| Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 25 | 
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                        Neuerungen in der
                           								Papierfabrikation.
                        Von Prof. Alfred
                                 									Haussner, Brünn.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           Rohstoffe.
                           
                              a) Hadern.
                              Der Preis dieses ältesten Rohstoffes der Papierfabrikation hat sich auch in
                                 										letzter Zeit nicht merklich geändert. Einerseits wird wohl anerkannt, und sollen
                                 										diesbezügliche Versuche in dem Abschnitte über „Papierprüfung“ erwähnt
                                 										werden, dass Hadernpapier in seiner Dauer bessere Resultate verspricht als ein
                                 										Papier, welches aus den in neuerer Zeit aufgekommenen Surrogaten hergestellt
                                 										ist. Andererseits werden aber diese Surrogate in solcher Menge und zu so
                                 										niedrigen Preisen auf den Markt gebracht, dass bei den gedrückten Preisen für
                                 										das fertige Papier kaum etwas anderes übrig bleibt, als für die meisten Sorten
                                 										Ersatzstoffe zu verwenden und die Benutzung der Lumpen auf die in
                                 										verhältnissmässig geringer Menge zu verbrauchenden Qualitätspapiere zu
                                 										beschränken oder Hadernstoff zu anderen Papieren nur in bescheidenen Zusätzen zu
                                 										geben. Durch diese beiden, sich in ihrer Wirkung ungefähr ausgleichenden
                                 										Umstände ist das Verharren der Lumpenpreise in den derzeitigen,
                                 										verhältnissmässig niedrigen Ansätzen bedingt. Allerdings tritt zu Ungunsten der
                                 										Lumpen noch die, zum Theil wenigstens, vorhandene entschiedene Gefährlichkeit
                                 										derselben für die Gesundheit der Arbeiter hinzu. So ist neuerdings unmittelbare
                                 										Uebertragung von Pocken, die Ansteckung durch die Hadernkrankheit u. dgl.
                                 										unzweifelhaft festgestellt worden. Daraus folgt aber von selbst die vom
                                 										humanitären Standpunkt zu stellende Forderung nach der Entseuchung der Lumpen. Zu berücksichtigen sind diesbezüglich die
                                 										Auseinandersetzungen von Dr. Lenz in der Papierzeitung, 1895, wo genaue Angaben einerseits
                                 										über die erfolgte Uebertragung von Krankheiten durch Lumpen vorhanden sind,
                                 										andererseits aber auch auf das Dämpfen der Lumpen
                                 										als verlässliches, dabei verhältnissmässig billiges und den Hadern unschädliches
                                 										Desinfectionsmittel hingewiesen ist. Wir finden angegeben, dass in etwa 50
                                 										Minuten bis zu 200 k Hadern in geschlossenem Raume mit Dampf von 112°
                                 										desinficirt werden konnten. Die Kosten haben etwa 3 Proc. des Hadernpreises
                                 										betragen.
                              Dass man sich so ziemlich allerorten die meisten Hadern als gesundheitsgefährlich
                                 										vorstellt, erhellt daraus, dass gemäss neueren Verordnungen nach Frankreich nur
                                 										solche Hadern ohne weiteres eingeführt werden dürfen, welche sozusagen nur
                                 										ungebrauchte Stücke enthalten, wie die Abfälle aus Wäschefabriken u. dgl., dass
                                 										aber alle anderen Hadern entseucht sein müssen. Aehnlich ist es bei dem Eingang
                                 										der Hadern in die Vereinigten Staaten von Nordamerika der Fall. Die dadurch
                                 										bedingte relative Ungefährlichkeit, wie auch die von Alters her weitgetriebene
                                 										Sortirung der europäischen Hadern mag der Grund dafür sein, dass in
                                 										Nordamerika mit Vorliebe Hadern aus Europa in den Papierfabriken verarbeitet
                                 										werden.
                              Schon sehr befriedigende Resultate in Rücksicht auf die Entseuchung der Hadern
                                 										werden nach den Erfolgen einer Papierfabrik in Riga durch das aller übrigen
                                 										Arbeit vorangehende gründliche mechanische Dreschen
                                 										erzielt, verbunden natürlich mit einer geeigneten Staubabsaugung. Die Verwendung
                                 										von Seife irgend welcher Art soll nach vorliegenden
                                 										Versuchen auch ganz entsprechend sein, um die gefährlichen Bakterien zu tödten.
                                 										Doch dürfte diesem Verfahren entschieden das Dämpfen der Hadern schon mit
                                 										Rücksicht auf den Kostenstandpunkt, dann wegen der grösseren Einfachheit
                                 										vorzuziehen sein.
                              
                           
                              b) Holzschliff.
                              Was die Vorbereitung des Holzes anbelangt, so sei
                                 										bemerkt, dass neuerlich in einem englischen Patent von Thomas Thornley in Woodford die Anwendung von kräftigen Drahtbürsten
                                 										(vgl. 1894 292 98) statt der Messer zum Schälen
                                 										empfohlen wird. In der That wird dadurch von den unrunden Theilen des Stammes
                                 										weniger Abfall zu erwarten sein. Die Bürsten sollen cylindrisch und drehbar, der
                                 										Holzstamm drehbar und seiner Längsrichtung nach verschiebbar gemacht werden.
