mammuthpumpe aber auch z.B. direct bei
                              									Tiefbohrausführungen finden, wie Vángel-Moskau. nach
                              									seiner Mittheilung auf dem Bohrtage zu Halle 1895 bereits erprobt hat. Das weite
                              									Förderrohr ist nämlich wohl im Stande, unter der Wirkung des Luftdruckes nicht nur
                              									Sande, sondern auch Gesteine und feste Körper, soweit dies die Rohrweite zulässt, zu
                              									Tage zu fördern. Dementsprechend kann die Mammuthpumpe in Tiefbohrungen z.B.
                              									Schwimmsandschichten durchsinken helfen, indem sie das Material innerhalb der
                              									Futterröhren in dem Maasse aufsaugt, dass letztere leicht sinken.
                           Dass die Mammuthpumpe auch vielfach zur Reinigung von Brunnen, Schächten,
                              									Tiefbohrungen u.s.w. benutzt werden kann, soll noch erwähnt werden. Die Anlage ist
                              									wenig kostspielig, da es sich nur um Beschaffung einiger Röhren, sowie von
                              									Compressoren handelt, welche letzteren von jeder beliebigen Betriebskraft in Gang
                              									gesetzt werden können. Zudem lassen sich die einzelnen Compressoren stets für
                              									mehrere Betriebsanlagen zugleich ausnutzen.
                           Eine eigenartige neue Benutzung hat neuerdings das Erdgas gefunden, das, wie aus
                              									Tausenden von Tiefbohrungen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, aus einem
                              									Bohrloch bei Iola in Kansas unter starkem Drucke strömte. Dieses stark gespannte Gas
                              									wurde in einer Röhrenleitung nach einer zweiten, etwa 500 m von der ersten
                              									entfernten Bohrstelle geführt und dort zum Betriebe der zweiten Tiefbohrung benutzt.
                              									Die ausserordentliche Kälte, welche das entspannte Gas bei seinem Eintritt in die
                              									Maschine erzeugen würde, wird dadurch etwas gemindert, dass das Gas kurz vor dem
                              									Ausströmen angewärmt wird. Es wird nämlich ein Theil des Gases durch ein
                              									durchlochtes Seitenrohr geleitet und das Hauptrohr den Flammen des aus den Löchern
                              									dringenden, entzündeten Gases ausgesetzt. Die Kraft des Gases wird nur zum geringen
                              									Theil zum Maschinenbetriebe benutzt; es bleibt z.B. noch reichlich Gas zur
                              									nächtlichen Beleuchtung der Arbeitsstelle in Vorrath.
                           Während das nordamerikanische Erdinnere gewaltige Mengen von Kohlenwasserstoffgasen liefert, scheint die norddeutsche Erdrinde nicht
                              									unerhebliche Schätze von Kohlensäure zu bergen. Bislang
                              									ist dieses Gas zumeist bei der Verfolgung anderer Bohrzwecke, z.B. auf Kali,
                              									angetroffen, man ist aber bereits dazu übergegangen, auch solchen zufälligen Fund
                              									nutzbar zu machen. Die Fassung des meist sehr heftig ausströmenden Gases ist nicht
                              									ohne Schwierigkeit und Gefahr. Beachtenswerth sind u.a. die bei Driburg getroffenen
                              									Einrichtungen, wo man schon vor 2 Jahren Kohlensäurequellen erbohrt hat. Jetzt
                              									werden daselbst in 10 Stunden etwa 8000 k Kohlensäure in eiserne Flaschen von 5 bis 25 k
                              									Inhalt gefüllt und von dort meist für chemische Zwecke nach allen Gegenden
                              									versandt.
                           Was neue Tiefbohrapparate anbelangt, so sind es besonders kleinere Seilbohrmaschinen
                              									für pennsylvanisches Bohrgeräth, deren Bewegungsmechanismus in Amerika in
                              									mannigfacher Weise variirt wird. Einzelne bemerkenswerthe Formen sind folgende:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 3
                              Fig. 3.Bohrapparat von Zimmermann.
                              
