| Titel: | Sicherung gegen Wassersgefahr auf See. | 
| Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 36 | 
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                        Sicherung gegen Wassersgefahr auf
                           								See.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 6 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Sicherung gegen Wassersgefahr auf See.
                        
                     
                        
                           Da ein Dampfer selten vollkommen ruhig und mit wagerechtem Deck läuft, vielmehr fast
                              									immer dann, wenn der Schottschluss erforderlich wird, heftige Stampfbewegungen
                              									ausführt, so setzt das Eigengewicht der Drehthür seiner Handhabung Schwierigkeiten
                              									entgegen, die bei Fortfall jeglicher maschineller Hilfsmittel insbesondere im Falle
                              									der Noth verhängnissvoll werden können. Dieses Eigengewicht der Thür hat Dr. Dörr (Köln) dadurch ausgeglichen, dass er zu beiden
                              									Seiten des Schotts Thüren anordnet, die, zwangläufig mit einander verbunden, sich
                              									stets gegen einander bewegen (Fig. 8 bis 10). Werden die Hälften T1T2 der so gebildeten, in den Scharnieren A1A2 drehbaren Doppelthür
                              									etwa in der in Fig. 9
                              									angedeuteten Weise mit einander verbunden, so wird bei Bewegung des einen Flügels der andere
                              									stets mitgenommen, so dass der gemeinsame Schwerpunkt P
                              									immer auf der Verbindungslinie A1A2, d.h. innerhalb der
                              									Schotts, verbleibt. Die Verbindung der Hälften T1T2 kann natürlich in mannigfacher, hier nicht weiter
                              									zu berücksichtigender Weise erfolgen. Anstatt T1T2 so anzulegen, dass sie in jeder Lage parallel zu
                              									einander stehen, ist offenbar unbeschadet der Wirkungsweise die in der Fig. 10 dargestellte
                              									Anordnung statthaft, bei welcher also T1T2, als
                              									Klappenthüren wirkend, stets verschiedene Winkel einschliessen. Die Dörr'sche Doppelthür erfordert natürlich auch Raum zu
                              									beiden Seiten des Schotts, also doppelt so grossen Platz wie die einfache; dagegen
                              									wirkt bei ihr der Druck des Wassers auf den einen Theil selbsthätig schliessend auf
                              									den anderen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 37
                              Schotthür von Dörr.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 37
                              Fig. 11.Verschlussvorrichtung von Casey.
                              
                           Eine nur für Durchlässe mit geringen Abmessungen geeignete, in neuester Zeit
                              									aufgetauchte Verschlussvorrichtung ist die von Casey in
                              									London angegebene; sie ist dem bekannten Kugelhahnverschluss entlehnt (Fig. 11). Den Rahmen bildet ein hohlkugelförmiges
                              									Gehäuse a zu beiden Seiten der Schottwand x; darin um Zapfen z
                              									drehbar ist die Hohlkugel b, welche gegen die Sitze c d anliegt. Der Dichtungsring d ist durch Stellringe ef nachstellbar. Die
                              									Thür ist in der Offenstellung gezeichnet, in welcher eine Bodenplatte g eine glatte Verbindung bildet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 37
                              Wagerechte Schiebethür.
                              
                           Auf die Ausbildung der wagerechten Schiebethüren hat man
                              									in geringerem Maasse das Augenmerk gerichtet; ihre Anwendung ist auch eine
                              									dementsprechend geringe. Wenn man nicht das geringere Platzerforderniss beim
                              									Einrücken gegenüber der Drehthür in den Vordergrund ziehen will, so bleiben wenig
                              									Momente, die für eine ausgiebige Benutzung der genannten Verschlüsse sprechen.
                              									Abgesehen von der vorgeschlagenen, aber wohl niemals zur Anwendung gekommenen
                              									wagerechten Rolljalousie,Brit. Spec. 528 v. J. 1894. ist die
                              									glatte, mit Rollen auf bezieh. zwischen Schienen gleitende Blechthür die einzige
                              									Repräsentantin der in Rede stehenden Kategorie. Von den Abbildungen Fig. 12 und 13 zeigt die erstere
                              									einen senkrechten Schnitt, die letztere einen wagerechten Schnitt durch eine
                              									gebräuchliche Construction. Es ist S die Schottwand und
                              										T die auf zwei Rollen r gleitende Thür. Der Rahmen derselben schiebt sich in der Füllung f. An der Thür sind Zahnstangen A befestigt, welche durch die Triebe z der
                              									seitlich von der Thür angeordneten Spindel s in dem die
                              									Thür öffnenden oder schliessenden Sinne bewegt werden können. Erforderlichenfalls
                              									lässt sich der Antrieb der Spindel s von Deck aus
                              									bewirken.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 37
                              Senkrechte Schiebethür von M'Elroy.
                              