                              Die Schälspäne bilden einen grossen Ballast und sind auch nicht so ohne weiteres
                                 										in Feuerungen zu benutzen. Um wenigstens bequem die Späne zum
                                 										Aufspeicherungsorte zu transportiren, stellt die Friedrich-August-Hütte in Potschappel einen Apparat herVgl. 1890 275
                                       												480., in den die Späne, von einem Ventilator geblasen,
                                 										gelangen. Mittels mehrerer schraubenförmiger Windungen werden sie nach abwärts
                                 										geführt, allmählich zusammengedrängt und fallen dann in den Vorrathsraum.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 25
                                 Fig. 1.Transportvorrichtung von Dorenfeldt.
                                 
                              In etwas anderer Weise transportirt L. J. Dorenfeldt
                                 										nach D. R. P. Nr. 71469 Schälspäne. Er will vermeiden, dass bei dem nun häufig
                                 										angewendeten Transport mittels eines Luftstromes die Späne mit angesaugt werden,
                                 										also durch den Ventilator gehen und solcherart, ähnlich wie in einer
                                 										Schleudermühle, die Flügel abnutzen. Die Späne gelangen nämlich (Fig. 1) in das Fallrohr c und werden durch die Schnecke a auf der
                                 										Achse b nach unten gedrückt gegen einen Boden e, der durch Federdruck oder durch Gewichte
                                 										gegenhält. Dadurch wird das Material, die Späne, so weit verdichtet, dass die
                                 										vom Ventilator V kommende Druckluft nicht durch c entweichen, sondern nur die Späne durch das Rohr
                                 											d befördern kann. Hört die Zufuhr von Spänen
                                 										auf, so steigt der Boden e in die Höhe und
                                 										schliesst das untere Ende des Fallrohres c ab, so
                                 										dass die Luft auch dann nicht ungehörig den Weg durch c aufwärts nehmen kann.
                              Wenn auch dem Principe nach keineswegs mehr neu, so doch erst in letzterer Zeit
                                 										in grösserem Umfange ausgeführt worden, und zwar mit anscheinend befriedigendem
                                 										Erfolge, ist das Heisschleifen. Hauptsächlich
                                 										Nordamerika stellt den Holzschliff bei so bedeutender Temperatur her, dass es
                                 										unangenehm ist, so hergestellten, frischen Stoff mit der Hand vom Schleifer zu
                                 										nehmen. Dabei fällt derartiger Stoff viel geschmeidiger aus, lässt besseres
                                 										Papier erzielen und verbraucht dabei, wie verlautet, zu seiner Herstellung
                                 										weniger Arbeit als der beim Kaltschleifen gewonnene Stoff. Eingehende Versuche,
                                 										welche diese Erscheinungen zweifellos erklären würden, liegen allerdings nicht
                                 										vor. Doch dürfte die folgende Erklärung manches für sich haben. Die Amerikaner
                                 										schleifen nämlich heiss unter Zufuhr von weitaus weniger Wasser, als dies sonst
                                 										üblich ist, denn der aus den Heisschleifern folgende Stoff ist dick, breiartig,
                                 										nicht dünnflüssig, wie sonst. Denken wir nun daran, dass mit Siebtrommeln
                                 										entwässerter Stoff, welcher nicht mehr fliesst, etwa die 25fache Wassermenge
                                 										enthält, so können wir, nur um eine voraussichtlich beiläufig richtige Annahme
                                 										zu machen, voraussetzen, der amerikanische Heisschliff enthalte nur soviel
                                 										Wasser. Benutzen wir nun weiter die gangbare Annahme, dass zur Erzeugung von 100
                                 										k Holzschliff in 24 Stunden 8  nothwendig sind, so ergibt sich, wenn wir
                                 										die ganze Arbeit nur in Wärme umgewandelt und diese zur Erhitzung der oben
                                 										bezeichneten Wassermenge um t° verbraucht denken,
                                 										mit Hilfe der Beziehung 1\mbox{ kgm}=\frac{1}{424} Cal. die
                                 										Gleichung:
                              100\,\times\,25\,\times\,t^{\circ}=8\,\times\,75\,\times\,\frac{1}{424}\,\times\,24\,\times\,60\,\times\,60,
                              das heisst
                              t° = 49°.
                              Es würde also die Temperatur um etwa 50° erhöht. Nehmen
                                 										wir ursprünglich für das Wasser 15° an, so würde unter den gemachten
                                 										Voraussetzungen das Gemisch schliesslich ungefähr 65° besitzen, natürlich unter
                                 										Zulassung der geschehenen Vernachlässigungen, da es sich ohnehin nur um eine
                                 										beiläufige Beurtheilung handelt. Nun wird ja aber Arbeit auch zur Formänderung,
                                 										zum Schleifen selbst, verbraucht; wie viel, weiss man allerdings heute nicht
                                 										sicher; nehmen wir aber an, es sei die Hälfte, so würde sich dann noch immer für
                                 										den Schliff etwa 40° = (25 + 15) ergeben, welche Temperatur beim plötzlichen
                                 										Angreifen schon das Gefühl der Hitze erwecken kann. Es ist also nicht
                                 										ausgeschlossen, dass die Heisschleifer wirklich nicht mehr Kraft als die
                                 										Kaltschleifer verbrauchen, besonders wenn man berücksichtigt, dass durch die
                                 										Wärme beim Heisschleifen der Zusammenhang im Holze etwas gelockert, also die
                                 										Arbeit des Lostrennens der Fasern erleichtert wird. Möglich ist es aber
                                 										immerhin, dass doch mehr Kraft verbraucht wird beim Heisschleifen gegenüber
                                 										dem Kaltschleifen; dafür erhält man erwiesenermaassen den geschmeidigeren
                                 										Schliff, vielleicht aus ähnlichen Gründen, wie beim gedämpften (Braun-)
                                 										Holzschliff.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 26
                                 Fig. 2.Holzschleifmaschine von Adam.