                           Der Bohrapparat von Abraham M. Zimmermann, Martinsdale,
                              									Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 541583 vom 25. Juni 1895), Fig. 3, zeigt die Seiltrommel a, von welcher
                              									das Bohrseil b unter den Seilrollen des Bohrschwengels
                              										c fort nach der Seilrolle an der Spitze des
                              									Bohrgerüstes führt. Das Bohrgeräth d hängt an diesem
                              									Bohrseil. Der Bohrschwengel ist hinten gelagert und wird am vorderen Ende durch den
                              									Arm e des Treibrades f
                              									niedergedrückt. Die Seiltrommel wird bei der Bohrarbeit an den Stiften ihres
                              									Sprossenrades g durch die vorderen Klauen des
                              									Doppelhebels h gehalten bezieh. nach Bedarf
                              									nachgelassen. Zum Fördern des Bohrgeräthes wird der Hebel losgestellt und der
                              									Treibriemen i durch den Spannhebel Je mit der Spannrolle angespannt. Das Löffeln findet
                              									mit dem Löffel l statt, unter Benutzung der
                              									Frictionsvorrichtung m.
                           Bei dem noch leichteren Brunnenbohrapparat von Marcellus D.
                                 										Flanders, Hamilton, Iowa (Amerikanisches Patent Nr. 543827 vom 30. Juli
                              									1895), Fig. 4, ergreift der sehr leichte Bohrhebel
                              										a vorn das Bohrseil b
                              									mit dem daran hängenden Bohrgeräth. Das Bohrseil führt von der Seiltrommeln über die
                              									Rollen d, e und f. Der
                              									Bohrhebel steht von seinem hinteren Drittel aus mit der Zugstange g in Verbindung, die in der Richtung des Rahmens h durch das Kurbelrad i
                              									bewegt wird und ihrerseits den Bohrhebel in Bewegung setzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 3
                              Fig. 4.Brunnenbohrapparat von Flanders.
                              
                           Für den Brunnenbohrapparat von William J. Hardcastle,
                              									Laurel Hill, Tenn. (Amerikanisches Patent Nr. 548538 vom 22. October 1895), Fig. 5, ist die Anordnung der Sperrstange a und des Gleitrahmens b
                              									mit der Springfeder c charakteristisch. Es wird dadurch
                              									eine sehr elastische Bewegung des Bohrgeräthes, sowie dessen automatische Umsetzung
                              									erreicht.
                           In fast noch grösserer Fülle werden in Nordamerika stets neue Formen von kleinen
                              									Erdbohrern für Handbetrieb zum Vorbohren von Pfostenlöchern, Bodenuntersuchungen
                              									u.s.w. aufgebracht. Besonders erwähnenswerth sind die betreffenden Erfindungen von:
                              										Henry Iwan und Louis
                                 										Iwan, Strenton, III. (Amerikanisches Patent Nr. 537157 vom 9. April 1895);
                              										Wiston A. Smith, Reagan, Tex. (Amerikanisches
                              									Patent Nr. 537729 vom 16. April 1895); Henry M.
                                 										Patterson, Wichita, Kans. (Amerikanisches Patent Nr. 537992 vom 23. August
                              									1895); Emsley Harper7 Lawrence, Ind. (Amerikanisches Patent Nr. 546529 vom 17. September
                              									1895), und Hiram G. Fowler und William H. Hill, Blue Rapids, Kans. (Amerikanisches Patent Nr. 547880 vom
                              									15. October 1895).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 3
                              Fig. 5.Brunnenbohrapparat von Hardcastle.
                              
                           Auch Abdichtungen von Wasser- und Oelbrunnen sind in verschiedenen neuen Formen zu
                              									erwähnen und zwar von: James T. Hott, New York
                              									(Amerikanisches Patent Nr. 535335 vom 5. März 1895); Benjamin C. Hadden, Watson Farm, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 545072 vom
                              									27. August 1895), und Egbert T. Warner, Elwood, Ind.
                              									(Amerikanisches Patent Nr. 549591 vom 12. November 1895).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 3
                              Fig. 6.Gesteinskernbohrer von Duggan und Bullock.
                              