                           Eine eingehendere Behandlung hat die senkrechte
                                 										Schiebethür oder der senkrecht gleitende Schottschieber erfahren; der
                              									wesentlichste Grund hierfür ist in der Möglichkeit zu suchen, zum momentanen
                              									Verschluss das Eigengewicht der Thür zu benutzen. Diese schiebt sich in einem
                              									Rahmen, in welchem sie nach erfolgtem Schluss in geeigneter Weise entweder von Hand
                              									oder selbsthätig gegen die Schottwand festgepresst wird. Bei einer älteren, von C. R. Simey herrührenden Construction hängt die Thür an
                              									einer bis zum Deck gehenden Stange, welche mittels Keiles festgehalten wird. Schlägt
                              									man den letzteren heraus, so fällt die Thür in Folge ihres Eigengewichts. Die Stange
                              									ist als Zahnstange ausgebildet, in welche zwecks Hochziehens des Schiebers eine
                              									Schnecke sich einrücken lässt. Der Stoss der herabfallenden Massen kann durch
                              									Kautschukpolster gemildert werden; allenfalls werden die ersteren durch
                              									Gegengewichte ausbalancirt. In etwas abgeänderter Form erscheint demgegenüber die
                              										M'Elroy'sche Ausführung (Fig. 14 und 15). Die an der Thür
                              									feste Schraubenspindel wird durch zwei seitlich angeordnete, festzustellende
                              									Schneckenräder gehoben und gesenkt. Zum raschen Niedergang löst sich das Gesperre
                              									aus. Aus den Skizzen ist erkenntlich, dass das Getriebe durch den Druck einer
                              									Spiralfeder gebremst und die letztere durch einen Hebel von Hand gespannt und
                              									gelockert werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 37
                              Fig. 16.Rothardt's Schiebethür.
                              
                           Es wird offenbar an einen guten Schottschieber einmal die Anforderung zu stellen sein, dass er sehr
                              									rasch gehandhabt werden kann, dann aber auch die, dass er in Folge einfacher
                              									Mechanismen niemals versagt. Für die Umwandlung bereits bestehender minderwertiger
                              									Einrichtungen in die Augenblicksverschlüsse aber wird ebenfalls die mögliche
                              									Anpassung der zusätzlichen Bautheile an die vorhandenen wichtig sein, da ja hier der
                              									Kostenpunkt nicht ausser Acht zu lassen ist.
                           Die Rothardt'sche, 1890 verbesserte Construction (Fig. 16) gestattet eine Umwandlung der üblichen
                              									Verschlüsse mittels Handrades E in eine
                              									Fallvorrichtung. Es hängt die Schraubenspindel des Schiebers mittels Querhauptes Q an der Fallspindel F;
                              									die letztere wird durch Excenter E, welche um an der
                              									Schottwand fest gelagerte Bolzen drehbar sind, in der obersten Stellung gehalten.
                              									Die Excenter sind so lange angepresst, als die am Cylinder C angelenkten Hebel ab gespannt gehalten
                              									werden und zwar von der unverschieblichen Bremsmutter B. Wird diese entweder mittels des Handrades R oder von Deck aus nach Abnahme des Verschlusses durch die Bremsspindel
                              										S gedreht, so schraubt sich der Cylinder C frei und löst die Excenter E. Der Stoss der fallenden Thür wird durch den im Cylinder C gleitenden, an der Fallspindel F angeordneten Kolben gemildert.
                           Eine auf englischen Schiffen übliche Einrichtung deutet die Fig. 17 an. Die Thür t hängt mit Ketten in Haken h, welche in an der Schottwand festen Bolzen sich drehen können, von
                              									Riegeln r jedoch daran verhindert werden. Werden diese
                              									etwa von Deck aus hochgezogen, so fällt die Thür t ab.
                              									Ein im Cylinder b spielender, mit seiner Stange am
                              									Schieber fester Bremskolben regelt hierbei die Fallgeschwindigkeit Die Thür t trägt auch eine Zahnstange z, in welche zwecks Hochziehens der ersteren die Schnecke s mittels Excenters e
                              									eingerückt wird. Der dichte Schluss wird meist dadurch erreicht, dass Keilflächen
                              										k der Thür (Fig. 18) in solche des
                              									Rahmens r sich zwängen, so dass die erstere gegen die
                              									Schottwand gedrückt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 38
                              Schiebethür.
                              