                                 
                              In gewissem Sinne gerade das Gegentheil des Heissschleifens findet bei der neuen
                                 										Holzschleifmaschine von Gustav Adam in Sebenitz
                                 										nach D. R. P. Nr. 73477 statt. Es wird nämlich ängstlich vermieden, dass sich
                                 										Schliff auf dem Steine ansammle. Wir sehen dies in Fig.
                                    											2 folgendermaassen ausgeführt. Der Stein a schleift während seiner Drehung von den Holzstämmen b ab, welche sich festgeklemmt in Rohren befinden,
                                 										die ihrerseits in Lagern c drehbar eingelegt sind,
                                 										und zwar steht aus diesen Rohren ungefähr nur so viel Holz heraus, dass es sich
                                 										an die ganze Breite der Mantelfläche des Steines anlegen kann. Weil nun die
                                 										Rohre und mit ihnen das festgeklemmte Holz langsame Drehung erhalten, während
                                 										das Holz an der Mantelfläche des Steines anliegt, weil weiters mit Hilfe der
                                 										Excenter m auf der Nebenwelle n und der Excenterstangen o, welche an die in Führungen verschiebbaren Lager c angeschlossen sind, eine sehr langsame Näherung
                                 										der Lager und damit auch des Holzes erzielt wird, so schleift man allmählich die
                                 										aus den Rohren vorstehenden Holzenden bis auf dünne Zapfen ab, während der
                                 										Schliff frei nach unten fallen kann, was durch Spritzwasser befördert wird. Man
                                 										kann dann das Holz wieder vorschieben u.s.w., bis die ganze Stammlänge
                                 										abgeschliffen ist. Es ist wohl gewiss mit dieser Construction die Gefahr des
                                 										Todtmahlens so weit wie irgend möglich vermieden und können Holzstämme im
                                 										Ganzen, ohne Zerschneiden in kleine Klötze, wie es sonst nothwendig ist,
                                 										verarbeitet werden. Dafür aber die lästige Manipulation mit dem Lösen und dann
                                 										wieder Feststellen der Klemmung, wenn der Stamm vorgeschoben werden muss, das
                                 										Bleiben von nicht verschliffenen, immerhin merklichen Zapfen und dem allen
                                 										gegenüber die Erwägung, dass unter der reichen Zahl der bereits bekannten
                                 										Holzschleifer ausserordentlich viele sind, bei denen erfahrungsgemäss durchaus
                                 										kein todtgemahlener Schliff erhalten wird.
                              Die Verarbeitung insbesondere von Holzabfällen wird bei dem Schleifer nach Fig. 3 von Rudolf
                                    											Affeltranger in Zürich nach D. R. P. Nr. 78040 erstrebt dadurch, dass
                                 										sozusagen der Holzschleifer üblicher Construction mit lothrechtem Stein, mit dem
                                 										Mahlgange verbunden wird. Gemäss Fig. 3 arbeitet
                                 										der sich in lothrechter Ebene drehende Stein a mit
                                 										dem festgelegten Stein s zusammen in der Weise,
                                 										dass vorerst vom Steine a, wie sonst üblich, das
                                 										unter Druck befindliche Holz geschliffen wird und dieser Schliff dann in den
                                 										schmalen Raum zwischen a und s genommen wird. Feinere Theile werden wohl fast
                                 										unbearbeitet durch diesen Spalt gehen, was ja ganz gut ist, gröbere Theile,
                                 										Splitter u. dgl., werden jedoch verfeinert. Spritzwasser bei g1 und g2 sorgt dafür,
                                 										dass sich kein Schliff auf dem Steine festsetzt. Der Druck für die Presse
                                 										erfolgt in bekannter Art (nach Voelter) mittels
                                 										Wurm d, Wurmrad e und
                                 										Schraube b, welche in e ihre Mutter findet und mittels des Deckels c das Holz allmählich zwingt, gegen den Stein vorzurücken. Mit dem
                                 										Schleifer ist auch eine Sortirung verbunden: das cylindrisch gekrümmte Sieb l sichtet und wird bei m durch eine Daumenwelle gerüttelt. Der so vorgesichtete Stoff fliesst
                                 										bei k ab.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 27
                                 Fig. 3.Verarbeitung von Holzabfällen von Affeltranger.