                           Von anderen tiefbohrtechnischen Sondereinrichtungen neuer Art in Amerika seien noch
                              									angeführt: der Erweiterungsbrunnenbohrer von Stephen A.
                                 										Horton, Clarkville, Tex. (Amerikanisches Patent Nr. 537114 vom 9. April
                              									1895); eine Verbindung von Bohrschwengel und Pumpvorrichtung zum Auspumpen von
                              									Oelbrunnen von Levi Springer, Montezuma, Ohio
                              									(Amerikanisches Patent Nr. 540882 vom 11. Juni 1895); eine Nachlasschraube in
                              									Verbindung mit einem abgerundeten Bohrschwengelkopf für pennsylvanisches
                              									Seilbohrgeräth von Jesse Button, Springfield, Mass.
                              									(Amerikanisches Patent Nr. 542725 vom 16. Juli 1895); ein Rohrabschneider von George Palm, Butler, Pa. (Amerikanisches Patent Nr.
                              									543265 vom 23. Juli 1895); ein Brunnenreiniger von Henry J.
                                 										Welter und Louis E. Sacksteder, Fiffin, Ohio
                              									(Amerikanisches Patent Nr. 544148 vom 6. August 1895), und der Gesteinskernbohrer
                              									von James F. Duggan und Milan
                                 										C. Bullock (Amerikanisches Patent Nr. 548607 vom 22. October 1895).
                           Die letztgenannte Einrichtung (Fig. 6) besteht aus dem
                              									Bohrrohr a mit der Bohrkrone b, dem Kernrohr c darin, ferner der
                              									Kernheberringhülse d und dem Kernheberringe e; beide Stücke unten im Kernrohr. Die Ringhülse
                              									besitzt innerlich zurücktretende Einschnitte f und
                              									senkrechte Wasserkanäle g. Die äusseren Nasen h des innerlich glatten und dehnbaren Kernheberringes
                              									greifen in die Einschnitte f ein.
                           In Bezug auf ausgeführte Tiefbohrungen sei erwähnt, dass eine sehr dankenswerthe
                              									Zusammenstellung solcher Bohrungen, die der Bohrunternehmer Julius Thiele
                              									zu Ossegg, Böhmen, in Böhmen und umliegenden Ländern, meist auf artesische Brunnen,
                              									selbst ausgeführt hat, in vermehrter vierter Auflage neuerdings im Druck erschienen
                              										ist.Erläuterung über Bohrungen auf artesische
                                       												Brunnen von Julius Thiele, Ossegg,
                                    											Böhmen, 4. Aufl. 1895.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 4
                              Fig. 7.Durchteufung wassereicher Gebirge von Dubbs.
                              
                           Den vielfach bewährten deutschen Methoden zur Durchteufung wasserreicher Gebirge (D. p. J. 1894 291 265 und
                              									1894 294 102) ist ein amerikanischer Vorschlag von James A. Dubbs, Pittsburg, Pa. (Amerikanisches Patent
                              									Nr. 543230 vom 23. Juli 1895), zuzufügen. Es soll durch eine Schwimmsandschicht
                              									hindurch zuerst ein Kranz von Röhren a (Fig. 7) niedergebracht werden, deren Fuss Befestigung
                              									im festen Gebirge durch eingerammte Eisenstäbe b
                              									erhalten soll. Eine nachträgliche Bekleidung des Inneren des Röhrenkranzes findet
                              									alsdann durch Segmenttubbings c statt.
                           Eine neue amerikanische Maschine zum Schachtabteufen oder Streckenbohren von Richard P. Rothwell, New York (Amerikanisches Patent
                              									Nr. 549586 vom 12. November 1895), erinnert an die entsprechende deutsche
                              									Vorrichtung von Glaser (D. p.
                                 										J. 1894 291 290). Ein doppelwandiger Eisenschild
                              										(Fig. 8) sinkt durch seine Schwere, oder wird
                              									automatisch mit Hilfe von Elektromagnetismus vorbewegt. Bei mildem Gebirge, für
                              									welches die Einrichtung bestimmt ist, findet die Lösung des Materials durch
                              									hydraulische Spritzen in der dargestellten Weise statt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 4
                              Fig. 8.Bohrvorrichtung von Rothwell.
                              