                           Bruno Bräuer und J.
                                 										Bischoff in Hamburg halten die Thür dadurch in der Hochlage, dass das in
                              									die an der Thür feste Zahnstange z (Fig. 19) greifende Trieb durch Sperrad s und Klinke k an der
                              									Drehung in der einen Richtung festgehalten wird. Wird dagegen von Deck aus die
                              									Stange a angezogen, so drückt der von der Schiene b, welche mit a verbunden
                              									ist, abgekröpfte Daumen c die Klinke k ab, worauf die Thür niederfällt. Bei weiterem
                              									Anziehen von a pressen die Excenter e, welche zu beiden Seiten der Thür angeordnet sind,
                              									die letztere gegen die Dichtungsflächen des Rahmens.
                           Das Bestreben, die Schlusszeit einer Thür abzukürzen, äussert sich auch in der
                              									Theilung der letzteren in eine untere und eine obere Hälfte, welche gegen einander
                              									bewegt werden. In Fig.
                                 										20 bis 22 ist
                              									eine solche, von Paterson in Glasgow angegebene
                              									zweitheilige Thür dargestellt, welche allerdings von Hand zu schrauben ist. Die mit
                              									Rechts- und Linksgewinde versehene Spindel s schraubt,
                              									wie ersichtlich, die obere Hälfte a nach abwärts,
                              									während sie die untere, an Stangen b hängende Hälfte
                              										a1 hochschraubt.
                              									Die Theile aa1 tragen
                              									an den vier Ecken Keile k, welche beim Schluss in die
                              									am Thürrahmen festsitzenden, mit stellbaren Einlagen versehenen Keilflächen f eingleiten; gegen einander schliessen die Hälften aa1 in der in Fig. 22 angedeuteten
                              									Weise durch Uebergreifen ab.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 38
                              Fig. 19.Thür von Bräuer und Bischoff.
                              
                           Die kurze Spanne Zeit, innerhalb deren sich erfahrungsgemäss die meisten schweren
                              									Katastrophen abspielen, der Umstand, dass oft eine Gefahr und ihre Ursache erst dann
                              									erkannt werden, wenn sich alle Hilfe als zu spät erweist, haben die Bestrebungen
                              									berufener und unberufener Geister dahin gelenkt, den Schluss der Thüren selbsthätig
                              									oder durch geeignete Uebertragungsmittel thunlichst von allen Stellen des Schiffes
                              									aus zu ermöglichen. Zum automatischen Schluss bietet das im Schiffsraum
                              									hochsteigende Wasser den geeigneten Ausgangspunkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 38
                              Getheilte Thür von Paterson.
                              
                           Eine selbsthätig durch fliessendes Wasser zu schliessende Thür zeigt die Ausführung
                              									der Howaldtswerke in Kiel (Fig. 23 und 24). Die senkrechten
                              									Wände a der Doppelthür schliessen einen Winkel von 60
                              									bis 70° mit einander ein; sie werden durch die wagerechten Wände b mit einander verbunden. Der Durchgang ist in Richtung
                              									des Pfeiles möglich. Die Wände a bestehen aus
                              									Buckelblech, bombirtem Blech o. dgl. Dichtungsrahmen d,
                              									sowie Dichtung e aus Leder o. dgl. liegen zu beiden
                              									Seiten des Schotts. Schwimmer s halten die Thür offen.
                              									Steigendes Wasser löst diese Sperrung, während das von einem Abtheil in das andere
                              									überfliessende Wasser den Schluss der Thür in Richtung des Durchlasses bewirkt. Der
                              									festere Anschluss soll noch durch den Kolben k (Fig. 24) erreicht
                              									werden, auf den einseitig das eingedrungene Wasser drückt, welchen Druck er mittels
                              									der Stangen c auf die Thürflügel überträgt.
                           Vorzuziehen sind diejenigen Systeme, bei denen das Bilgewasser einen Schwimmer hebt,
                              									der seinerseits die Sperrvorrichtung der Thür auslöst bezieh. das Schliesswerk zur Thätigkeit
                              									veranlasst. Eine von dem Engländer Sayer (1893)
                              									entworfene Einrichtung bedient sich eines Schwimmers, welcher in seiner höchsten
                              									Lage einen Contact schliesst. Der Strom setzt dann einen Dynamo in Thätigkeit,
                              									welcher die Muttern zweier wagerechten, an einer seitlich zu verschiebenden Thür
                              									sitzenden Schraubenspindeln verdreht. Mit der einen Mutter sitzt der Dynamo fest,
                              									während zur anderen Mutter die Umdrehung mittels Kette o. dgl. übertragen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 39
                              Selbsthätig schliessende Thür der Howaldtswerke.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 39
                              Fig. 25.Hoorweg und Vinke's Thür mit Contactvorrichtung.
                              