                                 
                              In eigenthümlicher Weise will Charles W. Roberts
                                 										nach dem amerikanischen Patent Nr. 527812 dem Verschmieren des Steines durch
                                 										Festsetzen von Holz, Harzpartikelchen u. dgl. vorbeugen. Roberts schlägt nämlich vor, in Zwischenräumen von etwa 10 Secunden
                                 										das Anpressen des Holzes auf kurze Zeit zu unterbrechen, so dass besser
                                 										Gelegenheit gegeben ist, durch Abspritzen festgesessene Theile zu entfernen, die
                                 										Oberfläche des Steines zu reinigen und dadurch die angreifenden Sandkörnchen
                                 										mehr hervortreten zu lassen, weil eben kurze Zeit hindurch kein neuer Schliff
                                 										erzeugt und der alte festgesessene mehr der Einwirkung des Spritzwassers
                                 										ausgesetzt wird. Es ist nicht unmöglich, dass solcherart ein besserer Angriff
                                 										und damit so viel Mehrproduction erzielt wird, dass die kurze Zeit, während
                                 										welcher nicht geschliffen wird, wett gemacht wird.
                              Um zu verhindern, dass unversehens in einer oder mehreren Pressen sich nach
                                 										gänzlichem Verschleifen des Holzes der Kolben auf den Stein setze, schlägt L. H. Hennig in seinem österreichischen Privilegium
                                 										vom 19. October 1894 vor, für solche Fälle einen elektrischen Klingelapparat in
                                 										Thätigkeit treten zu lassen. Die Ausführung ist principiell ungemein einfach,
                                 										indem mit der Kolbenstange nur eine Klemme geeignet verbunden zu sein braucht,
                                 										welche bei einer bestimmten, noch nicht bedenklichen Stellung des Kolbens einen
                                 										elektrischen Leitungskreis schliesst und dadurch eine Klingel ertönen lässt. Es
                                 										hat dann gar keinen Anstand, jede der Pressen mit einer Nummer zu versehen und
                                 										mit einem Nummerntableau zu verbinden, so dass nach Ertönen der Klingel sofort
                                 										diejenige Presse ersehen werden kann, welche nachgefüllt werden soll.
                              Von Holzstoffsortirern finden wir im D. R. P. Nr.
                                 										77713 von A. H. Lundsberg und H. E. Heyerdahl einen mit ebenen, sich
                                 										drehenden Siebflächen angegeben (Fig. 4). Die
                                 										Siebflächen b, deren Lochung sich nach der Feinheit
                                 										des zu sortirenden Gutes zu richten hat, drehen sich um die Achse c. Von unten, bei i,
                                 										tritt, wie es der Pfeil andeutet, von dem höher liegend gedachten Schleifer der
                                 										hinreichend verdünnte Schliff zwischen die beiden Siebflächen und, indem sich
                                 										ganz von selbst ein gewisser, kleiner Druckunterschied einstellt, durch die
                                 										Siebe und fliesst durch d ab. Der Eintrittsströmung
                                 										entsprechend, steht wohl so ziemlich zu erwarten, dass Splitter u. dgl. sich
                                 										mehr parallel zu den Siebflächen stellen und durch den Flüssigkeitsdruck an
                                 										dieselben werden angedrückt werden. Durch Arme, welche sich an den Siebflächen
                                 										befinden, werden dann die an den Scheiben festgesessenen Splitter verhindert,
                                 										ohne weiteres in die Flüssigkeit zurückzufallen, vielmehr werden sie bei der
                                 										Drehung der Siebscheiben mit nach aufwärts genommen, gleiten radial, längs der
                                 										Arme, bis sie auf den Konus e kommen, der sie so
                                 										führt, dass sie in das obere, feste Flachsieb f
                                 										gelangen, von welchem feinere, allenfalls mitgenommene Theilchen wieder nach
                                 										unten tropfen können. Aehnlich geht es mit denjenigen Stoffpartikelchen, welche
                                 										durch die Wasserstrahlen aus g von den
                                 										Sortirflächen abgespült, gegen eine feste Wand k
                                 										geschleudert werden und danach auch auf das Sieb f
                                 										gelangen. Die sich drehenden Siebe b kommen somit
                                 										fortwährend gereinigt wieder ins Bad, um neuerlich zu sichten.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 27
                                 Fig. 4.Holzstoffsortirer von Lundsberg und Heyerdahl.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 27
                                 Centrifugalsichter von Cuvier Fils.