                           Eine originelle amerikanische Bohreinrichtung von Henry W.
                                 										Smith und William W. Smith, Portland, Oreg.
                              									(Amerikanisches Patent Nr. 549830 vom 13. November 1895), scheint besonders
                              									geeignet, unter Wasser Flussand oder Seesand aufzuwirbeln, um diesen über Tage auf
                              									etwaigen Goldgehalt u.s.w. zu untersuchen. Den Sectionen a (Fig. 9) einer weiten Röhrentour
                              									entsprechen Gestängetheile b eines senkrechten
                              									Gestänges, welches in der erweiterten untersten Rohrsection c auf dem Querträger d ruht und ein oder
                              									mehrere Schaufelräder e trägt. Das senkrechte Gestänge
                              									mit den Schaufelrädern wird mittels der wagerechten Welle f über Tage durch das Getriebe g gedreht, wodurch der Sandboden bis zur Ausflussöffnung h aufgewirbelt wird.
                           Ein neuer deutscher Schachtbohrer ist von Hermann
                                 										Weferling, Gera (D. R. P. Nr. 82829), erfunden. Dieser Schachtbohrer
                              									besteht aus mehreren auf dem Umfange mit Zähnen versehenen Rädern, welche auf an
                              									einer stehenden Welle angeordneten Zapfen drehbar sind, so dass sie bei Drehung der
                              									Welle auf der Bohrlochsohle rollen und hierbei diese und die Schachtstösse
                              									bearbeiten.
                           Eine Bohrart, die immer mehr Verbreitung findet; ist das Schrämen in Kohlenbergwerken
                              									und zwar vor allem in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo es z.B. in
                              									Pennsylvanien vor dem Sprengen geradezu gesetzlich vorgeschrieben ist. Elektrisch
                              									betriebene Schrämmaschinen scheinen allerdings geeignet, die gefahrvolle
                              									Sprengarbeit in Kohlengruben wesentlich einzuschränken. Eine sehr reichliche
                              									Zusammenstellung von amerikanischen Schräm- und Schlitzmaschinen hat neuerdings Dr.
                              										Klose, BonnZeitschrift für Berg-, Hütten- und
                                       											Salinenwesen, Berlin, Bd. 43 S. 171., gegeben, wobei er sich
                              									allerdings absichtlich nur auf die in Chicago ausgestellten und die nach dem Colliery Engineer seit dem Jahre 1891 patentirten
                              									Apparate beschränkt hat. Die Zahl der Formen wächst um so mehr ins Ungemessene, als
                              									es die meisten dieser Erfindungen nicht über eine gewisse locale Bedeutung hinaus zu
                              									bringen wissen.
                           Dr. Klose theilt diese Maschinen nach ihrer Arbeitsweise
                              									in fünf Gruppen, wobei er von der Art des Antriebes absieht. Typen aller dieser
                              									Gruppen haben auch in diesseitigen Berichten theils Erwähnung, theils Beschreibung
                              									und Abbildung gefunden. Die Zahl der Beispiele lassen sich schon leicht wieder durch
                              									neuere patentirte Erfindungen vermehren. Die fünf Gruppen sind nachstehende:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 4
                              Fig. 9.Bohreinrichtung von Smith.
                              