                           Bei der von P. N. Hoorweg und C.
                                 										H. Vinke (Budapest) getroffenen Einrichtung, welche auch durch das
                              									steigende Bilgewasser in Wirksamkeit versetzt wird, befindet sich eine
                              									Contactvorrichtung A (Fig.
                                 										25) im Bilgeraum, bestehend aus einem mit Oeffnungen a versehenen Gehäuse A, in
                              									welchem ein den Contactschluss vollführender Schwimmer b durch das Wasser gehoben wird. Bei Stromschluss tritt ein Elektromagnet
                              										e in Thätigkeit, welcher einen Schieber c derart verschiebt, dass das Druckwasser aus dem
                              									Hemmcylinder D entweichen kann. Dann vermag aber die
                              									Schotthür E durch ihr Eigengewicht den Hebel H, an dem sie aufgehängt ist, zu drehen, so dass sie in
                              									ihrer Führung herabfällt. Natürlich lässt sich die Thür E auch direct an der Kolbenstange des Hemmcylinders D oder in anderer Weise aufhängen, wobei eine Aenderung
                              									der Druckseite des Kolbens in Frage kommen würde. Der Schieber c ist übrigens mit einem Ventil v verbunden; er erhält durch den Elektromagnet e nur geringe Verschiebung, worauf das Ventil v dem Druckwasser Zutritt unter den Schieber gewährt, so dass das Wasser
                              									die weitere Bewegung des letzteren vollzieht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 39
                              Fig. 26.Paul's Schotthür.
                              
                           Auch H. Paul (Lübeck) benutzt das Bilgewasser zum
                              									Auslösen eines Gesperres, welches die unter dem Einfluss von Federn oder Gewichten
                              									stehende Schotthür offen hält. Ein Kasten h (Fig. 26) ist so überdeckt, dass nur das von unten
                              									aufsteigende Wasser über den Rand d in einen Behälter
                              										c fliessen kann. Dieser wird beschwert und sinkt
                              									herab, den die Thür festhaltenden Riegel mit sich ziehend, so dass die Thür frei
                              									kommt. Anstatt eines senkrecht herabgleitenden Kastens lässt sich offenbar auch
                              									ein solcher benutzen, welcher etwa um einen Bolzen nach unten zu schwingen vermag u.
                              									dgl.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 39
                              Paterson's Thür.
                              
                           W. Paterson in Glasgow verbindet mit seiner aus zwei
                              									Theilen aa1 bestehenden
                              									Thür (Fig. 27) einen
                              									Bremscylinder g, welcher die erstere in der
                              									Offenstellung hält und dessen Bremskolben unter dem Einfluss eines geeigneten
                              									Druckmittels, etwa Dampf, Wasser o. dgl., steht; ein Hahn h kann so gestellt werden, dass der Druck unter dem Kolben gehoben wird,
                              									worauf die Theile aa1
                              									sich gegen einander schieben. Der Hahn h wird entweder
                              									von Deck aus mittels der Zugstange z oder automatisch
                              									durch den Schwimmer s geöffnet. Durch Schaffung eines
                              									Ueberdruckes auf die untere Kolbenseite wird die Thür wieder aus einander geschoben;
                              									dies lässt sich jedoch auch von Hand mit Hilfe der Windevorrichtung op, wie aus der Fig. 28 leicht
                              									ersichtlich, bewerkstelligen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)