                                 
                              Einen sogen. Centrifugalsichter von Cuvier Fils in Seloncourt finden wir nach der Papierzeitung, 1894, in Fig. 5 und 6 wiedergegeben. Wir
                                 										bemerken das sortirende Kupfer- oder Metallblech a
                                 										mit runden oder länglichen Oeffnungen von etwa 0,5 bis 0,9 mm Weite in Form
                                 										eines Kreiscylinders angebracht, der von den Riemenscheiben b aus durch die Zahnradübersetzung cd sehr langsam auf Frictionsrollen mit etwa 7
                                 										Umdrehungen in der Minute gedreht wird. Im Innern desselben drehen sich rasch,
                                 										mit etwa 280 Umdrehungen in der Minute, die Flügel e. Der zu sortirende Stoff fliesst durch Rohr f ins Innere des Siebcylinders, dringt durch die Oeffnungen desselben
                                 										und fliesst
                                 										sortirt über die stellbare Klappe g ab, während die
                                 										gröberen Theile, welche nicht durch das Sieb zu gehen vermögen, bei h aufgeschöpft und bei i ab- und etwa einem Raffineur zugeleitet werden. Berücksichtigt man,
                                 										dass bei dem eingezeichneten Flüssigkeitsstande voraussichtlich nur wenig vom
                                 										Stoffe, das, was an den Flügeln adhärirt, von diesen mitgenommen und tangentiell zum Bewegungskreise aus- und gegen die
                                 										Siebwandungen angeschleudert werden wird, so dass von einer sichtenden Wirkung
                                 										der Flügel nicht wohl die Rede sein kann, ähnlich wie es schon in früheren
                                 										Berichten (vgl. 1894 292 172) hervorgehoben worden
                                 										ist, so kommen wir zur Erkenntniss, dass die Wirkung der Flügel kaum eine
                                 										andere, als wie eine kräftig rührende ist, und solcherart der Stoff nach der
                                 										ganzen Länge des Siebcylinders gut gemengt bleibt, sich nirgends Stofftheile
                                 										ungehörig festsetzen. Letzteres wird überdies noch hintangehalten durch das über
                                 											k eingeleitete Spritzwasser, das den ganzen
                                 										Scheitel des Sichtcylinders abspült.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 28
                                 Fig. 7.Trockenapparat von Hiorth.
                                 
                              Das Bleichen des Holzschliffes, um demselben
                                 										einerseits die unansehnliche Farbe zu nehmen und um ihn andererseits tauglicher,
                                 										geschmeidiger zu machen, ist auch keine neue Frage, die aber bis heute noch
                                 										nicht allseits befriedigend gelöst zu sein scheint. Nach den Erfolgen, die mit
                                 										doppeltschwefligsauren Salzen für die Herstellung von Holzzellstoff zu
                                 										verzeichnen sind (Sulfitcellulose), ist es nicht zu wundern, dass Versuche
                                 										vorliegen, jene Salze auch im kalten Zustande zu benutzen, um die Incrusten des
                                 										Holzes umzuwandeln und dadurch den Schliff zu bleichen. So finden wir in der Papierzeitung, 1894, einen Vorschlag, den auf
                                 										Entwässerungsmaschinen in Pappenform erhaltenen Holzschliff in Stoffkästen
                                 										einzusetzen und mit einer Lösung von doppeltschwefligsaurem Natron in der 20-
                                 										bis 30fachen Wassermenge so zusammenzubringen, dass ungefähr 2,5 k Salz auf 100
                                 										k Stoff kommen. Die Schwefligsäure wird dann durch einen Zusatz von
                                 										schwefelsaurer Thonerde vollständig nutzbar gemacht. Die Einwirkung soll etwa 24
                                 										Stunden dauern. Für 100 k Stoff kommt dann das Bleichmittel nicht über 40 Pf. zu
                                 										stehen. Das damit erzielbare Papier zeigt schon wesentlich bessere Eigenschaften
                                 										gegenüber den gewöhnlichen Holzschliffpapieren.
                              Trocknen des Holzstoffes hat den ausserordentlichen
                                 										Vortheil für sich, dass dadurch das Gewicht, welches ja für den Transport,
                                 										insbesondere auf grössere Entfernungen, eine so bedeutende Rolle spielt,
                                 										wesentlich, etwa auf die Hälfte, herabgesetzt wird. Dies lässt es erklärlich
                                 										erscheinen, dass man unter Umständen auf die leichtere Auflösbarkeit des noch
                                 										feuchten, nur mechanisch entwässerten Holzstoffes verzichtet. Einen hübschen
                                 										Trockenapparat, bei welchem ganz sachgemäss Gegenstromsystem angewendet ist,
                                 										erhielt Ingenieur F. Hiorth, Director der Aktieselskabet Karaerner Brug in Christiania,
                                 										patentirt und finden wir die principielle Einrichtung in den Fig. 7 und 8 nach
                                 											Uhland's technischer Rundschau, 1895,
                                 										wiedergegeben.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 28
                                 Fig. 8.Trockenapparat von Hiorth.
                                 
                              Die Holzstofftafeln sind an Rahmen C (Fig. 8) mit Hilfe geeigneter Klammern (vgl. z.B.