                           1) Maschinen, bei denen der Schram durch eine Reihe von
                                 										Bohrern hergestellt wird. Aeltere Beispiele hierfür sind: Die Thomson-Houston'sche elektrische Minirmaschine (D. p. J. 1892 283 173) und
                              										Myer's Minirmaschine (D. p.
                                 										J. 1893 287 202).
                           2) Maschinen mit hin und her gehendem Meissel, welche wie
                                 										eine Nuthstossmaschine wirken, oder mit einem Stossbohrer. Als ältere
                              									Beispiele betrachte man: Thomson-Houston's fahrbare
                              									Gesteinsbohrmaschine (D. p. J. 1892 283 174); Weddell's
                              									Schrämmaschine mit elektrischem Betriebe (D. p. J. 1892
                              										283 174); Edison's und
                              										Sperry's elektrische Bohrmaschinen (D. p. J. 1892 286 78 und 79;
                              										Franke's Schrämmeissel (D.
                                 										p. J. 1893 287 203); Goolden's elektrischen Stossbohrer (D. p. J.
                              									1893 287 200) und die Schrämvorrichtung von Pelzer (D. p. J. 1894 291 291). Das Minirgeräth von Hardy (D. p. J. 1895 298 163) gehört insofern hierher, als bei diesem eine Erweiterung der
                              									Ladungskammer nach vollzogener Lochbohrung angestrebt wird. Der Zweck ist, für die
                              									Sprengladung eine festere Einschliessung zu gewinnen, die bei grösserer
                              									Kraftentwickelung auch grössere Gefahrlosigkeit beim Abthun der Schüsse bietet.
                              									Neuerdings hat Hardy einen eigens construirten
                              									Erweiterungsbohrer (Fig. 10) eingeführt. Eine andere
                              									Form zeigt der Kohlenerweiterungsbohrer von George H.
                                 										Bittenbender, Plymouth, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 544206 vom 6. August
                              									1895), Fig. 11. Einen Erweiterungsbohrer trägt ferner
                              									die neue hierhergehörige Schrämmaschine von Robert H.
                                 										Elliot und John B. Carrington, Birmingham,
                              									Ala. (Amerikanisches Patent Nr. 542153 vom 2. Juli 1895), während auch ein
                              									eigenartiger Nachnehmer (Fig. 12) von denselben
                              									Erfindern (Amerikanisches Patent Nr. 542152 vom 2. Juli 1895) construirt ist.
                              									Beachtenswerth bleibt noch ein breiter, doppelgabliger Kohlenmeissel von Martin Hardsocg, Ottumwa, Iowa (Amerikanisches Patent
                              									Nr. 537287 vom 9. August 1895). Zum stossenden Bohren dient die neue elektrische
                              									Schrämmaschine von Edmund C. Morgan, Chicago, III.
                              									(Amerikanisches Patent Nr. 536438 vom 26. März 1895).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 5
                              Fig. 10.Hardy's Erweiterungsbohrer.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 5
                              Fig. 11.Erweiterungsbohrer von Bittenbender.
                              
                           3) Maschinen mit Säge. Als ältere Beispiele siehe: Settle's elektrische Kohlenschrämmaschine und Fayol's Schrämmaschine (beide D. p. J. 1891 281 57), die Yorkshire'sche Kohlenschneidemaschine (D. p. J. 1893 287 202) und
                              									die Minirmaschine von Beury und Cressey (D. p. J. 1894 293 163). Hierzu sind auch noch die Schrämmaschinen mit Schneideköpfen,
                              									also die von Stanley mit einem Schneidekopf (D. p. J. 1891 279 192) und
                              									mit zwei Schneideköpfen (D. p. J. 1890 287 202), sowie Winn's
                              									elektrische Tunnelbohrmaschine (D. p. J. 1893 289 3) und die Stollenbohrmaschine von Fitz (D. p. J. 1894 291 80) zu rechnen. Eine neue derartige Maschine von Joseph Boland und George W.
                                 										Fitz, Pittsburg, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 536912 vom 2. April 1895),
                              										Fig. 13, mit einem oberen concaven Sägenrad a und einem unteren geraden b hat sich bereits u.a. in einem Bergwerk bei Boston bewährt. Doppelte
                              									Sägenräder zeigt die Maschine von Henry S. Dierdorff,
                              									Columbus, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 538210 vom 25. April 1895), ein einfaches
                              									Sägenrad die verbesserte Maschine von Joseph T. Beury
                              									und John T. Cressey, Beury, W. Va. (Amerikanisches
                              									Patent Nr. 544424 vom 13. August 1895).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 5
                              Fig. 12.Nachnehmer.
                              
                           4) Maschinen, welche als Arbeitsstück eine Stange mit daran
                                 										befestigten Meisseln besitzen. Eine solche Stange kann senkrecht oder
                              									parallel zum Ortsstoss angeordnet sein. Eine senkrechte Stange zeigt z.B. Goolden's elektrischer Drehbohrer (D. p. J. 1893 287 201), eine
                              									parallele die Kohlenbohrmaschine von Hurd (D. p. J. 1895 298 162).
                              									Gleichfalls parallel wirkt die Bohrstange in der neuen Maschine von Benjamin A. Legg, Columbus, Ohio (Amerikanisches
                              									Patent Nr. 548760 vom 29. October 1895), Fig. 14, und
                              									bei der elektrischen Maschine von Henry H. Bliss,
                              									Washington (Amerikanisches Patent Nr. 547836 und Nr. 547837), die für die Jeffrey-Co. bestimmt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 5
                              Fig. 13.Bohrmaschine von Boland und Fitz.
                              