                                 										1892 286 50 und 1894 294
                                 										53 ff.) gehängt. Die Rahmen C hingegen umfassen
                                 											(Fig. 8) mit Haken h Zapfen z, welche an geeigneten Stellen
                                 										von zwei endlosen Gliederketten angebracht sind, die in einem Thurme über je
                                 										zwei Rollen C1 und
                                 											C2 (Fig. 7)
                                 										gehen. Die feuchten Pappen gibt man bei n links
                                 										auf, indem man sie an die Gliederketten hängt. Mit diesen wandern die
                                 										Holzstofftafeln nun langsam in der linken Abtheilung des Thurmes aufwärts, gehen
                                 										über den oberen Rand der Zwischenmauer in die rechte Abtheilung, dort abwärts,
                                 										bis sie endlich rechts bei n1 herabgenommen und der Packpresse überliefert
                                 										werden können. Die erwärmte Luft macht den entgegengesetzten Weg. Sie strömt
                                 										durch Kanal o (rechts unten Fig. 7) in den Calorifere, wird erwärmt, steigt
                                 										dann, wie es die Pfeile andeuten, im Kanal rechts im Thurm aufwärts, dann links
                                 										abwärts, um bei p abzuziehen, angesaugt durch einen
                                 										Ventilator E. Vorher wird aber die feuchtwarme Luft
                                 										noch eines Theiles der Feuchtigkeit beraubt im sogen. Condensator A3 durch
                                 										Wasserstrahlen, die aus geeignet angebrachten Spritzöffnungen auf die darunter
                                 										ziehende feuchte Luft fallen. Thüren T schliessen
                                 										den Innenraum gewöhnlich ab. Sicherheitsthüren i
                                 										schliessen dann, wenn im Innern die Temperatur über 120° beträgt, indem dann das
                                 										leicht schmelzbare Metall bei der Aufhängestelle der Thür flüssig wird. Eine der
                                 										Rollen C1 oder C2 ist, je nach der
                                 										Art des Antriebes, in bekannter Weise verschiebbar gemacht, um die Gliederkette
                                 										gespannt zu erhalten.
                              
                           
                              c) Zellstoff.
                              Der weitaus überwiegende Theil der Neuerungen in der Herstellung von Zellstoff
                                 										bezieht sich auf die Gewinnung von Sulfitstoff. Die Vortheile der Herstellung
                                 										für diesen sind, wie schon in früheren Berichten erwähnt, für die meisten Fälle
                                 										so bedeutend, dass dagegen die Natronmethode nicht aufzukommen vermag.
                                 										Verschärft ist dieser Umstand in letzterer Zeit noch dadurch geworden, dass die
                                 										Schwefelpreise weiter zurückgegangen sind, so weit, dass manche sicilianische
                                 										Schwefelgruben mit ihren veralteten und daher unökonomischen Einrichtungen ihren
                                 										Betrieb einstellen mussten, während andererseits japanischer Schwefel durch die
                                 										so geringfügigen Arbeitslöhne in Japan hinreichend billig zu haben ist, dass er
                                 										in Europa Abnehmer findet. Allerdings kommt dieser Schwefel nicht in solchen
                                 										Mengen zu uns, dass durch ihn die Verwendung von Kiesen für die
                                 										Sulfitlaugenbereitung ausgeschlossen würde. Im Gegentheil sind gerade in letzter
                                 										Zeit für die Kiesröstung Vervollkommnungen eingeführt worden. So empfiehlt die
                                 										Gewerkschaft Sicilia in Meggen a. d. Lenne in einer
                                 										Schrift von W. A. Müller die folgende Einrichtung,
                                 										welche auch in der Papierzeitung, 1894,
                                 										veröffentlicht worden ist.
                              Fig. 9 bis 13 zeigen das
                                 										Wesentliche dieser Anordnung. Wir sehen sechs in gewöhnlichem Mauerwerk
                                 										hergestellte Röstherde D in zwei durch eine
                                 										Zwischenwand getrennten Abtheilungen I und II vorhanden. Jeder dieser Herde besitzt eine
                                 										Beschickungsöffnung A für Schwefel, eine Oeffnung
                                 											C zur Bedienung des Rostes und eine Oeffnung
                                 											B zur Entfernung der Kiesabbrände, welche
                                 										Oeffnungen durch gut schliessbare Thüren abgesperrt werden können. Die Roststäbe
                                 										sind geeignet gelagert, haben grösstentheils quadratischen Querschnitt, nur in
                                 										den Lagerstellen sind sie rund abgedreht und kann jeder einzelne Roststab
                                 										mittels eines durch C eingeführten Schlüssels an
                                 										seinem quadratischen Kopfe gefasst und gedreht werden, zur Lösung von Schlacken
                                 										u. dgl.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 29
                                 Kiesröstofen von Müller.
                                 
                              Soll der Ofen in Thätigkeit kommen, so wird er vorerst möglichst warm, in
                                 										Rothglut gebracht mit geeignetem Brennmaterial, und dann mit dem allmählichen
                                 										Beschicken der Herde begonnen. Vorerst wird einer der Herde beschickt, welcher
                                 										am weitesten von den Abzugöffnungen entfernt ist, indem die Wagen mit den Kiesen
                                 										auf Gleisen s (Fig. 13) längs des
                                 										Ofens herangeführt und dann die Kiese durch die Beschickungsöffnung A auf den Rost aufgeworfen und thunlichst,
                                 										allenfalls etwas ansteigend an der der Oeffnung A
                                 										abgekehrten Seite des Herdes, geebnet werden. Ist dieser Herd ordentlich in
                                 										Brand gekommen (die Luftzufuhr wird geregelt bei den Einströmöffnungen u.s.w.),
                                 										so wird ein nächster beschickt u.s.f., bis sämmtliche Herde mit Kiesen versehen
                                 										sind. Dadurch ist es möglich, bequem in der Bedienung der Herde abzuwechseln.
                                 										Die Gase ziehen nun, wie es etwa in den Fig. 10 und 12 deutlich zu sehen
                                 										ist, in Kammern k1,
                                 										in welchen schon Staub sich ablagern, verdampfter Schwefel sich wieder ansetzen
                                 										kann u. dgl., was auch noch in der langen, noch folgenden Leitung geschieht. Aus
                                 										den Kammern k1
                                 										treten dann die Gase, wenn die entsprechenden Glockenverschlüsse g geöffnet sind, in die Kammer k2, wo sie sich
                                 										vereinigen können, aus welcher sie jedoch wieder in zwei Zügen k3 weiter geleitet
                                 										werden können, was wohl hauptsächlich aus dem Grunde so ausgeführt ist, um
                                 										zeitweise eine der Leitungen an irgend einer Stelle nachsehen und ausbessern zu
                                 										können. Dies wird auch möglich gemacht durch die Glockenverschlüsse g1. Endlich können
                                 										die Gase von den Oefen durch die langen Rohrleitungen rr1 (Fig. 9) abziehen,
                                 										wobei sie Gelegenheit finden, sich abzukühlen und die bei einem derartigen
                                 										Process immer gebildeten und mitgenommenen Schwefelsäuredämpfe, welche bei der
                                 										Herstellung von Sulfitlauge durch Bilden von Gyps u.s.w. sehr schaden können, an
                                 										Metallspäne abzugeben, die sich in dem unteren, erweiterten Theile r2 der Rohrleitung
                                 										befinden.
                              Als solche Metallspäne sind in der vorliegenden Anordnung Eisendrehspäne gedacht.
                                 										Bemerkenswerth ist aber ein Vorschlag von Ferdinand
                                    											Wolesky (Papierzeitung, 1895), lieber
                                 										Kupferspäne zu verwenden, weil dann wenigstens ein Theil des Schwefels, der sich
                                 										in der Schwefelsäure befindet, für den Sulfitlaugenprocess nutzbar gemacht
                                 										werden kann darum, weil bei der Einwirkung der Schwefelsäure auf Kupfer
                                 										Schwefligsäure entbunden wird. Noch rationeller scheint in dieser Richtung der
                                 										weitere Vorschlag Wolesky's, cementirte, d.h. durch
                                 										Einlegen in eine Kupfervitriollösung oberflächlich verkupferte Eisenspäne zu
                                 										benutzen. Durch die Einwirkung der bei dem Röstprocesse gebildeten Schwefelsäure
                                 										würde nämlich von dem an der Oberfläche des Eisens vorhandenen Kupfer, wie oben
                                 										erwähnt, die Bildung von Schwefligsäure veranlasst, aber auch das Kupfer
                                 										allmählich in Kupfervitriol übergeführt werden. Würde man dann die entkupferten
                                 										Eisenspäne sammt dem entstandenen Kupfervitriol herausnehmen und mit so viel
                                 										Wasser versetzen, dass der Kupfervitriol in Lösung geht, so begänne ja von Neuem
                                 										der Cementationsprocess, die Eisenspäne würden sich neuerlich mit Kupfer
                                 										überziehen und ein Theil des Eisens dafür in Lösung gehen, so dass, abgesehen
                                 										von den unvermeidlichen Verlusten, das immerhin theuere Kupfer erhalten bliebe
                                 										bezieh. fortwährend regenerirt würde.
                              Wie immer aber die hier unwillkommene Schwefelsäure abgeschieden wird, so ist es
                                 										möglich, die entstehenden Vitriole u.a. durch gewöhnlich verschlossene
                                 										Oeffnungen im unteren Rohrtheile r2 (Fig. 9) zu entfernen
                                 										und durch frische, wirksame Substanzen zu ersetzen. Solcherart ist es
                                 										durchführbar, schon ziemlich gekühlte (wegen der
                                 										langen, freien Rohrleitung) und von unwillkommenen Zuthaten befreite
                                 										Schwefligsäuregase zu gewinnen und nach irgend einem Verfahren zur Darstellung
                                 										von Sulfitlauge weiter zu benutzen.
                              Dass es gewiss geboten ist, thunlichst ökonomisch vorzugehen, bedingt schon die
                                 										verhältnissmässig bedeutende Menge Schwefel, welche beim Sulfitverfahren
                                 										verbraucht wird. Denn nach Angaben, welche von Hermann
                                    											Brüngger, Director der Cellulosefabrik Josefihütte in Böhmen, neuester
                                 										Zeit (Papierzeitung, 1894) gemacht wurden, muss man
                                 										doch rund 12 k Schwefel für 100 k trocken gedachten Holzzellstoff rechnen, wenn
                                 										auch durchaus nicht überall ganz dieselben Verhältnisse vorhanden sind und daher
                                 										der Schwefelverbrauch merklich variiren kann.
                              Für eine Anordnung zum Bilden von Sulfitlauge hat
                                 										die Maschinenfabrik Golzern (vormals Gottschald und Nötzli) das D. R. P. Nr. 77069
                                 										erhalten. Die bequeme Einrichtung ist in Fig. 14
                                 										wiedergegeben. Wir bemerken drei Reihen von Gefässen über einander: zu unterst
                                 											A, die Vorrathsbehälter für die fertige Lauge,
                                 											B die Behälter zum Bilden der Lauge, C und B mit Kalkmilch
                                 										gefüllt, E und F Räume
                                 										mit Kühlschlangen. Die Kalkmilch wird concentrirt in dem oben offenen Behälter
                                 											D bereitet und nach Bedarf nach C abgelassen. Hinreichend verdünnt, wandert sie
                                 										dann, wie es gebraucht wird, durch 11 nach B und endlich nach A.