                           5) Maschinen, bei denen die arbeitenden Meissel an einer
                                 										Kette sitzen. Aeltere Beispiele bieten: Thomson's elektrische Kohlenschneidemaschine (D.
                                 										p. J. 1893 287 199) und Brown's Kohlenminirmaschine (D. p. J. 1893
                              										289 2). Neuerdings bringt die amerikanische General Electric Co. elektrische
                              									Kohlenschneidemaschinen mit Schneideketten in verschiedenen Grössen auf den Markt.
                              									Sonstige neue Constructionen derartiger Maschinen sind zu nennen von: James A. Wiggs, Birmingham, Ala. (Amerikanisches Patent
                              									Nr. 541134 vom 18. Juni 1895), Henry B. Dierdorff,
                              									Columbus, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 548970 vom 29. October 1895) und die
                              									elektrische Maschine von Edmund C. Morgan, Chicago,
                              									III. (Amerikanisches Patent Nr. 550283 vom 26. November 1895).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 5
                              Fig. 14.Kohlenbohrmaschine von Legg.
                              
                           Bei der obigen Aufführung von Schrämvorrichtungen sind selbstverständlich alle
                              									einfachen Lochbohrer, für Kohlengebirge sowohl, wie für festeres Gestein, ausser
                              									Betracht geblieben. Die Abarten dieser Geräthe lassen sich längst nicht mehr
                              									übersehen und trotzdem treten immer noch unausgesetzt neue Formen hinzu. Ein regeres
                              									Interesse nehmen von solchen Apparaten zunächst die für elektrischen Betrieb
                              									eingerichteten in Anspruch. Es kommt hierbei darauf an, die für das harte Gestein
                              									nöthige Betriebskraft zu entwickeln, was bei Elektricität immer noch schwerer hält
                              									als bei Dampf- bezieh. Luftdruckkraft. Immerhin bewährt sich der Marvin drill in Amerika (D. p.
                                 										J. 1892 286 78) beispielsweise in nicht allzu
                              									hartem Gestein wie
                              									Kalk u. dgl., ebenso gut wie die elektrischen Gesteinsbohrer von Siemens und Halske in Europa. Von neuen Formen sind zu
                              									erwähnen: Der elektrische Gesteinsbohrer von Imle E.
                                 										Storey, Boulder, Colo. (Amerikanisches Patent Nr. 545109 vom 27. August
                              									1895) und der für die Jeffrey Co. construirte
                              									elektrische Kohlen- und Gesteinsbohrer von Henry H.
                                 										Bliss, Washington (Amerikanisches Patent Nr. 545570 vom 3. September
                              									1895).
                           In anderer Beziehung sind die Ingersoll'schen
                              									Gesteinsbohreinrichtungen bemerkenswerth, welche für Schrämarbeiten in Steinbrüchen
                              									bestimmt sind, wie schon ein solches Beispiel (D. p. J.
                              									1893 287 203) gegeben ist. In Amerika sind solche
                              									Apparate in Marmor-, Serpentin-, Schiefer- u.s.w. Brüchen sehr gebräuchlich. Es
                              									lassen sich indessen immer nur Schräme von 1,5 bis 2 m Tiefe ausführen; die weitere
                              									Lösung der Blöcke muss dann durch Keile, Schüsse oder sonstige Mittel geschehen.
                           Wenn das Schrämen den Zweck erfüllt, die gefährlichen Sprengungen überhaupt
                              									einzuschränken, so ist man ausserdem immer noch darauf bedacht, die Sprengungen,
                              									soweit sie unvermeidlich bleiben, gefahrloser zu gestalten.
                           In letzterer Beziehung sei noch zum Schluss der neuen Zünd- und Besetzmethode des
                              									österreichischen Oberbergraths Ludw. Jarolimek gedacht,
                              									wie sie jetzt an verschiedenen Bergbauorten Oesterreich-Ungarns erprobt wird. Das
                              									Princip beruht darauf, dass die Zündung innerhalb des nassen Bohrloches durch
                              									chemische Reaction auf einen über der Sprengladung angebrachten Aetzkalkkörper, und
                              									zwar in genau vorher zu bestimmender Zeit, hervorgerufen wird.