                                 										Die schwefligsauren Gase machen den entgegengesetzten Weg. Frische
                                 										Schwefligsäure gelangt nämlich vom Erzeugungsorte, z.B. wie weiter oben
                                 										geschildert, noch durch die Kühlschlangen in E
                                 										(weil je niedriger die Temperatur ist, desto besser diese Gase absorbirt werden)
                                 										und dann in das Vertheilungsrohr 1 2, aus welchem
                                 										mittels Rohren 3 die Schwefligsäure in ein oder
                                 										mehrere der Gefässe B übertritt, um dort brauchbare
                                 										Sulfitlauge zu bilden. Der Ueberschuss (die nicht gelösten Gase) zieht dann
                                 										durch Rohre 4 in das Vertheilungsrohr 5 6, weiter dann durch Rohre 7 in die mit
                                 										concentrirter Kalkmilch gefüllten Gefässe C, um so
                                 										weit wie möglich absorbirt zu werden. Der noch bleibende Rest von Gasen soll
                                 										nunmehr keine Schwefligsäure mehr enthalten, denn er wird in Rohr 13 14 gesammelt und ins Freie gelassen. Das dürfte
                                 										eben einerseits mit Rücksicht auf die Betriebsökonomie, andererseits mit
                                 										Rücksicht auf die Schädlichkeit des Schwefligsäuregases für alles organische
                                 										Leben dann, wenn es in bedeutenderen Mengen auftritt, nicht geschehen, wenn noch
                                 										merklich Schwefligsäure in den abfliessenden Gasen enthalten wäre. Aus Vorsicht
                                 										könnte man ja auch die abziehenden Gase noch durch Natronlösung leiten, wodurch
                                 										die vollständige Absorption von Schwefligsäure gewährleistet wird.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 30
                                 Fig. 14.Bilden von Sulfitlauge von Golzern.
                                 
                              Aber nicht bloss frische schweflige Säure kann solcherart verwendet werden, um
                                 										Sulfitlauge zu bilden. Auch die Abgase beim Kochprocess bezieh. die in den
                                 										Abgasen noch enthaltene Schwefligsäure kann leicht für den Betrieb nutzbar und
                                 										für die Umgebung unschädlich gemacht werden, wenn man die Abgase vorerst kühlt,
                                 										dadurch, dass man sie die Kühlschlange im Raume F
                                 										durchstreichen und dann durch Rohr 8 oder 9 entweder nach B oder
                                 										nach A gelangen lässt, um die bezüglichen
                                 										Sulfitlösungen anzureichern und die Abgase dadurch von dem Gehalte an
                                 										Schwefligsäure zu befreien.
                              Der nöthige Ueberdruck, um die geschilderte Bewegung der Gase zu erzwingen, kann
                                 										entweder durch einen Ventilator bewirkt werden, welcher die Gase in das Rohr 1 2 drückt, oder aber aus dem Rohre 13 14 saugt, um ein entsprechendes Vacuum zu
                                 										erzeugen.
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 30
                                 Fig. 15.Brodnitz und Seydel's Centrifugalpumpe für schweflige
                                    											Säure.
                                 
                              Der Transport der Schwefligsäure, wie auch der Sulfitlauge ist für die Praxis
                                 										keine so einfach zu lösende Aufgabe. Um der das Eisen so sehr angreifenden
                                 										Einwirkung der Schwefligsäure Rechnung zu tragen, sind unter anderen Mitteln
                                 										Pumpentheile aus Glas vorgeschlagen worden, worauf schon in früheren Berichten
                                 										hingewiesen worden ist. Neuestens stellt die Firma Brodnitz und Seydel in Berlin für die vorliegenden Zwecke
                                 										Centrifugalpumpen her, bei denen alle mit der Säure in Berührung kommenden
                                 										Theile aus Hartblei (Legirung von Blei mit Antimon) gemacht sind. Eine
                                 										bezügliche Anordnung finden wir in Fig. 15 nach
                                 										der Papierzeitung, 1895. Das ganze Gehäuse a besteht aus Hartblei. In den Hohlraum f gelangt die Sulfitlauge durch einen Rohrstutzen,
                                 										tritt dann in das auf einer Bronzewelle d, die
                                 										jedoch thunlichst von Hartblei umhüllt und geschützt ist, sitzende Schleuderrad
                                 											b, welches die Flüssigkeit in den
                                 										spiralförmigen, sich allmählich erweiternden Kanal g und aus diesem durch das Steigrohr i an
                                 										den Ort seiner Bestimmung fördert. Aussparungen h
                                 										im Gehäuse sind vorhanden, um die Passflächen, an denen das Pumpenrad sich an
                                 										die Gehäusewandungen legt, thunlichst klein zu erhalten. Ein Deckel k ermöglicht, bequem die Pumpe nachzusehen. U-Eisen l sind hier in
                                 										der Figur zur sicheren Montirung der Pumpe angenommen. Die Pumpen laufen mit 400
                                 										bis 1200 Umdrehungen in der Minute und sollen recht befriedigend arbeiten.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)